Deutsche Flüchtlinge

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” … ich kenne viele, die in den letzten zwei Jahren geflüchtet sind. Einige sogar nach Zypern in den türkischen Teil, weil sie da außerhalb der EU leben können.”

Werner, Deutscher Aussteiger, 58 Jahre, Rheinland-Pfalz

Werner machte vor zwei Jahren alles zu Geld und begab sich auf eine ungewisse Reise. Damit hat er bereits in den 90ern seine Erfahrungen gemacht. Damals fuhr er mit dem Rad von Berlin nach Singapur. Danach arbeitete er in leitender Stellung u.a. in Saudi-Arabien, Singapur, Malaysia, für einen Tech-Riesen. Doch dieses Mal war es nicht die Abenteuerlust, welche ihn antrieb, sondern die Flucht vor allem, was ihn in und an Deutschland stört. Und das ist eine ganze Menge. Vornehmlich geht es um die Pandemie und aller damit in Zusammenhang stehender Maßnahmen. Hierbei wiederum primär um die Impfung. Eben jene trieb seiner Aussage nach viele aus Deutschland weg.

Ich gebe zu, dass ich mich bisher denen anschloss, die Leute mit dieser Haltung nicht unbedingt für die schlauesten halten. Ich traf Werner in einer einfach zusammen gezimmerten Strandbar. Von dort aus kann man mit billigem Bier aus der Dose, untermalt mit Rock-Musik aus den 70ern&80ern den Sonnenuntergang beobachten. Während wir sprachen, kam noch ein weiterer Deutscher, Klaus (62 J.), aus München hinzu. Auch der war, allerdings aus beruflichen Gründen, schon lange nicht mehr in Deutschland. Seiner Erzählung nach war er lange Jahre CEO bei einem Tochterunternehmen von SIEMENS und deshalb viel unterwegs. Als die Pandemie ausbrach, beschloss er, mit seiner malaiischen Frau ein Haus auf der Insel Langkawi zu kaufen. Alles, was er zu sagen hatte, ging in die gleiche Richtung, wie Werners Ausführungen.

Nun, zumindest haben beide so etwas hinter sich, was man in Deutschland allgemein als eine erfolgreiche Biografie bezeichnet. Anders: Sie haben unter Beweis gestellt, dass sie nicht ganz doof sind. Was in mir die Frage aufkommen lässt: Was ist da passiert?

Impfgegner sind keine neue gesellschaftliche Erscheinung. Soweit ich das überblicken kann, ging es damit etwa zum Beginn der 80er los und wurde in den 90ern zu einem Thema innerhalb des gutsituierten Bürgertums. Unübersehbar steht diese Entwicklung im Zusammenhang mit der Renaissance der Homöopathie und diversen sogenannten alternativen Heilmethoden. Während zuvor nur einige Sparten-Verlage gutes Geld mit diversen Publikationen verdienten, ist mit der Digitalisierung eine nie dagewesene Möglichkeit der Verbreitung möglich. Der Szene wurde seitens der Pharmaindustrie in die Hände gespielt. Die Profite sind gigantisch und damit die Verlockung groß, alle erdenklichen Tricks, PR-Strategien, Bestechungen, anzuwenden. Im Gegenzuge wurde das propagandistische Wort “Schulmedizin” geschaffen, der viele skeptisch gegenüber stehen. Wie auch in anderen Bereichen ist ein stark ausgeprägtes Misstrauen entstanden. Staatliche Institutionen, Konzerne, Krankenhäuser, Ärzte, Politiker, stehen unter dem Verdacht, für Profite und Zuwendungen so ziemlich alles zu tun. In einer Art Kollateralschaden wurden die Wissenschaften gleichfalls in Mitleidenschaft gezogen.

Ich denke, bei einer genaueren Analyse müsste man dabei mehrere Aspekte berücksichtigen. Zum einen ist es tatsächlich an dem. Spätestens beim sog. Masken-Deal zeigte sich dies wieder. Ebenso signifikant war die Entwicklung in den Krankenhäusern und bei der Pflege. Allerdings kommt noch die allgegenwärtige Propaganda hinzu. Es gibt kaum noch einen gesellschaftlichen Bereich, innerhalb dessen rational, vernünftig, verständig und logisch argumentiert wird. Dabei besteht der Trend, alle wissenschaftlichen Erkenntnisse, die einen Profit versprechen, zu stützen und alles, was sich eventuell negativ auswirken könnte, mittels Desinformation zu diskreditieren. Und wenn es der politischen Opposition nützlich ist, wird auch noch der übelste Unfug in die Mikrofone gesprochen. Dabei ist es egal, ob eine Maßnahme der amtierenden Regierung angezeigt ist. Hauptsache, man kann ihr wieder die Machtposition abringen, um dann selbst lukrative Pfründe zu erschließen.

