Diskriminierung …

Moralapostel Lesedauer 8 Minuten

Die Diskussion bzw. Debatte um das LDAG geht weiter. Es war zu erwarten und auch durchaus akzeptabel, dass sich GRÜN hinter den Hauptinitiator Herrn Justizsenator Behrendt/ Berlin stellt. Damit wird auch transparent, dass es sich um ein parteiliches Anliegen der GRÜNEN handelt. Hinter das Gesetz u. den Inhalt stellen sich diverse parteipolitisch aktive Polizisten aus dem Spektrum LINKS und GRÜN.

Störungen haben bei einer Auseinandersetzung Vorrang. Diese müssen vorab geklärt werden, sonst ist die Auseinandersetzung zur Sache stets vom Disput über die Störung geprägt. Allen voran engagiert sich auf Seiten der Polizei, der Vorstand von Polizeigrün e.V. Oliver von Dobrowolski. Er äussert sich im BLOG der Vereinigung zum Thema.

Eine zweite Störung sind bei mir meine individuellen Erfahrungen mit Anhängern der GRÜNEN. Nahezu alle die ich kenne, tragen diese Hybris u. Arroganz des besseren Menschen vor sich her und entwickeln eine für mich unausstehliche Engstirnigkeit. In der Regel kommen sie aus privilegierten Kreisen und können sich deshalb diverse Allüren leisten. Mit dem Leben des sog. Otto – Normal Verbrauchers haben sie weder im Lebenswandel noch sprachlich etwas gemein. Kurz um … die Distanz zum einfachen Volk ist gross. Deshalb akzeptiere ich sie auch nicht als linksorientiert, da sie der arrogante Part des Establishment sind. Aber dieses Vorurteil meinerseits lässt sich schwer lösen. Da gilt es einen weiten Satz über den eigenen Schatten zu machen.

Neben einer sachlichen Argumentationskette schimmert für mich bei Herrn

Oliver von Dobrowolski ein roter Faden durch seine Stellungnahmen. Wer nicht für die Initiative ist, hat etwas zu verbergen, behauptet jenseits der tatsächlichen Verhältnisse, es gäbe keine Diskriminierung oder würde sich einem irrationalen “Beissreflex” hingeben. Ausserdem verortet er, der Kritiker des von ihm empfundenen polizeilichen internen Mainstream, jeden anderen Kritiker in einer geschlossenen “Bubble”, aus der ohnehin nichts Vernünftiges kommt. Dies triggert mich und blockiert ein wenig das Denken, bzw. verführt es dazu, es ihm gleich zu tun. Sollte mir dies widerfahren, ist hier die Begründung dafür. Sollte seitens Polizeigruen e.V. das Ziel bestehen, mit Leuten aus der Gegenposition in ein fruchtbares Gespräch zu kommen, somit dann auch eine Sensibilisierung für das Thema Diskriminierung zu erreichen, sehe ich dieses mit dem Verhalten verfehlt.


Soviel zur Störung. Gibt es Diskriminierung ausgehend von der Polizei u. auch nach Innen gerichtet?

Ja! Das Gegenteil zu behaupten wäre absoluter Humbug. Diskriminierung, Xenophobie (Fremdenfeindlichkeit), Rassismus, Homophobie, sind menschliche weit verbreitete Verhaltensmuster, von denen in jedem Menschen ein wenig vorhanden ist. Gern wird behauptet, dass sie bei der Polizei besonders ausgeprägt wären. Hierzu sage ich aus meiner Lebens – u. Berufserfahrung heraus: Nein! Eher weniger stark u. häufig, als ich es im Dienst auf der Strasse in Teilen der Gesellschaft erlebte. Aber … der Vergleich mit anderen kann kein Argument für eigenes falsches Verhalten sein. Auch … ist darauf zu schauen, dass es im Polizeidienst zu besonderen Settings/Szenarien kommt, in denen Menschen zum unbewusst handelnden Spielball ihres Ur – Verhaltens werden. Hier ist die Polizeiführung gefragt, Sicherungsschalter einzubauen. Dies kann z.B. die Beiordnung einer/eines Psychologen im betroffenen Bereich sein. Tatsächlich geschieht dies in Berlin auch.

Interne Diskriminierung anzugehen ist ungleich schwieriger, weil sich hierbei die Gesellschaft abbildet. Oftmals kann lediglich mit Nachsorge o. einer passenden Ausbildung der Führungskräfte reagiert werden. Letzteres werde Ich mit Sicherheit nicht verteidigen. Die Polizei ist eine Hierarchie, in der sich alle von mir persönlich negativ empfundenen Aspekte der “deutschen” Mentalität abbilden. Aber es geht um Diskriminierung.

Deutschland kann nicht allein betrachtet werden. Die große u. die kleine Kriminalität ist international. Zum deutschen “Stereotyp” gesellen sich unzählige weitere Nationen, Phänotypen. Für mich war im Dienst die Nationalität oder Herkunft eines Täters o. Täterin ausschliesslich relevant, wenn ich dies zum Verständnis der Tat/Struktur benötigte. Ohne versteht man bei entsprechenden Ermittlungen nicht die Vorgehensweise von Serbischen Banden, Russische Banden, Banden aus Ost Europa, Clans aus dem türkisch/arabischen Raum, italienische Strukturen, kriminelle Clanvereinigungen innerhalb nicht sesshafter Minoritäten, Triaden, Yakooza usw.. Ich bezeichne dies als notwendiges Fachwissen, welches auch zu einer gewissen Heuristik bei der Bekämpfung führt. Du weisst, da ist etwas … Du siehst es nur nicht.

Beispiel 1:

Es ist in Ost – Europa unter Kriminellen üblich gegen Geld Kontaktadressen u. Telefonnummern in Deutschland, Schweiz, Holland, pp. zu verkaufen. Die Täter reisen dann damit ein, bekommen Unterkunft u. passende Mittäter (Einbruch/Taschendiebstahl/Diebstahl an/aus Kfz). Gaststätten mit Verkehr von Landsleuten sind absolute Hotspots. Frage: Sind bevorzugte Kontrollen u. Beobachtung dieser Hotspots eine Diskriminierung? Es gibt klassische Treffpunkte von Hütchenspielern, Einbrechern, Taschendieben, in denen sich neben den Tätern auch harmlose Täter aufhalten.

Was wäre, wenn sich ein Club Betreiber/Gastwirt mittels Beschwerde dagegen wehrt? Ich hatte davon früher einige am Hals. Völlig ohne LDAG u. wirkungsvoll, weil ich die Maßnahmen einstellen musste, da keine konkrete Straftat vorlag.

Beispiel 2:

Vornehmlich osteuropäische Einbrecher arbeiten in unterschiedlicher Zusammensetzung meist zu Dritt. Ein Täter fährt und beobachtet, die anderen beiden, steigen ein. Zusätzlich sind häufig “Auskundschaftsfahrten” festzustellen. Nehmen wir an, drei dunkelhaarige gebräunte Männer fahren auffällig ziellos durch eine Villengegend. Vielleicht haben sie sich schlicht verfahren. Oder sie sind an Architektur interessiert. Möglicherweise hat mal einer auf einer Baustelle gearbeitet und will sie den anderen zeigen, findet sie aber nicht. Oder ein Bekannter hat sich verirrt, sein Akku ist leer und nun suchen sie ihn. All diese Erklärungen habe ich von vorbestraften Einbrechern aus Belgrad zu hören bekommen. Diskriminierung? Notwendigkeit eines Gesetzes? Kann ein Rechtsanwalt, der sich auf die Verteidigung von Einbrechern aus dem Belgrader Stadtteil Zemun spezialisiert hat, auf das LDAG beziehen?

Beispiel 3

Religiös motivierter Terror ist eine heikle Angelegenheit. Eins der Ziele besteht darin, eine Stimmung gegen die Religion Islam zu erzeugen, die dann von den Fundamentalisten Salafisten/Wahabiten als das wahre Antlitz der Ungläubigen zu präsentieren. In Teilen funktioniert dies und einige machen genau das, was die Terroristen für sie vorgesehen haben.
Andererseits hat die islamische Gemeinschaft einen Anspruch auf Schutz vor den Terroristen. Ich habe gesehen, wie eine Meute Salafisi quasi eine Moschee zum Ramadan mit Schlafsäcken u. Isomatten enterte, u. die “normalen” Gläubigen fluchtartig heraus kamen. Ausserdem gibt es Moscheen (Betonung: wenige) in denen sich vornehmlich Radikale, Kriminelle, treffen. Manchmal gibt es Mischformen. Nicht jeder Salafist ist ein Terrorist, aber aus ihrem Kreis stammten einige. Diese leicht an ihrer Optik, inklusive deutscher Konvertiten, zu erkennen ist einfach. Ist eine verstärkte Kontrolle dieses Personenkreises diskriminierend? Einzuräumen ist allerdings, dass vermutlich kein Terroranschlag bevorsteht, weil sie sich dann oft anders kleiden.

Hier sei an den ehemaligen Kameramann des mutmasslich in Syrien getöteten IS Terroristen Reda Seyam, Pierre L. erinnert, welcher in voller Salafi Montur u. Begleitung seiner Burka tragenden Frau/Freundin das Jobcenter Berlin – Neukölln betrat u. ohne Diskriminierung eine Arbeit bei einem Sicherheitsdienst am Flughafen BER vermittelt bekam. An seinem ersten Arbeitstag sorgte er bei den ihn beobachtenden Polizisten für helle Aufregung, weil er mit schwarzen Cargo Hosen, Boots und dunkler Jacke das Haus verliess. Hätte er sich, bei einer Verweigerung des Jobs, über eine Diskriminierung i.S. des LDAG beschweren können? Ich denke schon. Wenn ich dann noch den ehemaligen u. verurteilten linksextremistisch motivierten Terroristen Bernhard Falk (Herbeiführen Sprengstoffexplosion.13 Jahre), der nunmehr zum Islam konvertiert ist u. sich der Ausrichtung Salafismus zugewandt hat, hinzu nehme, wird es noch konkreter. Der tingelt nämlich durch Deutschland und bezeichnet den Umgang mit den Brüdern als “Diskriminierung“.

Beispiel 4.

