Wenn die Wut nicht sterben will

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Als sich bei der Klimakonferenz in Paris die Vertreter der Staaten dieser Erde trafen, ging es für etwa 50 Staaten, den sogenannten demnächst am meisten Betroffenen um das nackte Überleben derjenigen, die sie entsandten. Sie sprechen nicht über das, was passieren wird, sondern sie sehen es bereits. Hilflos stehen sie den vom Homo sapiens entfesselten Gewalten gegenüber. Die Küsten erodieren, Super Taifune töten tausende Menschen und was noch stehen bleibt wird von Sintflutartigen Regenfällen zerstört. In Paris stand ein zentraler Punkt zur Debatte. 2 Grad Celcius Anstieg retten unter Umständen die geografisch besser liegenden westlichen Industriestaaten, 1.5 Grad Celcius, könnten auch den bereits betroffenen Regionen eine Chance geben.

Die Dokumentationen zu den Verhandlungen in Paris ließen mich hilflos zurück. Konzernvertreter, die Vertreter der Erdölfördernden Staaten, allen voran Saudi – Arabien, aber auch andere Staaten, zierten sich und verhandelten über die 0.5 Grad. Faktisch verhandelten sie nicht die Zahl, sondern über Leben und Tod von Millionen Menschen. An der Stelle bin ich als menschliches Wesen überfordert. Immerhin einigten sie sich am Ende auf die 1.5 Grad. Doch wie befürchtet, war das Einigungspapier nichts wert. Wir wissen jetzt, dass sie sich nicht daran gehalten haben. Die Welt hat auch zur Kenntnis genommen, dass die USA unter Führung des vom Volk gewählten Präsidenten Donald Trump aus dem Programm ausgestiegen ist. Unzeitgemäßes Wahlsystem hin oder her, Millionen haben ihn mit dieser Ansage gewählt und die Republikanische Partei stand dahinter. Doch erst einmal heißt es vor der eigenen Tür zu kehren. Mein Land, meine Regierung, Firmen mit deutscher Beteiligung, haben sich ebenfalls nicht dran gehalten und Teile der Welt zum Narren gehalten, oder schärfer: Zum Tode verurteilt! Nein, die Zeiten, in denen sich jemand darauf zurückziehen kann, dass man ja nichts wusste, sind vorbei.

Bin ich geflogen? Ja! Kein kurzer Urlaub, sondern für einen sehr langen Aufenthalt. Seit geraumer Zeit kauf ich kaum noch neue Sachen. Bei nahezu allen Anschaffungen gehe ich erst einmal mit mir selbst ins Gericht. Ich glaube, ich darf behaupten, dass ich versuche bescheiden zu leben. Auf jeden Fall zurückhaltender, als viele meiner Mitmenschen. Schaut man sich in Berlin den Straßenverkehr an, scheint die Welt in Ordnung zu sein. In jedem Fahrzeug sitzt lediglich eine oder einer, die Youngster patrouillieren durch die Straßen, Vollidioten demonstrieren mit Autokorsos, Lieferwagenfahrer lassen gnadenlos den Motor laufen. Hebe ich den Kopf ein wenig höher, vernehme ich etwas von angesäuerten Energieriesen, die von den Bürgern des Landes entschädigt werden wollen. Ich weiß nicht, ob ich das korrekt verstanden habe. Jeder der Steuern zahlt soll denen Geld geben, damit sie nicht weiterhin die Lebensgrundlagen zerstören? Nicht anders sieht es bei der Autoindustrie aus. Es gibt widerliche Ignoranten, die teure Boliden, am besten noch Verbrenner oder Hybride kaufen, also stellen wir die her. E – Autos! Wir wissen, dass die Batterien nicht unproblematisch sind. Da würde es mir logisch erscheinen, Fahrzeuge zu entwickeln, die einem Mindestmaß genügen und hocheffizient die Energie nutzen.  Welche Botschaft übergeben mir Supersport Fahrzeuge mit Spitzengeschwindigkeit um die 300 km/h?  Was zum Teufel soll das? Egal wo ich hinsehe, kommt es mir vor, als wenn alle mit den Schultern zucken und einfach weiter machen.

Der Klimawandel an sich ist katastrophal, doch wir sitzen auf weiteren Zeitbomben, an deren Entschärfung irgendwie keiner Interessen zeigt. Weltweit wird darüber gestritten, wer sich unter welchen Voraussetzungen um die Hinterlassenschaften des II. Weltkriegs in den Meeren kümmert. Da liegen nämlich noch einige Schiffe auf dem Grund, deren Tanks randvoll mit alles vernichtenden Schweröl sind. Das langsam frei werdende TNT (Trinitrotoluol) ist auch nicht gerade ungiftig. Dann hätten wir noch einige chemische Altlasten und ein wenig atomaren Müll aus den letzten Jahrzehnten im Angebot. Aber egal, wir lassen es darauf ankommen und widmen uns begeistert dem nächsten Wahnsinn. Blockchain, Mining, Bitcoin, Vernetzung, schneller, noch schneller, Geld, noch mehr Geld und noch mehr Energiefresser. Seit ihr alle vollkommen jenseits von Gut und Böse? Was ist denn nur los? Ist der Mensch wirklich so erbärmlich bescheuert?

Brauchen wir eine entschlossene Gruppe, die uns ausbremst? Hatten die Autoren der dystopischen Romane am Ende recht? Brauchen wir am Ende den Protagonisten aus dem Film Fight Club, der die Menschheit mit einigen Explosionen erlöst? Leben wir mit Corona bereits im Plot von 12 Monkeys? Würde es helfen, wenn wir in der Zeit zurückreisen könnten und die ersten Neoliberalen killen?

Wie gesagt, viele leben vor sich hin, als wenn sie dies alles nichts anginge. Dabei werden die Abstände immer kürzer und die finalen Ultimaten werden ständig korrigiert. Wäre ich 30 – Jahre,  würde ich mir selbst nicht begegnen wollen. Ich kümmerte mich damals um andere Dinge. Zu der Zeit wusste ich wirklich einiges noch nicht. Doch diese Entschuldigung kann ich nicht mehr in Anspruch nehmen. Eins weiß ich, es ist keiner/keinem Jüngeren zu verdenken, wenn sie sich in Anbetracht der Geschehnisse radikalisieren.

In der Dokumentation Guardians of the Earth, die den Pariser Klimagipfel dokumentiert, führt ein Mann eine Gruppe über das Konferenzgelände und klärt die Zuhörer über das Greenwashing der mit Ständen (250.000! EUR Standmiete) anwesenden Konzerne auf. Auf der Höhe des Stands von Coca Cola wird er von der unsanft Polizei abgeführt. Muss man noch mehr sagen? Für mich eine Schlüsselszene. Der Homo sapiens hat seine Seele für Geld verkauft.

Das musste raus!

Rassismus Debatte im 21. Jahrhundert

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Die Debatte über Rassismus in Deutschland empfinde ich persönlich als absolut verwirrend. Vorab: Es liegt mir fern, einen anderen Menschen wegen seines Aussehens in irgendeine Schublade zu stecken. Ich schreibe ganz bewusst nichts von beleidigen oder diskriminieren. Denn täte ich dieses, stände die Behauptung im Raum, dass das Aussehen hierfür ein geeignetes Mittel wäre. Beleidigungen und das Verletzen eines anderen Menschen ist meiner Auffassung nach ohnehin ein schwieriges Thema. Dazu gehören mindestens zwei Personen. Der Sender mit der Motivation des Beleidigens oder Verletzen, und der Empfänger, welcher die Botschaft aufnehmen muss und sie als solche empfindet.

Gleichsam möchte ich klarstellen, dass ich nicht im Geringsten bestreite, dass es in Deutschland Rassismus und Diskriminierung gibt. Für mich ist immer dann von Rassismus zu sprechen, wenn die Grundaussage, dass alle Menschen abschließend taxonomisch als Homo sapiens  mit identischen Grundvoraussetzungen zu betrachten sind, in Zweifel gezogen wird. Jeder, der den Begriff erweitert, muss klären, welche Definition oder Assoziationen sie/er dazu hat. Wenn beispielsweise die Aussage verwendet wird: “Es gibt keinen Rassismus gegenüber Weißen!”, gilt es einiges hinzuzufügen. Als Gary Moore seine legendäre Blues – LP aufnahm, gab es Musiker, die anerkennend sagten: “Für einen Weißen nicht schlecht!” Rassismus? Wenn die Machtkompenente und das Politische mit hineingenommen wird, ist es keinesfalls der Rassismus, welcher allgemein zur Debatte steht.

Was ist mit dem Verhalten der Mitteleuropäer untereinander? Auf der einen Seite die “Krauts” und “Kartoffelfresser”, andererseits die “Froschfresser” oder die “Spaghetti – Fresser”, mal ganz abgesehen von den “Inselaffen mit 1000 Jahre Inzucht!”. Rassismus? Oder rudimentäre Überbleibsel eines Nationalismus, der in den Zweiten Weltkrieg führte? Was ist mit dem nationalsozialistischen  Propagandafeldzug, in dem alle “Slawen” zu Untermenschen deklariert wurden? Und letztendlich, eher vorrangig, der Holocaust. Von einer jüdischen Rasse zu sprechen, ist eindeutiger und geschichtlich einmaliger Rassismus, doch eben von Weißen gegen Weiße. Der Holocaust zeigte die ganze Abstrusität des Rassismus. Aus einer Weltanschauung eine Rasse zu machen – in diese geistige Verwirrung muss man erst einmal hineingeraten. Da kann nur Kalkül dahinter stecken.