Insofern ist es nicht einfach, ein Vertrauen zu entwickeln. Ich war über Jahrzehnte hinweg von Impfgegnern/innen und Heilpraktikern/innen umgeben. Insofern sind mir einige mehr oder weniger wissenschaftliche, oftmals pseudowissenschaftliche, Abhandlungen und Bücher bekannt. Im Prinzip läuft es immer wieder auf den gleichen Fehler hinaus. Auf Basis einer falschen Prämisse wird ein komplettes in sich selbst logisches, dennoch falsches, Konstrukt erzeugt. Zum Beispiel kam einst der Begründer der Homöopathie zur Auffassung, dass seine selbst erzeugten Tinkturen heilen würden, weil seine Patienten im Gegensatz zu denen, die zu anderen Ärzten gingen, nicht starben. Doch dies spielte sich in einer Zeit ab, zu der es besser war, keinen Arzt aufzusuchen, als sich den oftmals brutalen Behandlungen zu unterziehen. Dadurch, dass er selbst ihnen wirkungslose Wässerchen verabreichte, rettete er ihnen das Leben. Ich denke, moderne Impfgegner, Corona-Leugner, sind häufig niemals so tief in die Materie eingestiegen. Sie waren bereits zuvor nicht mehr bereit, die allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen zu akzeptieren. Ich stimme zu, wenn jemand den Zirkus nicht verstehen kann, den diverse Leute um die eigene Gesundheit und die ihrer Kinder veranstalten. Doch hieraus zu schließen, dass dies bei Corona analog läuft, ist schlicht falsch. Ebenfalls falsch ist die Schlussfolgerung bezüglich der Virologen, der nach diese, mal solche und dann wieder andere Empfehlungen aussprachen, insofern Blödsinn von sich gaben. Nein, dies ist schlicht eine wissenschaftliche Vorgehensweise, mit der große Teile der Bevölkerung nichts anfangen können. Annahme, These, überprüfen, ob sie entweder falsch oder richtig ist, im Anschluss mit den ermittelten Richtigen weitermachen.

Bezüglich der Impfschäden ist mir persönlich eins suspekt. Kontakte von Aliens mit Erdbewohnern finden meistens ausgerechnet in den USA statt und auch nahezu ausschließlich dort, berichten Betroffene mit voller Überzeugung von rektalen Untersuchungen, die die Aliens bei ihnen vornahmen. Gegen Corona wurden zig Millionen Impfdosen gespritzt und nahezu ausschließlich in den entwickelten Industrieländern, klagen Leute öffentlichkeitswirksam über Impfschäden. Seltsam!

