Verschwörung? Zu simpel …

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Der Baukasten “Corona” bringt alles mit, was man für eine Verschwörungstheorie benötigt. Dabei ist alles deutlich einfacher zu analysieren, ohne dunkle Mächte zu bemühen, die einen Virus in einem streng geheimen unterirdischen Labor in Auftrag geben. Das ist unterhaltsam, bereits mehrfach verfilmt, aber dürfte mit der Realität nichts zu tun haben.

Was aber existiert, sind Institutionen, Zusammenschlüsse, die sich täglich mit Szenarien beschäftigen, Simulationen durch die Rechner jagen, Verläufe durchspielen und je nach Interesse Schlussfolgerungen anstellen, auf deren Basis Vorbereitungen oder Aktionen geplant werden. Im Finanzbereich ist das beispielsweise BLACKROCK, die mit Hilfe eines der grössten Rechenzentren der Welt weltweit Analysen anstellen, um lohnende Investitionen zu ermitteln. Aufstände, Revolutionen, Umstürze, Blackouts, Pandemien, Epidemien, Verknappung von Ressourcen, gesundheitliche Lage von Gesellschaften usw..

Nachrichtendienste tun nichts anderes. Was, wird wie, in welcher Menge eingekauft, wie sieht dad Preisniveau aus, wie ist die Stimmung, Altersdurchschnitt. Als z.B. die russischen Streitkräfte aus Deutschland abzogen, interessierten sich die Dienste für die Schwarzmärkte vor den Kasernen und analysierten die Ver- u. Ankäufe der Soldaten, um die Stimmung dort zu ermitteln. Über vieles gewonnene erstattet morgendlich ein hoher Beamter des BND einen zusammenfassenden Rapport an das Kanzleramt. Ich durfte mal einen in dieser Funktion kennenlernen. Sehr smart, eloquent, intelligent und mit einem irren Informationswissen über die Geschehnisse in der Welt. Die Aufgabe lautet: Informationsbeschaffung, aus diesen etwas zu machen, Strategien zu entwickeln ist nicht deren Job.

Pandemien u. Epidemien, Cyber Angriffe, Wirtschaftszusammenbrüche, Energiekrisen, Fluchtbewegungen, sind Standards in den Simulationen. U.a. münden sie in Manöver, Grossübungen der Sicherheits- u. Hilfskräfte. Die Auswertungen geben neue Erkentnisse u. führen wiederum zu neuen Ausbildungen, Anschaffungen, Entwicklungen.

Keiner konnte wissen, wie ein neuer Virus heissen würde, wann er genau auftritt u. wo es losgeht, aber das es passiert, war klar. Nur wann? Einem Ökonomen ist es zuwider 10 Jahre teures Gerät herumstehen zu haben, was möglicherweise erst nach 12 Jahren zum Einsatz kommt. Ausserdem muss es immer wieder erneuert werden. Dann lieber ad hoc reagieren. Zumindest denken Beschaffer in Behörden so. Lobbyisten in der Pharmaindustrie, Waffenproduktion, Zulieferer haben selbstverständlich andere Interessen.

Auch Flüchtlingsbewegungen werden kalkuliert. Sie erzeugen politischen Druck, Camps müssen errichtet werden, Seuchen wie Typhus u. Diphterie brechen aus, Tote müssen beseitigt werden, Unruhen kommen auf usw.. Zufälle gibt es in diesem Geschäft kaum. Und auch ein Erdogan bekommt seinen Laden nicht so dicht, dass die Dienste nicht Wochen vorher wissen, was da am Köcheln ist. Genau so, wie seine Leute versuchen zu ermitteln, wie einzelne Staaten reagieren werden.

Putin schickt keine Hilfe nach Italien, wenn er sich nichts davon verspricht. Was genau, ist mit begrenzten Infos schwer zu ermitteln. Aktuell brodelt es in Süditalien. Die Lage war bereits vor Corona angespannt. In einigen anderen Ländern sieht es nicht besser aus. Die Regierungen haben die wirtschaftliche Lage lange kaschiert. Doch wenn Menschen, deren Möglichkeiten auf eine Woche oder weniger ohne Einkünfte ausgelegt sind, zwangsweise in einen Shutdown geraten, entsteht ein Pulverfass. Die USA haben bislang das Interesse verfolgt, Teile Europas stabil zu erhalten, einen uneinigen Riegel zwischen diesen und Russland zu schaffen. Das geben CIA Analysten in öffentlichen Beiträgen von Thinktanks unumwunden zu. Trump scheint von dieser Strategie abweichen zu wollen. Vielleicht glaubt er Russland anders managen zu können. Europa scheint immer mehr zum Tischtennisball zwischen USA, China und Russland zu werden. Was auch immer die genau vorhaben.

Fakt ist bei allem, dass Corona an sich, objektiv im Bedrohungspotenzial nicht gegen andere Gefahren standhalten kann. Was soll passieren? Im schlimmsten Fall brechen Gesundheitssysteme zusammen und einige Millionen Menschen sterben. Es bleiben genug übrig. Praktischerweise treten überwiegend die ab, welche im neoliberalen Verständnis ohnehin ein ungeliebtes humanes Zugeständnis sind. Kommende Umweltkatastrophen, basierend auf Verschmutzungen u. Klimawandel haben da ganz andere Folgen. Nicht viel anders sieht es mit Ressourcen aus. Nicht auszudenken, was eine afrikanische oder südamerikanische Einigkeit bei der Veräusserung für die USA, China u. Russland bedeuten würde.

In den ärmeren Ländern werden durch die Corona Maßnahmen die Verhältnisse instabil. In Indien gingen durch die sozialen Medien Bilder von Gras essenden Kindern viral. Eilends suchte man die Gebiete auf und versorgte sie Pressewirksam, damit nicht der Eindruck einer drohenden Hungerkatastrophe entsteht. Auf Dauer wird das nicht helfen.

