Mitschwimmen …

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Letztens traf ich auf Michael. Getroffen ist nicht ganz richtig. Zuvor bin ich wochenlang an ihm vorbei gelaufen. Er sitzt jeden Abend vor seinem Guesthouse und hört die Stones. Meist die ganz alten Sachen. Er ist schnell beschrieben. Willie Nelson auf Langkawi! Texaner, 79 Jahre alt und er sieht exakt aus wie Nelson. Ich glaub nicht, dass das Absicht ist, er ist einfach so.

Michael wurde in Norwegen geboren. Aber seine Eltern zogen mit ihm früh in die USA. 25 Jahre war er bei der US Army. Die Army brachte ihn um die Welt. Er hat mir die Länder aufgezählt, ich glaube es waren insgesamt alle Kontinente, alle Staaten in Südamerika und sonst überall einzelne Staaten. In Vietnam war er nicht dabei. Zu dieser Zeit war er in Südamerika und freundete sich mit den ersten Computern an. Am Rande erwähnte er, dass er seither viele Kumpels bei den Special Forces hat.

Wie beschrieben, grüsste ich ihn immer und zog weiter. Doch gestern blieb ich stehen. “Keine Stones heute?” “Batterie ist alle!”. Ich blieb für ein paar Bier.

Michael lebt von seiner Pension der Army und einer Rente aus Norwegen. “Verrückt! Die Army zahlt weniger, als das Land, wo ich nur geboren wurde. Immerhin hab ich für die USA gekämpft.” 25 Jahre, da fehlen bei einem 79 jährigen einige. Mit 51 ging er in Pension. Zeitweilig versuchte er sich als Zimmermann in Alaska. Doch dann hatte er die Nase voll und suchte nach einem ruhigen Platz. Den fand er auf einer kleinen Insel in Thailand.

Lachend erzählte er mir, wie die Kinder verschreckt vor ihm weg rannten, weil sie noch nie einen Weissen gesehen hatten. Auch die Hunde machten erstmal Jagd auf ihn. Heute sind die Kinder erwachsen und seine Freunde.

Michael hat zwei Töchter und zwei Söhne. Mit den Müttern klappte es nie richtig. Eines Tages sprach ihn ein pensionierter Soldat aus Schottland an. Der hatte entdeckt, dass eine junge Frau aus New York mit Michaels Personalien auf der Internetseite MyHeritage.com ihren biologischen Vater suchte. Gesehen haben sie sich nicht. Aber wenigstens ein- bis zweimal telefoniert. Die Mutter hatte sich damals mit einem anderen eingelassen. Die langen Abwesenheitszeiten waren zu viel für sie. “I closed the door, and never come back!” Die anderen Geschichten liefen nicht viel anders ab. Auf jeden Fall ist er zweifacher Urgrossvater.

Wenn er mal Langeweile hat, reist er ein paar Tage herum und verlängert sein VISA. Notwendig ist das nicht. Typisch Thailand! Ein paar “Bucks” in die richtige Hand und alles ist geregelt.

Dann kam Corona. “Ich hab mir gedacht, es ist gut, wenn ich mir schnell einen sicheren Platz suche und einfach abwarte.

“Gibt es in Deutschland viele Fälle?” “Ein paar Tausend, aber auf das gesamte Land gesehen, beunruhigt mich das nicht. Am 1.7. geht es zurück. Hoffe ich …!”

“Bleib hier. Was willst Du in Europa? Geld, Stress, Verrückte und im Winter ist es kalt.”

“Sagt einer der in Alaska gearbeitet hat. Und Verrückte gibt es hier auch.”

“Eben, deshalb! Und den Verrückten kannst Du hier besser aus dem Weg gehen. Auf den Inseln sind die Leute normal.”

Michael hat seinen Platz im Leben gefunden. Vielleicht ist es eher korrekt, wenn ich von seinem Sitzplatz spreche, denn mehr als das Guesthouse und die Fähre hat er in drei Monaten von Langkawi nicht gesehen. Ole, ein Däne, Mitte 60 kann das bestätigen. Die beiden kennen sich aus Thailand. Der Däne, arbeitete trotz seiner guten Rente in einer Bar. Prompt erwischten ihn die Thailänder und nun darf er 5 Jahre lang nicht das Land betreten. Nach 15 Jahren eine bittere Erfahrung.

Immer wieder auf ein Neues frag ich mich, was genau diese Frauen und Männer aus Europa vertrieben hat. Für sie, die sich mehr oder weniger aus allem heraus halten, sind Malaysia und Thailand gemütliche Länder. Das Leben kostet etwa ein Fünftel von den Lebenserhaltungskosten in Deutschland. Vieles ist bei durchgehender Tropenwärme einfacher. Wenig Kleidung, immer ausserhalb des Hauses unterwegs und recht freundliche ruhige Menschen um einen herum. Fragt man sie, kommt nicht viel. Meist nur ein Abwinken: Die haben alle einen Knall und die Kontrolle verloren. OK, wenigstens dies kann ich voll bestätigen. Auch mir geht es so, dass ich dies um so länger ich dieses Mal weg war, bestätigen kann. Also aus meiner Sicht heraus. Auf Langkawi ist alles ein wenig pragmatischer. Die meisten Regeln ergeben sich aus dem Zusammenleben.

Doch wer sich die Mühe macht, sieht auch hier Abgründe und die sind nicht weniger arg, als in Europa. Doch das ist nichts für Michael oder Ole. Die haben mit jeder Form des sozialen Engagement abgeschlossen. Sie sind geduldete Fremdkörper in einer Gesellschaft und schwimmen unauffällig mit. Am Ende geht es ihnen, glaube ich, um persönliche Zufriedenheit u. ein gutes Leben mit begrenzten finanziellen Mitteln.

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“Nach dem 11. September habe ich einfach in den Sack gehauen. Da war mir klar, die wollen die Menschheit resetten!”

So sieht Klaus, Hesse, 53 Jahre, Elektronikingenieur, die Welt. Er weiss das wir alle durch elektromagnetische Strahlung am Denken gehindert werden. Als Ingenieur muss er es wissen. Klaus macht sich auch keine Sorgen um Covid19, denn er weiss, dass man nur Chloroxid nehmen muss. Die Pharmaindustrie hat es aber verbieten lassen. Ich könnte ihm sagen, wo er es bekommt. Ich kenne es als minimale Zugabe zu verunreinigten Wasser im Outdoor Bereich. Mit anderen Worten: Outdoor Freaks erkranken nicht an Corona!

Von der Sorte Klaus kenne ich einige. Sein Einstieg war der Terroranschlag auf das World Trade Center, der selbstverständlich inszeniert und mit einer neuartigen Waffe durchgeführt wurde. Warum die Russen davon bisher nichts erwähnt haben, bleibt offen.

Jean, ein Franzose, wie Klaus seit mehreren Jahren in der Welt unterwegs, erläuterte mir vor einiger Zeit, dass die Menschen in den Großstädten mit Lithium im Trinkwasser ruhig gestellt werden. Warum ausgerechnet im Trinkwasser aus dem Hahn, statt im abgefüllten Wasser von Néstlé, erschloss sich mir nicht. Bei Jean lag es daran, dass er sich das wahrlich merkwürdige Verhalten der Touristen nicht anders erklären konnte.

Der Mensch benötigt Zusammenhänge. Das Gehirn setzt in jeder Sekunde unseres Lebens Unmengen von Informationen zu kleinen Geschichten zusammen, die es sich selbst erzählt. Schwierig wird es bei Dingen, die einfach, egal wie es gedreht und gewendet wird, einfach nicht passen wollen. Irgendwie werden sie je nach Neigung, dem bereits bestehenden Weltbild und Haltung passend gemacht. Die dabei herauskommenden Storys sind meist die besten.

