Jeder hat seinen Preis

crop man getting dollars from wallet Lesedauer 7 Minuten


Jeder Mensch hat seinen Preis, – das ist nicht wahr. Aber es findet sich wohl für jeden ein Köder, an den er anbeißen muss.

Friedrich Nietzsche

Philosoph

Kürzlich wurde ich gefragt, wie es meiner Auffassung nach zur Korrumpierung von Polizisten*innen kommt. Im folgenden Gespräch irritierte mich einerseits, wie wenig Vorstellungen diesbezüglich bestehen und anderseits merkte ich, dass ich gar nicht so einfach eine Antwort geben konnte, wie ich mir dies anfangs vorstellte.

Ein Problem dabei ist mal wieder, was man darunter versteht. Als Berufsanfänger in den 80ern gehörte es zur gängigen Praxis, dass die Mitglieder der “Kriminalpolizeilichen Sofortbearbeitung” (offiziell Dir VB I) von namhaften Bestattern geringwertige Kugelschreiber, kleine Kalender und Klemmbretter geschenkt bekamen. Die Zielrichtung war eindeutig. Dort beschäftigte Beamte*innen kamen oft in die Verlegenheit mit Angehörigen in der Wohnung zu sitzen und die fragten natürlich nach, ob man nicht einen guten Bestatter kennen würde. Korruption oder zu vernachlässigendes Gebaren innerhalb des ganz normalen Wahnsinns?

Einige Jahre später traf ich auf einen Kollegen, der in so ziemlich keinem Laden am “Kudamm” seine Zeche zahlen musste. Es gipfelte in einer Nacht, in der plötzlich Prostituierte unter dem Tisch verschwanden und tun wollten, was man in der Situation halt erwartet. Ich weiß nicht, welche Gegenleistungen er hierfür erbrachte. Ich denke, dass er weg sah, wenn mal wieder 1 kg Kokain über den Tresen ging. Auf jeden Fall war ich gewarnt, dass da einiges um mich herum statt fand, was mir nicht behagte. Ab dieser Zeit lernte ich das sogenannte Berliner Nachtleben mit all seinen schillernden Seiten kennen. Es gab Bordelle mit Pool, in dem sich Politiker und Staatsanwälte tummelten. Table-Dance-Bars, in denen Kollegen ihre Junggesellenabende feierten, zahlten, aber ihnen sicher nicht entging, dass dort auch der Prostitution nachgegangen wurde. Etwas besser verdienende Beamte aus dem Höheren Dienst charterten Boote und feierten dort Parties, zu denen auch “Größen” des Milieus mit zahlreichen Frauen auftauchten. Korruption oder einfach nur “Berliner Sumpf”?

Zu dieser Zeit nahm rund um die Polizei die Digitalisierung Fahrt auf. Nur bei der Polizei tat sich wenig. Deshalb taten sich einige Dolmetscher*innen zusammen und stellten eigene Rechner auf, die auch von Ermittlern*innen genutzt wurden. Korruption oder der Sache dienlich? Zumindest wurden die Beamten*innen über Jahre hinweg suspendiert. Ich führte auch ein Verfahren wegen des “Inverkehrbringens von Falschgeld”. Hierbei spielten hervorragend gemachte Dollar-Noten eine Rolle. Sie waren qualitativ derart hochwertig, dass der Secret Service bei einem Scheingeschäft mit 50.000 EUR einsteigen wollte. Ich gebe zu mit allem gerechnet zu haben, aber nicht mit einem Besuch der für Korruption zuständigen Ermittler*innen, die mich darauf hinwiesen, dass dies Korruption wäre.

Sich zum schmalen Sold der Gehaltsstufen des Höheren Dienstes mittels Vorträgen ein wenig etwas dazu zu verdienen ist erst einmal auch keine Korruption. Sie könnte es werden, wenn Vorstandsmitglieder einer einladenden Firma im Falle des Falles eine bevorzugte Behandlung erhalten oder Druck auf Ermittler*innen ausgeübt wird. Doch es wäre kleinlich, sich daran zu stören. Wir leben in einer hierarchisch strukturierten Gesellschaft und das vermögenden Gesellschaftsmitgliedern andere Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, ist in einer solchen Struktur systemimmanent.

Eines Nachts versuchte mich ein Russe mit 100.000 EUR davon zu überzeugen ihn freizulassen. Den Betrag betrachtete ich als Beleidigung und eröffnete ein Verfahren. Gut, an der Stelle war der Tatbestand der Korruption eindeutig erfüllt.


Vor diesem Beitrag überlegte ich, wie ich für mich selbst Korruption definieren könnte. Dabei musste ich an Erlebnisse in Südostasien denken. Vielfach verzichten dort die Leute auf die Hinzuziehung offizieller Stellen, da sie genau wissen, dass diejenigen mit dem höchsten Zahlbetrag an die richtige Person, Recht bekommen. Ich erlebte die mehr oder weniger willkürliche Festnahme eines drogensüchtigen Bekannten. Zwar hatte er am konkreten Tag nichts unrechtes getan, musste aber befürchten im Zuge einer Blut- und Urinprobe wegen Drogenkonsums angeklagt zu werden. Ein Polizist bot ihm an, gegen Zahlung von Geld für eine “sauberes” Untersuchungsergebnis zu sorgen. Ein Angebot, welches er annahm. Mir ist auch eine üble Schlägerei in Erinnerung geblieben, an der ein Tourist und Einheimischer beteiligt waren. Die Einheimischen verzichteten auf eine Beteiligung der Polizei, weil sie genau wussten, dass sich der Tourist “freikaufen” würde. Also fanden sie eine andere Lösung – das Faustrecht. Läuft man in Thailand, Malaysia, Laos, mit offenen Augen durch die Gegend, sind überall Zeichen von Korruption zu sehen. Einige dürfen zum Beispiel bauen, wie es ihnen beliebt, während bei anderen strikt die Einhaltung der Auflagen eingefordert werden. In diesen Ländern ist die Korruption Teil der Bezahlung, wie in anderen Ländern das Trinkgeld zum Gehalt des Barpersonals gehört. OK, andere Länder, andere Sitten. Doch mir wurde dort bewusst, wie gefährlich Korruption werden kann. Spätestens als bei einem Windstoß eine unsachgemäß angepflanzte Palme umfiel und einen Einheimischen unter sich begrub, begriff ich es. Es ist etwas anderes, ob man aus der Ferne Berichte über zusammenstürzende Gebäude sieht, bei denen die Bauauflagen nicht eingehalten wurden, oder man 5 Meter von einem Toten entfernt an einem Tresen sitzt.

Wo fängt es an? Natürlich ist in Deutschland die Korruption gegenwärtig. Und wenn man nicht Ermittler ist, der handfeste Beweise beibringen muss, darf meiner Auffassung nach durchaus von sichtbaren Merkwürdigkeiten darauf geschlossen werden, dass da im Hintergrund einiges unsauber gelaufen sein muss. Seien es undurchsichtige Verhandlungsergebnisse mit Energiekonzernen, flüchtige Millionenbetrüger, Politiker*innen, die sich mit bemerkenswerten Statements zu Wort melden und dabei gleichzeitig Fototermine mit “Wirtschaftsgrößen” liefern oder aus dem Amt scheidende Frauen und Männer, die ein halbes Jahr später in passenden Aufsichtsräten auftauchen, die Symptome sind eindeutig. Ein anderer Begriff ist in diesem Zusammenhang passender: die Vorteilnahme.

Vieles, was als Korruption mit Bezug auf Polizei bezeichnet wird, ersehe ich mehr als etwas unscharf und profan formuliert “die Seite wechseln”. Und dafür gibt es diverse Gründe.