Selbst die grundlegende Verweigerung des Menschen, sich als ein Teil eines übergeordneten natürlichen Systems zu verstehen, in dem die Existenz eines jeden anderen Lebewesens die gleiche Bedeutsamkeit besitzt, wie er, ist bedrohlicher. Überall besteht der Glaube, dass der Mensch mit seinem Einfallsreichtum irgendwie eine Lösung finden wird. Begleitet wird dies von der fatalistischen Aussage, dass es halt kein Zurück gäbe, sondern nur eine stete Fortentwicklung. Aus Sicht des planetaren Lebenssystems der Erde, ist der Mensch eine tödliche, sich pandemisch ausbreitende Krankheit und Viren, die Corona, Pest, Ebola, Denghi, Pocken, auslösen systemrettende Anti – Körper. Es ist amüsant, wie Zeitgenossen auf die Barrikaden gehen, wenn diese tolle Lebensform Mensch mit anderen, vermeintlich niederen Wesen gleichgesetzt wird. Könnten andere Lebensformen befragt werden, käme der Mensch mit Sicherheit nicht gut bei weg. Und auf eine Abstimmung bezüglich der Entfernung vom Planeten würde ich es nicht ankommen lassen.

Aber Corona lässt sich benutzen. Ein Werkzeug mit vielen Möglichkeiten. Die Angst vor Krankheit u. Tod hat den charmanten Vorteil der zeitlichen Kürze. Klima, Verschmutzung, Wandel, Ressourcen, sind langfristige schleichende Prozesse, die sich deshalb der Wahrnehmung und Angst entziehen. Polen macht es gerade richtig dreist vor. Da wird mit Hilfe von Corona eine völlig neue Lage geschaffen. Ich denke, die Annahme, dass Regeln, die aufgrund von Corona geschaffen wurden, zu großen Teilen bestehen bleiben. Man kann ja nie wissen, was da noch kommt. Datenschützer sind lästig und haben gegen die Emotion Angst keinerlei Chancen. Einforderer von Freiheit, können ebenso einpacken. Die Kontrollfreaks haben schlicht gewonnen. Schachmatt!

Um dies alles zu erfassen, braucht es keine dunklen Verschwörungstheorien, die ohnehin stets dem Wissen über menschliches Verhalten entgegenstehen. Gäbe es so etwas, würden längst Beweise auf dem Tisch liegen. Irgendeiner redet immer. Die Dinge ergeben sich einfach aus dem Zusammenspiel von Interessen. Vieles ist nicht einmal gewollt, aber passt sehr schön in die Strategie.

Flüchtlinge? Tote? Humanitäre Katastrophen? Sorry … wir müssen uns erstmal um uns selbst kümmern. Selbst wenn die Globalität glasklar erkennbar ist, wird auf nationale Lösungen gesetzt. Das ist allerdings nicht nur in Deutschland der Fall.

Ich bin hier aktuell in Malaysia. Günstigerweise gelang es mir, am letzten Tag meine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Bei vielen anderen Ausländern läuft dieser Tage die Genehmigung aus. Während des Shutdown ist dies egal. Doch mit Beendigung gelten wieder die alten Regeln und die Ausländer müssen raus. Ein ziemlicher Unsinn. Die Bevölkerung ächzt unter den Maßnahmen. Die anwesenden Deutschen, Briten, Schweden, Franzosen, Finnen, Norweger, Australier, US Amerikaner lindern per Konsum die eine oder andere Not. Für die Weggehenden wird es lange keinen Ersatz geben. Taktisch bringt es keinerlei Vorteile, wenn die bisher entweder symptomfreien oder nichtinfizierten Rentner, Privatiers, Onlineworker, zurück reisen. Aber sie sind weder Muslime, Staatsbürger oder Abstinenzler, also passen sie der Regierung nicht in den Kram. Mal sehen, ob sie die bereits nach einer Woche entstandenen Bauten der Obdachlosen registrieren. Auch in Malaysia wird von den Mächtigen eine gigantische Propagandamaschinerie betrieben. Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass ihnen die religiösen Eiferer, welche Land, Stadt, ideologische Wünsche und Realität nicht auf die Reihe bekommen, am Ende helfen. Das habe ich aus allen Ländern in den letzten 5 Jahren mitgenommen. Wenige leben in Städten gut, pfeifen auf Tradition u. Religion, auf dem Land herrscht Armut, Korruption und eine gewisse Form der Anarchie, begleitet von politischen Maßnahmen, die an der Lebensrealität der normalen Bevölkerung vorbei geht. Aus Sicht eines Deutschen 1:0 für uns. Eine günstige Voraussetzung dafür, dass sie weiterhin brav für geringste Produktionskosten unsere Klamotten, Schuhe, Spassartikel zusammen bauen. Der Rest kommt über Dinge wie Palmöl. In Malaysia kein Umweltfaktor, weil sie statt den Dschungel zu roden, schlicht Reisfelder umfunktioniert haben. Ersticken werden sie am Müll und dem Unvermögen damit umzugehen. Anfangs dachte ich, dass sie teilweise auch ein Bildungsproblem haben. Das veränderte sich, als ich einigen Backpackern zu hörte. Da taten sich noch ganz andere Abgründe auf.

Eins steht für mich eindeutig fest. Die Welt bedindet sich merklich im Umbruch. Was daraus wird, ist mehr als fraglich. In einem Punkt bin ich mir sicher. Im Verlauf der letzten 200 Jahre wurden in Krisen und Kriegen Arme ärmer, Reiche reicher. Das wird sich nicht verändern. Aktuell machen die Großen Umsätze oder stagnieren, die Kleinen gehen reihenweise kaputt. Wird es eine Diktatur der Aufsichtsräte? Spontan fallen mir die Helden aus dem Animationsfilm Madagaskar ein. Im Zoo herangewachsen haben sie die Vorteile der Käfighaltung kennengelernt. Warum diese Vorzüge aufgeben. Warum Kontrolle mittels Elektronik, Kameras, Apps, ablehnen, wenn sie mein Leben so bequem und sicher machen? Was schert mich das Elend vor der Tür. Man kann nur hoffen, dass die ihr Elend nicht ändern wollen bzw. herausbekommen, wie man es macht.

