Bildung als Fluchtursache?

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In der Huffington Post ist ein Artikel erschienen in dem eine neue Fluchtwelle prognostiziert wird. Im Artikel wird eine gewisse Ratlosigkeit der Betreiber einer Studie beschrieben. In Nordafrika haben immer mehr Menschen Bildung, aber keine Perspektive. Laut der Untersuchenden hätte es doch ganz anders kommen müssen, hierbei wird Asien als Beispiel angeführt.

Ich erinnere mich bei diesem Artikel spontan an die Initiative einiger Hannoveraner, die Flüchtlinge zu einem gemeinsamen Essen und anschließenden Gesprächsabend einluden. Wir saßen da zusammen mit Flüchtlingen aus Marokko, Tunesien, Afghanistan und dem Irak. Meine rudimentären Französischkenntnisse führten dazu, dass ich mich mit einer fünfköpfigen  Gruppe sogenannter Wirtschaftsflüchtlinge aus Nordafrika unterhielt. Durchaus gebildete junge Männer im Durchschnittsalter von 25 Jahren. Sie berichteten von ihrem Studium und der sich anschließenden Perspektive in ihren Ländern. Kurz: Gar keine Perspektive. Teilweise verdienten sie umgerechnet 5 EUR pro Tag und dies als Akademiker in durchaus vernünftigen Berufen. Bauingenieur, Juristen, Techniker und Lehrer. Ihnen war klar, dass sie vermutlich wieder die Heimreise antreten müssten. Aber alle sagten mir, sie wollten wenigstens den Versuch unternehmen etwas aus ihrem Leben zu machen. Ein nur allzu menschlicher Zug. PEGIDA Aktivisten würden jetzt sagen, die sollen erst einmal in ihrem eigenen Land etwas auf die Beine stellen. Mag sein – aber wie? Sind nicht viele der Demonstranten in Dresden genau die Menschen, die in Deutschland nichts verändern? Sie fordern vom Deutschen Staat die Unterstützung ein, per Demonstration, sind aber nicht dazu in der Lage sich in den Parteien durchzusetzen, immerhin in einem demokratischen Staat. Diesen Aktivisten muss man leider sagen: Selbst nicht hinbekommen – 6 – setzen!

In den 20ziger Jahren versuchte Marokko sich  unter der RIF Bewegung westlich anzunähern, dieses aber unabhängig von den Kolonialstaaten. Das Ergebnis war u.a. ein Giftgaskrieg gegen die damals Aufständigen und die Einsetzung eines Diktators. Ab diesem Zeitpunkt folgte eine wechselhafte Geschichte, die Marokko stets zum Spielball internationaler Interessen im Nahen Osten machte. Frankreich, Spanien und USA hatten alle ihren Anteil. Am Ende dominierte, wie in allen Staaten dieser Region, die Religion. Mal wieder ist festzustellen – unser Anteil ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

Wieder einmal stehen wir gemeinsam, also meine jungen Gesprächspartner und ich vor dem Scherbenhaufen längst zurückliegender politischer Ereignisse. Noch im Jahr 1952 sah die ZEIT Marokko als eines der zukunftsreichsten Länder an. Auch heute wird wieder vom wirtschaftlichen Aufschwung gesprochen. Aber wer profitiert? Marokko hat die West-Sahara besetzt. Warum? Ganz einfach – dort gibt es Öl! Wer fördert das Öl? Norwegen und Frankreich. Ebenso verhält es sich mit der Fischwirtschaft – wem gehören die Netze? Spanien.

Wie bei den Betreibern der Studie macht sich bei mir eine gewisse Ratlosigkeit breit, aber aus anderen Gründen.

Die Intoleranz auf beiden Seiten

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Was ist passiert? Da kommt ein junger Mann auf die Idee sich bei der Partei “die Linke” zu engagieren. Er ist Angestellter beim LKA in Dresden. Angestellter! Dieses nicht einmal im Ermittlungsdienst, sondern im Bereich der technischen Auswertung. Jetzt könnten sich eigentlich einige freuen. Polizisten sind offensichtlich nicht nur bei der AfD oder bei den Republikanern, sondern sind durchaus dazu in der Lage politisch ein paar Zentimeter weiter zu denken.