Eine kriminelle Splittergruppe der in Deutschland anerkannten Minderheit der Sinti, schloss sich bandenmässig zusammen und beging organisiert Ladendiebstähle im grossem Stil. Insbesondere osteuropäische Kriminelle beobachten aufmerksam das Verhalten der europäischen Polizeibehörden und sprechen darüber. Sie wissen z.B., dass sie mit Informationsangeboten Kriminalbeamte ködern können. Leider wissen sie auch um die Reaktionen, wenn Kinder epileptische Anfälle vortäuschen o. sich Frauen mit Kissen als schwanger ausgeben.

In den ausgehenden 90gern ging die genannte Splittergruppe dazu über, Rasierklingen in den Haaren unterzubringen. Ausserdem versuchten sie sich selbst allerlei zum Teil schwere Verletzungen beizubringen, um so in einer geringer bewachten ärztl. Versorgungsstation zu gelangen.

Die Polizei reagierte hierauf mit der Zuteilung von alten Polizeitrainingsanzügen, ohne Knöpfe und Reissverschluss/Gummizug. Ausserdem bekamen sie Schuhe ohne Schnürsenkel. Das sich bietende Bild war ein klarer Fall von Entwürdigung u. Diskriminierung. Er wurde von PHK P. ,nachdem er intern abgewiesen wurde, bei Amnesty International angezeigt u. die Behördenleitung musste reagieren.

Über diese Situationen hinaus habe ich auch andere klare rassistische u. diskriminierende Situationen erlebt. Im Regelfall entweder von Kollegen, die aufgrund der dauerhaften negativen Belastung Persönlichkeitsänderungen erfuhren oder sehr wenige Soziopathen, von denen mindestens einer zeitweilig mein Vorgesetzter war. Hier ist mein Hauptansatz einer internen Kritik: die Auswahlkriterien für Führungskräfte! Dabei hilft aber kein Gesetz.

Die vorgebrachten Vorwürfe bezüglich eines “Racial Profiling” halte ich für ausgemachten Blödsinn. Jeder Fahnder hat sein auf Erfahrung beruhendes Raster im Kopf. Ist es passend, zeigt es sich in der Anzahl erfolgreicher Festnahmen. Und ja, wenn ich in einem passenden, z.B. von Clans kontrollierten Gebiet lebe, werde ich bei entsprechenden Aussehen regelmässig kontrolliert. That’s Life! Da, wo ich zeitweilig aufwuchs, lautete das Raster: Jung, Lederjacke, nach 21:00 Uhr auf der Strasse, Mofa … die Kontrolle der Z – Streife war Dir sicher. Na und?

Das Gute an Deutschland ist, das man als Ausländer i.d.R. eine ziemlich hohe Chance hat, im Verhältnis zu anderen Ländern fair und sauber behandelt zu werden. Ausnahmen gibt es immer. Gehe ich von meinen Beobachtungen beim Vorgehen der Carabinieri, Guardia Civil, Police National/Municipal aus, frag ich mich immer, wer diese merkwürdigen Untersuchungen macht. Denn da ist die faire Chance die Ausnahme. Ich habe auch auf den griechischen Inseln das Abschiebegewahrsam gesehen. Erst dachte ich, die drehen einen kolonialen Sklavenfilm. An Asien will ich gar nicht denken, die fahren nochmals einen ganz anderen Film. Ich hab mich hier mal mit einem Kameruner unterhalten … oh, oh.

Das Schlechte: Ausländische Straftäter wissen es und nutzen dies für sich aus. Ein echtes Dilemma, für das ich keine Lösung sehe. Ich sehe schon den Kommentar: Andere Länder können kein Maßstab sein. OK, dann lassen wir aber auch diese Fake Studien runter fallen.

Übersehen wird ebenfalls das deutsche Disziplinarrecht. Die Prozedur muss man einem Außenstehenden erläutern. Behörden arbeiten mit Stellenzuweisungen. Polizisten auf der Strasse und in den Ermittlungskommissariaten kämpfen sich bis zum Ende ihrer Berufslaufbahn bis maximal zur Stelle A11 durch. Die Vorgesetzten liegen bei A12 und verschwindet gering gibt es die Unantastbaren A13er. Die Stellenlage in Berlin entspricht einer Mangelwirtschaft. Es wird um jede Kleinigkeit gefightet um wenigstens A10 sicher zu erreichen, gut wenn es eines Tages der 11er wird. Dafür gibt es Wartelisten, bei denen die Dienstjahre, Lebensalter, Familienstand und das Datum der letzten Beförderung Kriterien sind. Irgendwo spielt auch die Leistungsaussage eine Nebenrolle. Kommt es zu einer berechtigten oder unberechtigten Dienstaufsichtsbeschwerde, purzelt der Betroffene auf der Liste ein Stück herunter. Noch übler sind disziplinare Vorermittlungen. Was extern nicht so richtig gesehen wird, ist der Umstand, dass auch Disziplinarermittler einen gewissen Ehrgeiz haben und auch gern befördert werden. Nebenbei mit geringen Risiko sich selbst ein Verfahren einzufangen, da sie mit der Kriminalität nicht in Kontakt kommen. Diese Annahme, dass es da “Freundschaftsdienste” gibt, ist falsch. Hinzu kommt, dass auch Polizisten nicht frei von interner Hybris und Arroganz sind.

Das dies so ist, wissen Leute, die das System sabotieren wollen, ziemlich gut. Innerhalb der Szene existieren genug Pamphlete, die darüber Auskunft geben. Bei diesem ganzen Systemkampf gibt es ein kleines Detail, was Aktivsten übersehen. Bis ich eine brauchbare überzeugte und vor allem fähige Menge Bürger hinter mich gebracht habe, die eine Neuorganisation hinbekommen … benötige ich die Polizei. Irgendjemand muss mir die Abweichler (Rechte, Faschisten, Kriminellen) vom Hals halten. Und wenn mal alle fair wären, würden sie zugeben, dass bei manch einer Gegendemo, die Hunde u. Tonfas gegen die rechten “Honks” ziemlich wirksam waren. Ich wäre mit den anwesenden Nerds bei der Hess Demo ungern gegen die Schläger angetreten. Nur mal so am Rande!

Aber von solchen Überlegungen sind GRÜNE weit entfernt. Was eine Hierarchie ist und wie die “Giraffensprache” dort funktioniert, wissen die recht gut. Uups … da war der Trigger wieder. Sorry!

Es gibt eine Tradition in Behörden, Verwaltungen und vor allem in der Polizei. Irgendwo hat einer gepupt, also wird eine neue Geschäftsanweisung, Dienstanweisung, Durchführungsverordnung, Leitlinie, Verordnung oder Gesetz verfasst. Und dann gibt es da noch dieses Grundgesetz.

Art 3 

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Klingt für mich ziemlich umfassend. Ich vermute mal, dass jeder deutsche Rechtsanwalt inklusive den komplett daran hängenden Rattenschwanz kennt. Wenn wirklich jemand diskriminiert wurde, gibt es ganze Papierberge, in denen man fündig wird.

Bisher hielt es in den turbulenten Zeiten Berlins niemand für nötig noch eins auf den Papierberg herauf zu legen. Wie langweilig! Ich bin der Letzte, der kein Verständnis dafür hätte, dass ein wenig Stänkern, Behördensabotage, Querulanz, einen manchmal Befriedigung verschaffen kann. Erst Recht, wenn es darum geht, Leuten, die sich für etwas Besseres halten, auf die Hühneraugen zu Latschen. Aber was Herr Behrendt versucht ist für mich etwas anderes.

Hier wollen ein paar Leute ihre Duftmarke hinterlassen. Und alle Befürworter haben völlig Recht, wenn sie feststellen, dass nicht nur die Polizei betroffen ist. Ich bin gespannt wann sich der erste Clan des LDAG bedient um gegen die Versagung der Genehmigung eines Schankbetriebs seitens des Ordnungsamts vorzugehen. Oder ein Mitglied der faschistischen Grauen Wölfe darauf pocht, das seine Teestube der kulturellen/religiösen Förderung der türkischen Gemeinde dient.

Ein wenig bitter ist immer der Beigeschmack, dass gerade die GRÜNEN, oftmals durchaus richtig, gegen Überwachung, Diskriminierung, Law&Order, wettern, aber wenn etwas passiert, jammern sie. Warum haben Sie denn dies und das nicht unternommen? Na, weil ihr das nicht wolltet!

Wer meinen BLOG mit liest, kennt meine Einstellung dazu. Lieber mehr Freiheit, und ein Ereignis in Kauf nehmen, als noch mehr Kontrolle zuzulassen. Die GRÜNEN sind da anders. Sie glauben an etwas, was nicht existiert: der Mensch aus ihrer Wunschvorstellung. Kommt der reale schwach behaarte Primat mit trockener Nase ums Eck gebogen, ist das Geschrei groß.

Jenseits vom LDAG mag ich das an den alten Kommunisten aus dem Berlin der Zwanziger Jahre. Die lagen mit ihren Zielen auch oft ziemlich daneben … aber auf jeden Fall waren sie handfeste Realisten. Vielleicht liegt es daran, manch einer im Establishment hat halt keine grösseren Probleme.

Ich glaube auf der Strasse kommt das nicht gut an.





Reden sie miteinander …

Männergespräche

Lesedauer 7 MinutenDas menschliche Gehirn muss zum Verstehen der Informationen, die es von den Sensoren Auge, Haut, Gehör, Nase bekommt, Verknüpfungen herstellen. Diese werden zu unzähligen kleinen Geschichten, die es sich selbst erzählt. Das Zusammenfügen ist ein hochkomplexer Begriff.

Die Informationen werden bewertet. Manche werden vernachlässigt, andere erfahren eine Gewichtung. Altes, aus der Vergangenheit wird mit ihnen zusammengefügt, in die neuen Geschichten werden alte Bestandteile eingefügt. Obwohl wir alle gemeinsam auf die Geschehnisse um uns herum schauen, kommen wir alle, mindestens in Nuancen zu anderen Ergebnissen. Leider sind sich dessen die wenigsten bewusst und noch weniger sind bestrebt, ihr Handeln, ihre Praxis des Denkens, danach auszurichten.

Schon sehr lange wird geforscht, was da in dieser Blackbox “Gehirn” vor sich geht. Wir erlernen Sprachen, mit denen wir Denken und Kommunizieren.

