Verschwörung? Zu simpel …

Der Baukasten “Corona” bringt alles mit, was man für eine Verschwörungstheorie benötigt. Dabei ist alles deutlich einfacher zu analysieren, ohne dunkle Mächte zu bemühen, die einen Virus in einem streng geheimen unterirdischen Labor in Auftrag geben. Das ist unterhaltsam, bereits mehrfach verfilmt, aber dürfte mit der Realität nichts zu tun haben.
Was aber existiert, sind Institutionen, Zusammenschlüsse, die sich täglich mit Szenarien beschäftigen, Simulationen durch die Rechner jagen, Verläufe durchspielen und je nach Interesse Schlussfolgerungen anstellen, auf deren Basis Vorbereitungen oder Aktionen geplant werden. Im Finanzbereich ist das beispielsweise BLACKROCK, die mit Hilfe eines der grössten Rechenzentren der Welt weltweit Analysen anstellen, um lohnende Investitionen zu ermitteln. Aufstände, Revolutionen, Umstürze, Blackouts, Pandemien, Epidemien, Verknappung von Ressourcen, gesundheitliche Lage von Gesellschaften usw..
Nachrichtendienste tun nichts anderes. Was, wird wie, in welcher Menge eingekauft, wie sieht dad Preisniveau aus, wie ist die Stimmung, Altersdurchschnitt. Als z.B. die russischen Streitkräfte aus Deutschland abzogen, interessierten sich die Dienste für die Schwarzmärkte vor den Kasernen und analysierten die Ver- u. Ankäufe der Soldaten, um die Stimmung dort zu ermitteln. Über vieles gewonnene erstattet morgendlich ein hoher Beamter des BND einen zusammenfassenden Rapport an das Kanzleramt. Ich durfte mal einen in dieser Funktion kennenlernen. Sehr smart, eloquent, intelligent und mit einem irren Informationswissen über die Geschehnisse in der Welt. Die Aufgabe lautet: Informationsbeschaffung, aus diesen etwas zu machen, Strategien zu entwickeln ist nicht deren Job.
Pandemien u. Epidemien, Cyber Angriffe, Wirtschaftszusammenbrüche, Energiekrisen, Fluchtbewegungen, sind Standards in den Simulationen. U.a. münden sie in Manöver, Grossübungen der Sicherheits- u. Hilfskräfte. Die Auswertungen geben neue Erkentnisse u. führen wiederum zu neuen Ausbildungen, Anschaffungen, Entwicklungen.
Keiner konnte wissen, wie ein neuer Virus heissen würde, wann er genau auftritt u. wo es losgeht, aber das es passiert, war klar. Nur wann? Einem Ökonomen ist es zuwider 10 Jahre teures Gerät herumstehen zu haben, was möglicherweise erst nach 12 Jahren zum Einsatz kommt. Ausserdem muss es immer wieder erneuert werden. Dann lieber ad hoc reagieren. Zumindest denken Beschaffer in Behörden so. Lobbyisten in der Pharmaindustrie, Waffenproduktion, Zulieferer haben selbstverständlich andere Interessen.
Auch Flüchtlingsbewegungen werden kalkuliert. Sie erzeugen politischen Druck, Camps müssen errichtet werden, Seuchen wie Typhus u. Diphterie brechen aus, Tote müssen beseitigt werden, Unruhen kommen auf usw.. Zufälle gibt es in diesem Geschäft kaum. Und auch ein Erdogan bekommt seinen Laden nicht so dicht, dass die Dienste nicht Wochen vorher wissen, was da am Köcheln ist. Genau so, wie seine Leute versuchen zu ermitteln, wie einzelne Staaten reagieren werden.