Was zum Teufel sollte junge Männer dazu bringen, sich mit anderen, ihren vollkommen fremden Mitpassagieren, in ein Hochhaus zu fliegen? Kann man einfach so lernen, ein Verkehrsflugzeug zu fliegen? Piloten haben bei uns immerhin fast den gleichen unerreichbaren Status, wie Gehirnchirurgen. Und was ist mit den Häusern? Wie können die einfach zusammenbrechen? Und dies alles soll ein in einer Höhle lebender Zottelbart taktisch vorbereitet haben? Wohl kaum! Das war das CIA!

Warum nun ausgerechnet die, mehr auf dem Kasten haben sollen, weiss ich nicht. Immerhin haben die in der Vergangenheit einiges gründlich vermasselt. Viel wahrscheinlicher ist eine Kette von Versagen, durch die sich die Attentäter traumwandlerisch gemogelt haben.

Meiner Erfahrung nach stolpert der Reisende in fremden Ländern über eine Menge Irrsinn, der einen fassungslos dastehen lässt.

Mir hilft dabei immer die Erinnerung an meinen eigenen Verein, für den ich mal gearbeitet habe. Und ich denke in diversen anderen Betrieben passieren eben so einige Dinge, die den Betrachter mit zig Fragezeichen auf der Stirn hinterlassen.

Es heisst dann immer, bei den Sicherheitsbehörden dürfen solche Dinge nicht passieren. Blödsinn! Der entscheidende Punkt ist, dass man es mit Menschen zu tun hat. In meinem Team gab es das geflügelte Wort: “Chef … blöde Sache passiert, morgen lachen wir darüber” Nur doof, wenn was richtig übles passiert oder die Presse davon Wind bekommt. Manchmal hat man einfach Glück oder Pech. Der eine vergisst in der Aufregung seinen Rucksack mit Dienstwaffe in einem Hausflur und ein anderer findet sie innerhalb von 5 Minuten weg, der nächste (Ich) legt eine MP5 auf das Autodach und der Wachmann an der Schranke fängt sie auf. Ja … solche Dinge passieren. Nahezu alle Verschwörungstheoretiker verfügen über nicht sonderlich viel Lebenserfahrung oder wollen einfach nicht wahr haben, wie simpel der “homo sapiens” oftmals ist.

Dennoch bin ich Verschwörungstheorien nicht abgeneigt. Zum Beispiel bin ich lange von einer Weltverschwörung ausgegangen, die sich gegen mich, die absolute Krönung der Schöpfung, sollte es je eine gegeben haben, was ich allerdings ebenfalls für eine Verschwörungstheorie halte, richtete. Unzählige Spezialisten waren auf mich angesetzt worden. Irgendwie schafften sie es mein Mobiltelefon auszuschalten. Deshalb wachte ich viel zu spät auf und musste “zügig” zum Dienst fahren. Im weiteren Verlauf setzten sie schweres Gerät ein und blockierten Seitenstrassen mit Müllfahrzeugen. In den Schalthebel meines Wagens hatten sie einen Sensor eingebaut. Kaum drückte ich ihn herunter, um die Rückwärtsgangsperre zu überwinden, tauchten hinter mir Fahrradfahrer auf. Die wussten genau, wie viel Bargeld ich dabei hatte und blockierten das EC Kartenlesegerät meines Zigarettenladens. Alles andere hätte bedeutet, dass ich einfach ein gestresster Idiot war, der in Umgebung anderer Idioten lebte.

Ich verfiel auch mal auf die Vorstellung, dass der Neandertaler weder ausgestorben war, noch sein Gen Pool in dem des homo sapiens eingeflossen war. Sie lebten! Ich musste nur die Augen öffnen. An der Kasse vor mir, der Typ hinter mir, die Hells Angels, rechte Honks, Hooligans, aufgepumpte Bodybuilder, dümmlich grinsende übergewichtige Passanten. Neandertaler! Bis ich in einer Doku sah, dass der Neandertaler vermutlich gar nicht so doof war und wahrscheinlich sogar kommunizieren konnte.

Diese beiden abstrusen Annahmen beweisen, dass wir uns als Erklärung alles ausdenken können. Für eine Theorie brauche ich keine Beweise. Gibt es welche, ist es keine Theorie mehr.

Auch dies dürfte nicht ganz unschuldig sein. Wer soll den Amis, den Israelis, Russen, Chinesen und selbst dem BND, noch über den Weg trauen? Wobei es im Vorfeld zu den zahlreichen aufgedeckten Operationen selten eine Theorie gab.

Ich hab mich gefragt, wann diese vollkommen schrägen Theorien begannen. Grundsätzlich gibt es die schon lange. Prominente Opfer sind die Tempelritter, die Katharer. Doch man sprach damals eher von Intrigen u. Ränkespiel.

In der Moderne eine der ersten dürften die zum Ende des 19. Jhd. in die Welt gesetzte Verschwörung “Protokolle der Weisen von Zion” gewesen sein. Die Entstehungsgeschichte ist ein wahrhaftiger historischer Krimi, der entweder in Frankreich oder Russland begann u. später von den Nationalsozialisten verwendet wurde. Noch heute geistern sie in manchen Köpfen herum. Was beweist, dass eine fast lückenlose Aufklärung wirkungslos ist, sondern es um die Funktion geht.

Im Buch der Bücher aller Weltverschwörungstheorien “Illuminatus”, wurde ein abstruser Cocktail von allem in den 70gern kursierenden Unsinn gemixt. Bei allen geht es um geheimes Wissen, welches nur wenigen zugänglich ist. Das klingt wiederum nach der katholischen Kirche.

Ein elitärer Zirkel entscheidet darüber, was die Masse der Gläubigen wissen soll. Zu viel Wissen über von der offiziellen Linie Abweichendes könnte sie verwirren und andere Richtungen einschlagen lassen. Diese Erfahrung ist im christlichen Abendland tief verwurzelt. Konstatin der I. rief im Ersten Konzil von Nicäa alle Vertreter der unterschiedlichen christlichen Ausrichtungen zusammen und man einigte sich unter heftigen Ringen, was passt o. künftig draussen bleiben soll. Etwas was alle anderen Religionen in dieser Form nie hatten. Z.B. sind im Buddhismus alle Ausrichtungen der letzten 3000 Jahre erhalten. Damit sind sie nicht besser. Sie behalten das Studium der Texte einer Elite vor. Der einfache Buddhist in der Mongolei, Tibet, Südostasien weiss herzlich wenig von den Inhalten. Aber das ist ein anderes Thema.

Jedenfalls herrschte über Jahrhunderte in Europa die Kirche. Und wenn etwas passierte, gab es eine kirchlich religiöse Erläuterung. Das war einfach zu verdauen und nachzuvollziehen. Ausserdem war die Religion ein universelles Steuerungsinstrument der Mächtigen.

Das hat sich geändert. Die Kirche musste sich der Wissenschaft beugen. Und nun? Von “Hat was mit Gott zu tun!” zu “Es ist kompliziert!” ist ein großer Schritt. Für viele Zeitgenossen ein zu großer Schritt.

Neue Götter, neue Richtlinien, Rituale, Priester und Herrschaft entstanden. Der Glaube an ein stetiges Wachstum, an die Fähigkeit des Menschen grenzenlos den Planeten nach seinen Vorstellungen gestalten zu können, der Glaube an die unbegrenzten Möglichkeiten der Naturwissenschaften, an das Geld, existiert nunmehr parallel zu den alten Religionen.