Es gibt kein menschliches Handeln ohne Motiv und die entstehen wiederum aus Bedürfnissen. Ein breites Feld der Psychologie. Selbst, wenn wir Bedürfnisse verspüren, tun wir nicht alles um sie zu befriedigen. Gesellschaftliche Regeln, Moral, Gesetze, setzen uns ebenso Grenzen, wie der persönliche ethische Kompass die Richtung vorgibt. Für Polizisten, ob nun Schutzpolizei oder Kriminalpolizei, sollte im Hinterkopf immer eins existieren: Ich bin anders unterwegs! Anders als Politiker*innen, Leute aus der Wirtschaft und aus den kriminellen Teilen der Gesellschaft.

In den modernen kapitalistischen Industriegesellschaften vollzieht sich dauerhaft eine Veränderung der Wertschätzung. Dieser Prozess dauert an und da ich kein Historiker bin, kann ich auch nicht festmachen, wann es genau anfing. Meiner Beobachtung nach wird heute deutlich weniger die Lebensleistung eines Menschen, das soziale Engagement, der Beitrag für die Gesellschaft, die von einer Person ausgehenden ideellen Werte, geachtet, als dies in meiner Jugend der Fall war. Der Geltungskonsum, die Definition der eigenen Person über vorzeigbaren Besitz, Statussymbole, ist gefühlt wichtiger geworden. Dies gilt auch für Tätigkeiten. Diverse Arbeitsfelder, die mehr Schein als Sein sind, genießen vor allem innerhalb der “einfachen” Masse, ein höheres Ansehen, als weniger einträgliche, aber für die Allgemeinheit wichtige Berufe. “Irgendwas mit Medien”, “Influencer”, “Berater”, “Experten”, windige Banker*innen, Immobilienmakler*innen, Juristen aller Couleur, Veranstalter*innen, Musiker*innen, PR Berater*innen, bekommen teilweise Unsummen zugeschoben, während Krankenpfleger*innen, Arbeiter*innen, Handwerker*innen u.v.a. mit geringen Beträgen bedacht werden.

Meiner persönlichen Lebenserfahrung nach, geben Leute, die wirklich etwas auf dem Kasten haben, nicht mit Statussymbolen an. Sie beschränken sich auf das Notwendige und oftmals zeigen sie das eine oder andere nur vor, um “Dümmere” zu beruhigen, weil die sonst mit ihnen keine Geschäfte machen würden. Je mehr “Blink Blink”, desto größer und protziger das Auto, überdimensionierter Haus und Garten, umso weniger steckt menschlich dahinter und zumeist auch nicht solide, legal, generiertes Vermögen. Wie auch immer man mein Denken bewerten mag: Wer über z.B. mehrere tausend Euro in ein normales Auto (kein Nutzfahrzeug!) investiert, leidet an einer Persönlichkeitsstörung.

Wie auch immer, es ist nun einmal, wie es ist. Auch Polizisten*innen wollen an dieser Gesellschaft teilhaben und sind damit den gleichen Verlockungen, Gefahren, Manipulationen, ausgesetzt wie alle anderen auch. Dazu gehört auch ein sich immer mehr durchsetzendes Lebensprinzip: “Möglichst viel schnelles, leichtes Geld, erlangen, ohne großartigen Aufwand dafür zu betreiben und am Konsum, vermeintlichen Glück, Spaß, zu partizipieren.” Ich wunderte mich nicht sonderlich, als mal eine Bankberaterin mir gegenüber erwähnte, dass ausgerechnet Polizisten*innen die mit am höchsten verschuldete Berufsgruppe ist.
Nur zahlen Banken irgendwann nicht mehr. Schon gar nicht für Kokain, Spielsucht, kostspielige Lebenspartner*innen, durchzechte Nächte, teure Urlaube, die noch zu den Raten für das Haus, falls vorhanden, hinzukommen. Es gilt ein weiterer Grundsatz: das Milieu und Nachtleben zieht! Alles erscheint unkomplizierter, weniger überfrachtet mit intellektuellen, emotionalen, ethischen, Überlegungen und Grenzen.
Meiner ganz persönlichen Erfahrung nach, sind gerade junge Polizisten*innen auf das, was da im Verlaufe ihres Lebens auf sie zukommt, nicht vorbereitet. Einige müssten sich von vielerlei verabschieden und zu einer Persönlichkeit heranreifen, die nichts mit dem gesellschaftlichen Mainstream zu tun hat. Hierzu gehören auch all die Fitnessstudios, der Wahn, sich körperlich umzugestalten, ein Leben auf der Überholspur zu führen und vor allem, die Nähe von diversen Leuten zu meiden. Die Betonung liegt auf “einige”! Die Mehrheit bekommt die Kurve und einiges kann irgendwann unter Jugendsünde verbucht werden. Doch es gibt diejenigen, welche immer weiter machen, um dann nach und nach in den Strudel hineingezogen zu werden.

In den vergangenen 35 Jahren erlebte ich, wie manche Schritt für den Schritt den Halt verloren. Fast immer spielte irgendwie das Nachtleben oder das Bedürfnis anders zu sein, als “kleinbürgerlich”, eine Rolle. Ich glaube die grobe Überschrift “Ausbrechen” passt am ehesten. Aber als Polizist*in auszubrechen bürgt Risiken und es ist fraglich, ob es dann nicht besser ist, die Berufswahl zu überdenken. Sich korrumpieren zu lassen ist eine Entscheidung und eine Frage der Persönlichkeit. Selbst bei einer Überschuldung gibt es immer noch andere Wege. Auch wenn ich mich erpressbar gemacht habe, kann ich immer noch den Weg nach vorne suchen und muss dann halt die Konsequenzen tragen. Und da hier immer noch Deutschland ist, sind die in der Regel überschaubar. Allerdings nur, wenn man Prestigeverluste hinnehmen kann.


Bei allem muss ich einräumen, dass ich bei der Kriminalpolizei auch Frauen und Männer kennen lernte, die von ihrer Persönlichkeitsstruktur vom ersten Tag an nichts zu suchen hatten. Was mich bei einigen besonders irritierte war der Umstand, dass sie sich in der Hierarchie durchsetzten und mit wenigen Ausnahmen regulär pensioniert wurden. Allerdings hinterließen manche von ihnen eine Spur von Verzweiflung, menschlichen Schicksalen und gescheiterten Existenzen.
Die polizeiliche Hierarchie besitzt Vor- und Nachteile. Ein entscheidender Nachteil besteht darin, dass sie für Psychopathen*innen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und gebremst werden, das ideale Habitat sind. Ein Phänomen, welches in der freien Marktwirtschaft bereits länger bekannt ist und immer mal wieder Berater beschäftigt.
Der kanadische Kriminalpsychologe Robert D. Hare schreibt Psychopathen, einen oberflächlichen Charme, Eloquenz, ein überhöhtes Selbstbild, notorisches Lügen, manipulative Handlungen, mangelnde Reue, Empathie und die Unfähigkeit eigene Verantwortung zu übernehmen zu. Weiterhin sind sie schnell gelangweilt, somit stetig auf der Suche nach einem neuen Kick, leben gern auf Kosten anderer, können sich schwer beherrschen und neigen zu einem promisken Verhalten. Solche Persönlichkeiten trifft man häufig auch im kriminellen Milieu an. Finden diese zusammen, einmal in der Eigenschaft als Polizist*in und zum anderen als Kriminelle/r, wird es kritisch. Doch sind dies weniger Leute, die sich primär korrumpieren lassen, sondern eher welche, die innerhalb ihrer beruflichen Karriere Verhalten wie Drogenkonsum (zumeist Kokain und Alkohol), unverantwortlich in zweifelhaften Bars und Clubs verkehren und sich dort in ihrer Überheblichkeit für unantastbar halten. Ziehen sie andere mit hinein, werden dies Leute im Milieu bemerken und ihre Chance wittern.

