17 Oktober 2018

China … das Land der Durchreise.

Lesedauer 4 Minuten

Die gigantische Größe des Pekinger  Flughafen entsprach zeitweilig dem Ausmaß meiner Entnervung. Ich habe das Gefühl, der Flughafen hat die Größe eines Berliner Stadtteils. Was der Stand der Technik anzubieten hat, wurde eingebaut. Wärmebildsensoren, Fingerabdruckscanner, Drogenscanner, 11 Milliarden Kameras, die gleiche Anzahl an Sicherheitspersonal und vieles mehr. Den Sensoren für Lithium – Ionen – Batterien fiel mein Solar – Ladepack zum Opfer. Kein Aufdruck, kein Markenname … Bye, Bye. Die aufgeklebten Gummistreifen bei den anderen Packs, die verhindern sollten, dass sie immer von Bus – und Bahntischen herunterrutschen, mussten ebenso dran glauben. Doch immerhin, ließen sie mich aus China wieder heraus. Aber der Reihe nach.

Nach der Landung in Peking, ich kam aus Ulanbataar,  rollte der Flieger, und er rollte, rollte, wollte gar nicht mehr aufhören zu rollen. Danach ging es durch das endlose Terminal zur Bordercontrol, erst wurden aber die Fingerabdrücke registriert. Gut, die haben dann ab jetzt das BKA, das LKA, Kambodscha und China. Nachdem ich dort nach Ausfüllen von drei Zetteln endlich vorbei durfte, freute ich mich darauf zum Rollband zu gehen und meinen Rucksack einzusammeln.

Hach, was bin ich doch naiv. Zu meinem Gepäck brachte mich eine futuristische Kabinenbahn. Erst rollte sie, in einer meiner Auffassung nach angemessenen Geschwindigkeit, gab dann aber nochmals Vollspeed. Holymoly! Und wieder dauerte es lange, bis die Endstation erreicht war. Bei passender Musik hätte alles etwas vom Bladerunner gehabt.Wieder im Besitz meines Rucksacks stürmte ich vor die Tür. Das alles war zuviel für die Nerven. Mit sehr tiefen Zügen rauchte ich zwei Zigaretten. Dann sah ich mich um. Ich war am Sammelpunkt der Busse gelandet, wollte aber ein Taxi nehmen. Nach einigen Missverständnissen verstand ich, dass ich ein Ebene herunter müsste. Also wieder rein ins Gebäude. Selbstverständlich erst, nachdem mich drei Polizisten auf Drogen und Sprengstoff mittels Reagenzstreifen geprüft hatten.

Unten wartete gleich eine ganze Meute in einer abgegrenzten Panikschlange auf Taxis. Vorn angekommen, bekam ich einen Hafen zugewiesen, in dem sich mein Taxifahrer befand. Taxifahrer in Peking sind Fahrer und keine Gepäckträger, sie verspüren auch wenig Lust einen Kofferraum zu öffnen. Ich ahnte, dass da noch etwas kommen würde, als er mit dem ihm hingehaltenen Zettel überhaupt nichts anfangen konnte. Trotz des Ausdrucks in seiner Schrift und Sprache, sagte ihm alles nichts. Wild gab er bei Google etwas ein und los ging die Fahrt. Gemäß Beschreibung erwartete ich eine Fahrtlänge von 10 Minuten. Bei Minute 20 wurde ich nervös.


Es wird ewig das Geheimnis dieses Mannes bleiben, warum er mich beim Airbus Test Center China absetzte. Der gute Mann von der Security verstand es auch nicht. Meine Rettung erschien in Gestalt einer attraktiven Ingenieurin aus Australierin, die mich aus Mitleid mitnahm und ihrem Fahrer die Adresse übergab. Die beiden verabschiedeten mich in einer dunklen Straße vor einem wild blinkenden Tor. Businesshotel, nahe beim Flughafen, idealer Ort, um von dort aus Peking kennenzulernen, hatte es in der Annonce geheißen. Okay! Ab durch das Tor und tatsächlich stand dort ein Haus, welches in etwa dem Foto im Internet entsprach.

