6 Februar 2020

Der eine Ring …

Lesedauer 4 Minuten

Irgendeiner hat mal gesagt, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Wahrscheinlich war es im Sinne eines zeitlichen Ablauf gemeint. Was wäre, wenn man in anderen Einheiten denkt. In zeitlichen Epochen?

Mit Beginn der Industrialisierung entstanden neue Gesellschaftsmodelle. Die Monarchien, ergo die Herrschaft per Geburtsrecht verloren an Bedeutung. Gott starb und wurde im moralischen Denken auf die hintersten Plätze verwiesen. Eine neue Herrschaftsform trat ihren Siegeszug an. Die Zeit des Kapitals u. Begründung von darauf basierenden Machtstrukturen.

Kapital ist kalt, emotionslos, berechnend, taktierend, entfremdend. Nicht das Wohlergehen der Menschen o. der Erhalt eines Lebensraums Erde steht im Vordergrund, sondern die Vermehrung des Kapitals.

Für die Mehrung u. Erhalt sind viele Menschen bereit, nahezu alles zu unternehmen. Es werden Kriege geführt, um die Neider o. Opfer dieser Strategie, abzuwehren. Es werden Waffen entwickelt u. verkauft, die noch drei Generationen später eine abschreckende Wirkung erzielen sollen. Der letzte Schuss ist vor langer Zeit gefallen, doch die Trauma, Blindgänger, Verstümmelte, Krankheiten, bleiben. Gesellschaftliche Ungerechtigkeiten u. ihre Folgen, werden zur Polizeiaufgabe.

Waffen kurbeln die Konjunktur an. Eine kontrollierte homogene menschliche Masse ist das Ideal für Konsumsteuerung, stupider Produktion u. Verwahrung namenloser Produktionsmittel. Das wussten in den 20ern auch die Industriebarone. Gleichermaßen war sich dessen auch das Besitzbürgertum bewusst, die wie Putzerfische die dicken Fische begleiteten.

Der Nationalsozialismus, gestützt vom inländischen u. ausländischen Kapital, ging aus diesem Denken hervor. Die Nazis wurden besiegt, der Glaube ans Kapital blieb. Viele Familien machten mit dem blutigen Geld aus dieser Zeit einfach weiter. Alle Alternativen wurden unter dem Begriff Kommunismus zusammengefasst, diffamiert u. dämonisiert. Selbst das Grundeinkommen, eine gesellschaftlich philosophische Idee aus den Anfängen der Industrialisierung wurde kommunistisch. Schon die Nazis betrieben diese Hetze, in der Bundesrepublik u. den USA wurde sie spätestens mit McCarthy, über Ronald Reagan, bis heute fortgesetzt. Das Kapital, der eine Ring, geschmiedet um alle anderen Ringe zu kontrollieren, im Besitz des Konsumenten Gollum, der seinen Schatz nie wieder hergeben will.

2020 befinden sich die CDU/CSU, FDP, in alter Tradition. Erhalt des Wohlstands, Wachstum um jeden Preis, Bewahrung der Machtstrukturen des Kapitals. Gegenüberliegend gibt es für sie nur verachtenswerte Kommunisten. Dabei ist jeder gläubige Christ o. überzeugte Buddhist im Grunde genommen, ein Gegenentwurf zu ihrer Strategie. Dafür bedarf es keine Analytiker wie Marx, Fromm oder Marcuse.

Nicht wieder, sondern immer noch, sind sie bereit, mit denen zusammen zu agieren, die die niedrigsten Instinkte, Verhaltensmuster u. das Animalische im Menschen bedienen. Schwer ist das nicht, weil sie sich genau genommen, nur in Nuancen u. Detailfragen unterscheiden. Die Verachtung dessen, was den Menschen u. alle anderen Lebewesen aus macht, die Ignoranz der Einbindung des Menschen in ein Lebenssystems, in dem er die gleiche Bedeutung hat, wie alle anderen Lebewesen, das unzulässige Bewerten eines Lebens, hat viele Gesichter. Das marxistische Proletariat war eine Begriffsfindung für Menschen, die dreifach von ihrem Schaffen, als Prozess und dem Produkt entfremdet sind und in der vierten Stufe von sich selbst, damit dann auch das Interesse an Gestaltung, Verantwortung u. sozialen Engagement verlieren. Der Begriff ist veraltet, aber spätestens mit dem völligen Fernhalten von Produktivität, Gestaltung, Sedierung mittels Hartz IV am Rand des Existenzminimums immer noch aktuell.