Meiner persönlichen Beobachtung nach, gibt es in religiösen Kreisen kaum Verschwörungstheorien. Corona wurde entweder von Gott/Allah/Jehova geschickt oder es waren die Amerikaner … fertig. In den meisten Religionen geht die uns bekannte Welt ohnehin eines Tages unter. Den Zeitpunkt bestimmt Gott und nicht der Mensch.

Klaus, Jean & Friends sind sozusagen Opfer einer Zivilisation, die ihren Zenit überschritten hat.

Was wir uns ausdenken, ist allein von uns selbst abhängig und zeigt mit Sicherheit, wem wir vertrauen, wem nicht, was wir uns anders nicht erklären können, inwieweit wir bereit sind die menschliche Natur zu akzeptieren und wie gut wir darin sind, Chaos Bedingtes von echten strategischen Planungen zu unterscheiden. Zum Beispiel lässt sich meine gegen mich gerichtete Verschwörung mittels einer Machbarkeitsanalyse und der Frage nach der Sinnhaftigkeit schnell zerstören. Aber ganz so einfach ist das manchmal nicht.

Während meiner Zeit in einer Observationseinheit beobachteten wir einen “Linksaktivisten” der unter Verdacht stand Fahrzeuge anzuzünden. Diese Leute sind von Hause aus paranoid. In ihren Überlegungen, wird vom Staatsapparat umfassend jeder kritische Geist umfassend beobachtet. Und es ist menschlich, dass man sich selbst für den kritischsten Staatsfeind Nummer 1 hält.

Der junge Mann hielt nicht viel davon, sich legal ein Fahrrad zu besorgen, also klaute er sie nach Bedarf in der Umgebung. In meinen Augen ein mieses Verhalten. Leute, die in der Öffentlichkeit ihre Fahrräder abstellen sind keine Bonzen, sondern sind oftmals darauf angewiesen und haben dafür auf vieles verzichtet. Fahrraddiebe sind ziemliche Arschgeigen und mit Sicherheit verdienen sie nicht die Bezeichnung links oder gar Anarchist. Jedenfalls deponierte er die Fahrräder auf seinem Hinterhof, wo wir sie nächtens einsammelten. Eines Tages hatte er genug und meldete sich in einem Krankenhaus, weil er seiner Meinung nach unter Verfolgungswahn litt. Na ja … ganz falsch lag er nicht. Konsequenz: Wenn ich mich in einer Umgebung bewege, in der Leute ständig Aktionen machen, die dem Gesetz widersprechen, kann es mich dann doch mal treffen. Aber auch hier gibt es Grenzen des Machbaren.

Konkret auf Reisende bezogen, kommt noch einiges andere dazu. Die meisten sind nicht ohne Grund unterwegs. Nahezu immer gibt es eine Vorgeschichte. Auch das hat einen Bezug zu den Theorien. Schnell ist man geneigt, an vom Schicksal vorher bestimmte Ereignisse oder Begegnungen zu glauben.

Dabei verdichten diverse Umstände einfach die Wahrscheinlichkeit des Eintritts. Wer um die 50 keine Bindung zu einem Partner hat, kaum Verpflichtungen, Verantwortung oder Bezüge zu güterlichen Dingen hat, fällt schon mal in eine Kategorie. Nicht alle davon gehen auf Reisen und gleichfalls landen nicht alle in Südostasien. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit auf einen Deutschen wie Klaus zu treffen immens.

Vor kurzen unterhielt ich mich über das Buch: Einen Scheiß muss ich. Nebenbei ein großartiges Buch. Ich empfohl es meiner hiesigen Vermieterin. Zwei Tage später ging ich in einen kleinen Laden, der gebrauchte Bücher von den Touristen verkauft. Die Bücher sind völlig chaotisch in die Regale gestellt. Was hielt ich zwei Minuten später in der Hand? Richtig … “Einen Scheiss muss ich”

Gewundert hat es mich nicht. Die Lektüre des Buchs hat sicher manch einen den Rucksack packen lassen. Und wer es gelesen hat den Drang es anderen zu geben. Insofern verdichtet dies alles die Wahrscheinlichkeit.

Ich für meinen Teil fühlte mich von der Gesellschaft verraten. Es brauchte eine Weile, bis ich verstand, was tatsächlich passiert war. Vor Jahren existierte mal eine Teamkonstellation, bei der über um die 6 Jahre einfach alles passte. Alle Mitglieder waren zu dieser Zeit an der richtigen Stelle und es passte einfach. Dann begann sich alles zu verändern. Wir, die Polizei, meine Dienststelle, die Gesellschaft, die Politik, nahmen andere Züge an. Es galt sich entweder anzupassen oder zu gehen. Für mich kam eines Tages der Punkt, an dem Veränderung zum Verbiegen dessen geworden wäre, wofür ich als Mensch stehe.

Der Zeitgeist gebietet uns, flexibel zu sein, Veränderungen als Verbesserungen zu begrüssen, uns anzupassen, Optimierungen und Effizienz anzustreben.

Das hab ich eine ganze Weile mitgemacht. Für mich als Mensch, der ich bin, ein eklatanter Fehler. Im Dienst sagte ich damals: “Zwei Richtungen haben in der Polizei miteinander gerungen. Meine hat verloren – That’s Life!” Danach kann man versuchen, sich mit der anderen zu arrangieren oder schlicht gehen.

Ich sag es mal so: Ich habe eine ärztlich diagnostizierte Anpassungsstörung. Das ich eines Tages auf eine Diagnose stolz sein, hätte ich auch nicht gedacht.

Mit der Gesellschaft ist es genauso. Mehrere Richtungen haben in den letzten Jahren miteinander gerungen. Meine ist nicht unter den Gewinnern. Darauf kann man mit Nörgelei, Wut, Hass, Streit, Diskussionen reagieren oder sich dem schlicht entziehen. Genau dies tun viele der Reisenden. Doch sie merken schnell, dass sich dieser Wandel nicht auf Deutschland beschränkt. Der treibende Motor für die Veränderungen ist international.

Was tun? Wie darauf reagieren? Eine Option ist die Flucht in abstruse Konstrutionen, in denen es böse Verschwörer gibt, die das alles bewirken. Die mittlerweile von mir favorisierte sieht anders aus.

Einzelne Ereignisse setzten sich gegeneinander bedingende Prozesse in Gang. Meistens sind sie derart komplex, dass es schwer durchschaubar wird. Eher einfach sind solche Dinge, wie sie teilweise in der Politik passieren.

Überall werden Kinder u. Jugendliche gehänselt, wenn sie anders als der Rest sind. Körperliche Merkmale, reiche o. besonders arme Eltern, hohe Intelligenz, Konsumverweigerung der Eltern (sehr sympathisch, aber blöd für die Kinder) … alles Mobbing Faktoren. Eines Tages werden die erwachsen und die innere Wut wird zu Engagement, Ehrgeiz und Machthunger. Einfacher Gestaltungswille genügt für den Aufstieg in einer Partei nicht aus.

Unter Philosophen wird immer mal wieder diskutiert, ob das System den Menschen formt und inwieweit die Möglichkeit besteht, es selbst zu beeinflussen. Mir fehlt dabei die bewusste Entscheidung keins von beiden zu wählen bzw. sich eines Tages zu entziehen. 99,9 % der Politiker, Manager, Führungskräfte, sind in irgendeiner Form Ergebnisse unseres Gesellschaftssystems. Es gibt Regeln, wie man in diese Positionen kommt und sie beherrschen diese.

An irgendeiner Stelle hab ich für mich persönlich festgestellt, dass ich diesen Prozess nicht mehr mitmachen möchte. Die Regeln sind mir nach 32 Jahren Hierarchie hinreichend bekannt.

