2 Dezember 2018

Gibt es noch Trauminseln?

Lesedauer 4 Minuten[mapsmarker marker=”7″]

Bestimmt gibt es sie noch irgendwo. Doch wenn sie einer entdeckt, sollte er die Koordinaten tunlichst für sich behalten. Der Tourismus wird sonst alles innerhalb weniger Jahre zerstören. Die Bewohner werden sich verändern, der Strand wird zur Müllkippe, überall werden Motorroller herum rasen und die Speedboote werden die Riffe zerstören. 

Meine erste Insel auf dieser Reise hieß Koh Lipe. Freunde schwärmten von der Ursprünglichkeit und den wenigen Touristen. Wenig? Nun, das dürfte eine Frage der Relationen sein. Genauso verhält es sich mit den Preisen. Im Vergleich zu anderen Zielen waren sie günstig, in Relation zu anderen Gebieten in Thailand, war das Preisniveau eher hoch. Trotz alledem ist die Insel ein fantastischer Ort. Das Wasser ist warm und glasklar. Bereits nach wenigen Metern kann man Schnorcheln und zwischen den noch lebenden Korallen eine große Vielfalt an Fischen bewundern. Aber die Bewohner der Insel müssen in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Touristen gesammelt haben. Selten habe ich erlebt, dass Menschen derart gnadenlos dem Geld hinterher waren, wie dort. Kaum stand das Getränk auf dem Tisch, wurde Cash eingefordert. 

Die Krönung erlebte ich mit einem jungen Kellner in einem Resort. Ich hatte mich dort mit zwei Freundinnen getroffen. Sie übernahmen die Rechnung, da ich kein Bargeld dabei hatte. Beim Begleichen wurde ein Bier übersehen. Grundsätzlich war das kein Problem. Die beiden hatten sich kurz in ihren Bungalow zurück gezogen und ich wartete am Tresen. Der Kerl am Tresen fragte nach dem offen gebliebenen Bier. Ich erläuterte ihm, dass ich auf die beiden warten würde und er dann sein Geld (2,68 EUR)bekäme. Er nickte, rannte aber plötzlich weg. Ich ahnte, was er vor hatte. Wenige Minuten später kehrten meine Freundinnen wieder zurück. Wie ich es angenommen hatte, war er zu ihn gerannt und hatte meine Worte überprüft. Meine bösen Blicke konnte er nicht verstehen.

Aber es geht auch anders. Derzeit befinde ich mich auf der Insel Koh Mook. Bisher ist diese Insel von Luxusresorts und unzähligen Beachbars verschont geblieben. Wieder einmal habe ich bei der Auswahl meiner Unterkunft unverschämtes Glück gehabt. Das Garden Beach Resort lebt durch die omnipräsente Chefin “Dada”. Ihre Familie stammt von der Insel. Früher lebten sie vom Kautschuk und vom Kaffee. Kautschuk, einst eine einträgliche Geldquelle, kann heute niemanden mehr ernähren. In vergangenen fünf Jahren sind die Preise durch die Aktivitäten der großen Konzerne zusammen gebrochen. Beim Kaffee sieht es nicht viel anders aus. Dada führt ihren Gästen jeden Tag um 17:00 Uhr die alte traditionelle Herstellung von Kaffee vor. Die gesamte Beere wird in einem Sud gekocht, bis ein zäher Brei entsteht, der dann geröstet wird. Hierbei wird der Kaffee karamellisiert. Die großen Bruchstücke werden anschließend zu einem Pulver gestampft. Jenes zieht sie dann mit einem Stofffilter durch heißes Wasser. Das Ergebnis ist ein fantastisches Gebräu.

Dada erzählte mir, dass sie vieles nicht für das Geld tun würde. Nachdem ich mitbekommen habe, wie einige Backpacker über den Preis verhandelten, kann ich dies nur bestätigen. Sie will die Traditionen am Leben halten. Zum Resort gehört auch der “Skipper”. Er ist die Verkörperung eines auf  See lebenden Insulaners. Klein, drahtig, von der Sonne gegerbt und mit einer nie enden wollenden Energie beseelt. Vor zwei Tagen, unternahm er mit vier anderen Touristen und mir eine Bootstour zur Emerald Cave.