Sie haben kein Photoshop verwendet, sondern einfach ein Bild von der Eröffnungsfeier 1960 genommen. An der Rezeption traf ich eine junge Frau an, die mit meinem Namen etwas anfangen konnte. Während sie kein Englisch sprach, konnte der Sicherungsmann einige Brocken. Mit viel Papier, Stiften, und einigem guten Willen, bekamen wir es dann gemeinsam hin.Dann näherte ich mich dem Zimmer. Jeder kennt das aus amerikanischen Filmen. Unten an der Rezeption der verschwiegene Kleinkriminelle, der Protagonist geht langsam schleppend auf die 20 Dollar – Bruchbude zu, in der eine Woche zuvor zwei Crack – Dealer erschossen wurden. Yeap! Exakt so sahen Zimmer und der Flur dahin aus. Egal ich kaufte mir für jeweils einen Yen zwei Bier, rauchte noch eine Zigarette und habe mich mal wieder mit Klamotten ins Bett gelegt … sicher ist sicher. Das Einfachste war die Rückfahrt zum Flughafen. Nach wenigen Minuten hatte ich sogar den Counter gefunden. Alles lief glatt … bis mein Akkupack ins Spiel kam. Ich hatte es für 5 EUR auf einem Flohmarkt in der schönen beschaulichen Wedemark bei Hannover gekauft.Eins, welches man mit Solarzellen wieder aufladen kann. Oberseite giftgrüne Umrandung der Solarzellen, unten schwarze Gummierung … keine Aufdrucke. Jetzt weiß ich Akku – Pack im Handgepäck ist gut, im Rucksack ist schlecht. Warum? Ich weiß es nicht!

Nach Auslösung der infernalisch trötenden Alarmanlage, die einem sofort ein anrückendes Bombenkommando vermuten lässt, trennte ich mich von meinem Flohmarktfund. Endlich, nach erneuten Sicherheitschecks, nochmaligen kompletten Auspacken, durfte ich mich zwei Stunden lang vor das Gate setzen.


Mein gebuchter Flieger legte auf dem Weg nach Chiang Mai/Thailand aus technischen Gründen eine Zwischenlandung hin. Alle Passagiere raus aus dem Flieger und wieder in ein Terminal hinein. Es mag sein, dass die Dame im Flieger das Procedere erläutert hat … ich habe es jedenfalls nicht verstanden. Mit Logik ließ sich die Angelegenheit auch nicht erschließen. Warum sollte ich aus dem Sicherheitsbereich heraus und den ganzen Quatsch nochmals machen?


Jedenfalls verlief ich mich auf diesem verdammten chinesischen Flughafen. Und erst nach energischen Triaden fand ich einen Sicherheitsmann, der sich meiner erbarmte und mich zum Gate brachte. Wieder stand ich vor ein grimmig blickenden Chinesin. Mit aller Ernsthaftigkeit gab sie mir auf den Weg, dass ich in Thailand Probleme bekommen würde, weil ich kein Ausreiseticket aus Thailand habe. Pustekuchen! In Thailand lächelte mich freundlich eine Frau in Uniform an, griff nach ihrem Stempel und gab mir einen Monat Zeit, mir meine Gedanken über meine Reisepläne zu machen. So nett China auch sein mag, es ist nicht der einzige schöne Platz der Erde. Nicht einmal halbwegs vernünftiges Internet bekommt man auf dem Flughafen. Facebook und WhatsApp sind, wen wundert es, gesperrt. Jetzt sitze ich beim dritten Bier (50 Cent), habe für 2 EUR verdammt scharf gegessen, vor einem vollkommen schrägen Hippie – Guesthouse, genieße die 26 Grad Außentemperatur und plane im Kopf den kommenden Tag. Ich denke der wird lustig.


Copyright 2021. All rights reserved.

Verfasst 17. Oktober 2018 von Troelle in category "Allgemein

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.