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Für mich selbst ist es an der Zeit, das in den letzten fünf Jahren Gesehene und Erlebte zu bewerten. Wohlstand geht immer mit Organisation, Regulierungen, Über- und Unterordnungsprozessen einher. Rein theoretisch wäre auch eine Selbstorganisation denkbar. Doch diese fordert den Mitgliedern einer Gesellschaft ein hohes Mass an sozialen, kooperativen, kommunikativen Fähigkeiten ab. In den meisten Gesellschaften wird dies aus unterschiedlichen Gründen nicht gefördert bzw. sogar bewusst abtrainiert. Der Mensch an sich kommt mit den passenden Anlagen zur Welt. Nach der Geburt erfolgt eine Sozialisation, d.h. Anpassung an das System, in das der Mensch hinein geboren wurde.

Wohlstand bringt unbenommen Vorteile mit sich. Sicherheit, medizinische Versorgung auf höchsten Niveau, soziale Absicherung, auch bei Fehlentscheidungen, vorgezeichnete absehbare Zukunftsperspektiven. Die Struktur, Organisation, Systematik, erleichtert die persönliche Entscheidungsnotwendigkeit bzw. minimiert sie. Entscheidungen gehen immer mit Angst und Einschränkungen daher. Insofern gibt es einem ein wohliges Gefühl, wenn man dieses von sich geben kann und im schlimmsten Fall den externen Entscheider für das entstandene Dilemma verantwortlich machen kann.

Der Preis für den Wohlstand und Sicherheit wird in Freiheitseinheiten bezahlt. Je mehr ich davon haben will, um so höher wird sie Summe der veräußerten Einheiten. Die Übertragung der Verantwortung, die Zuteilung an eine externe Instanz Regeln aufstellen zu dürfen, vergibt je nach Ausmaß Macht an die Verwaltungsorgane und deren Exekutive. Dies kann bei Übermaß diktatorische Züge annehmen.

Wohlstand ist nicht nur von Vorteil, sondern hat auch Nachteile, derer man sich bewusst sein sollte. Einmal genossen, möchte ihn die Mehrheit nicht mehr missen und ist bereit horrende Preise zu zahlen. Wohlstand vermittelt Illusionen. Es wird die Überwindbarkeit von Tod, Siechtum, Lebensrisiken, Kriminalität, Seuchen, angenommen. Treten sie wider Erwarten doch auf, wird die Lösung in einer noch tiefer gestaffelten Organisation und Regelung gesucht. Im Prinzip kommt dies einem Ameisenstaat gleich, in dem jeder seine Rolle für den Staat hat und so das Überleben, im Zweifel durch Opferung, gewährleistet. Der Mensch hat nicht umsonst eine Entwicklung von der umherziehenden Horde zur Staaten bildenden Spezies vollzogen.

Die Geschehnisse rund um die Corona Pandemie entsprechen den Reaktionen eines Insektenstaats. Schutz der Königin, Isolation, Abschottung vorübergehend verzichtbarer Areale, Aufrechterhaltung der Versorgung des Staats u. Gewährleistung der Verteidugungsfähigkeit gegen mutmaßliche Angreifer.

Auf der anderen Seite der Medaille befinden sich die Staaten oder bisweilen völkerrechtlich nicht anerkannte Menschenansammlungen ohne Recht auf ein eigenes Stadtgebietes. Der bereits jetzt bestehende Abstand zum Wohlstand in den organisierten sog. industrialisierten Staaten wächst beständig. Hierdurch werden sie immer mehr zu einem externen bedrohlichen Faktor, kurz: Feind! Feinde, die sich teilweise in Strukturen des 19. Jahrhunderts, den Religionen, neu aufstellen. Den Wohlstandsgesellschaften bleibt beim bestehende globalen System nichts anderes übrig, als sich gegen diese “Feinde”, in den sich am Horizont erscheinenden Krisen, Klima, Seuchen (die bei den bestehenden Verhältnissen nicht ausbleiben werden, siehe gerade mal so abgewehrter Outbreak von Ebola in einer Afrikanischen Metropole, immer mal wieder aufkommende Pest, mutierende Viren, multiresistente Keime pp.), massiv abzuschotten.

Auch die Wohlstandsstaaten, eifersüchtige Konkurrenten um die schwindenden Ressourcen bei gleichzeitig steigenden Energiehunger, werden immer feindlicher zueinander. Auch das hat Corona gezeigt: die nach 1945 bedingt existierende solidarische Weltgemeinschaft hat ausgedient. Krieg ist wieder eine Option. Auf Hochtouren wird an der Entwicklung von Techniken gearbeitet, die einen atomaren Gegenschlag des Gegners verhindern und so einen eigenen erfolgreichen Erstangriff möglich machen. Ausserdem bestehen Forschungen im Bereich Insect Allies, die einen biologisch – genetischen Angriff auf Nutzpflanzen möglich machen sollen. Was man damit alles anstellen kann, bleibt der Fantasie überlassen. Keiner will Krieg führen, aber alle bereiten sich darauf vor.

Die Kriegserklärung der Wohlstandsstaaten Europas gegen die ärmeren Staaten wurde längst unterschrieben und die ersten Schüsse sind gefallen. Der Rest ist Eigendynamik, die die Überlebenden dieser Epoche in Geschichtsüberlieferungen nachvollziehen können. Drohnen, “Kampfroboter”, Überwachungstechnik mit KI, modernste Hightech Grenzsicherungen sind längst schon auf dem Markt. Allgemein nennt sich dies Mobilmachung.

Soweit in Ansätzen meine Sicht auf die Dinge. Abwendbar? Durch persönlichen Einsatz veränderbar? Ich glaube nicht dran, zumal einiges schon Fahrt aufgenommen hat. Spätestens die Reaktionen auf Corona haben ein wenig Klarheit geschaffen. Ich persönlich gehe auch davon aus, dass der anstehende Seuchenausbruch und zu erwartende heftige Verlauf innerhalb der Flüchtlingsströme und Lager billigend in Kauf genommen wird. Gibt es eine einfachere, günstigere Methode? Man mag mir Zynismus unterstellen, aber ich weiss, dass ich beruhigt jede Wette eingehen kann. Die Szenarien wurden von den Diensten längst durchgespielt. Opferzahlen kalkulieren, Folgen zu analysieren und den Verkauf dieser zu arrangieren, ist deren täglich Brot. Aus dem Kalten Krieg kennt man die Arbeitsteilung bei den unterschiedlichen Aufgaben.

