Einzelfall, Einzeltäter

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Was wäre die deutsche Sprache ohne den Donaudampfschifffahrtskapitän? Ein Ungetüm, welches schon für viel Spaß sorgte. An einem weit zurückliegenden Morgen legte in einer deutschen Amtsstube eine Frau oder Mann die Morgenzeitung zusammen, trank einen Kaffee und waltete des Amtes. Die Tagesaufgabe bestand im Entwurf einer Verwaltungsvorschrift oder etwas ähnlichen. Sie oder er dachte kurz nach und tippte: “Hier gilt es den einzelnen Fall zu betrachten.” Vielleicht war die Zeile zu kurz. Möglicherweise sah der Absatz nicht gut aus. Keiner kann das im Nachhinein klären. Fest steht, dass aus dem einzelnen Fall, der Einzelfall wurde. Seither dümpelt er im Verwaltungsrecht herum. Dann wandelten sich die Zeiten. Eine weitere Frau oder Mann, vermutlich mit einer juristischen Ausbildung, beteiligte sich an einer Diskussion über eine in der Öffentlichkeit präsente Straftat und sprach davon, dass es sich wohl kaum um einen Einzelfall handle. Wahrscheinlicher war es  die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter einer PR Agentur. Dann wäre das Ziel eventuell die gezielte Manipulation gewesen, in dem aus dem Singular der Plural, die Einzelfälle, im Sinne eines Zweifels, wurde. Denn sonst wären es simpel ein Fall oder wenn mehrere Straftaten betrachtet werden, die Fälle. Gehören die erkennbar zusammen, machen Ermittler daraus einen Sammelfall mit einem Täter oder einer Tätergruppe.

Ebenso gibt es zu Straftaten, eine/n Täter/in oder mehrere gemeinschaftlich, bisweilen auch unabhängig voneinander, aber dennoch organisiert, handelnde Täter/innen. Die/der Einzeltäter/in ist eine vollkommen redundante Formulierung. Der Täter, die Täterin genügt vollauf. In einem Fall ermitteln die Kriminalbeamten alle Umstände der Tat, bis sich eine Sachlage abzeichnet, die einen dringenden Tatverdacht zulasten eines oder mehrerer Täter ergibt. Nach unserem Strafrecht können Täter in unterschiedlicher Art und Weise rechtswidrig, tatbestandsmäßig und schuldhaft in Verbindung stehen. Hierzu gehört die Anstiftung zu einer konkreten Handlung. Ob nun das Aufhetzen innerhalb einer Gruppe (z.B. Amri), oder ausgehend von einer politischen Partei bzw. Boulevardzeitung (siehe Anschlag auf Dutschke), dazu gehört, kann diskutiert werden.

Doch wie auch immer diese ausgeht, es handelte ein/e Täter/in oder mehrere Täter/innen in einem oder mehreren Fällen. Möglich wäre noch der Mehrfachtäter, der nach und nach z.B. zwei oder Menschen ermordete. Die da in der Diskussion den Begriff Einzeltäter schmähen, wollen aus unterschiedlichen Richtungen auf etwas sehr Ähnliches hinaus. Die Mitglieder der AfD wollen aus geflüchteten Frauen, Männern und Kindern allesamt dubiose Personen formen. Linksseitig sollen alle Polizisten/innen dämonisiert werden. Geht es um Straftäter, die ein erkennbar rechtes Weltbild haben, soll eine Untätigkeit aller staatlichen Institutionen angeprangert werden.

Der Mörder von Walter Lübcke handelte dem Ermittlungsergebnis nach nicht alleine. Zwei weiteren Männern wird Beihilfe zum Mord vorgehalten, damit werden sie zu Mittätern und er ist der Haupttäter in einem konkreten Mordfall.

Psychologen, Soziologen, Analytiker werden sich Gedanken machen müssen, wo Parallelen in der Entwicklung der Persönlichkeitsstrukturen zwischen unterschiedlichen Tätern bestehen, die in einer oder mehreren extremen Handlungen mündeten. Alles auf eine Hetze zu schieben, wäre mir persönlich zu begrenzt. Denn die Hetze wurde weit verbreitet, aber nicht jeder nahm diese Entwicklung und schritt zur Tat. Sie ist ein Faktor von mehreren.

Gesprochen wird von rechten Netzwerken. Bei der Organisierten Kriminalität gibt es hier eine Parallele. Die Kriminelle Vereinigung ist gegeben, wenn sich die Täter/innen einer Gemeinschaft, im Idealfall ausgedrückt durch eine gemeinsame Namensgebung (Camorra, Mafia, Pink Panther, Zemun Clan) zugehörig fühlen und die Straftaten ähnlich einem Firmenziel begangen werden. Nun organisieren sich aber einige Täter, schließen sich temporär zu Gruppen zusammen, begünstigen sich gegenseitig, sehen sich aber nicht als Mitglied einer Organisation. Deshalb fand man den Begriff “Kriminelle Netzwerkstruktur von Banden”. Allerdings ist der nur für kriminologische Betrachtungen brauchbar, vor Gericht wird das bandenmäßige, zumeist auch gewerbsmäßige, Begehen, angeklagt. Für Ermittlungen ist es sinnvoll, die Netzwerkstrukturen zu erkennen und sich an ihnen zu orientieren, rein strafprozessual bringen sie gar nichts. Bei OK – Ermittlungen gibt es ein geflügeltes Wort: “Der kennt den ist nicht strafbar!”

Die rechtsorientierten Straftäter haben hier seit den 90ern eifrig bei denen auf der anderen Seite und bei den klassischen Kriminellen gelernt. Die Taktik der klandestinen losen Strukturen wurde in der linksextremistischen Szene erfunden und in Texten immer wieder zum Thema gemacht. Sie erschwert die Ermittlungen und verhindert eine Anklage wegen der Bildung einer terroristischen Vereinigung. Einzelne Straftaten angeklagter Täter/innen oder Kleingruppen, lassen sich verschmerzen. Mit diesem Lernprozess auf der rechten Seite ist die Gefahr stetig qualifizierter geworden. Was da nach und nach entstand, zeichnete sich zeitlich in etwa bei den Ermittlungen gegen die Rechtsrockgruppe “Die Landser” wegen Bildung einer Kriminellen Vereinigung ab.

