12 März 2022

“Macht’s gut und danke für den Fisch”

Lesedauer 11 Minuten

„Der Mensch, mit seiner nahezu einzigartigen Fähigkeit, aus den Fehlern anderer zu lernen, ist ebenso einzigartig in seiner festen Weigerung, genau das zu tun.“

Douglas Adams

Einige behaupten, durch den Krieg in der Ukraine würden wichtige Schritte bei der Klimakatastrophenbekämpfung eingeleitet werden, da sich der Westen endlich genötigt sieht, auf fossile Energien zu verzichten. Ich sehe dies deutlich anders.


Bisher habe ich mich gegen Begriffe wie “Alter weißer Mann“, “Boomer“, o.ä. verwehrt. Treffsicher finde ich sie immer noch nicht, aber ich verstehe von Mal zu Mal mehr, was gemeint ist. Sie beschreiben Haltungen, Anschauungen, Gedankenstrukturen, die man zunächst in fortgeschrittenen Altersgruppen vermutet, was bei genauerer Betrachtung nicht zutrifft. Die Jüngeren hätten dies gern, aber das ist eine Wunschvorstellung und Selbstbeweihräucherung. Vorher wurde eher engstirnig, narrow-minded, Spießer, rund & satt, Reaktionär, etabliert, kleinbürgerlich, verklemmt, Moralist, Vorstädter, Landei. Das Gegenteil bildeten die Rock’n Roller, Anarchisten, Spontis, Freaks, Rebellen, Punks, Hippies, Bad – Guys, Bad – Girls, Stadt – Guerilla, Avantgarde, Bohemiens, Intellektuelle, Underdogs. Vermutlich habe ich mich deshalb dagegen gesträubt. Es ist wieder ein Schritt mehr in die Vereinfachung der Sprache, in deren Folge eine differenzierte Betrachtung unmöglich wird.

Viele der Jüngeren, die von “Alten weißen Männern”, “Boomern”, “toxischer Männlichkeit”, reden, sind weit von dem genannten Gegenteil entfernt. Was ihre Kritik nicht bedeutungslos werden lässt. Im Gegensatz zum aktuellen Mainstream finde ich es durchaus legitim etwas aufzuzeigen, es falsch zu finden, aber selbst nicht das Gegenteil leben zu können. In den meisten Teilen der Welt ist es nahezu unmöglich, einigermaßen ethisch konform zu leben. Wobei ich zwischen Moral und Ethik einen Unterschied mache. Es ist z.B. in vielen Kreisen unmoralisch, mehr als eine sexuelle Beziehung zu führen. Doch diese moralische Vorstellung ist einerseits auf einen Teil der Gesellschaft beschränkt und außerdem zeitlich wandelbar.
Andere Lebewesen nicht zu quälen, ist eine immer und überall gültige Ethik, die sich schon vor tausenden Jahren in der Goldenen Regel wiederfand und mit Abwandlungen Bestandteil aller bekannten Religionen ist. Im Buddhismus lautet sie:

“Was für mich eine unliebe und unangenehme Sache ist, das ist auch für den anderen eine unliebe und unangenehme Sache. Was da für mich eine unliebe und unangenehme Sache ist, wie könnte ich das einem anderen aufladen?”

Ethik ist für mich im Wesentlichen die Betrachtung der Regeln, die für das uns bekannte Dasein auf dem Planeten Erde unabdingbar notwendig sind. Dazu gehört auch die Akzeptanz eines sich durch Versuch und Irrtum bedingenden hochkomplexen Prozesses, der ergeben hat, was der moderne Mensch mit seinem Bewusstsein als Momentaufnahme erfassen kann. Dem Menschen sind Eingriffe möglich, aber es ist uns nicht gegeben, im vollen Umfang die Folgen abzusehen. Deshalb wäre für mich ein ethisch “korrektes” Leben, nichts zu tun, dessen Folgen nicht einmal im Ansatz absehbar sind. Ein prägnantes Beispiel ist für mich die Atomkraft. Diese Technik produziert Leben vernichtende Abfälle. Leben, dessen Ausmaß und Umfang wir nicht einmal erahnen. Pflanzen, Pilze, Mikroorganismen, Bakterien, eine Unzahl an das Lebenssystem stützender Organismen werden getötet. Und dies für die nächsten Millionen Jahre. Es gibt tatsächlich Leute, die die Aufgabe haben, Warnzeichen für die Endlagerstätten zu entwickeln, die auch noch in einer Million Jahre verstanden werden. Arme Irre! Wofür das alles? Damit eine Spezies, die erst seit einem Sekundenbruchteil der Erdgeschichte existiert, ihr Ding machen kann. Sorry, aber meine Leber kann nicht genug Alkohol verarbeiten, damit ich ausreichend Gehirnzellen für diese Hybris über den Jordan jage.