Bleibt nur, für sich selbst und nächste Personen das Beste herauszuholen. Aber wie das genau aussieht, ist nichts für einen BLOG. Doch das gerade Jüngere die Solidarität mit der Gesellschaft instinktiv kündigen, kann ich nachvollziehen. Aber viele von denen werden sich langfristig für die sich abschottende Wohlstandsgesellschaft entscheiden. Spätestens, wenn sie das Gegenteil am eigenen Leibe verspürt haben. In Freiheit zu leben kostet, kann ziemlich hart sein und erfordert einiges an Stärke. Das ist und muss nicht jedermanns Ding sein. Ich will dies gar nicht bewerten. Auch sich dagegen zu entscheiden, ist von der Freiheit gedeckt. Aber entscheiden muss man sich wohl oder übel … diese eine kann einem keiner abnehmen. Ich lass mich dann mal in den nächsten zwei Jahren selbst überraschen, ob alles ganz anders kommt. Es sind ja noch diverse unkalkulierbare Variablen im Topf.

Nachruf

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Ich hab in den letzten Tagen überlegt, wann wir beide uns kennenlernten. Ich hab’s vergessen. Woran ich mich erinnere, ist der Umstand, dass wir uns in Etappen näher kamen. Damals war ich noch aktiv im Dienst und Du warst einer der wenigen, die meinen Job pervers fanden. Wir saßen nachts beim Bier zusammen und ich wurde alarmiert. “Das ist doch kein Leben!”, meintest Du. Wir haben so einige Nächte miteinander verbracht. Wir sprachen über unsere Vergangenheit. Du erzähltest, wie Du in den 80gern für die etwas grösseren Dealer Koks transportiert hast. Dann stellten wir fest, dass ich einen Deiner Kumpel festgenommen hatte. Beide konnten wir darüber lachen.

Ein anderer Freund von mir betreute einst einen Jungen, der wegen eines Autounfalls in der Schwangerschaft in seinen Fähigkeiten stark eingeschränkt war. Du lerntest später die Mutter kennen und hast Dich um den Jungen gekümmert. Überhaupt hattest Du eine seltene selbstverständliche Art an Dir, Schwächeren zu helfen. Dein Alter hatte Dich nach Strich und Faden vermöbelt, bis Du alt genug warst Dich zu wehren. Dafür bestraften sie Dich. An eine Gerechtigkeit von oben her, glaubten wir beide nicht. Aber an eine im direkten Umgang. Ich muss immer an die Rentnerinnen denken, die Du in der Gegend herum kutschiert hast. “Omas helfen!”, nanntest Du das.

Du warst Florist, Lagerarbeiter, Lehramtsstudent, Taxifahrer, Krankenpfleger, das Leben hatte Dich weit herum gebracht. Frauen adoptierten Dich quasi. Irgendwie hast Du bei Ihnen Muttergefühle ausgelöst. Während sich meine Ex – Freundinnen lieber gegenseitig gemeuchelt hätten, fuhrst Du mit allen zusammen in den Urlaub. Griechenland war Dein Ding. Du konntest sogar etwas Griechisch.

Du hattest einen kleinen Schönheitsfehler. Man durfte Dir keinen Schnaps geben. Dann wurdest Du ein wenig zu ehrlich. Und Du hattest diese Fahrradsammelmacke. Keins war vor Dir sicher. Wollten wir nicht mal zusammen eine lange Tour machen?

Bei mir zu Hause tranken wir Wein und lästerten über die anderen. Und wir beide kannten eine Menge seltsamer Vögel. Oder Du holtest mit dem Taxi meine leeren Falschen ab, so dass die Nachbarn dachten, ich wäre ein Snob.

Manchmal hast Du meine Tochter nach Hause gebracht, wenn Du sie an der Haltestelle stehen sahst. “Ich pass auf sie auf, wenn Du im Dienst bist!”, sagtest Du zu mir.

Oder wir warfen im hohen Bogen Typen aus der Kneipe, die sich nicht benehmen konnten. Zack! Ohne Absprache, zwei Griffe … Bye, Bye!

Wie viele Jahre waren es? 10, 15 Jahre? Höhen und Tiefen! Meistens mit wenig Geld, aber viel Spass. Du wusstest oft mehr, als andere, obwohl man es Dir in der Jugend nicht leicht gemacht hatte.

Tja … und dann kam plötzlich das alte Arschloch Krebs zu Dir. Von einer Stunde auf die andere, Krankenhaus, Chemo … Tod! Ich werde nie vergessen, wie Du mir eindringlich sagtest, ich solle mir von niemanden mehr etwas sagen lassen. Mein Leben leben, solange es irgendwie geht. Ich glaube trotz aller Versprechungen, war Dir bewusst, das es zu Ende ist.

Ich sollte mich heraus halten. Du wolltest kein Mitleid oder Trauer meinerseits. Ich hab mich daran gehalten. Deshalb sahen wir uns nicht mehr. Wir hatten viel stillschweigendes gemeinsam. Trotz unserer unterschiedlichen Lebensverläufe gab es Orientierzngspunkte, an den wir auf ähnliche Weise durchs Leben navigierten.

Mach’s gut. Du hast viel bewirkt und diese Welt ein wenig besser gemacht. Viele werden sich gut an Dich erinnern und durch Deinen Einfluss geprägt sein. Danke, dass ich eine Zeit mit Dir teilen durfte. Ich werde Dir vermutlich nicht bei der Beisetzung die letzte Ehre erweisen können. Deshalb mein Freund, diese Worte, als Erinnerung an Dich. Angeblich vergisst das Internet nichts.

Angst

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Angst! Angst vor Krankheit, Viren, Bakterien, Fremden, Existenzverlust, Strafen, Geldbussen, Unfällen, Verluste im Allgemeinen, sind der alltägliche Begleiter in vielen europäischen Staaten.

Es ist nicht die Furcht im Angesicht von etwas Konkreten. Der Organismus befindet sich in einem dauerhaften Alarmierungszustand und dem inneren Zustand müssen Anlässe zugeordnet werden.