Bevor wir die Höhle anfuhren, gab er uns die Gelegenheit an einigen Stellen zu den zahlreichen Riffen herunter zu tauchen. Im Wasser verwandelte sich der Skipper schlagartig zum leidenschaftlichen Fischer. An einer Stelle gab er mir zu verstehen, die Stelle im Wasser zu markieren, weil er einen Calmar gesichtet hatte. Mit der Geschwindigkeit eines Olympioniken schwamm er zum Boot zurück, ergriff die Harpune und erlegte unser Mittagessen. Ich gebe zu, dass ich weder den Calmar unter Wasser gesehen hatte, noch ihn jemals wieder gefunden hätte. Mit dem gleichen scharfen Blick entdeckte er im Wasser Meeresschildkröten.

Die  ca. 80 Meter lange Höhle kann nur bei Ebbe durchschwommen werden. Sie führt zu einer Lagune, die früher von Piraten als Rückzugsort genutzt wurde. Wer mal in der Gegend sein sollte, darf sie nicht auslassen. Das Erlebnis ist wahrlich toll. Für ein wenig zusätzliches Amüsement sorgten einige Touristen, die mit dem Kajak anrückten. Auf Höhe des Boots rief ich ihnen zu: “Sorry it’s closed.” Ohne jegliche Nachfrage drehten sie bei. Da half alles Hinterherrufen nicht mehr. Solltet ihr Euch aufgrund eines merkwürdigen Umstands auf die Seite hier verirren: SORRY!

Ich habe jetzt schon eine Menge auf der Reise erlebt. Nun merke ich, dass ich Bedarf habe, das bisher Geschehene zu verarbeiten. Hierfür habe ich einen guten Platz gefunden. Ich bemühe mich, dem Druck alles sehen zu müssen, zu widerstehen. Mein ursprünglicher Plan bestand darin, mir diverse Inseln anzusehen. Den habe ich verworfen. Es mag sein, dass es noch schönere Inseln gibt. Aber schön ist schön und ich mag den Platz hier. Warum sollte ich hin – und her “schippern”? So etwas wie diesen Platz habe ich gesucht. Mein VISA für Thailand endet am 20.12., dann werde ich gezwungenermaßen nach Malaysia weiter ziehen. Doch ich bin bereits am Überlegen, ob ich nochmals versuche 2019 zurück zu kehren. Theoretisch müssten die Bestimmungen dies erlauben.

Gespannt bin ich auch auf meine Rektionen in einem islamisch geprägten Land. Im Süden von Thailand besteht eine Mixtur aus Buddhismus und Islam. Man merkt dies spätestens beim Versuch ein Bier zu kaufen. Dada ist angeblich auch eine Muslimin. Ich weiß nur nicht, ob sie jenseits des Alkoholverbots auch noch andere Regeln kennt. Sämtliche Reliefs im Resort entstammen dem Buddhismus bzw. Hinduismus. Der Skipper macht auf mich auch nicht den Eindruck, dass er in seinem Leben jemals eine Moschee von innen gesehen hat. Einige Meter vom Resort entfernt stehen Pfahlbauten von Fischern. Dort habe ich einige Männer beten sehen. Bis auf die Kopftücher deutet bei den Frauen nichts auf Islam hin.

Aber einiges kann ich jetzt bereits sagen, die mit dem Kopftuch sind deutlich distanzierter im Wesen, als die Buddhistinnen. Na mal sehen, wie sich das in Malaysia auswirkt. Ich vermute, die Regeln einer Buchreligion nehmen einiges an Lebensfreude. Gleiches kann man auch in stark katholisch ausgerichteten Regionen beobachten.

 


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Verfasst 2. Dezember 2018 von Troelle in category "Allgemein

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