Die aktuelle LINKE als iseologische stalinistische Folgepartei der SED zu bezeichnen, einen Rammelow als linksextrem zu diffamieren, ist eine Fortsetzung der alten Verhaltensmuster, mit bekannten Folgen. Statt dessen um die Wählergunst derjenigen zu buhlen, die unverhohlen die alten Texte neu auflegen, gehört dazu.

Faschismus, Nationalsozialismus, sind ohne das Kapital u. deren Jünger nicht möglich. Hitler brauchte es, genauso wie Mussolini u. Franco. Die Denkmodelle, die zugrundeliegenden Mensch – u. Weltbilder passen ergänzend zueinander. Heute bedarf es keiner Fremdarbeiter mehr, wenn man sich quasi an Sklaven in den Strassenschluchten von Asien bedienen kann.

Es erscheint beinahe skuril, wenn Parteien, die Europa abschotten wollen, was nur mit massiver Gewalt funktioniert, sich von einer Großmacht nahezu sklavisch abhängig machen, die Völkerrechtsverstösse dieser Großmacht dialektisch rechtfertigen, fortwährend paranoid den Überwachungsstaat ausbauen, mit dem Finger auf die alte SED zeigen. Vieles davon, dürfte bekannt vorkommen. Alles ist ein wenig moderner geworden. Wahlen müssen nicht manipuliert werden, wenn ich vorher die Mittel zur Manipulation der Meinung habe. Doch nicht alle Wähler sind Opfer der Diffamierungskampagnen geworden. Und eine Menge haben der bei Goebbels abgepausten Propaganda eines Höcke den Rücken zugekehrt. Daran änderte auch nichts das Buch über den Kampf eines kleinen ehem. Geschichtslehrers.

Von allen in Thüringen angetretenen Parteien ging die LINKE mit der höchsten Prozentzahl (31,0) hervor. Die Wähler der SPD (8,2) ähneln in den Vorstellungen der LINKEN. Die GRÜNEN (5.2) ebenso. Machen im progressiven Bereich 44,4 %. Die Neoliberale FDP bekam gerade mal 5 %. Es lag bei den Abgeordneten der CDU ihr Gewissen entscheiden zu lassen u. den alten Pfad zu verlassen. Sie haben es wieder einmal nicht getan. Lieber mit den Faschisten, als mit dem Schreckgespenst der alten Hetzplakate aus Weimar zusammenzuarbeiten. Und die Statements einer AKK, die nicht einmal die Werteunion konsequent angeht, eines Merz, der nicht müde wird die LINKE als quasi stalinistische Unrechtspartei zu bezeichnen, kommen viel zu spät. Besonders die nachträglichen Aussagen eines Kubicki und Lindners lassen tief blicken. Lindner, der Rabulistiker deutscher Politiktalkshows, stellt die Aufstellung des FDP Kandidaten als eine Dienstleistung für die Mitte hin, welche er zwischen dem Rechtsextremen Goebbels Verehrer Höcke u. einem Rammelow sieht. Somit ihn als Linksextremisten auf der anderen Seite sieht. Dafür macht er dann schon mal im Rahmen eines Bauernopfers die AfD zum entscheidenden Polit – Faktor. Aus eigenen Reihen wird ihm von den Alten ein Hauch Weimar bescheinigt, den er mit verursacht hat.

Geschichte muss sich nicht wiederholen, sie dauert schlicht an. Dobrindt hat die zweite Konservative Revolution ausgerufen. Der Ausgang der ersten ist bekannt.

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Verfasst 6. Februar 2020 von Troelle in category "Ethik", "Gesellschaft", "Kapitalismus", "Kommunismus", "Neue Rechte", "Politik u. Gesellschaft", "Sozialismus", "Uncategorized

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