Es ist eine Art Suppe, in der viele Köche ihre Zutaten hineingegeben haben. Längst geht das weit über die im Existenzialismus formulierte Angst vor der Freiheit hinaus. Freie Entscheidungen zu treffen, die alleinig auf einen selbst zurückfallen und so das Abschieben einer Verantwortung auf einen anderen, eine höhere Instanz unmöglich machen. Die Schuld für das eigene Leben, weil einem die getroffene Entscheidung anderer Optionen beraubt. Wer sich für eine Ehe entschliesst, gewinnt und verliert gleichzeitig. Wer sich für ein Studium entschliesst stellt Weichen, die Gewinne, aber eben auch Verluste versprechen, weil ein anderer Lebensweg einen abweichenden Verlauf nähme.

Da ist es verlockend, sich gegen die Freiheit zu entscheiden und die Steuerung abzugeben. Doch ist eben auch dies ein Akt der Freiheit. Wie Sartre es formulierte: Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt. Es obliegt mir selbst, meinen eigenen Kompass auf die Landkarte des Lebens zu legen oder mich gegenteilig an den Vorgaben seitens anderer zu orientieren.

Diese Freiheit ist ein Dilemma. Sie ist nämlich keine Freikarte für Hemmungslosen Egoismus, sondern unterliegt einer Logik. Erst wenn ich allen Individuen Freiheit zugestehe, kann ich selbst frei sein. Deshalb mündet der Existenzialismus eines Sartre, Camus, Simone de Beauvoir, Jaspers, immer im Politischen.

Meiner Auffassung nach, kann ein Mensch, der die Angst nicht überwindet, unmöglich frei leben. Die Angst vor dem Altern, die Krankheit und dem Tod gilt es zu überwinden. In buddhistischen Texten stiess ich auf eine interessante Frage. Warum vor etwas Angst haben, was mit absoluter Sicherheit eintreten wird? Ich kann anstellen was ich will, Krankheit, Alter, Tod, wird mich ereilen. Darauf muss ich mich vorbereiten, eine Praxis des Denkens finden, die mir den Umgang damit ermöglicht.

Wir sind in ein natürliches System eingebettet, welches so hoch komplex ist, dass wir es nicht in Gänze verstehen können. Auch der Körper, welcher den “Geist”, das “Bewusstsein”, beherbergt, ist Teil dessen. Ob es nun einige wahr haben wollen oder nicht, es ist so. Jeder, der dachte, es entschlüsseln zu können, ist gescheitert. Und Versuche gab es genug. Jeder Eingriff, ist am Ende das Ergebnis von Entscheidungen, die Folgen haben. Vorteil – und nachteilige! Die Ausrottung diverser Geisseln der Menschheit hatten Vorteile, vor allem für das Individuum, für das Gesamtsystem kann es nicht ermessen werden. Wir wissen schlicht nicht, ob es eine gute Idee war, die Dezimierung der Population zu verhindern. Es heisst immer: Der Unbetroffene hat leicht reden, wie würde sie/er reden, wenn es ihn selbst beträfe? Anders! Das liegt in der Natur der Sache. Egal bei welchem Thema. Frage ich einen Bauern nach dem Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden, Hormonen, Antibiotika, bekomme ich eine andere Antwort, als wenn ich einen Biologen auf der Metaebene befrage. Befrage ich bei einer Geiselnahme ein Opfer, fällt die Antwort nachvollziehbar anders aus, wie die des Einsatzleiters der Polizei. Die Israelis haben hierauf knallhart reagiert. Geiseln werden nicht freigekauft bzw. wird auf die Forderungen nicht eingegangen. Jeder Israeli weiss das und muss sich damit abfinden. Auf der Ebene eines Betroffenen zu denken, ergibt vielfach keinen Sinn.

Das bedeutet für mich, dass ich mir bereits vor Eintritt einer konkreten Situation, einige Gedanken machen sollte und eine Haltung finden muss. Der Tod wird mich eines Tages betreffen. Der Alterungsprozess hat bereits eingesetzt. Und Krankheiten werden kommen und gehen. buddhistische Mönche ziehen einen längeren Leidensprozess einem plötzlichen tödlichen Unfall vor. Das ist ein Resultat der Überzeugung, dass einem die Auseinandersetzung mit dem aktuellen Leben einiges nach dem Tod erspart, wenn es um die Neuorientierung bei der nächsten Inkarnation geht. Das ist stark vereinfacht formuliert, aber ich denke, dass dies dem Gedanken im “Buch der Toten” (Tibetanischer Buddhismus) recht nahe kommt.

Auch in der Antike wurde die Akzeptanz des Umstands, dass niemand etwas über die Länge seines Lebens wissen kann, gefordert (u.a. Nachzulesen bei Sencea “Über die Kürze des Lebens”). Damit verbunden ist die Forderung nach der Auseinandersetzung mit den Dingen, die das Leben tatsächlich ausmachen. Ist es die Arbeit? Das Verdienen von Geld? Die Liebe? Die Bindung zu einem Partner? Der gepflegte Garten, welcher die Missgunst der Nachbarn abwendet? Das Aussehen? Die Verantwortung gegenüber Nahestehenden? Statussymbole? Normengerechtes Verhalten? Die politische Gestaltung des Umfelds? Das gesellschaftliche Engagement?

Dies alles sind Fragen, die zu beantworten sind und das Ergebnis wird sich im Verlaufe eines Lebensprozesses verändern. Wobei ich nicht ausschliesse, dass es Zeitgenossen gibt, die bis zum Lebensende in einer Antwort hängen bleiben.

