Notizen zur OK in Berlin

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Aus einem gegebenen Anlass heraus, grüble ich aktuell über Begriffe wie Kriminalität, Verbrechen, Schwerkriminalität, Organisierte Kriminalität und einige andere Kategorien. In der allgemeinen Diskussion geht dabei häufig unter, dass es da eklatante Unterschiede gibt. Die Organisierte Kriminalität (OK) ist prinzipiell eine Begleiterscheinung eines kapitalistisch organisierten Systems, deshalb funktioniert sie nahezu identisch und die Grauzonen zwischen der als legal und illegal definierten Wirtschaft sind riesig. Die OK orientiert sich an Standortbedingungen, Personal, Qualifikationen, Absatzmöglichkeiten und Zulieferer. Häufig haben Bekämpfungsstrategien Auswirkungen auf die scheinbar legalen Strukturen. Zum Beispiel führen Überlegungen zu effektiven Gesetzen zur Bekämpfung der Geldwäsche meist zu panikartigen Reaktionen bei «legalen» Wirtschaftsakteuren, weil ihre politisch geduldeten oder sogar gewollten Regelverstöße aufgedeckt werden könnten.

Zu den Standortbedingungen gehören auch die in der Gesellschaft dominierenden Werte -, Ethik -, und Moralvorstellungen. OK Täter scheren sich um diese Themen einen feuchten Kehricht und wenden sie eiskalt als taktisches Mittel an. Beispiele gibt es dafür reichlich. Eine beliebte Waschmaschine für illegale Gelder sind beispielsweise religiöse Einrichtungen, weil Ermittlungen in diese Richtung häufig tabuisiert sind. Oftmals ist die ethnische Abschottung ein unschätzbarer Vorteil, besonders wenn sie in der Vergangenheit Verfolgungen unterlagen. Niemand, der nicht öffentlich Prügel beziehen will, wird bei denen die Daumenschrauben anziehen. Wenn eine Religionsgemeinschaft in mehreren Ländern verfolgt wurde, erfährt sie einen besonderen, durchaus gerechtfertigten Schutzstatus. Die Kehrseite der Medaille ist die entstehende Lücke in der Verteidigungslinie. Wenn mir Religion egal ist, habe ich keinerlei Probleme damit zu konvertieren und damit einen besonderen Status zu erlangen. Von Vorteil ist es auch, eine Sprache zu sprechen, die weltweit wenige Menschen sprechen. Ein Umstand der im II. Weltkrieg von der US Army ausgenutzt wurde, als sie indigene Funker ausbildeten, deren Sprache von den Japanern nicht verstanden wurde. Nichts anderes machen Minderheiten, von denen sich manche kriminell organisieren. Hilfreich können archaische Sippenstrukturen sein, welche sich über Jahrhunderte, u.a. bei der Verfolgung in diktatorischen Systemen bewährten.
Hinter der OK steckt strategisches, taktisches, intelligentes und strukturiertes Denken. Die bekannten Unterstrukturen sind dabei qualitativ durchaus unterschiedlich zu bewerten. Manche agieren leise und wenden Sanktionen gezielt unauffällig an. Nur im äußersten Notfall wird es bei Ihnen laut. Asiatische Strukturen haben gelernt, dass es sinnvoller ist, die Familien im Heimatland anzugehen, denn Morde in Deutschland zu begehen. Osteuropäische Banden setzen kurze extrem brutale Zeichen mit einer langen Wirkung. Zumeist weichen sie bei Sanktionen auf Länder aus, in denen ihr Einfluss auf offizielle Stellen größer ist. Die italienischen OK Strukturen arbeiten in weiten Teilen mit einheimischen Statthaltern zusammen. Gut zu erkennen ist dies beim Handel mit Falschgeld. Gedruckt wird im sicheren Italien. Den Vertrieb im Ausland übernehmen andere Gruppierungen. Verhandlungsgespräche über größere Mengen erfolgen ausschließlich in Italien.

Wie beschrieben, ist Mitgliedern der OK jedes Mittel recht, wenn es denn wirksam ist. In Deutschland ist eine berechtigte oder unberechtigte kritische Haltung gegenüber der Polizei entstanden. Dies ist den Taktikern der OK nicht entgangen. Gegen Ermittler Teile der Bevölkerung zu mobilisieren bzw. diese unliebsamen Gegner zu kriminalisieren, ist ein hochwirksames Mittel.
Vietnamesen zeigten zeitweilig reihenweise Polizisten wegen unzulässiger Übergriffe an, um den Verfolgungsdruck der Zigarettenhändler zu mildern. Rumänische Banden erkannten zeitweilig ein internes Konkurrenzverhalten bei der Berliner Polizei. In Vernehmungen boten sie deshalb Aussagen zu vermeintlich korrupten Beamten an. Das funktionierte zeitweilig, bis mittels Dienstanweisungen solche Aussagen anders behandelt wurden. Andere osteuropäische Banden setzten auf das Mitleid der Umstehenden bei Festnahmen und täuschten epileptische Anfälle vor oder fügten sich selbst massive Verletzungen zu. Russische Täter zeigten sich scheinbar kooperativ, lieferten Informationen zu internationalen Verfahren, bei denen sie wussten, dass sie das Problem unter Kontrolle bekommen und setzten auf das Erfolgsbestreben der deutschen Staatsanwaltschaft. Wie gesagt: Doof sind die alle nicht.

Der Kriminalbeamte im OK Bereich kämpft an mehreren Fronten gleichzeitig. Gegen die zumeist recht naiv romantischen Vorstellungen des Bürgertums, ein politisches Establishment, welches in Teilen aus Unwissenheit verstrickt wird, den begrenzten Ressourcen im Innern der Polizei, Lobbyisten, die ein eigenes Süppchen kochen, machtpolitisch begründete Vorwürfe und Vorgaben, sowie ein bedauerliches Unwissen, welches oft auf Ignoranz beruht. Die Geschehnisse sind komplex. Hinzu kommen dann am Ende noch Vernetzungen mit Nachrichtendiensten aus allen Teilen der Welt, Terrorismus und halblegale Aktivitäten von Konzernen. Paradox ist dabei die Rolle des harmlosen Bürgers. Sie oder er mutiert zur Schachfigur auf einem riesigen Spielfeld. Politiker ziehen ihre Steine zum Zwecke einer Wiederwahl, die Kriminellen verwenden das Bürgertum als Opfer und Bollwerk zugleich, die Ermittler versuchen die Züge zu sabotieren.

