Die Neue Rechte – unterschätzte Anzugträger?

Lesedauer 10 Minuten

Der nachfolgende BLOG – Beitrag ist ziemlich lang u. für niemanden zu empfehlen, der ihn eben mal im “Vorbeisurfen” lesen will. Aber die Gedanken und Recherchen lagen mir am Herzen, da sie mich schon lange aufregen. 


Schon geraume Zeit stelle ich mir zwei Fragen. Erstens, wie könnte eine konkrete Entwicklung in ein von «rechtskonservativ» geprägtes Deutschland aussehen u. wie werden sie es anstellen? Letztlich handelt es sich um einen Angriff/Krieg gegen die bestehende Gesellschaft und das Zusammenleben.

SUN ZI – Die Kunst des Krieges

In der Einschätzung eines Krieges, ob man ihn gewinnen kann, fordert der berühmte General in seinem im 6. Jhd. vor Chr. entstandenen Werk “Die Kunst des Krieges”, die Prüfung von fünf Grundlagen und den späteren Vergleich mit sieben Elementen.

Zu prüfen ist seiner Aufforderung nach die moralische Führung, das Wetter, das Terrain, die Führung und die Disziplin.

Schon lange haben Taktiker verstanden, dass die Aussagen des chinesischen Generals Sun Zi auch auf jegliche andere Art von Konflikt übertragbar sind. Unter Moral versteht er die Loyalität des Volks zu den Herrschenden, dieses kann unmittelbar übertragen werden.Wetter kann als die allgemeine “politische Wetterlage” und die einzukalkulierenden politischen Problematiken, wie zum Beispiel eine Wirtschaftskrise betrachtet werden. Terrain ist der Kompetenzbereich, in dem sich der Gegner bewegt.

Unter Führung versteht Sun Zi die dazu gehörenden Qualitäten: Weisheit, Ehrlichkeit, Menschlichkeit, Mut und Strenge. Bei Disziplin betrachtet er die Strukturen der notwendigen Organisationseinheiten, die in den Krieg ziehen.

Diese Aussagen lassen sich auch von der anderen Seite her betrachten. Sind wir gegen einen Angriff gut aufgestellt oder findet ein Angreifer vielmehr perfekte Voraussetzungen für einen Angriff vor?

Sun Zi fordert dazu auf, den Feind zu ködern, Unordnung vorzutäuschen und ihn dann zu überwältigen. Außerdem soll eine Ferne vorgetäuscht werden, wenn man bereits nah ist. Der Hochmut des Feindes soll genährt werden und eine Unterlegenheit ist vorzutäuschen. Immer wenn der Feind vereint ist, muss er aufgespalten werden. Besonders wichtig ist Sun Zi, dass jegliche erfolgreiche Kriegsführung auf Täuschung beruht.

Ich will niemanden mit gesellschaftlichen Analysen langweilen, zumal ich kein Sozialwissenschaftler bin. Aber ich verstehe ein wenig etwas von Taktik, Täuschung, dem Otto – Normal – Bürger. So wie ich die Sache sehe, stehen die Türen weit offen. Propaganda, Manipulationen und Populismus sind nichts anderes als Täuschungsmanöver.

Angeblich ist die Bundesrepublik neuerdings linksseitig blind und die armen Rechten sind vollkommen harmlos. Das ständige appellieren an die niederen Gefühle der Bevölkerung, wie Angst vor einem angeblich übermächtigen Terror, geschürte Angst vor Islamisierung und Ressentiments gegenüber allem Fremden oder der angebliche Verlust einer Kultur, spaltet die Gesellschaft. Der wachsende Extremismus ist hierfür ein guter Indikator.

Die politischen Führer der etablierten Volksparteien versagen bei der Aufgabe die Bevölkerung mit realistischen Einschätzungen zu beruhigen und benehmen sich statt dessen, wie Hütehunde, die die Herde in Panik versetzen, um sie ins passende Gatter mit der Aufschrift CDU/CSU, SPD, LINKE oder GRÜN zu treiben. Unersättlicher Kapitalismus, ausgehend von Konzernen und Banken, tragen den Rest bei. Perfekte Bedingungen?

Der “Experte” Andreas Popp

Beim Surfen im Internet stieß ich auf die Person Andreas Popp. Ich hatte von Ihm bisher nichts gehört und sah mir unbedarft einen seiner Vortragsvideos an. Schon nach den ersten Sätzen schaltete ich erst einmal den Ton aus und betrachtete ihn mir als Person. Er erfüllte mit seiner Kleidung, seiner Frisur und seiner Gestik meine gesamten Sehgewohnheiten bezüglich eines windigen Finanzvertreters, der mir in einem Hotel sein tolles Konzept zur Vermehrung meines nicht vorhandenen Vermögens verkaufen möchte. Aber eines tat er nicht! Er wirkte nicht, wie einer der klassischen Verschwörungstheoretiker.

Nun schaltete ich den Ton wieder ein. Seinen Ausführungen entnahm ich, dass er irgendein PLAN B System entwickelt hatte, welches mich erst einmal sekundär interessierte. Unter dem LINK hat dankenswerterweise jemand die “Grütze” entlarvt. Scherzhaft wies Herr Popp darauf hin, dass er mal eine Waldorfschule besuchte. Seiner Aussage nach hatte er sich aus der Wirtschaft herausgezogen und widmete sich nun der Wissenschaft.

Damit suggerierte er schon mal zwei Dinge. Ich bin kein Urkonservativer, sondern ich bin auf der Waldorfschule gewesen. Ich komme aus der Wirtschaft! Deshalb bin ich in diesen Fragen kompetent. UND ich habe mich herausgezogen – ergo bin ich kein Kapitalist mehr – sondern Wissenschaftler, der Ihnen vollkommen uneigennützig etwas verkaufen will.

Anschließend informierte er die Zuhörer, dass er alt-griechisch beherrschen würde und deshalb im Gegensatz zu allen anderen wissen würde, wie das alte Griechenland funktionierte. Zentrales Thema war dann, das die Griechen immer nur von freien Dörfern gesprochen hätten, unter den Begriffen Volk und Untertan etwas ganz anderes verstanden hätten, als allgemein vermutet wird. Mal ganz abgesehen davon, dass der Mann da sehr eloquent einen ziemlichen Stuss von sich gab, notierte ich mir im Hinterkopf: “Dezentralisierung”, kleine Gruppen, die dann aber doch von einer Instanz gesteuert werden. Es muss einen Grund haben, dass er dieses ableitet.

Sehr kurz ließ er die Maske fallen und erklärte die Mehrheit für retardiert, die nicht in der Lage wären über sich selbst zu bestimmen. Als Beweis führte er die Gauß-Verteilung an, der nach seiner Auffassung die Verteilung der Intelligenz nur auf wenige abfällt, während die Mehrheit schlicht dumm ist. Natürlich beruhigte er sofort alle Zuhörer, die mit der Anwesenheit bei der Veranstaltung bewiesen hätten, dass sie zu den wenigen Intelligenten gehören würden. (Nur böswillige denken sofort an Herrenmenschen und ich bin böswillig!”)

Weiterhin ging er das Mehrparteiensystem an und forderte unterschwellig dazu auf, die Wahlen zu boykottieren, berief sich dabei aber perfider Weise immer wieder auf das Grundgesetz. All dieses tat er gar nicht ungeschickt, eine fundierte Verkäuferausbildung kann ich ihm nicht absprechen. Mein Interesse war geweckt.

Mir war klar, dass über diesen Typen eine Menge im Netz zu finden sein müsste. Den Eintrag bei PSIRAM hatte er sich wirklich redlich verdient und der Text dort, trifft es ganz gut. auch die Ausführungen im Forum sind nicht uninteressant. Auch bei Massengeschmack – TV fand ich einen sehr guten Beitrag:

Aber PSIRAM und Massengeschmack – TV übersehen meiner Auffassung nach etwas. Ich glaube nicht daran, dass es Herrn POPP nur um die Erweiterung seines Vermögens geht. Dazu ist mir sein Engagement und seine Methode zu gut aufgestellt und umfangreich.

In einem Beitrag spricht Herr Popp mit dem zur deutschen rechtskonservativen Szene assoziierten Unternehmer Michael Friedrich Vogt über die angeblichen Zusammenhänge der EU und dem Dritten Reich. Auch hier lohnt es sich den Ton auszuschalten. Professionell gefilmt sitzen die beiden voreinander, als wenn sie das seriöseste Bildungsprogramm repräsentieren würden. Als Hintergrund wurde ein Aufsteller gewählt, auf dem sich nahezu alle Reizthemen der Szene wieder finden.

2017-07-20

In diesem Gespräch laufen die beiden zur Hochform auf. Ich beschränke mich hier auf eine zusammenfassende Hintergrundanalyse.