Rassismus ist meiner Meinung nach in erster Linie ein Instrument in den Händen von kalt kalkulierenden Strategen, die damit weniger rational aufgestellte Menschen manipulieren. Die am Ende rassistisch unterwegs sind und handeln, sind die willfährigen Gefolgsleute. Als sich die mitteleuropäischen Entdecker auf die Reise machten, ging es im Hintergrund um Geld. In ihrem Gefolge befanden sich kirchliche Missionare, die die “neuen” Heiden, fehlgeleitete Kinder Gottes, auf den richtigen Weg bringen sollten. Die Missionare mögen daran geglaubt haben, die Kirchenfürsten hatten Geld und Macht im Sinn. Heiden, die Bezeichnung stammt von den alten Riten der mitteleuropäischen Völker ihre Götter auf der Heide anzusprechen, konnten trotz entgegengesetzter biblischer Vorgaben getötet und gefoltert werden. Alles was in der Zeit des Sklavenhandels und während der Kolonialisierung stattfand, musste spirituell und ideologisch passend begleitet werden.

Der Homo sapiens tötet in der Regel nicht grundlos und erst recht gehört es nicht zum Grundverhalten, andere Angehörige der Spezies zu quälen. Immer bedarf es einer Konstruktion, mit der das Verhalten begründet wird. Und diese kommt häufig aus dem Kopf anderer, die selbst nicht töten oder in Aktion treten. Meiner Auffassung nach ein deutlich unterschätzter Faktor. Denn wenn es anders wäre, also das Verhalten in dem einem  Menschen oder einer Gruppe aus einer Zeit begründet ist, könnte es einfach aussterben. Doch im anderen Fall, existieren gedankliche Prämissen, die in Familienverbänden, gesellschaftlichen Strukturen und Ideologien, teilweise unterbewusst weiter gegeben werden.

Das aktuelle Geschehen anzugehen ist immer ein temporärer Akt, die Ursachen zu bekämpfen, führt zum gewünschten Erfolg.

Wie auch immer, ich kann solche Dinge nur erfolgreich angehen, wenn ich sauber und trennungsscharf die Ursachen erkenne. In der Praxis sehe ich im Moment eine Auswirkung, gegen die ich etwas konkret unternehmen kann. Das ist das Blattwerk eines unerwünschten Beikrauts im Beet. Aber gehe ich nicht auch die Wurzel an, werde ich eine Woche später wieder Blätter haben und wenn ich Pech habe, noch mehr als zuvor.

Ich halte es für einen schweren Fehler aus Nationalismus, Rassismus, Diskriminierung, Antisemitismus, Anti – Islam, eskalierenden sozialen Spannungen, bürgerlichen Ängsten, Geschlechterkampf, religiösen Fanatismus, wieder aufstrebenden Moralismus, eine  Suppe zu kochen. Ein dunkel pigmentierter Mitbürger kann durchaus ein  übler deutscher Nationalist sein, so wie jeder Homosexuelle zum Rassisten werden kann oder Gender – Aktivist durchaus zum Islam – Hasser werden kann. Die Spielarten sind mannigfaltig.

Kommunikation ist die absolute Notwendigkeit für eine positive Veränderung

Die Schwierigkeiten bei der Kommunikation zwischen Menschen sind mit die mit am meisten unterschätzten Probleme. Es beginnt mit der Frage: Warum will ich kommunizieren? Was ist mein Motiv? In Kommunikationsseminaren wird hierzu ein Rollenspiel inszeniert. Zwei Personen werden in eine Kommunikationssituation gesetzt. Bevor es losgeht, muss einer der Teilnehmenden auf ein Blatt sein Ziel notieren. Diese Notiz wird später bei der Auswertung einbezogen. Ich habe in Seminaren selten erlebt, dass das Gespräch dort endete, wo der Notierende hin wollte.

Bei Videoaufzeichnungen lassen sich Mikro – Störungen erkennen. Ein kaum wahrnehmbarer körperlicher Ausdruck, ein falsch benutztes Wort, eine kleine unscheinbare unterschiedliche Interpretation, eine unbekannte negative Konnotation mit einem Begriff, lässt ein Gespräch schlagartig eine Wende nehmen. Oftmals ist dann eine/r schlagartig verschlossen und nicht mehr für die Worte der anderen Seite zugänglich. Im Grunde genommen, kann das Gespräch an der Stelle abgebrochen werden.

Wenn ich also in das Gespräch mit dem Ziel einer Verhaltensänderung oder wenigstens einen Anstoß für ein Umdenken geben will, muss ich auf solche Sachen achten. Alles andere läuft darauf hinaus, dass ich mal meine Meinung gesagt habe. Vielleicht könnte man es noch als ein Signal für andere betrachten. “Hallo, hier stehe ich, dies ist meine Meinung, treiben sich hier noch Gleichgesinnte herum?” Richtig schiefgelaufen ist es, wenn ich die andere Seite nicht nur “zu” gemacht habe, sondern sie gegen mich aufbringe. Jedenfalls, wenn ich dies nicht wollte. Selbstverständlich kann dieses aus der “Reserve” locken ein taktisches Mittel sein. Dann sollte ich mich allerdings nicht darüber wundern.

Ich erwähnte den Zustand des sich beleidigt oder sich verletzt zu fühlen. Oftmals begegnen mir Menschen, die zu mir sagen: “Dies darfst Du so zu mir nicht sagen,  weil es mich verletzt.” Was kann ich für die Verletzlichkeit eines anderen? Im Prinzip kann ich mit dieser Aussage alles unterbinden. Ich lege einfach willkürlich fest, dass mich etwas verletzt und schon darf niemand mehr dieses oder jenes machen. Bei mir gibt es eine simple Regel: Ich kann über eine andere Person denken und sagen, was ich will, solange ich dies auch der anderen Seite zugestehe und umgekehrt.

Es erstaunt mich immer wieder, wie viele Leute mit dieser Regel ein Problem haben. Zumeist wird mir dann mangelnde Empathie vorgeworfen. Eine interessante Interpretation. Ich merke durchaus, was auf der anderen Seite los ist, aber aus Gründen habe ich kein Interesse darauf einzusteigen. Es ist jedem frei überlassen sich mit Befindlichkeiten das Leben schwer zu machen.

Verkrampfungen und Tabus sind nicht förderlich

Quasi jährlich wird eine neue korrekte Bezeichnung für Leute mit dunkler Hautfarbe erschaffen. Afro – Amerikaner, PoC, Farbige, usw. Fakt ist, die Erwähnung der Hautpigmentierung ergibt nur in speziellen Kontexten einen informellen Mehrwert. Beispielsweise, wenn ich aus irgendwelchen Gründen heraus eine Person beschreiben muss. Es wäre ziemlich dämlich bei einer Personenbeschreibung diesen Faktor unerwähnt zu lassen. Geht es darum, dass jemand etwas gesagt oder gehandelt hat, ist die Erwähnung der Pigmentierung, des Geschlechts, Religion, obsolet. Im 21. Jahrhundert kann ich mir auf einer Social Media  Plattform ein Profil erstellen, in dem ich eine afro- amerikanische Jüdin bin. Im Anschluss amüsierte ich mich darüber, wenn mir Personen unterstellen, dass ich diese oder jene Meinung vertrete, weil ich eben dies bin. Problem: Die Leute begreifen es nicht.

Die Frage hinter der Frage ist doch: Warum wird mit den Worten so jongliert? Ein Kollege, Sohn eines “afro – amerikanischen” US-Soldaten, meinte mal zu mir: “Wenn Du mich als People of Colour oder Farbiger bezeichnest, gibt es etwas auf die Rübe. Du bist im Winter blass, im Sommer erst leicht rötlich und in der Mitte stark gebräunt und ich habe keine bunten Sams – Punkte auf der Haut. Genau sowenig bin ich Afro –  Amerikaner. Ich war noch nie in Afrika und ob meine Vorfahren von daher kommen ist ebenfalls nicht geklärt. Ich bin, wenn überhaupt, schwarz.”

Gleichfalls halte ich es für völlig daneben, statt eines Hinweises darauf, dass irgendein Penner “Nigger” gesagt hat, von der Verwendung des “N-Wortes” zu sprechen. Weiß doch jeder was gemeint ist, also kann man es auch sagen. Dies kommt mir vor, als wenn von einem “F – Wort” gesprochen werden würde. Ich sage Kinder nicht, dass sie das “F-Wort” nicht benutzen sollen, sondern ich erläutere, dass Fotze grob, vulgär und heutzutage in der Regel beleidigend gemeint ist.

Es gehört zur Entwicklung von Jugendlichen dazu, dass sie provokativ Grenzen überschreiten. Damit die dies tun können, müssen erst einmal welche bestehen. Geschlechtsteile, bestimmte Symbole und Wörter sind mit gesellschaftlichen Grenzen, Tabus, belegt. Also malen sie genüsslich Penisbilder, Vaginas, Hakenkreuze, an die Wand, beschimpfen sich gegenseitig mit Jude, Nigga und Fotze. Ihnen wurde gesagt, dass man das nicht macht, also betrachten sie dies als Handlungsaufforderung. Meine jüngste Tochter stand mal vor mir und schleuderte mir voller Zorn mit bebender Stimme: “Du Kumpel!” entgegen. Irgendwer hatte ihr gesagt, dass das nicht in Ordnung ist. Ich glaube selbst derjenige gewesen zu sein, weil ich zur Älteren  irgendwann mal sagte: “Ich bin nicht Dein Kumpel oder der zufällig Älteste im Raum, sondern Dein Vater!”

Verläuft die Sozialisierung im Sinne der Gesellschaft, ist der ehemalige Jugendliche zu Verhaltensweisen und Überlegungen imstande, die per Definition als erwachsen bezeichnet werden. Offensichtlich geht da eine Menge schief und beschäftigt Psychotherapeuten/innen, Psychologen/innen und Psychiater/innen. Manch ein Rassist ist weniger ein intellektuell Überzeugter, sondern ein in Teilen seines Wesens pubertär stehen geblieben. Und die Zeitgenossen, welche diese Problematiken nicht erkennen, machen es nicht besser. Ich denke dabei zum Beispiel an Hakenkreuz – Schmierereien auf Tischen in der Polizeischule, die sofort als “rechtes” Problem bei der Polizei interpretiert werden. Mir macht dabei etwas ganz anderes Sorgen. Auf Tische zu Kritzeln ist in erster Linie pubertär. Wir leisten es uns, Menschen die noch nicht zu Handlungen eines Erwachsenen fähig sind, eine Waffe in die Hand zu geben und ihnen die Möglichkeit zu geben, in die Rechte anderer massiv einzugreifen. Außerdem schicken wir diese noch nicht gefestigten Menschen in psychologisch schwer zu bewältigende Situationen. In der Schweiz müssen Polizeibewerber eine abgeschlossene Berufsausbildung haben und meistens, entweder Militär – oder Ersatzdienst geleistet haben. Der Präsident der Kantonspolizei  Zürich sagte zu mir: “Wir Schweizer wollen nicht, dass halbe Kinder in die Rechte Erwachsener eingreifen.”