Wie beschrieben, fordert der Zeitgeist, die Werbung, die Politik und der Mainstream eine andere Entscheidung ein. Das ist aber nicht mein Problem.

Es ist mein gutes Recht stehen zu bleiben und alle Sprüche, die eigens geschaffen wurden, um Menschen daran zu hindern, sind mir egal. Höher, weiter, effizienter, optimaler, korrekter, besser, stets die Zeit komprimierend, virtueller, digitaler, funktionierender, verwaltet, einsortiert, polarisiert, aufgehetzt … alles nicht meins.

Klaus, Jean u.a. haben ein eklatantes Problem. Die Akzeptanz des eigenen Ich, welches sich dem um sie herum passierenden Geschehen entgegen steht. All das was sie unterwegs sehen, muss ihrer Ansicht von irgendjemand bewusst gesteuert werden. Aushalten, ohne einen konkreten Schuldigen benennen zu können, will gelernt sein.

Eins ist klar, die Verhältnisse auf unserem Planeten sind geklärt. 10 – 20 % der Erdbevölkerung leben in einer akzeptablen Lebenssituation. Verlasse ich Deutschland oder gar Europa, treffe ich auf die restlichen Prozente.

Die Abkehr vom anfassbaren, zum unverständlichen, künstlichen, virtuellen Leben dauert an. Manchmal sind mir Autoren wie Huxley, Orwell, unheimlich. Es ist beängstigend wie gut ihre Einschätzungen der Richtung waren. Nicht alles passt im Detail, doch in groben Zügen passt es. Manipulation, Vorbestimmung der Lebensrollen, die Kontrolle über die Sprache, erzeugter und gesteuerter Hass, Druck auf das Individuum durch die Masse … fehlt etwas? Ach ja der Diktator! Den interpretiere ich mal metaphorisch.

Das alles hat keiner geplant, es fand sich nur keiner, der die Prozesse stoppen wollte.

Vieles ist unfassbar! Warum gibt es Menschen, die Dinge ersinnen, mit denen sie tausende Fremde, töten, verstümmeln, auf Lebenszeit zeichnen? Sie sind so abartig, dass sie das Ersonnene an anderen, zu geringer lebenswert degradierten Spezies ausprobieren, um dabei gleich noch zu ermitteln, wie man es behandelnden Ärzten besonders schwer machen kann.

Oder warum stoppt niemand diesen Müllirrsinn? Wir können auf den Mond fliegen, Sonden zur Venus schicken, aber keine Alternativen zu all diesen zerstörerischen Kram finden. Nicht nur, dass wir Konsumsüchtig sind, wir verpacken all diesen unnützen Kram auch noch mit Zeug, was alles killt.

Von solchen Fragen nach dem “Warum” gibt es einige. Was mir persönlich Hoffnung gibt, dass es ausserhalb von Deutschland sehr vernünftige Leute gibt, die sich unser System angeschaut haben und von den Fehlern lernen. Mit dem hysterischen Haufen, der bei uns landläufig als Linke bezeichnet wird, ändert sich nichts. Eben so wenig mit den Rechten. Die einen sind harmlos wirkungslos und die anderen sind gefährlich.

Hochgezüchtete Länder wie Deutschland verlieren sich in der Dekadenz. Die sich in den armen Ländern an den westlichen Standards orientieren, beginnen langsam bei ihren bodenständig gebliebenen Landsleuten gegen die Wand zu laufen. Ich frage mich nur, ob sie die Kraft besitzen gegen die Seuche Kapitalismus zu bestehen, und eine vernünftige Marktwirtschaft installiert bekommen.

Der Zenit der deutschen Gesellschaftsentwicklung im Sinne eines zivilisatorischen Zugewinn ist überschritten. Jeder kann das in den Social Media, Bundestagsdebatten, im Fernsehen oder klassischen Medien nachvollziehen. Die Masse wird mittels Kampagnen von einem Pol zum anderen getrieben. In Debatten werden lediglich Schlagworte u. Containerbegriffe mit Konjunktionen aneinander gereiht. Feministisch, Anti – Kapitalistisch, Gendergerecht, Anti – Rassistisch, Queer, politisch korrekt, auf der einen Seite, national, deutsch, leistungstragend, neoliberal, wertekonservativ, dem gesellschaftlichen Konsenz verpflichtet, auf der anderen. Und wehe dem, wenn in der Rede nicht: ” … in aller Deutlichkeit!” auftaucht.

Wenige Frauen und Männer gestalten das Gesellschaftssystem wie einen Pool, in dem alle herum schwimmen. Protestbewegungen sind inhaltslos, weil sie lediglich ein Dagegen formulieren ohne realistische begehbare Wege aufzuzeigen.

Konservativ beschreibt die Beibehaltung des alten Weges. Technische Innovationen werden Profitsteigerungen begrüsst, die Ideologie des stetigen Wachstum wird gepriesen, die nationale Identität, längst halbtot in der Ecke liegend, soll wiederbelebt werden. Die jungen “Linken” ergehen sich in sinnlose Prinzipiendiskussionen und die echten Linken, können sich von überholten u. widerlegten Gesellschaftsphilosophien nicht lösen.

Die, welche gefragt wären, Philosophen, versierte Gesellschaftskritiker von Format melden sich schüchtern und werden prompt von den Klassenclowns der Politik niedergebrüllt. Für mich ein Trauerspiel in mehreren Akten und der Vorhang wird noch eine ganze Weile oben bleiben.

Wäre die Gesellschaft mit einem Equalizer ausgestattet, stände die Mehrzahl der Regler im oberen hysterischen Bereich u. der Tiefgang hätte kaum eine Relevanz.

Außenstehenden ist das Geschehen in Deutschland nicht zu vermitteln. Ich hab es versucht. Sinnlos! Meistens lautet die Gegenfrage: Haben die in Deinem Land keine anderen Sorgen?

Nach und nach lösen sich die Bindungskräfte zwischen den gesellschaftlichen Untergruppen auf. Heute kamen die Meldungen zu Stuttgart rein. Bisher ist bekannt, das Heranwachsende auf Drogen kontrolliert wurden und sich danach ein Mob bildete. Kurz nach den Meldungen tönten bereits die Ersten: Linksextremisten hätten gewütet.

Die Videos geben dafür nichts her. Linksextremisten sind immer noch diejenigen welche von der gewaltsamen Revolution und den Kommunismus installieren wollen. In einem Video ertönt im Hintergrund: Fuck the System! Zerstörung und Wut auf etwas, was sie nicht einmal im Ansatz erfassen können. Eine schräge Situation. Die Kinder des Systems, eingekleidet mit allem, was der Konsum zu bieten hat, sich gegenseitig mit den neuesten Smartphones filmend zerstören und plündern Konsumtempel.

Ja, das System ist verantwortlich für ihr Verhalten, aber wenn es dies nicht mehr gäbe, würden sie laut aufheulen. Den Hausbesetzern erginge es nicht anders. Der Spass mit Vodtka, MDMA, sinnfreien Gelaber, Strassenkampf, wäre vorbei. Ein echtes anfassbares Leben hat ihnen niemals jemand beigebracht.

Aber Klaus und Jean, die sich sagen, dass dies alles gesteuert wird, irren sich gewaltig. Mit der Einführung des Kapitalismus, bedingt durch Revolution und Industrialisierung wurde etwas in Gang gesetzt, worüber wir die Kontrolle verloren haben. Politiker, die Gegner, Kriege, Revolten, fortschreitende Verblödung, alles ist das logische Ergebnis einer grundlegend falschen Richtungsentscheidung: die Gier, das Streben nach immer mehr, die Unzufriedenheit, zum Fundament einer gesellschaftlichen Ordnung zu machen, anstatt genau jene zu bekämpfen. Entweder jemand findet einen Weg, den Prozess zu stoppen o. die Gier vernichtet uns.

