Gedanken über das Reisen

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Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf.

Oscar Wilde 

Reisen … in unserer Zeit ein banales Wort. Die meisten Deutschen des Mittelstands fahren einmal im Jahr in den Urlaub. Sie nennen dies in der Regel: Verreisen! Ich stolperte darüber zum ersten Mal, als meine Lebensgefährtin mich darauf hinwies, dass sie dabei durchaus einen Unterschied machen würde. Ein Urlaub ist keine Reise und anders herum gilt dies ebenso.

OK! Urlaub ist in erster Linie das Verbringen freier Tage bei einer festen Anstellung. Diese Tage kann man im eigenen Garten verbringen oder einige Tage ausspannen. Das wäre dann noch keine Reise. Was ist aber, wenn ich meine freien Tage in einem fernen Land verbringe? Finden dann nicht die beiden Begriffe zusammen? Der eine wird den Zeitvertreib an einem sonnigen Strand verbringen, der nächste schnaufend und ächzend aktiv einen Berg besteigen, andere werden sich die Kultur ferner Städte ansehen. Allgemein wird dann von einer Städtereise gesprochen.

Wie war das einst mit dem Reisen? Erst machten sich Entdecker, wie Marco Polo und James Cook auf den Weg. Sie sind nicht ohne Grund die Namensgeber von Reiseagenturen. Merkwürdigerweise gibt es keine Heine, Goethe, Storm, Humboldt oder Storm Agenturen. Obwohl sie reisten und davon berichteten. Reisen war eine langwierige, kostspielige und strapaziöse Angelegenheit. Vor allem gab es noch keine Aufforderungen zum Slow -Travel, denn es gab dieses schnelle Reisen noch gar nicht.

Bei den Vorbereitungen zur meiner eigenen anstehenden Reise wurde mir bewusst, wie sehr sich selbst in meiner bisherigen Lebenszeit alles verändert hat. Noch vor dreissig Jahren stieg ich in meinen alten Golf und fuhr fünf Wochen durch Südfrankreich und war dann mal eine Weile von der Bildfläche verschwunden. Kein Internet, kein Messengerdienst, keine Emails oder ein Mobiltelefon verband mich mit denen in der Heimat. Heute? Melde Dich mal! Sag mal Bescheid, wo Du gelandet bist und ob es Dir gut geht.


Das ist keine Wertung, sondern zunächst einfach eine Feststellung. Urlaub? In der Regel findet der in einer Club – Anlage, festen Hotel oder wenigstens in einem festen Gebiet statt. Bereisen – ist dann tatsächlich noch mal etwas anderes. Die alten Risiken sind minimierbar. Damals war ich mit Traveller – Schecks unterwegs. Nicht gerade die optimale Lösung, wenn man sich verkalkuliert hat und sonntags kein Bargeld hat. Jetzt ziehe ich eine der vorbereiteten Karten. Wenn ich nicht gerade in der Mongolei vor einem Nomaden stehe, der weder mit Plastikgeld, noch mit der falschen Währung etwas anfangen kann. Auch das Risiko von Wegelagerern ausgeplündert zu werden, hat sich verringert. Und wenn, dann lassen sich die Schäden begrenzen. Ich lasse mich überraschen, aber ich glaube erst einmal, dass die wilden Abenteuer vorbei sind. Da kommen bei mir üble Erinnerungen an das Hafenviertel in Marseille hoch, oder einige Episoden Lyon, auf die ich nachträglich immer noch verzichten kann. Das mag aber auch an meinem Alter liegen. Es gibt da ein paar Sachen, die ich mir nicht mehr geben muss. In diversen Reiseführern las ich von «Tubing» und ermittelte aus dem Zusammenhang, dass es etwas mit dem guten alten Chilling zu tun haben müsse. Tatsächlich ist das Treiben im Fluss mit einem LKW Reifen gemeint. Chillen und was dazu gehört – ergibt sich aus der Partymeile, wo es angeboten wird. Ich werde alt. OK – Saufen bis zum Absturz und das Einwerfen aller nur erdenklichen Substanzen ist bei mir vorbei.
Reisen ist eine Horizonterweiterung ganz eigener Natur.

Deshalb habe ich mich auch für Asien entschieden. Europa brächte mich an Orte mit Menschen, deren Kultur und Denken, meiner zumindest sehr ähnlich ist. Asien verspricht von Anfang an Überraschungen auf allen Ebenen. Und genau das will ich. Vieles in unseren Gefilden wird mehr oder weniger berechenbar. Wie die Menschen miteinander agieren, die Persönlichkeitsstrukturen passen meistens in die in mir vorhandenen knappen 500 Stereotype, die organisierte Langeweile und das Bestreben konservatives Denken zu favorisieren, ist überall im Vormarsch.


Letztens sah ich mir mal wieder den Film «B – Movie» an. Da wurde mir das wieder sehr deutlich bewusst. 1980 – 1989, das war meine Jugend in West – Berlin. Blixa Bargeld, Soilent Green – später besser bekannt unter dem Namen «die Ärzte», David Bowie, Ton Steine Scherben, Frank Zappa, der Punk, Diskotheken wie der Jungel, Ballhaus Tiergarten, Ballhaus Spandau, das Sound und viele kleine weniger berühmte Läden, prägten uns. Berlin war damals etwas Besonderes. Im Film wird festgestellt, dass die Szene schon vor dem Mauerfall kippte. Ich hatte dies selbst noch nie so gesehen, aber der Regisseur liegt vollkommen richtig. Es ging in Drogen und Sinnlosigkeit über, der Gnadenstoß erfolgte mit dem Fall der Mauer. Heute regen sich die Spießer bereits über ein paar Texte einiger Bands bei einem Benefiz Konzert auf. Sie stimmen ein lautes Gezeter an, wenn sich einige Aktivisten in Bäumen verschanzen. Da wird von neuen Qualitäten gesprochen und niemals da gewesener Gewaltbereitschaft. Ich befürchte, sie werden es nie lernen. Sie haben es in Brockdorf und in Gorleben, nicht in Bonn und auch nicht im SO36 verstanden.

Ebenso langweilig finde ich die ständigen Vergleiche zwischen Links und Rechts. Das hatten wir alles schon und die Argumente werden nicht besser. Nein, das ist nichts mehr für mich. Dazu ist alles gesagt. Die Rechten und die Konservativen befinden sich auf dem Holzweg, ebenso wie die tendenziöse Presse, die es stets auf ein Neues versucht. Wie gesagt: Ich persönlich bin dessen müde.


Bei der Planung und Gesprächen zum bevorstehenden Asien – Trip zeigte sich in Gesprächen einiges zwischen den Zeilen. Wie kann einer auf die Idee kommen, ohne Guide oder wenigstens einem Reiseveranstalter im Hintergrund auf eigene Faust durch Thailand, Laos und Vietnam zu reisen? Ist denn das nicht viel zu gefährlich? Bist Du geimpft? Hast Du keine Angst bei dem Essen dort? Ehrlich gesagt, habe ich mehr Sorge von ein paar besoffenen Glatzen am Bahnhof – Lichtenberg auf die Kauleiste zu bekommen, als dass mich eine Straßenbande in Laos überfällt. Gleichermaßen habe ich mehr Angst, in einer Berliner Ranzkneipe in eine Schlägerei verwickelt zu werden, als in einem Hostel zwischen die Fronten zu geraten. Risiken gibt es überall. Was da um die Ecke linst, ist die typische Deutsche Haltung: Hier ist bzw. war alles wunderschön, geregelt, sauber und hat seine Ordnung. Für meine neue Meldeanschrift in Niedersachsen auf dem Land mag das zutreffen, meine Stadt habe ich anders kennengelernt und zwar von Geburt an.Reisen!

Reisen überschreitet Grenzen. Bunte Linien auf dem Papier, die oftmals nichts mit den kulturellen Gebieten zu tun haben, sondern mit politischen Entscheidungen. Anders Essen, Trinken, Schlafen, sich Fortbewegen, lässt einen sich selbst Fragen stellen. Wie oft sagen wir uns: Das ist doch normal! Jeder macht das so! Ich weiß, dass dies nicht der Fall ist und stelle mich gern erneut auf die Probe. Menschen haben Überschneidungen im Verhalten, schlicht weil sie Menschen sind. Dann gibt es noch die Eigenheiten, die sich aus den unterschiedlichsten Gegebenheiten ergeben haben. Geschichte, Religionen, Philosophien, topografische Bedingungen bringen andere Seiten zum Vorschein, die in jedem von uns vorhanden sind, nur sich nicht zeigen. Zwischen der asiatischen Philosophie und der europäischen verläuft eine Trennlinie. Während unser Denken von den alten Griechen bestimmt ist, hatten die Asiaten Buddha und Konfuzius. Wir fragen und forschen nach dem Warum und denen ist das ziemlich egal. Am ehesten wird dies an einer Aussage von Buddha gegenüber seinen Schülern deutlich. Frei wieder gegeben, fragte er seine Schüler, wie sich ein Arzt bei einem Mann verhalten solle, der von einem vergifteten Pfeil getroffen wurde. Er machte an diesem Beispiel deutlich, dass es wenig Sinn macht, wenn der Arzt vor einer lebensrettenden Behandlung erforscht, wer den Pfeil, mit welchen Bogen und Material abgeschossen hat, sondern sich erstmal um den Patienten kümmern sollte. Beide Philosophien haben ihre Berechtigung, aber es ist uns kaum möglich nicht nach dem Ursprung zu forschen.

Im Regelfall leben wir in einer Welt voller Selbstverständlichkeiten. Zum Beispiel haben wir Wohnungen, bei denen wir Wert auf die Inneneinrichtung legen. Wir halten Häuser mit Zäunen und Gärten für erstrebenswert. Ankommen und Sesshaftigkeit stellt kaum jemand in Frage. Der durchschnittliche Deutsche zahlt seine Rechnung alleine und verlangt vom Ober eine getrennte Rechnung. Unser Essen kaufen wir steril und genormt an der Kühltheke. Vieles bemerken wir überhaupt nicht mehr. Es geht nicht darum, dies alles in Frage zu stellen. Ich finde ein Bewusstsein dafür wichtig.

ICH tue dieses oder jenes, weil ich mich selbst dazu entschlossen habe, in dieser Form zu leben. Keinesfalls, weil es ein tief im menschlichen Dasein verwurzeltes Verhalten ist. Im Gegenteil, einiges dürfte eher eine Perversion von der Vorstellung des Menschen sein. Einiges machen wir sicherlich auch deshalb, weil wir es niemals anders kennengelernt haben. Die Eltern haben es vorgelebt, in der Schule wurde dem niemals widersprochen, die Nachbarn und Freunde leben nach dieser Art – aber ist es wirklich die eigene Vorstellung?


Das ist für mich Reisen. Schauen, beobachten, kennenlernen, überrascht werden, das eigene Repertoire erweitern, und vielleicht Dinge verstehen, die ich zuvor nicht begreifen konnte. Mir wird das nicht immer gelingen. Denn egal, wie sehr ich auch darauf bedacht bin, nicht der klassische Tourist zu sein, bin ich immer der Typ mit dem für andere Verhältnisse teuren Rucksack, dem intakten Smartphone, kostspieligen Klamotten und verweichlichten Verdauungstrakt. Aber immerhin habe ich die Komfortzone des Hotels und den Reiseveranstalter verlassen.Fortsetzung folgt nach dem ersten Tag in der russischen Bahn. Bin gespannt, mit wem ich meine Kabine teilen werde. Bis denne …

Wer hat es möglich gemacht?