Rassismus, Diskriminierung u.a. haben immer etwas mit der Persönlichkeitsstruktur zu tun.

In meiner Zeit als Konfliktberater begegnete mir zum Thema Mobbing eine grundlegende Aussage: “Menschen setzen andere Menschen mit Worten, Handlungen, Mobbing, Diskriminierung, Rassismus herab, um den eigenen sozialen Status zu heben.” Seither bin ich in solchen Situationen immer auf die Suche nach den Defiziten beim Mobber, Rassisten oder was auch immer gegangen. Ausnahmslos bin ich fündig geworden. Oftmals lag es daran, wie die allgemeine Struktur aussah. Sie verursachte nicht die Defizite, die wurden bereits mitgebracht, aber sie wirkte verstärkend. Demnach habe ich zwei Dinge zu analysieren. Welche Defizite bestehen in der Persönlichkeit, woher kommen die und was kann ich dagegen tun und inwiefern fördert die bestehende Situation dies?

Spätestens seit dem Stanford – Experiment sind die speziellen Gegebenheiten im Gefangenenwesen bekannt. Damals stellten die Gefangenen und ihre Aufseher Studenten. Die Bedingungen auf Gefangenensammelstellen sind hart, belastend und extrem wirksam auf die Psyche. Wenn ich eine solche Dienststelle mit in anderen Teilen der Polizei gescheiterten Führungskräften und in der Persönlichkeit sehr einfach strukturierte und schlecht bezahlte Angestellte bedenke, bastle ich eine Zeitbombe. Exakt dies ist in der Vergangenheit passiert. Das erwartbare Geschehen und tatsächliche Ergebnis, welches mich auf den Plan rief, hatte nichts mit Rassismus oder sogenannten “rechten” Gedankengut zu tun, sondern ist das Ergebnis einer Psycho – Dynamik. Da kann ich die vermeintlichen Rechten und Rassisten austauschen so oft ich will, nach einem halben Jahr habe ich wieder den gleichen Zustand. Und wenn ich jemanden einen Vorwurf machen kann, dann sind es Stellen, die Stanford ignorierten und sich an Aufbau – Schablonen und Traditionen orientierten.

Was könnte man tun?

Wer spricht eigentlich mit wem in welcher Art und Weise? Da wären die selbsternannten Experten. Zu ihnen gehören u.a. sich selbst als Journalisten bezeichnende Personen, denen es oftmals am biografischen Hintergrund, echtem Wissen und vor allem am Qualitätsanspruch mangelt. Auf den Social Media Plattformen tummeln sich die unterschiedlichsten Typen. Bisweilen prallen Traumatisierte, was wenigstens bei den Opfern von Rassismus, Mobbing und Diskriminierung absolut nachvollziehbar ist, auf Egozentriker, die sich jede hingehaltene Jacke gern überstreifen. Kaum jemand ist dazu in der Lage den notwendigen emotionalen Abstand einzunehmen oder wenigstens die Eingebundenheit zu erkennen und entsprechend zu berücksichtigen.

Ohnehin sind diese Plattformen denkbar ungeeignet. Selten besteht der Anspruch auf einen echten fruchtbaren Austausch. Es geht um Selbstdarstellung, Narzissmus, Herausposaunen der meistens eher wenig fundierten Meinung und das Fahren von PR Kampagnen. Doch am hinderlichsten ist meiner Meinung nach etwas anderes. Ein Antagonist zum Rassismus ist das differenzierte Denken, welches das Individuum würdigt. Bei Konflikten, die einen negativen Verlauf nehmen, kann dies ausgeschlossen werden. Kontrahenten suchen sich Kombattanten, die sie stützen. Nach einer Weile prallen Gruppen aufeinander, die sich gegenseitig dämonisieren. Eine differenzierte Betrachtung ist damit nicht mehr möglich.

Von Nöten sind gut ausgebildete und aufgestellte Geisteswissenschaftler aus den Fakultäten Psychologie, Soziologie und Philosophie, die in der Lage sind ihre Erkenntnisse öffentlich verständlich zu präsentieren und auf diese Art einen echten Einfluss bekommen. Doch leider erscheinen die mir teilweise wie chinesisch sprechende Wissenschaftler, die sich in einem Labor tagtäglich  gegenseitig therapieren.

Von denen würde ich mir Anstöße erhoffen, die die Menschen umdenken lassen und sich nach und nach vom Ist – Zustand der Kategorisierung von allem und jedem, entfernen lässt. Menschen werden damit des Individuellen beraubt und zum abstrakten Teil einer Gruppe mit Konnotationen gemacht. Dies funktioniert überall und vor allem bereits zu lange. Ich frage mich bei Gewalt, insbesondere wenn es ums töten und foltern geht, wie Menschen die inneren Barrieren überwinden, die sie normalerweise davon abhalten. Im Krieg gehen nicht irgendwelche Psychopathen aufeinander los, sondern der Jedermann aus der Nachbarschaft kämpft gegen sein Pendant aus einem anderen Land. Es ist die Gruppe, die Anonymisierung des Gegners, die alles möglich macht. Selbst wenn man den Einzelnen kennt, er aber zu einer abgelehnten Gruppe gehört, wird alles leichter.

Schon aus diesem Grund sehe ich neue Gruppenbezeichnungen wie PoC und LGBTQI+ skeptisch. Erneut kommt es zu Konnotationen und die sind nicht zwingend positiv. Sie werden von unterschiedlichen Gruppen benutzt und für eigene Zwecke missbraucht. Die sich dort gern in die Gruppe einfügen lassen, suchen dort den Schutz der Gemeinschaft, aber das kann auch nach hinten losgehen. Jede Gruppe findet ihre Anführer. Gute, suchen einen Weg, und im Falle von Diskriminierung und Rassismus, das Verbindende, welches nach und nach einen breiten Rückhalt erzeugt. Schlechte, gehen den Weg der Konfrontation, womit sie Sympathisanten und Unterstützer zu Außenseitern machen oder sie gar verprellen. Dabei geht es nicht darum, dass die plötzlich zu Rassisten werden. Aber sie wenden sich ab, statt zu unterstützen. In diesem Zusammenhang ist der stetig kommende Hinweis auf die Privilegierung des “Weißen” extrem kontraproduktiv. Gerade in den Kreisen, der in der Gesellschaft weniger mit  Privilegien bedachten, den Underdogs, ist der Rassismus und die Ausländerfeindlichkeit ausgeprägt. Hingegen gehören die Sprecher/Aktivisten/Anführer der Gruppen “PoC” und LGBTQI+ oftmals zu denen, die es geschafft haben. Hohes Bildungsniveau, Auskommen, gesellschaftlich anerkannte Berufe, Titel und  eine gute sprachliche rhetorische Ausbildung. In einer Gesellschaft mit sich einer stets weiter öffnenden sozialen Schere kann dies problematisch werden. Kritiker meiner Aussage, werden mich darauf hinweisen, dass es um die allgemeine Ausgangslage geht. Dieser gedankliche Schritt setzt Abstraktionsfähigkeiten voraus, die nicht gegeben sind.

 

Der funktionale Rassimus des deutschen politischen Establishment

Neben den Underdogs gibt es Personen, die von ganz Oben den Rassismus befeuern und für eigene Zwecke benutzen. Für mich ist ihr Verhalten absolut verwerflich. Moria, die Toten im Mittelmeer, die Sterbenden in den Wüsten, die Arbeitsverhältnisse der osteuropäischen Arbeitskräfte, all dies lässt sich ausschließlich über unterschwelligen Rassismus bewerkstelligen. Es ist nicht mehr der offen sichtbare des Kolonialismus, wenn er auch exakt die Funktion dessen übernimmt. Die Folgen für die Zukunft sind unabsehbar. Bei den meisten Betroffenen handelt es sich um junge Frauen, Männer und Kinder. Die werden die seelische Last des Erfahrenen Jahrzehnte tragen. Wer hat das Recht den ersten Stein zu werfen, wenn sich unter ihnen Leute radikalisieren? Und was ist mit denen, die in Unterkünften landen? Sie werden dort untereinander wildfremd zusammengepfercht. Die Auswirkungen sind vorhersehbar. Welch Geistes Kind sind Zeitgenossen, die Dankbarkeit einfordern und von einer Wohlverhaltenspflicht des Gastes sprechen? Untersuchungen ergaben, dass junge Soldaten des Zweiten Weltkriegs sich vor dem Gang zur Front nahmen, was sie wollten, weil sie wussten, dass ihr Leben keine Perspektive mehr hat. Aber soweit ins Extreme muss man nicht schauen. Ich habe erlebt, wie Polizisten nach einer dreitägigen Unterbringung in einer Sporthalle miteinander umgehen. Was muss ich mir nach einem Jahr in einer Unterkunft mit Gemeinschaftstoiletten, keinerlei Privatsphäre, verdammt zur Untätigkeit, vorstellen? Dann auch noch mit Leuten, die Vergewaltigungen, Folter, Schläge, Entbehrungen, Hunger, Durst, Kälte, schreiende und sterbende Kinder hinter sich haben?

