18 März 2019

Schluss mit lustig …

Lesedauer 5 Minuten

Das Maß ist voll! Ich bin, wie meiner Bio auf der Seite entnehmen kann Jahrgang 1966. Damit bin ich gerade noch so ein Babyboomer. Meine Generation beginnt seit einigen Jahren am Schaltpult der Macht Platz zu nehmen.

Eine Generation, die sich in vielen Bereichen nicht mit: «Wir wussten es nicht besser!», herausreden kann. In der alten Bundesrepublik Deutschland war dies eine der ersten Generationen mit den Best möglichen Bildungschancen, die es jemals in Deutschland gegeben hat. Ich ziehe Brecht heran: «Erst kommt das Fressen, dann die Moral!» Wir hatten alles. Fressen, Reisen, Freizeit, Zugang zu Bibliotheken, freie Unterrichtsmaterialien, die Freiheit Kritik zu üben, zu Demonstrieren, an die Universitäten zu gehen – und doch haben wir es verkackt. Wo lag der Fehler? Wo sind wir falsch abgebogen? Vielleicht war der Wohlstand unser Problem? Die Drogen? Die Sicherheit? Keine Ahnung! Die Tatsache, dass wir auf eine Politikergeneration setzten, die in Teilen noch charismatische durch Not, Elend, der Nachkriegszeit geformte Persönlichkeiten waren? Wir hätten sie ablösen sollen. Wen haben wir entsandt?

Wir hatten unsere Problemfälle. Die welche durch ihre Anpassungsfähigkeit und Zielstrebigkeit in einem von uns grundsätzlich abgelehnten ungesunden Leistung -, Zuwachs -, Status – und Expansivsystem ihre Chance sahen. Mit Kritik, Neuorganisation, Widerstand, Revolte gegen das damals bereits überkommene Wirtschaftswundersystem», welches auf einen niemals endenden Wachstum setzte und dabei bereit war ohne Rücksicht auf Verluste alles kaputt zu machen, hatten die nichts am Hut. Jeder meiner Generation kennt sie. Von Mama eingekleidet, programmierbare Digitaluhr, schwarzer Aktenkoffer statt Umhängetasche, Mitglied in der Jungen Union oder bei den JuLi’s (Junge Liberale), Jura -, Sozial – oder BWL Studium, Parteiaufstieg.

Die andere Fraktion waren diejenigen, welche sich mit Ach und Krach ohne Lust durch die Schulzeit bewegten, am Wochenende schlechtgemachte Musik in billigen Diskotheken hörten, Goldkettchen von Cartier trugen, aufgemotzte Autos durch die Gegend chauffierten und sich auf ein Leben mit Ende unter der thailändischen Sonne von Koh Samui oder auf Mallorca vorbereiteten. Ein Leben mit dem Tiefgang eines «Hover Boat», nämlich gar keinen.

Beide hatten wir nicht auf dem Zettel. Noch weniger passten wir darauf auf, was nach der Wiedervereinigung passierte. Theoretisch hätten sich jeder denken können, dass eine Gesellschaft die über Jahrzehnte von staatlicher Alimentierung, gegenseitigen Verrat und staatlicher Propaganda, Geschichtsrevision und einer despotischen Clique geprägt wurde, Probleme machen würde. Aber wir schliefen einen sehr tiefen Schlaf. Trotz der Tatsache, dass wir wussten, dass die CDU in der DDR reine Makulatur war und nicht umsonst den Beinamen «Blockflöten» trug, ließen wir einen Helmuth Kohl brav machen. Und standen eines Tages vor dem bekannten Ergebnis!

Seit Ende der 70er warnten uns die Forschenden an den Universitäten vor dem, was sich am Horizont abzeichnet. Aber sie mussten mit Zahlen und Tabellen agieren und die interessieren einen Konzernvorstand, einen Minenbetreiber, einen Energieriesen, Chemieriesen, Banken und Waffenschmieden recht wenig, wenn auf der anderen Seite unbegrenzter Wachstum und Gewinne, Gewinne, und nochmals Gewinne stehen.

Wie bei einer ungewohnten Benutzung eines Schnellkochtopfes stehen wir nur ängstlich neben dem Herd und beobachten das Ablassventil, immer darauf vertrauend, dass uns das Ding nicht um die Ohren fliegt. Ach, ging doch immer alles irgendwie weiter, wird wie immer am Ende alles Gut. Das ist doch alles nur ein Generationsproblem. War doch schon immer so. Unter dem Strich leben wir doch in einer guten Zeit. BULLSHIT! Die Kacke ist am Dampfen! Man weiß schon nicht mehr, wo man anfangen soll. Öltanker, Müll, Plastik, keine Antwort auf die Frage, was wir mit dem atomaren Müll machen sollen, zur Neige gehende Rohstoffe, seltene Erden, Buntmetalle, Dürrekatastrophen, ein klirrend kalter Krieg, Stellvertreterkriege, überall instabile Länder, Atommächte die im Clinch sind, Armut wo man hinschaut, zerstörte Natur, Vernichtung des Regenwalds, ungebremste Gier nach Energie, stets wachsende Technologien, die noch mehr Energie verbrauchen, Hinterlassenschaften des II. Weltkriegs, der die Meere vergiftet, irre Minengesellschaften die wie zum Ölboom Anfang des 20. Jahrhunderts alles niedermachen, und, und, und.