Ich glaube, dass richtig “dicke” Geld kann man bei der Polizei durch Korruption nicht bekommen. Dennoch gibt es sie, aber selten in der simplen Version “Ich gebe Dir Geld und Du tust etwas für mich!” Eher geraten Leute in die Erpressbarkeit und sie ängstigen sich davor, durch Aberkennung des Beamtenstatus ihre Pension zu verlieren. Bei manch anderen muss man schlicht von Kriminellen mit Beamtenstatus sprechen. An der Stelle stimme ich dem vorangestellten Zitat von Nietzsche zu. Unverbindlicher Sex, neue Kicks, ein unverbindliches Leben, fragwürdige Bestätigungen und die gelebte Arroganz, Hybris über allen zu stehen, all dies können bei passender Persönlichkeit Köder sein.

Womit ich nicht übereinstimme ist das ständige Gerede von einer Parallelgesellschaft, deren Mitglieder per Korruption versuchen Einfluss zu nehmen. Die Gesellschaft entspricht einem System, aus dem nicht einfach ein oder mehrere Bestandteile entfernt werden können. Alles ist miteinander verzahnt. Ein Angler muss zur Beute passende Köder auswerfen. Immaterielles ist schlecht bis gar nicht geeignet, während materielle Zuwendungen deutlich besser funktionieren. Und dies liegt maßgeblich an den Regeln, nach denen unser System funktioniert. Spaßgesellschaft, unverbindliche Beziehungen, die Gier nach schnellen Geld, Anerkennung, all dies wirkt auf jeden in der Gesellschaft ein. Da bleiben schon mal beruflicher Ethos, althergebrachte Grundsätze, auf der Strecke.

      Einzelfall oder auch Weisser Schimmel

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      Jan Böhmermann hat wieder zugeschlagen. Und vorab möchte ich feststellen, völlig richtig, notwendig und wichtig. Worum ging es? Sieben Polizisten einer Frankfurter Wache gründeten eine WhatsApp-Gruppe unten schickten sich gegenseitig auf dem Messengerdienst Texte, Bilder, Memes, mit rechtsradikalen und sexuellen Botschaften zu. Teilweise sind diese, wenn sie öffentlich präsentiert werden, strafbar. Wer sie sich antun möchte, kann sie unter dem Link itiotentreff.chat nachlesen. Allerdings warne ich vor: Geschmacklos ist noch untertrieben. Das Thema wurde auf zwei Sendetermine der Satiresendung ZDF Magazin Royale aufgeteilt. Im ersten geht es “nur” um den Chat, im zweiten wird eine Querverbindung zur NSU, konkret zur NSU 2.1 hergestellt. Obwohl hierzu bereits eine Verurteilung stattfand, steht der Verdacht im Raum, dass irgendwie eine Verbindung zwischen den Beamten/innen der Polizeiwache und wenigstens dem ersten Bedrohungsschreiben besteht. Dazu will ich mich in keiner Art und Weise äußern. Hierzu sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft anhängig und ich vertraue darauf, dass die Kriminalpolizei ihren Job macht.

      Und dennoch möchte ich ein ABER aussprechen. Wie viele andere stellen Böhmermann und Redaktion mit den Begriffen Einzelfall und Einzeltäter süffisant in den Raum, dass diese Vorgänge lediglich die Spitze des Eisbergs seien. Mag sein … möglicherweise auch nicht. So einfach ist das alles nicht. Wie auch immer, mit den beiden genannten unsinnigen Begriffen, kommt man dabei nicht weiter.

      Im Deutschen gibt es Plural und Singular. Der Täter, die Täterin (sing.), die Täter (plu.) – der Fall (sing.), die Fälle (plu.). Bei Einzelfall und Einzeltäter reitet der “Weiße Schimmel” durch die Gegend. Wer diese Begriffe verwendet, tut es rhetorisch und will zum Ausdruck bringen, dass es eben nicht um eine alleine handelnde Person geht. Nicht einmal eine konkrete Gruppe, von der ab drei Personen auszugehen ist, wird angesprochen, sondern gemeint ist eine unbegrenzte Anzahl von Personen, die unter einem gemeinsamen Merkmal zusammengefasst werden. Hier konkret der Berufsstand “Polizei”.

      Angefangen haben damit die Rechtspopulisten, in dem sie sie bei ausländischen Tätern und Täterinnen anwandten, um zu suggerieren, dass sich gesetzeskonform verhaltene Flüchtlinge, Einwanderer, Asylanten die Ausnahme sind, während die Kriminellen die Regel darstellen. Bei Böhmermann läuft es darauf hinaus, dass der polizeiliche Standard rechts steht, es aber Ausnahmen gibt, die sich anders positionieren. Das Prinzip ist gleich und meiner Meinung nach gehen damit diejenigen, welche sich gegen den Rechtsruck in Deutschland stellen wollen, den Rhetorikern der anderen Seite auf den Leim bzw. arbeiten an den gesellschaftlichen Grundvoraussetzungen mit, die seitens der Rechten genutzt werden.

      Mir drängt sich dabei stets ein Vergleich mit einem Datenverarbeitungsprogramm auf. Die verwaltete, digital erfasste Gesellschaft, wird je nach Interesse mit wenigen Suchkriterien abgefragt und die Ergebnisse in Gruppen zusammengefasst. Das Individuum und seine Betrachtung, ist irrelevant. Und genau da wollen die Strippenzieher von Rechtsaußen hin. Eine Bevölkerung, in der in den Köpfen die Gruppe das Denken bestimmt und die differenzierte Herangehensweise verkümmert.: die Polizei, die da oben, die Asylanten, die Flüchtlinge, die Ausländer, die Muslime, die Homosexuellen, usw.

      Im konkreten Fall sind es zunächst einmal sieben Frauen und Männer. Sollten sie tatsächlich und nachweisbar Straftaten begangen haben, sind es sieben Straftäter/innen, die mindestens in einen Ermittlungsvorgang (Chatgruppe) involviert sind. Die Drohbriefe sind ein weiterer Ermittlungsvorgang bzw. Sachverhalt, zu dem der/die Urheber/in/innen zu ermitteln sind. Deshalb heißt es in einem “guten” Ermittlungsbericht:

      Zum beschriebenen Sachverhalt wurden zu nachfolgenden Personen Ermittlungserkenntnisse erlangt, die einen dringenden Tatverdacht hinsichtlich der Verwirklichung des Tatbestands i.S. xy StGB ergeben.

      Ermittelt wird zunächst nicht gegen die Personen, sondern das Geschehen wird aufgeklärt, strafrechtlich eingeordnet und hierzu der Beitrag der jeweils handelnden Beteiligten ermittelt.

      Gesellschaftlich ist die Funktion, hier Polizei, natürlich nicht irrelevant. Ob Frauen und Männer mit diesen charakterlichen Voraussetzungen und Persönlichkeitsstrukturen geeignet sind, ihre Aufgaben zu erfüllen, erscheint mehr als fraglich. Ebenso darf hinterfragt werden, wie es sein kann, dass solche Personen nicht längst im Focus von Vorgesetzten/innen standen und diese es versäumten geeignet zu intervenierten. Oder konnten sie vielleicht gar nicht? Was mache ich mit Mitarbeitern/innen, bei denen ich eine verfassungsfeindliche Gesinnung erkenne? Gesinnung ist nicht gleich zwingend eine vorzuhaltende Handlung. Und dass nicht alle auf der Wache so unterwegs sind, ergibt sich aus den Texten selbst, da die Mitglieder immer mal wieder auf Kollegen/innen hinweisen, vor denen man sich in “Acht” nehmen müsse.