Dies alles wird von außen her erträglich, wenn ich die Betroffenen entmenschliche und sie zum Teil von etwas Bedrohlichen mache. Sie gehören zu einer Flüchtlingsflut, die Europa überschwemmt. Sie sind ein Problem, welches eine Krise erzeugt. Gleichfalls sind sie ein Produkt, mit dem Handel betrieben wird und Profite erzeugt werden. Da ist es nur logisch, wenn man von Asyltourismus spricht, ein widerliches Wort, welches erneut die Würde nimmt und eine Flüchtlingsindustrie ins Spiel springt. Würden sich der Einzelne mit dem Individuum auseinandersetzen, sich ihre Geschichten anhören, wäre alleine das Zuhören für eine Traumatisierung geeignet. Ich bin hart im nehmen, aber auch an mir geht es nicht spurlos vorbei, wenn einer sein T – Shirt hochreißt, um mir seine lange Narbe zu zeigen, die vom Versuch ihn als Kind aufzuschlitzen herrührt.

Machen wir uns nichts vor. Ein großer Teil der Menschen, die ihr Ursprungsland verließen, werden schräg angesehen. Was können wir dafür, wenn die in ihrem Land nichts auf die Reihe kriegen? Das wird schon seine Gründe haben. Was mich zu den beiden letzten Punkt führt, die mir unter den Nägeln brennen

Wäre Deutschland eine Person ...

Vor meinem geistigen Angesicht stände dann ein arroganter Fatzke, der selbstgefällig von sich behauptet alles richtig gemacht zu haben und deshalb den anderen die Welt erklären kann. Einer der sich selbst als die Antwort auf alle Fragen sieht und keinerlei Interesse an der Vorgehensweise anderer und deren daraus gezogenen Vorteilen interessiert ist. Gleichzeitig wäre es ein Jammerlappen, der täglich davor Angst hat, dass ihm etwas weggenommen wird. Ein alter Krämer mit Zipperlein, der allen von seinen schlimmen Schmerzen berichtet.

Forschte jemand in der Vergangenheit, käme eine schmutzige Biografie zum Vorschein. Weggenommen wurde den jüdischen Mitbürgern viel, teils verurteilte man das Verhalten, aber zurückgegeben wurde wenig und niemals freiwillig. Auch wurde stillschweigend dankbar der Erlass von Schulden und die Reparatur der Schäden hingenommen. Obendrauf wurde ein Mythos gesetzt: das Wirtschaftswunder, entstanden aus den vermeintlichen fantastischen Fähigkeiten des jammernden Krämers. Nach und nach könnte sich das Bild eines gewissenlosen Geschäftemachers ergeben, der sich stets geschickt tarnte, während er mit jedem dahergelaufenen Gauner Geschäfte machte. Einer, der nicht alles richtig gemacht hat, aber es im Leben richtig gut gelaufen ist.

Eben jenes Trugbild wird vom politischen Establishment benutzt. Und da wir konsequent seit 200 Jahren im Aufwärtstrend liegen, muss es gut und richtig sein, während die in den Hallahalla – Staaten nichts hinbekommen haben. Man könnte bösartig auch sagen, der Kriminelle in der S – Klasse, welcher abfällig auf die Idioten, dumme menschen II. Klasse schaut, welche sich auf der Baustelle abrackern.

Ich hab mich hier im BLOG bereits mehrfach über das Wort “Leitkultur” echauffiert. Dabei schwingt genau das oben Beschriebene mit. Dabei bin ich mir auch noch nicht ganz sicher, ob die europäischen Staaten die eine Führungsrolle der Deutschen einfordern, Masochisten sind oder einfach jemanden brauchen, der beim Bau der Festung Europa einen Ausputzer suchen, der die Drecksarbeit übernimmt. Immerhin ist Deutschland dabei fast so etwas wie eine Fachkraft.

Teile und herrsche

Der Großteil der Diskussionen, Debatten werden auf einer mittleren gesellschaftlichen Ebene geführt. Selten konstruktiv, meistens innerhalb von unnötig verhärteten Konflikten. Welche Ursachen ich dafür vermute habe ich dargestellt. Ich empfinde dies als ziemlich unbefriedigend, weil ich für meine Kinder gern eine Welt mit minimalem Rassismus und konstruktiven Auseinandersetzungen zwischen Leuten, die gar nicht weit voneinander entfernt sind, sehen würde. Aber statt eine Bewegung dahin zu sehen, beobachte ich eine davon weg. Ich kann schlecht zu Aktivisten gehen und sie anbrüllen: “Nimm doch mal deine persönliche Betroffenheit aus dem Rennen, überlege, was Du erreichen willst und stelle Deine Rhetorik darauf ab! Vor allem schnapp Dir die richtigen Adressaten.”

Persönliche Betroffenheit, Frustration, Angriffe, verkomplizieren die Kommunikation und lassen die Leute auseinanderdriften. Und wie es in der Volksweise richtig heißt: Streiten sich zwei, freut sich der Dritte. Anstatt sich mit den politischen Kampagnen zu beschäftigen, die wirklich rechten und rassistischen Gruppen anzugehen, verzettelt man sich in niederschwelligen Themen und wenn gar nichts geht, ist die Polizei immer ein willkommener Boxsack. Dabei gäbe es da draußen ausreichend echte Gegner, wie Verlagsinhaber aus der Szene der Neu Rechten Bewegung,  Betreiber von Plattformen, die rechtskonservativen und zum Teil rassistisch aufgestellten schlagenden Verbindungen, der rechte Rand der CDU/CSU, einzelne Mitglieder der FDP,  Vordenker, Autoren usw..

Aber was passiert? Man hält sich mit Pillepalle – Diskussionen über Straßennamen, die ohnehin niemanden interessieren auf, erregt sich künstlich über Süßspeisen oder Restaurant – Namen, durchforstet Kinderbücher, von denen rechte Schläger niemals etwas hörten oder spricht in einer Sprache, deren Verständnis einer kleinen Gruppe vorbehalten ist. Das riecht häufig nach selbstgefälliger Betroffenheit, vermeintlicher moralischer Überlegenheit ländlicher Kirchgänger, und eitler Beschäftigung mit sich selbst

Teile und Herrsche setzt eine Instanz voraus, die im Hintergrund für die Teilung sorgt und die Beschäftigung mit dem Banalen forciert. Daran glaube ich nicht. Eine Entwicklung, die aus einem dynamischen Prozess ergeben hat, halte ich für deutlich wahrscheinlicher. Über jeden hingehaltenen Stock zu springen, aus dem Flachen einen Hype zu machen, aus jedem einen Experten oder Expertin zu machen, entspricht dem Zeitgeist und wird immer schlimmer. Infolgedessen geht das Tatsächliche, was Menschen in Unterkünften oder den Lagern täglich erleiden müssen, unter. Ebenso geraten die unzähligen Übergriffe in den überwiegend neuen Bundesländern aus dem Fokus. Gar nicht mehr betrachtet werden die Vertreter der etablierten Parteien und ihre propagandistisch aufgestellten Parteiblätter, wie die WELT, SZ oder BILD. Obwohl sie doch die Voraussetzungen schaffen und wenn man einzelnen etwas genauer zu hört, Fragen bezüglich derer Menschenbild aufkommen. Diskutiert werden Filmchen von Polizeieinsätzen, unkorrekte Ausdrucksweisen und Mitbürger/innen aller Couleur (in dem Falle mal buchstäblich), sowie Befindlichkeiten.   

Die genetischen Schalter, welche für die Pigmentierung der Haut und Phänotyp verantwortlich sind, haben nichts mit Intelligenz, charakterliche Eigenschaften, Persönlichkeit oder Empathie zu tun. Erst recht nichts mit der Befähigung zur Analyse, dem logischen Denken und Weisheit. Dies alles wird erlernt. Schrill, schräg, provokativ, rockt den Laden.

Die andere Seite

Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen kritikwürdig und verurteilenswert. Letzteres trifft es nicht einmal, wenn man an die Reaktionen denkt, denen Aktivisten ausgesetzt sind oder waren, deren Verhaltensweisen durchaus als kritikwürdig angesehen werden können. Was passiert da in Teilen der Gesellschaft. Wie muss man beim Schreiben von Hassmails mit widerlichen Inhalten an wildfremde Personen unterwegs sein, von denen man lediglich Worte gelesen hat, versendet? Schreiben ist immerhin noch mal etwas anderes, als das schnell gesprochene Wort in der Kneipe.  Ich glaube, diese Leute sind nicht einmal rechts oder Rassisten, die sind schlicht durchgeknallt. Gut, ich habe in meinem Leben einige seltsame Exemplare der Spezies Homo sapiens kennengelernt. Darunter befanden sich bestimmt welche, die Mails schreiben, Briefe verschicken oder sich in Netzwerken organisieren. Wahrscheinlich ist an dieser Stelle eins der größten Probleme zu finden.

Vielleicht ist Rassimus gestern und andere üble Sachen folgen.

Ich neige immer mehr dazu, den Radikalen, die die Social Media und ähnliche Optionen für Netzwerke, für eine der größten Gefahren der modernen Welt halten, zuzustimmen. Was wäre, wenn Rassismus, Diskriminierungen, aus einer Metaebene betrachtet, ähnliche Schalterstellungen darstellen, wie die, welche zum Verhalten im Internet führen. Es geht in der virtuellen Welt nicht mehr um Pigmentierungen, Herkunft, Aussehen. Die sind frei wählbar. Ich kann mir jederzeit einen Fantasie – Account zulegen. Was bleibt ist das innere Wesen des Menschen. Hass, Neid, Streben nach Macht über andere, sexuelle Befriedigung am Quälen anderer,  im Netz nicht physisch, dafür psychisch, Narzissmus, die komplette Breite der Persönlichkeitsstörungen können ausgelebt werden. Man braucht dafür nur ein Mobiltelefon und ein Datenvolumen. Jedes kranke Gehirn auf allen sieben Kontinenten, alle Ausgeburten und Fehlgeleiteten eines sich krebsartig über den Planeten ausbreitenden unmenschlichen Konstrukts, treiben jeden Tag ein wenig mehr ihr Unwesen. Es war schon schlimm genug, als der Mensch noch eine unmittelbare Rückmeldung vom gegenüber bekam. Es ist zu befürchten, dass diese virtuellen Freaks immer mehr werden. In der Konsequenz muss die Psychologie des Menschen u.U. mit neuen Kriterien betrachtet werden.