Das “Schwert” des Gegners wird ergriffen und umgedreht. Nicht sie sind die Gefahr für die Demokratie, sondern die anderen, die sich nicht richtig mit dem Dritten Reich auseinandersetzen, die Parteien und die Leute, die Emanzipation, andere Werte und kulturelle Öffnung fordern. Und beide befinden sich immer auf dem Boden des Grundgesetzes. De facto versuchen sie das Grundgesetz gegen sich selbst zu wenden.

Das Dritte Reich wird als die perfide dunkle Zeit der deutschen Geschichte beschrieben, mit anderen Worten, den Zuhörer wird eine komfortable Autobahn gebaut, sich dem Rest der Ausführungen zu öffnen. Was folgt ist ein böser Schachzug. Es gab ja auch noch eine Zeit vor dem Dritten Reich. Die beiden führen aus, dass diese Zeit von einem gesunden Geschichts- u. Kulturverständnis der Germanen geprägt war. Besonders gehen sie auf das Blutgericht von Verden ein, bei dem von Karl dem Großen eine unbekannte Anzahl von Sachsen hingerichtet wurde. Ein Geschichtsereignis, welches tatsächlich von den Nazis für Propaganda benutzt wurde, in dem sie die Rolle von Karl relativierten um die Osterweiterung begründen zu können. Immer noch befindet sich der Zuhörer auf der sicheren Autobahn.

Irgendwann schimmert aber die Verherrlichung des “Germanischen” durch. Den beiden geht es nicht um eine Analyse des Dritten Reiches. Ihre Grundaussage ist: Die rechten Strömungen in der Weimarer Republik, inclusive des “Germanenkults”, “Naturbewegung”, “Esoterik” und Familienbild waren schon in Ordnung, die rechte Sache suchte sich nur den falschen Anführer und wurde von diesem in den Abgrund geführt. Also noch einmal alles auf Null, zurück zu den Anfängen und ein Neustart, diesmal aber mit dem Wissen, wie man es nicht machen sollte. Also sprechen da definitiv keine Neo – Nazis miteinander, sondern zwei Männer die eher den Verdacht erregen mit der DAP und dem Thule – Bund zu sympathisieren.

Eine illustere Versammlung 

Einmal auf dieser Spur, fügen sich viele andere Beiträge von Herrn Popp zusammen. Ob es nun vermeintliche Experten sind, die von ihm zitiert werden, der Hang zu randwissenschaftlichen Expeditionen und vieles mehr.

Also weiter recherchieren! Schnell traf ich auf die Autorin, gelernte Hotelkauffrau/Journalist Eva Bischoff, besser unter ihrem Künstlernamen Eva Herman bekannt, welche sich mit Aufsätzen auf der Webseite des Herrn Popp www.wissensmanufaktur.net tummelt. Sehr aggressiv, reißerisch und populistisch äußert sie sich in diesen Aufsätzen zu Themen wie Flüchtlinge und Familie.

Aber die Zusammenarbeit der beiden geht weiter. Sie haben gemeinsam ein Buchprojekt unter dem Namen “TABUBRUCH. Lasst uns einfach mal über den Tod sprechen”, veröffentlicht. Wo? Natürlich im hinreichend in der Szene bekannten Buchverlags des ehemaligen Polizisten Jochen Kopp.

Beide scheinen auch privat eine Partnerschaft eingegangen zu sein. Zusammen bewohnen sie, wenn sie nicht gerade in Kanada sind, ein Haus im noblen Treppenviertel in Hamburg. Ist es da verwunderlich, dass Frau Herman in ihrem Prozess wegen Steuerhinterziehung auf ihren Offenbahrungseid verwies, demnach sie für sich und ihren Sohn lediglich 1055 EUR monatlich zur Verfügung hat? Schuld an der Misere soll ihr Ex – Mann sein, wie gut, wenn der neue Lebenspartner vermögend ist und auf Veranstaltungen zum Steuerboykott aufruft.

In laienhafter Art und Weise wird das Thema buddhistisch angegangen. War da nicht etwas? Das ehemalige NSDAP und Hitler – Verherrlicher Dietrich Bronder behauptete 1964 in seinem Buch, dass die Nazis eine Tibet Expedition unternahmen um mit den Lamas Kontakt aufzunehmen, wobei er intensiv auf den THULE – Bund hinweist. (Nebenbei war der Mann laut einiger Internetseiten auch 18 Jahre lang Bundessekretär vom “Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands”) Beide Popp und Herman betonen immer wieder die Möglichkeit einer Inkarnation (Anmerkung: Ich kann nur hoffen in der richtigen Form!”)

Hiernach habe ich mir die restlichen mitwirkenden Personen auf der Popp – Seite angesehen. Eine spannende Mischung von potenten Verschwörungstheoretikern. Ich musste nicht lange suchen:

Zu Michael Vogt steht bei Wikipedia:

Er gehört dem „Medienbeirat“ des Zusammenschlusses „Wissensmanufaktur“ an, der sich als „unabhängiges Institut für Wirtschaftsforschung und Gesellschaftspolitik“ beschreibt und bekundet, auch solches zu publizieren, was nicht der „political correctness“ entspreche. Hier kooperierte Vogt unter anderem mit dem frühen Unterstützer der AfD und Berater des BZÖ, dem Staatsrechtler Karl Albrecht Schachtschneider,[18] der antifeministischen Sachbuchautorin und ehemaligen Fernsehsprecherin Eva Herman,[19] dem Meteorologen und Leugner des Treibhauseffekts Wolfgang Thüne, dem hochrangigen, auch in rechtsextremen Periodica publizierenden Wirtschaftsfunktionär Wilhelm Hankel, dem Generalmajor a.D. und Geschichtsrevisionisten Gerd Schultze-Rhonhof und dem sich auf Gottfried Feder berufenden „Wirtschaftsfachmann“ Andreas Popp.

Seite „Michael Vogt“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Juli 2017, 17:48 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Michael_Vogt&oldid=167376455 (Abgerufen:20. Juli 2017, 23:31 UTC
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Wer den Namen und den Organisationen auf die Spur geht, landet im Wirrwar des allgemein als “Neue Rechte” bezeichneten Netzwerks, welches sich unter anderen bei den Montagsdemonstrationen auf dem Potsdamer Platz in Berlin versammelte. Hierzu äußerte vor drei Jahren der von der ZEIT als Experte bezeichnete

“Das ist im Prinzip nichts Neues”, sagt der Rechtspopulismus-Experte Alexander Häusler. Er sieht in der Zinskritik und dem Antiamerikanismus der Protestler typische rechte Verschwörungstheorien. Für eine Neue Rechte oder gar eine Bedrohung hält er die Bewegung jedoch nicht – dafür sei sie zu heterogen. “Das ist keine in sich konsistente Bewegung.”

Quelle: Die ZEIT, 22. April 2014 Die ganz eigene Welt der Montagsdemonstrationen

Alles vollkommen harmlos?

Ich bin kein Sozialwissenschaftler, dennoch kann ich mich dieser Beurteilung überhaupt nicht anschließen. Für den Otto – Normal – Verbraucher sind in der allgemeinen Diskussion die “gefährlichen Rechten” Rechtsextremisten der NSU, Skinheads, Nationale Front, Neonazis und ähnliche Vertreter. Meiner Meinung nach sind das nur die “Blöden”, im übertragenen Sinne die ausführenden dumpfen Schläger, die einst von der SA gestellt wurden.

Schaue ich mir die Ideen und Zusammenschlüsse der hier genannten Personen, ihre finanziellen Möglichkeiten, Titel und Reputationen an, kann einem vor dem Hintergrund der anfangs genannten Ausführungen eines Sun Zi die Angst in die Knochen fahren.  Wie mehrfach geschrieben, machte ich bei den Beiträgen mehrfach den Ton aus. Dabei habe ich auch die Leute im Plenum geachtet. Darunter befanden sich mehrheitlich Menschen, die dem Habitus nach niemals auf die Idee kommen würden, in wessen Fänge sie da hinein geraten.

Die Bewegung ist nicht konsistent?

Das war die völkisch – antisemitische Bewegung anfangs auch nicht. Antisemitisch ist auch ein alter Hut, den niemand mehr aus dem gehobenen rechten Genre benötigt. Der wurde längst gegen Anti – Islam u. umfassende Weltverschwörungstheorien ausgetauscht. (Herr Popp erwähnt gern in Nebensätzen Chemtrails!)

Es ist wieder zulässig Superlative zu benutzen, politische Zusammenhänge mit naturwissenschaftlichen Begriffen zu belegen und das Völkische in den Vordergrund zu schieben. Rhetorische Reden dieser Leute muten an, als wenn sie posthum von Goebbels geschrieben worden wären. Dies ist alles sehr besorgniserregend.