Damit bin ich wieder bei der angeprangerten Haltung. Das Jammern ist unüberhörbar. Was sollen wir nur machen, wenn wir weniger Energie haben? Unser ganzer “Way of Life” bräche zusammen! Yeap! Seh ich genauso … darauf liefe es wohl hinaus. Auf kurz oder lang würde sich unser Leben dem diversen anderer Regionen anpassen. Ethisch gesehen ist unsere Lebensart eine Katastrophe auf Kosten der Mehrheit der auf dem Planeten lebenden Spezies. An der Stelle kommt am Tresen immer der Hinweis auf die Chinesen. Nun, eins dürfte klar sein, wenn jede Chinesin und jeder Chinese den Lebenswandel eines Mitglieds des deutschen Bürgertums hätte, können wir den Laden in 5 – 10 Jahren dicht machen. In meiner Erziehung hieß es immer, wenn ich etwas unbedacht wegwarf: “Andreas, wie würde es hier aussehen, wenn das jeder tun würde?” Deshalb halte ich die Frage für legitim: “Wie würde die Erde aussehen, wenn sich alle verhielten, wie die Mehrheit der Europäer, US-Amerikaner, Kanadier, Russen?” Wobei ich nach meiner Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn mit dem Entwicklungsstand Russlands vorsichtig geworden bin. 200 km hinter Moskau ist von Wohlstand nicht viel zu sehen. Zu China kommt Indien hinzu. Die bauen gerade ihre Flugzeugflotte aus, um ihren Leuten die Standards zu ermöglichen, die für die meisten Deutschen Selbstverständlichkeiten sind.
OK, worauf läuft das logischerweise hinaus? Wir könnten auf unserem Level noch eine Weile bleiben und die anderen am Aufstieg hindern. Im Zweifel destabilisieren wir mal wieder eine Regierung, zetteln einen Krieg an und setzen die üblichen bezahlten Marionetten ein. Eine andere Option wäre ein Arrangement, bei dem die auch aufsteigen dürfen, aber parallel daran gearbeitet wird, unschädliche Energien, Dünger, künstliche Nährstoffe, zu entwickeln, die wir dann meistbietend zum Kauf anbieten. Bisher läuft es darauf hinaus, dass Techniken entwickelt werden, die noch mehr Energie verbrauchen, was in einem nicht gewinnbaren Wettlauf mündet. Tja, oder man würde sich auf ein verträgliches Maß einigen und sich in der Mitte treffen. Die beiden letzten Optionen werden nicht passieren. Und da sich China, Indien, Afrika, Asien, nicht auf Dauer fügen werden, wird es knallen.


Es gibt also die Situation, wie es läuft und die, wie es sein sollte bzw. ethisch notwendig wäre. Douglas Adams betrachtete in seinem Buch “Per Anhalter durch die Galaxis” die Erde als ein gigantisches, künstlich ins Leben gerufene Experiment, mit dem die Bedeutung der Antwort auf alle Fragen, die Zahl 42, ermittelt werden sollte. Was wäre, wenn man dieses Experiment für eine Zwischenanalyse vor 200 Jahren eingefroren und das Ergebnis gesichert hätte? Dann könnten wir es jetzt nochmals tun und das aktuelle Ergebnis mit dem alten vergleichen. Wir müssten feststellen, dass außer einigen Erdbeben, Vulkanausbrüchen und sonderbaren Ereignissen in Tunguska nicht viel für das Lebenssystem Erde passiert ist. Alle Veränderungen, vornehmlich Negatives, ist dem Homo sapiens zuzurechnen und hier auch nicht der kompletten Population, sondern einer Minderheit. Wäre die Erde ein Garten, würde jeder Gärtner Gegenmaßnahmen ergreifen.

