Verständnis für Randale?

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Kennen Sie das Gefühl von Angst? Mit Sicherheit kennen Sie dieses Gefühl. Was tun Sie wenn Sie Angst haben. Weglaufen? Immer eine ziemlich gute Idee, die die Natur so für uns auch vorgesehen hat. Wenn Sie die Option eines Fluchtwegs nicht haben, gilt es zu kämpfen, im Zweifel auf Leben und Tod. Auch darauf ist unser Organismus vorbereitet. Der Körper stellt auf Kampfmodus um.

Was tun Sie also, wenn Sie von normaler Statur sind und vor Ihnen steht ein Typ, der sehr viel größer ist als Sie und offensichtlich auch noch kampferfahren ist. Ausweichen? Sehr gute Option! Nehmen wir eine andere Situation. Sie sitzen in einem Fahrzeug. Plötzlich fängt ihre Windschutzscheibe an zu brennen. Ein Steinhagel prasselt auf Ihr Fahrzeug herunter. Überall um Sie herum brennt es. Schreie gellen durch die Straße, Explosionen sind zu hören. Was gedenken Sie zu unternehmen? Ich tippe auf Flucht!

Nehmen wir an, sie haben die Entscheidung getroffen Polizist oder Soldat zu sein. Dann ändert sich alles für Sie. Sie repräsentieren den Staat und das Grundgesetz. Sie stehen im Zweifel mit Ihrem Leben dafür ein, dass diese Ordnung basierend auf dem Grundgesetz bestehen bleibt. Meinungsfreiheit, Unversehrtheit, Gewalt darf nur vom Staat auf der Basis einer Rechtsgrundlage ausgeübt werden, die wiederum im Einklang mit dem Grundgesetz steht.

Genau dieses nimmt ihnen die Option der Flucht. Es kann nicht sein, dass das Grundgesetz mit all seinen Konsequenzen nicht durchgesetzt werden kann, weil Sie vor einem oder mehreren Gewalttätern – in der Spannweite vom gewöhnlichen Kriminellen bis hin zum religiösen Fanatiker zurück weichen. Deshalb dringen Polizisten in Wohnungen ein, obwohl sich darin ein bewaffneter Straftäter befindet, deshalb halten Polizisten bei gewalttätigen Demonstrationen ihren Körper hin, deshalb gehen Polizisten gegen mit Langwaffen und Sprengsätzen bewaffnete Fanatiker vor – weil sie an diesen Auftrag glauben. Nicht immer haben Ihre Lebenspartner, Familien oder Kinder dafür Verständnis. Lieber würden sie sehen, wenn er oder sie auch mal etwas auslassen würden.

Und dann kommt das ganze System durcheinander. Gewählte Volksvertreter positionieren sich und äußern sich öffentlich dahingehend, dass Sie die Gewalttäter und ihre Taten verstehen können. Sie kapitulieren vor der Gewalt und bieten unter dem Eindruck der Taten Verhandlungen an. Die Botschaft: “Wenn ich lange genug Gewalt ausübe, bekomme ich meine Forderungen gegenüber dem Staat durch!” Genau für die Überwindung dieser Maxime sind in den vergangenen Jahrzehnten Menschen gestorben. Ob nun Politiker, Polizisten, Piloten oder Geiseln – der Staat, das Grundgesetz und die Gewaltfrage war nie wieder seit der RAF verhandelbar.

Genau in dieses Horn stoßen aktuell Teile des Personenkreises um die Rigaer. Schriftlich drohten Sie mit der Aussage: “Wenn Ihr die Rigaer räumt, bekommt Ihr Henkel im Kofferraum zurück!” Die Botschaft ist eindeutig und stellt einen klaren Bezug zur RAF her. Interessanter Weise wird auch stets von Eskalation und Deeskalation gesprochen. Seit Jahrzehnten wird seitens der Autonomen und mit ihnen assoziierten Personen Gewalt in unterschiedlichster Form ausgeübt. Fahrzeuge, Geschäfte, Versorgungseinrichtungen, Verkehrsanlagen, Personen werden angegriffen. Wer also genau treibt die Eskalation immer weiter voran?