Putin schickt keine Hilfe nach Italien, wenn er sich nichts davon verspricht. Was genau, ist mit begrenzten Infos schwer zu ermitteln. Aktuell brodelt es in Süditalien. Die Lage war bereits vor Corona angespannt. In einigen anderen Ländern sieht es nicht besser aus. Die Regierungen haben die wirtschaftliche Lage lange kaschiert. Doch wenn Menschen, deren Möglichkeiten auf eine Woche oder weniger ohne Einkünfte ausgelegt sind, zwangsweise in einen Shutdown geraten, entsteht ein Pulverfass. Die USA haben bislang das Interesse verfolgt, Teile Europas stabil zu erhalten, einen uneinigen Riegel zwischen diesen und Russland zu schaffen. Das geben CIA Analysten in öffentlichen Beiträgen von Thinktanks unumwunden zu. Trump scheint von dieser Strategie abweichen zu wollen. Vielleicht glaubt er Russland anders managen zu können. Europa scheint immer mehr zum Tischtennisball zwischen USA, China und Russland zu werden. Was auch immer die genau vorhaben.
Fakt ist bei allem, dass Corona an sich, objektiv im Bedrohungspotenzial nicht gegen andere Gefahren standhalten kann. Was soll passieren? Im schlimmsten Fall brechen Gesundheitssysteme zusammen und einige Millionen Menschen sterben. Es bleiben genug übrig. Praktischerweise treten überwiegend die ab, welche im neoliberalen Verständnis ohnehin ein ungeliebtes humanes Zugeständnis sind. Kommende Umweltkatastrophen, basierend auf Verschmutzungen u. Klimawandel haben da ganz andere Folgen. Nicht viel anders sieht es mit Ressourcen aus. Nicht auszudenken, was eine afrikanische oder südamerikanische Einigkeit bei der Veräusserung für die USA, China u. Russland bedeuten würde.
In den ärmeren Ländern werden durch die Corona Maßnahmen die Verhältnisse instabil. In Indien gingen durch die sozialen Medien Bilder von Gras essenden Kindern viral. Eilends suchte man die Gebiete auf und versorgte sie Pressewirksam, damit nicht der Eindruck einer drohenden Hungerkatastrophe entsteht. Auf Dauer wird das nicht helfen.
Selbst die grundlegende Verweigerung des Menschen, sich als ein Teil eines übergeordneten natürlichen Systems zu verstehen, in dem die Existenz eines jeden anderen Lebewesens die gleiche Bedeutsamkeit besitzt, wie er, ist bedrohlicher. Überall besteht der Glaube, dass der Mensch mit seinem Einfallsreichtum irgendwie eine Lösung finden wird. Begleitet wird dies von der fatalistischen Aussage, dass es halt kein Zurück gäbe, sondern nur eine stete Fortentwicklung. Aus Sicht des planetaren Lebenssystems der Erde, ist der Mensch eine tödliche, sich pandemisch ausbreitende Krankheit und Viren, die Corona, Pest, Ebola, Denghi, Pocken, auslösen systemrettende Anti – Körper. Es ist amüsant, wie Zeitgenossen auf die Barrikaden gehen, wenn diese tolle Lebensform Mensch mit anderen, vermeintlich niederen Wesen gleichgesetzt wird. Könnten andere Lebensformen befragt werden, käme der Mensch mit Sicherheit nicht gut bei weg. Und auf eine Abstimmung bezüglich der Entfernung vom Planeten würde ich es nicht ankommen lassen.
Aber Corona lässt sich benutzen. Ein Werkzeug mit vielen Möglichkeiten. Die Angst vor Krankheit u. Tod hat den charmanten Vorteil der zeitlichen Kürze. Klima, Verschmutzung, Wandel, Ressourcen, sind langfristige schleichende Prozesse, die sich deshalb der Wahrnehmung und Angst entziehen. Polen macht es gerade richtig dreist vor. Da wird mit Hilfe von Corona eine völlig neue Lage geschaffen. Ich denke, die Annahme, dass Regeln, die aufgrund von Corona geschaffen wurden, zu großen Teilen bestehen bleiben. Man kann ja nie wissen, was da noch kommt. Datenschützer sind lästig und haben gegen die Emotion Angst keinerlei Chancen. Einforderer von Freiheit, können ebenso einpacken. Die Kontrollfreaks haben schlicht gewonnen. Schachmatt!