Wie auch immer, bezüglich der “Flüchtlinge” lassen sich auch einige auffällige Gemeinsamkeiten erkennen. Nahezu alle stammen aus dem etablierten, gut versorgten Bürgertum. Und sie alle haben einen Pass in der Tasche, der ihnen weltweit eine problemlose Einreise in die meisten Staaten ermöglicht. Allerdings bietet kaum ein Staat die Handlungsfreiheit, wie sie in Deutschland gegeben ist. Doch dieses ist den Leuten egal. Weder interessiert sie in Thailand das Gebaren des Königs, noch die Eigenarten des islamischen Rechts in Malaysia oder die Armut in vielen der von ihnen aufgesuchten Staaten. Politische Beteiligung, Teilhabe an der Gesellschaftsgestaltung, soziales Engagement u.ä., waren für sie in Deutschland auch kein Thema. Soziale Themen würden sie erst dann interessieren, wenn sie selbst betroffen sind. Bis dahin befinden sie sich auf dem Thron, von dem aus sie behaupten, alles richtig gemacht zu haben, während die armen Schlucker schlicht zu dumm waren. Grundsätzlich bin ich ohnehin sehr vorsichtig mit dem Urteil über Intelligenz. Nach einer alten Betrachtung, ich glaube, es war Alexander von Humboldt, sind wir Menschen eins der wenigen Wesen, welches nicht hochkomplexe Werkzeuge der Natur und von ihr bestimmt sind, sondern eigene Entscheidungen treffen können. Und darüber hinaus befähigt sind, dieses bewusste Handeln mit einer Sprache zu begründen.
Darum geht es: Wie kam deren Entscheidung zustande und welche Bedingungen mussten vorhanden sein, damit sie ihr auch Taten folgen lassen konnten? Ganz entgegengesetzt zu deren eigener Auffassung, ist ihre Entscheidung sich aus Deutschland herauszubewegen, die kognitive Fähigkeit zu besitzen, die notwendigen Mittel zu besitzen und in zig Länder einreisen zu können: Freiheit! Eine, die auf diesem Planeten nur wenige Menschen innehaben. Auch die Entscheidung, wem sie Glauben schenken, ist frei gewesen. Nicht zu übersehen ist auch die Wahlmöglichkeit. In diversen anderen Ländern konnten sich die Menschen mangels medizinischer Versorgung keine Impfung leisten. Ich für meinen Teil habe meinem Arzt, der Naturwissenschaft und der medizinischen Forschung vertraut. Des Weiteren setzte ich auf die Logik. Wenn erstmals in der Geschichte weltweit millionenfach geimpft werden und sich die Nebenwirkungen bei der eindeutigen Mehrheit in Grenzen halten, genügt mir dieses vollauf. Nicht denken zu können ist etwas anderes, als es nicht zu tun. Erneut eine Entscheidung!

Wer sich dazu entscheidet, ausschließlich an sich selbst zu denken, oder stets an der Oberfläche, dem rein Praktischen bzw. dem Konsum, zu bleiben, kann dies tun. Für mich ist dies kein menschliches Leben. Zumindest kein vollständiges, in dem alle Möglichkeiten ausgereizt werden.

All dies zusammen führte beim Sonnenuntergang zu einer seltsamen Konstellation. Ich sehe mich nicht als jemanden, der auf der Flucht ist, aber ich bin nicht undankbar für einen Abstand von diversen Bevölkerungsteilen in Deutschland. Unter anderen genau von jenen, die sich als Flüchtlinge aus Deutschland sehen, weil alles so schlimm geworden ist. Ich war klug genug, nur zuzuhören. Selbstverständlich kam auch das Thema Ausländerpolitik zur Sprache. Wobei da der Bayer eine überraschend vernünftig klingende Aussage machte: “Wenn Deutschland weiterhin hoch qualifizierte ausländische Arbeitskräfte so mies behandelt, wird es bald sehr dunkel. Wer sich z.B. zum Studium nach Frankreich, England oder in die nordischen Staaten begibt, erhält dort jede Menge Unterstützung. In Deutschland bekommen sie nur den Weg zur Ausländerbehörde beschrieben.” Zumindest teilweise stimme ich ihm zu. Allerdings finde ich, dass wir die anderen, also die nicht studierenden Ausländer auch nicht gerade zuvorkommend behandeln. Doch gleichfalls bin ich gerade nicht in Malaysia, weil die hier eine besonders gute Lösung fanden. Ganz im Gegenteil! Und nach allem, was ich hier so mitbekomme, sind die hier in Sachen Bürokratie mit Deutschland auf Augenhöhe. Aber die Korruption ist noch offensichtlicher und macht die Bürokratie gegen Geld einfacher. Gegen die passende Zahlung kann man sich hier fast alles erlauben. Wer kein Geld hat, steht vor schwer überwindbaren Problemen.

Hier auf der Insel gibt es eine Menge Einheimische, die im Verhalten sehr den beschriebenen Deutschen ähneln. Fürsorge, Mitverantwortung, soziale Hilfe, die über die Familie hinaus geht, bleibt allzu häufig auf der Strecke. Unter der Oberfläche findet ein ziemliches Hauen und Stechen statt. Teilweise ist dies sicherlich der Armut geschuldet. Wer einen Fehler macht, ist selbst schuld. Und vor allem muss jeder sehen, wo sie/er bleibt. Ich weiß nicht, ob dies immer der Fall war oder dies auch ein wenig mit den Veränderungen zu tun hat, die der Tourismus mit sich brachte. Seitens der offiziellen Behörden haben die Leute wenig zu erwarten. Aber wie gesagt: Wer keine Fragen stellt, bekommt keine Antworten und wer nichts infrage stellt, kriegt auch keine Probleme. Damit befinden sich die deutschen Flüchtlinge, wenn man sie dann mit dieser Bezeichnung durchkommen lässt, wieder auf der sicheren Seite. Schwierig wird es erst, wenn sie kein Geld mehr haben, aber dann springt die deutsche Sozial-Gemeinschaft für sie ein. Beim Bayern wird dies kein Problem sein, bei dem Radfahrer bin ich mir nicht sicher.

