Ulan Bataar

Der nächste Teil aus der Reihe Reiseberichte. Dieses Mal aus der Hauptstadt der Mongolei. Ein Klosterbesuch, eine Buddhistische Zeremonie, Geld Mützen und ein wenig etwas über das Schicksal der Nomaden.
zur Geschichte =>
Der nächste Teil aus der Reihe Reiseberichte. Dieses Mal aus der Hauptstadt der Mongolei. Ein Klosterbesuch, eine Buddhistische Zeremonie, Geld Mützen und ein wenig etwas über das Schicksal der Nomaden.
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Teil I meines Buchprojekts ist abgeschlossen. Das vorläufige Manuskript steht. Immer wieder neu auf eine Fehlersuche zu gehen, bringt nichts mehr. Ich habe mein “Baby” ein paar Leuten zum Lesen gegeben und erwarte von denen noch ein Feedback. Danach werde ich auf die hoffnungsvolle Suche nach einem Lektorat und einem Verlag gehen. Wer etwas passendes kennt, darf sich gern – bitte – bei mir melden.
Vorab stelle ich den vorläufigen Prolog online, der eine Auskunft gibt, worum es geht. Ich ziehe nach dreissig Jahren Kriminalpolizei aus mehreren Perspektiven Bilanz. Darüber hinaus beschreibe ich, wie ich nach diesen Jahren, als gelernter Polizist, die Welt, die Gesellschaft und den weitere Werdegang von beiden einschätze. Für die berühmten Zeilen dazwischen habe ich mir das Ziel gesetzt, einen Einblick in das Innenleben eines Berliner Kriminalbeamten im Jahr 2019 zu geben. Mir geht es dabei weniger um die Auffassungen, sondern mehr um die Tatsache, dass bei der Polizei durchaus nachgedacht wird. Weit über die üblichen Klischees hinaus.
Wer meinen BLOG schon ein paar Male besucht hat, weiß um mein Fremdschämen, wenn sich Polizisten in merkwürdige politische Law & Order Positionen hinein begegeben, stets neue Gesetze, Techniken und Überwachungen einfordern. Eins kann ich vorab kund tun: Es sind keine Interna zu erwarten, die unbefugte Personen unnötig schlau werden lassen oder Anlass für neugierige Fragen geben könnten. Solche Aktionen überlasse ich Ausschüssen, Gewerkschaftlern und Personalräten. Dennoch gehe ich auf Dinge ein, die bereits an unterschiedlichsten Stellen beschrieben wurden. Da ich aber viele Hintergründe kenne, habe ich eigene Interpretationen. So genug der Ankündigungen von dem, was alles noch nicht online ist. Ich lasse lieber meine Worte sprechen.
Bereits beim Prolog bin ich für jeden Kommentar und kritische Auseinandersetzung offen. Denn hierfür habe ich dieses Buch geschrieben. Wie es weiter geht, wird sich noch zeigen.
Ich habe mich hier im BLOG bereits mehrfach über die Wirkung von langen Reisen und dem Schreiben ausgelassen. Kaum etwas hat mich in den letzten drei Jahrzehnten so verändert, wie diese beiden Aktivitäten. Das Schreiben führte zu einer Reflexion des Ich und die Menschen, welche ich beim Reisen traf, waren die notwendigen Spiegel.
Veränderung bedeutet, dass es ein davor und ein danach gibt. Begonnen habe ich mit einer gehöriggen Wut im Bauch. In meinem Fall ist das durchaus wörtlich zu nehmen. Ziemlich simpel ausgedrückt: Ich war im Arsch! Durch, ausgebrannt, von Depressionen geplagt und asolut ungeniessbar. Mit dem Einsteigen in den Waggon der Transsibirischen Eisenbahn entfernte ich nach und nach tausende Kilometer. Nicht nur physikalisch sondern auch mein Inneres gewann Abstand zum Leben davor. Heute würde ich sagen, ein frustrierter Bulle stieg ein und Monate später kam aus Bangkok ein an der Polizei immer noch interessierter Mann zurück, der kein Bulle mehr ist.