In all den zurückliegenden Jahren erhoffte ich mir durch die fortwährende Berichterstattung in wirklich gut recherchierten Reportagen, Büchern, digitalen Medien, Whistleblowern, eine wachsendes Verständnis in der Bevölkerung, welches in einer höheren Effizienz mündet. Eingetreten ist es nicht. Im Gegenteil, vieles ehemals noch Mögliche, ist sabotiert worden.
In den 90ern zog sich ein Kriminaldirektor die Meldedaten aller in Berlin angemeldeten Italiener, inklusive derjenigen, welche durch Heirat die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen hatten. Außerdem ließ er sich Handelsregisterauszüge anliefern. Zusätzlich ließ er eine Recherche zu schweren Straftaten laufen. Weiterhin glich er die Namen mit den Erkenntnissen der passenden Dienststellen in Italien ab. Am Ende bot sich ein wenig erfreuliches Bild. Alle Strukturen waren anwesend, die Indikatoren sprachen für sich, doch es gab kaum rechtlich zulässige Ermittlungsansätze. Was will man machen, wenn ein international auffälliges Massensterben in einer Familie einsetzt, deren Vertreter u.a. friedlich und unauffällig in Berlin leben?
Ein einziger Mord, viel Geld und Besitz, angesehener sozialer Status … und nun? Allein schon der damalige Ansatz, ist heute unvorstellbar. Ich glaube, dass ich es bereits in einem anderen Beitrag notierte. Eins ist doch klar: In einer Stadt, wie Berlin, treten sich alle gegenseitig auf die Füße. Dienste, diverse politische Oppositionen, die nicht ins Heimatland können, Terrorvereinigungen, alle bekannten OK Strukturen, Geldwäscher u.s.w.. Natürlich sind Immobilien, Großgastronomien, Spielotheken, Bars mit schwer nachvollziehbaren Umsätzen, Blumenhändler, Imbissbuden, lohnende Objekte. Es wäre auch mehr als naiv, Schutzgeld, Zwangsbeteiligungen, Verbindungen zum internationalen Terrorismus als nicht existent zu betrachten. Und jeden Tag finden sie neue Lücken, bei denen sie von versierten Juristen, Banken, Steuerberatern, unterstützt werden.

Berlin hat sich derzeit auf die Clans eingeschossen. Die schmutzigen lauten Schmuddelkinder der OK. Ich höre das Lachen der Italiener, Russen, Osteuropäer, Asiaten. Die Nummer haben die in den ausgehenden Achtzigern und am Beginn der Neunziger hinter sich gebracht. Damals haben sie schnell gelernt, wie man mit der deutschen Gesellschaft richtig umgeht. Sie sind nicht gegangen. Sie haben ausschließlich ihre Vorgehensweise verändert. In Berlin sollen Wohnungen gebaut werden. Bauvorhaben werden ausgeschrieben, Grundstücke zur Bebauung frei gegeben, Hochhäuser geplant … in der OK, bei Steuervermeidern, Konzernen, knallen die Sektkorken. Wenn ich die Berichte über die Vergaben lese, wird mir ganz anders. Letztens las ich vom Jubelgeschrei bezüglich des Spielhallensterbens in Berlin. Die Politiker bildeten einen Kreis und klopften sich gegenseitig auf die Schultern. Eine Woche später setzte ich mich in Aufwallung alter Erinnerungen in ein paar einschlägige Lokale meines Bezirks. Spielautomaten, die üblichen kleinen Gangster, welche Umsatz vortäuschen sollen, stündlich vorbei kommende Kontrolleure der passenden Familien und anderen OK Strukturen. Läuft!

Könnte man gegen all das etwas unternehmen? Vielleicht … aber auf keinen Fall mit den Leuten, die derzeit in Rang und Würden sind, einer Bevölkerung, die sich eine Nebelkerze nach den anderen verkaufen lässt und Senatsmitgliedern, die mit Sicherheit von vielem Ahnung haben, aber nicht von OK und Terror. Meiner persönlichen Auffassung nach, wäre innerhalb von Berlin ein wichtiger Schritt, in den Bezirken alle in ein Boot zu setzen. Vertreter vom Handwerk, Gewerbe, Bürger, Mitglieder der Kiez Büros, Schutzpolizei, Kripo, Ordnungsamt, Finanzamt, Bauamt, in eine beratende Kommission zusammensetzen. Das wird die OK nicht im Allgemeinen interessieren, aber ich kann ihnen die Bezirke wegnehmen.

In meinem Wohnbezirk Spandau sind die Würfel gefallen. Die Clans haben langsam die Nase von Neukölln und Wedding voll und entdecken die Randbezirke. Sie treffen auf Teilgebiete, die bereits besetzt sind. Tschetschenische Hoheitsgebiete oder die klassischen PKK Einzugsviertel (Spandau Neustadt) werden sie nicht besetzen können. Aber es bleibt noch genug übrig. Parallel tauchen auch die ersten Salafisten (Falkenhagener Feld), interessanterweise deutsche Konvertiten auf. Unter anderen ist das ein Ergebnis der Innenstadtpolitik des Senats.
Es war klar, worauf die Stärkung der Polizei in der polierten Innenstadt hinausläuft. Der arbeitende Teil der OK verzieht sich in die Außenbezirke und die Gewinne werden in der Innenstadt investiert.
Mir muss niemand mit der CDU, FDP oder der AfD kommen. Das ist genau, was die wollen. Ihre klassischen Wohlfühlzonen, in denen sie wohnen, Zehlendorf, Wannsee, die bewaldeten Teile von Reinickendorf, sollen unberührt bleiben. Die Innenstadt soll für Investoren attraktiv werden. Die hippen Zukunftsprojekte Kreuzberg Bereich Görlitzer Park, werden nach und nach bereinigt. Auch das verschiebt sich langsam. Die Drogenszene ist längst wieder auf Wanderschaft. Wahrscheinlich wird sie wieder ankommen, wo sie mal herkam … in den Hochhaussiedlungen. Für die Platte ist der Effekt allerdings neu.

Die Älteren in der SPD versucht in den BVV’s verzweifelt für die Bezirke Schadensbegrenzung zu betreiben. Die GRÜNEN sind mehrheitlich ein naiver Ausfall, weil sie aus ihrer Blase nicht herauskommen. Die junge LINKE ist verstrahlt und die Alten von denen trauen sich nicht mehr. Traurig … Puh … Ich denke mal weiter nach.

Notizbuch Fortsetzung 2019 … 30/11

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Liebes Notizbuch … in Berlin hat der Senat beschlossen, dass es demnächst einen Polizeibeauftragten/in geben soll. Was die oder der machen soll, habe ich noch nicht so ganz verstanden. In einigen Artikeln habe ich gelesen, dass das so eine Art Beschwerdestelle werden soll. Seit ich davon las, überlege ich, was ich davon halten soll. Wie sieht denn der Status Quo aus?