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So sehr ich mich auch bemühe, es ist nahezu unmöglich, sich dem allgemeinen Irrsinn zu entziehen. Kopfschüttelnd lese ich in den Nachrichten und in den Social Media die Kommentare zu den Ereignissen der letzten Wochen. In Berlin haben sich alle auf Frau Koppers eingeschossen und bundesweit nehmen sie sich Maaßen vor. Irgendwo muss doch einer sein, der an allem Schuld ist. Stets frage ich mich: Was zum Teufel habt ihr denn erwartet?

Maaßen stellte öffentlich den Begriff «Hetzjagd» in Zweifel. Zunächst müsste jemand die Frage beantworten, was denn eine Hetzjagd eigentlich ist. In meinem Verständnis jagt eine Gruppe einen Einzelnen durch die Straßen bis er nicht mehr wegrennen kann und verprügelt oder tötet diesen. Durchaus kommt dies immer wieder vor. Viele Ereignisse dieser Art werden aber nicht angezeigt, weil es sich bei den Opfern meist um Flüchtlinge handelt, die dankbar sind, mit dem Leben davon gekommen zu sein. Hat so etwas in Chemnitz stattgefunden? Den allgemeinen Berichten nach nicht.

Ein bedrohlich wirkender Mob, zusammengesetzt aus den üblichen hasserfüllt vor sich hin brüllenden Grenzdebilen zog durch die Stadt. Mob/ilisiert wurden sie von im Hintergrund agierenden Strategen der rechten Szene. Weder die immer mal wieder vorkommenden Hetzjagden, noch die Existenz von rechten straff organisierten Gruppen wird gern zugegeben. Solche Sachen mundgerecht und halbwegs verkäuflich zu formulieren, ist einer der Jobs eines Verfassungsschutzpräsidenten.

Wer etwas anderes erwartet ist naiv oder verfolgt eigene Ideen. Die Versetzung in ein höheres besser dotiertes Amt, entspricht dem Standardprocedere im Öffentlichen Dienst. Jeder, der dort beschäftigt ist, kennt das. Das hat nichts mit Politik zu tun, sondern ist Alltag im Höheren Dienst. Wer dies kritisiert, rüttelt an den Grundsätzen der Traditionen. Seehofer und Konsorten machen schlicht das, was sie immer schon taten. Da kann sich Frau Nahles noch so vor den Kameras betont streitlustig geben, wäre es einer der SPD, würde es nicht anders laufen. Ich glaube auch fest daran, dass das der Deal war. Ihr dürft ein wenig ins Mikrofon maulen, aber am Ende stimmt ihr laut knirschend zu. Vermutlich wurde es deshalb nicht einmal sonderlich gut vertuscht. Warum sollte etwas versteckt werden, was alltäglich in jeder Behörde glatt durchgeht?  Trotzdem hat es etwas Lächerliches an sich.

Maaßen ist ein Behördentechnokrat – mit Sicherheit, ist der weder links noch rechts. Er ist einer, der stets im vorauseilenden Gehorsam entscheidet. Sonst wäre er nicht auf dem Posten gelandet. Seehofer offenbarte, dass er die Fachkompetenz im Bereich der Inneren Sicherheit schätze. Immerhin ist er Jurist und kennt sich mit Ausländerrecht aus. Bei Kurnaz, der auf verschlungenen Wegen in Guantanamo landete, mochten sie seine Expertise nicht – aber alles um Kurnaz herum, ist ohnehin eine gigantische Tretmine, deren Sprengstoff sich aus BKA, BND, CIA und einigen anderen Beteiligten zusammensetzt. Manch einer sollte sich mal im Stillen überlegen, ob so ein Verfassungsschutzpräsident eine ganze Menge weiß und deshalb nicht spontan kalt gestellt werden sollte.

In Berlin geht es eine Nummer kleiner. Die vermeintlichen Bösewichter heißen Koppers, Kandt und Geisel. Mindestens Koppers und Kandt sollen persönlich für die maroden Schießstände und die daraus resultierenden Erkrankungen von Polizisten verantwortlich gemacht werden. Die beiden könnten einem beinahe leidtun, wenn sie nicht genau für solche Situationen verdammt viel Geld bekommen würden. Ich habe das immer Risikozulage für Führungskräfte genannt.

Wie sieht es denn kurz zusammengefasst aus? Die Berliner Schießstände sind bereits seit Jahrzehnten vollkommen veraltet. Die Anlage in der Bernauer Straße wurde einst von den Alliierten übernommen. In einer der Hallen fand das Training der Spezialeinheiten statt. Geschossen wurde nach optischen Kriterien. War die Luft blau und niemand konnte mehr die Scheiben sehen, wurde eine Pause eingelegt. Die am Boden liegenden Hülsen wurden mit der bloßen Hand aus dem mit Schwermetallen verseuchten Schlacke Boden eingesammelt. Jeder, der dort war, musste sich bei einem Gedanken mehr, darüber bewusst sein: Das kann nicht gesund sein.

Und wie Polizisten halt so sind: Was solls … haben ja nichts anderes. Weiter machen. An mehreren Stellen muss dies Sachbearbeitern klar gewesen sein. Fest steht, es geht und ging auch anders. Im gleichen Zeitraum bekam das BKA in Berlin – Treptow eine Anlage vom Feinsten hingestellt. Da stand der kleine Berliner Beamte mit großen Kulleraugen und dachte sich: Irgendwie verarschen die mich. Aber auch in dieses Schicksal kann man sich fügen. Die vom Bund bekommen alles und wir sind der Dreck unter den Fingernägeln.

Erste Feststellung: So bitter es auch sein mag – alle haben es mit sich machen lassen. Jederzeit hätte jede weitere Schussabgabe dort verweigert werden können.Wusste dies der Präsident? Ja! Vielleicht wusste er nicht, wie gefährlich die Beeinträchtigung ist. Aber er hat in seinem Leben genug Schießstände gesehen, um zu wissen: Die Dinger hier, welche ich bereits in meiner Dienstzeit beim SEK Berlin kennenlernte, sind nicht der Stand der Dinge. Wusste dies Frau Koppers? Ich weiß nicht, ob sie jemals im Leben eine Waffe in der Hand hatte, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jenseits des Papiers ansatzweise ein Verständnis von Polizeidienst hat. Sie hat einige Dienststellen besucht und sich prompt beim SEK am Augustaplatz in die Nesseln gesetzt, aber wirklich Durchblick? Äh … Nein!

In Ihrer Zeit als Vizepräsidentin hat sie jedenfalls aus meiner Sicht nichts getan, worüber es sich lohnt, ernsthaft nachzudenken. Halt der übliche Dumpfsinn von Quereinsteigern auf der Durchreise.Auch wenn es erst einmal nicht danach aussieht, für mich gehören die aktuellen Meldungen bezüglich der in Berlin ihr Unwesen treibendes Clans mit dazu. Die sind nicht vom Himmel gefallen. Und wenn es nicht die Clans sind, dann sind es die Vietnamesen Banden, die Camorra (welche die Berliner Täter gern mit Falschgeld und Waffen verssorgt, oder auch gern zusammen mit den russischen Banden die Abnehmerseite stellt). Sie existieren in Berlin seit Jahrzehnten. Viel spannender finde ich die Tradition des Leugnens, wenn sie sich mal ein paar Tage ruhig verhalten. Dies wird dann sofort als Erfolg verkauft. So ein Blödsinn – sie wurden nur in Ruhe gelassen und konnten entspannt ihr Ding durchziehen.Spannend ist es auch, dass immer Leute aus der Deckung hervorgekrochen kommen und irgendetwas von Social Profiling, Rassismus und ähnlichen Quatsch von sich geben, wenn die Herrschaften mal etwas härter angefasst werden. Wer auf der Straße wie ein Puma im Käfig hin – und her läuft, sich in alle Richtungen absichert und mit einer dicken Karosse durch die Gegend fährt, die er nicht mit sauer verdientem Geld gekauft haben kann – ist verdächtig und verdient es kontrolliert zu werden. Wenn ein Kulturverein sämtliche Scheiben verklebt und einen Aufpasser vor der Tür zu sitzen hat, führt nichts Gutes im Schilde. Kein zwanzigjähriger Arbeitsloser gedenkt in nächster Zeit ein 50.000 EUR Fahrzeug zu kaufen, also hat er nichts in der Karre mit Händlerkennzeichen zu suchen. Alles im Bereich Rollberg – Kiez, Neukölln – Süd, Müllerstr., Pankstr. und Umgebung ist ein gefährlicher Ort. Die Polizei hat dort gefälligst jederzeit ohne weitere Gründe Personen kontrollieren zu dürfen. Wer sich breitbeinig, posend, mit einer Topfdeckelfrisur und dicken Armen durch die Straßen schiebt, ist verdächtig. So einfach könnte es sein. Außerdem sollten in diesen Bereichen spezielle Einsatzkräfte mit passender Ausbildung und Personenkenntnis in ausreichender Zahl eingesetzt werden. In der Potsdamer Straße machte man jahrelang nichts anderes – und zwar mit Erfolg. Weit über die Clans hinaus ist eine Frage ausschlaggebend: Warum immer dieses Gerede von den armen Unschuldigen und den wenigen Verdächtigen? Meiner Berufs- und Lebenserfahrung nach, entscheidet sich ein erfahrener Zivilfahnder selten für den Falschen. Ist doch mehr als praktisch, dass sich die Straßenkriminellen mittels uniformierten Auftreten selbst stellen.

In den höheren Regionen der Kriminalität wird es schon deutlich schwieriger.Wo ist die Verbindung? Wir, also die es tun, regen uns über die zugrundeliegenden Prinzipien auf. Das Prinzip, dass sich Leute ab einer gewissen Machtfülle gegenseitig selbst nach oben hieven. Wobei ich eine gewisse Schweigebesoldung bei einem ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten angezeigt finde. Wir wollen ja nicht, dass der Mann beginnt Bücher zu schreiben. Bei der Schießtraineraffäre hängen unzählige Leute mit drin, die alle eins getan haben: Sie haben die Sparpolitik auf den Knochen der Beamten ermöglicht und nicht im Kleinen und auch nicht im Großen, gegengehalten. Von A10 an, bis in die B Tarife, haben sich alle benommen, als wenn sie ihr eigenes Portemonnaie verteidigen und haben mitgemacht. Dumm gelaufen und es wird weiterhin so laufen. Der aktuelle Aufstand ist einem uralten Milieu Gesetz geschuldet.

Wenn Du Mauscheleien betreibst, musst Du ausreichend für die anderen springen lassen. Machst Du das nicht, fangen sie an zu reden. Bei der Mafia werden zusätzlich unangenehme Sanktionen angedroht. Nun, die Polizeibehörde ist am Ende mit ihren Drohungen. «Dann werden sie nicht befördert!» Ui! Das wird ohnehin nicht passieren … also Feuer frei.