Pandemie Warn App …

Lesedauer 4 Minuten

Die IT Fachleute überschlagen sich mit den Lobhuldigungen. Die Corona App ist sicher. Niemand muss befürchten, dass persönliche Daten bei staatlichen Stellen landen. OK! Selbst bei Kritik, hätten Spötter Recht, wenn sie auf die Datenkraken hinweisen, die mittlerweile jede Information von uns bekommen.

Ich will die App nicht kritisieren. Das würde auch keinen Sinn ergeben, da sie da ist und man nun damit leben muss. Die Bezeichnung Corona App ist meiner Meinung nach irreführend. Warn – Applikation – Infektionskrankheiten fände ich korrekter. Sie wird bleiben, verbessert werden und künftig bei anderen Infektionskrankheiten ebenfalls zum Einsatz kommen. Ausserdem werden die vermeintlichen Vorteile ausgebaut werden. Bei Grippewellen wird der Restaurant-, Kino-, Konzert-, Theaterbesuch künftig den Leuten mit App erlaubt sein, während andere keinen Zutritt bekommen. Ich denke, dass die Krankenversicherungen draufsatteln werden. Aber auch Arbeitgeber. Bereits heute werden Boni an Mitarbeiter gezahlt, die während Corona nicht erkranken. Eine ziemlich interessante Taktik. Wer gesund bleibt bekommt mehr Geld! In Kombination mit der App eine wunderbare Knebelkette. Unabhängig davon, dass der Nachteil sich bald zeigen wird. Arbeitnehmer werden sich im Fall einer Erkrankung mit Medikamenten vollpumpen und fleissig alle anstecken.

Mit der App wird etwas Neues eingeleitet. Bisher konnte ich mich bei meinen Aktivitäten frei entscheiden, ob ich z.B. mein Telefon überhaupt mitnehme. Ja, richtig gelesen. Es gibt Tage, an denen ich mich digital ausklinke. Es soll auch vorkommen, dass ich es bei Gaststättenbesuch ausschalte. Die Freiheit nehm ich mir und zusehends häufiger.

Politisch gesehen ist dies nicht vorgesehen. Ein weiterer interessanter Aspekt, ebenso wie der Umstand, dass ältere Generationen der Telefone ausgenommen sind. Älter ist ein gutes Stichwort. Es wird vorausgesetzt, dass sich jeder Ältere der Digitalisierung angeschlossen hat. Nun, ich kenn diverse Leute die entweder kein Interesse haben, sich überfordert sehen oder schlicht Widerstand leisten.

Aber dies soll nicht unsere Zukunft sein. Digitalisierung findet statt u. wer nicht mitzieht ist rückständig. Dabei gäbe es einige gute Gründe über das Ausmass und die Folgen nachzudenken.

Es ist die erste ernstzunehmende Pandemie, die in die Ära der Digitalisierung fällt. Trotz aller kraftvollen Aussagen, bedroht sie die Menschheit nicht einmal ansatzweise. Bei unseren weltweiten Zuwachsraten müsste da deutlich mehr passieren. Und in den Gebieten, wo die Menschen nicht so eng aufeinanderhocken, juckt die Pandemie i.d.R. die Leute wenig. Kurzum, der homo sapiens ist nicht bedroht. Jedenfalls nicht von der aktuellen Pandemie.

Das Wundermittel “App” wirkt ohnehin nur in Staaten, in denen Smartphones eine Selbstverständlichkeit sind. Ich denke dabei u.a. an Schwellenländer, bei denen die Smartphones aussehen, wie ein IPhone, Samsung, Huawei, aber das Innenleben weit davon entfernt ist. Oder die Länder, in denen das Aufladen eines Telefons ein Business ist. 

Die Corona App spiegelt das Verhältnis zu Tod und Krankheit bei denen Oben, und bei denen weiter Unten.

Ein indischer Wanderarbeiter steht grundsätzlich vor einem Dilemma. Möglicherweise an Corona sterben oder eben wegen Corona, und den damit verbundenen Maßnahmen, zu verhungern und ins Elend zu stürzen. Lässt man ihm freie Hand, wird er sich dazu entscheiden, das Corona Risiko in Kauf zu nehmen.
In Thailand kommt kein Streetkitchen Betreiber auf die Idee zum Arzt zu gehen, wenn er im Falle einer positiven Diagnose das komplette Familienbusiness in den Abgrund reisst. Ich glaube auch in Deutschland gibt es Menschen mit solchen Überlegungen.

Corona kann nicht als ein isoliertes Ereignis betrachtet werden. Es ist eine Krankheit, die von Mensch zu Mensch weitergegeben werden kann, u. unterschiedliche Folgen hat. Dies werden wir immer wieder erleben und taten es auch in der Vergangenheit. Aber die Haltung dazu, hat sich verändert. Die Argumentation, dass keine Immunisierung besteht und deshalb eine schlagartige Überlastung der Krankenhäuser zustande kommt, zieht ausschliesslich in Wohlstandsstaaten mit einer passenden medizinischen Versorgung.   Rückwärts betrachtet gab es lange Zeit nirgendwo diese Ausgangslage. Man musste sich fatalistisch mit der Gefahr anfreunden.

Pest, Cholera, Typhus, Pocken, TBC, lösten einst Fluchtbewegungen starteten den Städten aus. Wer konnte, suchte den Abstand und erhöhte so seine Überlebenschancen. Viel anders sieht’s heute auch nicht aus. Und schon immer wurde ein Schuldiger bzw. Absender für die Krankheiten gesucht. Die orthodoxen Muslime können sich noch nicht entscheiden, ob es diesmal Allah war oder vielleicht doch mal wieder die USA? In den USA gehen sie von China oder einer Gottesprüfung aus. Und Deutschland? Darüber will ich lieber nicht nachdenken. Es erscheint schwierig zu sein, die Pandemie als etwas Natürliches bzw. u.U. als Folge des menschlichen Gebaren zu sehen, welches den anderen Spezies immer mehr Lebensraum nimmt.

Beides würde bedeuten, dass mit Corona nichts beendet ist, sondern ein dauerhaftes Phänomen, basierend auf unseren Fehlern aufgetreten ist. Dies hätte auch zur Folge, dass es sich eben nicht um eine Corona Warn App handelt, sondern es sich um einen Vorstoss der besser aufgestellten Staaten digital Menschen innerhalb von Massengesellschaften in ihrem Verhalten zu steuern, handelt.

Interessant ist auch die neue Definition der Freiwilligkeit. Mit der Installation der App soll der Nutzer Freiheiten zurückerhalten, die ihm objektiv je nach persönlicher Haltung zur Pandemie berechtigt o. unberechtigt genommen wurden.

Ganz nüchtern gesehen, ist der Träger einer infektiösen Krankheit, bei der bestehenden ethischen Interpretation ein Risiko für die Mehrheit und ist zu isolieren. Die andere Sicht wäre die Anerkennung der Infektionskrankheit als natürlicher Bestandteil des Lebens, und wer Angst vor ihr hat, muss sich selbst schützen. Wohlgemerkt immer mit Blick auf eine nicht unbedingt zwingend tödlich verlaufende Krankheit.

Mir persönlich wird die Digitalisierung zu euphorisch begrüsst. Sie ist da, sie ist toll und bietet der Menschheit ungeahnte Möglichkeiten – wie kann da einer Zweifel haben?  Den gleichen Schub gab es am Anfang der Industrialisierung. Die Maschinen würden den Menschen die Arbeit abnehmen und weltweit entständen blühende Paradiese. Das war der Glaube des ausgehenden 19. u. 20. Jahrhunderts. Ist dies eingetreten?