Worüber könnte ich mich dort beschweren? OK, vielleicht ist einer der Meinung, in seinem Kiez sollte von der Polizei mehr unternommen werden. Dann ruft der dort an. Die o. der Beauftragte müsste dann in der Direktion anrufen und nachfragen, warum da bisher nichts unternommen wurde. Wahrscheinlich landet die Angelegenheit dann über den Direktionsleiter beim Abschnittsleiter und später beim Hauptsachbearbeiter Einsatz. Der schreibt die Nummer glatt u. die Sache geht zurück an diesen Beauftragten/in. Bisher hätte sich der Anrufer bei seinem Abgeordneten direkt beschweren oder sich beim Stadtrat melden können. Also … kann sie/er immer noch, so viel ich weiß, sind die nicht überlastet.

Man könnte sich dort über eine subjektiv als ungerecht empfundene Handlung der Polizei beschweren. Gut … wenn Polizisten handeln, ist das juristisch ein Verwaltungsakt. Entweder mit einer Widerspruchsfrist oder ein Sofortvollzug, dessen Rechtmäßigkeit ich beim Verwaltungsgericht feststellen lassen kann. Was könnte die Beschwerdestelle dabei regeln? Als Rechtsanwalt den Anrufer o. Einreicher einer Beschwerde beraten? Darf er nicht … das ist gesetzlich geregelt. Da haben die Anwälte etwas dagegen.

Was würde bei einer Straftat passieren? Denkbar ist ein Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, bei dem sich einer übel behandelt fühlt. Das ist dann eine Strafanzeige, die von der Polizei oder Staatsanwaltschaft aufgenommen und verfolgt werden muss. Entweder war die angewandte Gewalt zulässig, geeignet und verhältnismäßig oder eben nicht. Schwierig! Dazu muss man den gesamten Sachverhalt kennen. Festnahmeberichte, das Ermittlungsergebnis zur Straftat, die Ergebnisse von medizinisch forensischen Untersuchungen interpretieren. Bisher haben dies spezielle Ermittler bei der Polizei gemacht. In der Regel Frauen und Männer mit geringem Verständnis für die eigenen Leute. Ihr Credo: Laden sauber halten! Die werden auch bei Korruptionsverdacht aktiv. Da reicht schon ein geringwertiges Werbegeschenk. Es gibt da dieses uralte Motto: Mit einem Bein steht der Polizist immer im Knast.

Prinzipiell kann sich das jeder schnell erklären, der mal in einer Hauerei verwickelt war. Der Gegner darf Kratzen, Beißen, Hauen und ungesundene Gegenstände verwenden, während Du ein ziemlich begrenztes Spektrum an Griffen und Gegenständen zum Einsatz bringen darfst. Solch Freefighter Techniken aus der Kneipe, Aschenbecher greifen, Billard Kugel in Socke, Kreuzbänder durchtreten, Kopfstöße, Barhocker wegtreten und was man halt alles so machen kann, ist nicht erlaubt.

Übergriffe in Demonstrationen könnten eine Rolle spielen. Na ja … bei so einer Demo kann viel passieren. Im Vorbeirennen einen umhauen, weil er einen blöden Spruch macht, in den Hausflur ziehen und ein paar Backpfeifen austeilen … Straßenkampf ist Straßenkampf. Beide Seiten schenken sich da in der Regel nichts. Ob sich ein richtiger Randalierer nachträglich beschwert? Irgendwie haben die doch auch einen eigenen Kodex, oder? Gut, wenn sie oder er festgenommen wurde, dann vielleicht. Aber das ist dann doch auch Thema bei der Verhandlung zum Landfriedensbruch. Legt dann die/der Polizeibeauftragte einen eigenen Ermittlungsbericht mit Gerichtsmedizinischen Gutachten, Videoauswertung, Vernehmungsprotokollen und allem vor?

Vielleicht könnte man sich dort gegen die Maßnahme an sich beschweren. Zum Beispiel gegen die Räumung eines Hauses. Aber der Auftrag geht von der Politik aus. Dann wären doch die Abgeordneten verantwortlich. Seltsam! Die Shisha Bar Besitzer könnten sich über die Razzien beschweren. Das ist aber Angelegenheit des Ordnungsamts und da wäre wieder der Stadtrat gefragt. Die Polizei unterstützt in dem Fall nur. Oder das Finanzamt geht rein. Ist aber auch nicht Polizei.

Bei den ganzen Überlegungen zum Thema kam mir der Gedanke, dass die beschließenden Politiker vielleicht gar keinen Durchblick haben. Unter Umständen kennen die gar nicht die vielen Ermittlungsstellen. Oder sie haben keine Strafprozessordnung, Allgemeines Sicherheits- und Ordnungsgesetz mit den dazugehörigen Durchführungsverordnungen bzw. Zuständigkeitsregelungen. So etwas soll vorkommen. Erinnerst Du Dich noch an Innensenator Kewenig? Da mussten wir Polizeischüler beim Professor als Klausur rechtliche Gutachten abliefern. Meistens lag er gründlich daneben. Der Untersuchungsausschuss Amri zeigte, dass die Mitglieder nicht wirklich einen Durchblick im Aufbau der Polizei haben. Erinnerst Du Dich an diese Geschichte, dass der Innensenator angeblich alle Observationskräfte für die Rigaer abstellte? Amüsant! Der versammelte Augusta Platz mit allen Gruppen, inklusive der Aufklärer, in der Rigaer. Das Chaos hätte ich gern gesehen. Erinnert mich ein wenig an die alten Ermittlungen gegen die Herausgeber der “RADIKAL” oder die “MG Militante Gruppe”. Nach drei Wochen waren alle Eingesetzten aufgeflogen. Und selbst in der Zeit kümmerten sich die andern Gruppen um das Restgeschäft. Mal ganz abgesehen von den örtlichen Fahndungsgruppen, die sind ja auch noch da. Wer so einen Schrott annimmt, hat wahrlich keinerlei Überblick. Ein Polizeibeauftragter könnte die vielleicht beraten. Das müsste dann aber ein freigestellter Polizist sein, der sich mit solchen Maßnahmen auskennt. So einen wollen die ja nicht haben.