Für mich persönlich fürchte ich, damit nichts mehr zu tun zu haben, weil ich zu weit entfernt bin. Mir werden diverse Verhaltensweisen immer fremder und undurchschaubarer. Selbst beim Verstehen der in den Diskussionen verwendeten Sprache bin ich raus. Damit will ich heute enden. Beim Schreiben des Beitrags, die Schauspieler melden sich, stolperte ich über die Bezeichnung “Blockchain Evangelist”. Bitte? Was ist das denn? Ich recherchierte und stolperte prompt ins nächste Sumpfgebiet. Es gibt Menschen, die sind davon begeistert! Ich werde den Begriff für jene, die auch nicht damit anfangen können, hier nicht auflösen, aber ich kann so viel sagen: “Wenn ihr alle keinen Bock mehr habt Mensch zu sein, schließt Euch doch an einen Rechner an und spielt Matrix. Ohne mich, ich gehe ins Exil.”

Dorthin, wo Leute mit dunkler Pigmentierung und gebräunte Europäer friedlich zusammen an einem Feuer sitzen, den zusammen gefangenen Fisch braten und sich an den Kopf fassen, weil ein Nerd zu dämlich ist, einen Platz zum Pinkeln zu finden.

Die Schauspieler melden sich

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Unter dem Hashtag #allesdichtmachen melden sich mit kurzen Videos derzeit mehr oder weniger prominente Schauspieler zu Wort. Ironisch, Zynisch und Sarkastisch, mit Verwendung schauspielerischer Mittel, verbreiten sie die Botschaft: “Wir sind angefressen von den Maßnahmen der Regierung.” Zwischen den Zeilen sagen manche noch ein wenig mehr. Es geht um unnötige Ängste, die Notwendigkeit der Kunst, eine vermeintliche Unfähigkeit der Regierung, die Auswahl falscher Experten (ergo das Robert – Koch – Institut), Kritik an einem autoritären Auftreten des Staats, Verlust der Meinungsfreiheit und einen Zeitgeist, der jede oder jeden, der sich sich kritisch zu den Maßnahmen äußert, in die rechte Ecke stellt. 

 

Gut, dies dürfen sie selbstverständlich. Und den Weg in die Politik haben US – Hollywoodschauspieler wie Reagan, Schwarzenegger oder Eastwood geebnet. Fachwissen, berufliche Erfahrungen in einem Betrieb, Handwerk, Biografie, Führungserfahrung, sind in den Top – Positionen des deutschen politischen Establishments ohnehin nicht mehr gefordert. Spannend fand ich beim Schauen der Videos, was die Künstler alles nicht thematisierten. Zum Beispiel ihre Rolle in einer Unterhaltungsindustrie, in der Kunst häufig auf das Niveau eines Design – Burgers der großen Ketten herunter gewürdigt wird. Vor geraumer Zeit durfte ich einen alten Mimen erleben, der auf einer provisorischen Bühne, ausschließlich unter Verwendung einer weißen Leinen – Kombination und einem dreibeinigen Stuhl, “Der alte Mann mit dem Geierauge” von Edgar Allen Poe, präsentierte. Ich konnte nicht glauben, dass dieser Mann nicht auf den großen Bühnen spielt. Er gab mir eine Erklärung. Es gab eine Zeit, in der er es tat. Doch dann beschloss er, sich nicht mehr dem Diktat des Geldes und der am Profit orientierten Kunst zu unterwerfen. Sehr ernst und eindringlich gab er mir zu verstehen, dass nur aufgeführt wird, was letztlich auch Geld bringt. Mindestens gilt dies für die, welche als Prominent zu bezeichnen sind. Demnach war von ihnen bisher wenig Kritisches zu vernehmen. Klima? Soziale Ungleichheit? Zustand der Welt? Kunst, die provoziert, die ins Gehirn springt und Neues einleitet. Dada? Impressionismus? Expressionismus? Kubismus? Aktionskunst/Happenings?

Bisher schwiegen sie und machten, was man ihnen sagte. Auch dies hat in Deutschland eine Tradition. So manch eine deutsche Ikone stolperte über den Opportunismus. Dies lässt den Verdacht aufkommen, dass die Kampagne sehr von Eigennutz geprägt ist. Es fehlt derzeit am Erfolg, dem Kick, ausgelöst vom Beifall, die Streicheleinheiten für das Ego und mit Sicherheit auch am Geld. Wie gesagt, zu allem anderen schwiegen sie bisher und tun es weiterhin. Es geht auch nicht in die Tiefe. Weder kommt zur Sprache, dass ein Heer Ausgebrannter auf den Intensivstationen am Rande ihrer Möglichkeiten arbeiten, noch ist von deren Bezahlung die Rede. Auch der Umstand, dass Gesundheit ein Produkt ist, mit dem Profite erzielt werden, weshalb Krankenhausleitungen an Corona gar nicht interessiert sind. Die Patienten blockieren die lukrativen Operationen und Behandlungen, mit denen die Profite von Investoren generiert werden. Die in Aktion tretenden Schauspieler übergehen auch geflissentlich, welche Strömungen sich des Themas Corona bemächtigt haben.

Rechte Ecke? In die wird gestellt, wer an Demonstrationen teilnimmt, an denen sich bekennende Rechte beteiligen. Es ist nicht die Kritik an den Maßnahmen, die einen “rechts” werden lässt, sondern die Inhalte und die Form. Im Zuge der Pandemie ist ein zentrales Thema aufgekommen. Freiheit! Was ist Freiheit? Wo sind die Grenzen der Freiheit? Wie sieht das Zusammenspiel zwischen Freiheit, Verantwortung, Pflichten, aus? In welchem Verhältnis steht das Individuum zu anderen Menschen, der Gruppe, der Gesellschaft, dem Staat, im Sinne aller Menschen, die auf einem Staatsgebiet leben? 

In Zeiten des Internets, Kamera – und Tontechnik, die jedermann bedienen kann, dem nahezu unendlichen Zugang zu allen erdenklichen Gestaltungsmaterialien, steht und fällt die Freiheit des Künstlers mit der Möglichkeit der unbehelligten Veröffentlichung des Kunstwerks. Ob ich mit Kunst meine Brötchen verdienen kann, steht auf einem anderen Blatt Papier. Unbenommen ist Kunst ein Dienst an der Gesellschaft. Deshalb erhalten Galerien, Theater, Vereinigungen, staatliche Zuwendungen. Und was Kunst ist, ist kaum zu klären. Früher war das anders. Wer sich entschloss Künstler zu werden, entschloss sich meistens dafür in sehr bescheidenen Verhältnissen zu leben. Bis zu der Zeit, an dem die Bilder laufen lernten. Doch die breite Masse der Künstler profitiert daran nicht. Autoren bekommen Verträge, wenn ihre Texte den Zeitgeist bedienen, alle anderen zahlen bei der Selbstvermarktung zu. Musiker, teils hervorragend, tingeln neben dem eigentlichen Beruf durch die Kneipen und spielen für ein paar Bier und eine Schachtel Zigaretten. Ambitionierte Schauspieler, treten für einen Betrag, der für die Kulisse, Miete des Hauses und die Kostüme reicht, nach Feierabend auf Kleinkunstbühnen auf. Denen geht derzeit ein Hobby verloren, aber das Geld kam bisher ohnehin aus anderen Quellen.

Die in den Videos sind Berufskünstler, welche gegen Geld andere Menschen unterhalten, mit wenigen Ausnahmen (z.B. Ulrich Tukur) quasi eine Form der Lebensdekoration, wie diese Bilder auf Hotelfluren, in Kaufhäusern oder irgendwelchen öffentlichen Gebäuden, die lange trostlose Wände ein wenig bunter machen sollen. Bemerkenswert ist auch die auffällige hohe Zahl Mitwirkender am speziellen deutschen Kulturgut TATORT. Eher die leichtere Kost, aber vermutlich lukrativ.

Die Kampagne an sich ist Kunst

Zumindest sieht dies Bernd K. Wunder, der Mann hinter der Kampagne so. Er ist im Unterhaltungsgeschäft, oder wie es auch anders und etwas wichtiger genannt wird, im Business, welches Kreativ Schaffende, unterstützt, vermarktet und selbst gutes Geld mit ihnen verdient. Somit einer, dessen Geschäftsmodell in der Pandemie nicht richtig funktioniert. Der Mann bezeichnet sich auf einem Karriereportal als “Blockchain Evangelist”. Für mich persönlich kann ich behaupten, dass ich vor allem, was damit zusammenhängt, nicht unbedingt Angst habe, aber von einem Übel für die Entwicklung ausgehe. Blockchain – dies ist der neue “heiße Scheiß” der Digitalisierung. Die globale dezentrale Vernetzung von allem und gleichzeitig Liebling aller Zeitgenossen, die die Welt durch eine Brille mit aufgedruckten Dollarzeichen sehen. Kunst und Geld! Eine alte Allianz. Vom Fürsten, der den niederländischen Meister der Malerei finanziert, der Mäzen, der Musiker/innen unterstützt bis hin zur heutigen Vielzahl an Produktionsfirmen, die mit der Unterhaltung der Menschen große Summen Geld verdienen. Die Kampagne als Kunst? Nun, auch Geldscheine werden mit Kunstwerken bedruckt. Nein, ich denke nicht, dass es um Kunst und Freiheit geht. Tatsächlich geht es um Geld. 

Bei all dem habe ich vor Augen, wie an anderen Orten der Welt mit der Pandemie gekämpft wird. Wir erleben mal wieder Konzerne, Investoren, Aktionäre, die an der Krise verdienen. Ein Umstand, der mich immer wieder nachdenklich macht. Es gibt Leute, die ohne mit der Wimper zu zucken mit dem Elend und Leid anderer Profit machen. Der Begriff Freiheit wird untrennbar mit Geld verbunden. Im Buddhismus wird exakt anders herum argumentiert. Der Mensch benötigt ein grundlegendes Auskommen bzw. die Befriedigung der Grundbedürfnisse, alles darüber hinaus bringt Schwierigkeiten, Leid und Unglück mit sich und ist der Killer der Freiheit.  