Ich verwende die Bezeichnung Bulle sehr bewusst. Die Polizei besteht aus zwei großen Teilen. Zum einen gehören die auf der Straße arbeitenden und der andere wird von denen gestellt, die aus dem Büro heraus Direktiven beschließen. Beide haben charakterlich wenig miteinander zu tun. Die Arbeit im Sumpf von Berlin ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Doch nunmehr ersehe ich die Zeit als eine Art notwendige Ausbildung, die mich dahin brachte, wo ich heute stehe. Erst gestern las ich im Tagesspiegel einen wirklich gut recherchierten Artikel über Sexualverbrecher, die nach langer Haftzeit Freigang aus der Sicherheitsverwahrung bekamen.
Ich habe solche Männer observiert. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich dabei oftmals eine Hasskappe auf hatte. So schwer es auch sein mag, sich dies vor Augen zu führen: Auch die haben eine Biogfrafie. Eine, die man in der Regel nicht haben möchte. Sie und ihr Verhalten sind ein Ergebnis von sehr vielen Dingen, die in der Gesellschaft schief gehen können. Trotzdem müssen sie ausgebremst werden. Dies steht nicht zur Diskussion. Aber sich damit auseinanderzusetzen, anhand ihrer Person das Menschliche nachzuvollziehen, halte ich für den Königsweg. Sie und einige andere, sind die Facette des Menschen, die wir nicht wahr haben wollen. Die Augen zu verschliessen bringt nichts. Jeder der uns begegnet ist ein Mensch, ein Exemplar der eigenen Spezies.
Unterwegs lernte ich die unterschiedlichsten Typen von mehreren Kontinenten in sehr verschiedenen Lebenssituationen, Umfeld und vor allem Zeitpunkten ihrer Biografie kennen. Ich denke, ohne die dreissig Jahre Dienstzeit bei der Polizei hätte dies so nicht funktioniert. Wahrscheinlich wäre ich nicht einmal an die Orte gelangt, die ich sah. Selbstverständlich lebte oder lebe ich unter Umständen immer noch in einer Blase. Der Begriff ist recht modern. Aber er gehört zu den wenigen, die ich sehr treffend finde. Ich der Deutsche, der knapp über Fünfzigjährige, Beamter, Mitteleuropäer, geprägt im unteren Teil des Mittelstands, geschieden, Vater, all dies formt das Denken. Aus diesen Wohlfühlzonen wurde ich mehrfach herausgerissen. Dies war recht heilsam. Gleichsam aber auch verstörend, verwirrend und es eröffnete neue Baustellen.
Gesellschaft ist ein Oberbegrifff. Deutschland strebte nach dem Dritten Reich eine pluralistische Gesellschaft an, die aus vielen kleinen unterschiedlichen Teilen besteht. Dabei bleiben Konflikte nicht aus. Dies war vermutlich eine der großen Aufgaben: Unterschiede aushalten und Konflikte lösen. Die allgemeinen Tendenzen nach dem Zusaammenschluss der beiden deutschen Staaten Bundesrepublik Deutschland und DDR deuten darauf hin, dass dies entweder gescheitert ist oder zumindest noch einige Zeit dauern wird. Hinzu kommt, dass Deutschland wieder an der alten Hybris leidet, aufgrund wirtschaftlicher Kraft, kulturell, politisch, ethisch, militärisch, eine globale Führungsrolle einnehmen zu müssen. Diejenigen welche ich sprach, waren davon nicht unbedingt begeistert, wenn es sie nicht sogar belustigte. Der kleine bunte Fleck auf dem Globus, mit einer verhältnismäßig überschaubaren Hauptstadt, einem international bekannten Fussballverein, wenigen Einwohnern, die in jeder Fremdsprache einen harten militärischen Akzent unterbringen, dreht mal wieder am Rad. Eins hat Hitler erreicht. Er hat Deutschland bekannt gemacht, sonst würden uns einfache Bürger in diversen deutlich größeren Staaten immer noch nicht kennen.
Ich kann mich mit diesen neuen Tendenzen in Deutschland nicht anfreunden. Mir geht dieses Selbstverständnis gehörig gegen den Strich. Besonders stieß mir dies in Thailand auf der Touristeninsel Koh Samui auf. Die Rentner und Babyboomer aus Deutschland und der Schweiz haben dort Kolonien errichtet, in denen sie ihr Brauchtum bei 35 Grad über Null fröhnen. Zusätzlich leben die meisten Männer dort aus, was ihnen intellektuell in der Heimat verwehrt wird, aber durchaus dem gängigen Mainstream entspricht. Deutschland ist eben nicht das Land der Soziologen, Intellektuellen und Aufgeklärten, sondern im überwiegenden Maße die piefige Provinz. Wir belächeln die US Amerikaner, deren Bildungsniveau mit jedem Kilometer Abstand zu den großen Städten rapide abnimmt. Sieht es bei uns wirklich so viel anders aus?