Jetpack stellt Fragen

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Bist du patriotisch? Was bedeutet es für dich, patriotisch zu sein?

Bin ich es? Nein. Wenn überhaupt, wurde ich in ein regional geltendes System hineingeboren, welches auf einem völkerrechtlich anerkannten Gebiet vor meiner Zeit installiert wurde. Diesbezüglich hatte ich keine Wahl. Stets auf ein Neues, schaue ich es mir genau an und bilde mir eine Meinung, wie gut oder schlecht es funktioniert. Im Ergebnis hat das nach 1945 installierte Gesellschaftssystem basierend auf dem Grundgesetz, Vor- und Nachteile. Es ist anfällig und entfernt sich durch wirtschaftliche Prozesse im weiter von dem, was der demokratische Urgedanke war. Andererseits steht es jedem frei, dies zu äußern und kritisch zu kommentieren, ohne in den Bereich staatlicher Sanktionen zu kommen. Einher mit diesen ökonomischen Interessen geht eine allumfassende Propaganda, ökonomisch als auch politisch. Und bereits Platon stellte fest, dass die Demokratie stets die Gefahr mit sich bringt, dass sie von Demagogen missbraucht wird.

Das häufig zu hörende Argument lautet: In anderen Staaten sieht es schlechter aus bzw. von den nicht perfekten Systemen, ist Deutschland immer noch das Beste. Nun, fraglich ist, was die Leute daraus machen. Jemanden demokratische Rechte und Freiheit einzuräumen, sagt nichts über die Nutzung aus. Zumal es offen gezeigte staatliche Autorität gibt und eine versteckte, indirekt wirkende, welche sich aus gesellschaftlichen Strukturen ergibt. Letztens sagte ein Schwede zu mir: „Die besten Deutschen lernt man außerhalb Deutschlands kennen!“ Ein bedenkenswertes Statement.

Selbstverständlich geht an niemanden die Sozialisation in Deutschland vorbei. Die Kunst besteht in der Reflexion, was daran erstrebenswert ist und was man sich besser wieder abgewöhnt. Nein, Patriotismus ist dies alles nicht. Ich folge ethischen Vorstellungen, eine Art Kompass durchs Leben. Einiges ist in Deutschland verwirklicht. Aber das gilt auch für andere Staaten. Staaten sind künstliche, vom Großhirn erdachte Gebilde. Sie sind auf die gesamte Geschichte der Menschheit betrachtet, temporäre Erscheinungen, die wieder verschwinden werden. So wie zuvor, Horden, Sippen, Stadtstaaten, König- u. Kaiserreiche verschwanden. Sie sind die aktuelle Realität, aber nicht das Ideal.

Allen oder keinem!

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Ich sehe diesen Mann quasi jeden Tag. Entweder wir laufen uns Morgens bei meinem täglichen Local-Coffee, Kopi, über den Weg oder ich komme an seinem kleinen Schmuckladen vorbei. Laden ist ein wenig übertrieben. Es ist mehr ein kleines Kabuff, in welches gerade einmal ein Stuhl und ein an die Wand geschraubtes Brett passen. Sein Alter ist schwer zu schätzen. Ich denke, er ist knapp über 60. Manchmal setze ich mich an den Tisch zu den Einheimischen. Meistens sitzen dort ein Musiker, er, ab und zu ein Typ, den keiner leiden kann. Dies liegt daran, dass er den Touristen immer erklärt, wie viel besser es doch in Thailand wäre. Heute erzählte er mir eine Geschichte, die mich zum Nachdenken anregte. Irgendwann in den 80ern kamen die ersten Touristen nach Langkawi. Zu meinem Amüsement beschrieb er sie, in dem er mit der Hand das alte Zeichen für Peace ☮ formte. Sein rundes, braunes, verwittertes Gesicht zeigte dabei einen Anflug von Verachtung. Aber keine bösartige, sondern mehr dieses: “Du weißt schon, solche Typen!”