Wieder zurück zur Haltung. Teilen einer Generation der heute 20 – 30 -jährigen dämmert langsam, dass sie ein bisher niemals dagewesenes konkretes Problem bekommen. In der Vergangenheit war es eine Frage des Glaubens, ob die uns bekannte Welt in einer Apokalypse untergeht. Die Gegenwart sieht anders aus. Naturwissenschaftler vermögen durchaus klare, fundierte Aussagen über den weiteren unveränderten Prozess zu treffen. Die meisten Variablen beziehen sich Zeitfaktoren und in welchen Bereichen die Auswirkungen extremer sein werden, als angenommen. Stephen Hawking gab dem Lebenssystem kurz vor seinem Tod 50 Jahre. Optimisten liegen bei 70 – 80 Jahren. Bei denen dies im Bewusstsein angekommen ist, regt sich die Rebellion oder es macht sich eine tief sitzende Frustration gemischt mit Fatalismus breit. Andere haben zumindest verstanden, was sich da am Horizont abzeichnet, aber sie beschränken sich auf Protest, ohne selbst Änderungen anzustreben. Bei Twitter gab es einen Diskurs, in dem sich eine Aktivistin von FFF zu einem Ski-Urlaub mit den Eltern bekannte. Jenen, die dies als inkonsequent betrachteten, wurde empört geantwortet, dass eben auch Aktivistinnen ein ganz “normales Leben” führen. Korrekt! Eben das schädliche unbedarfte spießige Leben eines durchschnittlichen an Luxus gewöhnten Bundesbürgers.

Was da bei diesen Debatten passiert, ist offenkundig. Der Durchschnittsbürger will sich nicht ans Bein pinkeln lassen. Seit den 60ern sind es Bundesbürger gewohnt, sich die Rolle der Guten zukommen zu lassen und 1989 traten die Schwestern und Brüder aus der DDR diesem Konstrukt zur Beruhigung des Gewissens bei. Wer sind diese Gören, dass sie dieses infrage stellen? Sie, die mit Markenklamotten hergestellt in Schwellenländern, schwachsinnigen E – Rollern alles unsicher machen, ständig neue Smartphones für dümmliche Selfies kaufen und sich von den Eltern mit dem Auto zur Schule kutschieren lassen? Die sollen mal den Mund halten, sich dem Bestehenden einfügen, wie es sich für ein ordentliches Werkzeug der industriellen Wachstumsgesellschaft gehört. Tun sie! Anders ist nur die Kompensation des unterschwelligen schlechten Gewissens. Sie beruhigen sich mit Protesten und Wegschieben der Verantwortung auf die Alten. Die Schulwoche auf 5 Tage zu verkürzen, fällt am Ende nicht weiter ins Gewicht. Mit ihren Lebensansprüchen, dem Konsum, Anfälligkeit für Manipulationen, landen die mehrheitlich schnell in der Mühle, wo ihnen das notwendige fachspezifische Wissen vermittelt wird. Seit Bologna ist das Bildungswesen ohnehin darauf ausgerichtet, schnell funktionsfähige Arbeitsdrohnen zu generieren.


Nur ein verschwindet geringer Teil, geht den konsequenten harten Weg. Einige scheinen sich bei der Bewegung “Aufstand der letzten Generation” zu sammeln. Sie sprechen selbst von Widerstand. Doch so engagiert sie auch sein mögen, meinerseits sehe ich keine Erfolgschancen. Das Mittel einer Blockade kann in diesem Falle nicht funktionieren. Saul D. Alinsky stellt in “Rules for Radicals” völlig richtig fest, dass es für eine Protestbewegung einen Rückhalt in der Bevölkerung bedarf. Was scheren Berliner Autofahrer, Auswirkungen in 10 Jahren? Jetzt und hier spielt die Musik! Die kapieren erst, wenn es sie unmittelbar trifft. Bis dahin sind spürbare Folgen von Corona, mittlerweile der Ukrainekrieg und wiederaufkommende Angst vor einer angeblich auf Berlin vorrückenden russischen Soldateska, die von einem russischen Führer kommandiert wird, wichtiger. Mit beidem, Russen und Führer, hat man in Berlin Erfahrungen. Außerdem ist das alles viel zu schwarz gemalt – wird sich schon etwas ergeben.
Dass die Aktivisten ihrer Sache schaden, ist eine völlig verblödete Aussage. Ihre Sache wäre es, wenn es sich um ein besetztes Haus handelte. Im vorliegenden Fall ist es eine weltweite Angelegenheit. Da sind die Aktivisten noch eher harmlos. Andere liefern sich in ihren Ländern bewaffnete Widerstände. (s.z.B. die Proteste von Natives in Süd -, Mittel -, Nordamerika und Kanada). Es ist nicht ihr Job, Überzeugungsarbeit dafür zu leisten, dass unmittelbar oder mittelbar alle bei draufgehen. Nicht einmal all die Wissenschaftler sind gefragt. Normalerweise müsste jeder Depp erkennen, worum es geht. Hierbei regen mich stets Journalisten*innen auf, die diese Rhetorik bedienen, dass sich die Protestler überheblich über alle anderen stellen würden, weil sie behaupten, etwas verstanden zu haben, was die anderen nicht kapiert haben. Äh, die weltweiten Aussagen der Klimawissenschaftler, Geophysiker, Ozeanografen, Meeresbiologen, Glaziologen, sind mehr oder weniger eindeutig. Gut, manche sagen, der Drops ist gelutscht und einige versuchen es noch mit Hoffnung. Dieses ganze Gefasel über eine wissenschaftliche Debatte ist eine Entlehnung aus dem Faschismus. Wissenschaft, die Geld bringt, ist eine gute. Alles, was hinderliche Forschung ist, verdient nicht die Bezeichnung. Wenn es nach den Forschern ginge, die nichts mehr zu verlieren haben, würden die 100 % CO₂ Stopp innerhalb des nächsten Jahres einfordern, und zwar weltweit. Also sind die Protestler nur näher an der Vernunft. Im Film: “Don’t Look Up” ist dazu alles gesagt worden.