Um dies alles zu erfassen, braucht es keine dunklen Verschwörungstheorien, die ohnehin stets dem Wissen über menschliches Verhalten entgegenstehen. Gäbe es so etwas, würden längst Beweise auf dem Tisch liegen. Irgendeiner redet immer. Die Dinge ergeben sich einfach aus dem Zusammenspiel von Interessen. Vieles ist nicht einmal gewollt, aber passt sehr schön in die Strategie.
Flüchtlinge? Tote? Humanitäre Katastrophen? Sorry … wir müssen uns erstmal um uns selbst kümmern. Selbst wenn die Globalität glasklar erkennbar ist, wird auf nationale Lösungen gesetzt. Das ist allerdings nicht nur in Deutschland der Fall.
Ich bin hier aktuell in Malaysia. Günstigerweise gelang es mir, am letzten Tag meine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Bei vielen anderen Ausländern läuft dieser Tage die Genehmigung aus. Während des Shutdown ist dies egal. Doch mit Beendigung gelten wieder die alten Regeln und die Ausländer müssen raus. Ein ziemlicher Unsinn. Die Bevölkerung ächzt unter den Maßnahmen. Die anwesenden Deutschen, Briten, Schweden, Franzosen, Finnen, Norweger, Australier, US Amerikaner lindern per Konsum die eine oder andere Not. Für die Weggehenden wird es lange keinen Ersatz geben. Taktisch bringt es keinerlei Vorteile, wenn die bisher entweder symptomfreien oder nichtinfizierten Rentner, Privatiers, Onlineworker, zurück reisen. Aber sie sind weder Muslime, Staatsbürger oder Abstinenzler, also passen sie der Regierung nicht in den Kram. Mal sehen, ob sie die bereits nach einer Woche entstandenen Bauten der Obdachlosen registrieren. Auch in Malaysia wird von den Mächtigen eine gigantische Propagandamaschinerie betrieben. Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass ihnen die religiösen Eiferer, welche Land, Stadt, ideologische Wünsche und Realität nicht auf die Reihe bekommen, am Ende helfen. Das habe ich aus allen Ländern in den letzten 5 Jahren mitgenommen. Wenige leben in Städten gut, pfeifen auf Tradition u. Religion, auf dem Land herrscht Armut, Korruption und eine gewisse Form der Anarchie, begleitet von politischen Maßnahmen, die an der Lebensrealität der normalen Bevölkerung vorbei geht. Aus Sicht eines Deutschen 1:0 für uns. Eine günstige Voraussetzung dafür, dass sie weiterhin brav für geringste Produktionskosten unsere Klamotten, Schuhe, Spassartikel zusammen bauen. Der Rest kommt über Dinge wie Palmöl. In Malaysia kein Umweltfaktor, weil sie statt den Dschungel zu roden, schlicht Reisfelder umfunktioniert haben. Ersticken werden sie am Müll und dem Unvermögen damit umzugehen. Anfangs dachte ich, dass sie teilweise auch ein Bildungsproblem haben. Das veränderte sich, als ich einigen Backpackern zu hörte. Da taten sich noch ganz andere Abgründe auf.
Eins steht für mich eindeutig fest. Die Welt bedindet sich merklich im Umbruch. Was daraus wird, ist mehr als fraglich. In einem Punkt bin ich mir sicher. Im Verlauf der letzten 200 Jahre wurden in Krisen und Kriegen Arme ärmer, Reiche reicher. Das wird sich nicht verändern. Aktuell machen die Großen Umsätze oder stagnieren, die Kleinen gehen reihenweise kaputt. Wird es eine Diktatur der Aufsichtsräte? Spontan fallen mir die Helden aus dem Animationsfilm Madagaskar ein. Im Zoo herangewachsen haben sie die Vorteile der Käfighaltung kennengelernt. Warum diese Vorzüge aufgeben. Warum Kontrolle mittels Elektronik, Kameras, Apps, ablehnen, wenn sie mein Leben so bequem und sicher machen? Was schert mich das Elend vor der Tür. Man kann nur hoffen, dass die ihr Elend nicht ändern wollen bzw. herausbekommen, wie man es macht.