Ich begreife die Welt mittlerweile als ein Bühnengeschehen mit Schauspielern, die keine Regieanweisung haben und frei agieren. Jeder beinflusst mit seinem Spiel den anderen. Keiner der Akteure kommt an dem Umstand vorbei, dass das Spektrum seines schauspielerischen Talents von den Möglichkeiten des menschlichen Daseins begrenzt ist. Die Bühne und Kulisse wechselt beim Reisen, die Akteure sehen anders aus, doch in vielen Dingen gibt es Überschneidungen. Spannend wird es immer, wenn es diese nicht gibt. Dann basiert das Geschehen augenscheinlich nicht auf dem instinktiven Verhalten, sondern ist kulturell geprägt. Damit unterliegt es der Veränderlichkeit. Es muss nicht alles sein, wie es ist. Jemand hat beschlossen, dass es so sein soll.
Meine erlebten Geschichten stelle ich online. Vielleicht münden sie eines Tages doch noch in einem Buch. Das andere Buch endet mit einem Beschluss. Polizei – es war eine interessante Zeit. Als Autor, nicht zwingend als BLOGGER, endet für mich die Auseinandersetzung mit diesem biografischen Abschnitt. Die Gründe hierfür ergeben sich im Buch. Bezüglich der Veröffentlichung befinde ich mich noch in der Findungsphase. Ich werde hierzu berichten. Bis dahin … vielleicht ein wenig Freude mit den Reisegeschichten und möglicherweise erwecke ich ja die Lust, sich auch mal auf den Weg zu machen.
Ein französischer Straßenmusiker sagte zu mir: Wer niemals lange gereist ist und alles hinter sich ließ, hat nur die erste Seite des Buches über das Leben aufgeschlagen.
On the Road … (Vorwort)
Lesedauer 7 Minuten
«Und hast Du in Deinem Buch komplett ausgepackt?» Den Mann, der diese Frage an mich richtet, kenne ich fast solange, wie ich beim Verein bin. Wir sitzen uns in einer großen Stadt bei einem Bier gegenüber. Seltsamerweise stellen mir in den letzten Tagen diese Frage einige alte Kollegen. «Nein!», antworte ich. «Vieles habe ich nur angedeutet.» Er blinzelt mich gegen die Sonne schauend an. Einer der alten Haudegen, der nun wirklich alles mitgemacht hat, was in diesem Verein geht. «Warum nicht?»
Ich überlege einen Augenblick. «Das war meine Familie, ich habe nicht vor, alles und jeden in die Pfanne zu hauen.» Für einen Bruchteil der Sekunde überlege ich, ob dies der Wahrheit entspricht. Ist es nicht einfach nur die Angst vor den Konsequenzen? Aber stellt sich immer auch die Frage: Was soll das bringen? Ich will nur in dem einen oder anderen Kopf neue Gedanken erzeugen. Was geschehen ist, ist geschehen, es läßt sich nicht mehr ändern. Aber einige werden noch sehr lange etwas zu sagen haben. Sie werden neue Opfer finden. Manch einem kann nicht mal Vorsatz unterstellt werden, sie wissen es einfach nicht besser. Andere haben nur ihre Chance zu nutzen gewusst, die ihnen die Hierarchie gegeben hat.
Es sind auch sehr feine Unterschiede zu berücksichtigen. Vieles ist durch Prozesse entstanden, die hoch komplex sind und dem Individuum innerhalb des Systems nicht vorzuhalten sind. Laurence J. Peter und Raymond Hull, schreiben 1970 in der Widmung zum Buch “Das Peter – Prinzip o. die Die Hierarchie der Unfähigen:
Dieses Buch ist all denen gewidmet, die auf ihrer Stufe der Unfähigkeit arbeiten, spielen, lieben, leben und sterben und damit das Forschungsmaterial für Entstehung und Entwicklung der Hierarchologie, der rettenden Wissenschaft, bereitstellen.
Sie retteten andere, sich selbst konnten sie nicht helfen.