Warum wird ein Maaßen einfach ins nächste Amt befördert? Weil sie es können! Warum wird die Karriere einer glatten angepassten Führungsperson, wie sie Frau Koppers darstellt, einfach weiter im System belassen?
Na, weil die anderen genauso sind und sie es können. Gelten unten die gleichen Bedingungen wie weiter oben? Nein! Auch dies ist ein Prinzip. Ein Polizeikommissar bekommt für einen billigen Plastikkugelschreiber ein Disziplinarverfahren wegen des Verdachts der Vorteilsannahme, ein Direktor ist beim Speisen mit öffentlichen Vertretern in der Situation, die Behörde passend zu vertreten. Gleiches gilt für Politiker, die zusammen mit einem Lobbyisten ganze Menüs herunterwürgen müssen. Einer muss es ja tun. Wie erläutert man dies der Kassiererin im Supermarkt, die wegen 25 Cent ihren Job verliert?Dieser kleine feine Unterschied, dass in unserer Gesellschaft nicht die gleiche Messlatte angelegt wird – stört uns. Und dann erkranken und sterben auch noch welche, während sich das Prinzip verkörpert von Frau Koppers, fortsetzt. Die «Glatten» kommen immer durch. Jene, welche durch ihren Dienst auf dem Abschnitt, in der geschlossenen Einheit oder Zivil die echte Polizei darstellen, schauen in die Röhre. Besonders bei den Leidtragenden der Schießtraineraffäre finde ich das tragisch. Alle die dort in Erscheinung treten, sind Beamte, die nicht nur in dieser Funktion 100 % gaben, sondern auch auf anderen Dienststellen, trotz aller besonderen Widrigkeiten in der Berliner Polizei ihre Knochen hingehalten haben. Da gibt es viele Gründe in der Persönlichkeit eines Menschen, warum man dieses macht. Am Ende sitzt man da und hört den gelackten Schreibtischtätern der Gesellschaft zu und erkennt, für wen man dieses getan hat. Klaus Kandt war noch der Schlaueste von allen.

Er hat rechtzeitig erkannt, wie es läuft, und hat sich einen Weg nach oben gesucht. Das ausgerechnet er mal Leuten Steine in den Weg legt, die Berlin verlassen wollen, um eine faire Chance zu bekommen, ist quasi Klassiker. Doch das sind die Regeln, wenn Du einen Pakt eingehst.Im Fernsehen triumphieren die Underdogs oftmals, doch das ist nicht die Realität, sondern das Bedienen eines Wunsches. Es ist ungemein menschlich, sich auf die Namen und Personen zu fokussieren. Mich persönlich interessiert mehr das Drum herum, welches jenes Verhalten fördert und das andere zum Werkzeug verkommen lässt. Wie heißt es doch: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wenn ich Menschen von ihrer Person ablöse und sie zu einer Alphanumerischen Variabel umwandele, in der die Position im Alphabet und die Höhe der Zahl darüber entscheidet, wie ich mit ihm umspringe, hat das meiner Meinung nach nichts mit Würde zu tun.Wo ist der Bezug zu den Clans bzw. Kriminalität? Ich wiederhole mich. In einer Gesellschaft, in der Statussymbole, Titel und das Talent, sich in einer Hierarchie nach oben zu boxen, ausschlaggebend sind, hingegen Lebensleistung, Verantwortungsübernahme, kritisches Denken, Persönlichkeit, für einen sozialen und monetären Aufstieg eher hinderlich sind, braucht sich nicht niemand zu wundern. Vor einiger Zeit las ich ein Buch über die Berliner Sparvereine in den Zwanziger Jahren. Einer der Vorsitzenden dieser Kriminellen sagte zu den Satzungen des Vereins: «Betrügen, Diebstahl, Prostitution sind nicht ehrenrührig, dass macht jeder Politiker auch … nur anders.»Ein ziemlich penetrant in meiner Timeline bei Twitter auftretender Bekannter, forderte von mir eine Aussage ein, wie ich es denn ändern wolle bzw. welches System ich favorisieren würde. Mit System hat das nichts zu tun. Es sind soziologische Prozesse, die mit Sicherheit nicht Leute wie ich ändern werden.

Georg Grimm schreibt in der Einführung zum Buch «Die Lehre des Buddho» :« … Religiös ist aber eine Weltanschauung, wenn man sich seinem Gewissen verpflichtet fühlt, auch auf eine Sicherung seiner großen Zukunft nach dem Tode bedacht zu sein, sich an diese Verpflichtung gebunden erachtet (religatur), gleichviel ob man dabei an einen persönlichen Gott glaubt oder nicht.
Das ist der eigentliche Sinn des Begriffs Religion, so befremdend diese Definition dem modernen, in diesem Sinne durchaus areligiösen Menschen auch erscheinen mag. Wegen dieser seiner Gewissensverpflichtung sieht sich ein religiöser Mensch insbesondere genötigt, sein Handeln nicht mehr ausschließlich auf die hemmungslose Befriedigung der Gier nach sinnlichen Genusse einzustellen, sondern auch die Folgen zu erwägen, die sich aus einem solch brutalen Egoismus für das kommende Leben ergeben könnten. … Fehlt diese das Gewissen verpflichtende Hemmung, so kann es höchstens zur Zivilisation kommen, zur Verfeinerung der Genusssucht, zu deren Befriedigung man auch nicht vor den brutalsten Mitteln zurückschreckt.»

Georg Grimm, Lehre des Buddho

Ob es dem einen oder anderen angeblich abgebrühten Polizisten gefällt oder nicht, die meisten haben eine Bindung an etwas, woran sie glauben. Die Präsentation der raumfüllenden Egos, denen das Geschehen auf der Straße längst am « …» vorbei geht, kann einem manchmal die Beherrschung rauben. Ich habe im Dienst immer gesagt: Könige fallen nicht vom Himmel. Ohne Untertanen gibt es keine. Wir haben dieses System mit gestaltet, nun dürfen wir nicht meckern. Dem einen oder anderen Kommissariatsleiter hat dieser versteckte Aufruf zum Königsmord nicht gefallen, aber ich stehe heute noch dazu. Alles was da aktuell passiert, ist auch unser eigener Verdienst. Vielleicht regen wir, also nochmals hervorgehoben – die sich daran beteiligen -, uns letztendlich über uns selbst auf.

Noch einmal auf die Clans heruntergebrochen: Wenn es gesellschaftlich schick und anerkennenswert wäre, mit Einhornkostümen durch die Gegend zu laufen, würden sie es tun. Bekanntermaßen sind aber Kreditkarten, fette Autos, schicke temporär angesagte Klamotten über die Chancen bei der Befriedigung des Sexualtriebes und Respektbezeugung, entscheidend. In anderen Kreisen ist es die Besoldungsgruppe, der Farbstift, das Haus im Berliner Norden und der dunkle gediegene Dienstwagen, um das Bedürfnis zu Befriedigen, nicht einer in der Masse zu sein.

In einem Konstrukt, wie dem Öffentlichen Dienst, kann das skurrile Blüten treiben.
Mir sagte mal ein durchgeknallter Kommissariatsleiter:

Schau mal auf den Boden! Hast Du jemals zuvor auf einer Dienststelle gearbeitet, in der Teppich ausliegt? Also hör auf Dich zu beschweren.

EKHK T.

Trotz aller Eskapaden, die er sich leistete, wurde er immerhin auf die Stelle A13 gesetzt.Abschließend habe ich noch ein kleines Beispiel. Ich durfte mal bei einer Versammlung der Führungselite der Berliner Polizei Zaungast spielen. In der Mitte saßen die jungen Paladine und heuchelten Aufmerksamkeit. Vorn saß der Präsident, Leiter Schutz- und Kriminalpolizei. An den Seitenwänden des Raumes hatten es sich die Abteilungsleiter und einige Direktionsleiter bequem gemacht. Vier von ihnen dösten nach fünfzehn Minuten weg. Je jünger die anwesenden Räte waren, umso höher war der Anteil ihrer Fragen, die nur positiv beantwortet werden konnten. Mein eigener Leiter erschien verspätet und trug einen Einsatzanzug mit Oberschenkelholster (in Berlin bis zu diesem Zeitpunkt Spezialeinheiten vorbehalten/ inkl. des Overall), weil er mit seinen «Jungs» noch schießen war.

An diesem Tag habe ich viel gelernt. Ich erinnerte mich auch an die Worte eines nicht mehr amtierenden stellvertretenden Leiters des LKA.

Sehen sie zu, dass Sie so schnell wie möglich nach oben kommen. Voller Status, nahezu Unantastbarkeit bei wenig Arbeit.

Den Zeitpunkt nenne ich nicht, ich will den armen Kerl nicht kompromittieren. Doch ich bleibe dabei … wer macht es jeden Tag erneut möglich und erhält dies am Leben?

Und den mitlesenden ehemaligen Kollegen aus dem Höheren Dienst teile ich hier mit: Ich weiß sehr gut, dass nicht alle so unterwegs sind. Ich weiß, dass ihr versucht Euren Beitrag zu leisten, damit dies nicht immer weiter geht. Aber ihr wisst auch, dass ich nicht völlig daneben liege und ihr regelmäßig Eure Zugeständnisse machen müsst. Sonst wäret ihr nämlich nicht an der Spitze. Und es gilt auch: Es gibt immer einen, der noch höher ist. Aber mal ehrlich: Bei Koppers, Kandt, Geisel, Maaß wird die Luft schon ganz schön dünn. Da haut sich niemand mehr gegenseitig die Beine dick.Ich bin dann mal weg und auf dem Wege nach Asien … über solche Themen schreibe ich erst wieder nach meiner Rückkehr.

Vielleicht aber auch nicht. Unter Umständen interessiert mich das alles dann auch nicht mehr. Viel Glück den ehemaligen Kollegen von B.I.S.S. und allen, mit denen ich in den letzten zwei Jahren gesprochen habe, die noch etwas ändern wollen. Diejenigen wissen selbst, wen ich meine. Ach … und denen, die sich nach mir erkundigten, sei gesagt, ich bin nunmehr pensioniert, sie müssten sich schon privat an mich wenden. Kontaktformular ist auf der Seite.





Feste Jungs immer weiter so …

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Demokratie, Grundgesetz, Neoliberalismus, Kommunismus, Nationalismus, Soziale Marktwirtschaft, Rechtsstaat, Parteien … ein Reigen an Begriffen, unter denen sich diverse Interpretationen gliedern. Antworten des Großhirns auf die Probleme, welche entstehen, wenn Menschen das Zusammenleben in einer Horde zu Gunsten einer Massengesellschaft aufgeben. Wie lange halten wir an diesen Strategien fest? Mindestens seit dem Beginn der Industriellen Revolution und dem daraus geborenen Kapitalismus in seinen unterschiedlichen Ausformulierungen. Einige von denen, welche erkannten, dass das in die falsche Richtung geht, ersannen den Kommunismus. Im ersten Zuge war es eine philosophische Überlegung. Was passiert nach den Gesetzen der Logik, wenn sich die Sache mit der Industrialisierung weiter entwickelt? Später, etwa in den 60ger – 70ger Jahren, dachten Philosophen darüber nach, wie sich ein Leben in einer dekadenten Wohlstandsgesellschaft entwickeln würde. Basierend auf den alten Überlegungen, machten sie sich Gedanken darüber, wie der Mensch als monetär bewertetes Gut verwaltet werden wird und sich seine Menschlichkeit erhalten könnte. 