Die erzählen ja immer, dass Polizisten nicht verurteilt werden. Kenne ich ein wenig anders. Ich wollte deswegen mal kündigen. Möglicherweise erinnerst Du Dich noch daran. Ich weiß nicht, ob ich damals schon Notizen aufschrieb. Im Buch die “Wanderung Vol. II” schrieb ich dazu etwas. Mein Kumpel wurde damals zu einer Sachbeschädigung gerufen. Zwei besoffene junge Kerle zerlegten auf dem Weg nachhause Bushaltestellen und Telefonzellen. Das übliche Berliner Nachtleben. Gegen Treten bis die Scheiben zerbröseln. Was kostet so etwas? 2000, — EUR? Egal! Nach der vierten wurden die beiden gestellt. Sie wehrten sich wohl ordentlich. Aber am Ende verloren sie dann doch. Im Fahrzeug wurde dann bemerkt, dass sich einer eine Platzwunde eingehandelt hatte. Nicht weiter dramatisch. Wenn einer betrunken zu Boden geht, kann das passieren. Muss man nicht einmal glatt schreiben. In der Gerichtsverhandlung unterstellte der Staatsanwalt, dass mein Kumpel mit dem Tonfa zuschlug. Selbst der medizinische Gutachter schüttelte mit dem Kopf. Mein Kumpel meinte dazu in der Aussage: “Mit Verlaub … wenn ich das Ding benutzt hätte … sähe der Beschuldigte anders aus.” Was sagt der Staatsanwalt? “Sie sind am Tonfa ausgebildet, also gehe ich von einer Benutzung aus.” In erster Instanz kam es zu einer Verurteilung. Erst in der Berufung waltete die Vernunft. Wäre die nicht erfolgreich gewesen, hätte meine Polizeikarriere damals geendet.

Auch egal! Bin ja nicht mehr dabei. Zurück zum Beauftragten. Wenn er die Abgeordneten beraten würde, müsste man die Stelle Verbindungsbeamter nennen. Darum scheint es ihnen nicht zu gehen. Wie ich es drehe und wende, komme ich zu keinem Ergebnis. Eins bekomme ich gar nicht hin. Bei allem, was ihr oder ihm berichtet wird, kommt es zu einem Zeugenstatus. Zeugnisverweigerungsrecht kann nicht funktionieren, es sei denn, sie setzen da einen Pfarrer, Anwalt oder Arzt hin. Anwalt geht auch nicht, wegen des Parteiverrats.

Ich meine, dass kann doch jeder im § 163 StPO nachlesen. Sorry … ich verstehe es nicht. Aber die werden schon wissen, was sie tun. Wie sagte damals ein Kriminaldirektor zu mir: “Sie müssen lernen, höhergestellten Leuten zu vertrauen, weil die einen besseren Überblick haben.”

Im Wendekreis des Zwiebelfisches

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Teil I meines Buchprojekts ist abgeschlossen. Das vorläufige Manuskript steht. Immer wieder neu auf eine Fehlersuche zu gehen, bringt nichts mehr. Ich habe mein “Baby” ein paar Leuten zum Lesen gegeben und erwarte von denen noch ein Feedback. Danach werde ich auf die hoffnungsvolle Suche nach einem Lektorat und einem Verlag gehen. Wer etwas passendes kennt, darf sich gern – bitte – bei mir melden.

Vorab stelle ich den vorläufigen Prolog online, der eine Auskunft gibt, worum es geht. Ich ziehe nach dreissig Jahren Kriminalpolizei aus mehreren Perspektiven Bilanz. Darüber hinaus beschreibe ich, wie ich nach diesen Jahren, als gelernter Polizist, die Welt, die Gesellschaft und den weitere Werdegang von beiden einschätze. Für die berühmten Zeilen dazwischen habe ich mir das Ziel gesetzt, einen Einblick in das Innenleben eines Berliner Kriminalbeamten im Jahr 2019 zu geben. Mir geht es dabei weniger um die Auffassungen, sondern mehr um die Tatsache, dass bei der Polizei durchaus nachgedacht wird. Weit über die üblichen Klischees hinaus.

Wer meinen BLOG schon ein paar Male besucht hat, weiß um mein Fremdschämen, wenn sich Polizisten in merkwürdige politische Law & Order Positionen hinein begegeben, stets neue Gesetze, Techniken und Überwachungen einfordern. Eins kann ich vorab kund tun: Es sind keine Interna zu erwarten, die unbefugte Personen unnötig schlau werden lassen oder Anlass für neugierige Fragen geben könnten. Solche Aktionen überlasse ich Ausschüssen, Gewerkschaftlern und Personalräten. Dennoch gehe ich auf Dinge ein, die bereits an unterschiedlichsten Stellen beschrieben wurden. Da ich aber viele Hintergründe kenne, habe ich eigene Interpretationen. So genug der Ankündigungen von dem, was alles noch nicht online ist. Ich lasse lieber meine Worte sprechen.

Bereits beim Prolog bin ich für jeden Kommentar und kritische Auseinandersetzung offen. Denn hierfür habe ich dieses Buch geschrieben. Wie es weiter geht, wird sich noch zeigen.

zum Prolog =>

Rassismus bei der Polizei?

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Wieder einmal kochen die GRÜNEN das Thema «Rassismus bei der Polizei» auf. Die Schlagworte lauten «Racial Profiling» und «Struktureller Rassismus». Wortführer ist der Sprecher für Antidiskriminierung von der Fraktion der GRÜNEN. Die Betonung liegt auf «Schlagworte». Zwei Fragen liegen sofort nahe. Was ist Rassismus? Was ist ein «Struktureller Rassismus»?
Gemeint ist offensichtlich der in den USA entstandene Begriff des Rassismus ohne Rassen. Wikipedia zitiert zum Thema «Struktureller Rassismus» die Psychologin Ute Osterkamp:

« … dass rassistische Denk- und Handlungsweisen nicht Sache der persönlichen Einstellungen von Individuen, sondern in der Organisation des gesellschaftlichen Miteinanders verortet sind, welche die Angehörigen der eigenen Gruppe systematisch gegenüber den Nicht-Dazugehörigen privilegieren.»

( U. Osterkamp: Rassismus als Selbstentmächtigung. Argument, Hamburg 1996, S. 201)

OK! Es gibt dabei mehrere Seiten. Zum einen wird kritisiert, dass bei Ermittlungen nicht oft genug der rassistische Hintergrund einer Straftat berücksichtigt wird und zum anderen, dass gesellschaftliche Minderheiten vermehrt kriminalisiert, kontrolliert und damit diskriminiert werden, oder sich gar einem Verhalten ausgesetzt sehen, welches eine Straftat, begangen vom eingesetzten Polizeibeamten, darstellt.

«Du bist ein Rassist!», erzeugt zunächst einmal eine emotionale Abwehr. Blende ich die mal aus, räume ich ein, einer zu sein. Eigentlich fällt mir dies persönlich gar nicht schwer. Rassismus ist im menschlichen Verhalten ein Grundprogramm. Erst das Einschalten meines Großhirns und die Aktivierung eines vernünftigen Verhaltens lässt mich davon Abstand nehmen. Dies gilt insbesondere, wenn es um einen Rassismus ohne Rasse geht. Mir persönlich ist es zu allgemein, gleich von Rassismus zu sprechen.