Spätestens nach dem Lesen des Buchs von Schmidbauer: “Psychologie des Terrors: Warum junge Männer zu Attentätern werden”, bin ich selbst zur Auffassung gekommen, dass in dem Milieu, wo diese Personen heranwachsen viel tiefer geforscht werden muss und einiges an Veränderungen, insbesondere im Sozialen, herbeizuführen ist.

Wie gesagt, die missbräuchliche Benutzung der Begriffe Einzelfall und Einzeltäter als Spin – Wörter, ist meiner Beobachtung nach erstmals nicht bei einer Diskussion zufällig aufgetaucht, sondern gezielt und bewusst seitens der AfD – vermutlich beraten von einer PR Agentur – verwendet worden. Ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, auf diesen Zug aufzuspringen. Es sei denn, das alte Spiel wird gespielt: Propaganda gegen Propaganda. Ob das funktioniert?

 

 

 

 

Buch, BLOG – Web – Book

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Seit meiner Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn plante ich ein Buch zu schreiben. Tatsächlich kamen zwei Skripte zusammen. Beide verwarf ich wieder. Ich traf mich mit Autoren, die erfolgreich Bücher veröffentlichten. Sie rieten mir, mich an Büchern im Handel zu orientieren. Es gab auch Aufforderungen meine Vergangenheit zu benutzen. Terror, Verdeckte Ermittlungen, Spezialeinheit, dies wäre doch interessant. Im ehemaligen Umfeld hofften einige auf den “Round-a-House-Kick” durch die Behörde. Ich habe über mich gelernt, dass das nicht mein Ding ist. Kritik, durchaus, aber nicht im Sinne eines sinnlosen Wütens.

Die Sparte Fiktion, Romane, liegt mir nicht. Genauso wenig, wie die Abteilung Humor. Jedenfalls noch nicht. Ich wurde auch gefragt, ob ich mir vorstellen könne, meine Erfahrungen rund um die Themen Burnout, Depressionen, die Rolle von Führungskräften mit meinen anderen Skills zu verbinden. Dazu kann ich sagen, dass ich eben aus diesem Grunde die Finger davon lasse andere in ihrer Lebensführung zu beraten. Es ist grundfalsch seine Erfahrungen auf jemanden zu übertragen. Es gibt einen möglichen Weg hinaus. Er sieht ein wenig aus, wie einer dieser alten Fitnesspfade durch den Wald, wo man an mehreren Stationen Übungen machen muss. Nur das dieser Weg Stationen hat, wo es Informationstafeln gibt, Passanten auf Bänken sitzen, mit denen Gespräche möglich sind und andere Stopps, an denen einem Frage gestellt werden. Dann folgen längere Strecken, auf denen Gelegenheit besteht, sich diese Fragen zu beantworten.

Ich selbst hab am meisten durch das Beobachten von Menschen gelernt. Eine wesentliche Erkenntnis. Nach dem Ausscheiden aus der Polizei war für mich zunächst alles Vergangene ein Tabu – Thema. Bis ich mich darauf besann, zwischen durchaus gutem Erlernten und fehlgeleiteten Denken zu unterscheiden. Über 20 Jahre lang Menschen in allen erdenklichen Lebenslagen zu beobachten, unsichtbar zu werden, sich anzupassen, legt man nicht wie eine alte Jacke ab. Fraglich ist, was man aus dem Gesehenen macht.

Bis zum Ausbruch der Pandemie bin ich gereist. Ich traf Leute aus Ländern von anderen Kontinenten, erfuhr von Biografien und Lebensmodellen, die mir bisher fremd waren, erkannte Unterschiede und machte mir meine Gedanken hierzu. Oder um im Bild zu bleiben: Ich absolvierte eine Station nach der anderen. Mehr Worte will ich dazu gar nicht verlieren. Das “Web – Book” hat ein Vorwort, in dem ich noch einiges hierzu voranschicke.

Die Bezeichnung Web – Book ist eine Eigenkreation, die sich in einem Gespräch in einem Hostel ergab. Ich sinnierte mit einigen darüber, wie sich das Lesen von Büchern verändert hat. Die meisten Hostels verfügen über eine kleine Bibliothek. Kaum ein Backpacker oder Reisender packt sich schwere Bücher ins Gepäck. Eine andere Option sind E-Books. Doch wenn ein Autor schon die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt, warum dann nicht konsequent? Die Zeiten der begrenzten Netzabdeckung und horrenden Kosten für einen mobilen Datentransfer sind außerhalb von Deutschland vorbei. Ein BLOG oder ein Web – Book, in dem eine fortlaufende Geschichte, interaktiv und dynamisch, mit Einbettung von Musik, Bildern, Links, Tweets und vieles mehr, erzählt werden kann, erscheint mir eine logische Entwicklung.

Alles Weitere im Vorwort …. 

Das Übergeordnete und das Ich

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“Wenn alle Hoffnung vorbei ist, beginnt die Freiheit!”