Tweet Letzte Generation

Der 20-jährige Jakob Pförtner ist bei Twitter mit voller Namensnennung einen mutigen Schritt gegangen. In einem Video nennt er seine Motive und unterstreicht sein Engagement damit, dass er sein Abitur abgebrochen hat, um sich künftig voll dem Widerstand zu widmen. Dies hat ihm eine Menge Gegenwind eingebracht. Grüße von hier aus: Viel Feind, viel Ehre! Das entrüstete Bürgertum hält ihn für vollkommen “verblödet”, weil er ihr System u. Gedankenstrukturen attackiert. Abitur ist wichtig und wenn er etwas tun will, soll er gefälligst etwas Zuträgliches studieren.
Meine Meinung dazu ist eine völlig andere. Erstens sollten wir feststellen, dass es junge Leute gibt, die ernsthaft Angst vor dem Kommenden haben – gut, so! Schlecht, darauf nicht zu reagieren. Zweitens sind junge Leute, wegen meiner auch radikale, unangepasste Leute, gesellschaftliches Entwicklungspotenzial. Wer etwas zu verlieren hat, wie das Establishment, wird jede auch noch so abwegige Selbsttäuschung finden – die nicht! Dies haben sie nebenbei sehr gut erkannt. Vieles, was sie sagen, haben sie bei renommierten Wissenschaftlern und hochkarätigen ehemaligen Beratern herangeholt, die keine Zugeständnisse mehr machen müssen. Von dieser Sorte müssten weltweit Millionen auf die Straße gehen.
Obendrauf kommt eine simple Logik. Wenn die Truppe richtig liegt, wovon sie ausgehen, ist jetzt und nicht irgendwann ihre Zeit zu protestieren. Das Risiko für das weitere Leben, sollten sie nicht richtig liegen, ist sehr gering. Erstens ist heutzutage das Abitur (welches global betrachtet ohnehin zu vernachlässigen ist) nicht mehr das A und O, und es kann jederzeit nachgeholt werden. So what? Etwas simpel gestrickt sind eher die Pöbler. Sie haben sich in den letzten 30 Jahren manipulieren lassen. Trotz steigender Lebenserwartung sollen die Jungen mit ihrer puren Arbeitskraft noch schneller in das System eingebunden werden. Im Hinblick auf durch Digitalisierung wegfallende Arbeitsplätze ein etwas merkwürdiger Ansatz. Wer arbeitet – protestiert nicht! Andere weisen wie immer auf all die vorgesehenen demokratischen Optionen hin. Lächerlich! Auch der Protest ist Demokratie! Die Institutionen haben zum Thema seit den 70ern auf ganzer Linie versagt. Wie gesagt: Ich habe wenig Hoffnung für den Protest. Dies steht einem Versuch nicht entgegen und die können wenigstens sagen, dass sie etwas getan haben. Der Mensch ist nicht nur Mitglied einer Gesellschaft oder einer Gruppe, sondern zum Ende hin auch noch ein Wesen, welches mit sich selbst eine Rechnung aufmachen muss.