Können wir etwas Denken, wofür wir keine Worte oder wenigstens einen körperlichen Ausdruck haben? Kommunizieren auf keinen Fall, aber wie sieht es mit dem Verknüpfungsprozess aus? Wie Stufe ich innerlich Emotionen ab, wenn ich dafür keine Begriffe habe? Wie grenze ich Zuneigung von Liebe ab? Was ist mit Wut oder Hass? Trauer oder Verzweiflung? Womit verknüpfe ich diese Worte in meinem Innern? Eine Lehrerin hat mir von Schülern berichtet, die nur Hass, Krass, Geil, Scheisse, kennen. Wie nehmen die Einstufungen vor?

Manchmal gibt es diese Augenblicke der Erleuchtung, wenn einem etwas erstmalig begegnet. Ah, das ist echter innerlicher Schmerz! So sieht also Müdigkeit aus! Extremsportler treiben dies oftmals auf die Spitze.

Einer sagte mir mal: “Keiner der hier Anwesenden weiss, was echte Müdigkeit ist!” Er berief sich dabei auf seine Erfahrung aus einem dreifachen Triathlon.

Jede Erfahrung, die sich an einer Grenze des menschlich biologisch Machbaren befindet, wobei es selbstverständlich auch hier individuelle Unterschiede gibt, verschiebt auch die Grenze um das Spektrum der Erfahrungen. Die Evolution hat an dieser Stelle Sicherungen eingebaut. Funktionieren die nicht richtig, kommt es zu Prozessen, die das Leben erschweren. Psychologen und Psychiater zerbrechen sich darüber seit bestehen ihrer Disziplin den Kopf.

Wenn wir z.B. von einer o. einem mit viel Lebenserfahrung sprechen, kann dies bedeuten, dass sie/er eben in jenen Grenzbereichen Erlebnisse vorzuweisen hat. Bedingt wird dies durch das Umfeld, in dem sich ein Mensch bewegt. Manche versuchen bewusst Situationen herbeizuführen, in denen sie an die Ränder ihres Standardlebens gehen (Extremsportler, Abenteurer, Hooligans). Andere werden beruflich dazu gezwungen. Dann gibt es die Menschen, deren alltägliches Leben in einem für Leute aus Wohlstandsgesellschaften extremen Umfeld stattfindet (Krieg, Krisengebiet, pp.)

Worte! Die wenigsten Worte sind eindeutig definiert und vor allem hält sich kaum einer an sie. In der Wissenschaft, vor allem in der Philosophie, wird darum gerungen. Kommt ein bisher nicht dagewesener logischer Schluss auf, werden neue geschaffen. Hinzu kommen die unendlich vielen Assoziationen. Aktuell erleben wir dies in Deutschland im Zusammenhang mit der “Gendergerechten Sprache”. Für die einen geht es genau darum, mit der Verwendung das Denken zu verändern und für andere sind hierbei entstehende Wortschöpfungen eine Tube Bauschaum, die die Ohren verkleistert und ein weiteres Gespräch unmöglich machen. Ich durfte diesen Effekt mal im Rahmen einiger gezielt inszenierter Gespräche beobachten.

In einem Kommunikationsseminar wurde zwei Personen eine Gesprächssituation vorgegeben. Ein Vorgesetzter möchte einem Mitarbeiter (bereits schwierige Formulierungen) vermitteln, dass ein Verhalten im Team negativ angekommen ist. Wie kann dieses Gespräch gestaltet werden, ohne dass der Mitarbeiter in eine abwehrende Verteidigersituation gerät? Wie macht sich der Vorgesetzte nicht zum Angreifer? Was kann er tun, um sich selbst innerlich vom Zustand des höher gestellten Weisungsgebers zu befreien?

Von den Gesprächen wurden Videos aufgenommen. Zur besseren Analyse der Körpersprache schalteten wir den Ton ab. Zeigte sich in der Zeitlupe eine abwehrende Reaktion, untersuchten wir, ob sie an einer körperlichen Reaktion, einem thematischen Zusammenhang oder an einem Wort gekoppelt war. Im Ergebnis stellte sich heraus, dass überraschend minimale Bewegungen ausreichten. Oft war es nur ein einzelnes Wort, welches vom Mitarbeiter aus dem Zusammenhang gefiltert wurde. Die Störung wirkte wie ein Schalter. Einmal umgelegt, hatte der Vorgesetzte keinerlei Chance mehr, das vorgegebene Ziel, eine echte Überzeugung zu erreichen, umzusetzen.

Begegnen sich zwei Menschen, virtuell oder real, kommunizieren sie miteinander. Immer! Das Unterlassen einer Kommunikation ist nicht möglich! Selbst wenn ich mir bei einem Social Media Dienst einfach nur einen Account einrichte, beginne ich mit einer Kommunikation und gebe einer unbekannten Menge Informationen. Seien es nur die Botschaften: Ich habe Zugang zu einem Gerät, mit dem ich dies bewerkstelligen kann. Ich besitze die Fähigkeit dies zu tun o. jemanden zu fragen, der mir hilft. Ich weiss, das es Social Media gibt. Mit der Wahl der Bezeichnung geht es weiter. Ich will meine echte Identität nicht preisgeben, oder ganz im Gegenteil, ich will mit meinem Namen und Gesicht in Erscheinung treten.

Jeder Profiler analysiert solche Sachen. Ich denke, die wenigsten machen sich Gedanken, wie viele Informationen sie einem Analytiker mit banalen Dingen geben. Ihr Bewusstsein hierfür, setzt erst auf einigen Ebenen höher ein. Selbst der Versuch sich zu verstellen und falsche Informationen zu geben, geht daneben.

All das Genannte spielt eine Rolle, wenn wir uns anschicken, über etwas miteinander zu sprechen, diskutieren, debattieren oder einfach Smalltalk betreiben, mit dem wir auch konkrete Ziele verfolgen. Diese Dinge zu berücksichtigen, nenne ich eine aufmerksame und bewusste Kommunikation.

Der berühmte Ausdruck: Schweigen ist Gold!, hat bei mir eine vielschichtige Bedeutung. Wie ausgeführt ist ein echtes Schweigen unmöglich. Mein Körper übernimmt das “Reden”. In den virtuellen Social Media übernimmt dies die Ausgestaltung meines Accounts. Mit dem Ausdruck verbinde ich einen Verzicht. Ich überlasse die Interpretation in voller Gänze einem anderen. Beginne ich zu sprechen o. schreiben, versuche ich ein wenig die Steuerung zu übernehmen. Ein kompliziertes Unterfangen, welches Geschicklichkeit, Wörter, Wissen, erfordert. Je weniger ich davon zur Verfügung habe, um so grösser wird der Bereich der Interpretation. Unter Berücksichtigung, dass dabei ohnehin nur ein minimaler Bereich kontrollierbar ist, entsteht eine Situation, die mich jeden Tag neu beschäftigt. Welches Abbild erzeuge ich gerade? Ist das für mich wichtig oder kann es mir egal sein? Wenn es mir wichtig erscheint, stellt sich die Frage nach dem Grund. Menschen haben das Bedürfnis ihr Umfeld zu gestalten.

Um dies zu tun, muss ich reden!

Im Idealfall mit Berücksichtigung aller Widrigkeiten und Umgehungsmöglichkeiten. Ich muss über mich Auskünfte geben. Auf welcher Gefühlsebene befinde ich mich? Wie stehe ich gerade zum anderen? Welche Fern – u. welche naheliegenden Ziele will ich gemeinsam mit dem anderen erreichen. Ich komme nicht an einer permanenten Eigenbeobachtung vorbei. Welche Gestik hat mich jetzt in diesem Moment verschlossen? Welches Wort? Warum? Und ich muss es mitteilen, wenn ich das Gespräch fortführen will. Will ich es fortsetzen?

Es gehört zu unserem Leben, dass sich Menschen über solche Prozesse Gedanken machen, sie erforschen und sie unterschiedlich, je nach Ziel, anwenden. Man kann mit den Ergebnissen und darauf basierenden Techniken o. Taktiken viel Geld verdienen, Macht begründen, aber auch Gutes tun (je nachdem, was man darunter versteht).

Es gibt Leute, die dafür Geld bekommen, dass sie mit Kampagnen “Wort – Schalter” in der Gesellschaft installieren. Das Wort wird benutzt, der Schalter wird umgelegt und das gewünschte Programm wird gestartet.

Dies funktioniert in der Werbung genauso wie in der Meinungsbildung. Es kann gesteuert werden, wer mit wem wie spricht und sich gegenseitig zu hört. Niemand muss ein Verschwörungstheoretiker (q.e.d./Wortschalter) sein, um zu verstehen, dass dies bei grösseren Zielgruppen einen erheblichen finanziellen u. logistischen Aufwand erfordert. Ein ehemaliges SPD Mitglied und Mitbegründer einer kleinen Wählerinitiative meinte nach einem Wahlkampf zu mir: “Du kannst Dir die Hacken ablaufen und sie nicken in persönlichen Gesprächen bei Deinen fundierten Argumenten alle ab, am Ende machen sie das Kreuz wo anders, weil ihnen irgendein grosser Sack mit einem Wort das Gehirn gewaschen hat.”

Ausreichende Geldmittel führen dabei nicht zwingend zum Erfolg, aber ohne wird es ungleich schwieriger bis unmöglich. Anders sieht es aus, wenn ein breiter Leidensdruck entsteht. Massenarbeitslosigkeit, Hunger, Existenzverlust (nicht unbedingt die Sorge, sie wird von den “Bezahlten” benutzt), lässt bezahlte “Meinungsmacher” ins Rudern kommen und bietet denen mit geringeren Mitteln Optionen. Es kommt zum Kampf um die Manipulationshoheit. Da sind wir in Deutschland noch lange nicht. Das kann eher in Venezuela, afrikanischen Staaten pp. beobachtet werden. Instabilität eines Staats geht immer mit dem Verlust der Manipulationshoheit grösserer etablierter Gruppen und ihrer Anführer einher.

Ich vertrete die Auffassung, dass die bisherigen Meinungsmacher die “zivilisierten industrialisierten Wohlstandsgesellschaften” ins langfristige Verderben geführt haben.

Sie haben den falschen Leuten Vorschub geleistet, die sich zur sehr auf den Eigennutz, statt auf das notwendige Gemeinwohl konzentrierten. Das Intellektuelle, Innovative, das durchschnittliche Bildungsniveau, wurde zu sehr zu Gunsten von sedierenden Konsum, der trügerische Lebenssicherheiten, käuflichen Ersatz von echter Freiheit, Verwirklichung, Anerkennung, Wertschätzung, anbietet, unterdrückt.