Fight Club

Ohne Zweifel ist der Mensch ein soziales Wesen, welches alleine kaum überleben kann. Säuglinge und Kinder bekommen einen Schaden, wenn sich niemand um sie kümmert. Alleine bekommt der Mensch wenig auf die Reihe und wenn sich nicht bereits die Hominiden zu Horden zusammengeschlossen hätten, gäbe es kein Wesen, welches sich mit der ihm innewohnenden Arroganz selbst als homo sapiens bezeichnet. Bekanntlich favorisiere ich die Bezeichnung spärlich behaarter Affe mit trockener Nase. Wahrscheinlich tue ich damit den Naturvölkern ein wenig unrecht, die für die Auswüchse der Entwicklung nichts können. Wie auch immer, der Mensch hat Veranlagungen, die ihn schlicht zu einem katastrophalen Unfall der Evolution werden lassen. An sich etwas wahnsinnig Faszinierendes. Das Zusammenspiel auf dem Planeten Erde ist eigentlich perfekt und hat etwas hervorgebracht, was sich Leben nennt. Ein Prozess der vor Millionen an Jahren gestartet wurde. Eins bedingte das andere. Selbst kosmische Einwirkungen, wie zum Beispiel Meteoriteneinschläge konnten das Leben nicht auslöschen. Faszinierend ist auch der Umstand, dass der Mensch zwar seine Rolle des Zerstörers erkennen kann, aber nicht dazu in der Lage ist, dies zu ändern. Ich weiß nicht, ob faszinierend es trifft. Auf jeden Fall dreht es sich um Bewusstsein. Die meisten anderen Spezies handeln entweder instinktiv oder sie sind einfach Teil des Prozesses. Sie können schlicht nicht anders, als den Gesetzen der Natur zu folgen. Mir hat die Aussage eines Neurowissenschaftlers gefallen. Anfangs entwickelten sich die Kapazitäten des Großhirns, um ein Überleben zu gewährleisten. Nahrungsbeschaffung und Überleben in Konkurrenz zu anderen Spezies. Dann erreichte es eine Kapazität, die weit über das Notwendige hinaus ging und es begann sich zu langweilen. In Anbetracht der Tatsache, dass Menschen gemäß Untersuchungsergebnissen seit ca. 50 Jahren immer dümmer werden, scheint sich ein verzweifelter Rettungsversuch der Natur abzuzeichnen. Das Großhirn war eine Fehlkonstruktion innerhalb des Prozesses, also Kommando Rücksturz!

Aber leider erscheint dies ein wenig zu langsam von statten zu gehen. Selbst Kriege, bisher immer zuverlässige Reduzierungen, sind nicht mehr, was sie mal waren. Das Großhirn hat sie perfektioniert. Atomwaffen ziehen alle anderen Spezies mit ins Verderben. Doch die müssen es gar nicht einmal sein. Das Öl in den zerschossenen Schiffen des II. Weltkriegs bedroht die Weltmeere. Gleichermaßen sieht es mit den zig Tonnen giftigen TNT aus. Doch damit nicht genug. In unzähligen Folgekriegen, sind weitere Hinterlassenschaften, u.a. mit Uran angereicherte Munition hinzu gekommen. Mit Pfeil und Bogen, Kanonenkugeln, Schwarzpulver und auf das Elend folgende Seuchen sah das noch alles anders aus. Die Population wurde verringert und einige Landstriche konnten aufatmen.

Ich denke, es gibt drei gebotene Perspektiven, wenn man den Mensch betrachtet. Als Individuum, sein Verhalten in der Gruppe und das in der Masse. Wobei diese Unterscheidung Schwächen hat. Würde theoretisch jedes Individuum verantwortlich, vernünftig, sozial, mit der Fragestellung, was das eigene Verhalten für Auswirkungen auf die Gesamtheit, also Gruppe und Masse, handeln, sähe unsere Welt vollkommen anders aus. Betrachte ich mein eigenes Leben, bin ich trotz aller negativen Erlebnisse, auf mehr Menschen getroffen, die nach diesen Maximen mehr oder weniger handeln, denn ich auf Leute traf, die anders unterwegs waren. Aber: Eben jene wenigen Exemplare mit Persönlichkeitsstörungen bekamen Macht über die anderen und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Daraus schließe ich, dass ein eklatantes Problem darin besteht, nach welchen Kriterien sich Menschen anderen Menschen unterordnen. Da wo ich her komme und verkehre, würde ein Vielzahl Politiker oder Führungskräfte aus der Wirtschaft nicht einmal ein Bier ausgegeben bekommen, im Gegenteil, man würde schlicht einen engeren Kontakt vermeiden. Was will man mit diesen Heißluftstandgebläsen anfangen, die mit Geschwätz und Selbstdarstellung viel Geld verdienen, aber sonst nichts können? Die Zeiten, in denen gelernte Handwerker, Landwirte, wegen meiner auch altgediente Bürokaufleute, Buchhalter, ergo Menschen, die irgendwann mal im Leben etwas erschaffen haben, was jemanden anderes unmittelbar nützlich war, im Bundestag anzutreffen sind, haben sich erledigt. Parteien sind Wirtschaftsunternehmen, die am Profit orientiert von Managern geleitet werden, die wiederum als Arbeitgeber in der Politik Branche auftreten.

Dennoch lässt sich alles auf das Individuum herunterbrechen. Da gibt es irgendwo eine oder einen mit einem Universitätsabschluss. Nach dem Studium landet die – oder derjenige in einer deutschen Waffenschmiede. Die Aufgabe besteht in der Entwicklung einer Munition, welche dazu in der Lage ist eine Panzerung zu durchbrechen, die wiederum frech von einer oder einem anderen mit Abschluss entwickelt wurde. Möglicherweise sogar im gleichen Betrieb. Vielleicht kommt es mal zu einer Besprechung, in der zur Sprache kommt, was die Munition kann und welche Folgen sie hat. Sie kann den Panzer durchbrechen, aber der Nachteil ist, dass sie die nächsten hundert Jahre die komplette Umgebung verseucht. Warum ziehe ich da nicht die Notbremse? Ein paar Etagen höher geht es an den gewinnbringenden Verkauf. Die Strippen werden über Politiker gezogen. Fragen die sich mal, an wen sie verkaufen? Stellt mal eine/r die Frage, welche Folgen diese Waffen haben? Es gibt Institute, die an Tieren die Wirkung der Waffen ausprobieren. Schauen sich Politiker mal diese Auswirkungen an? Haben sie jemals einen teilweisen zerfetzten Körper gesehen, mit dem der Betroffene sein restliches Leben fristen muss? Was passiert da im Kopf des Einzelnen? Mit welchen nachvollziehbaren Gedankengängen befriedigen die ihr Gewissen? Wie sieht das mit Drohnen aus? Bombardierungen? Was geht in deren Köpfen vor, wenn sie den Einsatz herunterspielen, weil Deutschland ja nur das Waffenlenksystem in der Luft hatte? Was würde passieren, wenn ich einem Söder, Lindner, Laschet, Röttgen, Schröder, Joschka Fischer, ein Kampfmesser in die Hand gäbe und sie im Kampf Mann gegen Mann in Afghanistan oder damals in Jugoslawien losschicken würde? Natürlich würden sie es nicht tun – dafür werden ja andere Menschen bezahlt. Damals in den 80gern gab es diesen Spruch: “Stell Dir vor, es gibt Krieg und keiner geht hin!” Ui, würden die alle blöd aus der Wäsche schauen.

