29 Januar 2016

Angst um mein Land

Lesedauer 4 Minuten

Vielleicht hat es etwas mit meiner Herkunft zu tun. Mein Großvater war noch in der KPD, er wird seine Gründe dafür gehabt haben. Ich glaube man kann sagen, dass meine Familie ihren Ursprung im sogenannten Berliner Arbeitermilieu hat. Ich kann behaupten, dass ich der erste Spross dieser Familie bin, der die Chance hatte ein Abitur zu machen und der den absolut freien Zugang zu Bildung hatte.

Ich betrachte diese Chance als Auftrag und Privileg. Dies war nicht immer so, es handelt sich um einen Gedanken der langsam in mir gewachsen ist. In den 80ziger Jahren hätte ich noch gesagt, dass Deutschland aus seiner Geschichte gelernt hat. Im Jahr 2016 unterschreibe ich dieses so nicht mehr. Ich bin Vater von zwei Töchtern, die ihr Leben noch vor sich haben. Ich habe in meinem Leben Brecht, Böll, Remarque, Leonhardt, Marx, Lehnin, Bernt Engelmann gelesen. Ich habe mich durch die Reden und die Rethorik eines Göbbels gekämpft. Selbst mit den Anarchietheorien eines Mühsam habe ich auseinandergesetzt, ich habe versucht die kruden Gedanken einer RAF zu verstehen. Doch jetzt schreiben wir das Jahr 2016, und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Angst vor der Zukunft meines Landes. In diesem Land habe ich zwei Kinder groß gezogen und habe versucht sie nach besten Wissen und Gewissen zu guten Demokraten zu erziehen.

Mit Begeisterung habe ich noch die letzten Ausläufer der Analysen eines Rudy Dutschke gefolgt, er wies mich auf Adorno, Sartre, Kirkegard hin. Ich habe mich durchgewühlt. Ich lebe in einer neuen Gesellschaft. Einer Gesellschaft, die sich wieder Angst machen läßt. Wir haben wieder einen religiösen Feind: Den Islam! Wieder einmal sind die Ausländer Schuld.

Mein Leben hat mich durch viele Deutsche Eckkneipen geführt. Ich habe viele Stammtischparolen gehört. Immer dachte ich, ihr seit alte Männer, ihr sterbt irgendwann aus. Ich war naiv. Ich hatte wirklich daran geglaubt, dass die aufkeimende Bildung in der Gesellschaft nach 1945 dazu führt, dass dieses Land offener wird. Ich hatte sogar darauf gesetzt, dass die Billigflüge und der damit einher gehenden Reisewelle, eine Offenheit für andere Völker entsteht. Das Deutsche begreifen, dass sie nicht die Krönung der Schöpfung sind.

In dreißig Jahren Kriminalpolizei habe ich so ziemlich jede Form menschlicher Niederungen kennen gelernt. Menschen – der weiße Affe – töten, vergewaltigen, klauen, misshandeln, dealen und brandschatzen. Egal wo sie her kommen, egal aus welchen Land. Wer sind wir bitte, dass wir irgendjemand verteufeln. Die Generation meiner Großeltern hat noch Menschen effizient zu fünft hintereinander aufgestellt, damit sie mit Kaliber 08/15 zu erschießen waren. Was bilden wir uns eigentlich ein? Wir haben noch nicht ansatzweise verarbeitet, wie es dazu kommen konnte, dass wir so etwas getan haben.

Deutsche Kultur! Ich versuche es mal so zu formulieren. Wir sog. Wessies haben das Maul aufgerissen, dass wir mit Sicherheit die DDR nicht getragen hätten. Ich habe dreißig Jahre in einer Behörde gedient, die DDR wäre zu jedem Zeitpunkt im Westen installierbar gewesen. Denn wenn wir etwas können, wir Deutsche, Disziplin und Obrigkeitshörigkeit.