Jede Innovation erzeugte mehr Optionen und komprimierte die Zeit. Heute kann ich von Berlin nach Hannover reisen und gleichzeitig einen Vortrag vorbereiten u. ein paar Freunde anrufen. Vor kurzer Zeit undenkbar. Optionen besitzen, solange ich sie nicht nutze, keinen Mehrwert. Meistens erzeugen sie eher einen Druck. Erreichbarkeit, zügige Beantwortung von SMS, eMail, Messenger Nachrichten wird erwartet.

Genau so, wie nunmehr ein neues eingeschaltetes Smartphone und die Mitnahme, eine Selbstverständlichkeit, quasi Bürgerpflicht ist, welche jedoch als Freiwilligkeit getarnt ist. Jeder der das nicht favorisiert, ist ein Sonderling.

Nein, allein den Schutz der persönlichen Daten zu betrachten, halte ich für deutlich zu kurz gedacht. Ach ja … ein Hinweis zum Titelbild. Das Telefon wird vom Besitzer, einem ehemaligen Beachboy auf Langkawi, immer noch verwendet.

Man kann es auch gelassen angehen

Lesedauer 2 MinutenDie bei der TAZ angestellte Kolumnistin Hengameh Yaghoobifarah hat eine Kolumme vom Stapel gelassen. Der Inhalt gefällt mir nicht … muss er aber auch nicht. In üblicher, eher langweiliger Art u. Weise attackiert sie die Polizei. Alles Faschos, Hierarchie Freaks, Menschenverachter, Brutalos … das ist alles nichts Neues. Halt ein verbiestertes bigottes Traktat. Sich selbst auf die Opferseite des Lebens stellen, u. sich gleichsam zum Täter machend, in dem die gleiche Praxis des Denkens und daraus resultierende Verhaltensmuster eingenommen werden.

Da grinst meine mühsam angenommene buddhistische Logik. Du erzeugst Dir Deine eigene Welt, u. darfst Dich nicht wundern, wenn sie so ist, wie Du sie gestaltet hast.

Dabei verhieß der Ansatz, was würde passieren, wenn die man die Polizei abschafft, aber den Kapitalismus bestehen lässt. Ein Gedankenspiel, warum nicht. Wer ahnt denn, dass es um etwas völlig anderes gehen würde? Beim konkreten Text wäre der korrekte Einstieg die Frage gewesen, welche anderen Aufgaben könne man einer Frau oder einem Mann zutrauen, die/der innerhalb der Polizei beruflich sozialisiert wurde.

Mit Kapitalismus, u. den damit einhergehenden Kriminalitätsfaktoren hat die Kolumne nichts zu tun. Auch nicht, was das Wegfallen der Polizei in einer Gesellschaft verursacht u. welche Notwendigkeiten sich hieraus ergeben. Eine klassische Honigfalle. Nun könnte ich mich als Polizist a.D. von dem Artikel angesprochen fühlen. Der Kolumne nach, gehöre ich auf eine Müllhalde. Für die Autorin bin ich ausgedienter menschlicher Abfall.

OK … es steht ihr frei, von mir zu denken was sie will, wenn sie mir zugesteht, dies ebenso von ihr zu tun. Dem Tenor nach, tut sie dies nicht. Kann ich hieraus ableiten, es ihr gleich zu tun? Das wäre einerseits primitiv und ich begäbe mich auf ihre Ebene. Nein, da möchte ich nicht hin. Der freie, von mir nicht sonderlich geschätzte, Journalist Nick Hein, wohl ein ehemaliger Polizist u. zeitweiliger Freefighter, hat es getan. Er wollte es wohl mit gleicher Münze heimzahlen. Vielleicht! Eventuell ging es ihm aber nur um Selbstdarstellung. Auf jeden Fall sind er und seine Fans auf der gleichen Etage im Tiefgeschoss ausgestiegen, wie die Autorin der TAZ und die ihr zustimmenden Leser.

Nahezu alle Polizeivertretungen reagierten mit Strafanzeigen wegen Beleidigung und Volksverhetzung bei den Staatsanwaltschaften. Ach Leute, lasst doch mal die Gerichte in Ruhe und echte Straftaten angehen.

Wen soll sie denn aufhetzen? Das Volk? Bestimmt nicht! Teile der Gesellschaft, deren Parolen sie zusammengeschrieben hat? Die sind bereits da, wo sie sind. Ob nun mit Kolumne oder ohne, das macht keinen Unterschied.

Das die TAZ zur Daseinsberechtigung u. Profilierung ab und zu so ein Ding kommen lässt, ist nichts Neues. Sie ist nun einmal oftmals das Sprachrohr auf der anderen Seite der BILD.

Beleidigung? Warum sollte diese Kolumne eine oder einen Polizisten beleidigen? Das funktioniert nur, wenn ich eine Projektionsfläche anbiete. Gelassenheit ist gefragt. Auch die Redakteure der TAZ haben ein Recht auf ihre Blase und sie wollen ihr Blatt in Umlauf bringen. Intellektuell hat die Kolumne nichts anzubieten.

Menschen, wie die Verfasserin, die ihrer Twitter Line nach, einiges an Diskriminierung, Hänselei, Ausgrenzung erlitt, befinden sich im Ausnahmezustand und dreschen wild auf alles ein. Ratio, Pragmatismus, Souveränität darf da niemand erwarten. Das passiert sogar Senatoren, Aktivisten, Influencern. Ein menschlicher Zug, den man auch einfach mal hinnehmen kann, ohne sofort mach der Justiz zu brüllen. Fairerweise muss man doch zugestehen, dass die Gesamtgesellschaft nicht unschuldig daran ist. Ich wünsche Leuten wie ihr, dass sie dies eines Tages überwindet und Frieden findet.

#Boomer! OK, dann lasst mal sehen ..

Lesedauer 8 MinutenMein Lieblingsrestaurant hat wieder aufgemacht. Local Coffee und Local Buffett. Auf dem Weg dahin hab ich Ahi getroffen. Ein Tagelöhner, den ich vom Strand kenne. Jetzt versucht er irgendwie durchzukommen. “Andreas, You have 2 Ringit?” 5 Ringit sind ein EURO. Ich gab ihm 10. Klingt nicht viel, ist aber für ihn 3 x Essen.

Tja, nun sitz ich wieder hier mit Blick auf die Moschee. Im Grunde genommen ein Männerwohnheim. Der Besitzer daddelt auf seinem Smartphone herum und erwischt mehr aus Versehen, ABBA, The Winner takes it all!. Wie passend. Ich hab meine Wäsche abgegeben. 10 Ringit für 4,5 Kilo, der gesamte Inhalt meines Rucksacks. Der Wäschereibesitzer arbeitet ausser Freitags, da geht er zum Gebet, 15 Stunden bei 39 Grad Aussentemperatur zwischen den dampfenden Maschinen.

Immer mal wieder mach ich Twitter und Facebook auf. Mein täglicher Draht nach Deutschland. Ich muss an Mad Di, Cap und die anderen denken. Wegen ein paar Bier unter Freunden auf der “Terasse” vor dem Haus, sitzen sie jetzt schon 8 Wochen im Lock – up. 8 Leute, kleine Zelle, 6 stehen, 2 schlafen kurz am Boden. Roy hat mir erzählt, nach 2 Tagen hat jeder Durchfall. Entsorgt wird in einer Rinne. Das waren verdammt teure Bier. Im Lock – up gibt es alles. Auch Tabletten gegen den Durchfall. Die Kumpels müssen sie nur für einen Monatslohn den Polizisten geben.