Jede Minute, Stunde und Tag zerstört der Mensch mit Industrie, Abfall, Emissionen, das Lebenssystem der Erde ein wenig mehr. Jeder in der gesamten Kette weiß das. Der Arbeiter, der Autofahrer, der Abteilungsleiter, der Manager, der Investor, der Minister, jedes Mitglied des Landesparlament. Eben so verhält es sich mit dem Waffenhandel, begonnen bei der Entwicklung, der Produktion in den Werkshallen, Ingenieur, Facharbeiter, Kolonnenleiter, Abteilungsleiter, Buchhaltung, Firmenbesitzer oder Aufsichtsrat, Minister, Ministerialbeamter, Staatssekretär, Verpacker, einfach jeder. Als ich ein Kind war, sagten mein Vater oder mein Großvater: “Schau mal Junge, da habe ich mit gebaut!” Was sagen die? “Schau mal, dass wurde mit unseren Bomben platt gemacht? Oh, sieh mal der kleine Junge mit dem abgerissenen Arm, dass war bestimmt eine von unseren Granaten.” Oder wenn in Südostasien neuerdings der Plastikmüll anbrandet: “Mensch, guck mal, die Tüten sind total charakteristisch für unsere Produktion. Tolle Innovation, lässt sich mit keinem anderen Kunststoff zusammen recyceln.” Oder: “Dieser Husten ist absolut typisch für unsere Abgase. Wenn wir die nicht hätten.” Wie zum Teufel lebt man mit solchen Dingen? Wie schickt man seine Kinder ins Bett, wenn man weiß, dass man wenige Stunden zuvor an einem Gesetz beteiligt war, welches SUV’s und Hybrid – Motoren völlig unsinniger Ausgestaltung Vorteile verschafft hat? Was geht einem durch den Kopf, wenn einem die PR Agentur ein Image verschafft, welches nichts mit einem zu tun hat und einzig einer Wahl und damit Machtgewinn dient? Wer solche Dinge fragt, wird sofort der Polemik gescholten. Das ist keine Polemik, sondern aus dem Abstrakten etwas sehr Anfassbares zu machen. Etwas, was den Damen und Herren in der Politik nicht gefällt. Sieh hin! Das … genau das da, hast Du angerichtet! Stell Dich!

Bei der Kriminalpolizei verfolgt man Dealer, Rauschgiftschmuggler, illegale Waffenhändler, illegale Abfallentsorger, mittelbare und unmittelbare Mörder, Wirtschaftsbetrüger. Frauen und Männer, die Wege gefunden haben mit wenig Aufwand, einem gewissen Risiko, maximalen Profit zumeist auf Kosten von Opfern zu erzielen. Die Bezeichnungen lassen sich auch anders deuten. Ein Dealer handelt mit einem Produkt, von dem seine Kunden abhängig sind. Jenes bekommt er von einem Großhändler angeliefert. Waffenhändler vertreiben Produkte, mit den ihre Kunden Macht erlangen. Illegale Abfallentsorger bieten eine Dienstleistung an, die legale Betriebe wettbewerbsfähig bleiben lassen und sichern Arbeitsplätze, ungesunde, aber immerhin. Wirtschaftsbetrüger bewegen sich in Grauzonen. Eben noch staatstragender Lobbyist, einmal unachtsam oder zu geizig und ein Gesetz macht sie zu kriminellen Steuervermeidern. Abhängigkeit von Produkten ist ein weites Feld und wenn jemand weiß, wie man Abhängigkeiten produziert sind das PR Agenturen und die Big Data Händler im Internet. Kriminalität hat für mich zwei Seiten. Die Täterin oder Täter mit seiner Persönlichkeit und das ausgewählte Delikt. Dealer unterscheiden sich von Räubern, Erpresser sind in der Regel anders strukturiert, als die Vorgenannten, und nochmals anders sind Leute die große Transporte organisieren. Jedes Delikt erfordert andere Voraussetzungen, bei der Planung, Struktur, bei manchen kommt es zum unmittelbaren Kontakt mit den Opfern, während andere einen großen Abstand bedingen und auch extra gewollt ist.

Viele dieser Persönlichkeitsstrukturen sehe ich auch, wenn sich Politiker, Führungskräfte, in Talkshows, Reden oder Büchern offenbaren. Besonders fällt mir dies immer wieder bei einem Typ Mann auf. Jeans, teures Jacket, eine teure Uhr, stylische Brille, auffällige – meist braune – Rahmengenähte Schuhe. Sie sitzen überaus selbstbewusst mit einem Drink in Hotellobbys, übermäßig raumgreifend am Tresen einer teuren Bar sitzend, der gesamte Körper signalisiert eine latente Angriffshaltung. Ihre Intelligenz ist auf Rhetorik, Manipulation und Anpassung ausgerichtet. Ein vollkommen anderer Menschentyp, als zum Beispiel hochintelligente Nerds, die eher in sich gekehrt sind und Probleme damit haben in einer Gruppe einen Status zu erlangen. Dies ist kein Menschentyp, der sich wirklich um die Nöte anderer kümmert oder dafür interessiert. Das ganze Engagement ist eine Show. Die Angelegenheiten anderer zu regeln, gibt ihnen das Gefühl von Macht. Es sind die Kerle, welche einem Freund einen langen Vortrag halten, wie sie die Probleme des Lebens anzugehen haben, dabei aber in keiner Weise die Möglichkeiten des Gegenübers berücksichtigen.

Selbstverständlich ist dies nur ein Persönlichkeitstyp unter vielen, stellvertretend für viele andere. Das Individuum ist ein Teil des Ganzen und damit ist es auch ein Teil des Einzelnen. Es ist bezeichnend, welche Persönlichkeiten es auf der Leiter nach oben schaffen. Meinem Gefühl nach ist der Hauptanteil in den oberen Rängen der deutschen Gesellschaft in der Regel ein männliches Stereotyp, welches sich wenig von erfolgreichen Dealern und Organisatoren Krimineller Vereinigungen unterscheidet. Nur, dass die einen legale Wege und Mittel finden, während sich die anderen mangels Zugang illegaler bedienen. Ich finde, dass da im Verlaufe der letzten Jahrzehnte etwas deutlich schief gegangen ist.