Doch Dank eines Herrn Putin erscheint ohnehin alles hinfällig. Ich will nicht mal ausschließen, dass er bei seinen imperialistischen Bestrebungen die Klimakatastrophe im Hinterkopf hat. Dabei ist es entscheidend, wovon man ausgeht. Besteht uns potenziell eine Katastrophe bevor oder sind wir bereits innerhalb? Besteht noch eine Chance oder müssen wir uns gegen die Folgen wappnen und schauen, wie man die menschliche Zivilisation trotzdem noch aufrechterhalten kann. An der Stelle ist auch einzuschätzen, ob innerhalb der Katastrophe quasi über Nacht so etwas wie Vernunft vom Himmel fällt und alle Nationen alle an einem Strang ziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein Putin zu solchen Träumereien hinreißen lässt. Ich denke, der Mann hat zusammen mit seinen Beratern erkannt, dass es auf kurz oder lang zu einem Hauen und Stechen kommt. Unter diesem Gesichtspunkt ergibt es Sinn, wenn man ein schlagkräftiges Imperium hinter sich weiß, mit dem man den anderen Playern die Stirn bieten kann. Die Ukraine ist hierbei Symbol, ein Testballon und Auftakt zu weiteren Aktionen. Zu klären wäre für Putin, wie sich künftig alles in der Arktis entwickelt und welchen Einfluss er und Nachfolger z.B. auf die Ressourcen in Afrika nehmen können. Was sind bei diesen Analysen, wie sich die Katastrophe in den nächsten 20 – 30 Jahren gestalten wird, ein paar Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine? Weltpolitische Strategien sind keine Angelegenheit von nächster Woche.

Klimaneutralität bis 2045 ist eine Farce und breit angelegte Propaganda. Eiskalt werden hierbei bereits jede Menge Landgebiete geopfert. Es ist auch nicht so, dass die Offiziellen daran glauben würden. Anders lassen sich konkrete Pläne, komplette Großstädte von der Küste wegzubewegen und neue auf dem Reißbrett konstruierte im Hinterland zu bauen, nicht erklären. Überall auf der Welt brechen bereits Unruhen aus, weil die Menschen vor der fortschreitenden Wüstenbildung flüchten müssen oder die Küstenregionen unbewohnbar werden. Darüber hinaus kann die Katastrophe nicht alleine betrachtet werden. Schon jetzt erleben wir ein Armageddon der Arten zu Lande, im Wasser und zur Luft, ohne zu wissen, welche Auswirkungen dies haben wird. Parallel findet eine Verpestung der Luft, Verseuchung des Bodens und Zerstörung der Flora statt. Die “tollen” erneuerbaren Energien produzieren nicht nur regenerative Energie, sondern schaffen mit dem Verbrauch an anderen Rohstoffen und erheblichen Entsorgungsproblemen weitere Desaster. Eine völlige Fehlentwicklung von Teilen der Erdbevölkerung wird verzweifelt mit Flickschusterwerk aufrechterhalten. Erst kürzlich brannte ein Containerschiff mit tausenden E – Fahrzeugen und sank dann auf den Meeresgrund. Keiner hat eine Vorstellung davon, was die Chemikalien am Meeresboden anrichten.

In meiner Vorstellung hat Putin mit Blick auf die Zukunft schlicht den ersten Schritt unternommen. Dass sich alle Staaten irgendwann einig werden, hat er verworfen und geht von einer Zeit mit vermehrten Kriegen aus. Hierfür hat er eine erste Duftmarke gesetzt. Das bösartige Schachspiel ist eröffnet und er hat seine Eröffnungsvariante gewählt. Nochmals zur Haltung! Alle werden auf dem Brett zu Spielfiguren. Die “alten weißen Männer”, bedacht auf eine Kontinuität und Bewahrung des Ist – Zustands, die konsequenten Protestler, welche nicht fassen können, wie Teile der Menschen unterwegs sind, die Protestler, welche keine Abstriche machen wollen, die rein biologische Masse der Arbeitsdrohnen, die von einem Jahr ins nächste lebt, die Ideologen, welche sich an alten Ideen festhalten … da kommen einige Spielsteine zusammen. Ich finde das Lebensgefühl, ein Spielstein zu sein, nicht sonderlich erquicklich. Aber könnte ich es ändern? Eher nicht!