Die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen stehen in Verbindung mit einer luxuriösen Ausgangslage: In den westlichen Industriestaaten existiert eine umfassende Versorgung mit Ärzten, Medikamenten und Intensivbetreuung in Krankenhäusern. Zu viele Patienten auf den Intensivstationen führen zur Angleichung an die Lebensrealität der Mehrheit an Menschen in den Ländern, in der diese Versorgung nicht existiert.

Es geht nicht um die Angst vor der Krankheit

Ja, es wird eine ganze Menge mit der Angst argumentiert. Ich persönlich verspüre sie nicht, dafür ist mir die Wahrscheinlichkeit eines milden Verlaufs zu hoch. Dann dürfte ich auch nicht mehr Rauchen, Alkohol trinken und einige andere Dinge tun. Doch mit der hohen Infektionsrate steigt logischerweise die Anzahl der Patienten, die Pech haben und einen schweren Verlauf zeigen. Ebenso ist es nachvollziehbar, dass diese in meiner Sprache formuliert: “Einsatzkräfte binden, die für andere Aufgaben nicht mehr zur Verfügung stehen!” Also praktisch sich nicht mehr optimal um an anderen Krankheiten leidende Kleinkinder, Schlaganfallpatienten, Herzanfälle, Unfallopfer pp., kümmern können. Dies ist der relevante Punkt. Dann herrschen die identischen Zustände, wie in ärmeren Ländern.  

Meiner Beobachtung nach gilt: "Nimmst Du dem Deutschen Bürgertum etwas von ihrem Luxus, werden sie zur Bestie."

Um dieses Thema dreht sich in der Politik vieles. In kaum einem anderen Land hängt die Stabilität so sehr am Wohlstand. Ich bin kein Soziologe, aber ich denke, dass das historisch begründet ist. Hätte der Klimawandel bereits jetzt sichtbare Auswirkungen auf den Wohlstand, sähe es bei uns anders aus. Doch aktuell sehen sie konkret nur, welche Verluste sie hinnehmen müssen, um den Klimawandel abzuwenden. Bei den Bauern und den Leuten aus der Holzwirtschaft, wandelt sich dies aktuell ein wenig, weil sie es bereits jetzt sehen, doch bis dies bei denen vom eigentlichen echten Leben entfremdeten Stadtmenschen ankommt, dauert es noch. Aber der Augenblick wird kommen. Da passen sich die Corona – Maßnahmen wunderbar ein. Die Leute, die Schauspieler, sehen das aktuell Konkrete, aber was folgt, wenn die Maßnahmen nicht greifen oder eingehalten werden, sehen sie nicht. Sie verhalten sich wie Menschen, die an der Küste ein Haus bauen und sich gegen einen Damm verwenden, weil er ihnen die schöne Aussicht auf das Meer verbaut. Doch eines Tages, vielleicht Morgen oder Übermorgen, wird die Sturmflut kommen und das schöne Haus mit Meeresblick zerstören.

Aluhüte – Neu sind die nicht.

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„Die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft. Diejenigen, die diesen unsichtbaren Mechanismus der Gesellschaft manipulieren, bilden eine unsichtbare Regierung, die die wahre Regierungsmacht unseres Landes ist.“

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/1981106-edward-bernays-die-bewusste-und-intelligente-manipulation-der-org/

Früher gab es in den Gebäuden der Berliner Kriminalpolizei die Möglichkeit einer Anzeigenaufgabe. Ich weiß nicht, ob das immer noch so ist. Damals, d.h. in den 80ern des alten West – Berlins, musste jedes Kommissariat einige Tage Leute empfangen, die den Weg nicht zum Abschnitt geschafft hatten und ins nächst beste Polizeigebäude stiefelten. Zu dieser Zeit waren Sachbearbeiter, die sich mit Organisierter Kriminalität und Delikte am Menschen auseinandersetzten in einem gemeinsamen Gebäude untergebracht. Ein ehrwürdiger Alt-Bau, der den Krieg überstanden hatte und das alte Verständnis einer Polizei am Anfang des 20. Jahrhunderts spiegelte.

Hinter der schweren Eingangstür stand der Besucher in einer Halle vor einem Pförtner. Sagte man dem, dass man eine Anzeige erstatten will, wurde man von einem Kriminalbeamten abgeholt, in einen der Vernehmungsräume gebracht und man konnte seine Geschichte erzählen. Gut, einerseits ist es nachvollziehbar, sich hierfür ein Polizeigebäude zu suchen, andererseits gehen die meisten hierfür zu einem Polizeiabschnitt. Insofern landeten dort häufig Menschen, die sehr bemerkenswerte Geschichten zur Anzeige brachten.

Viele von ihnen fühlten sich von ausländischen Nachrichtendiensten bedroht oder sie waren mit Außerirdischen in Konflikt geraten. Bisweilen stand auch noch nicht fest, wer für die merkwürdigen Begebenheiten in ihrem Leben verantwortlich war. Nächtliche Klopfzeichen, unerklärliche Veränderungen in der Wohnung, von Bestrahlungen verursachte Kopfschmerzen, Verfolger beim Verlassen der Wohnung usw. Jeder Polizist, ob nun Kriminalpolizei oder Schutzpolizei, kennt solche Zeitgenossen. Auf den Abschnitten sind die deutlich häufiger anzutreffen, denn bei der Kripo, aber da hat man mehr Zeit für diese Leute und manchmal macht sich die Schutzpolizei den Spaß alles treu und brav aufzuschreiben, um danach den Vorgang an die Kriminalpolizei abzuschieben.

In dieser Zeit lernte ich, dass es meistens am Anfang gar nicht einfach ist festzustellen, ob jemanden die Sicherungen durchgebrannt sind. Wobei es bereits damals diejenigen gab, welche sich zum Schutz des Kopfes Alufolie um den Kopf gewickelt hatten. Manchmal konnte den armen Seelen schnell geholfen werden. Ältere Kollegen rieten ihnen, die Wände mit Alufolie zu tapezieren, weil dieses besser wäre, denn immer eine Folie um den Kopf zu wickeln, außerdem würde das Essen nicht mehr so schnell schlecht werden. Andere, die Klopfzeichen hörten, erstaunlicherweise waren das sehr viele, gab man einen Klopf Code des zu dieser Zeit schon berühmt-berüchtigten Mossad. Einmal kehrte eine Frau zurück und bedankte sich, weil seitdem sie mit diesem Code gegen die Wand geklopft hatte, Ruhe eintrat. 

Nach der Wende hatte ich tatsächlich mal einen vor mir zu sitzen, der für eine Überraschung sorgte. Er berichtete von Frauen und Männern, die vor seinem Haus herumlungerten und ihn beobachteten. Nach und nach stellte sich heraus, dass es sich bei ihm um einen hoch qualifizierten russischen Physiker handelte, der vor seinen Wechsel nach Deutschland in der UdSSR mit irgendwelchen Kristallen experimentiert hatte. Damit konnte ein Interesse des FSB (vormals KGB) an seiner Person nicht ausgeschlossen werden.

Dann legte sich ein dunkler Schatten über all diese Menschen. Das Internet und das Mobilfunknetz entstanden. Anfangs war es noch recht harmlos. Die “Durchgeknallten” begannen sich in Internet Foren, in großen Teilen noch in Newsgroups, miteinander auszutauschen und sich gegenseitig hochzuschaukeln. In Relationen zu Telegram, Sozialen Medien, alles ein Kindergeburtstag.

Fazit, die sich selbst als Querdenker bezeichnenden Zeitgenossen, Anhänger/innen von Mythen und Urbane Legenden, Paranoide, sind keine neuen Erscheinungen.

Sie waren immer da. Möglicherweise sind es durch die Digitalisierung mehr geworden und das eine Pandemie zum Katalysator wird, versteht sich von selbst. Mir stellt sich dabei eben jene Frage. Ist der Prozentsatz gleichbleibend oder steht zu befürchten, dass im Zuge der stetigen Veränderungen durch die Digitalisierung immer mehr die Kontrolle verlieren?

Ich persönlich sehe bei der Entwicklung einen nicht unerheblichen Anteil der Boulevardpresse. Um Geld zu verdienen, verbreiten sie jede Menge reißerischen Unsinn. Headlines wie: “Diese Frau starb nach der Impfung” sind pures Gift bzw. der berühmte Benzinkanister, der von den Aufwieglern grinsend an den wütenden Mob übergeben wird. Mir drängt sich bei Akteuren wie, Julian Reichelt, oder z.B. Ralf Schuler,  der sich auch nicht zu Schade ist, neben seiner Tätigkeit bei der BILD, auf der meiner Meinung nach ebenfalls bedenklich agierenden Plattform “Achgut.com”, das Bild eines Saloons im Wilden – Westen à la Hollywood auf. Ein scheinbarer harmloser Typ wiegelt die Cowboys und Bürger auf, die dann mit Fackeln und Strick in Richtung Sheriff Office ziehen, um das im Saloon gefällte Urteil zu vollstrecken. John Wayne schaut besorgt aus dem Fenster und richtet sich mit dem Deputy auf eine heiße Nacht ein. Der Verursacher, welcher lediglich mal laut seine Meinung sagte, sitzt während dessen seelenruhig am Tresen und trinkt ein Whisky. Wenn er nicht im Auftrag eines Viehbarons handelte, so ist er vielleicht der Herausgeber der örtlichen Zeitung, der sich sein eigenes neues Titelblatt geschaffen hat.

Wie gesagt: meine ganz persönliche Meinung, so wie die dort auf ihren Plattformen ebenfalls ihre Meinung verbreiten.