Hinsichtlich der aktuellen Situation, die durch Corona entstand, stehen unterschiedliche Entscheidungen an. Viren sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesamten. Sie haben wie alles andere ihre Funktion. Manche gefallen uns nicht, aber das steht für das System nicht zur Debatte. Manche machen uns krank, andere schützen, u. wie sähe das evolutionäre Ergebnis Mensch ohne den Einfluss von Viren aus? Viren sind ein maßgeblicher Faktor in der Evolution. Wir wissen es nicht! Jeder Virus, der nicht zwingend den Tod herbei führt, lässt den Fortbestand der Spezies Mensch zu. Nebenbei eine recht ausgeklügelte Systemfunktion. Es wäre für das Virus eine schlechte Strategie, alles zu vernichten. Wobei Viren nicht denken, sondern leblos sind. Wir können sie nicht wie Bakterien abtöten, sondern nur zerstören. Ein Angreifer, der auf seinen Wirt angewiesen ist. Bei den mit funktionierenden Immunsystem erfolgt eine erfolgreiche Abwehr, andere sterben. Dieses Spiel dauert schon einige Millionen Jahre an. Hinzu kommt der Konkurrenzkampf der Viren untereinander. Wird durch den Kampf der Medizin gegen ein Virus Platz geschaffen, reiben sich andere Viren die Hände und alles geht von vorn los.

Ich fand lange die Vorstellung gruselig, dass große Teile des für mich sichtbaren Körpers gar nicht mein eigentlicher sind, sondern unvorstellbare Mengen Bakterien und Viren, die ständig ein Gleichgewicht erkämpfen. Jeder, der unter Waschzwang leidet, weiss um die Folgen, wenn man dieses Gleichgewicht ständig zerstört. Oder wie mir letztens ein kanadischer Paramedic erläuterte, dass meine Old – School Desinfektion mit Wodtka nur der Notfall sein sollte, weil ich auch alle mir freundlich gesinnten Bakterien platt mache.

Vordergründig hat unsere Gesellschaft in Teilen ein Gewissen für Schwache, Kranke und Alte entdeckt. Vergessen ist das Abschieben von einsamen Alten in Altersheime. Der kapitalistische Grundgedanke, dass Pflegeheime, Krankenhäuser und Hospize Gewinne abwerfen müssen, wird im Bewusstsein weit nach hinten gedrängt. Die geringe Bezahlung der Pflegekräfte, jahrelang billigend, wenn nicht sogar gefühlskalt akzeptiert und durch Wahlen bestätigt, ist plötzlich niemals toleriert worden.

Zur Erinnerung 1998 formulierte der damalige Ärutekammerpatient Vilmar im Angesicht der seitens der SPD geplanten Sparmassnahmen im Gesundheitssystem: „Dann müssen die Patienten mit weniger Leistung zufrieden sein, und wir müssen insgesamt überlegen, ob diese Zählebigkeit anhalten kann, oder ob wir das sozialverträgliche Frühableben fördern müssen.“

Die Leistungen der am Wiederaufbau beteiligten deutschen Rentner wurde oftmals laut und gern vollmundig erwähnt, in der Rente, Pflege, sozialen Engagement, spiegelte sich dies nicht. Doch es rührend, wie plötzlich alle ihre Omas und Opas lieben. Mit meinen Beobachtungen, den einsam und elend verstorbenen Frauen und Männern, die ich nach wochenlanger Liegezeit in verwahrlosten Wohnungen sah, hat das keine Deckung.

Die aktuelle auf Emotionen basierende Teilkampagne, dass die Massnahmen dem Schutz von Alten u. Schwachen dient, ist insofern widerlegt. Es klingt nett, ist aber leider Heuchelei.

Die überall kursierenden Zahlenspiele sind ebenfalls sehr merkwürdig. Bei Verstorbenen, die an Krebs, Immunschwächen, altersbedingten Schwächen, litten dürfte es bei einer Autopsie äusserst schwierig werden, die eigentliche Todesursache zu benennen. Eins ist immer festzustellen, der Organismus war nicht mehr in der Lage mit den Gegebenheiten klar zu kommen.

Bezüglich des Gesundheitssystems lohnt sich meiner Meinung nach, ein Blick in andere Länder. In der überwiegenden Zahl dürfte die Feststellung eines oder mehrerer Corona Infizierter bzw. Todesfälle kaum möglich sein. Zum Beispiel kann Laos Fälle aus Luang Prabang bzw. Vientiane melden. Im Norden sterben die Menschen einfach. Corona dürfte bei den zahlreichen Minen, dem Sterben an Infektionen der Zähne, Sepsis, pp., das geringste Problem sein. Wenn Opa in der Hütte stirbt, ist er ein glücklicher Mann, ob er nun Corona, eine Opium Pfeife zu viel oder ein offenes Bein hatte, ist irrelevant.

Ich hab auf Langkawi einige “Locals” befragt, ob sie im Falle von Corona Symptomen zum Arzt gehen würden. Kopfschütteln! Panadol, zu Hause bleiben, auskurieren oder sterben. Ende! Alles andere wäre finanziell nicht zu verkraften. Kua Lumpur melder brav Fälle. Kein Wunder! Die haben ein Gesundheitssystem für viele anwesende Reiche.

Selbsterklärend ist Europa das aktuelle Corona Epizentrum. Leute gehen zum Arzt, Tote werden auf Corona untersucht und die Zahlen werden erfasst. Bei der hohen Ansteckungsrate sind alle Zahlen aus Asien höchst zweifelhaft. Traditionell essen die Menschen gemeinsam mit den Fingern, teilweise in dem sich alle aus einem Topf mit Reis bedienen. Alle vorhandenen Zahlen stammen vornehmlich aus städtischen Gebieten. Die Lage auf dem Land ist völlig unbekannt.

Notgedrungen, sterben oder überleben die Menschen ohne Gesundheitssystem. In besonderen Härtefällen oder beim Vorhandensein der notwendigen finanziellen Mittel sieht es anders aus. Zum Beispiel könnte ich hier jederzeit auf aller höchsten Niveau versorgt werden und wäre dann ein Fall in der Statistik.

Selbstverständlich hätte dies alles auf unsere Gesellschaft, Lebensrealität, Gewohnheiten, massive Auswirkungen. Ich denke, nahezu alles würde sich verändern. Deshalb empfinde ich Corona als eine Taschenlampe, mit der sich die dunkelsten Ecken unseres Systems ausleuchten lassen.