Deutschland! Berlin … Ich zieh die Bilder grösser und schau mir die Klamotten der Leute an. Alles dabei. Ich muss an die Rohingya denken, die gestern auf der Insel ankamen. Mit deren Boot wäre ich nicht mal zur nächsten Insel gefahren. 260 Leute! Die meisten Frauen und Kinder. Über 100 sollen in den 4 Monaten auf See krepiert sein. Die Polizei hat sie verhaftet und auf LKW verfrachtet. Arme Schweine!

Ein verzogener Bengel schreibt ACAB auf eine Wanne. Ich muss an Seyfried und an Atze Anarcho denken, der in einem Comic an einer Wanne die Luft heraus lässt. Ein Comic! Überzogen … zum Lachen. Aber der Bengel ist Realität. Sie haben ihn festgenommen. Prompt werfen die Umstehenden mit Flaschen und schreien mit überschlagenden Stimmen.

Eine Gruppe Halbstarker dreht am Rad und Deutschland wundert sich, wie die Polizei einem verspäteten Erziehungsauftrag nachkommt. Deutschland? Nein, die Üblichen. Soziologen, Lehrer, Verwaltungsbeamte, Erzieher, aufgeklärt, korrekt lebend. Der Habeck sagt im Fernsehen, dass man keine besseren Menschen erziehen muss, sondern bessere Regeln schaffen muss. Wie meint der das? An die Spielregeln halten sich doch sowieso nur noch die Ängstlichen, Doofen und einfachen Leute. Erziehen? Ihnen beibringen den Verstand und die Vernunft zu benutzen – also ich fände das gut.

Ja, Ja … der Andreas sieht die Welt so böse. Wie sagte eine meiner Ex – Freundinnen? “Freu Dich doch für die anderen Menschen, dass sie nie den Menschen erlebten, wie Du ihn erlebt hast.” Wenn Sie begreifen würden, wie gut sie es haben und nicht die Klappe aufreissen würden, könnte man darüber reden.

Verständnis kommt von Verstand, und das bedeutet, ich sehe etwas und kann Schlüsse ziehen, es in einen Kontext setzen. Ich sehe und ziehe meine Schlüsse.

Erst zogen die europäischen Entdecker los um für die Herrscher, Ruhm, Ehre, Reichtümer zu ernten. Im Schlepptau hatten sie Missionare, die den Wilden erklärten, wie es läuft.

Dann kamen die Kolonialisten. Sklavenhändler scherten sich einen Dreck um die schönen Worte. Sie steckten ihre Claims ab und nannten es Grenzen. Sie erzeugten bis heute bestehende Abhängigkeiten, installierten für sie genehme Hierarchien. Alles zusammen genommen erschufen sie zu Gunsten ihrer eigenen Interessen eine Neue Weltordnung, die immer noch Bestand hat. Jeder in Europa, USA, Australien, Kanada, der nicht auf der Strasse lebt, profitiert irgendwie davon. Und selbst dem Obdachlosen geht es noch besser, als vielen in Afrika oder Asien, die dort auf der Strasse leben. Egal, wo man den Faden aufhebt, am Ende hängt historisch der Kolonialismus hinten dran.

2020 demonstrieren in den industrialisierten Ländern “altruistisch” Leute auf der Strasse, weil sie die Sache mit der Selbstüberhebung nicht mal im eigenen Land auf die Reihe bekommen. Länder, deren Wohlstand auf dem Rücken anderer begründet wurde. Alleine, dass sie überhaupt demonstrieren können, basiert auf Wohlstand. Manch einer redet ein Zeug daher, als wenn er sein halbes Leben in einem Slum gelebt hat.

Nein, sich über all das aufzuregen macht keinen Sinn. Überall wo Du auf der Welt hin kommst, gibt es diese und eben andere Menschen. Der Mensch kann halt mehrere Nuancen. Und wenn man einen trifft, der in Armut lebt, heisst das lange nicht, dass er nicht mit Geld in der Tasche zum Arschloch mutiert.

Ich bin glücklich und hab alles was ich zum Leben brauche. Ich bin kein Rassist … glaub ich jedenfalls. Ich habe gelernt, dass niemand mit diesem ganzen Stuss “migrantisch”, Gender Sternchen und ähnlichen Unsinn etwas erreicht. Die beweihräuchern sich nur selbst. Taten und das eigene Handeln zählen. Wie heisst es doch so schön: Ein Geschwätz macht niemanden satt.

Von den wohlfeil daher redenden Vögeln hab ich im Leben genug kennengelernt. Fast immer waren es im Ernstfall die grössten Luschen. Und die am schrägsten lebten, kamen meist aus dem “besten” Einfamilienhaus mit Partykeller und Gitarrenunterricht.

Wie sagte man in den Achtzigern? Tangiert mich mittlerweile peripher. Und wenn mich irgendwelche Pappnasen beschimpfen, weil ich nicht gendergerecht rede oder schreibe, mich nicht selbst als “alter weisser privilegierter Mann” kasteie, denk ich mir das Gleiche, was ich früher von denen dachte, die meine Musik, Cowboystiefel und zerrissenen Hosen nicht mochten o. mich schräg ansahen, weil ich auf dem Gymnasium zwischen den “Lehrer – und Anwaltskindern” auffiel. “Halt mein Bier u. quatsch Deinen Friseur voll.”

#Boomer ist der Hashtag für meine Generation.

Eine Entgegnung zur Kritik an der Jugend. Mittlerweile gern kombiniert mit alter Weisser Mann! Spannend, dass sie die Frauen gleich aussparen. Das lässt tief blicken.

Selbst der Berliner Innensenator, auch nicht ganz taufrisch, sattelt auf den Trend auf. Erbärmlich! Sich als Bestandteil des Establishment der verbitterten orthodoxen Truppe der Diskriminierten anzubiedern. Der Mann ist der Innensenator, ergo der natürliche Feind eines jeden Streetfighters und jungen ungestümen Pseudo – Revoluzzer. HALLO, sie der Innensenator, sind die Verkörperung des “alten weissen Mannes!” Das mag weh tun, ist aber so.

Wir hatten auch unsere Feindbilder u. manch einer hat sie behalten. Establishment, BWL Studenten, White Skins, das Bürgertum, die DDR Bonzen, Burschenschaftler, Republikaner, NPD, Popper, Angepasste, usw. Aber eine ganze Generation über den Kamm scheren? Im Gegenteil! Die davor waren teilweise die legendären ‘68er. Punk, New Wave, Grunge, Anti AKW, Wackersdorf, Mutlangen, Brokdorf, Schriftsteller wie Böll, Philosophen des Existenzialismus, kritische Liedermacher, zu denen ich auch Rio Reiser, Hannes Wader, Reinhard Mey, rechne, Provokateure wie Peter Handke, Klaus Kinski, Nina Hagen, und, und … all das ist #Boomer.