In informierten Kreisen (diese Aussage masse ich mir mal an) hinreichend bekannt, dass die rechte Szene von versierten Juristen beraten wird. Hierzu werden Seminare in unterschiedlichen Institutionen abgehalten. Dort wird dem “Mob” vermittelt, wie er sich gegenüber der Polizei zu verhalten hat, welche Sprüche skandiert werden dürfen usw. (Es ist zum Beispiel verboten “Blut und Ehre” zu skandieren, während “Ruhm und Ehre der Waffen – SS, erlaubt ist.)

All diese Dinge weisen die von mir hier erwähnten Personen selbstverständlich weit von sich. Und wie ich darlegte: Vollkommen zu recht! Denn das war ja der “Dunkle perfide Teil der Deutschen Geschichte”, von dem sich alle distanzieren. Ihr Plan besteht ja darin, nochmals auf dem ehemals vorhandenen deutschen Kulturboden anzusiedeln. Germanen und Sachsen, die frei und ungezwungen Gott in der freien Natur huldigen. Deutschland aufgeteilt in viele kleine Freistaaten, dessen elitäre Führer einer intellektuellen Clique zuarbeiten, denn dieses hat Herr Popp preis gegeben: Nur wenige sind intelligent genug! Der immer wieder verwendete Begriff “Republik” erweckt auch kein Misstrauen, immerhin leben wir in der Bundesrepublik. Nur ist eine Republik zunächst einmal nur eine Regierungsform ohne Monarch.

So könnte also die Republik der “Neuen Rechten” aussehen. Eine elitäre vermeintlich Intellektuelle Oberschicht regiert über die breite dumme Masse in einer wie auch immer aussehenden Republik ohne Parteien. Da ist jede Menge Platz für Spekulationen. Auf jeden Fall würde ich mir als besorgter Wut – Bürger, bei der Teilnahme an einer in diese Richtung ausgerichteten Veranstaltung, gut überlegen, für was mich der Redner am Mikrofon hält. Unter Umständen denkt er an einen Dummbatz, der es nicht besser verdient hat. Nachdenken würde ich über das Menschenbild dieser Typen machen. Ich wünschte, der eine oder andere Zuhörer würde sich überlegen, warum die Weimarer Republik scheiterte und wo wir landeten. Es ist nicht nur die Verfassung von Weimar verantwortlich, sondern auch der Zeitgeist der damals in Teilen der Bevölkerung herrschte.

Als sich die Leute damals feststellten, dass es offensichtlich eine Interpretationsfrage ist, wer denn intelligent ist, was dem Volke nutzt und der Vernunft entspricht, war es zu spät und die Bücher brannten. Bei den Recherchen zu Herrn Popp und seinen Gesinnungsgenossen, stieß ich immer wieder darauf, dass sie sich auf die Philosophie des Humanisten und Aufklärers Immanuel Kant beriefen. Das klingt immer gut! Jemand, der sich als Humanist bezeichnet, kann nicht verkehrt sein. Doch Kant ist auch nicht die Antwort auf alle Fragen u. ich erahne, dass Leute wie Herr Popp ihn nur sehr rudimentär kennen.

Nietzsche bezweifelte in seiner Erkenntnistheorie und im Perspektivismus die Existenz einer absoluten Wahrheit, sowie das ewige Bestehen einer menschlichen Erkenntnis oder Moral. Selbst Kant war stets klar, dass die Sache mit der Aufklärung nicht so einfach ist. Ein Redner, der sich ausschließlich auf Kant beruft, erzeugt bei mir immer Skepsis.

Betrüger im kriminellen Milieu arbeiten mit Symbolen, die dem Opfer Kompetenz und Wohlstand suggerieren wollen. Im vorliegenden Fall wird mit scheinbaren umfassenden historischen Wissen, angeblicher alt – humanistischer Ausbildung und wirtschaftlicher Kompetenz gearbeitet.

Einer der zahlreichen begeisterten Kommentatoren der Poppschen Auftritte hielt der Kritik eines Skeptikers entgegen, dass es doch vollkommen uninteressant wäre, wie er sein Geld verdienen würde. Ist das so? Ich denke eher nicht. Zumindest nicht dann, wenn ein wirtschaftlich “interessant” agierender Millionär Leuten erklären will, wie Deutschland zu verändern ist. Herzhaft musste ich lachen, als ausgerechnet er zum Steuerboykott aufrie.

Verwunderlich ist auch nicht, dass nahezu alle genannten Personen im Dunstkreis der AfD auftauchen, die sich gern als lupenreine Demokraten verkaufen.

 

 

Ein netter sozialistischer Abend

Lesedauer 5 Minuten

In einem beschaulichen Biergarten, traf ich letztens ein paar Vertreter eines SPD Ortsverbandes, die sich dort nach anstrengender politischer Arbeit ein paar Biere gönnten. Eine bunte Mischung von Menschen unterschiedlichsten Alters, alle eher sehr brav. Ich setzte mich dazu, stellte mich artig vor und wir kamen ins Gespräch.

Reger Anteil wurde am neuen Buch des Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh «ICH Deutsch», genommen. Nicht wenigen erschien das «ICH» auf dem Cover ein wenig zu groß ausgefallen. Auch wurde die Frage gestellt, wie es denn eine «Neue – Leitkultur» geben könne, wenn noch nicht einmal klar wäre, ob es denn so etwas wie eine «Leitkultur», überhaupt existiert. Da ich das Buch noch nicht gelesen habe, bisher nur das fragliche Cover kenne, enthielt ich mich. Aber wenigstens kann ich für mich sagen: Ja, das ICH ist definitiv zu groß und vermittelt eine eigenwillige Botschaft.

Mit einigen der Anwesenden sprach ich dann über politische Arbeit in einem Bezirk. Einer der Gesprächspartner, wie ich etwas später heraus bekam, der örtliche Leiter, betonte mehrfach, dass alles seine Ordnung haben müsse. Ich lauschte seinen Ausführungen darüber. Innerlich beschlich mich der Eindruck, dass er von der Mentalität her auch gut den Vorsitz eines Kleingartenvereins übernehmen könnte. Bisher hatte ich immer gedacht, die kleinbürgerlichen Vorstellungen wären eher bei der CDU angesiedelt. Während dieser Ausführungen beobachtete ich versteckt meine sehr junge Sitznachbarin. Ich fragte sie, warum sie sich in der Partei engagieren würde. Sie sagte mir, dass sie nicht immer nur reden wollte, sondern auch mal etwas bewegen will. Ich setzte nach und stellte die Frage, ob sie dieses bei den anwesenden Menschen tatsächlich bewerkstelligen könne. Ich interpretierte ihr Ausweichen als ein hilfloses: Nein!

Nach und nach leerte sich der Tisch. In meinem Beruf sind die letzten Anwesenden bei solchen Runden, die engagiertesten, die innerhalb des «harten Kerns», noch einmal richtig zur Sache gehen. Da irrte ich mich. «Wir haben einen anstrengenden politischen Tag hinter uns. Politik ist für heute vorbei!» Damit endete dann aber auch mein Interesse an der Truppe.

Ordnung? Vorsitzender, Kassierer, Geschäftsordnung, Tagesablaufprotokoll und alles muss seine Richtigkeit haben. Am Rande waren aber auch Aussagen zu hören: «Wenn ich dem wie üblich in den A … gekrochen wäre, hätte ich längst eine Funktion und ausgesorgt.» Irgendwoher kenne ich das sehr gut. Ich bin beruflich in einer Behördenhierarchie herangewachsen und alles an diesem Abend kam mir sehr vertraut vor. Ich habe in den zurückliegenden dreissig Jahren viel darüber gelernt, welche Eigenschaften ein Mensch haben muss, wenn er in einer Hierarchie nach oben aufsteigen will. Kompetenz ist selten ein ausschlaggebender Faktor beim Aufstieg. Auch wenn dieses natürlich von den Spitzen gern behauptet wird. Wenn ich den Tisch auf Entfernung observiert hätte, wäre mir schnell klar gewesen, wer der Vorstand ist.

Als politisch Interessierter stellt sich die Frage, willst Du Dir für Deine Ziele dieses antun? Am Ende stehst Du mit Deiner ablehnenden Haltung gegenüber solcher «Hierarchiemenschen» im Abseits und erfüllst besten Falls deren Ideen. Oder solltest Du für Deine politischen Ideale Deine menschlichen Ideale verraten? Im Ergebnis steht dann auch bei Dir selbst ein viel zu groß geratenes «ICH» auf einem Cover.