Was in den USA schon deutlich früher begann, fasste irgendwann in den Siebzigern in Deutschland Fuß. Ich persönlich merkte dies ab dem Ende der Achtziger auch in der Berliner Polizeibehörde. In den oberen Etagen fand ein unübersehbarer Charakterwechsel statt. Das Menschliche geriet in den Hintergrund, während der Managementgedanke und das Wirtschaftliche in den Vordergrund traten. Und die Gesellschaft, die Gesamtheit, ließ es zu. Ich will es nochmals deutlicher ausdrücken. In der Politik, in der Administration und der Wirtschaft, ging es nirgendwo mehr darum, dass das Handeln der Führung dem menschlichen Wohl vom Rest diente, sondern dem Profit und dem Wachstum, welche dem Wohl gleichgesetzt wurden. Aber ist das zulässig? Kann man Profit und Wachstum dem Wohl gleichsetzen? Meiner Meinung nach nicht.

Aber genau das ist passiert, wahrscheinlich schon deutlich früher, aber zuvor habe ich es nicht so intensiv verspürt. Ist es nicht bezeichnend, wenn sich Leute nach Paradiesen mit unberührter Natur sehnen? Nebenbei habe ich es erlebt und finde, dass man da deutliche Abstriche machen muss. Bier, Zigaretten, ab – und zu mal eine Dusche und nicht jeden Tag seine Notdurft zwischen den Felsen kurz vor der Flut zu verrichten, sind durchaus nachvollziehbare Bedürfnisse eines Mitteleuropäers. Eine intakte Natur, menschliche Nähe, die Anerkennung als Mensch und nicht nur aufgrund von messbaren Leistungen, Nachsicht, Vergebung, die Akzeptanz der menschlichen Fehlbarkeit, emotionale Sicherheit usw. gehören ebenso zum Wohl. Hat nicht die Gemeinschaft einen Anspruch darauf, dass diejenigen, welchen vertrauensvoll Führung, Macht und Machtmittel in die Hände gegeben wurden, darauf ein Auge haben? Ist es nicht Teil der Ethik, dass sich die aktuell an den Schaltstellen der Macht befindlichen Personen auch die Frage für das Auskommen der Jüngeren in der Zukunft stellen? Nicht nur wirtschaftlich, sondern weit darüber hinaus. Mittlerweile sind die Zusammenhänge zwischen Profit, Wachstum und unseren Problemen auf dieser Welt bestens bekannt, doch wir finden keinen Weg aus dem Dilemma hinaus.

Dieses Verhältnis zwischen dem Einzelnen und der Gesamtheit ist das Thema der Moderne. Es steht immer in Verbindung mit den Begriffen Freiheit, Verantwortung, politisches System. Das Grundgesetz soll den Einzelnen vor zuviel Übergriffigkeit der Gesamtheit schützen, in dem es festlegt, was erwartet werden darf und wo die Grenzen sind. Freiheit ist oftmals nicht die Verpflichtung, sondern drückt sich darin aus, was nicht getan werden muss. Aber an eins kommt niemand vorbei: dem Gesetz der Wechselwirkung. Wer anderen keine Freiheiten einräumt, hat im Gegenzuge auch nichts zu erwarten. So wie mit der Anwendung von Gewalt eine Legimitation von Gewalt erzeugt wird. Das Problem eines jeden Revolutionärs. Der gewaltsame Sturz eines Regimes legitimiert im Gegenzuge den Sturz des mühsam errichteten eigenen Systems. Diejenigen welche das Grundgesetz erdachten, mussten in die weite Zukunft denken. Was kannten sie? Arbeitslosigkeit, Arbeitskämpfe, politische Extremisten und Radikale, die Folgen von sozialen Spannungen, die Tendenz des Machtmissbrauchs durch Eliten und die Neigung von Staaten andere Staaten zu überfallen. Keiner von ihnen konnte die weltweite Verknappung der Ressourcen, die Auswirkungen des von Menschen erzeugten Klimawandels und die kontinuierliche Zerstörung der Lebensgrundlagen einschätzen. Prinzipiell war das auch nicht notwenig. Immerhin handelt es sich um Verhaltensweisen, politische Entscheidungen, wirtschaftliches Handeln, welches der Allgemeinheit, weit über Deutschland hinaus nachhaltig Schaden zufügt und damit der Idee des Grundgesetzes widerspricht.

Ich habe einen sehr alten Bekannten, der für einen der größten Konzerne im Vertrieb von allem was sich um Kosmetika, Reinigungsmittel, Körperpflege, pp. arbeitet. Seine Dauerbotschaft lautet: Wir! Er und der Konzern für den er steht. Wir, das bedeutet für ihn auch, wie sich der Konzern nach außen verkauft. Faire weltweite Bezahlung, Arbeitsschutz, Maßnahmen gegen Diskriminierung und was alles dazu gehört. Das dieser Konzern weltweit, bis hinein in die Mongolei, Bedürfnisse weckt, die sonst a) gar nicht da wären und b) in den Gesellschaften nichts Gutes anrichten, übersieht er geflissentlich. Das naehzu alles, was dieser Konzern weltweit verkauft ein riesiges Verpackungsproblem erzeugt. Immerhin will der Konzern bis 2030 auf 100 % Recycling umgestellt haben. In einem Nebensatz ist davon die Rede, dass bis 2030 “nur” noch 50 % der Verpackungen aus reinen Petro – Chemieprodukten bestehen soll. Dies bedeutet, dass sie bisher aus 100 % bestanden und das Umdenken interessanterweise mit der Plastikmüllkrise, eingeleitet durch das Einfuhrverbot nach China und der Gesetzesvorlagen in Südostasien, in denen nur noch 100 % recycelfähiges Material reingelassen wird, einher geht. Es ist immer das gleiche Spiel. Sie reizen die möglichen Sauereien bis ins Letzte aus, dann gibt es eins auf den Deckel und sie verkaufen es als sympathische Firmenpolitik. Bei mir läuft das im Hinterkopf immer mit der Bezeichnung BASF – Taktik. Erstmal eine Weile machen, Geld verdienen, warten bis man erwischt wird und dann mit einer PR Kampagne den Rückzug als positiv verkaufen. Und eins ist sicher, wenn die Petro – Chemie irgendwo 50 % einbüsst, haben die noch etwas in der Hinterhand.