Unter ihnen befand sich eine Britin. Sie erzählte stolz, dass sie sich in Laos 2 Monate lang um ein armes Kind vom Volk der Hmong kümmerte. Jeden Tag gab es ihm Essen, kaufte neue Kleidung und unterrichtete es in Mathematik und Englisch. Doch dann lief ihr Visum ab. Sie zog weiter und landete auf Langkawi. “Stell Dir vor, was Sie getan hat. Das Kind, ein kleiner Junge, viel zu jung, um etwas über die Welt zu wissen, lernte einen Menschen kennen, der ihm einen Monat lang ein anderes Leben zeigte. Nur um dann wieder zu verschwinden. Damit half sie nicht, sondern zerstörte das Kind! So etwas darf man nicht tun. Wenn sie in der Zeit mehreren Kindern geholfen hätte, wäre das etwas anderes gewesen. Dann entsteht keine Beziehung. Wenn, dann musst Du allen ein wenig Hilfe zukommen lassen. Wie soll das Kind verstehen, dass es nicht schuld daran ist? Es weiß nichts von Regierungen, Grenzen, Visa, und all diesen Dingen.” Während er sprach, wechselte sein Gesichtsausdruck. Die Erinnerung ließ es verfinstern. Wahrscheinlich kann ich mir etwas darauf einbilden, dass er mir die Geschichte erzählte.

Ja, diese Sorte Mensch hat keine Exit-Strategie. Sie halten sich für Philanthropen und denken, ihr Handeln wäre altruistisch. Dabei handeln sie zutiefst egoistisch. Für einen Monat wollen sie sich gut fühlen. Ihre Hilfe dient der Selbstbefriedigung. Ganz abgesehen davon, halte ich Altruismus immer für eine Lüge. Wir wollen uns gut fühlen und in der DNA des Menschen ist festgelegt, dass dies am ehesten darüber funktioniert, wenn wir als soziale Wesen einem anderen helfen. Im Prinzip ist das nichts anderes, als die Affen, die sich gegenseitig von Parasiten befreien. Also ist es ein Geben und Nehmen. Und im Fall der privilegierten Britin, mehr ein Nehmen, denn ein Geben.

Von der Britin schwenkte er um auf die wachsende Zahl der Hunde. “Das ist die gleiche Nummer. Sie kommen hierher, mieten ein Haus, sind ein halbes Jahr hier, machen auf Love & Peace, ängstigen sich und legen sich einen Hund zu. Dann verschwinden sie wieder und der Hund verwildert. Der Hund hat sich nicht ausgesucht hier zu leben oder gar geboren zu werden. Das ist nicht gut.” Mit diesen Worten stand er abrupt auf und ging.

Ich werde ihn heute Abend wiedersehen, weil ich bei ihm einen neuen Gürtel bestellt habe. Ich weiß mittlerweile, dass er selbst jahrelang Obdachlose in Indien unterstützte. Aber in einer anderen Art und Weise. Faszinierend ist dabei, dass er selbst kaum etwas besitzt. Es tut gut, wieder der Menschlichkeit zu begegnen.

Wieder unterwegs …

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Vielleicht sollte ich besser sagen: Erst einmal wieder im Warmen und auf der Insel. So weit wie es mein hiesiger Bekannter “Mahdi” oder Danny, die Texanerin, “zurück in einer von mehreren Heimaten”, würde ich es nicht treiben wollen.

Die Anreise war erwartungsgemäß anstrengend. Normal kann ich einfach nicht. Mit Scoot, ging es über Singapore nach Kuala Lumpur. Tipp meinerseits: Vergesst die teure Zubuchung des Essens. Das Zeug war nicht einmal einen EURO wert. Der nächste Fehler war die Buchung eines Transfers vom Flughafen zum Hotel. Das funktioniert über WhatsApp und dies wiederum bekanntlich über mobile Daten. Jene hat man ohne Roaming innerhalb des Free-WiFi innerhalb des Flughafens, aber nicht außerhalb. Irgendwie fand ich den Fahrer dennoch. Doch dies hätte ich mir alles sparen können.