Eine Kommunikation, die hauptsächlich mit den zur Manipulation eingepflegten Wortschaltern betrieben wird, erzeugt keine Gemeinsamkeiten. Sie polarisiert und erzeugt Fronten. Über fixierte Standpunkte kann nur debattiert werden. Wichtig wären gemeinsame Ziele, bei denen über den Weg dahin diskutiert werden kann. Überall sind hierdurch zwischen den Untergruppen der Gesellschaft negative Konfliktverläufe entstanden, bei denen die Kontrahenten notfalls gemeinsam in den Abgrund gehen. Bei solchen Verläufen gibt es Abstufungen. Anfangs ist noch eine Mediation möglich. Da wäre die politische Elite gefragt gewesen. Irgendwann suchen sich die Parteien überall Kombattanten. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns! Ab einer bestimmten Stufe ist nur noch eine Machtintervention möglich. Im kleineren Ausmass bekommt dies bereits die Polizei zu spüren.

Wenn die intellektuelle Elite der Gesellschaft nicht langsam mal wach wird und interveniert, dabei massiv unterstützt wird, nimmt das kein gutes Ende. Problematisch ist dabei, dass diejenigen, welche sich auf den Universitäten befinden, eben genau nicht diese benötigte Elite sind. Sie haben den Kontakt und die Fähigkeit einer Kommunikation mit dem Rest der Gesellschaft verloren.

In den ausgehenden Sechzigern u. in den Siebzigern kam es zu einem ähnlichen Effekt. Teile vermochten es nicht, sich erfolgreich kommunikativ mit dem Rest auseinanderzusetzen. Wer mal versucht hat Texte von Ulrike Meinhof zu lesen, wird das bestätigen. Dabei war vieles durchaus bedenkenswert. Die weitere Geschichte ist bekannt. Spätestens zum Ende der Achtziger hin, wurde die geistige Elite gekauft.

Ein Brite aus Oxford sagte in einer kürzlich gesehenenin Doku über den Niedergang der Zivilisationen: “Wir bilden Geisteswissenschaftler aus, die einen Taschenrechner bedienen können, aber nicht Denken.”

In den Sozialwissenschaften treibt sich eine Unmenge Studenten herum, die zwar miteinander sprechen können, aber ausserhalb entweder unverständliches Zeug reden oder Aussenstehende verprellen. Wobei sich hier teilweise der Kreis schliesst, weil einiges von anderer Seite bewusst negativ belegt wurde. Mir erscheinen teilweise die Gewichtungen etwas merkwürdig.

Bei Twitter mokierte sich eine Politikerin der LINKEN darüber, dass sich bei Tichy’s Einblicke zwei in die Jahre gekommene Herren über ihren Unmut bezüglich der Gendersprache Luft machten. Sie fragte sich, ob die bei den Klimathemen, Not, Elend, Pamdemie, keine anderen Sorgen haben. Festzustellen ist, dass zuvor faktisch andere dies Thema wichtiger nahmen und in Gesellschaft einbrachten. Die Herren haben es nur aufgenommen. Offensichtlich dachte sich die Frau, dass die Gendersprache schlicht von allen kommentarlos als selbstverständlich hinzunehmen ist. Eine völlig falsche Beurteilung der Lage. Zunächst müsste die breite Masse von einer Notwendigkeit und den Vorteilen überzeugt werden, dann kann gemeinsam erörtert werden, wie wir es angehen. Alles andere schafft eine Distanz u. sabotiert das Ziel.

Diejenigen, welchen die Mehrheit der Bevölkerung, die Deutungshoheit, das Installieren der Wortschalter, Gewichtung der Themen, überlassen haben, besitzen kein Interesse an effektiven Klimamaßnahmen, wenn dabei kein Profit herausspringt. Schon gar nicht, wenn dabei ihr gesellschaftliches Strukturprinzip Kapitalismus, Wachstum, Geld, zur Diskussion gestellt wird. Dementsprechend haben sie auch kein Interesse an einer fruchtbaren Kommunikation, die zumindest ein Risiko in sich trägt. Wörter wie linksversifft, Linksfaschismus, linke Meinungsdiktatur, kommen nicht von irgendwo her. Da steckt Kalkül dahinter. Man muss sich nur die Kommentare von CDU/CSU, FDP und AfD Mitgliedern durchlesen bzw. ihre Medienblätter anschauen. Das sie hiermit einen desaströsen Prozess einleiten, ist ihnen scheinbar nicht bewusst.

Wenn in den Gesellschaften nicht wieder das miteinander Sprechen gelernt wird, zu dem auch das Berücksichtigen der benannten Effekte, Voraussetzungen und Erkennen des menschlichen Denkens gehört … sehe ich persönlich dunkle Wolken am Horizont.

(geschrieben in Malaysia nach einer langen Auswertung von Artikeln, privaten und offiziellen Kommentaren in den Social Media)

Gestrandet in Malaysia

Lesedauer 8 Minuten

Ein Plan ist der Vorschlag eines Dehbuchs, der einer durchgeknallten Regisseurin namens Schicksal zur Bewilligung vorgelegt wird. Meiner für 2020 beinhaltete eine erneute Reise nach Langkawi, erneut ein paar interessante Traveller kennenlernen, den langweiligsten Wintermonaten zu entgehen und die Reste der sich bei mir zuverlässig einstellenden Aversion gegenüber dem Weihnachtsfest in brennender Sonne zu vernichten. Nach drei Monaten zurück nach Deutschland und eventuell eine neue Aufgabe übernehmen. Im Zweifel Plan B: Brunnen mit einem Bekannten bohren. So weit meine Ideen. Die Regisseurin hatte andere Vorstellungen. Covid19 wurde mir erstmals zum chinesischen Neujahrsfest richtig bewusst. Da kursierte mal wieder irgendeine Grippe. Gut! Das passiert ständig und interessiert den Laien bei 38 Grad Aussentemperatur nicht ernsthaft. Auch das eine gestorbene Kleinkind war nicht weiter dramatisch. Säuglinge sind anfällig, dass hat man als Vater von zwei Töchtern gelernt. Das chinesische Elternpaar, welches mit einem anderen infizierten Kind der Quarantäne entgehen wollte, war ebenso eher eine Tresen Story, denn beunruhigend. Diese beiden Fälle im Januar, blieben nebenbei bisher die einzig registrierten Fälle auf Langkawi. Zu dieser Zeit schauten noch alle besorgt auf die Brände in Australien. Viele der Backpacker, auf Langkawi in Wartestellung für einen langen Australientrip, verfolgten mit Sorge die Entwicklung. Ausserdem waren die Gespräche immer wieder von den Feststellungen zum Klimawandel geprägt. Kein Reisender hat daran geringste Zweifel, dafür sind die Zeichen einfach zu deutlich. Wer den vom Menschen verursachten Klimawandeln leugnet ist schlicht ein Ignorant, dem es darum geht, einfach weiter zu machen oder wie ein kleines Kind die Augen zuhält. Du siehst mich nicht, ich Dich auch nicht, u. wenn ich die Hand wieder wegnehme, ist alles wieder gut. Überhaupt beschleicht mich der Gedanke, dass bei alledem viel kindliches eine Rolle spielt. “Ich will jetzt und hier ein Eis! Ich will die aber die Puppe haben! Und das Auto auch …!” Woher soll das Kind wissen, dass es Einrichtungen mit der Bezeichnung Kasse gibt, an der man alles bezahlen muss? Verständige Eltern bringen Kindern bei, dass man nicht alles haben kann. Überforderte Eltern o. jene, die das Bocken des Kindes nicht aushalten, lassen sie gewähren. Beim Ergebnis spricht man dann von der verzogenen Göre. In der Gesellschaft nennen wir sie besorgte oder wütende Bürger, AfD Mitglieder o. Wähler, international “narrow minded”, Rightwings, Republikaner, Trump Fans, oder Neoliberale. Mit kleinen Kindern diskutieren? Ich habe damit keine guten Erfahrungen. Eines Tages werden sie mit ein wenig Glück und gemeinsamer Anstrengung von Eltern, Schule, Freundeskreis verständig. Das klappt bekanntlich nicht immer.

Im März sollte der Trip enden. Ich änderte das Drehbuch und buchte einen Flug nach Athen. Warum nicht mal die Akropolis, den Parthenon u.a. historische Stätten besichtigen?

Zwischenzeitlich verdichteten sich die Informationen. Corona oder Covid19 schien sich zu einem gravierenden Ereignis zu entwickeln. In Gesprächen mit Holländern, Schweden, Briten, Kanadiern, Südamerikanern, Franzosen, wurden die Massnahmen und die daraus entstehenden Folgen immer heftiger diskutiert. Wohin? Bleiben? Noch schnell in ein anderes Land reisen? Nach Hause? Für viele der Weltenbummler keine Option und so schlimm wird es schon nicht werden. Eine Grippewelle! Manch einer hatte bereits Dengue oder Malaria, Quallenattacken, Insektenstiche der gefährlichen Art, Diarrhö und anderes überstanden. Wer sich als Europäer oder Kanadier in die Tropen verirrt, ist Kummer gewohnt und die Australier sind es ohnehin gewohnt, von ca. 70% der Natur bedroht zu sein.

Mein Flieger sollte von Penang aus abgehen. Vorher gönnte ich mir drei Tage im Weltkulturerbe. Corona nahm während dessen Fahrt auf. Die ersten Staaten reagierten mit heftigen Massnahmen. Zu dieser erreichten mich Nachrichten anderer Reisender, die wie ich Flüge über Singapore gebucht hatten. Sie waren dort gelandet und gezwungen worden, auf eigene Kosten 14 Tage in Quarantäne zu gehen. Singapore, Hotelzimmer, 14 Tage? Das wollte ich weder mir selbst,  noch meinem Budget zumuten. Also stornierte ich den Flug. Was nun? Eine andere Route wählen? Jordanien, Quatar, Oman? Innerhalb kürzester Zeit hoben entweder die Flugzeuge nicht mehr ab oder der Transfer auf den Flughäfen war nicht mehr möglich.

Ich wog alle Optionen ab. Offenbar hatte eine weltweite Krise eingesetzt. Krisenmanagement hab ich jahrzehntelang praktiziert, also musste ich berufliches Wissen auf meine Situation anwenden. Wenn man in einer Krise eine sichere Position hat, während um einen herum das Chaos ausbricht, ist schon mal eine Menge erreicht. Dann gilt es zwischen sicher anzunehmenden, wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Abläufen zu unterscheiden. Ich gebe zu, dass für mich nahezu alle danach folgenden Maßnahmen in die Kategorie unwahrscheinlich fielen. Für wahrscheinlich hielt ich, dass Risikogruppen bei Nachfrage einen besonderen Schutz bekommen würden.