Die Meinungsfreiheit ist unantastbar und die Presse frei. Das ist gut und wichtig. Dennoch komme ich nicht an einer Betrachtung des menschlichen Individuums vorbei. Welche Rollen will ich in meinem Leben spielen und welche Wirkung soll es haben? Auch dies ist eine Frage, die jeder nur für sich alleine beantworten kann. Mir geht es dabei nicht um moralische Aspekte. Ich habe es nicht so mit der Moral. Doch ich bin vom Gesetz der Wechselwirkung überzeugt, demnach jede Handlung eine Wirkung hat. Was wiederum zur Folge hat, dass ich ein Stück weit das Geschehen um mich herum selbst gestalte, das Zeitgeschehen mit beeinflusse und mich selbst nicht aus der Verantwortung entlassen kann. Das kann gesetzlich nicht geregelt werden und gilt für jedes Wesen, welches in der Lage ist, über das Instinktverhalten hinaus sein Verhalten zu steuern.

Gestern kam ich mit einer pensionierten Justizbeamtin ins Gespräch. Es ergab sich ein Austausch darüber, was wir beide als das Gute im Menschen ersehen und was Machtmissbrauch ist. Vielfach wird übersehen, dass nicht nur der Justizbeamte Macht über die Häftlinge hat, sondern sich dies auch in die andere Richtung entwickeln kann. Betrüger, Hochstapler, Sexualstraftäter, sind oftmals extrem manipulativ und nutzen ihre Fähigkeiten auch in der Vollzugsanstalt. Wir wurden uns einig, dass eine wesentliche Facette des Machtmissbrauchs die Ausnutzung der vorhandenen eigenen Intelligenz und Fähigkeiten zur bewussten Steuerung anderer, weniger gut aufgestellten Mitmenschen, zumeist mit der Absicht der wie auch immer gearteten Vorteilerlangung, ist.

Die Nutzung seiner Fähigkeiten sagt viel über einen Menschen aus.

Wie auch immer es dazu gekommen ist, darüber lässt sich lange nachdenken, haben einige Zeitgenossen Probleme mit der Verarbeitung der teilweise überwältigenden Informationsmenge, oder zumindest bei der Bewertung der Relevanz. Meiner Beobachtung nach wird von einigen Gleichgesinnten seit etwa drei Jahren in den Sozialen Medien die These aufgestellt, dass junge Frauen und Männer mit einem Hang zum Machtmissbrauch und Wunsch nach hierarchischen Strukturen zur Polizei gehen. Ich nehme hier mal ganz speziell die Ermittler/innen der Kriminalpolizei, vornehmlich in den Fachressorts. Ermitteln ist oftmals ein Schachspiel. Das taktische Verständnis, die psychologischen und analytischen Fähigkeiten der/des Ermittlers im Wettkampf mit demjenigen, der jenseits des gesellschaftlich erlaubten Spielraums seinen Lebensunterhalt bestreitet. Ich habe diese Formulierung bewusst gewählt. Ob etwas strafbar ist oder nicht, liegt letztlich nur am Verbot durch ein Gesetz, welches sich schnell ändern kann.

Die Weiche, welche über Straftäter oder gewieften Geschäftemacher, Menschenfänger, Aufwiegler, Spekulanten entscheidet, ist der Zugang zu legalen Mitteln. Die charakterlichen Voraussetzungen, die Weltanschauungen, die Einstellung bezüglich sozialer Verantwortung, sind identisch. Wobei der Zugewinn nicht immer monetär sein muss, gar nicht wenige ergötzen sich an dem, was sie bewirken können. Ein Hochstapler beschafft sich nicht nur Geld, sondern gleichsam spielt er lustvoll mit den Menschen. Bei diversen Politikern, Journalisten, Autoren auf einschlägigen Plattformen kommt mir der Verdacht, dass es denen teilweise ebenfalls darum geht. In die gleiche Kategorie fallen die Führungsfiguren auf den Bühnen der “Querdenker” und Anheizer für Mythen über die Geschehnisse auf diesem Planeten. Es ist der hormonelle Schub, die Befriedigung, teils mit wenigen Mitteln und Talent, ein Publikum begeistern zu können.

Am Ende bleibt eine unbestimmt große Gruppe Menschen, die sich manipulieren und verführen lassen, um die verschiedene Zeitgenossen/innen in Konkurrenz zueiander kämpfen.

Vielleicht ist da mit der Macht und der einhergehenden Befriedigung beim Ermitteln etwas dran. Es kann süchtig machen, sich jeden Tag zu beweisen, dass man besser ist. Es hat etwas von einer Jagd, bei der Erfolg weniger wichtig ist, als der letztendliche Beweis der Überlegenheit. Wie heißt es so schön: Der Bauer erkennt seine Schweine am Gang. Ja, die Leute, welche sich da teilweise auf der Straße herumtreiben sind problematisch. Doch man sollte nicht aus den Augen verlieren, dass es sich um eine Teilmenge aus der Masse handelt, die der Befriedigung sichtbarer Personen dienen. Und es gibt weitere Teilmengen, die mit identischen Techniken geführt werden. Um diesen “Menschenfängern” das Tun ein wenig schwerer zu machen, müsste von geeigneter Stelle, z.B. den Bildungsinstituten, aufgeklärt und entgegengewirkt werden. Augenscheinlich gab es da in der Vergangenheit Defizite. Zu deren Ehrenrettung muss allerdings anerkannt werden, dass der grundlegende Bildungsprozess diverser “Querdenker & Co”, Neuer Rechter, verwirrter Esoteriker, aufgepeitschter Pöbel aller Ausrichtungen und Plattformen, abgeschlossen wurde, bevor die Digitalisierung mit den mannigfaltigen Möglichkeiten der Manipulation richtig Fahrt aufnahm.

Am liebsten sind mir die “Köpfe”, die sich einen kleinen privaten Spaß daraus machen auf den “Sozialen” Plattformen (Anführungszeichen, weil sie den Namen haben, aber meiner Meinung nach nicht sind), Stöckchen zu werfen und sich daran erfreuen, wenn eine Meute hechelnd hinterherrennt. Heute schrieb z.B. einer einen Tweet, in dem er scheinbar harmlos fragte: “Was würde passieren, wenn man nichts von größerem Wert mehr vererben könnte?” Ich kann mir gut vorstellen, dass er an den Kommentaren der wutschnaubenden Bürger seine Freude hatte. Warum nicht? Solange es in diesem Rahmen bleibt, ist das Spiel mit den einfach strukturierten Persönlichkeiten nicht ernsthaft schädlich.

Neutral; Mediator oder Konfliktteilnehmer?

Die anderen, welche im Großen agieren, werden sich selbst die Frage stellen müssen, ob es das ist, dem sie ihr Schaffen und Leben widmen wollen. Dies berührt nicht das Grundgesetz, demokratische Regeln oder die Moral, sondern geht eher ins Spirituelle und ich vermute, die Angesprochenen haben es damit nicht so. Womit wieder das Gute im Menschen fraglich wird und was man unter diesem “Gut” versteht. Der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, schrieb einmal: “Buddhisten ersehen keinen Sinn darin, mit dem eigenen Leben, wissentlich andere Leben zu schädigen.” Für mich ist diese Aussage eine brauchbare Richtschnur, mit der ich selbst zwischen guten und schlechten Handeln unterscheiden kann. Was dies für mich bezüglich der genannten Strukturen, handelnden Personen, und ihre Ausnutzung der Manipulationsfähigkeiten zum Lenken von Menschen, die sich um derartige Dinge keinen Kopf machen wollen und damit leider zum Opfer werden, kann sich jeder selbst ausrechnen.

Der von mir mittels Zitat eingebrachte Bernays lag mit Sicherheit nicht falsch. Doch wer die Fähigkeit und die Mittel der Manipulation besitzt und nutzt, muss sich an der Wirkung des Vorgehens richten lassen. Richten deshalb, weil Freiheiten, wie auch die Presse – und Meinungsfreiheit Verantwortungen mit sich bringen. Die Presse – und Medienlandschaft der aktuellen Zeit, ist längst nicht mehr die neutrale Berichterstattung, sondern Mitgestalter. Selbst, wenn es gewollt wäre, besteht dafür gar keine Möglichkeit mehr. Denn allein die gezielte Auswahl aus der Unmenge an Geschehnissen, die tagtäglich in Sekundenbruchteilen weltweit erfasst und verbreitet werden, ist eine Manipulation. Infolgedessen ist bereits die Auswahl bezüglich der Intention verräterisch. 

Was soll erreicht werden? Den Mächtigen auf die Finger schauen? Das die Menschen Verbindende herauslocken oder die gesellschaftlichen negativen Konflikte begleiten und im schlechtesten Fall anheizen? Mir scheint, ein Großteil will dabei Helfen in den Konflikten Sieger in den Steigbügel zu helfen, womit alle zu Kombattanten werden. Wie anfangs beschrieben, die Durchgeknallten unterschiedlicher Ausprägung gabs früher auch, geändert haben sich die Mittel. Zeitschriften wie der Landser – So war die Wehrmacht, für Marktverkäufer/innen nützliche Blätter, wie die BILD oder die BUNTE, als den Geist abschaltendes Medium in der Gynäkologischen oder zahnärztlichen Praxis sind altbacken. Der alte Werkzeugkasten ist zu einem riesigen Labor geworden.

Dabei sei daran erinnert, dass das Ende eines negativ verlaufenden Konflikts der gemeinsame Sturz in den Abgrund ist.

Buddhistisch gesehen, hat dies alles auch einen positiven Effekt. Alles hat ein Gegenstück. Durch deren Verhalten kann ich erkennen, was trennt und wie die dahinter stehenden Menschen unterwegs sind. Dies ermöglicht mir wiederum die Erkenntnis, wie ich mich selbst aufstellen kann. Hierzu hab ich gerade die passende Musik gefunden: Rediscover Neil Young. Solche Künstler fehlen. Bis demnächst.

 

Nationalismus

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Heute kam mir ein merkwürdiger Gedanke. Den deutschen Mitbürgern eine gewisse Immunschwäche gegen die Krankheit Nationalismus vorzuwerfen, ist im Prinzip auch eine Art Nationalismus. Ich unterstelle damit undifferenziert einer unbestimmten Menge in Deutschland geborener Menschen ein Denken, nur weil sie innerhalb des Landes sozialisiert wurden. So verquer es erstmal klingt, dies ist nichts anderes als Nationalismus. Historisch ist es relativ unbestritten, dass der Nationalismus in Deutschland tiefe Wurzeln hat.