In letzter Zeit dachte ich häufig an Sartre und den Existenzialismus. Ganz besonders im Zusammenhang mit dem in Deutschland von Putin ausgelösten Rückbesinnung auf den Militarismus. Frauen und Männer, die sich dagegen stellen, kassieren “Putin Versteher”, “Geh doch rüber” oder ähnliche Parolen. Ein Desaster für jeden, der an eine Weiterentwicklung glaubte. Krieg bedeutet töten! Militär ist die Sache mit dem Töten auf Befehl. Gleichsam sterben in einem Krieg nicht alle, sondern nur die, welche sich nicht freikaufen können oder charakterlich darauf ausgerichtet sind, für einen Staat oder eine Überzeugung das Leben zu opfern. Bei Sartre heißt es, dass jeder Soldat die freie Wahl hat, an einem Krieg teilzunehmen, zu desertieren oder Suizid zu begehen. Ein Mann wie Mahatma Gandhi hätte weder in der Ukraine, noch in Deutschland, eine Chance gehabt. Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich bereit war, zu töten. Ich glaubte an das Prinzip der Nothilfe und Notwehr. Ein klares, konkretes Verhältnis. Ich konnte sehen, wer andere in ihrem Leben bedroht und wer das Opfer ist. In einem Krieg töte ich andere, die zumeist ebenfalls nur auf Befehl handeln und nehme noch einige vollkommen Unbeteiligte mit. Nur mal so, man kann einem Aggressor auch mit anderem Widerstand begegnen. Im 21. Jahrhundert sehen Kriegsszenarien anders aus, als im 20. Jahrhundert. Wenige haben den Karren erfolgreich in den Dreck gefahren und haben damit eine nahezu ausweglose Lage geschaffen. Ich, als einzelner Mensch darf mir nun die Frage stellen, ob ich bereit bin für deren Schlamassel zu töten. Putin ist kein singuläres Ereignis, sondern ein Produkt aus vielen Komponenten. Weltweit haben die Gesellschaften der industrialisierten Staaten ihre Entscheidung getroffen. Es gab eine Zeit der Warnungen. “Wenn ihr weiter diesen Weg beschreitet, kommt die Katastrophe, zu der auch Kriege mit ungewissem Ausgang für alles Lebende gehören.”
Die Schrift stand an der Wand. Dies ist ein wenig frustrierend für Mahner und sehr schade für die, welche damals noch nicht lebten. Alle anderen sollten stillschweigend und aufrichtig die Ernte ihres Handelns einbringen. Irgendwann ist halt Zahltag. Wer früher zu den Mahnern gehörte, kann sich mit Fug und Recht zurücklehnen und sagen: “Ihr wolltet es, dann macht mal, aber ohne mich!” Sich jungen protestierenden Leuten pöbelnd gegenüber zu positionieren, kann man machen, ist aber äußerst verwerflich. Eher wäre ein Schamgefühl angezeigt. Verzeihen werden sie den Alten nicht. Was noch bleibt, wäre eine Erklärung. “Schaut Euch in der eigenen Altersgruppe um. Wir hatten mit den gleichen Charakteren zu kämpfen. Ist so’n menschliches Ding und hat wenig mit dem Alter zu tun. Einige von uns haben es versucht, aber wir sind an Ignoranz, Machtgier, der Gier an sich gescheitert. Vor allem haben wir es nicht hinbekommen, diesen schädlichen Charakteren den Aufstieg nach oben zu verbauen. Und schaue ich mir in Deutschland die Mehrheit Eurer Generation an, seit ihr ebenfalls auf verlorenem Posten.” Wie gesagt: Ist eine Erklärung für das Zurückliegende, keine Rechtfertigung. Putin, Biden, Lukaschenko, u.a. werden bald nicht mehr sein. Doch sie werden lediglich gegen ähnlich aufgestellte Machtinhaber ausgetauscht werden. Die Gesellschaften haben zugelassen, dass die Zeit der Monarchien nicht mit einem neuen Ansatz überwunden wurde, sondern lediglich eine Modifizierung stattfand. An Stelle von Kaisern*innen, Königen*innen, Kardinälen, herrschen jetzt Millionäre – das Ergebnis ist identisch.

Ich stehe hierfür nicht zur Verfügung.


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Verfasst 12. März 2022 von Troelle in category "Gesellschaft

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