Wie jeder andere Mensch auch, verspüre ich Abneigungen, Ekel, Unverständnis für Verhaltens – und Denkweisen, Abscheu oder sogar Wut.

Zum Beispiel geht mir regelmäßig in den öffentlichen Verkehrsmitteln das grenzdebile Gequatsche einiger Zeitgenossen auf die Nerven. Seltsamerweise sind die meisten Kandidaten ähnlich gekleidet. Gewissermaßen ergibt dies Sinn, weil sie selbst auch das Bedürfnis haben sich von Leuten wie mir abzugrenzen. Ähnlich verhält es sich mit Heranwachsenden, welche besondere Haarschnitte favorisieren. Im Dienst nannten wir diese Frisuren «Kreisdeckelgehirnbremsen».
Früher im Dienst orientierte ich mich auf der Straße vornehmlich an meinen über Jahrzehnte hinweg entstandenen Stereotypen. Ich kann heute noch nichts Schlechtes daran finden.

Bevor ich das Wort Stereotyp lernte, nannte ich das Berufs – und Lebenserfahrung. Bitte nicht lachen, ich gehöre einer Generation an, in der Migration und Migrationshintergrund ausschließlich von Studenten der Soziologie verwendet wurden. Rassismus bezog sich lediglich auf Menschen, die dem Unsinn einer Rassenlehre anhingen. Alles andere waren Vorurteile und Diskriminierung.

In der Schule lernte ich vor langer Zeit, dass sich die Mitglieder von Subkulturen untereinander angleichen, weil sie damit u.a. ihre Gruppenzusammengehörigkeit kundtun. Das führt dazu, dass beispielsweise Mitglieder krimineller Clans relativ sicher zu erkennen sind.
Manche Gruppierungen merken nicht einmal, wie sich angleichen. Russische Straftäter haben nun einmal eine spezielle Art ihre «Herrenhandtäschen» zu tragen und fast alle haben spezielle Vorlieben für Schmuck und Kleidung. Anläßlich des Einbruchs bei CHRIST im KaDeWe meinte der Leiter, es sei hauptsächlich Schmuck gestohlen worden, der nur an Russen und Umgebung zu veräußern wäre.

Hinzu kommen Besonderheiten bei Delikten. Der potenzielle Angreifer verrät sich durch seine Körperhaltung. Scheinbar ziellos in der Gegend herumfahrende Einbrecher haben einen besonderen Habitus und eine auffällige Fahrweise. Kleinkriminelle laufen nicht wie der «normale» Spaziergänger auf der Straße. Das schlechte Gewissen, die Panik beobachtet zu werden, die ewige Angst von der Polizei erwischt zu werden, steht ihnen quasi ins Gesicht geschrieben. Kein schönes Leben, das wird von vielen übersehen.
Bisweilen ist es auch einfach das Alter, die Uhrzeit, der Ort, die Umstände, die einen Rückschlüsse ziehen lassen. Nebenbei beruht das auf Gegenseitigkeit. Polizeierfahrende Kriminelle enttarnen eine Zivilstreife recht zügig. Gleiches gilt für Mitglieder der sogenannten linken Szene. Denen etwas vorzumachen, ist nicht einfach. Es funktioniert nur, wenn man sie sehr genau beobachtet und in der Lage ist, die Art, das Aussehen, die Sprache und den Habitus zu adaptieren.

Von einigen wird meine damalige Vorgehensweise als «Racial Profiling» bezeichnet. Bis zu einem gewissen Grad kann ich den Unmut verstehen. Man läuft als 18 Jähriger mit einigen Freunden durch einen Szenebezirk, hat sich nichts zu Schulden kommen lassen und steht plötzlich an der Wand, weil in der Nähe ein Fahrzeug gebrannt hat. OK! Gegenvorschläge? Es ist nun einmal nicht von der Hand zu weisen, dass man um 03:00 Uhr in der Nähe der Rigaer zum Kreis der Verdächtigen gehört.

Anders ergeht es nicht dem nächtens ziellos in der Straße herumlaufenden Mann um die vierzig, wenn es in der Gegend mehrfach zu Brandstiftungen gekommen ist und die eingesetzten Fahnder nach einem Feuerteufel Ausschau halten. Oder was ist mit dem einsamen Mann auf einem Kinderspielplatz, der aufmerksam den dort spielenden Kindern zusieht? Meine Kriterien werden die Art seiner Blicke und seine Kleidung sein. Um so unauffälliger, je verdächtiger wird er sein.
Wenn ich auf einem Bahnhof nach illegalen Ausländern Ausschau halte, werde ich mein Augenmerk auf Leute richten, die danach aussehen. Besonders verdächtig werden sich Personen machen, die zum Wetter äußerst unpassend gekleidet sind. Die armen Frauen und Kerle haben nämlich meistens nur eine Garnitur. Osteuropäer, die stundenlang mit ihrem Rollkoffer über den Bahnhof irren, verdienen sich eine besondere Aufmerksamkeit. So benehmen sich in der Regel professionelle Taschendiebe. Wenn ich dann auch noch sehe, dass sie sich eben noch unterhielten und von einem Moment auf den anderen sich nicht mehr zu kennen scheinen, sollte jeder Fahnder alarmiert sein.

In den Vierteln, die von den Clans kontrolliert werden, besteht für jeden entsprechend aussehenden Fahrer einer hochklassigen Limousine die Gefahr, mit der Polizei in einen Konflikt zu geraten. Wer unschuldig ist, soll sich dafür bitte bei Remmou, Ali – Khan, Abou Chaker oder anderen Gesellen bedanken.

Ist das alles «Racial Profiling»?

Wie verhält es sich mit den Dealern im Görlitzer Park? Der Görlitzer ist nicht der einzige Drogenumschlagplatz in Berlin. Andere Plätze – andere Tätergruppierungen. Das Konkurrenzverhalten kommt dem Fahnder entgegen. Die Jungs aus dem «Görli» werden es tunlichst unterlassen sich an den anderen Plätzen blicken zu lassen. Wen soll der Polizist dort kontrollieren? Den niederländischen Backpacker? Die sich im Park auf der Wiese wälzenden Schwaben?