Weit gefehlt … auf dem Portal linksunten.indymedia.org wird der junge Mann an den Pranger gestellt, mehr noch, es wird ihm vage unterstellt – als Informant aktiv zu sein. Es ist durchaus lesenswert, was da so an Kommentaren steht.

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Was sagt mir dieser Beitrag? Nun zunächst einmal haben die Kommentatoren nicht verstanden wer die “die Linken” sind. Von der Abschaffung des Grundgesetzes und Auflösung des Staats ist da nämlich keine Rede mehr. Von der Veränderung der Verhältnisse durchaus. Des weiteren stellen sich die Kommentatoren selbst als Staatsfeinde dar. Ihre Verfolgung durch Verfassungsschutz und polizeilichen Staatsschutz, wenn sie versuchen ihr Ziel den Staat mittels Gewalt zu zerstören, ist also vollkommen berechtigt.

Lösungen für die Zeit nach dem Umsturz werden im Regelfall nicht angeboten. Die Kenntnisse über das Grundgesetz -wenn von menschenverachtend gesprochen wird – scheinen lediglich rudimentär zu sein. Nun, dies war vorher auch schon bekannt.

Was aber in  letzter Zeit auffällt, ist ein verstärktes Aufkommen von Gewalt dieser Radikalen. Insbesondere dann, wenn Rechte und Linke aufeinander treffen. Wie wir aus unserer Deutschen Geschichte wissen, ist der Bürger – ob nun Arbeiter oder Mittelschicht – ziemlich allergisch gegen Unruhen. Nur allzu schnell werden Leute gesucht, die die Ruhe wieder herstellen.

Es besteht die Gefahr, dass die Rechten immer mehr Zulauf bekommen, weil die linken Wirrköpfe immer mehr am Rad drehen. Ich finde dies besorgniserregend. Allzu lange haben wir es versäumt einen echten Dialog zu führen. Wir müssen schleunigst gegen die Ursachen von Radikalisierung vorgehen. Zielgruppe sind besonders Jugendliche, Heranwachsende und Jungerwachsene. Etablierte Politiker haben offensichtlich in Gänze bei diesem Thema versagt. Die Mehrheit dieser Zielgruppe ist tolerant, engagiert und durchaus politisch interessiert. Eine Minderheit erzeugt das Gefühl von Unsicherheit und Gefahr. Deshalb müssen die engagierten “Jungen” auf allen Ebenen unterstützt werden.

Der junge Mann – Christopher Colditz – verdient jegliche Unterstützung. Ich möchte nicht falsch verstanden werden, radikales Denken, Forderung nach Veränderungen, um die Ecke denken, Bestehendes in Frage stellen, ist das Vorrecht von jungen Menschen. Gewalt, Intoleranz und Zerstörung nicht. Insbesondere nicht dann, wenn die Gewalt genau den Falschen in die Hände spielt.

Ein schneller Gedanke

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“Schau Mami, da haben sich ein paar Kinder eine Höhle gebaut!” Mutter und Vater nicken, nehmen das Kind an die Hand und laufen weiter. Ort des Geschehens die Küste von Kos in der Nähe einer Hotelanlage. Bei genauerer Betrachtung liegt im Wasser ein zerstörtes Plastikschlauchboot. Neben der Höhle eine Feuerstelle, BILD0127.JPGdie mit Steinen abgedeckt wurde. Ein paar Meter weiter einige Schwimmwesten drei Kindergrößen, vier Erwachsene … Flüchtlinge! Die Flüchtlinge haben pro Person 1000,– EUR für die Fahrt nach Kos bezahlt. Mama und Papa haben einen Inklusivurlaub für vielleicht 700 EUR gebucht.

Nein Kind! Keine  Höhle! Was Du da siehst ist Deine Zukunft, Dein EUROPA, Deine zukünftige Welt … Du bist noch zu jung … und wir zu ignorant, verzeihe uns in zwanzig Jahren, wenn Du Dich an diesen Tag am Strand vielleicht erinnerst. Auch ich habe ignoriert, ich durfte an diesem Tag nicht einmal dort sein. Wie gesagt nur ein schneller Gedanke, einen Augenblick Luft geholt innerhalb dieses ganzen Wahnsinns. Ich befürchte am Ende wird man uns nicht verzeihen, aber den meisten wird das egal sein. Wir werden sagen: “So war das halt damals! Was hätten wir als kleine Leute tun sollen, wir hatten Kinder und mussten uns erst einmal um Euch kümmern!”