So wie ich das sehe, wird nach und nach alles ausgehebelt. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem den normalen Bürgern suggeriert wird, dass er etwas für die Allgemeinheit, also ganz im Sinne des Grundgestzes und der Demokratie handelt, tatsächlich aber den Interessen weniger Vorschub leistet. Ein gutes Beispiel ist dafür das Recycling System. Dem Bürger wird vorgegaukelt, dass das Trennen von Müll allen dient. Tatsächlich ist nur ein geringer Anteil für das Recyceln geeignet. Es geht dabei auch um etwas ganz anderes. Die Plastikhersteller haben damit einen Dreh gefunden, ungehindert weiter Kunststoffe herstellen zu können, ohne auf einen nennenswerten Widerstand zu stoßen. Viele Verpackungen sind im Hausmüll besser aufgehoben, denn in der Trennung. Greenwashing ist mittlerweile Standard. Ständig werden neue Strategien erdacht. Doch nicht allen entgeht das. Gerade die nächste politische Generation bekommt etwas zu spüren. Was auch immer sie tun, es endet wie ein Stoß in einer absorbierenden Gallertmasse. Manche passen sich an, treten der CDU/CSU, FDP oder SPD bei, die meisten geben auf und landen in der Apathie, wenige radikalisieren sich.

Nachdem Friday for Future entstand, vergingen wenige Wochen und die PR Leute hatten ihre Konzepte fertig. Erst stürzten sie sich auf die Person Greta Thunberg. Asperger, Beleuchtung des familiären Hintergrunds und Diffamierung. Im zweiten Zuge wurden ihre Motive angegangen. Die üblichen Geschichten. Sie verdient Geld damit, benutzt selbst ein Smartphone und ihre Reisemittel sind fraglich. Danach wurde die Botschaft demontiert. Der Klimawandel existiert, aber FFF würden wie eine apokalyptische Sekte anmuten und Greta wurde zur religiösen Sektenanführerin. Apokalypse, Sekte, Guru … das zog in den Sozialen Medien, wurde von den Angehörigen des politischen Establishment in die Talk Shows getragen und sogar der eine oder andere Satiriker wurde Opfer der Manipulation. Mittlerweile ist die Phase der Übernahme der Bewegung, Absorption und dann das Sterben lassen im Gange. Dafür musste man nur die Vertreter zu Konferenzen einladen, ein wenig Interesse und Bestürzung heucheln, ein paar Preise verleihen und die Zeit arbeiten lassen. Sie haben sich mit den Mächtigen angelegt und ich meiner Prognose nach, haben sie verloren. Aktuell läuft eine weitere Kampagne: Unterwanderung. Es ist immer wieder bemerkenswert, wie ausgerechnet bei solchen Bewegungen plötzlich Leute in Erscheinung treten, die nach kurzer Mitgliedschaft, merkwürdige Dinge tun. Zur Zeit ist es ein gerade einmal 22 jähriger junger Mann, der wohl nachweislich kaum in Erscheiung trat, nun aber ein Buch beim Bastei – Lübbe Verlag verlegt, in denen er die “Selbstvermarktung” von Neubauer und Thunberg, sowie die Radikalität anprangert. Hätte ich eine Akte vor mir zu liegen, in der ein 22 jähriger Politikstudent der ersten Semester auf dem direkten Wege ein Manuskript in einem Buchverlag unterbringt, kaum nachdem Dirk Rossmann finanziell beim Verlag eingestiegen ist, ständen meine Augenbrauen im Querformat. Aber ehrlich? Keine Lust das zu recherchieren. Dies überlasse ich anderen.

Überall wird von der Macht des Verbrauchers, also dem Einzelnen gesprochen. Für mich eine etwas merkwürdige Herangehensweise. Wenn ich, der Einzelne, mit meinem Verhalten nicht die Produzenten, Konzerne, Anbieter, Politiker, mittels Kaufverhalten zwinge, zucken die mit den Achseln und pumpen Dreck in die Umgebung. Habe ich das richtig verstanden? Wenn es genug Leuten egal ist, ergibt sich daraus eine Legitimität der Zerstörung? Nicht genug, dass ich die Besitzregelungen bezüglich des Grund – und Bodens auf dem sich die Fabriken befinden, bemerkenswert finde, wird ihnen dies auch noch zugestanden? Ethisch betrachtet sind Boden, Luft, Wasser, die Lebensgrundlagen des Planeten Erde Allgemeingut. Ursprünglich konnten Menschen mittels dieser Lebensgrundlagen und Arbeitsleistung leben. Dann wurden sie enteignet. Erst von Herrschern, dann von Religionsgemeinschaften und der Monarchie, zu guter Letzt von Industriellen. Unter anderen deshalb steht im Grundgesetz, dass Eigentum verpflichtet. Ja, ich weiß … da wollen sie ran. Wie sagte der CEO von NESTLÈ? Wasser ist ein Produkt und dafür muss man halt zahlen.

Mit der digitalen Revolution ist ein neues Produkt erschienen, eins was mittlerweile wertvoller als Erdöl ist. Ich spreche von Daten! Jedes Individuum ist mit seiner Geburt zu einem Datenträger geworden. Jedes Verhalten wird in Daten umgearbeitet, gespeichert und analysiert. Mit den Analysen lassen sich Gesellschaften steuern, Macht begründen, jede Menge Geld verdienen und vor allem das Verbraucherverhalten beeinflussen. Jenes Verbraucherverhalten, welches angeblich Macht gegenüber den Konzernen, welche die Daten auswerten und ihre Kampagnen darauf abstellen, erzeugt. Aha! Das böse Wort nennt sich Manipulation im ganz großen Stil. Es mag sich penetrant lesen, aber ich wiederhole es nochmals. Die Konzerne und Politiker, welche davon ausgehen, dass die Konzerne quasi zu einem verträglichen nicht zerstörerischen Verhalten über das Verhalten der Verbraucher gezwungen werden müssen, verfügen über die Daten, welche eine Manipulation des Verbrauchers ermöglichen? Ich glaube in Deutschand gibt es dafür die Redewendung: Hier beisst sich die Katze in den Schwanz. Wie wäre es, wenn die Daten da im Besitz blieben, wo sie hingehören? Nämlich beim Individuum! Was passierte, wenn die Datensammler für jeden einzelnen Datensatz bzw. Datenpunkte zahlen müssten? Es ist doch ein Produkt.

