Auf Wiedersehen Ulanbataar
Die letzten Stunden in Ulanbataar brechen an. Ich habe nicht die Mongolei gesehen, sondern die Stadt besucht. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. In dieser Stadt wurde mir zum ersten Mal in aller Deutlichkeit gezeigt, wo es hingeht. Auf der einen Seite die Anbeter des Glaubens an das Geld und auf der anderen die Mehrheit der Menschen, die in bitterer Armut leben. Überall in den schicken glitzernden Konsumtempeln schmücken sie sich mit Bildern an der Wand, auf denen Nomaden in der Steppe abgebildet sind. In den Camping – Abteilungen wird den vorbei flanierenden erlebnisorientierten Ausländern sündhaft teures Equipment angeboten. Von der Trockenheit des zurückliegenden Sommers, den unterversorgten Herden und dem sich nähernden weißen Tod ist nicht die Rede.
Die Mongolei ist nach dem Rückzug Russlands, die Beute von Korea, Japan und China. Die wenigen Alten in traditioneller Kleidung wirken wie deplatzierte aussterbende Zeugen einer längst vergangenen Ära. Draußen in der Steppe sieht das anders aus, doch wie lange werden die dort noch überleben können? Heute unterhielt ich mich mit einer jungen Mongolin darüber. Ich sagte ihr, dass meinem Eindruck nach, die Jüngeren ohne jegliche Kritik das westliche, weniger das fernöstliche Leben, übernehmen wollen. Dabei verlieren sie immer mehr ihre Identität.
Sie war von meiner Antwort ein wenig peinlich berührt. Das sind nicht die Worte, die man von einem Touristen hier hören will. Touristen sollen von dem tollen Erlebnis sprechen, welches der Ausritt mit einem Kamel war. Oder von der idyllischen Atmosphäre in einer Jurte. Sie selbst ist nebenbei noch nie auf einem Kamel geritten. Ihre Großeltern hat sie auch schon lange nicht mehr gesehen.