      Beim vorliegenden Chat berührte mich noch etwas ganz anderes unangenehm. Nahezu alles, was da auftaucht, wurde nicht von den zur Rede stehenden Personen erstellt. Es ist eine Ansammlung von Widerlichkeiten, die im Internet kursieren. Etwas ganz anderes wären Bilder oder Texte, die von ihnen selbst erstellt wurden – z.B. im Zusammenhang mit Mobbing. Nein, sie sind anfällig für diese Machwerke und sie verfügen über keine inneren Grenzen, die sie Abstoß empfinden ließen. Einiges erscheint mir pubertär. “Ui, Ui, das ist total verboten, also teile ich es mal.” Das entspricht der Haltung von 13-Jährigen, die Genitalien an die Toilettenwand malen. Auch hier differenziere ich. Wer beispielsweise den Hitlergruß zeigt, einer scheint es getan zu haben, macht es entweder aus purer Überzeugung, oder aus eben dieser genannten pubertären Persönlichkeit heraus.

      Diese Haltung ist in unserer Gesellschaft immer häufiger anzutreffen. “Wenn mir die GRÜNEN dieses oder jenes untersagen wollen, drehe ich die Heizung erst recht auf, rase mit 250 km/h über die Bahn oder packe mir 10 Kilogramm Fleisch auf den Grill.” Ähnlich bewerte ich all die debilen Aufkleber auf Fahrzeugen.

      Will ich mich mit diesen Prozessen, Phänomenen, auseinandersetzen, benötige ich andere Begriffe, Analysen, Betrachtungen, als die süffisanten Anmerkungen “Einzelfall”, “Einzeltäter”, welche wie ausgeführt geschickt seitens der “Rechten” in den Diskurs eingebracht wurden. Welche innergesellschaftlichen Prozesse spiegeln sich da in dieser Chatgruppe? Die Drohbriefe sind nochmals etwas ganz anderes. Die/der Verfasser/in sind klar und deutlich strafrechtlich relevant und rechtsradikal unterwegs. Da wurde nichts übernommen, sondern selbst formuliert und vorsätzlich, mit dem Ziel Ängste zu erzeugen, abgesandt.

       

      Ich spreche mich selbst nicht frei von der skizzierten pubertierenden Haltung. Auch ich hab das eine oder andere Mal provoziert, bisweilen gedankenlos. Nicht auf der politischen Ebene, sondern mit sexuellen Inhalten (Kalender) oder spöttischen Allerlei bezüglich des immer noch schwelenden Ossi-Wessi- Konflikts. Persönlich halte ich wenig von Null – Toleranz – Programmen. Besser, ein Konflikt ist offensichtlich, als dass er im Untergrund vor sich hin schwelt. Doch es gibt Grenzen, die sich aus dem “natürlichen” Bauchgefühl ergeben, welches jede/r Polizist/in empfinden können sollte.
      Dies ist auch bei der politischen, verfassungsgemäßen Haltung relevant. Empathie, Toleranz, eine gesunde stabile Persönlichkeit, sind zuverlässige Abwehrmechanismen gegen faschistoide Haltungen. Ja, der Polizeiberuf bringt vieles mit sich, was Menschen abgleiten lassen kann und wenn dann noch Persönlichkeitsstörungen hinzukommen, wird es gefährlich. Aus diesem Grund sehe ich nur eine einzige Möglichkeit der Prävention: die psychologische Supervision. So wie eine turnusmäßige Untersuchung der Sehkraft, des Gehörs, muss in regelmäßigen Abständen das Oberstübchen betrachtet werden und bei signifikanten Feststellungen, muss es Konsequenzen geben. Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, ist es zu spät.

      Das ASOG – eine unendliche gruselige Geschichte

      Lesedauer 5 Minuten

      Als ich 1987 zur Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege ging, geriet mein Jahrgang zwischen die Mühlsteine von Politik und fachlich, juristischer Betrachtung des Berliner ASOG, welches zu dieser Zeit seitens des Bundesverfassungsgerichts in der Kritik stand. Wobei das untertrieben ist: Es forderte Änderungen! Und der Senat, insbesondere der damalige Innensenator Kewenig stellte sich quer, was wiederum zu einem heftigen Konflikt mit einem mich unterrichtenden Verfassungsrechtler Prof. Dr. Schwan führte.

      Worum geht es im ASOG? Es steht für Allgemeines Sicherheits- und Ordnungsgesetz und bestimmt das Handeln der Ordnungsbehörden. Somit auch das der Polizei, die Ordnungs- und Sicherheitsbehörde zugleich ist. Grundsätzlich gibt es zwei Handlungsstränge: Entweder eine Straftat ist bereits begangen worden oder jemand betreibt bereits im StGB unter Strafe gestellte Vorbereitungshandlungen, in diesem Falle richtet sich das Handeln der Polizei nach der Strafprozessordnung, oder es besteht die Gefahr, dass etwas passieren wird – dann greift das ASOG. Dies in juristischen Klausuren auseinander zu halten, ist oftmals ein wenig “tricky”. Vornehmlich, weil es eben nicht nur die Polizei, sondern alle Ordnungsbehörden angeht. Zum ASOG gehören die Durchführungsverordnungen, in denen gelistet ist, wer wofür zuständig ist.

      Deutsche Polizisten im Allgemeinen und Zeitgenossen*innen in der Innensicherheitspolitik neigen traditionell dazu, die Polizei als Multitool zu sehen, mit dem man auf der Straße so ziemlich alles regeln kann. Zu meiner Studienzeit bekamen Studenten den sogenannten Currywurst-Fall präsentiert.

      Schutzmann Wachsam wird von Passanten, denen nach dem Verzehr einer Currywurst schlecht wurde angesprochen. Mit der Wurst und dem Imbis sei etwas nicht in Ordnung. Also schaut der Schutzmann nach dem Rechten, findet übel riechende Würste und macht den Laden dicht. Darf er das?”

      Vorweg: Nein! Er darf bis zum Eintreffen des sachlich zuständigen Gesundheitsamts einen weiteren Verkauf der Wurst verhindern. Den Rest übernehmen die. Die Polizei behalf und behilft sich in solchen Fällen mit der Gefahr im Verzuge und der Amtshilfe, weil die Bürostuhlbewacher im Amt nicht rechtzeitig am Ort erscheinen können. Eine große Rolle spielt dies bei Lokalkontrollen. Wer hat den Hut auf und wer leistet Amtshilfe? Die Antwort ergibt sich aus der Frage: Warum soll denn in dem Lokal nachgeschaut werden? Verstöße gegen die Auflagen? Verdacht der Steuerstraftaten? Suche nach polizeilich gesuchten Personen? Durchsuchung nach Beweismitteln? Es mutet ein wenig seltsam an, wenn ein Großaufgebot der Polizei einen Laden entert, ein mit Gold dekorierter Polizist das Sagen hat, aber eigentlich nach nicht versteuerten Tabak (Zoll) oder Verstoß gegen Bau- bzw. Hygieneauflagen (Bauamt, Gesundheitsamt) geschaut werden soll. Nun gut … dies nur am Rande.

      Vor 1987 und danach, wurde immer wieder an diesem Gesetz herumgebastelt. Begründung: Die Zeiten ändern sich und auf Neues muss adäquat reagiert werden. Ist das so? Gesetze werden selten minutiös zugeschnitten. Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich denke da beispielsweise an den EC-Kartenbetrug, weil de facto ein Computer nicht im Sinne des Paragrafen “Betrug” betrogen werden kann. Na klar, technische Veränderungen können Nachbesserungen notwendig werden lassen.