Ich bin auch nicht für Islamismus – ganz im Gegenteil – aber ich weiß, das der Islamismus eine ganz spezielle Unterart des Islam ist. Ich habe gelernt zu unterscheiden zwischen Schiiten, Sunniten, Aleviten und Sufis. Und es ist auch nicht die Fragestellung, ob man gegen Islamismus ist. Entscheidend ist, dass die Islamismus Kritik zum Surfbrett dieser Penner wird, die in 20 Jahren wieder ohne Probleme fünf Leute hintereinander aufstellen.

Besonders erschreckend – DAS IST DER WESENTLICHE PUNKT – es wird wieder, es ist absolut unvorstellbar, nur auf das gehört, was die Vögel offen Kund tun. Was sie sagen, wenn die Türen geschlossen sind, wird nicht für voll genommen. Himmel Arsch und Zwirn … das hatten wir schon einmal! Adolf Hitler ist auch nicht mit der Tür ins Haus gefallen.

Unsere Situation heute ist sogar noch viel prekärer, als sie einmal war. Die Juden hatten damals ja nicht einmal etwas gemacht. Die Ballerköppe von der IS spielen diesen Pennern von der AfD, NPD, PEGIDA und wie sie alle heißen ja auch noch in die Hände. Auch die Linken haben nichts, aber wirklich gar nichts, dazu gelernt. Fakt ist: Mit Links konnte man in Deutschland noch nie einen Blumentopf gewinnen und schon gar nicht mit Gewalt von Links.

Die gesamte Nachkriegsgeschichte Deutschlands ist davon geprägt, dass Deutsche analog zu Italien und Spanien sich immer eine Vaterfigur suchen. Vater Adenauer, Vater Brandt, Vater Schmidt, Onkel Kohl, Mutti Merkel … Erststimme, Zweitstimme, Bundesregierung, Bundesrat … alles Böhmische Dörfer für diese Vögel. Deutsche stehen auf personalisierte Politik und unsere Politiker tun im Rahmen ihr Machtgeilheit auch nichts dagegen. Im Gegenteil: Mutti Merkel bezeichnet sich als Staatschefin … ein Titel, der in unserem Grundgesetz für sie nicht vorgesehen ist.

Diese gelernten Politiker, also Menschen, die nichts anderes in ihrem Leben gelernt haben, als sich in einer Partei durchzusetzen treiben uns in die Katastrophe. Ich habe mich in einer Partei versucht zu engagieren. Im Ergebnis musste ich feststellen, dass sich dort Menschen versammelt haben, die sich hinter einer Sprache und hinter einem Regelwerk verstecken, welches kein standardmäßig sozialisierter Mensch verstehen kann, und ich bin immerhin Dipl. Verwaltungswirt.

Ich glaube, wir haben ein Problem. Wir haben es versäumt charismatische Gegenpole zu den Populisten zu entwickeln. Meine Generation hat sich auf Schmidt. Brandt, Strauss, Wehner, Otto Graf von Lambsdorf, Heiner Geissler verlassen und wir haben versäumt, entsprechende Persönlichkeiten nachzuziehen. In meiner Behörde würde ich sagen, die Herrschaften haben es aber auch versäumt, Nachwuchs nachzuziehen … und was sie nach gezogen haben ist Schrott. Sorry!

Ja Frau Roth, als Managerin der Scherben mögen sie eine brauchbare Funktion gehabt haben, es sah auch ganz lustig aus, wie sie auf das Schlagzeug gehauen haben, Frau Kühnast, sie mögen als Sozialarbeiterin in Tegel ihre Qualitäten gehabt haben, ich kenne ein verstorbenes Familienmitglied, der eine andere Auffassung hatte. Ein dickes Sorry an die Absolventen meines Gymnasiums, die jetzt in die Berliner Politikszene aufsteigen … doll ist das nicht, was ihr da an Farbe bekennt.

Ich schließe sehr nachdenklich am Ende dieses Beitrages …


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Verfasst 29. Januar 2016 von Troelle in category "Uncategorized

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