Auf einem Flyer fordern die GRÜNEN (Ich gehe aufgrund eines Tweets von ihrer Urheberschaft aus.) – BAN Racial Profiling /gefährliche Orte abschaffen.
Liebe Verfasser des Flyers, aus der Praxis für die Praxis, eine kleine Beobachtung. In der Berliner Kurfürstenstraße ist bekanntermaßen seit langer Zeit der sog. «Babystrich» u. deshalb auch ein gefährlicher Ort. Die «netten» Freier patrouillieren dort mit der Familienkutsche und schauen sich die Mädels an. Sie warten so lange, bis sie eins für reif halten. Wenn sie nämlich lange genug auf «Affe» ist, macht sie den Blowjob auch für kleines Geld. Der Status «gefährlicher Ort» ermöglicht es einer Zivilstreife, diesen Widerlingen auf die Finger zu klopfen und sie zu kontrollieren. Solche Kontrollen mögen die überhaupt nicht. Ist das für Euch auch eine ganz furchtbare Maßnahme?
An anderen Stellen, wo Drogen vertickt werden, soll der eine oder andere auch schon übel abgezogen worden sein. Die Polizei macht nicht die Drogenpolitik, sie setzt den Quatsch nur um. Aber solange wie es läuft, wie es aktuell der Fall ist, treiben sich da jede Menge Unsympathen herum, die schnell ziemlich ungemütlich werden können. Wollt Ihr die durchkommen lassen?

Die Stellen in Berlin, wo illegale Zwangsprostitution auf der Straße stattfindet, sind ebenfalls gefährliche Orte. Ja, die Mädels sind die Opfer. Aber dahinter befinden sich zwei Gruppen, an die man irgendwie herankommen muss. Zum einen die Freier, die die Notlage ausnutzen und zum anderen die Zuhälter im Hintergrund. Kontrollen sind ein unverzichtbarer Teil der Beweisführung. Abschaffen?

Ich kann nachvollziehen, dass diese Bereiche und Ansichten Berlins nicht jedermanns Gebiet sind. Manch einer kennt vielleicht noch die Band Belami. Die hatten einen Hit «Berlin bei Nacht!»

Hier ist immer was los,
hier im Herzen der City.
Heroin und Koks,
heiße Uhren und Gold.
Wenn du Stricher brauchst,
junge Knaben ohne Bauch,

Ich will nicht persönlich werden. Aber … ich habe mal nachgelesen, wer Sebastian Walter, der anfangs erwähnte Sprecher, ist. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemand, der sich im Berliner Nachtleben und nachts an den Stellen in Berlin herumtreibt, wo die Füße riechen, wenn die Sonne vom Himmel gefallen ist. Wenn ich etwas an Regelungen fordere, muss ich immer ein paar Schritte weiter denken, welche Folge in der Gesamtheit eintreten.

Konkret zum Thema Rassismus möchte ich anmerken, dass es in dem einen oder anderen Polizisten dunkler aussieht, als beim Standard – Rassisten. Die können nämlich langsam alle, ohne großartige Ausnahmen, nicht mehr leiden. Bisweilen kommen sich die Beamten vor, wie Pflegekräfte in einem Irrenhaus bei der Essensausgabe. Freiheit ist eine feine Sache und mein absoluter Favorit. In erster Instanz ist sie eine Pflichtaufgabe. Erst wenn ich sie meinerseits allen einräume, kann ich erwarten, dass ein System entsteht, welches sich frei nennen darf.
Bedauerlicherweise funktioniert dies mit einigen Zeitgenossen nicht. Die wollen ihre Freiheit, ohne sie anderen zu gönnen. So lange wir uns in einem System befinden, wo dies Fakt ist, wird es auch die Notwendigkeit von Kontrollen geben. Es wäre auch fair Klartext zu sprechen und auszudrücken, worum es tatsächlich geht.

Menschen mögen es nicht, wenn sie kontrolliert werden. Einige haben dafür mehr Verständnis und andere weniger. Manch einer ist auch der Meinung, mächtig das Rad anwerfen zu müssen. Diese Leute würde ich gern mal in einer Kontrolle im Ausland erleben. Man kann sich tatsächlich auch widerstandslos von der Polizei festnehmen lassen und alles Weitere in Ruhe klären. Funktioniert! Man kann aber auch immer aktiv gegenhalten. Das Leute wegen ihres Aussehens von der Straße gepflückt, und im Hausflur vermöbelt wurden, um dann ohne Protokoll wieder entlassen zu werden, soll um die 70er – 80er bei Demonstrationen vorgekommen sein. Bei besonders heftigen Straßenkämpfen gab es die Parole: «Gefangene werden nicht gemacht!» Die Zeiten sind vorbei. Im Alltagsdienst war das wenigstens seit den 70ern nicht der Fall und 2019 schon gar nicht.

Intern gibt es selbstverständlich immer mal wieder den alltäglichen menschlichen Rassismus. Es gibt aber auch klare saubere Instanzen, die dem entgegenwirken. Sonst hätte es die vielen Kollegen, die mahnend und kritisch Missstände anprangerten nicht gegeben. Besonders in sensiblen Bereichen, in denen noch andere psychologische Effekte eine Rolle spielen (Gefangenenwesen – Stanford Experiment) kommt es zu Situationen, die ich als Mensch trifft auf Mensch beschreiben würde. Und stets gab es Beamte, die gegenhielten. Doch mit irgendwelchen Beauftragten, die am Besten auch noch Laien sind, kommt da niemand weiter. Ebenso ist es absolut kontraproduktiv von der Polizei und der Struktur zu sprechen. Es lohnt sich dann doch, sehr genau hinzusehen, wo und wer handelt. Mit Gießkannenparolen und Feindbildern zu agieren verfehlt das Ziel.
Diese Methodik wird völlig zulässig den Rechtspopulisten vorgeworfen. Vollkommen unnötig werden mit der Sprachwahl und Vorgehensweise der GRÜNEN den Rechten Türen aufgestoßen. In der alten Zeitschrift MAD nannte sich das «Spion gegen Spion». Hier heißt es Dogmatiker gegen Dogmatiker. Lassen wir doch einfach mal die Phrasendrescherei und differenzieren ein wenig. Dann könnten sich auch Polizisten, ohne sich persönlich attackiert zu fühlen, an der Diskussion beteiligen.

Auf eines möchte ich am Ende noch hinweisen. Der größte Teil der Polizeiarbeit auf der Straße besteht aus Auftragsarbeiten. Einem Polizeibeamten der draußen arbeitet, ist es ziemlich egal, ob da im Görli gedealt wird oder nicht. Die wissen genau, dass es nur um eine Verdrängung geht. Das Problem wird an eine andere Stelle verlagert. Wem dies nicht gefällt, muss sich an die Politik und das Bürgertum wenden.