“Kein Wunder also, dass sich unter der gegenwärtigen Notstandsgesetzgebung (ASOG) Gruppierungen wie die Rigaer Außenwerbungs
Fraktion (RAF) formieren, um der staatlichen Exekution Einhalt zu gebieten, wie die LinX-Extremist_innnen in einer Pressemitteilung am heutigen Vormittag bekanntgaben. Slogans wie “Zeit für… Napalm. Rigaer muss brennen – CDU Berlin” überführen Henkel seiner persönlichen Kleinkriegsoffensive, um daraufhin den “Rexit” zu fordern, den sofortigen “Truppenabzug aus der Rigaer”. Einfach ist der Widerstand nicht, da alle Versuche, dem Staat und der daraus resultierenden Unmündigkeit des Individuums zu entfliehen, von Repräsentant_innen desselben instrumentalisiert werden und zu Grabenkämpfen zwischen Wahlkampfparteien führen.
“Deshalb fordern wir: Zeit für Henkels Enkel – Frankie in den Ruhestand! Und wer soll uns dann regieren? Niemand. Macht ist immer Missbrauch, Truppenabzug jetzt, raus aus der Rigaer, Krieg beginnt hier, let’s stop it here! Vietnam ist so 60er! Rexit, out of Friedrichshain! Henkel trocknen, Frankie an die Leine! Nationalstaaten aus, Kopf an, TV aus dem Fenster, olé olé olé olééé..”, twittert die RAF zum Anbruch der 168. Stunde der Besatzungszone.”

Unbekannte Verfasser auf indymedia

Mir persönlich fällt hierzu nichts mehr ein. Für diese Auffassungen und Ziele hat z.B. Frau Bezirksbürgermeisterin Herrmann Verständnis. Kleiner Hinweis, der Verweis auf Napalm ist im gewissen Sinne mittels einer kleinen Bastelei mit Seife und Benzin durchaus ernst zu nehmen. Ich persönlich kann auch das Wortspiel mit der RAF nicht nachvollziehen. 34 Menschen:

Norbert Schmid, Herbert Schoner, Hans Eckhardt, Paul A. Bloomquist, Clyde R. Bonner, Ronald A. Woodward, Charles L. Peck, Andreas Baron von Mirbach, Dr. Heinz Hillegaart, Fritz Sippel, Siegfried Buback, Wolfgang Göbel, Georg Wurster, Jürgen Ponto, Heinz Marcisz, Reinhold Brändle, Helmut Ulmer, Roland Pieler, Arie Kranenburg, Dr. Hanns Martin Schleyer, Hans-Wilhelm Hansen, Dionysius de Jong, Johannes Goemans, Edith Kletzhändler, Dr. Ernst Zimmermann, Edward Pimental, Becky Jo Bristol, Frank H. Scarton, Prof. Dr. Karl-Heinz Beckurts, Eckhard Groppler, Dr. Gerold von Braunmühl, Dr. Alfred Herrhausen, Dr. Detlev Carsten Rohwedder und Michael Newrzella

wurden seitens der Roten Armee Fraktion ermordet, ein gut gewählter Name?

Und hier noch ein wenig mehr Text von den zukünftigen Verhandlungspartnern:

Rigaer

Mir persönlich ist es absolut unverständlich, warum unter dem Stichpunkt Verfassungsfeindliche Gewalttäter ein Unterschied zwischen Rechts – und Links gemacht werden soll. Beiden Seiten darf kein Zentimeter Boden überlassen werden. Es gibt aus der Betrachtungsposition eines Demokraten kein “Schlimmer” oder “weniger Schlimm”. Wehrhafte Demokratie bedeutet, gegen alle Verfassungsfeinde anzutreten.