7 Juli 2017

Bravo! Ganz toll gemacht – Idioten!

Lesedauer 3 Minuten

Protest, Demonstration, Ziviler Ungehorsam, Bürgerkrieg, friedliche Demonstranten, Randale und Krawalle, alles fliegt wie wild durcheinander. Es hätte ein erstrebenswertes Ziel gegeben: Den Mächtigen dieser Welt eine klare Botschaft zu überreichen. Doch etwas ganz anderes ist passiert.

Bereits das Motto “Welcome to the Hell”, sagte bereits alles. Zig andere Botschaften hätte man wählen können, aber die Organisatoren entschieden sich dafür. Schon konnten sich all die Menschen, die ebenso mit Kritik und bisweilen sogar mit Wut auf die Geschehnisse blicken, sich nicht mehr mit dem Protest identifizieren. Nun hat jede Bewegung ihre eigenen Kretins, damit muss man leben. Einen alten Kleinwagen anzünden, weil man gegen die Umweltverschmutzung protestieren will, muss der geneigte Zuschauer erst einmal intellektuell verkraften. Sich die Blöße zu geben und Geschäftsinhaber aufzufordern ein Plakat aufhängen zu lassen, damit die Scheibe heil bleibt, sich also auf das Niveau der Italienischen Mafia begibt, bekommt auch nicht jeder hin.

Alles sehr Schade. Schlimmer noch, ausgerechnet die Sache zu schädigen, für die angeblich gekämpft wird, ist beinahe Verrat. Denn die Regierenden haben nach dem G20 alle Argumente auf ihrer Seite, das hätte so nicht passieren dürfen. Wir haben alles richtig gemacht. Wir waren konstruktiv, haben miteinander palavert und die bösen Chaoten haben den Staat an den Rand des Chaos gebracht. Selbst die Opposition kann ihren Honig aus der Nummer ziehen. “Seht was der böse Staat macht!” Wir die LINKEN und die GRÜNEN kämpfen an Eurer Seite. Die Gewalt auf der Straße dient nur einer Sache, nämlich der politischen Instrumentalisierung.

Mal eben im Vorbeigehen hat Trump den Polen Patriotraketen verkauft und baut eine aktive Bedrohungslage ggü. Russland auf. Das wird dann wegen der Gewalt auf der Straße eben mal Durchgewunken.

Stellt sich die Frage, ob die Autonomen in ihrer Grundstruktur überhaupt noch politisch zu bewerten sind oder mehr als Hooligans. Denn eines erscheint mir offensichtlich. Hooligans interessieren sich nicht für Fußball und schädigen den Sport; der autonome Schwarze Block interessiert sich nicht für Politik und sabotiert die Sache. Es entspricht dem Zeitgeist sofort Protest anzumelden, wenn historische Ereignisse mit Vergleichen relativiert werden. Die Verwendung des Begriffes Ziviler Ungehorsam ruft meinen Protest hervor, weil damit echter Ziviler Ungehorsam aus der Geschichte mit Füßen getreten wird. Ob es nun der Salzmarsch von Ghandi war, die Norwegischen Lehrer während der Besatzung, die Holländer, die sich alle den Stern aufnähten oder Martin Luther King. Es geht dabei nicht um die Frage, ob ein G20 und das Gebahren der Mächtigen einen Zivilen Ungehorsam rechtfertigt, sondern um das, was dort auf Hamburgs Straßen geschieht.

Es wäre eine echte Chance für Leitfiguren von der linken Seite gewesen, zur klaren Distanzierung von den Schwarzen Hools aufzurufen und persönlich dort die Führung zu übernehmen. Ausgerechnet Frau Renate Kühnast hat sich wohltuend auf Twitter mit dem twittern eines Artikels über friedlichen Widerstand hervor getan. Was andere LINKE, GRÜNE oder auch ein Augstein von sich gegeben haben, ist absolut unterirdisch. Letzerer steht aber nur als Beispiel für die immer gleiche Grütze: Wenn die Polizei nicht gewesen wäre, hätte es keine Gewalt gegeben. Wie ein Mensch, der so weltfremd ist, alleine die Straße überqueren kann, ist mir unerklärlich. Selbst Gesprächspartnern aus der linksradikalen Szene geht da nur ein müdes Grinsen über das Gesicht.

Sich selbst bei der Sitzblockade zu beteiligen, deeskalierend und beruhigend auf alle einzuwirken, wie es einst die Richter in Mutlangen taten, damit eine juristische Diskussion über den Gewaltbegriff auslösten, wäre angezeigt gewesen. Die Einbindung von Künstlern und Intellektuellen, wie ehemals zum Beispiel einen Heinrich Böll, hätte der Sache geholfen. Doch auf diese Art ist ein irreparabler Schaden eingetreten, der die Bevölkerung verschreckt, das linke Lager spaltet und dem Chauvinismus in die Hände spielt.

Die Polizei hat genau das getan, was sie tun muss. Feige Vermummung, wenn man keine Straftaten begehen will, ist nicht hinzunehmen, allemal ist sie stark verdachtserregend. Bei den Ankündigungen seitens der Gewaltäter ist auch die Räumung des Camps angezeigt,solange die Veranstalter nicht aufhören herum zu eiern.

Der G20 ist ein schwarzer Tag für alle, die die gesellschaftliche und politische Entwicklung kritisch sehen. Es erzeugt beinahe einen Brechreiz, wie diese Vollhonks einem Erdogan, einem Trump und einem Putin den Ball zuspielen. Ihr müsst Euch nicht wundern, wenn sie mit Euch machen, was sie wollen. Kreuzung blockieren, sich ohne Gegenwehr entfernen lassen, die Polizei schlecht aussehen lassen … das macht Sinn. Mit kreativen Aktionen auf sich aufmerksam machen, dem Deutschen Michel zeigen, dass es der jungen Generation ernst ist, die Bevölkerung mit ins Boot nehmen … all das wäre möglich gewesen. Es gab da mal einen Mann mit dem Namen Rudi Dutschke, der sprach von den Schwätzern – den sogenannten Permanenzrevolutionären – ich glaube zu wissen, wen er von diesen Vögeln meinte, wobei der Schwarze Block bei ihm vermutlich Sprachlosigkeit erzeugt hätte.

 


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Verfasst 7. Juli 2017 von Troelle in category "Uncategorized

1 COMMENTS :

  1. By Axel Bachert on

    Klasse analysiert. Dem ist nichts hinzuzufügen!

    Antworten

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