Ganz allein für mich, gebe ich zu, dass die Sache mit den Clans manchmal etwas Persönliches hatte. Ich würde es aber eher als Abscheu und Abneigung gegenüber einer bestimmten Sorte Charakter sehen, die ich bei Zuhältern und Rockern ebenfalls empfand. Ich mag es halt nicht, wenn sich körperlich stärkere, skrupellos an Schwachen austoben. Mit Macheten und Schusswaffen Frauen und Minderjährige zu bedrohen geht mir zu weit. Bin ich deshalb Rassist? Nun … dann ist das so.

Seltsame Vorstellungen …

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Träume junger Gangster

Es war irgendwann zu Beginn der Neunziger, als ich das erste Mal auf einen der jungen Männer traf, deren Geschichte und damit auch meine, ich hier erzähle. Sie alle stammten aus Belgrad. Die Stadt wurde zur damaligen Zeit boykottiert. Die «Jungs» saßen in einer Siedlung im Stadtteil Zemun und schlugen die Zeit mit Fernsehen tot. Dort wurde ihnen gezeigt, wie erfolgreiche Menschen leben. Schnelle große Autos, leichtbekleidete Frauen, Schmuck, Geld, Kreditkarten, all die für sie unerreichbaren Statussymbole wurden ihnen jeden Tag wie die berühmte Möhre vor die Nase gehalten.

Die Straßen und die Politik waren fest in der Hand der Gangster. Der stärkste, brutalste und skrupelloseste hatte die Macht, bis ein anderer ihn über den Haufen knallte. Aber immerhin gab es einen Weg des Entkommens. Auch wenn er sehr gefährlich war. Überall hörten sie von den internationalen Verbrechern, die außerhalb Serbiens ihr Glück machten. Spieler, Drogenhändler, Taschendiebe und Einbrecher.

Zoran R. setzte sich eines Tages in den Zug und wollte dieses Leben führen. In Berlin spazierte er in ein Lokal, von dem er wusste, dass sich dort Serben trafen, die bereits wussten, wie es geht. Ich las von ihm erstmals, als er mit einer Schussverletzung im Unterleib ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Nicht klassisch mit der Feuerwehr, sondern mit einer Taxe, in die sie ihn blutend gesetzt hatten. Trotz allem Zuredens, machte er keine Aussage. Zu dieser Zeit war er bereits mehrfach bei Einbrüchen in Einfamilienhäuser festgenommen worden. Aus seiner Akte erfuhr ich, dass er einen engen Freund hatte, der ebenfalls aus der Siedlung in der Heimat stammte. Jovica S. träumte denselben Traum. Nach und nach, fand ich eine ganze Gruppe junger Männer, aus dieser Gegend, im gleichen Alter und mit demselben Beruf: Einbrecher! Aber mit Jovica S. schien Zoran R. mehr zu verbinden. Ich musste ihn ziehen lassen. Immerhin war er vordergründig das Opfer.

Die beiden und ihre Freunde tauchten immer wieder auf. Unterstützt wurden sie von allen nur möglichen Landsleuten. Ältere Bauunternehmer nahmen ihr erbeutetes Geld entgegen und überwiesen es über ihre Konten an die Familien oder Sparkonten. Manche gaben ihnen konspirative Wohnungen. Andere wiederum nahmen ihnen den Schmuck und die Kreditkarten ab, die sie nächtens aus den Häusern ihrer schlafenden Opfer heraus holten. Manchmal erbeuteten sie auch teure Autos, die sie an Albaner weiter gaben. Wurden sie erwischt, bekamen sie Jugendstrafen und landeten in der JVA Plötzensee. Dort bekamen sie die Gelegenheit, sich mit einer Sozialbetreuerin zu unterhalten. Eine engagierte Serbin, die mit einem Stadtrat verheiratet war. Passte die nicht auf, und das tat sie häufig, schmiedeten die Jungs neue Pläne.

Eines Tages tauchte ein weiterer engerer Kumpan der beiden auf. Zoran E. liebte Cabriolets. Zu dritt fuhren sie mit einem durch die Stadt und posierten vor den Frauen. Andere begannen über die drei zu reden. Dabei verrieten sie auch, was Zoran R. widerfahren war. Er hatte sich eine schusssichere Weste besorgt. Mit dieser prahlte er und schoß aus nächster Nähe auf sich selbst. Dabei berücksichtigte er nicht, dass sich dabei die Weste nach oben schob und den Unterleib frei gab.

Hunderte Einbrüche trugen die Handschrift der drei «Internationalen Einbrecher», wie sie sich selbst bezeichneten. Als einer aus ihrem Kreis erschossen wurde, fanden sie sich alle auf einem Gruppenfoto zusammen, dass der italienischen Mafia ebenbürtig war. Bei einer Gerichtsverhandlung legte ich so viele ihrer Einbrüche vor, dass der Rechtsanwalt S. empört sagte: «Wollen sie meinen Mandanten alle Einbrüche dieser Stadt vorwerfen?».

Gangster sein ist gefährlich

Sie konnten es nicht lassen. Zoran R. wurde dreist. Im Suff versuchte er in einer anderen Stadt in eine Bank einzubrechen. Es ging schief und er landete in Untersuchungshaft. Seine Freunde sammelten Geld und verdienten welches dazu, in dem sie den anderen serbischen Einbrechern in der anderen Stadt ihre besonderen Techniken bei brachten. Irgendwie schaffte es der Rechtsanwalt, Zoran R. wieder frei zu bekommen. Dann machten sie einen Fehler. Sie erweiterten ihren Aktionsradius auf das Bundesland Bayern. Der Richter dort, ließ nicht mit sich reden. «Über 150 Einbrüche verlangen eine Hintergrundstruktur … 6 Jahre ohne Bewährung.»
Wieder auf freien Fuß versuchten sie, wieder ins Geschäft einzusteigen. Etwas muss schief gegangen sein. Zoran R., der niemals Heroin genommen hatte, wurde mit einer Überdosis in einer Wohnung gefunden. Sein Freund Jovica S. tauchte mit einer seiner vielen Identitäten unter und Zoran E. verschwand ins Ausland. Der Rest ihrer Leute macht bis heute fleißig weiter.

Ich kümmerte mich nicht mehr darum. Vergessen hatte ich sie nie. Da fragte mich ein Schweizer Ermittler, ob ich aus meiner alten Zeit einen Einbrecher kennen würde, der während die anderen einstiegen, mit einem Cabrio in der Gegend patrouillierte. Zoran E. hatte sich mittlerweile ein Porsche zugelegt. Die Geschäfte mussten gut gegangen sein. Für mich war das ein Anlass, mal wieder ein wenig zu recherchieren, was aus all ihnen geworden war. Nichts hat sich geändert. Vielleicht doch! Niemand redet mehr über sie. Sie sind etwas ruhiger und leiser geworden.