Die Zeit wurde begleitet von furchtbaren Kriegen, Atomwaffeneinsätzen, Hungersnöten, Genoziden, Despoten, Wirtschaftskrisen und Zusammenbrüchen. Jeden Motor, der so unzuverlässig funktioniert, hätten wir längst verschrottet. Seit längerer Zeit erleben wir eine weitere Revolution: die Digitalisierung. Schon in den 20gern des letzten Jahrhunderts, arbeiteten die Strategen des Kapitalismus mit Massenmanipulationen, die komplette Gesellschaften unter die Kontrolle der Auftraggeber brachten. Sie erreichten sogar den Sturz von Regierungen (siehe Veröffentlichungen CIA zur Fruit Company Affäre). In den USA spricht man mittlerweile vom Deep State. Hat das alles noch etwas mit dem ursprünglichen Demokratiegedanken zu tun?

Wo stehen wir 2018? Engagierte Wissenschaftler turnen auf Gletschern in Südamerika, Neuseeland, Europa und Grönland herum und schlagen Alarm. Eisproben ergeben eindeutige belastbare wissenschaftliche Ergebnisse für unseren Anteil daran. Täglich ereilen uns neue Horrorbilder von Plastikmüll in den Meeren. Die Strategen sorgen dafür, dass das Gehirn des im Wohlstand lebenden Bürgers das Problem auf die Dritte Welt abschiebt. Fukushima und Tschernobyl haben gezeigt, was passieren kann. Zur Entwicklung neuer Atomwaffen wurden gigantische Landmassen atomar verstrahlt. Große Teile des Atommülls lagert oberirdisch, weil kein Endlagerort gefunden wird und neueren Erkenntnissen nach, auch nicht gefunden werden wird. Naturkatastrophen häufen sich. Ungebremst werden die Regenwälder abgeholzt, demnächst werden die Meere leiden dürfen, wenn die Manganknollen geschürft werden, obwohl bereits bekannt ist, dass der Vorgang auf hunderte von Jahren alles zerstört. Das immer wiederkehrende Argument: Die Industrie braucht Energie und die garantiert unseren Wohlstand. Ein Wohlstand, an dem global nur ein kleiner Anteil partizipiert. Nahezu alle versierten Wirtschaftswissenschaftler warten auf die nächste große Krise. Parallel wird gerüstet und gerasselt, was das Zeug hält. Vieles findet man nur in den Tiefen des Internets. Ob es die Chinesen sind, die den anderen asiatischen Staaten im Himalaya das Wasser abstellen, die USA sich geopolitisch ihre Pfründe im Nahen Osten sichern und den Keil zwischen Russland und Europa aufrecht erhalten … nichts davon verheißt etwas Gutes für die Zukunft.

Zukunft impliziert zwei Dinge. Folgende Generationen Lebewesen auf diesem Planeten und ein Gewissen, der aktuell Lebenden. Wer sich heute mit Fragestellungen wie Gewissen, Vernunft, ethischen Betrachtungen und ähnlichen Themen auseinandersetzt, wird von den einfachen Gemütern als Gutmensch bezeichnet. In der großen Politik geht es so weit, dass sich Menschen ans Mikrofon stellen und von der Migration als Mutter aller Probleme sprechen. Wer das sagt, ist entweder unter Umständen zu Recht davon überzeugt, dass seine Zuhörer verblödet sind oder ist es selbst. Wenn es Eltern geben sollte, dann sind es die Prinzipien, die diese Migration erzeugen. Die Staaten investieren in Wissenschaftler, die den Stand der Dinge ermitteln, die Zukunft bei ungeänderten Ablauf prognostizieren sollen und brauchbare Lösungen ermitteln sollen. Doch es wird ihnen weder zu gehört, noch werden die geforderten Änderungen eingeleitet. Mit Verlaub, dann hätte man das Geld auch zum Fenster heraus werfen können.

Im Kleinen gibt es engagierte Menschen, die Häuser entwickeln, in denen Menschen mit erheblich reduzierten Ressourcenverbrauch leben können. Längst gibt es neue Verfahren, die Energie liefern könnten. Um sie produktiv einzusetzen, müssten von Menschen gezogene bunte Linien auf Papier überwunden werden. Allen bisherigen Prinzipien müsste eins übergeordnet werden: Das Prinzip der Vernunft – und zwar global. Schaut man Reportagen über innovative Antworten auf die Probleme, stellt man eines sehr schnell fest. Die Lösungen beschränken sich auf einen elitären Kreis finanzkräftiger Personen. Im Gegenzuge werden obszöne Summen für die Verteidigung der bunten Linien ausgegeben.

2018 … ein Energieriese setzt mit aller Macht seine Interessen durch. Der kleine Wald wird den Kohl nicht fett machen. Weder wird er, wie behauptet, das Energiefressproblem der anhängigen Industrieriesen lösen, noch fällt er bei der globalen Situation ins Gewicht. Aber er hat eine Symbolkraft. Junge Menschen haben sich bei Wind und Wetter in den Bäumen verschanzt. Wenn ein Mensch bei unter Null in einem Baum ausharrt, beweist er Engagement und Überzeugung. Unterstützt wurden sie von Anwohnern aller Altersklassen, Förstern und Anrainern. Mich erinnern diese Bilder an die 80ger. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich an damals 70 – 80 Jährige denke, die von der Polizei weggetragen wurden. Sie verwiesen darauf, dass der Widerstand gegen einen Staat, der sich mittels Polizei gegen seine Bürger wendet, eine Frage des Gewissens ist und ihnen aus ihrer Jugend bekannt vor kommt. 

Wie damals eskaliert die Lage irgendwann. Herbert Marcuse wurde einst gefragt, wie er für sich die Frage der Gewalt beantwortet. Er antwortete, dass Gewalt niemals allein stehend betrachtet werden kann. Gewalt muss sich immer gegen etwas richten und dies kann auch die Gewalt, ausgehend von einem anderen sein. Mit dem Eingriff in die Natur im Umfeld der Anwohner, übt die Landesregierung zusammen mit RWE Gewalt aus. Fraglich ist, ob sie durch die Wahl der Regierung innerhalb eines parlamentarischen demokratischen Systems legitimiert ist. Früher sagte man, das Individuum hat gegenüber den Belangen der Allgemeinheit zurück zu stehen. Hiermit wurden unter anderen Zwischenlager für Atommüll gerechtfertigt. Mir stellt sich die Frage, wie sich das Individuum verhalten soll, wenn nach verständiger und vernünftiger Bewertung die Entscheidungen der herrschenden politischen Elite nicht dem Wohl der Allgemeinheit dienen, sondern ausschließlich der Aufrechterhaltung eines ins Verderben führenden Systems. Mit Sicherheit kann es nicht angezeigt sein, das eine Gruppe aus zehn Leuten sich anmaßt, dies beurteilen zu können. Wenn namhafte Wissenschaftler, Organisationen deren Reputation nicht im Zweifel steht und das Individuum gemeinsam zu diesem Ergebnis kommen, sieht das schon anders aus.

Die Geschichte hat uns gelehrt, dass diverse Entscheidungen, die nicht auf Vernunft basierten, sondern wirtschaftlichen Interessen oder vorübergehenden Eitelkeiten genügten, heute noch sichtbaren Schaden anrichteten. Es gab Leute, die massiv dagegen antraten und mittels staatlicher Gewalt bekämpft wurden. Wer stur auf die Buchstaben des Gesetzes verweist, negiert den Akt des zivilen Widerstands. Doch ob der Widerstand berechtigt war, zeigt sich meistens erst nachträglich. Nun könnte man behaupten, dass auch die Aktivitäten der AfD und der Rechten Bewegung einen zivilen Widerstand darstellen. Persönlich verneine ich dies. Meiner Meinung nach, will dieser Widerstand wohl überdacht sein und darf nicht von sogenannten niederen emotionalen Appellen begleitet bzw. geleitet sein. 

Die AfD und ihre Anhänger bewegen sich ausschließlich auf der Ebene des Appells. Wissenschaftliche Bezüge, die für eine vernünftige Entscheidung notwendig sind werden ignoriert. Spätestens wenn Frau Weidel dezent infantil von ihrem Biologieunterricht erzählt, in dem man ihr etwas über die Photosynthese und CO2 beigebracht hat, wird einem dies klar. Ähnlichen Unsinn geben Curio und von Storch von sich. Mit Vernunft hat das nichts zu tun, eher mit den Auswirkungen der Dekadenz, gegen die der Widerstand zu richten ist. 

Meiner Auffassung nach ist ein Spalt zwischen Politik und Wissenschaft entstanden. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt bedingten sich Wissenschaften und politische Entscheidungen. Heute wird die Wissenschaft nur noch zu Rate gezogen, wenn es der Geldvermehrung dient oder einen militärischen Vorteil verschafft. Das ist nicht vernünftig. Wie beschrieben, ist der Hambacher Forst für mich ein Symbol und eine Denkaufgabe für die nächste Generation. Die Politik handelt unvernünftig, setzt völlig falsche Signale und verschafft einem global agierenden Energiekonzern und energiehungrigen Industrien Vorteile. Die heute 20zig jährigen lernen, dass sich im bestehenden System die Konzerne über die Politik durchsetzen werden, das Feindbild Polizei wird vertieft und die aktive politische Beteiligung wird bereits in diesem Alter ausgebremst. Bravo!

Das Symbol Hambacher Forst bedeutet: In welche Richtung soll es gehen? Bisher werden Industrie und Energieproduzent weiterhin hofiert. Nichts ändert sich. Gorleben, Brockdorf und die Castor – Transporte wiederholen sich. Aber eins ist dann doch neu dabei. Der Landesvater Laschet kann sich auf die rot – grüne Vorgängerregierung berufen. Nach dem Verlust des Status Friedenspartei unter Joschka Fischer, verlieren die Grünen nun auch noch den Status Umweltpartei. 

Ich betrachte das politische Geschehen in der Gesellschaft ein wenig analog zu einem Team. In jedem Team muss es eine Starke Fraktion geben, die gegen die gängigen Entscheidungen der Mehrheit argumentieren. Ein intelligenter Teamführer wird diese Fraktion stützen und zuhören. Unter dem wirtschaftlichen Druck einer Wohlstandsgesellschaft, die nichts Schlimmeres kennt, als Einschränkungen hinnehmen zu müssen hat sich ein politischer Einheitsbrei entwickelt, der seitens der PR Strategen unterstützt wird. Kritische Geister verlieren ihre politische Heimat. Die Folge ist außerparlamentarischer Widerstand.

Die beiden aktuellen in den Medien favorisierten Vordenker Precht und Lesch haben es auf unterschiedlichen Wegen gut zum Ausdruck gebracht. Precht hat auf die ernsthaften Bedrohungsszenarien für die globalen Gesellschaften hingewiesen. Zu denen auch der ungebremst steigende Energiehunger und die Förderung von Techniken (z.B. Bitcoins) gehört, die diesen noch steigern. Lesch wird nicht müde, auf die Unvernunft der Menschen hinzuweisen, die einen Eingriff in diese Szenarien verhindert. Es bleibt die Frage offen: Wie begegnet man Unvernunft, die täglich von Profis am Leben erhalten wird. Der Kampf kann theoretisch am effektivsten bei denen ansetzen, die ein Interesse an einem irrationalen Handeln zur Mehrung ihres Vermögens bzw. Aufrechterhaltung eines sie begünstigenden Systems besitzen und ihren Dienstleistern. Zum Beweis muss man sich nur die Internetpräsenz von RWE ansehen. Sie ist ein Schulbeispiel für Greenwashing und PR Strategien zur Übertünchung dessen, worum es tatsächlich geht. Warum setzen kritische Journalisten dort nicht an? Was wäre, wenn auch die Boulevardpresse über die Aktivitäten von RWE in Südamerika berichten würde, statt nur auf die Demonstranten hinzuweisen? Wie wäre es, wenn die großen bunten Blätter dieses fadenscheinige Aufforstungsprogramm an den Pranger stellen würden? Vielleicht könnte man bei Taff dem Promimagazin auch mal die Anwohner zu Wort kommen lassen. Dies alles wird nicht passieren. 