Deutsch? Was ist eigentlich aus meiner Sicht dieses Deutsch? Zunächst einmal Regelkonformität. Häufig heißt es: “Es gibt Regeln, die sind notwendig, sonst geht alles drunter und rüber.” Wobei dabei nicht unwichtig ist, ob von aufgeschriebenen Regeln oder ungeschriebenen die Rede ist. Im Milieu gelten andere, wie im Bürgertum oder unter Jüngeren. Bei den aufgeschriebenen Regeln kommt es zu spannenden Folgen. Über Jahre machte ich mir den Spaß und fragte: “Warum klaust Du nicht?” Überwiegend bekam ich die spontane Antwort: “Weil es verboten ist!” Und wie wäre es ohne Verbot? Müsste die Antwort nicht lauten: “Wenn ich einem anderen etwas wegnehme, schädige ich, und das will ich nicht!” Eine Täterin, die mich selbst für einen Täter hielt, sagte zu mir: “Wir stehlen nur bei den alten deutschen Frauen Geld, die brauchen es ohnehin nicht mehr.” Ich weiß, dass es in Rumänien auf dem Land nicht unüblich ist, sich bei besser gestellten Landsleuten zu bedienen und dies als gerechter Ausgleich gesehen wird. Bei Deutschen bricht dabei sofort per Reflex Empörung aus. Zu berücksichtigen ist wiederum, dass die niemals etwas auf Augenhöhe wegnehmen würden, egal, ob es irgendwo niedergeschrieben steht oder nicht. 

Bei Regeln fällt mir der Witz ein, den ich von einem spanischen Backpacker erzählt bekam: “Stehen in Bangkok nachts zwei Männer an einer roten Fußgängerampel. Sagt der eine zum anderen: “Na, auch Deutscher?” Da ist was dran. Rote Ampeln sind in Bangkok nachts eine Empfehlung etwas langsamer zu fahren und mal einen Blick in die Seitenstraßen zu riskieren.

Anderes Thema. Keine deutsche Gruppe käme auf die Idee, ihr Frühstück beim Warten auf eine Fähre auszubreiten  und einen Ausländer, der gerade in der Nähe steht, zum Essen einzuladen. Ganz  besonders nicht, wenn sich alle mit bloßen Fingern am “Sticky Rice” bedienen. In Laos ist das eine vollkommen normale Sache. Ich kam mehrfach in den Genuss und jedes Mal brannte mir der Hals weg. Nirgendwo steht geschrieben, dass man das Angebot annehmen muss und ebenso steht nicht geschrieben, dass man es dem schmutzigen, riechenden, Backpacker anbieten muss. Aber alle Beteiligten wissen, dass es eine grobe Beleidigung wäre, beides zu unterlassen.

Denke ich an Deutschland, habe ich Zäune und Hecken vor Augen. Käme ich nochmals zur Welt, wäre Zaunhersteller in der engeren Wahl meiner Geschäftsideen. Woher kommt das? Hinzu kommen Schilder! Dazu fällt mir ein weiteres Mysterium ein. Menschen gehen nicht auf Wegen die in rechten Winkeln angelegt sind, sie laufen schräg über die Wiese. Was sollen all diese auf dem Reißbrett angelegten Wege und passenden Schilder? Klare Sache, es gibt eine Vorschrift, ausgedrückt mit der realen Existenz eines Weges und die Leute haben sich gefälligst daranzuhalten.

Bei Wegen assoziiere ich Straßenverkehr. Wer in Deutschland für einen Spurwechsel einen Blinker setzt, legt im Kopf der anderen Autofahrer einen Schalter um. “Der will in meine Spur, also muss ich schneller fahren, sonst habe ich den vor mir! Hereinlassen ist keine Option.” Als ich um die 20 war, fuhr ich sechs Wochen lang durch Südfrankreich. Für die jungen Franzosen war es vollkommen normal zum Überholen einfach auszuscheren. Kam ihnen ein Fahrzeug entgegen, ließen die anderen eine Lücke. Dies geht so lange gut, bis Karl – Heinz und Elfriede ins Spiel kommen. “Nein! Kommt nicht infrage, dem werde ich eine Lektion erteilen, der kommt hier nicht rein!” Bumm! Recht haben, Recht behalten, Recht durchsetzen! Wenn kein Schweizer in der Nähe ist, bekommen den Pokal die Deutschen. Wenn ich mich schon mal in Vorurteilen ergehe, kann ich auch sagen, dass für mich der deutsche “Bürger” im Verhältnis zu Polen und Schweizern, eher ein Hippie ist.    

Ich garantiere, dass man auf einer thailändischen Insel sturzbetrunken eine Hauptstraße queren kann, ohne dass eine/r hupt, Bremsen quietschen oder ähnliches passiert. Da wird halt gebremst, ausgewichen und abgehakt. Gefährlich sind die abgelegenen Straßen, wie die vielen Unfälle mit Wasserbüffeln, oftmals tödlich, zeigen. In Deutschland hätte der Wasserbüffel bzw. der Bauer Schuld, in Thailand, Malaysia, Laos, der Fahrer. Der “Chief”, ein Roller – Verleiher meinte auf Langkawi zu mir: “Die beiden Araber werden hier nicht alt und ich bereue jetzt schon, ihnen den Roller gegeben zu haben.” Eine Woche später war einer der beiden tot. Er hatte sich mit einem Wasserbüffel angelegt. In Brandenburg werden Bäume gefällt, weil erlebnisorientierte Heranwachsende nicht Autofahren können. “Kann die Ente nicht schwimmen, ist das Wasser schuld!” – auch das ist Deutschland.  

Aus den USA wurde hierzu passend die Beschriftung auf Pappbechern importiert: “Vorsicht Heißgetränk!” Was soll einem dazu noch einfallen? Als Berliner vertrete ich die Meinung, dass Kinder aus den “schwierigen” Bezirken überleben werden. Wer mit 6 Jahren die Sonnenallee überqueren kann, ist lebensfähig. Für die müsste man keine harmlosen Wölfe abknallen, die in Niedersachsen neugierig durch ein Dorf laufen.

Bevor ich mich warm schreibe: Nein, nicht alle sind in Deutschland hilflos und mit dem Leben überfordert. Aber es ist ein gutes Land, wenn Du nur warme Luft von Dir geben kannst, von nichts wirklich eine Ahnung hast, Dich mit dem echten Menschen nicht auseinandersetzen willst und nur überlebst, weil Du das Privileg der Staatsbürgerschaft in der Tasche hast. Quasi ein Pflegeheim! Betreutes Leben auf dem Planeten Erde! Aber Pflegeheime kommen nicht aus dem Nichts. Die Bewohner sind auf Betreiber, Pfleger, Gelder, Zuwendungen, angewiesen. Eine sehr interessante Form des Nationalismus. Heiminsassen, die ihr Essen hingestellt bekommen, bespaßt werden, ihre Heimregeln als Leitkultur verkaufen und meckern, wenn es mal nicht so reibungslos läuft, wie sie es sich vorstellen.

Ich bin kein Soziologe und kann keinen meiner Eindrücke untermauern. Es bleibt subjektives Erleben. Eins, in dem dem das Gefühl entstanden ist, das dieser ganze Konsum, dieses Bombardement mit vollkommen verblödender Werbung, die wider besseres Wissen abgesonderten Versprechungen eines politischen Establishments, bei einigen die Birne weich gemacht hat.  

Jeden Tag sage ich mir: “Du siehst nur den Ausschnitt, den Du sehen willst!” All die Menschen mit ihren schicken Häusern, Vorgärten, Zäunen, Regeln, armen Kreaturen, die angeblich Hunde sind …

Vielleicht, ich hoffe, es ist so, habe ich nur einen Koller. Aber, möglicherweise bahnt sich da etwas einen Weg, vor dem ich Angst habe: Ich! Schreiben ohne Ehrlichkeit entspricht dem Malen eines Bildes für einen Hotelflur. Deko! Mich interessieren zurzeit aufgeschriebene Regeln einen feuchten Kehricht. Die ungeschriebenen, mit denen ich über mehrere Monate tausende Kilometer weit gekommen bin, erscheinen mir wichtiger. Wahrscheinlich geht es gar nicht um Nationalitäten. Ehrlich gesagt, bin ich mir sicher. Vielmehr geht es um bestimmte Typen Mensch. 21. Jahrhundert! Manche sind noch Mensch und können zu jeder Zeit an jedem Ort leben, andere sind darauf angewiesen, dort weiterzuleben, wo sie gerade leben. Und beide Sorten gibt es überall. Bei einigen Sachen bin ich mir auch noch nicht im Klaren, worum es geht. Da ist etwas, aber ich weiß nicht was. Letztens kam mal wieder Rezo auf. Das vermeintliche Gegenmodell zur CDU. Wenn man “Deutsch” sagt, kommt man seit den 50ern nicht an der CDU vorbei. Aber der Typ sitzt in Deutschland, gut ausgestattet, haut seine Botschaft heraus und bewegt letztlich nichts. Unter dem Strich packt der sich auch nur die Taschen voll. Der Hippie oder ein Gefahrensucher, wie ein Danger Dan, ist er jetzt auch nicht gerade. Eigentlich ist er deutscher Spießbürger mit bunten Haaren. Da gibt es noch einiges zu bedenken. Das Problem ist dabei auch, dass die AfD, zusammen mit der CDU/CSU, FDP, die Grenzen so weit verschoben hat, dass man mit sehr wenig zufrieden ist. Da ist man schon bei Glühwürmchen dankbar. Ein großer Teil verstand ja nicht einmal “Deutschland” von Rammstein. Nebenbei ein großartiger Song, an dem ich hier beim Schreiben denken muss und das ihn die selbsternannten Reflex – Linken nicht verstanden, macht ihn noch besser. Bevor man Gift und Galle spuckt, weil einem die Vorurteile und Trigger den Geist vernebelt haben, sollte man erst einmal zu hören und dann noch das Video als Gesamtes sehen.