Nachdenklich verließ ich den Tisch und setzte mich an einen Tisch mit Jusos. Schnell kam das Thema, Hamburg und die Polizei auf. Assoziativ war auch die Bundeswehr schnell mit dabei. Den Wortführer fragte ich, woher er denn seine Informationen her nehmen würde. War er selbst mal bei der Polizei oder beim Bund? Hieraufhin wurde er sehr hitzig. Ein sehr junger Mann um die zwanzig Jahre forderte mich deshalb auf, doch besser den Tisch zu verlassen. Nein! Jetzt wurde es doch endlich interessant. Er konnte mein Verhalten überhaupt nicht nachvollziehen, dafür wurde der Hitzkopf ruhiger und begann sich ernsthaft mit mir auseinander zu setzen.

Trotzdem war ich sehr erschrocken darüber, dass ein Vertreter meiner eigenen Partei, ohne jegliche Differenzierung vor sich hin pöbelte. Die Polizei! Immerhin besteht die aus einzelnen Polizisten, einer taktischen Führung, einer politischen Führung und unterliegt immer noch der Weisungsbefugnis der Politik. Das war also der Nachwuchs! Ein verschrecktes Jüngelchen und ein älterer Hitzkopf. Nicht wirklich gute Voraussetzungen.

Aber immerhin beantworteten sich mir einige Fragen. Nach dem Abitur standen wir alle auf der Straße mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn? Und nun? Wo soll es hingehen? Die Kritischen und Kreativen unter uns, versuchten sich zu verwirklichen. Viele gerieten mit Autoritäten in Streit und wurden deshalb «ausgebremst». Die wandelbaren und anpassungsfähigen Vertreter stiegen nach Studiengängen wie Jura, BWL oder Verwaltung nach «Oben» auf. Machtmenschen innerhalb eines Systems, welches auf Macht und Prestige ausgerichtet ist.

Kennen Sie dieses Schulhofbild in der großen Pause? In der einen Ecke stehen die mit den bunten Haaren, den schrillen Klamotten und der rebellischen Grundhaltung. Auf der anderen deutlich größeren Seite stehen die «Angepassten», jene die von unserem Schulsystem favorisiert werden. Dann hätten wir da noch die «Intelligenzbestien», die schwer Anschluss finden. Weder die abseits in der Ecke stehenden Querschläger, noch die Intelligenzbestien wissen, dass sie in der Zukunft von den Anpassungsfähigen politisch bestimmt werden. In der Logik generieren sie sich ständig selbst auf ein Neues.

Wenn wir nicht lernen, die Querdenker zu schätzen, dieses andere Denken der Anpassung vorzuziehen, wird sich das nicht ändern. Bisher sehe ich diesbezüglich nur sehr wenige Tendenzen. Immerhin machen wir uns neuerdings Gedanken über eine Leitkultur. Es geht offensichtlich nicht um gemeinsame kulturelle Vorstellungen, die durch die Teilnahme aller Gruppenmitglieder entstehen, wandelbar und offen ist. Die Menschen, deren Zusammenleben ein Ergebnis aus dem Verschmelzen des Römischen Reiches, des Christentums und der «babarischen» Völker ist, suchen mal wieder eine Leitlinie. Der Mensch muss geleitet und geführt werden, wo kommen wir denn sonst hin?

Viele meinen dabei sicher die Regeln, die unser friedliches Zusammenleben sichern. Das ist aber keine Kultur, denn die umfasst erheblich mehr. Diese Regeln haben einen eigenen Namen, nämlich Gesetze und basieren bei uns auf dem Grundgesetz. Ein zentraler Gedanke des Grundgesetzes ist, dass in die Freiheit des Bürgers immer nur mittels Gesetz eingegriffen werden darf, welches mit dem Grundgesetz konform läuft.

Die einen fordern, dass sich Leute aus einer anderen Kultur der vorhandenen anpassen müssen und die Gegenseite fordert, dass die vorhandene Kultur auf die Neue zugehen muss. Beide übersehen, dass Kultur entsteht, ohne dass wir leitend eingreifen, es sei denn, wir leben in einer Diktatur. In der wird nämlich per Leitlinie vorgegeben, was Kultur ist, dabei entstehen dann so seltsame Begriffe wie «Entartete Kunst». Auch die katholische Kirche hat uns lange eine Leitkultur vorgegeben. Jeder der sich dieser Vorgabe nicht beugte, wurde zum Ketzer erklärt. Nehmen wir an, eine Leitkultur würde festgelegt werden, was passiert, wenn ich mich anders verhalte? Wer darf unter ethischen Gesichtspunkten die Leitlinien festlegen? Die Katholische Kirche? Der Bundespräsident? Der Deutsche Freidenker Verband? Eine noch zu schaffende Ethikkommission? Wen berufen wir dort hinein? Und auch wenn ein Saleh “Eine bunte Kultur”, fordert, so greift er doch den Leitgedanken auf. Aber wie gesagt, es gilt, dieses Buch noch zu lesen.

Querdenker des Sozialismus habe ich an diesem Abend nicht kennengelernt. Die Information, dass es sich um ein Treffen der SPD handelte, erwies sich als wichtig. Sonst hätte ich gedacht, es ist ein Treffen der CDU. Stutzig macht mich ein wenig, das ein SALEH aus der Mitte der dort anwesenden Personen hervor gegangen ist. Vielleicht geht es ihm ja mehr um die Position der Migranten in dieser Kultur. Einer sagte an diesem Abend: “Raed ist kein Kulturschaffender  oder Philosoph, sondern ein Politiker!” Politik und Kultur, nun diese Kombination dürfte Geschmacksache sein, vor allem wenige Monate vor der Wahl.

Ich werde mir mal demnächst einen Stammtisch der LINKEN und der GRÜNEN vornehmen. Mal sehen, was ich dort erlebe.

Offener Brief an Jutta Ditfurth

Lesedauer 6 Minuten

Sehr geehrte Frau Ditfurth,

wie deuteten Sie so schön in der zurückliegenden Talk – Runde bei Maischberger an: Immer mit offenen Visier, da bin ich auch dafür. Im Vorhinein muss ich sagen, diesmal (Hamburg) war ich nicht dabei, aber ich blicke auf diverse Jahre Polizeiarbeit zurück.
Mit meinem Geburtsjahrgang 1966 bin ich deutlich jünger als Sie (ich weiß klingt uncharmant, hier aber nur Erklärung), eher entsprechen Sie meinen Vorbildern in den frühen Achtzigern, bevor ich zur Polizei ging. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen die Mainzer Straße, begleitet von Ihrer politischen Freundin Renate Künast mitzuerleben, die damals vom «Räumungstango» sprach, und habe das Geschehen innerhalb der «linken Szene» in sehr unterschiedlicher Art und Weise mitbekommen.

Die Mainzer Straße hat nunmehr in Hamburg eine Wiederholung erfahren und erneut kann ich diverse Dinge nicht nachvollziehen. 30 zig! – Jahre, und nichts hat sich geändert. Der sich innerhalb der Demonstration bildende Schwarze Block existiert wie damals. Die «Schafe» stehen wie immer drum herum und schützen den Block vor dem Zugriff, damit die Polizei «doof» da steht. Pseudo – Presse rennt herum, die Freischärler stehen begleitend am Rand und warten auf Gelegenheit, Spinner rennen hysterisch schreiend durch das Geschehen und alle warten auf den Sonnenuntergang, damit der Straßenkampf richtig losgehen kann.
Sie sind ein Demo – Profi, wie ich. Wir wissen beide, welch seltsame Gestalten sich dort versammeln, wir wissen beide in welch psychologischen Randbereiche die Beteiligten von den Autonomen und Aktivisten getrieben werden, und dennoch argumentieren Sie, wie Sie argumentieren. Das verstehe ich menschlich nicht.
Wie können Sie als Profi, den Block an der Spitze als harmlos betrachten? Wir wissen doch genau, welches Anliegen diese Menschen haben. Ich räume aus meiner Sicht ein, dass der Zugriffszeitpunkt auf den Block falsch gewählt war, das hätte man in Berlin anders geregelt, aber der Zugriff hätte stattgefunden. Vermummung wegen Überwachungskameras? Also wenn ich schon demonstriere, zeige ich mich und bekenne Farbe! Das ist meiner Auffassung nach der Sinn einer Demonstration. Anders sieht es bei den eingesetzten Polizisten aus. Die Familien der Beamten müssen geschützt werden. Zu oft kam es zu Versuchen, erkannte Polizisten im Privatleben anzugehen. Dazu reichen bereits «Fahndungsfotos» von Zivilkräften, mit der Aufforderung diese bei Antreffen anzugehen. Oder das Ankleben von Zetteln, mit dem Hinweis, dass dort ein Polizist mit seiner Familie wohnen würde. Sich selbst kann man unter Umständen noch schützen, bei Frau und Kindern sieht das anders aus.