Ich stellte Corona einer Ebola Epidemie, ebenfalls eine Zoonose, aber ungleich tödlicher, gegenüber. Maximal nach einem Monat sollte nach meiner damaligen Auffassung der grösste Spuk vorüber sein. Ausserdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass bei den aktuellen politischen Verhältnissen wegen 2 – 4 Millionen zu erwartenden  Toten die Weltwirtschaft herunter fährt. Da setzt man einmal auf die Neoliberalen! Der erheblich gefährlichere Klimawandel, das Herumspielen mit ungesunden Waffengattungen, der Bau von AKW’s in Erdbebengebieten … da zucken die Brüder nicht mal mit der Wimper, aber bei einem Virus? Ich hatte die Massenpsychologie und die Angst vor Machtverlust bzw. Umstürzen unterschätzt. Stürme, Tornados, Blizzards, Taifune, Flut – und Brandkatastrophen sind anders gelagert. Praktischerweise kann jeder Politiker mit den Schultern zucken und sagen: “Ich war es nicht!” Eine glatte Lüge, aber eine die funktioniert. Bei einer Pandemie besteht die Illusion, etwas dagegen tun zu können. Je autoritärer eine Gesellschaft aufgebaut ist, um so höher die Chance einer Eindämmung. 

In Europa herrschen bekanntlich spezielle Verhältnisse. Die Leute haben alle Verantwortung an die staatlichen Stellen abgegeben und schauen die an, wie Kinder ihre Eltern, die auf alles eine Antwort wissen. Gefällt ihnen diese nicht, wird rebelliert. Und in Europa herrscht das antiautoritäre Erziehungsprinzip: Widerspruch und Demonstration ist Bürgerrecht. Ideal wäre die allgemein anerkannte Grundlage einer Demokratie, nämlich der “mündige” Bürger. Ein wahlberechtigter eigenverantwortlich handelnder Mensch, der mittels Verstand (Ansehen des real Fassbaren) u. Vernunft (logische gedankliche Ableitungen) sein Lebensumfeld erfasst und seine Handlungen darauf abstellt, dass sie/er selbst und andere ihr Auskommen haben. Dreissig Jahre Kriminalpolizei und Arbeit auf der Strasse haben mich etwas anderes erfahren lassen. Gemacht wird, was nicht verboten ist. Oder wenn die Ordnungsmacht gerade nicht da ist, auch dieses.

Damit sind alle Maßnahmen, die auf die Vernunft und Verstand setzen, unsinnig. Jeder, der mal einer Bombenentschärfung eingesetzt wurde oder einer Absperrung bei einem Chemieunfall beigewohnt hat, kennt das. Vollkommen blöd und stumpfsinnig wollen alle nur mal kurz vorbei oder schnell etwas aus dem Gefahrenbereich bergen. Auch Fahrzeuge werden eben nur mal kurz abgestellt. Das dem hinein krachenden Motorradfahrer der unbestimmte Begriff kurz nicht weiter hilft, ist dabei egal.

OK, ich entschied mich für einen eigentlich nicht möglichen VISA Run nach Thailand und zurück nach Malaysia und setzte dabei auf das Verständnis der Grenzbeamten. Auf dem Landweg passierte ich die Grenze und übernachtete in einem Billighotel, welches im grenznahen Rotlicht Milieu befindet. Pilziger Muff, schmutzige Toilette und ein knochenhartes Bett. Doch für eine Nacht nahm ich das in Kauf. Am Folgetag enterte ich ein Tuk Tuk und liess mich zu einem sich in der Nähe befindenen weiteren Grenzübergang bringen. Derselbe erschien mir dann doch zu frech. Den Beamten machte ich meine Lage klar. Langkawi: 0 Fälle u. sicher! Weiterreisen eher unsicher! Ich bekam meine drei Monate Aufenthaltserlaubnis und schlug mich mit Taxi, Zug, Mini Van, Fähre nach Langkawi durch. Ich wusste zu dieser Zeit nicht, dass Thailand 24 Stunden später die Grenzen schloss.

Trotz der 0 Fälle erliess die malaische Regierung auch für die Insel ein “Mobil Control”. Essen nur noch “To Go”, Ausgang zwischen 6:00 Uhr bis 21:00 Uhr, keine “Activities”, dementsprechend Strandbesuche o. Schwimmen im Meer verboten. Mittlerweile hat die Landesregierung alles ein wenig gelockert, aber die Regionalkontrolle interessiert dies wenig. Die Polizei weiss nicht, was die Armee sagt und alle zusammen reden anders, wie die Streifen der Gesundheitsbehörde. Malaisia ist anders als Deutschland. Malaien sind grundsätzlich aus Gründen gegenüber staatlichen Stellen äusserst devot eingestellt. Die Polizei ist ein vollkommen distanziertes Organ, welches mit maximaler Arroganz agiert. Getoppt wird sie nur von der Gesundheitsbehörde. Ganz besonders gilt dies gegenüber Frauen. Der Kontakt mit selbstbewussten renitenten Europäerinnen überfordert die meist männlichen Polizisten. Letztens beobachtete ich amüsiert den Versuch, eine wütende Polin zu kommandieren. 1 : 0 für Polen, aber am Ende musste auch sie den Strand verlassen … aber mit Würde. Sie und andere machen nichts Unvernünftiges. Gute 5 km leerer Strand und der Indische Ozean bieten genügend Möglichkeit des Abstands. Aber: Es ist ein Regelverstoss.

Das bekam ich letztens um Mitternacht zu spüren. Weil mal wieder ein Flug annulliert wurde (ich probier es immer mal wieder) setzte ich mich im Dunklen ans Wasser. Dort entdeckte mich zufällig ein Wachmann eines 5 – Sterne – Ressort, der die Polizei alarmierte. Ohne Details kann ich sagen, dass sie nicht sonderlich gut ausgebildet sind. Sie abzuschütteln, war nicht schwer. Der Lehrgang: Tarnen im Gelände hat sich ausgezahlt. Aber wie gesagt: Wen hätte ich anstecken sollen? Den schlecht bezahlten Wachmann? Die Krabben?

Ich beschrieb es hier bereits. Ein Freundeskreis von 6 Malaien wanderte direkt ins Gefängnis. Malaischen Offiziellen sind Langhaarige ein Dorn im Auge. Das ist eine Entwicklung, die Anfang der Achtziger mit der verstärkten Einflussnahme der arabischen Staaten begann. Zuvor war Malaysia sehr progressiv und westlich eingestellt. Man sieht das auf den alten Familienbildern und alten Werbeanzeigen. Den Jungs wurde kurzerhand der Kopf kahl geschoren und sie wurden in Ketten in eine Sammelzelle  gesteckt. Um die sieben Männer in einer Zelle ohne Mobiliar. Zwei können schlafen, der Rest muss stehen. Die Notdurft wird in eine Rinne versehen und zu Essen gibt es halbrohen Fisch. Nebenbei sieht es bei den Frauen mit der Hygiene noch übler aus. Menschenrechte sind in Malaysia ein erwerbares Gut. Kein Geld – kein Recht! Auf der Insel herrscht Korruption und bei Razzien werden in der Regel ohne Beweise die üblichen Verdächtigen mitgenommen – die mit den langen Haaren. Mich persönlich hätte eine Festnahme überschaubare 100 EUR gekostet. Für einen Malaien auf die Lebenserhaltungskosten bezogen, etwa der 10 Fache entsprechende Gegenwert.

Einerseits ist die Insel ein sonniges Paradies, andererseits ist die mangelnde Trennung zwischen Religion, Moral und Staat nicht übersehbar. Es steht mir nicht zu dies zu kritisieren. Ihr Land, ihr Ding und ihre Regeln, doch für mich wäre das nichts. Die Zugeständnisse, die hier europäische Einwanderer machen müssen, wären mir definitiv zu heftig. Wer hier mittels Heirat eine Aufenthaltserlaubnis bekommt, muss zum Islam konvertieren. Ohne ein Permanent Stay zu bekommen, ist möglich, aber schwierig. Meist läuft es über großes Business oder ehemalige koloniale Verpflichtungen.

Aber ich hab ohnehin nicht vor Auszuwandern, ich möchte lediglich die Welt sehen. Mittlerweile beginne ich sogar zu akzeptieren, dass dieses betreute deutsche Leben, kombiniert mit dem Motzen gegen alles, für eine Vielzahl an Zeitgenossen, das beste Lebensmodell ist. Ohne dieses würden sie ins Verderben rennen. Wenn man nicht gerade der bezahlte verlängerte Arm von Mama/Papa des Staatsapparats ist, also Ordnungsamt o. Polizei arbeitet, kann es einem egal sein. Ein wenig Katz und Maus spielen, ab und zu geschickt unter dem Radar fliegen … fertig.

In den asiatischen Staaten, die ich kennengelernt habe, machen sich die wenigsten Gedanken über Dinge, die über die eigenen oder familiären Belange hinaus gehen. Politik, Umwelt, Gesellschaft wird schlicht ausgespart. Ich weiss nicht, ob das schon immer der Fall war oder es jüngere Gründe dafür gibt. Die Dinge sind für die Leute halt so, wie sie sind. Im Zweifelsfall auch der Müll, Korruption u. Machtmissbrauch. Malaien haben allerdings meiner Erfahrung nach eine ziemlich gefährliche Eigenart. Eine ganze Weile passiert nichts und dann kommt plötzlich explosiv ein heißblütiges Temperament zum Vorschein. Damit werde ich dann nach Stand der Dinge noch eine Weile auskommen müssen.