Die Angst, ist ein wesentlicher Faktor in unserer Gesellschaft. Ein politisches und wirtschaftliches Mittel. Erste Verschwörungstheoretiker mutmaßen ein gezieltes Verwenden des Virus. Das ist dann doch arg weit her geholt. Nein, dass hat sich schlicht verselbstständigt. Das jahrelange Verwenden der Angst hat eine Kultur erschaffen, die ohne sie nicht mehr auskommt. Im Konfliktmanagemen lernt man den verbindenden Charakter von Konflikten u. Streit kennen. Werden die Konflikte eines sich stets streitenden Ehepaars gelöst, fehlt den Streitenden plötzlich der Klebstoff, die Basis der Ehe. Instinktiv eröffnen sie weitere Felder, um die Ehe zu retten. Hätten die Leute in Deutschland nicht mehr ihre Angst, bräche das bestehende System zusammen. Deshalb gehen sie wütend auf jeden los, der beschwichtigen will oder gar die Angst negiert.

Die Angst ist zum Ratgeber bei der Lebensgestaltung geworden. Oftmals ernte ich wenig Verständnis, wenn ich als meinen besten Ratgeber den Tod benenne. Das hab ich mir bei Vera Birkenbihl abgeschaut, deren Worte bei mir auf fruchtbaren Boden fielen. Würde ich das Aktuelle tun, wenn mir der Zeitpunkt meines Todes bekannt wäre? Ein unabwendbares Ende, welches für mich jegliches Schrecken verloren hat, zu mal ich auf mein Leben zurück blickend überrascht bin, noch da zu sein. Jeder Tag ist ein Geschenk, mit dem ich bei den von mir eingegangenen Risiken nicht rechnen konnte. Seit ich ruhiger geworden bin und Abstand gewonnen habe, erkenne ich, wie oft ich als Kamikaze unterwegs war.

Angst? Ein schlechter Ratgeber! Furcht, im Angesicht von etwas Konkreten, lässt mich vorsichtig handeln, meine Schritte abwägen, bedächtig die Lage analysieren. Angst macht mich zum Spielball, der willkürlich herum gekickt wird.

Als Teil der Gesellschaft muss ich mich dem Diktat der Mehrheit bedingt fügen. Wenn diese die Endlichkeit, das Alter, die Risiken schwerer Krankheiten, nicht mehr hinnehmen hat dies mannigfaltige Auswirkungen auf mein Leben. Ich muss Bekundungen unterschreiben, dass ich nicht zum Versuchskaninchen der Hightechmedizin werde. Wenn ich einer Krebsbehandlung entgehen will, muss ich mir für einen Suizid etwas Kreatives einfallen lassen. Shutdowns, Grenzschliessungen, Hamsterkäufe, Kontrollen, Preisgabe meiner Kontakte habe ich hinzunehmen, wie auch vermutliche Folgemassnahmen. Im Magazin FOCUS wurden die Massnahmen in Taiwan, wo die Verfolgung der Personenbewegungen mit einer App ermöglicht wurde, bejubelt. In Zeiten von Smartwatches eine einfache Sache. Es ist eine Frage der Zeit, in der diese zu einem verpflichtenden Accessoire werden. Ich habe in der Polizei gelernt, dass Dinge, die seitens einer Behörde laut ausgesprochen werden, eines Tages auch kommen. Hierzu gehört auch die verstärkte Auswertung von Smartphone Daten. Mit Sicherheit beobachten Militärstrategen das Verhalten der Staaten und ermitteln, inwiefern dies taktisch auf den Einsatz biologischer Waffen anwendbar ist. Hoch interessant wird der Zeitpunkt, an dem die Pandemie nachweislich auf die Flüchtlingsströme einwirkt. Da kommt noch einiges auf uns zu.

Freiheit war und ist einigen Theoretikern schon immer ein Dorn im Auge. Angefangen bei den großen Religionen, weiter in diversen gesellschaftlich philosophischen Ansätzen, in Wirtschaftstheorien u. auf Kontrolle ausgelegten Gesellschaftssystemen. Das Problem besteht in der geschaffenen Faktenlage. Viele Gesellschaften haben die Selbstregulierung verlernt bzw. freiwillig an die Administration abgegeben. Das Resultat ist eine in Teilen beinah unfreiwillige diktatorische Verwaltung.

Ich persönlich glaube, dass ein Paradoxon entsteht. Je reicher, organisierter ein Staat ist, desto mehr ein Gesundheitssystem ein Heilsversprechen gibt, die Diskrepanz zwischen einem normalen Lebensablauf mit seinen Risiken und den politischen Illusionen ist, um so weniger Freiheit gibt es.

Bei den Versuchen gegen den Willen der Mehrheit kommunistische Theorien umzusetzen, starb die Freiheit offen und mit Ansage. Im Kapitalismus wird sie als Illusion verkauft, ein Ersatz, der nichts mit Freiheit im eigentlichen Sinne zu tun hat. Manch eine Gesellschaft ist arm, die Lebensrisiken sind höher, aber dafür frei. Ein Tribut! Die Suche nach optimalen Lösungen dauert an. Auf jeden Fall ist es nicht einfacher geworden echte Freiheit zu erleben.

Die Seuche

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In Europa gibt es eine Ur – Angst, die auf der Pest basiert. Die Pest Epidemien dezimierten ganze Landstriche. Die Leute starben wie die Fliegen. Dies hat sich tief eingebrannt.

Seither ist viel passiert. Die medizinischen Kenntnisse sind immens gewachsen. Vieles ehemals Tödliche hat den Schrecken verloren u. selbst der Krebs ist nicht mehr ein ultimatives Todesurteil und kommt mit Hoffnung daher.

Dies hat auch seine Tücken. Manch Erkrankter klammert sich verzweifelt an den letzten Strohhalm und lässt für ein paar Tage mehr, jede Folter über sich ergehen. Viele Krebsarten explodieren nach einer OP, u. sind der Beginn eines langen Leidens. Ich kannte einen, der sich ständig auf ein Neues operieren liess, um die Geburt des Kindes erleben zu können. Ein anderer wollte sein vermeintliches Lebenswerk, mehr Gerechtigkeit in die Welt zu bringen, beenden u. stritt bis zum letzten Atemzug mit der Polizeibehörde.