Am Ende möchte ich auf einen Auszug bei Wikipedia hinweisen:

Die gewachsene, traditionelle Unternehmenskultur von RWE ist stark von der Verwurzelung im rheinischen Bergbau und der Montanmitbestimmung geprägt. Sie ist konsensorientiert und bürokratisch.[64] Charakteristisch für den Konzern ist die wechselseitige Einflussnahme durch und auf kommunale Anteilseigner. Diese ist durch nach Aktiengesetz nicht vorgeschriebene[65] Regionalbeiräte institutionalisiert, in denen lokale Politiker, Vertreter städtischer Energieerzeuger und weitere Interessenvertreter sitzen.[66] Diese erhalten von RWE eine Aufwandsentschädigung in Höhe von jährlich 6650[67] bis 7400 Euro.[68] Das Kopfnicken mit Büffetbezeichnen Kritiker des Konzerns als „legalisierte Korruption“.[65][67][69] Nach einem Rechtsstreit des Beirats Napp vor dem Bundesverwaltungsgericht müssen seit 2011 die kommunalen Beiräte die Vergütung abführen.[70]

Auch kam es in diesem Zusammenhang in der Vergangenheit immer wieder zu direkten Zuwendungen an Kommunal- und Landespolitiker; so wurde im November 2004 bekannt, dass RWE unter anderem an Hermann-Josef Arentz 60.000 Euro jährlich bezahlt und kostenlos Strom geliefert hat. Ebenso wurden an den CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer 81.800 Euro gezahlt und kostenlos Strom geliefert. Der Konzern begründete die Zahlungen mit einem „Kommunikationsfehler“. Durch diese sog. RWE-Affäre geriet RWEs Lobbyismuspolitik generell in die Kritik.

Lobbyisten des RWE-Konzerns beziehen über die SPD Hausausweise des deutschen Bundestags, mit denen sie direkten Zugang zum Gebäude haben.[71][72]

Seite „RWE“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. September 2018, 21:38 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=RWE&oldid=180886705 (Abgerufen: 14. September 2018, 12:07 UTC)

Bei mir bleiben wenige Fragen offen.

Wir – und die da draußen.

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Ich möchte ein paar Worte zu mehreren Artikeln beim Ableger der Süddeutschen Zeitung «Jetzt.de» schreiben. Doch bevor ich in die Thematik der Artikel einsteige, sind einige Vorbemerkungen notwendig. Bereits geraume Zeit vermisse ich bei vielen den Willen, sich in die Lage eines anderen Menschen, seinem Umfeld, den Beruf, Herkunft und anderen prägenden Aspekten des Lebens, hineinzuversetzen. In einigen Kreisen wird dies gar «Relativieren» genannt und gilt als verpönt. Letzterer Begriff wird meist seitens der angeblich aufgebrachten Wutbürger verwendet. Doch die vermeintlich Aufgeklärten aus der Mitte bzw. die als «links» Geschmähten, sehen sich auch nicht der Lage, andere Verhaltensweisen nachzuvollziehen.

Es wird von Verhaltensweisen und Denkweisen gesprochen, die nicht entschuldbar sind, nicht gerechtfertigt werden können, absolut jenseits von allen ethischen Vorstellungen liegen, nicht toleriert werden können usw.. Für mich ist das erst der zweite und dritte Schritt bei der Betrachtung menschlichen Verhaltens. Denn mir geht es nicht darum, etwas zu entschuldigen oder zu rechtfertigen. Für meine gedanklichen Ansätze benötige ich zunächst eine Erklärung, wie etwas zustande gekommen ist. Daraus kann sich eine Lösung ergeben. Das Geschehene lässt sich bekanntermaßen nicht ändern. Für das eigene Leben und Reaktionen, ergibt eine Schuldzuweisung oder Verurteilung oftmals keinen Sinn. In diversen Lebenssituation ist es ratsamer den Ablauf realistisch einschätzen zu können, sich nicht an Wunschvorstellungen zu orientieren und passende eigene Maßnahmen zu ergreifen. Dabei ist die Erkenntnis hilfreich, dass jegliches Verhalten eines Menschen im Zweifel auch von mir ausgehen könnte – wenn nur die Umstände ähnlich sind. Wie würde ich mich in einer ähnlichen Lage verhalten? Welche Konsequenzen ergäben sich für meinen Charakter? Die Antworten auf diese Fragen geben mir Erklärungen. Da bin ich längst nicht bei der Schuld oder einem Rechtfertigungsgrund. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass ein schuldhaftes Handeln in der Abhängigkeit zu den gerade geltenden Vorstellungen des Umfelds steht. In zehn Jahren oder an einem anderen Ort auf dieser Welt, kommt der Betrachter zu einem völlig anderem Ergebnis. Rechtfertigung bedeutet, dass mir diese zugestanden wird, weil es Gründe gibt, die alle akzeptieren. Ebenfalls eine sehr wandelbare Angelegenheit.

Bei Jetzt.de, ein Format, welches eine eher jüngere Zielgruppe anspricht, kommen in Interviews Polizisten unterschiedlichen Alters, meist aber unter Fünfzig zu Wort, und berichten über ihre Erfahrungen und Schwierigkeiten im Beruf. Wie ich hier im BLOG mehrfach schrieb, existiert das eine Berufsbild des Polizisten nicht. Viele Bereiche haben extrem unterschiedliche Anforderungsprofile und damit einhergehende Belastungssituationen. Es gibt Berufsfelder, in den man in Kontakt mit Menschen gerät. In anderen bekommt man nur die eigenen Kollegen zu sehen, die Außenwelt existiert lediglich auf dem Papier. Dann gibt es die Bereiche, in denen man es mit toten Opfern nach Ereignissen zu tun bekommt, in anderen lebt das Opfer unter Umständen noch. Ich kenne viele, die sagen: «Verkehr und Autobahn geht gar nicht! Ich will keine Sterbenden in einem Fahrzeug sehen.» Andere kommen mit Verwesung, Verstümmelung, oder Leichen an sich nicht klar.
Da gibt es die geschlossenen Einheiten. Mit anderen Männern und Frauen stundenlang im engen Raum eines Einsatzfahrzeugs, bekleidet mit übelriechender Schutzkleidung, oftmals bei schwierigen Witterungsbedingungen, fern von zu Hause, zu sitzen, muss man mögen und lernen auszuhalten. Hinzu kommt, dass man die Belange der Demonstranten nicht nachvollziehen kann. Oft kommt Angst, Wut und Frustration hinzu, wenn dumpf die Steine einschlagen, die Windschutzscheibe in Flammen steht, die Knochen schmerzen, die Kondition bereits mehrfach am Ende war und die Sitze sich leeren, weil Verletzte ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Es ist schwer beschreibbar, was alles in einem passiert, wenn um einen herum, gellende Schreie die Nacht durchdringen, die Beleuchtung der Straße eine Mischung aus zuckenden Blaulicht, Flammen und Rauch ist und das Adrenalin literweise durch die Adern pulsiert. Kommandos, Hilfeschreie, der eigentümliche Klang der Funkgeräte, Explosionen … ein Szenario, welches man einem Unbedarften schwer beschreiben kann.

All das Geschilderte muss von einem Menschen verarbeitet werden. Ein Teil dieser Verarbeitung, wird von Leuten, deren alltägliche Realität anders aussieht, als Verrohung bezeichnet. Gibt es Aufnahmerituale? Ja, es gibt sie in manchen Teilen der Polizei. Werden intern Bezeichnungen wie «Zecken (Autonome)», «Hülle (Hilflose Person)», «Dachpappe (Farbiger)», «Glatzen (Rechte)», «Verräterdreieck (Döner)» und viele bösartige Wortkreationen verwendet? Ja! Gibt es den Satz: «Dem brauchst Du nur eine halbe Stunde hinterherlaufen, dann hast Du einen Fall.»? Ja! Wird bei der Fahndung selektiert? Ja!

Besonders aus dem Personenkreis heraus, die sich in der Lage sehen, die Welt besser zu gestalten, wird hieraus abgeleitet, dass Polizisten rechts, rassistisch und brutal wären. Fakt ist dabei: Sie leben in einem anderen Lebensumfeld. Dies gilt es zu berücksichtigen.

Meine Biografie katapultierte mich mitten ins Zentrum dieses Umfelds. Ausgerechnet ich landete in einer antroposohisch ausgerichteten Klinik für psychosomatische Erkrankungen. Dort saß ich als Paradiesvogel unter Lehrern, Sozialarbeitern, Staatsanwälten, Richtern, gegenüber von blutjungen Psychologen, mitten in der bayrischen Provinz. Ich erkannte schnell, dass diese Menschen mich schwer verstehen können. Siebzig Stundenkilometer Innerorts betrachteten sie als einen aggressiven therapiewürdigen aggressiven Akt, Gewalt begann bei ihnen bereits in der Sprache, und aggressive Schüler betrachteten viele als eine Situation, die sie unter lebensbedrohlich einsortierten. Ereignisse, die ich eher als normale Lebensrisiken betrachtete, hatten bei ihnen den Stellenwert eines Traumaauslösers. Lebenswelten trafen mit einem lauten Knall aufeinander.

Menschen mit meiner Biografie gehen in solchen Situationen gern in die Konfrontation. «Ihr armen Irren habt keinerlei Vorstellungen davon, was sich da draußen täglich abspielt. Keiner von Euch befand sich jemals in einer ernsthaften lebensbedrohlichen Lage. Und wenn, hattet ihr die Option der Flucht, während der Polizist bewusst und gezielt hineingeht. Kommt in der Realität an und macht die Augen auf, statt mit dem Finger auf mich zu zeigen.»

Ich beherrschte mich und versuchte aufrichtig, mich mit dieser von mir leidenschaftlich gehassten anderen Wahrnehmung auseinanderzusetzen. Vorab: Der große Durchbruch ist mir nicht gelungen. Ich ziehe das Fazit an dieser Stelle vor. Ich akzeptiere sie, kann nachvollziehen wie sie funktionieren, begreife sie als das mich umgebende Menschliche, bin aber nicht mehr bereit ihr Verhalten und Denken mit meiner Gesundheit, Psyche und Physis zu unterstützen. Ich kanns einfach nicht mehr.

Vereinfacht betrachtet, wird ein Vertrag abgeschlossen. Ein Teil der Gesellschaft will eine konkret beschriebene Lebensart aufrecht erhalten wissen und ist sich bewusst, dass es andere gibt, die mit dieser Lebensart nichts anfangen können. Weil dieser Teil selbst nicht die passenden Voraussetzungen mit bringt, um diese Lebensart zu verteidigen, erteilt sie Leuten, die das können, einen Auftrag. Dann kommt es zum Vertragsbruch. Der Begriff Bürger stammt ursprünglich aus der Zeit der Burgen und Befestigungsanlagen. Die innerhalb der Feste lebenden Menschen, begaben sich in den Schutz der Befestigungsmauern. Die wenigsten werden auf die Idee gekommen sein, dem Architekten beim Bau der Feste ins Handwerk zu pfuschen. Gleichfalls werden sie sich nicht in die Verteidigung der Krieger auf den Mauern eingemischt haben. Die heranstürmenden Horden verhießen nichts Gutes und es galt alles zu unternehmen, sie nicht in die Feste hineinzulassen.