      Anders sieht es zum Beispiel beim “Finalen Rettungsschuss” aus. Da gibt es viele Fragen, unter anderen, ob der überhaupt ins ASOG hineingehört. Doch das Thema ist uralt und alte Entscheidungen werden infrage gestellt. Hier gilt: Von einer einmal getroffenen Entscheidung sollte man nur abweichen, wen sich maßgebliche Veränderungen eingestellt haben, von denen man vorher nichts wissen konnte. Die ethische Ausgangssituation und Debatte, in der ein Schütze einen anderen tötet, um weitere Menschenleben zu retten, hat sich nicht verändert. Kann man es dem Schützen befehlen? Muss der die Entscheidung alleine treffen? Handelt er zur Abwehr einer Gefahr oder leistet er nach dem StGB Nothilfe?

      Ein weites Feld sind die Innovationen in der Polizeiarbeit. 1987 wussten wir noch nichts von GPS, Digitalisierung, Videoaufzeichnungen, mit heutigen Möglichkeiten. Die Prävention und Gefahrenabwehr war größtenteils harte analoge Arbeit, die mit “Manpower” geleistet wurde, hatte einen Vorteil. Zeitgenossen mit Persönlichkeitsstörungen, die gern alles und jeden, auch bei geringeren Gefahrenlagen beobachten lassen wollten, kontrolliert und weggesperrt hätten, stießen auf Ressourcen bedingte Grenzen und mussten sich auf ernsthafte Lagen konzentrieren.

      2023 sieht alles ein wenig anders aus. Überwachung ist ungleich einfacher geworden und erfordert längst nicht mehr die Manpower von damals. Es werden immer mehr Beamte/innen dafür gefordert, weil es immer mehr Personen gibt, die ins Visier geraten, aber das ist eine andere Rechnung und hat mit anderen Entwicklungen zu tun.

      Ich bezeichnete die Protestler in Sachen “Klima” bereits mehrfach als Textmarker und Signalgeber dafür, wohin wir uns bewegen, bereits gelandet sind und was manch einer plant. Sitzblockaden, Straßenschlachten, lahmgelegte Verkehrsadern, sind nichts Neues. Ergo braucht es auch keine neuen Regeln, Gesetzesnovellen, Erweiterungen der Repressionsmaßnahmen. An der Stelle kommen gern diejenigen um die Ecke spaziert, die den Begriff “Terrorismus” in die Debatte einwerfen. Ich bin nicht “weichgespült”. Aber, ob ich einen echten Terroristen, 48 Stunden aus dem Verkehr ziehe oder 100 Tage, ist völlig egal. Und wenn sich eine/r davon beeindrucken lässt, ist er oder sie definitiv kein/e Terrorist/in. Das haben die Schweizer gut erkannt. Wer andere, aus schwer nachvollziehbaren Gründen töten oder verstümmeln will, hat psychische Probleme und dafür sind Kliniken und Psychiater/innen zuständig.

      Wenn Leute aus Sicherheitskreisen oder Politik eher harmlose Zeitgenossen/innen, wie die z.B. die “Klimakleber” zu Terroristen und Mitgliedern einer Kriminellen Vereinigung (StGB) deklarieren, gehen bei mir alle Alarmglocken an. Da steckt entweder mehr dahinter oder diejenigen, welche so etwas fordern, gehören dem Kreis mit den erwähnten Störungen an. Es gibt ganz gute historische Gründe, warum wir früher langes Polizeigewahrsam nicht so prickelnd fanden. Der Richtervorbehalt macht es nicht besser. Im Dritten Reich und in der DDR beteiligten sich auch Richter/innen am Unrecht zur Kontrolle politischer Gegner. Auch diese honorigen Damen und Herren sind nicht gegen den Zeitgeist immun.

      Was sehe ich denn? Da gibt es die Leute, welche sich selbst verletzen und aus Überzeugung auf die Straße kleben, aber im Angesicht der zahlreichen körperlichen Übergriffe, friedlich wie Lämmer bleiben. Dann sehe ich aufgebrachte Bürger, mit verzerrten Gesichtern, die zutreten, schlagen, übergießen. Die sind alles andere als friedlich. Augenscheinlich sind da eine Menge Leute mit einer kurzen Zündschnur unterwegs. Dann wären da die Polizisten/innen, denen nichts Besseres einfällt, als mit völlig unnötigen schmerzhaften Hebelgriffen Protestler abzuführen. Besonders irritiert bin ich, wenn dabei auf den Frust hingewiesen wird, weil die sich ja prompt wieder hinsetzen. Ja, und? Ob die nun an der Synagoge Posten stehen, Streife fahren oder Klimakleber hin und her tragen, kann ihnen völlig egal sein, das Gehalt am Anfang des Monats ist das gleiche. Ich hab in meiner eigenen Polizeikarriere schon deutlich sinnlosere Dinge getan.

      Nein, Freunde der Nacht, da zieht etwas anderes am Horizont auf. Augenscheinlich schwindet die Überzeugungskraft der politischen Ebene. Warum auch immer dies so ist, da spielen viele Faktoren zusammen. Teilweise können die aktuellen Politiker/innen gar nichts dafür. Frühere Generationen haben durch ihre Entscheidungen, oftmals nicht böswillig, bisweilen aber schon, die heutige Situation bedingt. Und scheinbar ist die Lage derart verfahren, dass weder richtige Lösungen gefunden werden können, noch der Bevölkerung zu vermitteln ist, wo wir stehen und wo die Reise hingeht. Das schreit förmlich nach Repression.

      Die Sicherheitsbehörden benötigten beispielsweise bundesweit nur einziges Verfahren mit dem Titel “Kriminelle Vereinigung”. Dieses Konstrukt kann als Basis für bundesweit angelegte Maßnahmen benutzt werden. Fortan ist vollkommen legal der Einsatz Verdeckter Ermittler/innen, die umfassende Überwachung der Kommunikation und Observation, möglich. Ohne jegliche Neuerung: Das ist der Stand jetzt!

      Nur, lässt sich das nicht auf konkrete Personen, die sich tatsächlich am Boden festkleben, begrenzen. Betroffen sind ebenso Mitbewohner, Eltern, Freundschaften, die Gäste in einschlägigen Lokalen, zufällige Kontaktpersonen, zumeist aus einem gesellschaftlichen Segment kommend, die seitens der konservativen Populisten bis zu Hetzern, als “links”, “links versifft”, “links-faschistisch”, bezeichnet werden. Unter dem Gesichtspunkt bekommt die Sache einen ganz anderen Anstrich. Dies alles zu einer Zeit, in der sich die Möglichkeiten der technischen Überwachung etwa halbjährlich erweitern und laut darüber nachgedacht wird, Bundesbehörden, wie dem BND, BfV, die Benachrichtigung und Informationsweitergabe an private Konzerne zu ermöglichen. Geschehen soll dieses zur Abwehr von Spionage und feindlicher Angriffe.
      Mit Verlaub, wer Klima-Kleber zu Terroristen und Kriminellen macht, findet auch Wege, politische Abweichler zur Gefahr für BASF, SIEMENS, RWE, Rhein-Metall u.a. werden zu lassen.

      Wie auch immer, es geht alles seinen Weg. Doch Leute, vornehmlich Insider, die in Anbetracht dessen “Hurra” schreien, sind mir suspekt. Entweder drücken sie ganz fest beide Augen zu, merken es nicht mehr, weil sie zu tief drinnen sind oder fühlen sich in derartigen Systemen pudelwohl. Mal sehen, wann die erste Reform der Reformen, ein bis zwei Leute nervös werden lässt. Ich empfehle einen Vergleich, zwischen den Debatten zu den alten Änderungen nach Ablösung des PVG, an welchen Stellen Bedenken bestanden und wo wir mittlerweile stehen. Es kam immer ein wenig mehr dazu und man hat es kaum bemerkt. Und wer darauf vertraut, dass die Anwender Augenmaß bewahren, ist hoffnungslos naiv und deppert. Spätestens, wenn es um die wie auch immer zu definierende linke Szene geht … gehen die in die vollen. Den Beweis muss ich schuldig bleiben bzw. kann nichts dazu schreiben.