Bis heute scheint im internationalen Flugverkehr weiter das totale Chaos zu regieren. Vor Mitte Juni wird sich dies auch nicht mehr ändern. Für die nächsten zwei Wochen nehme ich mir vor die Zeit zu geniessen. Kein Corona, eine in der Regenzeit aufblühende Insel und ab und zu ein Strandgang. Das ist mehr, als bisher in Deutschland möglich war. Ich hoffe nur, nicht in eine zweite Welle hineinzugeraten. Was die bockigen Kinder im Stadtgebiet anstellen, interessiert mich nicht. Das Gute ist, dass nichts abrupt geschieht. Auch nicht, wenn die paar Krakeeler es beschreien. Meiner Auffassung nach ist es ein Prozess, der nicht seit gestern stattfindet. Corona in den 60/70/80gern hätte andere Folgen und Massnahmen nach sich gezogen. Allein das mediale Spektakel, wäre undenkbar gewesen. Hier auf Langkawi gibt es wenige Paranoide, Phobiker und Neurotiker. Das sieht in der getunten deutschen Gesellschaft anders aus. Auf der Insel laufen auch weniger Selbstdarsteller, aufgepumpte Männer, Püppchen und bedrohlich auftretende Hools durch die Gegend. Wenn, dann sind es fast immer Touristen. Dieses hysterische Gebrülle und Geschrei liegt den Leuten hier nicht.

Einzig unangenehm ist das selbstherrliche Auftreten der Offiziellen. Doch nach der Beschreibung des Vorgehens vom Gesundheitsamt bei Kontrollen der hier lebenden Arbeiter aus Bangladesh, Pakistan und Indien fühlte ich mich stark an manch einen wichtig auftretenden Beamten aus Deutschland erinnert. Insofern scheint dieses: Ich habe eine staatliche Aufgabe – ich bin wichtig und damit mehr wert – Syndrom, international verbreitet zu sein.

Ich werd dann mal weiter beobachten und 2020 als eins der spannenden Lebensjahre betrachten.

Das freie Individuum als Feind

Lesedauer 8 Minuten

Das Lebewesen Mensch unterliegt wie jedes andere den Gesetzen, welche das Leben vorgibt. Wir sind besiedelt von Milliarden anderer Lebensformen. Der Mensch riecht, stinkt, scheidet aus, verdaut, zerfällt, infiziert sich, andere, tötet, rettet, zerstört, baut auf. Das Gehirn mit all seinen Möglichkeiten stösst dabei immer wieder an seine Grenzen.

In der zivilisierten Welt, darf es Gestank nicht geben, sondern nur Wohlgeruch. Der Zerfall darf nicht zu sehen sein. Ausscheidungen haben dezent kontrolliert zu sein. Krankheiten sind etwas, was irgendwie unter Kontrolle zu sein hat. Der Tod ist für die meisten etwas Abstraktes. Das Aufbahren des Toten ist nur noch selten ein Teil der Kultur und die wenigsten haben im Leben einen toten Körper gesehen.

Für die meisten Männer ist die Anwesenheit bei der Geburt eine Grenzerfahrung. Schlicht zu viel Input mit Dingen, die sie niemals wissen wollten. So wird vieles, was einst eine gängige Erfahrung war, zum beinah traumatisierenden Lebensereignis.

Jenseits des Anfassbaren existieren virtuelle erschaffene Welten. Da wäre die der Werbung, ausgehend von Händlern, die ihre Produkte, egal wie skuril sie auch sein mögen, zu Geld machen wollen. Gibt es keinen Bedarf, wird er geschickt erzeugt. Idealbilder werden geschaffen, Statussymbole generiert, Konnotationen erzeugt. Oft gehen diese Händler Hand in Hand mit anderen Illusionären.

Wohlig räkelt sich der Zuschauer vor dem Fernseher und geniesst das Geschehen auf der Mattscheibe. Mord, Folter, Krieg, Perversionen, Action, Sex, Verbrechen, spielen sich in einem kleinen Kasten ab. Will der Zuschauer doch ein wenig aktiver sein, killt er virtuell Gegner mit unterschiedlichen Waffengattungen in einem PC Spiel. Desto realistischer die Performance, um so besser. Eine Art des Tötens, die mit dem Drohnenkrieg in die reale Welt Einzug gefunden hat. Zerfetzt werden nur die, welche sich keine Kampfdrohnen leisten können. Die letzte menschliche Perversion des Tötens. Die Bilder der Exekution werden dann wieder in den kleinen Kasten eingespielt, damit sich sedierte Zuschauer daran erfreuen kann, dass ein paar Böse angeblich chirurgisch präzise eliminiert wurden. Seit dem Assange dazu etwas “geleakt” hat, weiss man, dass das auch eine Lüge ist. Sein Verrat bestand darin, die Virtualität zur Realität werden zu lassen.

Heute erlebt die Menschheit eine Pandemie. Nicht die erste und mit Sicherheit nicht die letzte. Einer infiziert den Anderen. Ein ziemlich simpler natürlicher Vorgang, der alle Lebewesen seit ihrer Existenz auf diesem Planeten begleitet. Einiges hat sich im Verhältnis zu den vielen tausend Jahren Menscheit verändert. A reist in wenigen Stunden nach B u. ein Virus kann sich in einer Massengesellschaft perfekt ausbreiten. Würde ich jetzt hier von meinem Standort aus mit alten Mitteln reisen, bräuchte ich etwa 1 1/2 Jahre. Wäre ich bereits infiziert o. würde mich unterwegs infizieren, käme ich nicht weit. Das Risiko der Ausbreitung liesse sich ziemlich einfach reduzieren.

Aber so ist es nicht mehr. Wir leben in diesem globalen Dorf. Die dauerhafte Lösung für das Problem wäre mit Sicherheit ein Reisen, welches immer mit einer Quarantäne oder medizinischen Untersuchung einher geht. Hätte es so etwas vor einigen hundert Jahren gegeben, lebten diverse indigene Völker noch u. hätten nicht an Masern, Pocken, TBC zu Grunde gehen müssen. Eine weitere Lösung wäre die Auflösung der Massengesellschaften und die Überleitung in kleine kommunale Gebiete. Beides wird nicht passieren. Ergo werden sich Pandemien nicht heute o. in Zukunft verhindern lassen.

Aber sind sie denn so gravierend, wie sie dargestellt werden? Für welche Rechtfertigung welcher Massnahmen reicht die ausgehende Gefahr aus? Um die 78 Millionen wächst die menschliche Population jährlich. Etwa 8 Milliarden umfasst sie jetzt in diesem Augenblick. 305 631 Menschen sind dieses Jahr bis heute in Deutschland gestorben. (Quelle: https://countrymeters.info/de/Germany) Zahlen! Überall wird derzeit mit Zahlen, die niemand wirklich erfassen kann, um sich geworfen. Eins steht jedenfalls fest, für eine signifikante Reduzierung der menschlichen Population ist die aktuelle Pandemie nicht ansatzweise geeignet. Nicht einmal, wenn man ihr ungehinderten freien Lauf liesse.

Es hat sich mit der Entstehung von Gesellschaften eine zentrale Frage ergeben. Wie ist das Verhältnis zwischen Individuum und der Gesellschaft, in der es lebt, zu regeln? Welche Rechte und Bedürfnisse müssen vor der Gesellschaft zurücktreten und welche sind so schützenswert, dass sie unantastbar sind? Diese Frage kann nicht mal eben im Vorbeigehen beantwortet werden. Es ist nicht einmal sicher, dass irgendjemand die Legitimation inne hat, sie zu beantworten. Sie wurde in den existierenden und untergegangenen verschiedenen Staaten der Welt, sehr unterschiedlich beantwortet, meistens zu Lasten des Induviduums, dies bedeutet aber längst nicht, dass die Antworten korrekt waren. Das Individuum ist in einer Pandemie, vor allem wenn sie Massengesellschaften betrifft, ein putativ infektiöser  Feind der Gesamtheit, den es zu bekämpfen gilt.

Ideal ist ein über einen begrenzten Zeitraum isoliertes Individuum, welches nach der Isolation permanent seinen Zustand überwachen lässt, o. am Besten nach Möglichkeit die Isolation nicht mehr verlässt. Dann lässt sich Makel des Menschen, dass er Träger eines Virus bzw. Bakterium sein kann, am ehesten heilen. Makel! Der u.U. krank werdende Mensch ist kein Ideal. Weder wirtschaftlich innerhalb des Arbeitsprozesses, noch für die Gemeinschaft. Ideal wäre ein Individuum, welches weder erkrankt, noch Wirt einer Krankheit wird u. im Alter vor Eintritt einer erhöhten Anfälligkeit das Zeitliche segnet. Im gewissen Sinne das Szenario von Soylent Green, ein Film aus den 70gern, der eine düstere Zukunft für das Jahr 2022 zeichnet. Alte verschwinden und werden zu Nahrung verarbeitet.

Der Ärtekammerpräsident Vimar prägte 1998 im Angesicht der damals eingeleiteten Sparmaßnahmen der rot – grünen Regierung in einem Interview den Begriff des “sozialverträglichen Frühablebens”. Man scholt ihn damals sehr. Im Zusammenhang sagte er: Dann müssen die Patienten mit weniger Leistung zufrieden sein, und wir müssen insgesamt überlegen, ob diese Zählebigkeit anhalten kann, oder ob wir das sozialverträgliche Frühableben fördern müssen.“ 

Die Lage war etwas unübersichtlich. Die SPD wollte der Pharmamafia auf die Füsse springen u. die konterte. Aber der Terminus stand plötzlich im Raum. Wären 2020 einige Herrschaften ehrlich, würden sie zugeben, dass ihnen die Pandemie voll in die Karten spielen spielt, wenn es nicht diese lästigen Weicheier gäbe, die auf die Alten und Schwachen verweisen. Schwer auf dem Arbeitsmarkt vermittelbare über 50ig sterben. 1 : 0 für den neoliberalen Wirtschaftsansatz. Besser geht es nicht. Die paar Jüngeren, nicht alle, aber oftmals mit lästiger Vorerkrankung, fallen nicht ins Gewicht. Die so denken, haben nicht einmal einen ernsthaften monetären Vorteil davon. Es passt schlicht in ihr gedankliches Konzept, wie eine Gesellschaft funktionieren sollte.

Sie haben sich mit Massengesellschaften auseinander gesetzt. Zunächst einmal sehen sie sich aufgrund ihrer Position nicht als Teil dieser. Das ist wichtig. Sie haben alles dran gesetzt, um nicht darin unterzugehen. Sie haben einen Namen und den kennt man. Die namenlose Masse, unterteilt in Verwaltungsbegriffe, gilt es zu lenken. Würde sich jeder in dieser Masse, jenseits der wenigen Personen, die sich über sie erhoben haben, einer Individualität hingeben, käme es zum unübersichtlichen nicht mehr steuerbaren Chaos. Ein Gedanke, der schon viele fasziniert hat. Was würde aus diesem Chaos nach einer Kampfphase hervorgehen? Zumindest für die Abgehobenen definitiv nichts Gutes, und für alle in der Kampfphase Lebendenden wahrscheinlich ebenfalls nicht.