Am Ende bleiben die Krieger auf und hinter den Zinnen Menschen, die einst aus der Gemeinschaft der Bürger hervor gegangen sind. Wir alle unterliegen psychologischen Prozessen, denen wir schwer entkommen können. Oftmals ist die einzige uns bleibende Option in belastenden Lebenslagen die Abspaltung von Emotionen und wir funktionieren nur noch. Zur Umsetzung dessen braucht es seine Zeit und auch unsere Sprache, der Ausdruck unseres Inneren gehört dazu. Besonders schwierig sind Verhaltensmuster wie mit erleben, mit fühlen und das Hineinversetzen in die Lage eines Anderen. Verachtung ist unser geringstes Problem, wenn wir auf einen Menschen treffen, der sich selbst aufgegeben hat, volltrunken in der Ecke liegt, voll Kot und Unrat ist, und damit eine erhebliche Belastung für unsere Abwehrsysteme darstellt. Es gilt eine Menge auszublenden, um sich selbst zu schützen. Mit Sicherheit kann man sich irgendwann mal im Leben darüber Gedanken machen, wie es sein kann, dass in unserem Wohlstand dies passieren kann. Aber nicht im konkreten Augenblick. In diesem Moment wird u.a. mittels Wortwahl ein Abstand hergestellt – nennen wir es Panzer.

Es geht auch nicht um die Herkunft eines Menschen. Vielmehr sammeln sich Menschen in einer speziellen Lebenslage an Orten und versuchen dort zu überleben. Tiefer in die Materie eingetaucht, könnte man sich die Frage stellen, was denn dieser Nigerianer (nur exemplarisch!) sonst anstellen soll, als im Auftrag anderer Drogen zu verkaufen. Das ist aber nicht der Job. Der Bürger, getrieben von Borniertheit und Bigotterie, will dieses Elend nicht sehen. Demnach hat der Polizist vertragsgemäß zu handeln. Doch, der Bürger will nicht nur Wegschauen, sondern alles soll möglichst unauffällig und diskret passieren, damit er sich weiterhin seinen Illusionen hingeben kann. Das ursprüngliche Racial Profiling ist im Auftrag an den Polizisten manifestiert, nicht in seinem Handeln.

Es ist ein gesellschaftlicher Prozess, dass die Sprösslinge der Bürger nichts mehr mit dieser Welt und sich selbst anfangen können. Aus der Mitte der Auftraggeber stammen die Leute, welche mittels Molotow Cocktails, Zwillengeschossen, Steinen und Gehwegplatten, Polizeieinheiten attackieren. Der Polizist geht dort nicht freiwillig aus eigenem Entschluss hin, sondern im Auftrag. Und der Auftrag lautet: Bringt sie unter Kontrolle. Aber mittels einer Sippe Pfadfinder, die mit Gitarre und Folksongs durch die Lande ziehen, wird das nicht funktionieren. Gegen militärische Mittel, helfen nur militärische Verhaltensweisen. Wir erleben dies überall auf der Welt. Junge Männer werden im Irak in den Krieg geschickt und es wird moniert, wenn sie im Spähpanzer aggressive Rockmusik hören. Sie dürfen Menschen töten, aber wenn sie mit vergilbten Schädeln Fußball spielen, werden sie in der Boulevard Presse als Monster dargestellt. Doch wer hat diese Männer in jene Situation gebracht? Darf ich ethisch betrachtet, einen Auftrag erteilen und mich im Nachgang über die Umsetzung und die ergriffenen notwendigen Mittel beschweren? Ist es zulässig, mein Werkzeug dafür zu bestrafen, dass es das tut, wozu ich es geschaffen habe? Zumindest passiert es jeden Tag. In der Presse, an den Mikrofonen, in Untersuchungsausschüssen usw..

Bei Jetzt.de haben sich einige geäußert, die sich nicht verbiegen lassen wollen. Das gab es schon immer. Ich drücke es mal knallhart aus: Damit sind sie auf Dauer für den Job nicht geeignet und sie werden, wenn sie nicht krank werden wollen, irgendwann die Konsequenzen ziehen müssen. Ein Boxer, der nicht bereit ist, dem Gegner eine Gehirnerschütterung zu verpassen, sollte nicht in den Ring steigen. Wer nicht töten kann, kann kein Soldat werden. Wer anfängt, über die Gesellschaft und ihre Verlogenheit nachzudenken, wird es bei der Polizei schwer haben. Wer beginnt in der falschen Situation über die Motive des Angreifers nachzudenken – landet im Krankenhaus. Keiner der sich sprachlich dem dienstlichen Umfeld anpasst, ist zwingend auf dem Weg ein Rassist, Rechter oder sonst irgendetwas zu werden. Sprache schafft auch Gemeinsamkeit und ein gegenseitiges Erkennen, welches in Gefährdungssituationen unabdingbar notwendig ist.

ICH habe meine Lektion gelernt. Jetzt habe ich ausreichend Gelegenheit, mich mit den Gründen, Geschichten, Motivationen eines Anderen zu beschäftigen. Ich hatte meine Gründe, dieses jahrelang zu verdrängen. Derzeit bin ich immer noch auf der Suche für die Gründe der von einigen Politikern/innen und anderen Mitgliedern der Gesellschaft ausgehenden Verweigerungshaltung. Ist es vermessen, von diesen Menschen eine derartige Leistung zu erwarten? Immerhin vertreten sie theoretisch auch mich selbst. 

Viele, die schnell mit ihren Urteilen bei der Hand sind, sollten sich selbst einige Fragen stellen. Wenn sie schon aus der warmen Stube heraus so schnell urteilen, was würde mit ihnen passieren, wenn sie zehn Jahre lang, Tag für Tag in der Lage eines Polizisten wären? Ich habe Hospitanten erlebt, die sich nach wenigen Tagen selbst nicht mehr kannten und alles über Bord warfen, was ihnen zuvor heilig war. Jeder in seinem Beruf erfolgreiche Polizist, durchläuft einen Prozess. Im Bürgertum sozialisiert, trifft er auf Ereignisse, Geschehnisse, Menschen, Gewalt, Elend, Raub, Mord, Totschlag, Brutalität, Abgründe, auf die er nicht vorbereitet wurde. Nach und nach entwickelt er Strategien, damit umzugehen … er wird zum Polizisten. Eine Psychologin vom BKA sagte mal zu mir: «Nach ca. fünf Jahren wird ein Beruf persönlichkeitsbildend.» Damit muss man sich individuell in jedem Beruf auseinandersetzen. Selbstverständlich auch bei Politikern. Ich kann nachvollziehen, dass aus einer Kleinstadt kommende Menschen, die nach der Schule hauptsächlich das Innere von Universitäten und das Rathaus gesehen haben, im Angesicht eines Polizisten, der 10 Jahre Demonstrationen und Straßenkampf erlebte, vor einem Außerirdischen steht. In meinem Falle waren es 25 Jahre in einer Observationseinheit im Bereich Terror und Schwerkriminalität,  die auf von einem anderen Planeten stammende junge unerfahrene Therapeuten trafen. Doch nicht alles, was man nicht versteht muss gleich ein Rassist oder ein Rechter sein. Oft stecken vollkommen andere Prozesse dahinter.

Ich möchte mich von niemanden falsch verstanden wissen. Bei manchen führen diese Prozesse zur Herausbildung einer Persönlichkeit, die innerhalb des Berufes nicht tragbar sind. Dies ist dann in der Regel ein Ergebnis aus einer Addition von mitgebrachten Merkmalen mit dem Geschehen in der Polizei. Solche Leute müssen vor sich selbst und die Gesellschaft muss vor ihnen, geschützt werden. Doch das ist die Minderheit. Vieles, was von außerhalb her interpretiert wird, gibt mir persönlich mehr Auskunft über den Interpreten, als das er tatsächlich richtig liegt.

In unserer aktuellen Gesellschaft will eine Mehrheit Freiheiten eingeräumt bekommen, doch im Gegenzuge kommen sie nicht ihren Pflichten nach. Sie beanspruchen für sich, jeden nur erdenklichen Freiraum nutzen zu dürfen, doch die Konsequenzen ihres Handelns und ihrer Entscheidungen wollen sie nicht tragen. Ihr eigenes Verhalten betrachten sie als legitim und menschlich, doch jegliche Abweichung vom eigenen Gebaren, ersehen sie als unmenschlich, verwerflich und unmoralisch. Der Staat und die Gesellschaft hat für sie da zu sein, aber sie selbst gedenken nichts für ihn zu unternehmen. Ihr Leben soll so risikofrei wie nur irgendwie möglich sein. Kommt es dennoch zu einem Schadensereignis, brauchen sie schleunigst einen, den sie dafür beschuldigen können. Nur den im Spiegel lassen sie in Ruhe, denn der kann auf keinen Fall etwas dafür.

Eine Frage bekomme ich selbst nicht mehr beantwortet: Warum sollte ich mich von all diesen Pappnasen weiterhin als rassistisch, rechtsorientiert, empathielos und brutal beschimpfen lassen? All dies ging mir durch den Kopf, als ich die Interviews der jungen ehemaligen Kollegen las. Ich habe hier im BLOG die Regeln des Dude veröffentlicht. Eine davon lautet: «Setze die Ereignisse in Deinem Leben immer in Bezug zu Deinen angestrebten Zielen.»

Wenn das Erlebte innerhalb der Polizei nicht zu den Zielen passt, müssen sie daraus ihre Konsequenzen ziehen. Interviews und Gespräche mit Auftraggebern, die nicht bereit sind, die Konsequenzen ihrer Forderungen zu tragen, gehören für mich nicht zu den geeigneten Mitteln. Egal was gesellschaftliche Vertreter von sich geben, es ist immer ausschließlich ihre Vorstellung vom Auftrag.
Die eine stammt aus der Theologie, andere sind Juristen, der nächste kommt aus der Wirtschaft, Handwerker, Bürohengste, sie alle geben ihren Senf dazu. Einer steht vor der ungeschminkten Realität und muss damit klar kommen. Sie werden Morgen noch vor das Mikrofon treten und schlaue Dinge sagen, während der Polizist u.U. eine Gehwegplatte abbekommen hat, sich selbst mit einem Fahrfehler bei einer Einsatzfahrt “weggeschossen” hat. Sie hatten ja ihre guten Gründe, diesen Beruf am Mikrofon zu ergreifen und eben nicht zur Polizei, Bundeswehr, Feuerwehr pp. zu gehen.

Sie brauchen keinen Führer

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Das Muster ist immer wieder gleich. Es kommt zu einer Gewalttat und die Strippenzieher im Hintergrund wissen ihre Chance zu nutzen. Nun hat es Gewalttaten immer gegeben und es wird sie immer geben. So ist der Mensch. Wäre dies nicht der Fall, müsste ich mich persönlich fragen, womit ich über dreißig Jahre hinweg mein Geld verdient habe. Das sich aufgrund einer Gewalttat ein Mob bildet, der sich durch eine Stadt wälzt, sah man in der Vergangenheit eher selten. Es gab sie, aber nicht in der Größenordnung, wie in Chemnitz, und immer Lokal auf ein kleines Gebiet begrenzt. Die Polizei ist grundsätzlich auf so etwas vorbereitet. Die Mutter aller taktischen Dienstvorschriften die PDV 100 widmet diesem Phänomen nicht ohne Grund diverse Absätze. Bemerkenswert ist auch die Zusammensetzung des Mobs.