Wer in die Lage kommt: Entspannt ankommen, den nächsten Stand eines Mobilfunkanbieters aufsuchen, 8 EUR für einen Monat Internet ohne Limit, die Karte ins Telefon schieben, die APP GRAB installieren und für vielleicht 10 EUR eine Fahrt zum Hotel ordern.
Zu meiner Überraschung hatte ich exakt das gleiche Zimmer im gleichen Hotel wie vor einigen Jahren gebucht. Hotel City Sentraal kann ich empfehlen. Es befindet sich unmittelbar an der Bahnstation im Brickfield District, dem indischen Viertel. Unweit des Hotels kann man im Banana Leaf für 10 RM (2 EUR) vom indischen Buffet essen. Allerdings ist dies nichts für empfindliche Deutsche. Der Typ am Tresen pult mit bloßen Händen schon mal an einem Ei herum und holt so auch den Sticky Reis heraus. Aber Chili desinfiziert bekanntlich alles und davon ist ordentlich etwas dran. Danach lieferte ich mir in einer Bar mit drei erlebnisorientierten Indern eine Diskussion über die Qualität der Musik von den Arctic Monkeys und Arcade Fire. Die Jungs waren der Meinung, mich mittels Wodka vom letzten Arcade Fire Album überzeugen zu müssen. Nun ja, Berliner und Asiaten beim Wodka hatte ich schon einige Male. Das Ergebnis ist immer das Gleiche.

Am Folgetag wollte ich mit Zug nach Alor Setar fahren, um von dort aus mit der Fähre nach Langkawi überzusetzen. Doch alle Züge waren ausgebucht. Also blieben 7 Stunden Busfahrt nach Kuala Perlis. Eine Stadt, die man meiden sollte. Bevölkert wird sie von einer orthodoxen, muslimischen Gemeinde und einigen Chinesen. Letztere waren mit dem Abschluss ihres Neujahrsfestes beschäftigt und die anderen verkaufen kein Bier. Das Hotel pries das Zimmer mit einem besonderen Ausblick an. Wenn eine Trafo-Station neuerdings eine Besonderheit darstellt, passt es. OK, für 12 EUR darf man nicht meckern. Das Bett war sauber, die Klima-Anlage funktionierte, während die Dusche eher ein Rinnsal war.

Geschafft

Am Ende ging alles gut. Nach der Anreise war es ein gutes Gefühl, sich auf Langkawi auszukennen. Corona hat unter den Geschäften gewütet. Viele mussten aufgeben. Aber einige haben einen Neustart gemacht. Leider mussten auch einige ihr Leben lassen. Weniger wegen Corona an sich, sondern wegen der Bekämpfungsmaßnahmen. Hier ticken die Uhren anders. Ohne Rücklagen und soziale Absicherung wurde es eng. Aber es freute mich, dass gerade diejenigen, welche mir vor 1 1/2 Jahren Sorgen bereiteten und denen ich immer mal wieder etwas zusteckte, durchgekommen sind.

Der erste Abend war von Wiedersehen geprägt. Alte Stelle, alter Platz und die alten Chaoten. Mobil-Roy, Mahdi, Y, und wie sie alle heißen. Viele Pläne wurden geschmiedet und es gab auch den einen oder anderen interessanten neuen Gast. Aber die sind mir einen weiteren Beitrag wert.

Zusammenfassung der Tipps

  • Mobil Telefon mit Dual SIM
  • Zügig inländische Karte besorgen
  • GRAB installieren
  • WhatsApp installieren. SIGNAL, THREEMA kennt kaum jemand
  • Fähre nach Langkawi ONLINE buchen. Die Menüführung auf der Seite ist grauslich, aber man kommt kaum daran vorbei. Den Stress am Counter will man sich nicht antun. Zurzeit fährt die Fähre nur 3x am Tag. Wenn man sie verpasst: Direkt neben dem Terminal befindet sich ein Hotel. Eine Übernachtung liegt bei 20 EUR. Man spart sich den Weg zum Terminal und, wie in meinem Fall, um 05:00 Uhr einen GRAB-Fahrer zu bekommen ist aussichtslos.
  • Erste Location Langkawi: Kommt darauf an, was man haben will. Individualreisender, anspruchslos, Backpacker, Traveller, Hippies, Cenang Beach letztes Ende. Hostels gibt es ohne Ende. Die alleinreisenden Männer, britische Ehepaare, europäischen Rentner, sammeln sich derzeit Pantai Tengha. Dort kann ich wärmstens die Bar “The Nest” empfehlen. Hinter dem Tresen steht Danny, eine auf Langkawi hängen gebliebene Texanerin.
    Wer mich sucht: An der Mobil Bar am Strand nach “Andrrreas” fragen. Der Ex-Cop. Dann wissen die, wer gemeint ist. 😉