Die Unterstützungsangriffe von den Seiten her, waren auch nicht zufällig, sondern geplant. Die Taktik wurde im Vorfeld hinreichend besprochen. Sogar die Reaktionen der Normalos wurde ins taktische Kalkül einbezogen – wie immer! OK! Ich bin bereit zu differenzieren zwischen der Kritik am Polizeieinsatz an sich und den Handlungen der Gewalttäter.
Aber eines schimmert, trotz sehr genauem Zuhören bei mir durch: Ohne Polizei keine Gewalt! Ist das die Botschaft? Haben Sie vergessen, wie der entfesselte Mob in Berlin eine Tankstelle anzünden wollte? Haben Sie die «Supermollies» in der Mainzer vergessen? Zusammengeschlagene Polizisten in Zivil in Hauseingängen? Funkwagen, die in die Falle gelockt wurden, deren Scheiben zerdroschen wurden und mit Brandfackeln in Brand gesetzt wurden? Polizisten, die verzweifelt versuchten, unter dem Funkwagen vor dem Steinhagel in Deckung zu gehen, die kurz davor waren zu Schießen? Das ist alles kein Stammtisch, sondern die Realität. Die Polizei kann gegen diese Taktiken nicht gewinnen, denn dieses soll ja verhindert werden. Kleingruppenbildung, Binden der Polizeikräfte, An- und Ausziehen der Kleidung etc. vereiteln ein gezieltes ruhiges Vorgehen.

Sie sagen, bei «Welcome to Hell» muss man darüber stehen, dieser Begriff wäre in der Szene nicht negativ belegt und sie ziehen einen Vergleich zu AC/DC mit «Hells Bells». Ich bin mit dieser Musik und in diesem Umfeld groß geworden, bei mir kam die Botschaft klar und deutlich an. Schon Monate zuvor wurde ein «heißer» internationaler Empfang geplant. Wir müssen nicht darüber reden, dass die Wahl des Orts der absolute Schwachsinn war, aber die Gewaltvorbereitungen zu leugnen ist ebenso Dumpfsinn.

Auch ich finde es sehr bedauerlich, dass wegen dieser Krawalle die politische Botschaft der Demonstrationen den Bach herunter gegangen ist. Noch in der Nacht war mir klar, wie die Sache weiter laufen würde. «Die bösen Linken» würden wieder die Konservativen brüllen und die «Linken» würden wieder einmal Rücktritte fordern. Das war schon immer so, ob nun nach dem 1. Mai, Mainzer, Startbahn, Gorleben oder Brokdorf. Nun geschieht es aber in einer Zeit, in der Extremisten auf beiden Seiten erheblichen Zulauf bekommen.

Warum setzen Sie nicht alles dran, a) den Dampf aus der LINKS – Diskussion heraus zu nehmen, b) eine klare Botschaft an die Straße zu richten und c) endlich diese leidliche Polizeidiskussion zu beenden?

Bei diesen Einsätzen kann ein Mensch nur noch durchdrehen, egal wo man selbst politisch steht. Ein junger Mann, der eben noch mit Pyros eingedeckt wurde, ist zehn Minuten später immer noch auf 180!, wenn der dann auf jemanden trifft, der seiner Vorurteilsstruktur entspricht, kommt es zu unzulässigen Verhaltensweisen. Es ist nun einmal die Rolle des Polizisten, als Bollwerk zwischen den Extremisten zu stehen und immer häufiger von der etablierten Politik als Durchsetzungsmittel benutzt zu werden. Sie glauben gar nicht, wie sehr sich viele Ältere von der «Gorleben – Nummer» veralbert fühlen.

Sie haben eine politische Verantwortung in ihrem Leben übernommen. Vielleicht würde der eine oder andere Polizist auch ganz gerne «Linke» – Politische Ziele verwirklicht sehen und steht der ganzen G20 – Nummer kritisch bzw. sogar feindlich gegenüber, doch ihre rhetorischen Auftritte befördern alles ins Abseits.

Glauben sie mir, wer eine ganze Nacht lang «Steine gefressen» hat, ist etwas ungehalten, wenn die Botschaft kommt: Die Polizei ist schuld! Mehr als einmal habe ich in meinem Leben das Entsetzen über den blanken Hass in den Augen der Angreifer gesehen.

Ist es denn nicht auch die Aufgabe einer Politikerin klug und mit Weitsicht politisch zu führen? Phrasendrescherei, billige Rhetorik, Dialektik, sog. Halbwahrheiten, erleben wir jeden Tag. Der «Otto – Normal – Deutsche» wird aufgrund der Ereignisse von den «Sicherheitsschreiern» an der Wahlkabine abgeholt, im Zweifel von der CDU, im schlimmsten Fall von der AfD. Sie haben sich umfassend mit Extremismus und den Weg dorthin auseinandergesetzt. Sie kennen die Prozesse, die in eine politische Isolation führen und am Ende auch vor Menschenleben nicht mehr halt machen (u.a. aus der Forschung zur Biografie von U. Meinhoff). Aus Erfahrung – u.a. in der Beobachtung eines Jürgen Elsässer – wissen sie, wie nah Rechts- u. Linksextremismus sich stehen, wie dieses auch bei Horst Mahler zu sehen ist. All dieses, sollte sie dazu befähigen, anders an die Sache heranzugehen.
Die «Superlative» werden den Menschen in den Schädel gehämmert um von den echten Problemen abzulenken. Ich hätte mich gefreut, wenn das zum Vorschein gekommen wäre, was für mich LINKS bedeutet: intellektuell und innovativ. Leider konnte ich das in den letzten Tagen bei den Diskussionen, an denen auch sie beteiligt waren, nicht erkennen. Der Rechtsstaat war realistisch betrachtet, zu keinem Zeitpunkt in Gefahr, denn der besteht nicht aus Hamburg, da muss schon mehr passieren. Und nur, weil ein Bereich zerlegt wird, es zu Plünderungen kommt, ist die Polizei und die Welt nicht am Ende, das haben wir in Berlin am 1. Mai in den Achtzigern gelernt.
Aber eben so wenig kann von einem Versagen der Polizei gesprochen werden. Eine eigentlich nicht zu leistende Aufgabe, geboren innerhalb politischer Arroganz, wurde bewältigt, es hätte alles noch viel übler kommen können. Es galt nicht Frieden herzustellen, sondern die denkbaren Szenarien zu verhindern, und das ist gelungen. Jedes Mal, wenn es nicht zum Schusswaffengebrauch gekommen ist, kann von einem Erfolg gesprochen werden. Ich zitiere einen Autonomen: «Natürlich versuchen wir, jeden Platz zu nutzen, den man uns gibt. Werden wir nicht gestoppt, gehen wir auch die Politiker an! Aber soweit werden wir nicht kommen.»

Ich erwarte kein Distanzieren, das ist völliger Quatsch. Wer sich distanziert, muss erst einmal vorher dort gewesen sein. Hätte es sich um eine Gewalt gegen Symboliken gehandelt, wäre das etwas anderes, da sie dieses immer mal wieder als politisches Mittel in Erwägung ziehen. In Hamburg und bei den anderen Ereignissen, wurden aber keine Symboliken angegriffen, sondern Menschen. Und genau dieses haben sie in der Vergangenheit immer abgelehnt. Die angegriffenen Sachen, wurden nicht politisch, sondern taktisch ausgewählt. Da war es egal, ob es sich um einen Kleinwagen oder einen Porsche handelte. Wer in Deutschland so handelt, rollt den Kapitalismusvertretern und dem Rechtsextremismus den Roten Teppich aus und trägt am Ende die politische Mitverantwortung. Ich erinnere dabei an die Grundsätze eines Saul Alinsky, der meiner Auffassung nach richtig erkannt hat, dass ein «Negativer», der nur lange genug gedrückt wurde, eine Solidarisierung erfährt. Sinnlose Zerstörung erreicht auf diesem Wege Sympathien für die Rechten.
In Hamburg hätte diese Taktik «links» aufgehen können. Mit Wasserwerfern aufgelöste friedliche Sitzblockaden, hätten Solidarität erzeugen können. Und ich tippe mal, genau dieses versuchen sie im Nachhinein auch noch. Aber der Mob hat Ihnen einen Strich durch die Taktik gemacht. Das Ding ist durch und läßt sich nicht mehr retten. Jetzt gilt es eine Schadensbegrenzung zu betreiben, denn der politische Gegner hat Sie genau in die Ecke gestellt, wo er Sie hinhaben wollte.
Was aber zu Erwarten ist, ist eine breite gefächerte Analyse mit ein wenig Augenmerk auf die Menschen, die dort beruflich eingesetzt waren und was für das Ziel gerettet werden kann. Ich erwarte keine Antwort auf dieses Schreiben hier. Ein Nachdenken wäre schön. Politik ist auch, wenn der Bürger, seinem Volksvertreter seine Meinung sagt. Dies habe ich hiermit getan – als Bürger! Nicht als Angehöriger der Polizei, darauf lege ich sehr viel wert.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Andreas Trölsch

 

zugestellt:

2017-07-15

Links ist gleich gewalttätig …?