Auf den im Internet zahlreichen hochgeladenen Videos, sieht man überwiegend aufgepumpte junge Männer, teilweise mit bewusst erschaffenen bedrohlichen Aussehen. Man könnte auch sagen, dass dort vornehmlich der bestens bekannte Schlägertrupp unterwegs war. Intern auch gern die ostdeutschen Vollhonks genannt. Die gehen nicht auf die Straße, weil sie die vorangegangene Straftat interessiert, sondern weil sie einige Probleme mit ihrer Persönlichkeit haben. Hier kommt in mir die Frage auf. Wo und wann ist die Gesellschaft eigentlich falsch abgebogen, dass auf den Straßen immer mehr Typen herumrennen, denen es wichtig ist, mittels aufgepumpten Körper, Kleidung, Tattoos und Körperhaltung einen bedrohlichen Eindruck zu hinterlassen? Ich weiß allerdings, dass es dazu soziologische Studien gibt. Einer der Gründe, ist die Suche nach einer Identität. Vermutlich nicht ganz zufällig nennt sich eine der rechten Strömungen «die Identitären». Sie besitzen schlicht keine Eigene, deshalb versuchen sie, auf diesem Wege eine zu bekommen. Und die Überzeichnung des eigenen Ich auf Kosten anderer, zur Hebung des eigenen sozialen Status ist wahrlich ein alter Hut.

Rechts! Ein Begriff der z.Z. für alles Mögliche benutzt wird. Gleiches gilt für «Links». Der Umstand, dass wir Menschen Schubladen und Etikettierungen benötigen, ist ebenfalls nichts Neues. Sich davon zu lösen, ist schwer. Ursprünglich stand in Deutschland rechts für den Nationalsozialismus und links für den Kommunismus. Seither ist vieles durcheinandergegangen. Wer unterscheidet heute schon noch zwischen Faschismus, Stalinismus, Nationalsozialismus, Nationalismus, Maoismus, Kapitalismus, Neoliberalismus, Oligarchien, Autokratien, Diktatur? Mit Sicherheit nicht die auf der Straße herum laufenden Typen. Ich finde es zum Beispiel bemerkenswert, wie viele Ähnlichkeiten die alte SED mit der AfD hat. Schaut man sich bei Youtube Aufzeichnungen von Parteiveranstaltungen in kleineren Verbänden Sachsens an, sind da viele Parallelen zu erkennen.

In einigen Foren, in denen sich Polizisten miteinander austauschen wird in letzter Zeit immer wieder auf die «Linksextremisten» verwiesen. Immerhin wären die beim G20 in die Vorlage gegangen und die Linken würden sich nicht sauber von denen distanzieren. Einer, der mir persönlich bekannt ist und u.U. diesen Beitrag sogar liest, verwies darauf, dass ein beinahe harmloser Hitlergruß weniger schlimm wäre, als die marodierende Truppe in Hamburg.
Meiner Auffassung nach, werden hier die berühmten Äpfel mit Birnen verglichen. Warum? Erstens waren für mich viele der Randalierer keine Linken im eigentlichen Sinne. Die wollen nicht die Installation eines Kommunismus in Deutschland. Diejenigen, welche politisch agieren, präferieren eine lokale Anarchie, in der sie machen können, was sie wollen. Wohlgemerkt! Ich meine die, welche auf den Dächern standen, sich auf der Straße die Arme beim Steinewerfen auskugeln usw.. Manch einer mag auch gegen das herrschende System rebellieren … dabei kann ich sie sogar verstehen. Da stehe ich ganz auf der Seite von Herrn Gysi und Oscar Lafontaine, die der BR Deutschland den demokratischen Status teilweise absprechen und von einer Oligarchie sprechen, in der die Bedürfnisse der oberen 10 % der Gesellschaft bedient werden. DIESE Aussage ist links oder von mir aus, tief rot. Aber die Roten – zu denen ich mich immer mehr zugehörig fühle – haben wenig Interesse, mittels einer schwarz gewandeten Streitmacht diesen Zustand zu verändern. Echte Rote wissen, dass das nicht funktioniert. Dieser Prozess muss mit allen von innen heraus entstehen. Der Gegner sind auch nicht Ausländer, sondern bekanntlich das Denken, dass jeder Aspekt des menschlichen Lebens einen monetären Gegenwert hat. Dies ist ein globales Problem, und ein Denkansatz, der eine Idee ist, um den seit der Industrialisierung von Menschenhand erschaffenen Trümmerhaufen zu reparieren.

Da in Chemnitz waren andere Truppen unterwegs. Gezielt und strategisch eingesetzte biologische Masse, als Wegbereiter einer Bewegung, deren parlamentarischer Zweig, die AfD ist. Gezielt werden Schalter umgelegt, die in uns allen vorhanden sind. Ressentiments – quasi genetische Marker – gegen Fremde, historisch bedingte Konflikte, Minderwertigkeitsgefühle, soziale Entwurzelung (dazu sagt der Rote: Schuld daran ist der Kapitalismus), soziale Konflikte und im Kapitalismus absehbare lineare Kämpfe. Die AfD will die Oligarchie aufrecht erhalten, aber in Zukunft wollen sie die Oligarchen sein. Ein Gauland, eine Weigel, ein Meuthen oder auch ein Höcke wollen nicht mehr und nicht weniger, als ein fettes Stück Kuchen von der Macht abhaben. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht. OK! Das hatten wir bereits in Deutschland. Der kleine Adolf Hitler, Steuerhinterzieher, gesponsert vom amerikanischen Großkapital, hatte nichts anderes im Sinn.

Insofern hat der Chemnitzer Mob einen vollkommen anderen Stellenwert. Er ist ein taktisches Mittel gewesen, ebenso wie der Frauenmarsch, die Demonstrationen in Kandel usw.. Sie wollen nichts im eigentlichen Sinne verbessern. Wer z.B. Kriminalität wirkungsvoll eindämmen will, muss sich über soziale und gesellschaftliche Aspekte Gedanken machen. Allein die Repression u. vor allem die Verdeckung der tatsächlichen Probleme mittels Erschaffung einer Buhmann Rolle, wird es nicht richten – eher im Gegenteil. Das wahre Gesicht des Mobs und der Ausrichtung der Aktion, zeigte sich, als PEGIDA, Bündnis für Chemnitz, AfD und eine Vielzahl bekannter Schlägertrupps einen Trauermarsch inszenierten. Auch keine Innovation, sondern der Rückgriff auf die Taktiken vor 1933. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird die AfD bei Gelegenheit einen neuen Schlageter – Mythos aufbauen. Alles nur eine Frage der Zeit und prognostizierbar.
Doch wie reagieren die restlichen Teile der Gesellschaft? Meiner Auffassung nach, geht es nicht mehr viel dümmer. Was reitet das Beraterteam um Horst Seehofer, wenn er anlässlich von den Ereignissen in Chemnitz, einem von langer Hand vorbereiteten Akt in zwei Teilen, von verständlicher Aufregung spricht? Welche politische Instinktlosigkeit reitet eine konservative Presse, wenn sie die auftretenden Bands diskreditiert? Ja, da mag der eine oder andere Text unpassend zum ursprünglichen Anlass – dem Tod von Menschen, gewesen sein. Doch darum ging es überhaupt nicht. Es ging darum, den Strategen im Hintergrund eine Botschaft zu senden. Und nicht nur ihnen sollte sie zugesandt werden. Auch die Seehofers, Dobrindts, Söders, nebst deren Gefolge und weiteren, sollten eine Nachricht erhalten.
Sehr geehrte Damen und Herren vom Bürgertum, aus dem konservativen Spektrum, ihr die ewigen Deutschen im schlechtesten Sinne, ihr spielt wie einst die Zentrumspartei mit einem Kumpel, der Euch am Ende den Arsch aufreißen wird, da haben wir auch noch ein Wörtchen mitzureden. Deshalb wird klar, unter Umständen auch mit gleicher Münze zurückgezahlt.

Ich bin in den zurückliegenden 25 Jahren den «Rechten» und den «Linken» hintergelaufen und habe sie beobachtet. Es gibt da einige eklatante Unterschiede. Was da unter Rechts subsumiert wird, ist die nackte Gewalt und Mordlust. Nicht einmal extrem militante Autonome kommen auf die Idee einen Menschen mit dem Gesicht auf eine Bordsteinkante zu legen und zuzutreten. Für viele mag Gewalt gleich Gewalt sein. In meinem Leben ist das anders. Wie die Gewalt ausgeübt wird, sagt viel über den Ausführenden aus. Der eine verwendet Distanzwaffen, ein anderer verwendet ein Messer, der Nächste bedient sich seiner Hände. Einen Menschen mit Händen und Füßen totzuschlagen, ist etwas vollkommen anderes, wie ein schneller Stich mit dem Messer. Ebenso ihn zu erwürgen und langsam dem Todeskampf zuzusehen. Selbst, wo ein Schuss hingesetzt wird, sagt eine Menge aus … insofern er ein Ergebnis eines bewussten Zielens ist.

Hools, Kameradschaftszene, Kampfgruppen ist mit das verroheste, was mir jemals im Leben begegnet ist. Sie gehen qualitativ einher mit Clan – Mitgliedern die Foltern und Rockern, die schon mal mit Messern versuchen, Extremitäten abzutrennen. Getoppt werden sie alle nur noch von den russischen organisierten Kriminellen. Die bringen solche Sachen, wie einem Gefesselten ein eingeschaltetes Bügeleisen auf den Bauch zu legen, bis es sich komplett durchgebrannt hat. Wie gesagt … ich glaube, mit Gewalt habe ich so meine Erfahrungen gesammelt.

Man kann den unter links einsortierten Gewalttätern in Sachen Distanzwaffen eine Menge vorwerfen, aber der unmittelbare Kontakt liegt ihnen nicht … da melden sich dann die Skrupel im Angesicht des Opfers. Die Diskussion der letzten Tage hing sich an Begriffen auf. Mob, Hetzjagd, Pogrom usw. wurden je nach Ausrichtung benutzt oder kritisiert. Selbstverständlich jagen diese Truppen im «Wilden Osten» Ausländer, Langhaarige und alternativ aussehende Personen.
Selbst Leute aus dem Mobilen Einsatzkommando, die sich entsprechend tarnten, verzichteten dankend und ließen die anders aussehenden Kollegen aussteigen. Alles eine Frage der taktischen Anpassung. In dem Job wird nicht gefragt, ob etwas sein kann oder darf, dort muss man sich mit Realitäten auseinandersetzen. Wer ehrlich ist, wird auch nicht bestreiten, dass es junge Polizisten gab o. gibt, die mit Hools gekuschelt haben. Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich mehrfach einen Hals hatte, wenn ich solche Dinge beobachten musste. Klar und deutlich muss aber auch gesagt werden, dass sie in der Minderheit sind. Ja, es gibt Städte mit einer ausgeprägten Szene, das ist Fakt und lässt sich nebenbei auch bei Interesse im Verfassungsschutzbericht nachlesen. In der hohen Politik diesbezüglich herumzudrucksen, ist ziemlich kontraproduktiv.