Individuum und Gemeinschaft! Moderne Industriegesellschaften sind bis in die Tiefe verwaltet. Wer einmal im System erfasst wurde, ist nicht mehr zu entfernen und virtuelle Personen ins System hineinzubekommen, ist beinahe unmöglich, wenn man nicht jede Menge Leute einweiht. Ich weiss, wovon ich spreche. Neben der staatlichen Katalogisierung beginnt die Aufzeichnung der Daten in diversen Clouds. Seit Mitte der Neunziger geht nichts mehr verloren. Besteht denn überhaupt noch ein Interesse an Individualität, damit ein geschützter individueller Handlungsbereich, welcher bei verantwortlichen Handeln eine Freiheit garantiert? Ist es nicht vielmehr so, dass ich nicht einem Schutz unterliege, sondern aktiv meine Freiheit verteidigen muss? Im Falle der Datenerhebung auf jeden Fall. Wenn ich es ernst nehme, muss ich mir bei allen nur erdenklichen Aktivitäten die AGB’s bis ins letzte Detail ansehen. Nahezu immer ist da ein Passus, in dem ich nicht nur in diesem Augenblick einwillige sondern meine Daten auch an Partner (namentlich natürlich nicht benannt) weitergereicht werden und für jede Menge weitere Aktionen verwendet werden. Ich kann mich auch mit einer Freigabe infizieren. Das ist bei Facebook passiert. Willigte einer meiner Freunde ein, war das die Freigabe auch meine Daten zu verwenden.

Gesellschaften sind zu Datenbanken geworden, die von zahlenden Bedarfsträgern nach Kriterien abgefragt werden können. Die Ergebnisse werden dann in Kategorien zusammengefasst, mit denen dann weiter gearbeitet werden kann. Die Tage von Instituten mit Studenten, die mies gelaunte Leute abtelefonieren müssen, sind gezählt. Und wenn doch mal einer anruft, ist es mit Sicherheit der Versuch etwas am Telefon zu verkaufen, weil der Algorhytmus eine gewisse Erfolgswahrscheinlichkeit ausgerechnet hat. Ich bin längst nicht mehr ich, sondern ich bin das, was die Analyse ergeben hat und ich bin nicht alleine, sondern gehöre einer Zielgruppe an. Dies schlägt sich auch sprachlich nieder. In den seltensten Fällen wird noch von einzelnen Menschen gesprochen. Es werden Gruppen angesprochen, denen wiederum Eigenschaften zugeordnet werden, welche wiederum politische Wirkung haben. Das wirkt bis ins Private hinein. Kaum jemanden interessiert, wie meine Meinung zustande gekommen ist. Bei einem hellhäutigen heterosexuellen Mann Mitte 50, der sich seines Geschlechts bewusst ist, eine Beamtenlaufbahn hinter sich hat, bei der Polizei war und in Pension ist, ist das meiste bereits abgedeckt, bevor ich auch nur ein Wort gesagt habe. Wenn meine Gesprächspartnerin auch noch Esoterikerin ist, kommt das Sternzeichen Steinbock mit Aszendent – schlag mich tot – hinzu. Na ja gut … die wenigsten Erfahrungen habe ich wahrscheinlich als Balletttänzer gemacht, aber immerhin stand ich mal als Frau auf der Bühne. Selbstredend geht dies auch jeder/jedem anderen nicht anders. Flüchtling! Woher? Warum? Wieso? Weshalb? Linker? Was für einer? Welche Ziele? Wieso? Warum? Jeder kann sich alleine unzählige Beispiele überlegen.

Doch mir geht es nicht ausschließlich darum. In Deutschland haben wir fast alles den Verwaltungen übergeben. Wir machen nicht etwas, weil wir mittels logischer Überlegung auf etwas gekommen sind, sondern weil es so bestimmt wurde. Wir müssen gar nicht mehr darüber nachdenken. Wehe, wenn die Regulierungsmacht mal gerade abwesent ist. Ein Beispiel: Vor einigen Jahren lief ich über den Weihnachtsmarkt meines Bezirks. Erst hatte es geschneit, dann getaut und wieder gefroren. Kurz, es war an verschiedenen Stelle böse glatt. Vor dem Schaufenster eines Schuhladens befand sich eine geriffelte Metallplatte als Abdeckung zu einem Kellerzugang. Durch die Wetterbedingungen hatte sich das Ding zu einer bösen Falle entwickelt. Mehrere Passanten glitten fast aus, eine junge Frau setzte sich auf den Hintern, richtete sich wieder auf und ging dann aber doch weiter. Ich entschloss mich dazu, zunächst breitbeinig das Ding zu sichern. Danach sprach ich eine Frau an, damit sie Hilfe mit Streusalz holt. Typisch Bulle! Nein! Meine Oma stürzte mal im Winter, brach sich einen Arm und die alte Dame musste böse leiden. Wieder einige Jahre später saß ich in Malaysia vor einem Mini – Market und lauschte einigen mit mir befreundeten Straßenmusikanten. Die Leute vom Markt hatten für Rollstuhlfahrer eine Metallrampe auf die Stufen gelegt. Zwischenzeitlich hatte es einen kleinen Regenguss gegeben, das Ding war glitschig geworden und jede Menge doofe Touristen rutschten aus. Ausgerechnet der Gitarrist der Kombo, der weltweit als Hippie durchgehen würde, fasste sich ein Herz und entfernte die Platte. Von wegen Bulle!