Die schon 1970 aufgezeigten Prozesse gnadenlos zu ignorieren, ist einer der eklatanten Fehler. Der ehemalige General und Politiker Jörg Schönbohm schilderte anlässlich eines Treffens mit Polizisten folgendes: “Wenn ich am Frühstückstisch sitze und die Meldungen durchgehe, steht dort: Wir haben alles im Griff, alles ist gut! Taucht mein Sohn auf, der ebenfalls Soldat ist, schildert er mir ein ganz anderes Bild. Nach oben hin wird alles solange schön geschrieben, bis vom Ursprung nichts mehr übrig ist.
Notwendig wäre eine echte Fehlerkultur, in der nicht das “Ducken” favorisiert wird um die Persönlichkeitsstörungen von Narzissten zu bedienen, sondern konstruktive Kritik muss gefördert werden. Gerade die Polizei muss einer selbstgefälligen sich selbst generierenden Politischen Klasse die Stirn bieten. Klare Botschaft: Ihr gebt uns nichts, dann können wir auch nur leisten, was ihr bezahlt habt.
Gewerkschaftler sind am Verzweifeln. Kämpfen sie für Überstundenabbau, plädieren für Liegevermerke und Auftragsablehnung, maulen sofort die ersten, weil sie selbst die schlecht bezahlten Überstunden zum Überleben brauchen. Am Ende entsteht innerhalb der Polizei die “DDR” neu, mit all den hinreichend bekannten Auswirkungen. Eine ist ist davon sicherlich auch, dass Menschen mit einem bestimmten Sozialverhalten in Führungsetagen landen.
«Das ehrt Dich, aber ich hätte bei Dir und Deiner Biografie gedacht, dass Du die Karten offen legst.» Es klingt beinahe ein wenig danach, als wenn er zu denen gehört, die sich das wünschen. Endlich mal einer, der die Themen angeht.
Aber wo sollte ich da anfangen? Im Buch «Die Wanderung Vol. II» legte ich den Schwerpunkt auf den menschlichen Faktor. Was passiert mit dem Menschen in dieser Hierarchie und welche Dinge werden ausgelöst. Überschriften gibt es da viele. Alleine der Ausspruch «Die einzige Bestrafung, die ein Täter bekommt, ist unsere Festnahme!» umfasst ein riesiges Feld. Der drohend hingeworfene Satz eines Verdeckten Ermittlers: «Am Ende bin ich da draußen immer alleine und Du wirst das nicht ändern!» Oder die frustrierte Feststellung: «Wir legen jeden Tag Leute auf’s Kreuz und lassen uns von dem da vorne verarschen?», könnte ein ganzes Buch füllen.
Der Dialog: «Sie können das Ganze aus Ihrer Perspektive nicht überblicken, da müssen sie ihren Vorgesetzten mit dem geheimen Führungswissen schon vertrauen.» «Ach ja? Sie meinen die Sache mit dem Tellerrand? Es gibt aber auch Menschen, die sind soweit vom Teller, das sie diesen gar nicht mehr sehen können!», könnte eine ganze Analyse des Führungsgebarens diverser Herrschaften aus dem Höheren Dienst nach sich ziehen.
Oder welche Botschaft vermittelt ein Kommissariatsleiter, wenn er sagt: «Die Behörde orientiert sich schon lange nicht mehr an der Kriminalität, sondern nur noch an Zahlen. Wir verwalten hier die Kriminalität. Wenn da draußen eine Woche lang keine Straftaten stattfänden, wir würden es nicht merken, weil wir uns in dieser Zeit mit uns alleine beschäftigt haben.»
Die Presse liefert dank des Vorpreschens des Innensenators eine Steilvorlage nach der anderen. «Priorisierung erfüllt faktisch den Tatbestand einer Strafvereitlung im Amt!», sagt ein Pressevertreter und gibt damit wieder, was Kollegen völlig frustriert nach außen kolportieren. An dieser Stelle kann ich nur sehr böse in mich hineinlachen. Ich erinnere mich an eine junge engagierte Kollegin, die einer Gruppe von bundesweit und international agierenden Tätern auf die Spur gekommen war. Sie erbat eine Freistellung von anderen Ermittlungen, stattdessen wurde ihr von «oben» her nahe gelegt, die Ermittlungen nicht fortzuführen. Als sie bockig wurde, wurde sie zusammen gebrüllt. Am Ende folgten eine Versetzung für sie und ein mündlicher Verweis an den Vorgesetzten. Das ist bereits 10 Jahre her, da hat es nur niemanden interessiert. Sachbearbeiter müssen sich bei größeren Verfahren Gedanken über die zu erwartenden Kosten und Länge des Verfahrens machen. Warum? Ich lasse die Frage offen.