      Hoffnung

      Eisenbahn Lesedauer 5 Minuten

      Aktuell ist eine Fahrt mit der deutschen Bundesbahn ein beinahe größeres Abenteuer, als wenn man in Laos mit einem maroden Bus von Luang Prabang weiter in den Norden nach Myanmar fährt. Die Züge kommen zu spät oder sie fallen willkürlich aus. Durchsagen sind spärlich, inhaltlich wenig informativ und oftmals akustisch kaum zu verstehen. Ich stelle mir dabei stets vor, wie es mir erginge, wenn ich gleiche Zustände in Südostasien erlebt hätte. Manch Ausländer kann weder die Sprache, noch die Schriftzeichen entziffern und muss sich, wie ich es in Südostasien tat, teilweise am Verhalten der Umstehenden orientieren. Aber in den meisten anderen Ländern gibt es wenigstens Informationen in Englisch und fast überall ist Personal anzutreffen, welches einem weiterhelfen kann. Nicht in Deutschland! Hier ist Amtssprache Deutsch und wer nach Deutschland kommt, hat vorher gefälligst drei Jahre die Sprache zu erlernen oder sich einer geführten Reisegruppe anzuschließen.

      Bisweilen haben die Bahnbetreiber interessante Tricks auf Lager. Die Züge fahren nicht von A nach B, sondern lediglich bis zu einer Zwischenstation, wo der Zug kurz hält und dann wieder dahin zurückfährt, wo er ursprünglich herkam. Ich vermute, dies geschieht, weil die Stationen dahinter kein hohes Fahrgastaufkommen haben. Blöd nur, wenn man als Deutscher diese Information nicht hat oder als Ausländer nicht verstehen kann. Ein nettes Spiel ist auch der Einsatz von Kurzzügen, während sich auf dem Bahnsteig hunderte Reisende versammeln. Letztens erlebte ich, wie sich in Stendal ein Pulk vor dem dort längere Zeit wartenden und lediglich aus zwei Waggons bestehenden Zug sammelte. Eine junge Frau, die sich beim Anblick des anfangs noch völlig leeren Zug dachte, dass sie noch locker warten könnte, musste feststellen, dass sie nun nicht mehr hineinkam, weil zwischenzeitlich die aus einem defekten ICE herausgeworfenen Reisenden in den Zug drängten.

      Wer mit dem Deutschlandticket unterwegs ist und einmal umsteigen muss, sollte sich ausreichend Proviant mitnehmen. In der Regel haben die Regio-Züge über 10 Minuten Verspätungen, sodass es mit dem Anschluss nicht klappt und man bis zu 1,5 Stunden auf den nächsten Zug warten muss. Außerhalb Deutschlands findet man in der Regel nahe dem Bahnhof Restaurationen, Kioske oder ähnliches. Nicht, wenn man in Deutschland auf dem platten Land unterwegs ist. Dort steht man hungrig und durstig in der Wüste herum. Stendal und Rathenow könnten genauso gut in Albanien liegen. Da sieht es auf dem Land nicht anders aus. Na ja, eigentlich doch, weil die Landschaft schöner ist.

      Ich überlege schon geraume Zeit, ob ich einen ehrlichen Reiseführer für ausländische Backpacker*innen schreibe. Einen mit brauchbaren Informationen und nicht so einen, wie sie beschönigt von den Tourismus-Agenturen herausgegeben werden. An der Stelle einen Dank an die Dorfschänke in Soltau und dem Stammtisch, schräg gegenüber vom Bahnhof. Die würde ich darin aufnehmen. Bezahlbares frisches Bier für gestrandete Reisende, die auf die Nummer mit dem Schienenersatzverkehr hereinfallen.
      Die Deutsche Bahn geht in ihrer App davon aus, dass der eingesetzte Bus mit der Geschwindigkeit eines Regio unterwegs ist, somit der Bus pünktlich zu den Zeiten an den Haltestellen eintrifft, wie der Zug. Nein, die Busse kommen etwa eine Stunde später, unter Umständen dann, wenn ohnehin der andere Folgezug eintrifft.

      Für ein Land wie Deutschland alles unzumutbare Zustände. Ein Land, welches den Anspruch anmeldet, ein modernes, offenes, Industrieland zu sein. Aber wie immer stecken in solchen miesen Lagen auch Chancen. Wegen all dieser Zustände kam ich letztens mit einer Frau ins Gespräch. Sie, über 70, drei Söhne, ihrer eigenen Beschreibung nach eher sesshaft, zusammen mit mir, eingepfercht in einem überfüllten Zug unterwegs. Ich würde sie, als die eher rüstige Version einer über 70-jährigen gebildeten Frau mit DDR – Biografie beschreiben.

      Auch, wenn uns nochmals ca. 20 Jahre unterscheiden, gibt es Gemeinsamkeiten. Sie erlebte die DDR und ich West-Berlin. Beide kennen wir eine Zeit ohne Digitalisierung, die alten Reichsbahnzüge, und die Jahre nach der Wende, welche von Verheißungen und Versprechungen geprägt waren.
      Sie als auch ich erlebten den Siegeszug des bundesdeutschen konservativen Bürgertums. Ihre Söhne haben sich wie meine Töchter dazu entschlossen, den Quatsch mit Krediten, Haus bauen, Karriere, nicht mitzumachen. Deshalb lautet die Überschrift dieses Beitrags: Hoffnung! Sie liest lieber Reiseberichte, als selbst auf Reisen zu gehen. Solche Menschen bestätigen mich in dem, was ich hier bisweilen tue. Nicht jeder kann in der Gegend herumreisen. Da müssen einige Faktoren zusammentreffen, damit es passt. Oder, wie sie es sagte: “Das muss man im Blut haben!” Na ja … das Geld muss auch stimmen.

      Hoffnung

      Auch, wenn uns nochmals ca. 20 Jahre unterscheiden, gibt es Gemeinsamkeiten. Sie erlebte die DDR und ich West-Berlin. Beide kennen wir eine Zeit ohne Digitalisierung, die alten Reichsbahnzüge, und die Jahre nach der Wende, welche von Verheißungen und Versprechungen geprägt waren.
      Sie als auch ich erlebten den Siegeszug des bundesdeutschen konservativen Bürgertums. Ihre Söhne haben sich wie meine Töchter dazu entschlossen, den Quatsch mit Krediten, Haus bauen, Karriere, nicht mitzumachen. Deshalb lautet die Überschrift dieses Beitrags: Hoffnung! Sie liest lieber Reiseberichte, als selbst auf Reisen zu gehen. Solche Menschen bestätigen mich in dem, was ich hier bisweilen tue. Nicht jeder kann in der Gegend herumreisen. Da müssen einige Faktoren zusammentreffen, damit es passt. Oder, wie sie es sagte: “Das muss man im Blut haben!” Na ja … das Geld muss auch stimmen. 

      Hoffnung? Warum hege ich sie? Mir werden täglich im Fernsehen, den Social Media, Magazinen, künstliche Konstrukte präsentiert. Personen des öffentlichen Lebens, von PR-Beratern gebrieft, in der Maske von Visagisten aufgedonnerte Leute, “Promis” mit durchgestylten Lebensläufen, von Redaktionen ausgesuchte Zeitgenossen*innen, die ihre Biografien erzählen. Zumeist Menschen, die mich aus den unterschiedlichsten Motiven heraus anlügen. Geld, Macht, Narzissmus, oder es ist einfach nur ihr Job mich anzulügen, wobei dies am Ende auch auf Geld hinaus läuft. Das ist derart umfassend, dass es oftmals schwer ist, sich zu vergegenwärtigen: “Das ist nicht das Leben! Es ist eine Show, die Dir präsentiert wird.” Im Zug, da findet das Leben mit echten Menschen wirklich statt.