Internationale Kriminelle … vs. Deutschland … ein Dilemma

Alle reden und diskutieren über die Organisierte Kriminalität. Kriminologen versuchen, Definitionen zu finden. Dezentralisierte Bandenstrukturen hören sich besser an, denn dieses böse Wort. OK – klingt nach Mafia, Camorra oder `Ndrangheta. Ständig wird nach einer Hierarchie gesucht.

Ein Bekannter der drei Kumpane sagte mal zu mir: «Ihr Deutschen sucht immer einen Führer. Bei uns herrscht immer der gerade Stärkste. Und der kann Übermorgen tot in der Ecke liegen.»

Nemanja S.

Ich habe sie nicht nur als Gangster kennengelernt, sondern auch ein wenig die menschlichen Hintergründe. Sie wollten das haben, was alle anderen auch haben, aber es gab keine legalen Chancen dafür. Also fanden sie einen anderen Weg. Dies passiert jeden Tag, in Bukarest, Warschau, Moskau, Belgrad usw.. Um so größer die sozialen Abstände werden, je härter werden diese Typen.

Wir hängen in einem Dilemma. Die Sozialisation findet nicht in Deutschland statt. Keine Strafe hält sie von ihrem Treiben ab. Wir können Gefängnisse schlecht in unterschiedliche Kategorien unterteilen. 50 Mann Zellen für die Russen, 20 Mann Zellen ohne Betten für die Serben, Sammelareale für Asiaten … das funktioniert nicht. Man müsste den Menschen soziale Aufstiegsmöglichkeiten im eigenen Land geben. Auch das ist eine irreale Option. Eine Abschottung Deutschlands ist nicht möglich, die finden immer einen Weg und außerdem würde alles noch viel schlimmer werden.

Unterstützt wird dies alles von Politikern und Strategen, die sich niemals mit einem dieser Typen auseinandergesetzt haben und ihre Antriebe, Psyche und Sozialisation kennen. Uns bleibt, bei unveränderten sozialen Gefälle zwischen den Gesellschaften, nur ein ewiger Kampf. Wir rollen den Felsbrocken ein paar Meter nach oben und dann rollt er wieder herunter. Zahlen werden interpretiert, verfälscht, Erfolge werden vermeldet, die keine sind, es wird verdrängt und unter den Teppich gekehrt. Mal sind es die russischen Banden, dann die Vietnamesen, ein anderes Mal werden einige Italiener gesichtet und aktuell sind die Clans in der Mode. Und wenn es zu langweilig wird, wird ein Terroranschlag analysiert.

Der Untersuchungsausschuss – wir stellen uns in einen Kreis ….

Und was macht die Politik? Wir bilden einen Kreis, fassen uns alle an den Schultern und nennen es Untersuchungsausschuss. Wer nur ein wenig Insiderwissen besitzt und wenigstens die Grundzüge des Aufbaus der Polizei kennt, erkennt schnell die Ahnungslosigkeit und den dort betriebenen Alibismus. Der neueste Unsinn ist die Behauptung, die Polizei hätte sich mehr auf ein besetztes Haus, denn auf einen «Top» Terroristen und Tob – Gangster Anis AMRI konzentriert.

Selbstverständlich hat die Kriminalpolizei nur diese beiden Probleme gehabt. Russen, Serben, Vietnamesen, Italiener, fremde Nachrichtendienste, bewaffnete Räuber, richtige Dealer (nicht «Körperschmuggler», wie ein Amri), Clans, Vergewaltiger, Feuerteufel und was sich sonst noch in der Stadt herumtreibt, spielen keine Rolle. Dunkle Mächte hatten in Berlin die gesamte Polizei inklusive aller Spezialisten für Observationen auf ein besetztes Haus angesetzt. Diese Gestalten im Hintergrund sorgten auch dafür, dass alle anderen der knapp über 100 angesiedelten islamistischen Gefährder, vollkommen außer Acht gelassen wurden. Wer will in dieser Stadt, mit Leuten, die so denken und argumentieren auch nur einen ganz kleinen Stein einige Meter den Berg hoch rollen?

In meiner Fantasie gibt es irgendwo in Berlin ein Lokal, in dem sich die alten Kumpane von meinem Trio, zusammen mit den Russen, Albanern, Italienern, einigen deutschen Geldwäschern und Räubern, ein paar Zuhälter aller Nationalitäten, jeden Tag die Schampusflaschen schmecken lassen. Was Besseres, als ein AMRI und die deutschen Antworten darauf, konnte denen nicht passieren.

Die Mutter von AMRI bedankte sich bei ihrem Sohn, dass er ihr in mehreren Raten die gewaltige Summe von 1500 EUR überwiesen hatte. Ein mit Koks, XTC, Haschisch, Pillen dealender Marokkaner mit bescheidenen Lebensstil kann gerade Mal in Raten 1500 EUR an Mama überweisen?

Quelle: https://www.bundestag.de/presse/hib/2018_06/562330-562330

Den Betrag hatte mein Trio in einer Nacht zusammen. Irgendwo an der Adria Küste stehen einige Häuser, die sich ihre Kumpels erarbeiteten und sich dort zur Ruhe setzten. Ihre albanischen Fahrzeugabnehmer haben sich vornehmlich in Decin, Usty und Teplice Villen gebaut. Und mit – eintausendfünhundert- EUR wird AMRI in einem U – Ausschuss zum Top Dealer, der im großen Stil dealte? Ui, Ui, Ui …

Wir bräuchten diverse Ausschüsse, wenn einer auf die Idee kommen sollte, auf solche Hansel das Schwergewicht der Spezialeinheiten zu bündeln.

Aber darum geht es der Politik vermutlich auch gar nicht. Sie wollen sich für den nächsten Wahlkampf gegenseitig die Beine dick hauen. Anders lässt sich das alles nicht begreifen. Ach ja … was wurde aus E. in der Schweiz? Soviel ich weiß, hat er eine zweistellige Haftstrafe bekommen. Aber so wie ich ihn kenne, hat mittlerweile genug gespart , um sich danach ein gutes Leben leisten zu können. Vielleicht erzählt er den Jungen Nachkömmlingen in Zemun seine Geschichte. Dann werden sie eines Tages nach Berlin kommen.

Was soll ihnen passieren? Gemäß Untersuchungsausschuss stehen ja alle Ermittler vor einem besetzten Haus herum, oder kümmern sich um Top – Verbrecher mit terroristischen Ambitionen, wie den ehemals erfolgreichen Dealer AMRI.