Corona hat es uns in aller Nachdrücklichkeit gezeigt. Masken sind in Asien seit über ein Jahrzehnt kein Thema mehr. Es begann mit der Luftverschmutzung der großen Metropolen, ging weiter mit der Hygiene und eines Tages war es schick, eine zu tragen. Für manch eine Frau ein echter Kostenfaktor. Atemnot, Befreiung, Angst ist … Sorry … absoluter Bullshit. Millionen Chinesen, Taiwanesen, Japaner, Indonesier, Malaien, Vietnamesen irren nicht. Ende! Wären Masken ein Statussymbol, würde jeder Idiot in Deutschand damit herum rennen. Sich in einer Pandemie, egal wie das dämliche Virus heisst, in großen Mengen zu treffen, sich nach guter alter Mittelaltersitte die Hand zu geben (ganz nebenbei einst ein Zeichen der Unterwürfigkeit), sich wie die Schickeria abzuküssen, wie wir Berliner zu sagen pflegen: ist schlicht komplett Plemplem! Spannend ist auch, wenn sich ausgerechnet ehemalige DDR – Bürger gegen eine Impfpflicht aussprechen. Ihr Pfosten hattet bis 1989 eine staatlich verordnete Impfpflicht und habt das als Errungenschaft des Sozialismus verkauft. Aber darum geht es ja auch gar nicht. Überall in den Medien ist von einem Staatsversagen die Rede. Mal weil … ein anderes Mal wegen nicht. Fakt ist: Erwachsene volljährige Bürger haben ihr Gehirn abgegeben und wollen vom Staat Verhaltensregeln bekommen. Und wenn sie erlassen werden, verhalten sie sich wie Kinder. Ich habe zwei Töchter groß gezogen und kenne das Spiel. Wenn die keinen Bock hatten irgendwo hinzugehen, erwartetetn sie von mir ein Verbot, welches sie den Freundinnen/Freunden gut verkaufen konnten und außerdem noch auf Palastrevolution machten. Ein solches Verhalten nennt sich Spätpubertär. Ich habe mir teilweise die BILD – Dokumentation angesehen. In voller Gänze habe ich Julian Reichelt nicht ertragen. Was ist denn das bitte für eine Trümmertruppe, die sich anfangs über die Maßnahmen lustig macht, wissenschaftliche Grundsätze nicht auf die Reihe bekommt, und dann eine zweite Schicht als Notlaufprogramm einrichtet? Vielleicht sollte sich Julian Reichelt als Einsatzleiter für BAO Lagen (Besondere Ablauforganisationen wie z.B. Entführungen/Geiselnahmen/Bedrohung/Erpressung/Raub) bewerben, da trifft er Gleichgesinnte. OK! Da kommt wirklich der Bulle durch! Krisenlagen kann ich, glaube ich jedenfalls nach 25 Jahren Erfahrung. Ich erinnere auch an meine Beschreibung von bestimmten Personen in Führungspositionen. Mir bereitete es immer einen bösen Spaß, wenn solche Typen auf Verhandler trafen. Speckjeans, ausgelatschte Schuhe, Pulli, gelbe Finger und abgebrüht bis in die Haarspitzen. Verhandler sind die Frauen und Männer, welche in extremen Situationen mit den Straftätern sprechen, die gerade jemanden umbringen wollen.

Der Punkt auf den ich heraus will, ist die abgegebene Eigenverantwortung, die sich wie ein roter Faden durch die Gesellschaft zieht. Wer alles abgibt, darf sich nicht wundern, wenn sie/er zur Spielfigur wird. Gut, wenn man noch dazu in der Lage ist, es zu merken, schlecht, wenn dies nicht mehr der Fall ist. Mit dem Beitritt der DDR sind Millionen von Menschen Teil der Bundesrepublik Deutschland geworden, die Eigenverantwortung aus politischen Gründen nicht gewohnt waren. Sie trafen auf Menschen, die in einer verwalteten kapitalistischen Konsumgesellschaft der Freiheit des Individuums beraubt wurden. Ich habe da in meinem eigenen Leben vieles missverstanden. Zum Beispiel verstand ich meine eigenen Eltern nicht, als ich zum Spielball des Konsums wurde und sie als Nachkriegsgeneration andere Maßstäbe anlegten. Mir war auch nicht bewusst, dass es ein überzeugtes “Ja” zum Konsum und ein von einer Entscheidung getragenes “Nein” gibt. Ebenso war mir mir nicht gegenwärtig, in welchen Strudel ich bei der Digitalisierung hineingeraten bin. Mir half vor wenigen Tagen einmal wieder der Vergleich damals mit heute. Ein Freund schenkte mir ein Cartoon – Sammlungs – Heft vom Beginn der Neunziger. Harter Stoff! Den kann man heute über dem Tresen, also in den Social Media nicht mehr bringen. Aber da kam ich mal her. Ich gebe auch zu, meine Kinder “geglättet” zu haben. Alles was in den 70ern und 80ern noch einen Sinn machte, heute aber vollkommen unsinnig ist. Dumm, dass die auf mich teilweise hörten. 2021, also nunmehr 21 Jahre im 21. Jahrhundert, gelten andere Regeln. Mir wurde dies bewusst, als ich das Buch von Edward Snowden las. Meine Eltern haben, also habe ich … und dann kam das Gewissen. Vieleicht hätte Leute meiner Generation und Herkunft, mehr auf das Gewissen, also der Basis des Ganzen Wert legen sollen.

Ich will mit etwas schließen, was ich an anderer Stelle mal schrieb, aber im BLOG, glaube ich jedenfalls, noch nicht untergebracht habe. Für meine Eltern war es etwas Besonderes und vor allem recht kostspieliges Unterfangen, in den Ski – Urlaub zu fahren. Familie Trölsch landete dort, wo auch die Frau Bundeskanzlerin Urlaub machte, nämlich in Süd – Tirol, Italien, Sulden, unterhalb vom Ortler. Neben der guten Frau Merkel, residiert dort eine andere bekannte Persönlichkeit: Reinhold Messner. Diese Urlaube sind eine Kindheits – und Jugenderinnerung. Da gab es diesen Gletscher. Majestätisch, ewig, unveränderbar, mit hellblauen Spalten. Was soll ich sagen? Der ist fast weg. Einfach mal so … weg! Was kann ich als Individuum tun, damit die damit aufhören? DAS IST MEINE FRAGE! BLOG? Wird schwer …