Ebenso kann niemand die anderen Bestrebungen der «Rechten Bewegung» bestreiten. Da gäbe es die Ultras, die in Niedersachsen germanische Lebensweise zelebrieren, die Beschulungen Rechter im Umgang mit den Polizeikräften, das besorgniserregende Engagement von Richtern, Staatsanwälten und Rechtsanwälten in diesem Umfeld und noch vieles mehr. Exakt hier sehe ich einen weiteren wichtigen Punkt, der die beiden Ausrichtungen im Gefährdungspotenzial wesentlich voneinander unterscheidet. Der Rückhalt in der breiten Gesellschaft.

Ein Autonomer oder einer, der sich der losen inhomogenen Truppe Antifa zugehörig fühlt (auch ein seltsames Phänomen: Wie kann ein Polizist von einer homogenen existierenden Vereinigung mit der Bezeichnung Antifa sprechen?), wird sich im aktuellen und zukünftigen Deutschland niemals eines Rückhalts in der breiten Mehrheit der Deutschen Bevölkerung sicher sein können. Die Unterordnung unter einer Führungsstruktur, die Überzeichnung der eigenen tatsächlichen oder angenommen Leistungen, die Einnahme einer Opferrolle, ist quasi genetisch durch die historischen Ereignisse ab der Kaiserzeit in die Gesellschaft eingebrannt. Den zurückliegenden Kampf zwischen Arbeiterklasse und Bürgertum hat Letzteres mit der Entstehung der Wohlstandsgesellschaft für sich entschieden. Das Denken, welches wir mit der Bezeichnung “rechts” belegt haben, war niemals weg. “Da müsste mal wieder einer richtig durchgreifen.”; “Früher hätte es das nicht gegeben, da wäre so etwas im Lager gelandet.”, sind Standardsprüche. Allerdings hießen die Social Media früher “Zur runden Ecke” und “Kleines Versteck”, hatten am Fenster vergilbte Gardinen und schreckliche mit einem dicken Filzstift geschriebene Ankündigungen für den nächsten Futschi – Abend. Die rechte Bewegung überdauerte bierselig am Tresen.

Realistisch betrachtet geht es aber nicht mehr um Deutschland, sondern um sehr viel mehr. Die Zeit der nationalen Probleme ist längst vorbei. Ich bin für mich selbst zum Ergebnis gekommen, dass uns die «Rechte Bewegung» zusammen mit den Konservativen mal wieder ins Verderben führen werden. Alle anderen Lösungen sind idealistische Ansätze, denen die menschliche Unvernunft im Wege steht. Schreiben tue ich lediglich dazu, weil es mich in meinem Leben schon immer verärgerte, wenn Leute, die es besser wissen könnten, sich in die eigene Tasche lügen. Doch auch dies gehört zur menschlichen Natur. Ich habe es aufgegeben, den Versuch zu unternehmen, etwas im Denken anderer Leute zu verändern. Die Entscheidung ist letztlich, ob man selbst ein menschliches Leben führen will oder sich in das System einfügen will. Ich habe mich entschieden.

Letztens las ich einige Zeilen über Vernunft, Gewissen und Religionen. Religion bedeutet relativ nüchtern, sich seinem Gewissen gegenüber verpflichtet zu fühlen. Einem Gewissen, welches einem sagt, dass Lebewesen aus mehr bestehen, als die körperliche Erscheinung und deshalb tunlichst die Zukunft so gestalten sollten, dass sie Morgen auf ein gutes Leben treffen. Vernunft basiert auf einem funktionierenden Urteilsvermögen, welches sich aus einer sauberen logischen Betrachtung der Umwelt ergibt. Weder sehe ich in den öffentlich geführten Diskussionen in diesem Sinne ein Gewissen, noch kann ich eine Vernunft erkennen.

Selbst politischen Wortführern, denen ich einst einiges zutraute, umtreiben merkwürdige Gedanken. Die Aussagen der Kanzlerin sind ursächlich für Ereignisse, wie sie in Chemnitz stattfanden. Alles klar! Ich musste meine Frau erschlagen, weil sie immer mit mir meckerte. Die Demokratie, die Gewaltenteilung, der Rechtsstaat sind in Deutschland ein kleines Kind. Tödliche Auseinandersetzungen haben jahrelang keinen Menschen interessiert. Mir fällt in der Vergangenheit nicht eine einzige Demonstration für eine ermordete Frau oder Mann ein. 1971 wurde in London das erste Frauenhaus eingerichtet. Diese Häuser standen niemals leer. Überall folgten weitere Einrichtungen. Ich habe nicht gezählt, wie häufig ich in dreissig Jahren bei vermissten Kindern eingesetzt wurde, die später in einem Wald gefunden wurden.

2015, Merkel, alles Bullshit. Darauf surfen die Strategen nur zum Ziel. Und dies machen sie nicht schlecht. Sie machen es so gut, dass bei Leuten Schalter umgelegt werden, denen ich diese Anfälligkeit niemals zugetraut hätte. Mich selbst zwingt dies leider immer mehr dazu Spreu vom Weizen zu trennen. Es geht nicht um Dummheit. Die kleinen grauen Zellen sind durchaus bei allen vorhanden. Aber Denken will gelernt sein. Wenn ich mich niemals mit Denkfehlern und den eigenen Unzulänglichkeiten bei der eigenen Wahrnehmung auseinandergesetzt habe, sind Fehlschlüsse vorprogrammiert. Wie gesagt, auch in dem Genre aus dem ich komme, bleibt die Entscheidung nicht aus. Vernunft, Gewissen, ein eigenverantwortliches Leben erscheint mir als aktiver Unterstützer des Systems nicht mehr möglich. Oftmals wurden in den letzten Tagen auch Vergleiche zu den Vorkommnissen in Lichtenhagen gezogen. Soviel ich weiß, entstand Lichtenhagen unkontrolliert innerhalb eines dazu bereiten Milieus. Chemnitz und der Marsch der rechten Bewegung wurde gezielt gesteuert -sie beginnen das Potenzial zu kontrollieren. Das ist nicht gut. 

Aus psychologisch nachvollziehbaren Gründen heraus, reduziert ein großer Anteil der Deutschen den Nationalsozialismus auf die Jahre 1933 – 1945 und ersieht in der Person Adolf Hitlers den eigentlich Schuldigen an der ganzen Geschichte. Der Führer ist tot – war was? Na ja … der Führer hat einiges in der deutschen Volksseele bedient, er hat es nicht erschaffen, sondern benutzt. Nahezu verblüfft stellen jetzt einige fest, dass das Bediente immer noch existiert. In der DDR wurde es nahezu konserviert. Die Aufgabe lautet: Sind die jungen Demokratien in Europa dazu in der Lage, sich auf eine Welt einzustellen, in der nach und nach die Dinge eintreten, vor denen uns alle immer gewarnt haben. Wirtschaftliche Krisen kündigen sich am Horizont an. Vielen im unteren Bereich wird es schlechter gehen. Die Digitalisierung wird Arbeitsplätze einstampfen. Katastrophen, Kriege, Dürren, Verteilungskämpfe, gravierende wirtschaftliche Unterschiede werden stets härtere Aufgaben stellen und die Deutsche Gesellschaft herausfordern. Doch die scheitert schon an ein paar Toten, einigen PR Kampagnen und einigen wenigen Flüchtlingen. Das kommt mir vor, wie einer der beschließt das Rauchen aufzugeben und wegen einer einzigen roten Ampel sofort wieder anfängt. Dabei leben wir international betrachtet auf der Insel der Glückseligen.

Wenig hilfreich sind auch naive Theologinnen bei den Grünen, wie Frau  Katrin Göring- Eckardt, die die eingesetzten Polizisten unter einen rechten Generalverdacht stellt. Von taktischen Notwendigkeiten hat diese Frau keinen blassen Schimmer. Wenn der Mob erst einmal unterwegs ist, wird es schwierig einen vernünftigen Einsatz hinzubekommen, der nicht vollkommen eskaliert. Deshalb müssen Zugeständnisse gemacht werden, die Verfolgung von Straftaten zurückgestellt werden und einiges mehr.Man kann natürlich einen Krieg anzetteln. An dieser Stelle wird sofort auf den G20 verwiesen. Jedenfalls ich habe niemals behauptet, dass ich diesen Einsatz aus der Entfernung besonders gelungen fand. 

Selbstverständlich müssen sich die lieben Bürger auch daran gewöhnen, dass die Polizei in nächster Zeit eine deutlich härtere Gangart einschaltet. Dies haben sie sich selbst zuzuschreiben. Doch in Chemnitz wäre eine Eskalation der Lage eine extrem blöde Idee gewesen. 

Aber ihr sei zugestanden, dass sie sich damit in eine ganze Reihe Ahnungsloser einreiht. Ärgerlich ist dabei, dass sie mit solch unsinnigen Äußerungen jede Menge Schaden anrichtet. Für die Anzahl der eingesetzten Beamten, an welchen Stellen die Maßnahmen durchgeführt werden und welche  angeordnet werden, liegt nicht in der Entscheidungsgewalt der Eingesetzten. Wer der kompletten Polizei in Sachsen eine rechte Unterwanderung unterstellt, geht die gesamte Hierarchie an und die beginnt oben mit Positionen, in denen das Parteibuch karrierebestimmend ist. Da sollten sich dann die Herrschaften in der Politik miteinander unterhalten, bevor sie Polizeiobermeister angehen. Nicht die Polizei hat versagt. Sondern die Gesellschaft, mit dem Verlust der Übersicht, wer Freund und Feind ist. Ebenso wie das politische Establishment, welches in einem Elfenbeinturm lebt. Täter sind die Menschen, die ohne ein Gewissen alles dem Kapitalismus und dem Konsum geopfert haben. Als Menschen haben wir uns längst zum Produkt reduzieren lassen. Ein Faktor in der Buchhaltung – nicht mehr und nicht weniger. Doch auch dieses war bereits in den 60gern hinreichend bekannt, wurde den Menschen mitgeteilt und sie haben es nicht kapiert. Die Intellektuellen in Deutschland sind in eine Art Koma gefallen. Gnädigerweise dürfen sich manche noch im Spartenfernsehen um 23:00 Uhr blicken lassen. Was nicht in Form eines geistigen Burgers mit Pommes und gesüssten Ketchup lauwarm angeboten wird, sieht sich ohnehin niemand an. Aber in sich nicht tragfähige Verschwörungstheorien, konsumieren sie wie Wodka. Auch nichts Neues. Thule – Gesellschaft, Freimaurer Verfolgung und die Weisen von Zion hatten wir auch schon. Dieses Mal heißt das Deppen – Programm Islamisierung. Langweilig! Ganz sicher wird die Deutsche Bank, Goldman und Sachs, Blackrock auf die Scharia umstellen. Selbstverständlich werden die Mullahs unsere Rüstungsschmieden übernehmen und blonde Frauen werden Vollverschleiert am Fließband sitzen. Wer das glaubt, muss sich dann doch mal ein paar Fragen bezüglich der grauen Zellen stellen lassen.

Am Ende wird es nicht die AfD sein. Das Problem ist die gesamte rechts – konservative Bewegung mit einem Parlamentarischen Arm. Inklusive einer fortschreitenden Debilität, weil die Menschen das Denken verlernen.