Wiederum andere, wollen den letzten Gang gehen, aber die Angehörigen lassen sie aus Egoismus heraus, nicht sterben. Ich hörte einen Arzt sagen: Geben Sie dem Mann eine Chance, die Botschaft, dass er gehen kann u. die Welt mit ihm in Frieden ist.

Das Verhältnis zum Tod bzw. der Länge des Lebens hat sich stark gewandelt. Es ist die alte Inakzeptanz des Grosshirns der Sterblichkeit. In den modernen “zivilisierten” Ländern herrscht die Illusion des garantierten langen Lebens über die biologische Programmierung hinaus. Früher war die Kindheit mit 12 Jahren vorbei u. mit Anfang 20ig entstanden große Werke. Mit 50 – 60 Jahren gehörte man zu den weisen Alten. 70 – 90 ging ins beinahe Mystische. Heute ist dies alles anders.

Stirbt ein Mensch vor dem Erreichen des 70ten Lebensjahr, fühlen wir uns vom Schicksal betrogen. Die Neigung, das Kapital Lebenszeit für nutzlosen Kram zu investieren, wird verstärkt, weil man für die wichtigen Dinge im Alter noch genug Zeit hat.

Corona tötet nicht zuverlässig. Das Überleben ist sehr wahrscheinlich. Das war bei der schwarzen Pest anders. Bedroht sind die Alten und die mit Vorerkrankungen. Das System Natur zeigt dem Menschen wieder einmal seine Grenzen auf. Das bereitet der Hybris des Menschen, einen quasi Gott Status erreicht zu haben, Schmerzen. Mehr noch, es entzieht sich der Kontrolle u. dies macht Menschen Angst. Sie geht meist mit Irrationalität einher.

Häufig lese ich in letzter Zeit von Kranken, die trotz aller medizinischer Kunst gegen den Krebs, am Ende von Corona geholt wurden. “Ätsch! Sagte Gevatter Tod und zog beim Spiel ums Leben einen letzten Trumpf!”

In Asien tragen manche Masken. Die Mehrheit verzichtet darauf. Wenige die teuren sinnhaften, die meisten jene, welche nur Staub abhalten. Nicht einmal Ehepaare sind sich einig und meistens tragen die Kleinkinder keine. Ausgerechnet die Alten, verzichten gänzlich darauf. In den meisten Ländern kommen sie ohnehin nicht in den Genuss der Intensìvmedizin. Die ist den Reichen vorbehalten. Gestern erlebte ich an der Grenze zu Thailand einen amüsierten zahnlosen Mann, dem die maskierten Grenzbeamten Spaß machten.

Der Zusammenbruch des Gesundheitssystems setzt die Existenz voraus. Die Leute rennen in die Krankenhäuser u. zum Arzt. Das erste Problem ist schon einmal, dass man in unserem System nicht einfach seinen Arbeitgeber anrufen kann u. sich krank meldet. Die Krankheit muss bestätigt werden. Sonst könnte ja einer einfach “blau” machen. In China wird pure Heuchelei betrieben. In den ländlichen Gebieten sterben die Menschen o. überleben. Ende.

Quarantäne im Europa Style ist in vielen Ländern nicht durchführbar. Der Lebensunterhalt muss irgendwie verdient werden. Wenn Mutter krank ist, steht halt die Tochter mit der Gar Küche in der Strasse. Alles andere käme einem Todesurteil gleich.

Es liegt auch in der Natur der Sache, das Ärzte die grössten Mahner sind. Immerhin sind sie in der Illusion der Kontrolle, beim Zocken mit Gevatter Tod, die Spieler, welche mit am Tisch sitzen.

Corona zeigt an erster Stelle, wie die modernen industrialisierten Staaten “ticken”. Das Verhältnis zu Krankheit u. Tod. Gezeigt wird auch das Ausmaß der Heuchelei, wenn zuvor auf arme Staaten mit dem Finger gezeigt wurde und wird. Ein Umdenken, im Sinne einer Rückbesinnung wird nicht passieren. Vielmehr wird auf mehr Kontrolle gesetzt werden, statt sich mit der Angst, dem Fehler alles nach hinten in ein angenommenes späteres Leben im Alter zu beschäftigen und das System Natur, als eins über dem menschlich erdachten System, hinzunehmen.

Hierzu passt die Interpretation von “Carpe Diem”, als eine Aufforderung, heute alles zu besorgen und nicht auf Morgen zu verschieben. Doch ging es in der Antike nicht um den Mammon, Pflichterfüllung und Arbeit, sondern die Auseinandersetzung mit dem ICH – Prozess, der durch den Tod ein jähes Ende haben kann.

Zu Buddha soll eine Frau gekommen sein, die um die Heilung ihres todkranken Kindes bat. Buddha antwortete, dass er hierfür Wasser aus drei Häusern bräuchte, in denen noch nie der Tod gewesen wäre. Als sie keins fand, weil in allen Familien schon einmal jemand verstarb, verstand sie, das Leben den Tod bedingt.

Corona wird Folgen haben. Es kommt viel zusammen. Der sich stärker ausbreitende Nationalismus, die Situation an den Grenzen, das Verhältnis von Europa zu ärmeren Ländern, ein Amerika, welches sich unter der Führung von Trump immer mehr als etwas von den restlichen Staaten der Erde abgegrenztes betrachtet, der faktisch gebrochene Damm gegen Kontrolle und Überwachung. Corona wird zum politischen Argument werden. Und das Ende des Prozesses ist noch nicht absehbar. Eben noch belächelte Prepper, werden zu Vorbildern. Daraus wird vermutlich ein Wirtschaftszweig hervorgehen. Überhaupt sind die Folgen für die Weltwirtschaft noch nicht absehbar. Gesetze werden demnächst erlassen werden, die die Notstandsregelungen, wie Kinderkram erscheinen lassen. Existenzen werden innerhalb des Prozesses vernichtet. Die kommende Schliessung der gastronomischen Betriebe werden für einige Gastronomen bedrohliche Verluste bringen. Nichts bleibt ohne Reaktionen.

Der Glaube an die Kontrolle, die Überwindung des Schicksals, der Verlust des ausgeglichenen Verhältnis zwischen hinzunehmenden Risiken und Sicherheit, fordert Tribut.