Lesedauer 9 Minuten

Der Reflex erinnert fatal an den Dieb, der ruft: „Haltet den Dieb!“ Denn natürlich haben Linke in Deutschland wie in allen anderen Ländern der Welt immer wieder bereitwillig zur Gewalt gegriffen, um ihre Ziele durchzusetzen, ebenso wie Rechte. Wer das bestreitet, begibt sich auf historisch ganz dünnes Eis.

Zunächst muss man natürlich klären, was „links“ eigentlich bedeutet. Kaum ein Politiker von SPD, Grünen und Linkspartei würde wohl widersprechen, wenn man definiert: Links ist Politik dann, wenn sie – tatsächliche oder vermeintliche – Gerechtigkeitsdefizite durch staatlich angeordnete, notfalls erzwungene Umverteilung zu beseitigen sucht. Das ist der Kern jedes linken Selbstverständnisses, so wie nationale oder ethnische Abgrenzung von „Fremden“ der Kern jeder rechten Gesinnung ist.

Verfolgt man, wie in den vergangenen gut zwei Jahrhunderten Linke zur Gewalt gestanden haben, so zeigt sich: Schulz und Stegner, Peter und Wagenknecht liegen mit ihren Verharmlosungen weit daneben.

Quelle:

Linke und Gewalt passen nicht zusammen? Oh doch!

Von Sven Felix Kellerhoff | Stand: 11.07.2017 | Lesedauer: 6 Minuten, Die WELT

 

Ich kann dieses: Die Linke … die Rechten, nicht mehr hören! Ebenso wenig dieses undifferenzierte Verwenden der Begriffe Extremist und Radikal. Ein radikales Denken ist durchaus noch zulässig, der Extremist hat sich aus dem Bereich des Grundgesetzes entfernt. Es gibt nicht den Linken! Ich würde immer mal ganz gern wissen, wer mir da gegenüber tritt. Marxist, Maoist, Stalinist, Kommunist, Trotzkist, Sozialist, Anarchist, Autonomer Linker, Spartakusbund oder wer sich sonst noch so Gedanken macht über die ideale Gesellschaftsform in Deutschland und Global. 

Wenn ich persönlich nicht hinnehmen will, dass sich in meinem Land Diktatoren, wie ein Erdogan, ein Putin oder ein Chinesischer Staatspräsident auf Staatskosten einquartieren, bin ich noch lange kein Kommunist. In einer modernen Welt können die auch anders miteinander kommunizieren, wegen meiner in internationalen Gewässern. Wir leben nicht mehr im technischen Mittelalter. Zu einem Bruchteil habe ich mit meinem Geld sein Essen, sein Hotelzimmer und seine Sicherheit mit bezahlt – will ich nicht! Basta!

Wenn mir eine Regierung erklärt: Wir treffen uns aber, koste es, was es wolle … ist das Feudalismus und für jede Sicherheitsbehörde ein Albtraum. Das kann vielleicht in einer von Erdogan regierten Türkei durchgesetzt werden, aber nicht hier.

Wenn ich als ein Mensch, der ziemlich genau weiß, was hinsichtlich Überwachung geht und was nicht geht, gegen eine eine Erweiterung der Möglichkeiten bin, bin ich ebenfalls noch kein Linker, sondern ein freiheitsliebender Bürger, der der Vernunft des Menschen nicht über den Weg traut. Es bestehen da nämlich ein paar Gedankenfehler. Die Polizei und ähnliche Behörden neigen aus ihrer Natur heraus dazu, lauter Dinge zu tun, die ja erst einmal nicht schaden können. Es gibt da aber eine feine Linie: Irgendwann habe ich einen Punkt, an dem die Überwachung mir mehr Einschränkungen und Gefahren beschert, als ich an Lebensqualität durch Sicherheit gewonnen habe. Das gilt ebenso für die private Marktwirtschaft. Bis zu einem gewissen Grad können Datenauswertungen zu meinem Vorteil gereichen, weil ich mich gezielter informieren kann. Ab einer bestimmten Stelle geht die Sache in Manipulation über.

Demokratie ist auch die Sache mit dem freien Willen. Bemerke den Fehler! Freier Wille! Ich unterstelle Teilen der Bevölkerung, dass sie genau diesen nicht mehr haben. Selbstverständlich haben wir freien Zugang zu allen Informationen und können überall frei unsere Meinung sagen. Für Studienanfänger gibt es diese lustigen Kurse, bei denen Studenten beigebracht wird, wie sie mit Bibliotheken und Informationsmaterialien umgehen können. In der breiten Masse wird dieses Bildung genannt. Und genau da scheitert das System. Wer keine Bildung besitzt ist anfällig für Manipulation und Propaganda. Solange dies nicht ausgenutzt wird, sondern im Gegenteil seitens gebildeter verantwortungsvoll handelnder Politiker dem entgegen gewirkt wird, ist alles in Ordnung im Staate.

Aber schon wieder ist die Fehlersuche erfolgreich. Immer mehr Dilettanten tümmeln sich auf den Bänken der Landtage und im Parlament. Einigen würde ich gern das Grundgesetz stundenlang um die Ohren hauen, schon damit sie nach einer Stunde alleine nur die Zuständigkeitsregelungen für Bund und Land verstanden haben. Da sind wir noch nicht bei den komplizierten Angelegenheiten. Hätten die nicht ihre Staatssekretäre/innen würde alles den Bach herunter gehen. Ich glaube manch einer dieser Leute im Hintergrund steht kurz vor einem Suizid, wenn sich die Herrschaften aus der Politik in einer Talkshow frei äußern. Von Bildung und Verantwortung kann da nicht die Rede sein. Und nicht jedes Mal kann ein Kabarettist anwesend sein, der die Kohle aus dem Feuer holt, damit wenigstens ab und wann mal dem Zuschauer klar gemacht wird, was da gerade für ein Stuss erzählt wird.

Von sämtlichen etablierten Parteien inclusive der neu aufkommenden Radikalen, wird dem armen Menschen, der immerhin noch den Willen hat, sich nicht von RTL2, Tele5, SAT1 zuschwallen zu lassen, Angst gemacht. Nur die Antworten und die Wege, wie die apokalyptischen Gefahren ausgehend von Islam, Terror, Links- und Rechtsextremismus und Flüchtlingen bekämpft werden können, sind unterschiedlich. Die Herde wird in Panik versetzt, von kläffenden Hunden eingekreist und in das passende Gehege getrieben. Wer die geschicktesten Hütehunde hat, darf sich am Ende über die meisten Schafe freuen. Politik verkommt zur Bedienung niedrigster Instinkte, statt mit staatsmännischer Gelassenheit ein Volk zu führen. Und wer das kritisiert ist prompt links.

Der neueste Trend lautet, die linksextremistische Gefahr wurde nicht gesehen und die bösen Linksradikalen wurden nicht mit staatlicher Aufmerksamkeit bedacht, während man “Rechts – Bashing” betrieben habe. Bei mir setzt in diesen Augenblicken immer Atemnot ein. Es ist eine sehr altbekannte Tatsache, dass Deutschland auf dem rechten Auge schon immer ein wenig verschleiert gesehen hat. Die Überleitung des Staatssystems von einer Demokratie in ein zentral geführtes Deutschland, unter Ausklammerung kontroverser Auseinandersetzungen, war in Deutschland schon immer das favorisierte System. Ob nun Preussen, Kaiser, Drittes Reich … patriarchalisch können wir. Weimar scheiterte und wurde übergeleitet. Selbst der real existierende Kommunismus in der DDR trug bekanntlich diese Züge, der historisch mehr als Stalinismus zu bezeichnen ist und damit dann Parallelen zum Dritten Reich zeigt. Wer das leugnet, war in Deutschland noch nie in einer Eckkneipe.

Diese “widerlichen”  “Linksintellektuellen Weltverbesserer”  konnte in Deutschland und vor allem in den Behörden noch nie jemand wirklich gut leiden. Polizei und Verfassungsschutz haben die nie aus den Augen gelassen. Ich erinnere an alte Zeiten, in denen ein Innensenator Pätzold berichtete: “Als Abgeordneter stellte ich die Frage, wie viele Informanten haben wir bei den Alternativen eingeschleust? Antwort: 5. Dann als Mitglied im Ausschuss, bekam ich die Antwort: 15, als Innensenator teilte man mir die die Zahl 30 mit. (Wobei ich mich auf die genauen Zahlen nicht festlegen will, dafür ist es zulange her.) Es ist schon spannend wie viel alle Sicherheitsbehörden über die linke Szene wissen, wenn sie doch angeblich nichts machen, während bei Rechten immer gern auf das Dunkelfeld ausgewichen wird. Das ist alles Schwachsinn und nicht sinnvoll.