Die GRUENEN sahen wir skeptisch. Normalos, die ein korrektes Leben zelebrierten. Lehrer, “Kultur Schaffende”, in der Hand den Prossecco, auf dem Teller das teure Olivenöl aus der Toscana und an den Füssen “gesundes Schuhwerk”. Mehr als einmal habe ich sie bedeutungsschwer redend, in Berliner Edelgalerien erlebt, in dem neueste hippe Künstler aus Südamerika seine zu Kunst gewordenen Drogenerfahrungen ausstellte. “Den trockenen Weisswein o. doch lieber den Frascati?” Die Hamburger Punker (#Boomer) haben es mal auf den Punkt gebracht:

Ihr seid Lehrer und Beamte
Seid Gelehrte sogenannte
Ihr schreibt Bücher, seid im Fernsehen
Und ihr glaubt, daß wir euch gern sehen
Immer kritisch und politisch
Marx und Lenin auf dem Nachttisch
Doch ihr habt was gegen Rabatz
Und macht den Bullen gerne Platz
Refrain:
Ihr seid nichts als linke Spießer
Ich frag’ mich, was wart ihr früher
Ihr seid nichts als linke Spießer
Ihr habt nichts dazugelernt
Ihr seid nichts als linke Spießer
Eigentlich wart ihr es schon immer
Und werden wir mal aggressiv,
Seid ihr auf einmal konservativ

Ich war nie ein Freund der GRUENEN u. werde auch keiner werden. Katholiken und Protestanten teilen sich eine Religion. Bei den Katholiken kommt man in die Kirche und alles ist voll mit bunten Bildern, teilweise recht freizügig. Und wenn man mal über die Strenge schlägt, gibt es die Absolution. Ganz anders bei den Protestanten. Keine Bilder, kein Spass, viel Disziplin und eine Menge Schimpfe. Für mich sind die GRUENEN, die Protestanten der “Schwarz Jacken“, gleiche Religion, nur korrekter.

Ihr, die den Hashtag #Boomer setzt, von alten weissen Männern sprecht, was habt ihr zu bieten? Hip Hop? Junge Männer, oftmals leicht grenzdebil, ausgestattet mit dem Talent unflätig zu Pöbeln? Paranoide junge Frauen und Männer, die Randale und Revolution ohne Konsequenzen machen wollen? Buh, der Staat wehrt sich. Ja, was habt ihr Euch denn vorgestellt? Wie bei Mama&Papa? Jonathan und Louisa, wir müssen mal mit Euch reden!

Im Verhältnis zu anderen Ländern wird es Euch leicht gemacht. Selbst im Verhältnis zu früher wird es Euch leicht gemacht. Ihr trefft auf eine völlig andere Staatsmacht, als Eure Eltern. Die kennen noch Langholz, Turnschuh Greifkommandos, Aussetzen im Wald, und wenn Du zerrissene Jeans und einen Parka an hattest, warst Du ein Penner, der sich gefälligst in den Osten verpissen sollte. Ich will das nicht für gut befinden, ganz im Gegenteil.

Aber viele verkennen die Situation. Deutschland ist nicht alleine und Lokales muss vom Grossem unterschieden werden. Erst einmal ist es, wie es ist. Die Welt ist kapitalistisch organisiert. Selbst Russland und China machen da keine Ausnahme. Also gibt es arme und reiche Leute, Wohlfahrtsstaaten und welche mit miesen Verhältnissen. Es gibt Staaten, in den das Überleben oftmals mit Kriminalität einher geht und eben den Gegensatz.

Hieraus entsteht ein Spannungsfeld und dies erzeugt Probleme, die gelöst werdwn wollen. Für die Abschwächung, nicht für die Lösung, gibt es die Polizei. Unter dem Strich ist sie ein gesellschaftliches Werkzeug bzw. Instrument. Und tatsächlich im gewissen Sinne ein Abbild der Gesellschaft. Hierarchie, Ober schlägt Unter, Linienführungsprinzip, Ausstattung der Führungskräfte mit Machtmitteln, institutioneller Autorität, die die natürliche persönliche ersetzt, Obrigkeitsdenken der Mitarbeiter, und Machtwillkür. Das alles gibt es auch in den Grundstrukturen der Gesellschaft. Eben so Leute, die diese Dinge mittels Euphemismen schön färben.

Aber ist das ein #Boomer – Ding? Ist die junge Generation anders? Ein paar vielleicht. Aber die Mehrheit? Schaue ich mir an, was die Junge Union, die Jungliberalen, die GRUENEN, Jusos und die LINKE nach oben schicken, bezweifle ich das. Wie sieht es auf der Strasse aus? Die Autonomen sind immer noch, wie immer. Mit denen ist kein Blumentopf zu gewinnen. Führende Köpfe? Eine Schwedin, die das Richtige anprangert, aber sich verständlicherweise aus dem politischen Kampf heraushält. Eine junge deutsche Wohlstandfrau, die sich mit ihrer Lebensart selbst ins Aus schiesst. Dann noch einige Pseudo – Vergeistigte, die in einer Sprache sprechen, die an korrekter Selbstverliebtheit erstickt. Alles sauber ummantelt von grün angemalten Konservativen. Hey Leute, die haben Euch alle längst gekauft … ihr wisst es nur noch nicht.

#Boomer? Die gibt es nicht. Dafür waren die 70er, 80er, viel zu bewegt und von Kontroversen geprägt. Aber die eine oder andere Untergruppe muss sich eingestehen, dass sie auf voller Breite eine Niederlage erlitten hat.

Sich den linken Dogmatikern zu widersetzen, das Establishment zu unterhölen, die Rechten dauerhaft in Schach zu halten und ihnen auf Dauer die Nährgrundlage, nämlich die Neoliberalen zu entziehen, mit Toleranz, Pragmatismus und der Weisheit einiger Vordenker, neue Wege zu gehen … ist schlicht gescheitert.

Ausgerechnet eine Berliner Kombination aus Rot und Gruen, ist zugenähter und hat einen längeren Stock im Hintern, als alle anderen zuvor. Der CDU und FDP sei es verziehn, die stehen schliesslich dafür.

Leute, fällt es Euch nicht auf? Neue Gesetze, neue Gremien, neue Posten, neue Verwaltungsvorschriften neue Verwaltungswege, neue Kontrollen … das ist das 1 x 1 einer verwalteten Gesellschaft, gebastelt von Verwaltungstypen, die mit dem echten Leben, eins was sich der Planung entzieht, von Unsicherheiten, Unvorhersehbaren Ereignissen und dem Charisma Lebenserfahrener geprägt ist, nichts anfangen können.

Wer gescheitert ist, muss dies akzeptieren. Alles andere läuft auf Gewalttätigkeiten hinaus, die anderen das gleiche Recht einräumen. Autonome werden das nie kapieren. Ihre Gewalt rechtfertigt Gegengewalt. So simpel!

Ich hab einen Vorschlag. Mottet den Tag #Boomer einfach 30 Jahre lang ein. Dann holt ihr ihn wieder heraus u. zieht einen Vergleich. Das wäre sportlich. Bisher sehe ich eine Generation, die sich mittels teurer kapitalistischer Konsumgüter selbst filmt, auf Instagram, Twitter, Facebook, selbst darstellt u. dabei entweder total schick aussieht o. hysterisch keift. Hätten wir vermutlich auch getan, aber wir hatten ausnahmsweise die Gnade der frühen Geburt.

Eins kann ich Euch sagen, wenigstens in Malaysia wirkt ihr auf Altersgenossen ein wenig lächerlich. O – Ton: Reiche Verwöhnte machen das, was Reiche halt tun. Dummheiten und Party, weil sie es sich leisten können.

Für die Leute hier, macht die gleiche Klientel, die sie hier als kulturell unterbelichtete und lebensfremde Backpacker kennen, auf der Strasse Party mit Polizeiaufsicht.

Meins ist das nicht mehr. Ich hab meine Freiräume gesucht und gefunden. Das ist doch auch was. Alles was es in Deutschland gibt, gibt es weltweit unter anderem Namen. Die hiesigen muslimischen Dogmatiker in der Regierung kenn ich von zu Hause mit anderer Bezeichnung. Und interessanterweise sind sich deren Freiräume hier, mit meinen sehr ähnlich.

Monkey Island, 2020