Der Kongress tanzt, während sich draußen ein Unwetter zusammenbraut. Prinz Prospero lädt zum Maskenball und vor den Türen wütet der «Rote Tod». Ja, das Leben des Einzelnen sollte sich ändern. Das Individuum muss umdenken. Um Himmelswillen, der freie Bürger darf zu nichts gezwungen werden. Am Arsch! Wenn das funktionierte, könnten wir eine Menge Geld einsparen. Wir bräuchten keine schwarzen Limousinen, Regierungsgebäude, Büros und Diäten. Dann könnten wir es alleine und müssten nicht Leuten, die von sich selbst behaupten, dass sie es drauf haben, finanzieren. Der nackte Affe braucht Führung, besonders wenn er nicht mehr in Horden, sondern in Massen organisiert ist.

Doch was sind unsere Sorgen? Lasst mich kurz nachschauen. Icardi wechselt zu Real Madrid, Verena macht auf Lombardi, Apple stellt neue Produktreihe vor, bei DSDS hat einer einen Kreislaufkollaps, ich kann mir meine Lebensmittel günstiger liefern lassen, Meghan plant eine zweite Babypartie … ach ja … wir sind in Gedanken bei den Opfern wo auch immer … die Bundesbahn bekommt neue Milliarden … Pakistan liegt immer noch im Clinch mit Indien … der neue Fidel Castro – Maduro – entlässt seine Minister, während in Brasilien gerade in diesem Augenblick dank eines anderen Irren ihr Leben aushauchen. Und nicht zu vergessen, dass Allerwichtigste: Schüler trauen sich, innerhalb der verordneten Schulzeit zu demonstrieren und die Frage zu stellen: «Sagt mal, hackt es bei Euch?»
Woraufhin Tante Erna in Wuppertal beim Kaffeekränzchen vor Empörung der Kaffee aus dem Gesicht fällt und das Kreuzworträtsel im «Bild der Frau» versaut. Der Herr CDU Abgeordnete im Bundestag wird bei seiner Terminplanung mit dem Lobbyisten vom Bauernverband gestört. Die knallharte Businesskostümträgerin der Bayer AG bleibt im Verkehr stecken. Der Mann von BLACKROCK hängt im Bundestagsgebäude fest und muss dem Piloten im Learjet Bescheid sagen. Die Herrschaften von der AfD, gedanklich längst im Puff, reimen sich schnell noch eine Verschwörung zusammen, aus der irgendwie hervor geht, dass sie die eigentlichen Opfer von allem sind. Und der Lindner von der FDP ist sauer, weil er vor der nächsten Talkshow seinen Beratertermin für 15.000 EUR nicht wahrnehmen kann. Weidel übt vor dem nächsten Fototermin für das neue Propaganda Plakat, das ihr die amerikanische PR Agentur noch schuldig ist, die arrogante Oberlippe unter Kontrolle zu bekommen. Trixi lässt nochmals erklären, warum sich die Sonne doch um die Erde, welche im übrigen eine Scheibe ist, dreht und was Mohammed damit zu tun hat.

Jetzt mal ehrlich, seit Ihr Euch Eurer Lächerlichkeit nicht bewusst? Was hat eine Vorsitzende der CDU auf der Bühne einer Karnevalsveranstaltung zu suchen? Grüne und Linke, ist es Euch nicht zu blöd über irgendwelche Sterne, Kreuze oder Striche zu streiten? Bei jedem Scheiß erst einmal wie ein Papagei das Wort Rassismus heraus zu krächzen? LINKE? Hallo … da könnte was passieren. Ihr wollt die Welt umorganisieren? Dann jetzt! Nahles? Sie haben einfach nicht das Format eines Wehners, Dem hat man die hemdsärmelige Pöbelei abgenommen. Bei Ihnen wirkt das wie auf der Schultoilette in der großen Pause, finden sie ein würdiges Format. Und zieht den Bayern bitte endlich die Lederhosen aus. Nichts, inclusive FJS, was aus dieser Ecke Deutschlands kam, hat die Republik wirklich weiter gebracht. Neugierige könnten bei den Hinterbliebenen der Starfighter Piloten Nachfrage halten. Den meisten in Eurem Haufen ist das Leben fremd. Aber die Zeit wird eng. Belegt irgendwo einen Schnellkursus im Umgang mit normalen Menschen. Nehmt Euch kein Beispiel an all denen, die noch im Ablösungsprozess zu Mama und Papa stehen. Seht Euch Dobrindt an und sagt Euch einfach: Ich will nicht wie Dobrindt sein. Ja, Jura ist ganz nett … aber nach dem Studium muss man langsam auch begreifen, dass Papierlage nicht alles im Leben ist. Tipp: Macht auf das Papier Ketchup und versucht es zu essen, dann wisst ihr Bescheid.

Schluss mit lustig! Jede Mutter, jeder Vater, der Kinder in diese Welt gesetzt hat, welche die kommenden 50 Jahre erleben werden muss jetzt endlich Farbe, Flagge und Verantwortung zeigen. Es ist schlicht unwürdig und peinlich, dass bei den Demos mehr Großeltern auftauchen, denn Babyboomer.

Das werden die Schüler noch begreifen, wenn sie älter sind? Bullshit! Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr! Und im Bundestag rennen offensichtlich einige ehemalige ungelehrige Hänschen herum. Aber Deutschland reicht dafür nicht aus. Ich habe auf meiner Reise gelernt, dass es weltweit Menschen wie mir ähnlich geht. Briten, Australier, Malaien, Kanadier, US Amerikaner, Polen, Afrikaner und wo sie alle herkamen, haben die gleichen Gedanken. Es reicht über alle Maßen. Jetzt ist der Zeitpunkt nochmals auf die Straße zu gehen.


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Verfasst 18. März 2019 von Troelle in category "Allgemein

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