Es ist auch ziemlich dämlich gegeneinander aufzurechnen. Linksextremisten agieren nun einmal anders, als Rechtsextremisten. Die einen ergehen sich in ihren schwachsinnigen Aktivismus und die anderen hauen gern mal ein paar Leute um oder treffen sich sehr deutsch in Kneipenhinterzimmern und planen dort die Aufteilung von Deutschland in Gaue. Dafür ziehen sie geneigte Personen aus der Wirtschaft und sogar aus der Justiz hinzu. Beides ist brandgefährlich, nur das Letztere in Deutschland einen prima gedüngten Nährboden vorfinden. Bei der letzten Wahl in Berlin hatte die DKP immerhin 3.500 Stimmen – Wow, was für eine politische Streitmacht.


 

G20 – Hamburg. Ein Gewaltexzess von niemals zuvor gesehenen Ausmasses wird da herbeizitiert. Selbst ein Hamburger Hauptkommissar fortgeschrittenen Alters bei Maischberger springt auf diesen Zug auf. Hier eine kleine Nachhilfe:

 

Dieses Problem besteht seit den Achtzigern, mit Pausen und immer wieder aufflammenden Neuauflagen. Auch damals fand ein Bewurf von den Dächern aus statt und das SEK wurde eingesetzt. Leider alles nicht neu! Folgerichtig zitiert der Talkshow – Tourist Bosbach einen Hamburger Polizisten, der von den Sofa – Experten spricht. Damals war es exakt genauso, wie heute. Nur nahm die Rolle von Frau Ditfurth eine Frau Renate Künast ein, die vom “Räumungstango” sprach.

Und das Polit – Establishment hat immer noch nichts besseres zu tun, als von LINKs und RECHS zu sprechen. Die Polizei als Eskalationsfaktor? Natürlich kommt es zu Übergriffen seitens der Polizei! Jeder der dies nicht nachvollziehen kann, war niemals auf der Strasse bei solchen Einsätzen. Was da auf der Straße entsteht ist eine eigene Dynamik. Die leidtragenden sind am Ende die Menschen, welche tatsächlich offen und ehrlich demonstrieren wollen.

Das ist aber alles nicht das Thema dieser Tage. Zwischen LINKS – Denken und Gewalt wird ein Gleichheitszeichen gesetzt und was denn dieses ominöse LINKS ist, bleibt entweder offen oder als irgendetwas jenseits der etablierten Politik angesetzt.

Dabei stellt sich schon über Jahre eine ganz andere Frage. Woher kommt die immer weiter ansteigende Radikalität und der Zuwachs bei den Extremisten? Und was haben die mit LINKS zu tun?

Die Politik produziert sie und die Polizei darf sich damit auseinandersetzen. Und kommt es dann zum Zusammenprall, wird der Schwarze Peter der Polizei zugeschoben. Es ist ein Vakuum entstanden zwischen einer Politischen Klasse und dem Bürger. Dies haben Politiker zu verantworten, die sich nur noch in leeren Worthülsen ergehen. “Wir haben schon immer gesagt …!” Wer kann das denn noch hören? Aber die Extremisten stehen dem Establishment in nichts nach. Wer sich auf der extremistischen Internetplattform indymedia die Kommentare durchliest, kann ebenso nur noch den Kopf schütteln. 

Schon werden die Statistiken bemüht. So viele Polizisten wurden verletzt, und so viele Demonstranten. Als ob das etwas aussagen würde. Viel spannender ist doch, welche Mittel wurden eingesetzt bzw. mussten angewendet werden?  Molotow Cocktails, die ursprünglich mal von Partisanen erfunden wurden um ein probates Mittel gegen Panzer zu haben. Steine, Eisenstangen, Pyrotechnik in Flaschen, damit die Splitter durch die Gegend fliegen, Seenotfackeln zum Entzünden von Fahrzeugen und Steinplatten aus der Höhe heraus geworfen. Das ist nicht neu, sondern schon über Jahre hinweg die Standards bei den Extremisten. Seitens der Polizei werden Räumpanzer, schweres Gerät, Blitzblend beim Eindringen in die Häuser und Langwaffen zur Eigensicherung herangeführt. Da gibt es nur noch die Frage nach einer Zahl, die nicht auftaucht. Wann haben wir die ersten Toten und wie viele auf beiden Seiten?

Ernsthaft? Was beidseitig in den extremistischen Lagern an geistigen Dumpfsinn produziert wird, ist kaum noch ohne Kopfschmerzen zu ertragen. Doch wo ist die Mitte geblieben? Wie gesagt, seit 30 Jahren werden die Auseinandersetzungen auf der Strasse für ein politisches Ränkespiel benutzt. Ein Ereignis naht, die Politik spielt die Lage zur Beruhigung der Bevölkerung herunter, es kommt zur Auseinandersetzung und im Anschluss werden die Standards formuliert: Rücktrittsforderungen und Schuldzuweisungen. Die Polizeieinheiten werden immer mehr für die Durchsetzung von Politik benutzt! DAS ist eine furchtbare Fehlentwicklung.

Parallel geht alles seinen gewohnten Gang:

“Wir akzeptieren die deutsche Zurückhaltung, was Exporte nach Saudi-Arabien angeht, wir kennen die politischen Hintergründe”, so der saudische Minister. Er äußerte sich wenige Stunden vor einem Besuch am Sonntag von Bundeskanzlerin Angela Merkel in dem Land.

Quelle: 30. April 2017, 12:02 Uhr

Kurz nach dem G20 Gipfel werden die Lieferungen wieder aufgenommen, auf das persönliche Betreiben der Kanzlerin hin, sagt die Opposition und Deutschland diskutiert über die eskalierende Gewalt auf der Strasse in Hamburg, der durchschnittliche Hartz IV Empfänger greift sich die Fernbedienung und schaut sich im Privatfernsehen die neuesten Umtriebe der Schönen und Reichen an. Der Extremist verspürt schon wieder ein leichtes Zucken im Arm und der Polizist freut sich schon auf den nächsten Einsatz, bei dem sich eine Spinnerin mit nackten Hintern vor die Polizeikette setzt und vor die Stiefel “schifft”.

Wer dabei wahnsinnig wird und aufschreit ist plötzlich ein LINKER. Alles klar! LINKS? Nein! Aber jeden Tag ein wenig radikaler. Immer mehr dazu geneigt, AfD und PEGIDA, Autonome, Parteimitglieder der LINKEN, GRÜNEN, SPD, CDU, FDP anzubrüllen: Merkt ihr noch etwas?

Fazit:

Es ist absehbar, dass die Konservativen und das rechte Spektrum die G20 Ereignisse gnadenlos ausschlachten werden. Die großen politischen Entscheidungen interessieren den Bürger nicht. Mein Auto, meine Steuern, meine Sicherheit, mein Haus, mein Bankgeheimnis und weg mit diesen Chaoten, davon wird die Hand beim Ankreuzen geführt. Natürlich werden sie versuchen die Grenzen dicht zu machen. Auch bezüglich der Überwachung, werden sie nicht Halt machen. Ich sehe am Horizont ein bitteres Szenario. “Meine lieben Kinder! Ich komme in einer Stunde wieder! Bis dahin ist hier aufgeräumt und ihr habt Euch entschieden, wo ihr am Wochenende hinfahren wollt. Passiert das nicht, werde ich bestimmen!”

Demokratie hat auch etwas mit einem erwachsenen Volk zu tun. Über einige Jahrzehnte brachte Deutschland erwachsene erfahrene Politiker hervor. Diese Generation ist abgetreten und wir tragen die letzten von Ihnen nach und zu Grabe. Übernommen haben Pubertierende, die nach dem Motto verfahren: “Der hat aber auch gemacht!”. Oder sie sind ferngesteuerte willfährige Handlungssklaven der Wirtschaft. Nicht einmal aus persönlichen Gewinnbestreben heraus, sondern weil sie dem alten Gedanken nachhängen: Über die Wirtschaft lässt sich alles regeln.