Dennoch bleibt offen, wie weit darf das Individuelle gedrückt werden. Und wenn schon nicht das pure Individuelle, bleiben noch die Kleingruppen übrig. Die meisten politischen Führer vertreten klar die Meinung, das alles Individuelle, aufgrund der Unkontrollierbarkeit, somit auch der Verlust der Steuerfähigkeit, inakzeptabel ist. Dieser Auffassung kommt Corona/Covid19 quasi als Geschenk entgegen. Was Terrorismus u. Kriminalität an Überzeugungskraft nicht mitbrachten, hat die Pandemie im Gepäck. Im Prinzip ist Corona aus deren Sicht ein von der Natur o. einem Staat ausgeführter biologischer Terroranschlag. Und jeder tatsächlich o. möglicherweise Infizierte, wird zum Mittäter.

Da wäre das Thema Impfung. Impfungen sind eine sinnvolle Massnahme. Aber sie haben den Nachteil eines Restrisiko. Lasse ich mir beispielsweise eine bisher optionale Hepatitisimpfung geben, habe ich beschlossen, dass nach Abwägung aller Risiken, das Risiko eine u.U. tödliche Hepatitis zu bekommen, höher ist. Gleichfalls sieht es mit Tetanus aus. Bei Corona sieht es anders aus. Viele werden zur Abwehr von Gefahren für andere Personen geimpft. Wenigstens subjektiv geh ich ein Risiko für andere, auf jeden Fall unter dem Gesichtspunkt Gesamtimmunisierung, ein. Bei den Pocken hat man gar nicht gefragt, sondern einfach gemacht. Zu dieser Zeit durfte aber auch niemand jenseits akademischer Kreise das Gesamtwohl in Frage stellen. Festzustellen ist: Die Überzeugungsarbeit hat nicht überall funktioniert. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass die Überzeugung gar nicht der springende Punkt ist.

Freiheit, frei und selbstbestimmt zu leben, ist schwieriger, als es auf dem ersten Blick zu sein scheint. Mir hat niemand etwas zu sagen, vorzuschreiben, ich kann tun und lassen was ich will, ist keine Freiheit. Das entspricht einem kindlichen Wunsch und wird damit zur Infantilität. Freiheit bedeutet mehr, Herr über sich selbst zu sein und keine anderen Instanzen über sich selbst zu akzeptieren. Mangelt es an der eigenen inneren Instanz, die in der Lage ist, verständige, vernünftige, ethisch sinnhafte, Entscheidungen zu treffen, kann für das Handeln keine Verantwortung übernommen werden. Dies mündet in ein: “Ups, das wollte ich nicht. Sorry!”

Verstand u. Vernunft sind per Definition dem Menschen innewohnende Befähigungen. Doch die reine Fähigkeit, ist längst keine Anwendung. Wer sich dessen bedient, wird akzeptieren, dass es eine Logik der Wechselwirkung gibt. Keine Handlung bleibt ohne Folgen und mit diesen muss ich mich auseinandersetzen – jedenfalls, wenn ich frei sein will.

In den meisten organisierten Staaten wurde vieles der staatlichen Administration übertragen. Teils deshalb, weil die Bürger niemals echte Freiheit erlernt haben. Erst waren es die Religionen die eine Instanz einnahmen, dann die sie ablösenden Regierungen und der neu entstandene “Geld – Feudalismus”.

Wird zu viel Übertragen, entwickelt die Administration diktatorische Züge. Alles wird bis ins Detail von Beamten, Juristen, Lobbyisten durchdacht, in schriftlich manifestierte Regeln gepackt und in einem permanenten Prozess dem tatsächlichen bzw. unvorhergesehenen Geschehen angepasst. Ergebnis: “Wir brauchen neue und schärfere Gesetze!”.

Das erweckt das Kind im Staatsbürger. Da ist eine Autorität, die sagt mir, was ich zu tun und zu lassen habe … das ist wie Mama & Papa … da halte ich gegen. Ob es nun der Vernunft o. Verstand entspricht ist dabei vollkommen egal. Dem könnte man nur sehr vorausschauend entgegenwirken, in dem in allen Lebensbereichen, besonders in der Schule, freies Leben trainiert, vermittelt und konsequent angewendet wird. Das ist kein Plädoyer für Antiautoritäre Erziehung. Ganz im Gegenteil, denn dort mangelt es an den Folgen der Handlung. Aber das ist ein Thema für einen anderen Beitrag.

Ich stelle eine Behauptung auf. Innerhalb vieler Gesellschaften erreichen ein grosser Anteil der Mitglieder niemals ein mentales Erwachsenenstadium, welches sie zu einem Leben in Freiheit befähigen würde, so dass sie ohne Kontrolle und Lenkung ins Verderben liefen. Um dies zu verändern bedarf es tiefer Eingriffe, die erst in Jahrzehnten nach turbulenten Zeiten eine Wirkung zeigten. Ich bezweifle, dass es hierfür eine ernsthafte Mehrheit gibt. Nicht einmal die selbsternannten Autonomen befinden sich ansatzweise auf einem Weg dahin. Sie leben lediglich in besonders heftiger Weise das bockige Kind aus. Überliesse man sie einer echten autonom lebenden Landkommune, würden sie scheitern oder müssten nochmals von vorn mit dem Denken beginnen.

Es bedarf keiner “Neuen Weltordnung”, die sich dunkle Mächtige ausdenken. Die Eigendynamik des Prozesses genügt völlig. Die zahlreichen bockenden, vollkommen irrational agierenden Kinder, liefern der beauftragten  Autorität jede Menge Legitimation für ein “härteres Durchgreifen”, damit die vor sich selbst geschützt werden.

Deutschland und andere Staatssysteme müssen sich meiner Auffassung nach eingestehen, dass versäumt wurde den Kräften Einhalt zu gebieten, denen eine “Unterentwicklung” der Ratio, Verantwortungsübernahme, Vernunft u. Verstand entgegen kommt, Einhalt zu gebieten. Und hier schliesst sich der Kreis. Werbung, Konsum, virtuelle Konstruktionen, die der Manipulation dienen, installiert um die unersättliche Gier zu bedienen, stehen an oberster Stelle.

Vernunft u. Verstand zu eliminieren ist das taktische Grundmittel für die Steigerung von Konsum, welches im Kleinen jeder Händler auf einem Bazar beherrscht. Im Großen führt die Dauereinwirkung zur sich breit auswirkenden Persönlichkeitsveränderung. Nicht zu unterschätzen ist die angepriesene Produktpalette. Reisen, auch mit den Kindern, der SUV vor der Tür, das Geld für eher zweifelhafte aber geschickt angepriesene Nahrungsergänzungsmittel und Super Food, die Markenkleidung nebst den völlig überteuerten Sneakers, charakterisieren die erfolgreiche Leistungsträger Familie. Ich persönlich kenne kaum un/freiere Leute, als die mit der PS – starken Limousine. Sie merken nicht einmal wie gefangen und abhängig sie sind. Die wirklich Freien sind die, welche solch ein Fahrzeug durchaus beherrschen könnten, aber mit gemütlichen 130 km/h und einer Understatement Karosse unterwegs sind. Für die verlorene Freiheit und Identität werden Suggorate verkauft.

Es ist doch letztlich vollkommen logisch. Jahrzehntelang wurden Konsum, Parties, Verbrauch, gegenseitiges Präsentieren von Errungenschaften, schnelle Autos, Genuss in jeder Form, als die ultimative Freiheit präsentiert. Gleichzeitig wurden hierüber die Belohnungszentren des Gehirns stimuliert. Und von einem Tag auf den anderen sollen alle in den kalten Entzug gehen?

Auch die Strassenkämpfer, Autonomen, sind davon weniger befreit, als sie denken. Zum einen hat sie der Konsum von Marken, die sich auf sie spezialisiert haben fest im Griff. Andererseits kompensieren sie den Identitätsverlust mit einem “Dagegen”. Die aus dem sogenannten besseren Hause sind deshalb oftmals die am heftigsten agierenden. Das Dumme ist, dass ein zwanghaftes, obsessiv Dagegensein, keine Freiheit ist. Schon gar nicht, wenn es von einem die Gruppe bildenden Kauderwelsch begleitet wird, welches ein eigenes befreites Denken verhindert.

Es ist in unser digital begleiteten Zeit extrem schwierig echte Freiheit zu erlangen. Ich hab es mir zur Angewohnheit gemacht, argwöhnisch meine digitalen Aktivitäten zu beobachten. Dabei wurde mir irgendwann das ganze Ausmaß und sich immer mehr steigernde Perfektion, mit der im Hintergrund von Programmierern gearbeitet wird, bewusst. Selbst das Ignorieren wird zur verwertbaren Information und wird in irgendeiner App, Internetseite, Einspielung, hinterhältig benutzt. Je mehr ich auf dieser Schiene fahre, werde ich zum Feind bzw. Abtrünnigen, den es mit zarten Druck wieder einzufangen gilt. Mittlerweile beginne ich zu verstehen, dass Kritik und Widerstand letztlich keine Option, sondern eine Falle ist. Aber das ist das Positive an Prozessen, man befindet sich auf dem Weg und erst am Ende, hat man einen Zustand erreicht.

Nichts ist, wie es scheint …

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Die Godfather der modernen Verschwörungstheorien sind die verstorbenen ehem. Playboy Autoren u. Romanschreiber Robert Shea, Robert Wilson. Unter dem Arbeitsmotto: “… all diese Schwachköpfe recht hatten und jede einzelne Verschwörung, über die sie sich beschweren, wirklich existiert“ entstand die Trilogie “Illuminatus”, welche Teil der Popkultur wurde bzw. manchen Leuten die Birne weich gemacht hat.

Die beiden sollen beim Schreiben eine Menge Spass gehabt haben. Die Sache mit den Illuminaten, an sich aus heutiger Sicht 1776 in Bayern von Adam Weisshaupt gegründeter harmloser Männerverein verselbständigte sich in den Achtzigern ein wenig. Ich muss zugeben, dass ich vor wenigen Jahren ein wenig staunte, dass die Legenden um den Orden in der Freiburger Provinz noch lebendig sind. Aber in der Ecke von Deutschland geht meiner persönlichen Erfahrung nach ohnehin einiges schief. Selten habe ich so viele Homöopathen, Anthroposophen, Esoteriker (im populistischen Sinn) und Evangelikale auf einen Haufen gesehen.