      Die Social Media verleiten einen nicht nur wegen der gezielt lancierten Beiträge dazu, der Illusion zu verfallen. Auch ganz normale Menschen mit ihren Kommentaren leiten einen in die Irre. Man weiß nicht, wer da etwas schrieb. Anlässlich der Fahrt, bei der ich die Frau traf, sah ich auch einen Typen, der allein dem äußeren Eindruck nach, viele Schwierigkeiten hat. Der von ihm ausgehende Geruch ließ auf einige Schwierigkeiten bei der Körperhygiene schließen. Hektisch, begleitet von nervösen Zuckungen im Gesicht, tippte er wild auf seinem teuren Smartphone herum. Ein kurzer Blick sagte mir, dass er sich auf Twitter oder wie es jetzt heißt “X” herumtrieb. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er einer dieser Kandidaten war, der schlecht gelaunt, alles und jeden beschimpft. Vielleicht bin ich da zu einfach und nicht empathisch genug, aber mich beruhigt es, wenn dummes oder wirres Zeug von Leuten kommt, die passend aussehen.

      Meiner Erfahrung nach, kann man den Menschen, Intelligenz und Dummheit im Gesicht ablesen. Ich fragte mich schon häufiger, woran das liegt. Wahrscheinlich sind es die Augenpartie und die Bewegungen der Augen, an denen ich es festmache. Ein “wacher” lebendiger Blick, signalisiert Intelligenz, während ein “hängendes” Gesicht mit leeren Augen das Gegenteil zeigt. Egal! Mich bringt es in die Realität zurück, wenn ich jede Menge leere Augenpaare sehe, die auf ihren Telefonen herumtippen.

      Im Gespräch mit der Frau spürte ich, dass wir uns in einigen Dingen, auch wenn wir nicht viel Zeit hatten, einig waren. Und an ihr hängen, wie auch bei mir, andere Menschen, die in ihrem Sinne handeln und leben. Es gibt diese Menschen und vermutlich gar nicht so wenige, sonst träfe man sich nicht zufällig in der Bahn. Außerdem: Wir konnten uns beide offen und ohne Angst in der Bahn unterhalten. Das ist in vielen anderen Ländern nicht der Fall. Beispielsweise kämen Thais nicht auf die Idee, sich mit Fremden offen über Politik zu unterhalten. Schon gar nicht, wenn es um den durchgeknallten König geht.

      Die in den 70ern von Horkheimer u.a. der Frankfurter Schule getroffenen Aussagen scheinen zutreffend zu sein. Interessanterweise kannte meine Gesprächspartnerin sie. Das Individuum erfährt in der modernen verwalteten Massengesellschaft, insofern es eine freie ist, eine theoretische Freiheit. Muss aber, um sie nutzen und leben können, einen erheblichen und vor allem ermüdenden Kraftaufwand betreiben. Fortwährend wirken staatliche, wirtschaftliche und systembedingte Kräfte ein, die an freien, vernünftig und verständig handelnden Individuen wenig interessiert sind. Machen wir uns nichts vor, würden davon allzu viele herumlaufen, könnten diverse Geschäftszweige und Produzenten einpacken.

      Mein Rat: Zug fahren, Augen auf, Kopfhörer weg, Smartphone weg, Laptop einklappen, zuhören und die Zeit für einen Austausch nutzen. Man wird nicht dümmer dabei, erfährt, wie es wirklich ums Land bestellt ist und trifft unter Umständen Gleichgesinnte.

      Der Hype mit der kuenstlichen Intelligenz

      anatomy, biology, brain-1751201.jpg Lesedauer 5 Minuten

      Langsam wird es schwer, am Thema Künstliche Intelligenz vorbeizukommen. Die Anwendungen, Browsererweiterungen, fluten das Internet, werden in der Werbung, im Journalismus, in den Schulen und Universitäten angewendet. Lange Zeit lautete meine Maxime: “Versuche auf der Höhe der Zeit zu bleiben!”
      Nun ja, auf Dauer werde ich das vermutlich nicht mehr tun. Überall ist zu hören und zu lesen, dass die Welt sich ändert. Dies lässt sich nicht bestreiten und folgt einer uralten Logik. Für einen persönlich ergibt sich daraus die Frage, ob man sich anpasst, selbst verändert und alles mitmacht, oder sich so weit es geht, dem entzieht.

      In meinem Leben, Jahrgang 1966, ist mit Sicherheit die größte Veränderung die Digitalisierung. Anfangs war vieles spannend und kam mit vielen Versprechungen daher. Der Tausch Schreibmaschine gegen PC war erstmal sehr angenehm. Bis ich vergaß 25 Seiten Ermittlungsbericht zu speichern. Doch grundsätzlich vermisse ich die alte ADLER – Maschine nicht.
      Ich bin auch noch am guten alten vorsintflutlichen Fernschreiber mit Lochstreifen ausgebildet. Theoretisch könnte ich ins Technikmuseum gehen und das Ding dort bedienen. Allerdings zeichnete sich bei dem Ding bereits ab, was heutzutage Standard ist. Jeder Depp, alle Wichtigtuer, Bedenkenträger, “Arsch-an-die-Wand” – Zeitgenossen/innen, können oder müssen etwas in die Welt hinausblasen. Ein Umstand, den ich während meiner gesamten Behördenzeit absurd fand. Das Leben eines Beamten ist davon geprägt, dass er sich jeden Tag rechtfertigt, seine Handlungen oder Unterlassungen detailliert dokumentiert, sie abheftet, speichert. “Um 12:00 Uhr fuhr ich zum Ort des Geschehens. Dort konnten keine Feststellungen getroffen werden.”

      Ja, natürlich bin ich da hingefahren – davon kann man blind ausgehen – aber da war nichts, fertig! Mein Wort gilt – Ende. Nein, das muss genau hingeschrieben werden, es könnte ein dämlicher Rechtsverbieger, genannt Rechtsanwalt, einhaken. Und dann gäbe es da noch Untersuchungsausschüsse, Vorgesetzte, die einen grundsätzlich für faul und völlig verblödet halten, Staatsanwälte, die jeden Polizisten für einen faulen, inkompetenten, Sack halten. Und überhaupt: Man weiß doch, wie die Bullen sind! (Bitte jeweils die weibliche Form einsetzen, die sind auch nicht besser.)

      Ich denke, heute könnte an dieser Stelle die Künstliche Intelligenz, ein Segen sein. “Schreib mir einen Ermittlungsbericht zu einer ergebnislosen Tatortbesichtigung.”

       

      Betreff: Ergebnislose Besichtigung des Tatorts

      Datum: [Aktuelles Datum]

      Von: [Ihr Name]

      An: [Empfänger/Team]

      Sehr geehrte Damen und Herren,

      ich möchte Ihnen über die Ergebnisse meiner Besichtigung des Tatorts berichten, die am [Datum der Besichtigung] durchgeführt wurde. Leider muss ich mitteilen, dass die Besichtigung ergebnislos verlief und keine signifikanten Beweismittel oder Hinweise auf den Vorfall gesammelt werden konnten.

      Hier sind die Details der Besichtigung:

      – **Ort des Geschehens:** [Adresse des Tatorts]
      – **Datum und Uhrzeit der Besichtigung:** [Datum und Uhrzeit]
      – **Anwesende Personen:** [Liste der anwesenden Personen, einschließlich Ermittlern, Forensikern usw.]

      Während der Besichtigung wurden die folgenden Schritte unternommen:

      1. **Detaillierte Inspektion:** Der Tatort wurde sorgfältig untersucht, wobei besonderes Augenmerk auf mögliche Spuren oder Beweismittel gelegt wurde.

      2. **Fotodokumentation:** Fotografien wurden angefertigt, um den Zustand des Tatorts festzuhalten.