Im Zusammenhang mit AMRI wird immer von Aktenbelastung gesprochen. Wie viele Akten, Anfragen, Telefonüberwachungen, Dolmetscher usw. hat denn so ein Sachbearbeiter eigentlich zu bewältigen? Wie hoch ist die Belastung in den Sachgebieten der OK und Rauschgiftkriminalität? Und bitte nicht schummeln! Die Frage galt den Einzelverfahren, nicht den Sammelakten oder nach Personen.
Immerhin unterstellte Herr Ströbele Faulheit! Wie hoch war die Anzahl von Verdachtsfällen eines Dienstvergehens in den letzten Jahren, bei denen der Verdacht bestand, dass der Beamte in Akten/Vorgängen “absoff”. Wurden die Beamten irgendwie betreut? Oder wurden sie nur als Täter behandelt? Gab es Konsequenzen auf der Vorgesetztenebene? Es wird von einem hohen Krankenstand bei der Berliner Polizei gesprochen. Gibt es da Zahlen zu? Haben die sich alle einen Arm gebrochen? Oder gibt es anonymisierte Zahlen darüber, wie hoch der Krankenstand verursacht durch psychische Erkrankungen ist? Wie hoch ist die Anzahl der an Depressionen erkrankten Beamten – eine Kennzahl für ein Burnout Syndrom?
Es wird doch zu fast allem eine Statistik geführt. Darüber auch? Gibt es eine Ursachenforschung? Besteht eine ausreichende Versorgung mit einer professionellen Supervision? In welchen Altersklassen setzen diese eventuell vorhandenen Erkrankungen ein? Welche professionellen routinemäßigen Vorbeugungen werden zur Vermeidung von Traumatisierungen betrieben? Und in welchem Umfang geschieht dieses? Wird dieses nur im Rahmen von Fortbildungsmaßnahmen betrieben oder geschieht dieses auch “niedrigschwellig” durch extern professionell ausgebildete Beamte, die auf belasteten Dienststellen vorhanden sind.
Werden auf Dienststellen, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind, Statistiken über Verletzungen bzw. Erkrankungen geführt und diese entsprechend ausgewertet? Wie hoch ist die Rate bei HWS – Schäden, insbesondere bei Beamten im Streifendienst? Oder bei Beamten in Spezialeinheiten, die über einen längeren Zeitraum besondere Schutzkleidung (besonders schwere Helme) tragen müssen. Gibt es Erkenntnisse bezüglich der Auswirkungen beim langen Sitzen in Fahrzeugen und dem gleichzeitigen Tragen einer Schusswaffe sowie einer Schussweste? Lassen sich Analogien zu Berufskraftfahrern herstellen? Wie verhält es sich mit Langzeitbelastungen durch “Tränengas”? usw., usw..
In der öffentlichen Verwaltung haben diverse Begriffe aus dem Management Einzug genommen. Hierzu gehören u.a. “Gender Mainstream”, “Corporate Identity”, “Balanced – Score – Card” und das “Work-Life-Balance”. Vermutlich wurden im Rahmen eines Controlling die notwendigen Kennzahlen, auch in Bezug auf die bestehende Anzahl der Sachbearbeiter ermittelt, und inwieweit sie in Balance zu den restlichen Kennzahlen stehen. Wie drückt sich dieses Verhältnis in Zahlen aus? Welche inneren Freizeitangebote – wie z.B. Saunen oder außerdienstlich nutzbare Sportstätten bestehen für ein Work – Life – Balance? Gab es diese Angebote?