Nicht alles, was gemutmaßt wird, ist zwingend eine wiederlegbare Theorie. Im Kalten Krieg wurde seitens der Nachrichtendienste so einiges in die Welt gesetzt, um die Bevölkerung des Gegners zu manipulieren. Vieles hat sich im Nachgang als wahr herausgestellt. Zum Beispiel hat die Staatssicherheit tatsächlich RAF Terroristen unterstützt. Oder auch der Fall Benno Ohnesorg bekam eine vollkommen neue Wende.

Da gab es die Klassiker, wie z.B. die P2 Loge in Italien, die eine Schnittstelle zwischen der Mafia und der Politik herstellte. Berlusconi hat es nicht geschadet u. es ist nachvollziehbar, wenn manch einer nicht glaubt, dass die P2 wirklich Geschichte ist. Überhaupt ist die komplette italienische Organisierte Kriminalität unbestreitbar eine Verschwörung. Aber sie ist unübersehbar und damit keine Theorie.

Alles, was sich halbwegs, im Zweifel analytisch, heuristisch, vermuten lässt, verlässt das Gebiet der reinen Theorie. Ja, es gibt Cliquen, die sich gegenseitig Geschäfte zu schieben. Auch ganze Netzwerke, die Steuerhinterziehung im großen Stil ermöglichen, sind nachgewiesen. Es gibt auch genügend abtrünnige Nachrichtendienstler, die Einblick in verschiedene Operationen ermöglichten. Genau da ist der Haken, an dem sich alle früher oder später aufhängen. Der Verrat o. das Bedürfnis sich aus unterschiedlichsten Motiven zu öffnen. Hört man solchen Menschen gut zu und beachtet ein wenig die handwerklichen Grundlagen, weiss man recht zuverlässig, ob etwas dran ist. Machbarkeit, Personenkenntnisse, Sachverhalte, weitere Quellen, Details … Wunderschön und unterhaltsam in der Verfilmung des Watergate Skandals zu sehen. Wer ein wenig in die Welt der Sauereien der Dienste eintauchen will, dem empfehle ich das in die Tage gekommene Buch “Der Pate des Terrors”. Dienste verändern bewährte Taktiken nicht so schnell. Heute mit mehr Elektronik, aber die Grundprinzipien des Denkens bleiben. Keine Theorie, alles nachvollziehbare Fakten und Geschehnisse.

Auch Scientology ist im gewissen Sinne eine Verschwörung. Immerhin wurde der Gründer Ron Hubbard von dem berühmten Okkultisten Aleister Crowley für zu “durchgeknallt” befunden. Crowley war nun wirklich sonst wenig zu abstrus und er fand sich damit im Illuminatus wieder. Aber genug Aussteiger liefern der Aussenwelt belastbares Material. Somit auch keine Theorie.

Seit ungefähr 2017 dümpelt “QAnon” durch das Internet. Irgendjemand o. eine Personengruppe hat meinem Eindruck nach “Deep Throat” aus Watergate mit “Illuminatus” verbunden. Im Gegensatz zur Handlung im Film kannte Woodward seinen Informanten den FBI Agenten William Mark Felt. “QAnon” behauptet wie die Quelle im Film, sein Wissen unmittelbar von “Oben” zu beziehen. Und alles was QAnon so von sich gibt, ist dem schrägen Inhalt von Illuminatus ebenbürtig. Aber wir leben halt nicht mehr in den Siebzigern, sondern 2020 und haben das Internet.

Der Wahnsinn, welcher sich um Illuminatus ausbreitete, letztlich aber auf eine überschaubare Underground Popbewegung beschränkt blieb, spielt sich nun im Grossem ab. 1998 wurde im Film “23 – Nichts ist, wie es scheint” die Geschichte des Hackers Karl Koch aus den Achtzigern erzählt, der in der Szene unter dem Pseudonym “Tron” bekannt war. Für ihn war “Illuminatus” u. das angebliche Erkennungszeichen “23” die Antwort auf das unübersichtliche Geschehen im sich zuspitzenden kalten Krieg und die Umstände welche der immer mehr erstarkende Neoliberalismus mit sich brachte und bringt. Schaut man sich das Leben und die Gedankenstrukturen Kochs an, fühlt man sich schnell an Xavier Nadoo, Attila Hildmann, Sido, erinnert. Aber Koch hatte zu keinem Zeitpunkt deren durch die Social Media mögliche Reichweite.

Gleichsam ist der Nährboden ein anderer. Diverse Betrachter wundern sich, wie plötzlich “Linke” mit “Rechten” in einer sogenannten Querfront oder Widerstand2020 zusammengehen. Ich finde das leicht erklärbar. Die waren im Sinne einer Ideologie niemals links oder rechts. Der Mensch will irgendwie verstehen oder zumindest eine Erklärung haben, was um ihn herum passiert. Also geht er auf die Suche. Manch einer glaubt, dass die “linken Wirrköpfe” an allem drehen, andere halten die Kapitalisten für die Bösen und der Nächste sieht die im Hintergrund agierenden Intellektuellen der rechten Ideologen. Die PR Agenturen sind dankbar und bieten sich dem am besten Zahlenden an. Sie liefern die einfach verständlichen Antworten. Schlagwörter, Schuldzuweisungen, Artikel die nicht im Entferntesten etwas mit der gestützten oder bekämpften Ideologie zu tun haben. Lange Zeit war das der gängigen Politik ganz recht. Einfach zu fütternde Wähler, die nicht fundiert hinterfragen, sondern einfache Brocken schlucken, sind leicht für passende Kreuze zu motivieren. “Der da nimmt Euch was weg, die sind wie DDR, die sind wie Nazis, die wollen alles verbieten …!” Ein Appel an die Emotionen, zwecks Ausschalten des Verstands u. der Vernunft nach dem anderen.

Bis das alles irgendwie nicht mehr so richtig funktioniert. Zumindest ein Teil der Leute sind von den Antworten enttäuscht. Also brauchen sie Neue! Eins haben alle gemeinsam kapiert. “Die verarschen uns, wir wissen nicht genau wie, aber sie tun es!” Weltweite Korruptionsskandale, Reiche, die sich benehmen wie Sonnenkönige, reale o. aufgebauschte Skandale, ein Virus, der so furchtbar passend erscheint. Allein ein Typ wie Axel Voss, augenscheinlich ein Kontrollfreak, der den Virus zum Ausbau der elektronischen Kontrolle, dieser aus seiner Sicht unzumutbar schwer einzuschätzenden Egozentriker (freier Bürger) benutzen will, reicht als Beweis.

Tja … und dann scheint plötzlich alles zusammenzupassen. Neue Weltordnung! Versklaven, Manipulation, reiche Perverse, usw., usw..

Hey, natürlich werdet ihr manipuliert. Jeden Tag! Schaut Euch an. Warum hat Dein Kumpel wohl ein ähnliches Outfit wie Du? Warum sieht man Leuten auf 10 Metern an, auf welcher Seite sie ihre “Scheinantworten” gefunden haben? Warum kauft ihr die eine Marke und nicht die andere? Was hat man Euch eingetrichtert? Und ja … ihr werdet für doof verkauft. Warum benutzt Du plötzlich dieses oder jenes Schlagwort? Sind Dir die Argumentationsketten alleine eingefallen? Was ist mit den Assoziationen, welche Dir sofort in den Geist springen, wenn Du bestimmte Worte hörst oder Bilder siehst?

Und es gibt die neuen Sonnenkönige. Aber Ihr habt sie dazu gemacht. Würde Euch jemand das Geld geben, wäre Euer Handeln exakt wie das von denen. Ihr traut es Ihnen nämlich deshalb zu, weil Ihr ein Stück weit, von Euch selbst und Eurer Erlebniswelt ausgeht. Doch dies nur am Rande.

Tron, Illuminatus, Neue Weltordnung, Viren die angeblich gezielt frei gesetzt werden, weltumspannender Kinderhandel, Trinkwasserbeimengungen … alles alte Hüte. Aber neu sind Digitalisierung und Social Media. 2 + 2 = 5. Eine klare falsche Aussage. Oder ist sie erst einmal eine Meinung? Niemand kann mir in einem freien Land verwehren dies zu behaupten. Stimmt! Aber man sollte nicht so doof sein, einem zu widersprechen, der einem anhand von 4 Äpfeln das Gegenteil beweist und einem darüber hinaus die Folgen klar macht.

Diese “5” wird meistens auf Youtube, Facebook, Twitter von etwas seltsam anmutenden Menschen behauptet. Dies sollte nachdenklich machen. Ausserdem bauen die ausnahmslos immer Logikketten auf, die keine sind. Warum nicht mal wieder die simple Lebenserfahrung dazu schalten? Dann ergeben all die Theorien plötzlich keinen Sinn mehr. Mehrere Narzissten, Selbstdarsteller, Machthungrige, die im Zweifel jeden beseitigen der ihrer Karriere im Weg steht, verstehen sich plötzlich, machen geheime Pläne, beschäftigen Tausende, die zur Umsetzung notwendig sind und alle bewahren Geheimhaltung? Vor allem wozu? Sie haben doch schon alles erreicht.

Eine echte Demokratie funktioniert nur mit verständigen, vernünftigen, erwachsenen Bürgern, die sich weder von schwer erfassbaren Zahlen, diffusen Ängsten, wilden Moritaten, gezielt benutzten Denkfehlern und emotionalen Appellen entscheiden. Ausserdem wäre ein Aushalten von Diskrepanzen zwischen Anspruchshaltung an das menschliche Verhalten und der Realität wünschenswert. Na ja … ich hab da so meine Zweifel.

Hier in Malaysia hörte ich sinngemäss die Worte: “Wir wissen vieles nicht, was die Regierungen machen. Es kann sein, aber es kann auch alles ganz anders sein.” Damit ist quasi alles möglich, was der Mensch ersinnen kann, ergo unendlich viel. So funktioniert das nicht. Ich bin auf Wahrscheinlichkeiten, Logik und meine Lebenserfahrung angewiesen. Bei der Kripo lernt man eins: Bei mehreren möglichen Handlungsabläufen ist der einfachste und unkomplizierteste in der Regel der real Geschehene. Daran scheitern alle Verschwörungstheorien. Alle viel zu kompliziert.