Es ist jetzt knappe 30 Jahre her, da habe ich mit einem Historiker darüber diskutiert, ob die Demokratie tatsächlich ein Erfolgsmodell für die Deutsche Gesellschaft ist. Ich erinnere mich gut, dass ich ihn als üblen Faschisten beschimpft habe, weil er starke Zweifel hegte. Heute wage ich einen anderen Gedanken. Demokratie impliziert auch eine gewisse Vernunft, Intelligenz und Willen des herrschenden Volkes, sowie seiner gewählten politischen Vordenker.
In mir keimen erste Zweifel, mein Land reagiert mir bei geringsten Anlässen zu hysterisch und lässt sich mal wieder über Angst und Buhmann manipulieren. Brecht: “Erst kommt das Fressen, dann die Moral!” Die großen Krisen kommen erst noch. Die anstehende Wirtschaftskrise, die zu erwartenden großen Flüchtlingsströme, gravierende Terroranschläge werden kommen, da ist sich nahezu jeder sicher, der halbwegs geradeaus denkt.

Ich kann nur hoffen, dass noch mehr Menschen so denken wie ich. Das Übelste, was uns passieren könnte wären meiner Meinung plebiszitäre Elemente. Denn diesen aufgehetzten Pöbel bekommt bald keiner mehr unter Kontrolle. Wenn diese Angst vor kommenden autoritären Strukturen, weil das Volk in Panik versetzt wird von unverantwortlich agierenden Politikern, Links ist – dann bin ich ein Linker.
Wenn Angst vor den aktuellen Entwicklungen und der verantwortungslose Umgang der etablierten Politiker mit den sich am Horizont abzeichnenden Aufgabenstellungen, bedeutet, dass ich links orientiert bin, ja, dann bin ich links.
Ist es “Links”, wenn ich die AfD maximal dafür geeignet halte, eine Laubenkolonie zu regieren? Ist es “Links”, wenn ich mir wünsche, dass sich die CSU bitte ausschließlich um Weideland in Bayern kümmert? Ist es “Links”, wenn ich mir den Einzug von Intelligenz in die Politik wünsche?

Ich weiß es nicht … eines weiß ich aber, Demokratie ist die Sache mit den Mehrheitsverhältnissen. 510 Mio. Einwohner hat die EU, dem stehen 7 Milliarden Menschen auf dem Globus gegenüber. Viel Freude bei einer demokratischen Abstimmung. Denken und Benehmen tun wir uns, als wenn wir am Ende am Schalter sitzen, wenn wir uns da mal nicht irren. Ist diese Demut gegenüber dem Rest des Globus gegenüber – links? Na … dann. 147 Unternehmen stellen unter dem Strich die weltweite Wirtschaft:

Veröffentlicht wird die vorliegende Studie vom renommierten Wissenschaftsjournal „Public Library of Science“ (PloS One) werden. Die bereits verfügbaren Informationen, einschließlich der im Anschluss aufgelisteten weltweit mächtigsten Unternehmen, wurden am 19. Oktober von NewScientist bekannt gegeben. Von den internationalen Medien fand es bis jetzt lediglich Mail-Online der Mühe Wert, den vorliegenden Fakten einen Artikel zu widmen.

Dan Braha, Professor für Informatik an der Universität von Massachusetts, erklärte diese Kapitalkonzentration als durchaus natürliche Entwicklung. Ihm zufolge, erwerben multinationale Konzerne gegenseitige Geschäftsanteile aus wirtschaftlichen Gründen und nicht zum Zweck einer Weltherrschaft. Allerdings ist Braha auch der Meinung, dass diese 147 Super-Unternehmen zwar in Konkurrenz zueinander stehen, sich aber trotzdem vereinigt für gemeinsame Interessen einsetzen werden. Sollte die internationale Politik Veränderungen dieser dominanten Netzwerk-Struktur fordern, so können wir davon ausgehen, dass es sich dabei um einen Angriff gegen die gemeinsamen Interessen handeln würde.

Quelle: http://www.theintelligence.de/index.php/wirtschaft/finanzen/3424-147-unternehmen-herrschen-ueber-die-weltwirtschaft.html

Wenn mir das Angst macht und ich den Verdacht hege, dass das nichts mehr mit Demokratie zu tun hat, weil meine Stimme nur noch über den örtlichen Zebrastreifen vor der Grundschule entscheidet, bin ich dann – Links? Und sympathisiere ich dann mit Autonomen? Ist es das, was mir gesagt werden soll, wenn Links mit Gewalt gleich gesetzt wird?

 

 

 

Es ist zum Verzweifeln

Lesedauer 3 Minuten

Es gibt da diese Tage, an denen man sich fragt, gehe ich jetzt lieber schlafen oder schreibe ich noch etwas. Hamburg ist vorbei und wird langsam zur Geschichte. Wie damals der 1. Mai und die Mainzer zur Folklore bei der Polizei und bei den Linken wurde. 100 x  intern und mit Teilnehmern auf der anderen Seite ausdiskutiert. Es ist gar nicht solange her, da sagte ein Teilnehmer zu mir: “Natürlich haben wir im Zweifel auch einen Toten in Kauf genommen und die Kiddies wussten nicht, was sie tun.” Ich stand auf und warf aus lauter aufsteigender Wut eine Bierflasche gegen den nächsten Baum, leider unter Beobachtung einer meiner Töchter. Alles war wieder gegenwärtig.

Die Wut auf Politikerinnen wie Renate Kühnast war wieder da, die sich bräsig präsentierte und die Polizei kritisierte. Altes Adrenalin schoss wieder durch die Blutbahnen. Aber ich dachte auch an meine eigenen Erlebnisse als Demonstrant oder als Zivi im Demonstrationszug, der selbst von den eigenen Jungs auf die Schnauze bekommen hat. Dieser Hass auf all die ganzen Dreckspenner, die nur Randale machen wollten, stundenlang darauf warteten, dass es endlich los geht. Später diese Amateure, die in Kreuzberg stolz waren, wenn sie eine Bierdose in Richtung Bundespolizei schleuderten, dieser ganze Demo – Tourismus … hey, gehen wir ins Konzert oder zur Randale. All dieses kommt wieder hoch. Dieser sinnlose Strassenkampf, ritualisierter Schwachsinn. Ich habe noch eine Tonaufnahme vom 1. Mai 1987, bei der sich mir immer noch die Nackenhaare aufstellen.

Wie oft saß ich später vor jüngeren Kollegen, die mit dem Hass nicht klar gekommen sind, der ihnen entgegen schlug. Noch heute habe ich den Blick der Kollegin vor Augen, als ich in der Kette der Demonstranten an der Adalbertstrasse stand und sagte: “Ey, Ampel ist grün, wir können nach vorne laufen!” Keine Kipping, kein Ströbele, keine Kühnast und auch nicht Jost oder Maaß, wissen was in Deinem Kopf vorgeht, wenn Du das Knallen von Mollies, die Schreie, das gellende Pfeifen, die zuckenden Lichter, das Wippen des Wagens, das Prasseln aller nur erdenklichen Geschosse, bengalisches Feuer auf der Windschutzscheibe hast oder es neben Dir einschlägt. Wenn ein Kollege neben Dir anfängt durchzudrehen, oder Du versuchst Deine Panik in der Zivilkiste zu unterdrücken, wenn sie anfangen dich auseinander zunehmen und die Steine in Dein ungeschütztes Auto fliegen. Sie wissen nicht was Du am Tage denkst, wenn eine Frau mit Hygieneproblemen Dir vor die Füsse kackt oder mit einem Zauberstab um Deinen Gruppenwagen tanzt und Dich verflucht. Wenn Aktivisten zwischen Altglascontainer “kacken” oder besoffen mit dem nackten Kopf in das Schild hinein rennen.

Nun, wir werden alle älter … Gegenhalten ist nicht die Antwort auf alle Fragen. Es muss doch auch noch Menschen mit Verstand geben. Aber mit Verlaub, weder die Politiker, welche jetzt mit einem Mal aus Tasche kommen und ein paar freie Tage spendieren, noch einer der plötzlich härtere Umsetzung fordert, noch Politikerinnen die von der Provokation seitens der Polizei sprechen – also quasi aus einer Zeitmaschine entflohen sind, braucht jemand. Lasst uns einfach direkt von Angesicht zu Angesicht miteinander reden.

Polizisten haben auch eine politische Seite und Vorstellungen. Ernsthaft? Es muss doch da im linken Spektrum auch noch normal denkende Menschen geben. Die Trash – Kiddies, die glauben mit dem Anzünden von Bahninstallationen, oder irgendwelche Vollhonkaktionen die Weltrevolution zu starten, können doch nicht alles sein. Ein paar von Euch sind doch auch in die Jahre gekommen und wollen immer noch das gemeinsame alte Ziel.

Bisweilen frage ich mich … sind denn nur noch Irre unterwegs. Vielleicht könnten ja mal die Leute aus dem normalen Umfeld nach vorn treten und sich unterhalten. Ich glaube das könnte helfen.

Prost … Zigaretten und Jim Beam ist alle …