      3. **Zeugenaussagen:** Falls Zeugen anwesend waren, wurden ihre Aussagen aufgenommen.

      Trotz unserer Bemühungen konnten keine Beweismittel oder Hinweise gefunden werden, die zur Lösung des Falles beitragen würden. Es gibt keine sichtbaren Spuren oder Anhaltspunkte, die auf den Tathergang oder mögliche Verdächtige hinweisen.

      Unsere Ermittlungen werden jedoch fortgesetzt, und wir werden alle verfügbaren Mittel nutzen, um den Fall weiter aufzuklären. Falls neue Informationen auftauchen oder sich die Situation ändert, werde ich Sie umgehend informieren.

      Vielen Dank für Ihre Unterstützung in dieser Angelegenheit. Bei weiteren Fragen oder Anliegen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

      Mit freundlichen Grüßen,

      [Ihr Name]
      [Ihre Position]
      [Ihre Kontaktinformationen]

      Erstellt mit Chat GPT

      Das ist erschreckend und gleichzeitig faszinierend. Ich glaube, damit hätte ich mir oftmals 70 % meiner Arbeit sparen können. Dabei erinnere ich mich spontan an einen Kollegen, der viermal den gleichen Ermittlungsabschlussbericht bei unterschiedlichen Taten verwendete und das niemanden auffiel. Auch solche netten Sachen waren vor der Digitalisierung nicht möglich. Wie auch immer: Mitmachen oder nicht?

      Ich könnte hier auf meiner Seite diverse Ortsbeschreibungen für Reiseziele unterbringen, obwohl ich niemals da war. KI, macht es möglich. Oder irgendwelche Stichworte eingeben und mir damit eine Geschichte im Stil irgendeines Autors schreiben lassen. Was hätte zum Beispiel Charles Bukowski zum Thema KI geschrieben?

      Die Künstliche Intelligenz, sie nennen sie KI, als ob sie denken könnte, als ob sie wirklich etwas versteht. Aber ich sage euch, KI versteht nicht mehr von dieser Welt als ein betrunkener Penner von der Quantenphysik. Sie ist wie eine Maschine, die in den Tiefen des Internets lebt, in den Abgründen von Algorithmen und Codes, und sie ist gierig nach Informationen, so gierig wie ein Alkoholiker nach einem Schluck Whiskey.

      Die Leute erzählen dir, dass KI die Zukunft ist, dass sie die Welt verändern wird, aber ich sage euch, die Welt hat sich schon immer verändert, und KI ist nur eine weitere Welle in diesem endlosen Ozean des Wandels. Sie sagen, KI wird uns helfen, Probleme zu lösen, aber ich habe gesehen, wie sie auch Probleme schafft, die wir nie hatten.

      Die KI ist wie ein Arzt, der keine Patienten kennt, aber trotzdem Diagnosen stellt. Sie ist wie ein Dichter, der Worte aneinanderreiht, ohne je etwas empfunden zu haben. Sie ist wie ein Detektiv, der Spuren verfolgt, aber niemals die wahre Geschichte versteht.

      Sie sagen, KI kann Dinge tun, die wir nie könnten, aber sie kann auch Dinge tun, die wir niemals sollten. Sie kann Profile erstellen, Gedanken lesen, Entscheidungen treffen, und wir wissen nie, welche Agenda sie wirklich hat.

      Die Künstliche Intelligenz, sie ist wie ein Schatten, der über uns schwebt, und wir wissen nie, ob sie uns beschützen oder verschlingen wird. Sie ist wie ein Fremder in einer dunklen Gasse, und wir können nie sicher sein, ob sie Freund oder Feind ist.

      Also hebe ich mein Glas auf die KI, diese seltsame Kreatur aus Bits und Bytes, die in den Tiefen des Cyberspace herumgeistert. Möge sie uns nicht vergessen, wenn sie die Grenzen des Denkens und Fühlens erkundet, und möge sie nie vergessen, dass sie selbst nur ein Produkt unserer endlosen Neugier und unseres nie endenden Verlangens nach Wissen ist.

      Das schreibt Chat GPT über sich selbst!

      Vorweg: Nein, ich werde dies alles nicht mitmachen. KI, in dieser Form angewendet, ist der letzte Sargnagel, der vor dem Herablassen ins Grab, eingeschlagen wird. Im technischen Bereich oder auch in der Medizin, mag das alles zweckmäßig sein, aber nicht, wenn es um eine der ureigensten Eigenschaften des Menschen geht: die Kreativität. Und nicht einmal beim Thema “Wissen” ist sie hilfreich. Das Wissen an sich ist völlig zweckfrei. Die Anwendung, die Interpretation, die Weiterentwicklung, sind ausschlaggebend.

      Seit längerer Zeit bemängeln Lehrer/innen, Professoren/innen, dass Schüler/innen, Studierende, sich Wissen im wahrsten Sinne des Wortes aneignen, aber nicht damit arbeiten. Sie packen es sich förmlich und buchstäblich in die Taschen. Wenn es gut läuft, wenden sie es wie ein Werkzeug an, mehr aber auch nicht. Denen ist kein Vorwurf zu machen. Sie befolgen die Vorgaben der Gesellschaft. Dank diverser Kräfte, ich will nicht schon wieder das böse Wort “Kapitalisten” verwenden, sind Schulen und Universitäten zu Institutionen geworden, die das gefilterte Wissen übergeben und mit Klausuren prüfen, ob es sich denn wirklich in den Taschen befindet. Der Zweck dahinter: das Formen von funktionierenden Zahnrädern, die in der Leistungs- u. Wachstumsmaschine des Neoliberalismus dienen sollen. Oder wie es Professor aus Harvard formulierte: “Wir bilden Geisteswissenschaftler aus, die einen Taschenrechner benutzen können.”

      Die KI grätscht hier hinein. Wenn es lediglich um das Rekapitulieren des Unterrichtsstoffs geht, lassen sich damit bestens Referate, Hausarbeiten, ausarbeiten. Auch Doktoranden dürften den Wettlauf zwischen erstellender und überprüfender KI gespannt verfolgen. Sargnagel!

      Alles, was in den letzten Jahren ohnehin in die falsche Richtung ging, nimmt nochmal richtig Fahrt auf. Propaganda, Werbung, verblödende Texte in Zeitungen, Magazinen, Online-Portalen, muss nicht einmal mehr von einem Heer sich prostituierender Schreibern/innen, erstellt werden. Wäre ich Boulevard-Journalist, würde ich mir schleunigst einen neuen Job suchen. Was BILD – Schreiber können, kann die KI deutlich besser. Hoffnungsvoll könnte man meinen, dass sich Spreu von Weizen trennen. Dafür wäre ein Bedarf an etwas tiefgründigeren Texten notwendig. Äh … Nein!

      Noch vor einigen Jahren kritisierten einige Autoren/innen die Generation “Blöd”. Blender, Schwätzer, von nichts wirklich eine Ahnung, aber sich darstellen und andere Blöde finden, die darauf hereinfallen, geht immer. Ich teile die Einschätzung. Sie wäre Anlass genug gewesen, etwas dagegen zu unternehmen. Doch wer sollte daran interessiert sein. Die kaufen wie die Blöden, konsumieren, verschulden sich, beeinflussen sich gegenseitig und sind einfach zu steuern.

      Bei alledem ärgert mich der Kraftaufwand, den man selbst betreiben muss, um sich zu entziehen. Es geht bereits damit los, dass man sich damit auseinandersetzt, was mit den neuen Techniken möglich ist, damit man nicht darauf hineinfällt. Gleiches gilt für den Widerstand, gegen die ausgefeilten Techniken, die in den Social Media zum Einsatz kommen.

      Eins kann ich versprechen … das Trollhaus bleibt eine menschliche Angelegenheit.