Ohnehin reagieren Politiker und Journalisten nur auf die gerade stattfindenden Ereignisse. Interessant wäre es doch, die Fragen aufzuwerfen, die in jeder Kneipe bei vorgehaltener Hand gestellt werden. Fragen, die ein Polizist nicht stellen kann. Laufe ich durch meinen Bezirk, sehe ich eine Shisha Bar Neueröffnung nach der anderen. Ich kenne die Gewerbemieten in den Häusern. Woher haben die das Geld für die Miete? Es wäre ein einfaches Ding, mal nachzusehen, wie viel Publikumsverkehr dort stattfindet und ob mit dem Umsatz auch nur ansatzweise die Kosten gedeckt werden können. Was passiert da in den Spielhallen? Wer sind die Besitzer? Zahlen? Wie viele Lokalkontrollen wurden 2016 zusammen mit dem Ordnungsamt durchgeführt? Solche Fragen stellen sich in meinem Bezirk ganz normale Wirte.
Immobilien! Wer ist im Grundbuchamt eingetragen und können die Besitzverhältnisse stimmen? Warum haben Läden, die angeblich alle nichts miteinander zu tun haben, alle den gleichen Steuerberater? Zufall? Vielleicht! Warum tragen sich auf den einschlägigen Social Media Seiten dieser Shisha Bars jede Menge Mitglieder der großen 1 % MCs ein? Wie hoch sind eigentlich die Honorarvereinbarungen der üblichen Rechtsanwälte bei der Verteidigung von Clan – Mitgliedern und besteht eine erklärbare Gegenfinanzierung? Gibt es Rechtsanwälte, die in diesen Verfahren vermehrt auftauchen und “Querwissen” aus anderen Verfahren haben? Das müssten doch Journalisten herausbekommen können. Polizeiarbeit ist das nicht. Vielleicht ist ja auch alles ganz anders? Eventuell hat ja Paul Meyer die gleichen Chancen und die Beträge sind überschaubar. Ich meine die wenigsten der Zeitungsleser kennen sich mit solchen Dingen aus. Sind das Pauschalverträge, Tagessätze oder wird pro Verhandlungstag berechnet?
In welchen Umfang wurden in den Schwerpunktabschnitten “Allgemeine Standkontrollen” durchgeführt? Und wenn diese nicht stattfanden, warum nicht?
Jeder Beamte, der jemals Kontakt mit der Organisierten Kriminalität hatte, weiß eins: Das Milieu muss in Bewegung bleiben. Sie dürfen niemals zur Ruhe kommen. Die «Paten» müssen in den Lokalen vor Angst schwitzen. Irgendwo müssen sich zum Beispiel die ausländischen Einbrecher schließlich aufhalten oder ihre Hehler treffen. Sie brauchen sichere Wohnungen, die ihnen irgendjemand überlassen muss. Hat die Polizei für solche Ermittlungen ausreichend Sachbearbeiter und operative Einsatzkräfte? Vielleicht!
In allen nur erdenklichen öffentlichen Medien wird quasi 24 Stunden lang von selbst- ernannten Experten davon gesprochen, dass es eine Schnittstelle zwischen Organisierter Kriminalität und Terrorismus auf internationaler Ebene gibt. Das ist interessant! Gibt es denn in Berlin so etwas überhaupt?
Jeder der Kinder hat, weiß eines sehr genau: «Wenn es im Kinderzimmer zu leise ist, dann ist das kein gutes Zeichen!» Als Zeitungsleser stelle ich eines fest, entweder ist alles, was bis ca. 2010 Alarm gemacht hat ausgeflogen oder sie gehen tiefen -entspannt ihren Geschäften nach.
Das sind alles nur Fragen. Ich kenne die Antworten auch nicht, und wenn ich sie kennen würde, gäbe ich sie nicht preis. Aber als Spandauer und Berliner, darf ich mit offenen Augen durch die Straßen laufen und mir diese Fragen laut stellen. Ebenso wie ich mir als interessierter Bürger die Frage stellen darf, wie wahrscheinlich die Abwesenheit der großen Truppen in Berlin ist. 1991 sagte mal ein Kriminaloberdirektor der damals noch bestehenden Direktion Verbrechensbekämpfung Organisierte Kriminalität, kurz Dir VB O I: «Wenn eine große Anzahl Italiener in der Stadt sind, ist auch die Mafia zusammen mit der Camorra anwesend, wenn viele Chinesen da sind, sind auch die Triaden anwesend und wenn genug Russen da sind, ist auch die Tambowskaja – Malyschewskaja mit im Boot. Aber wir werden immer nur zugeben, dass sie da sind, wenn sie sich zeigen.» Aber diese Aussage ist Schnee von gestern, die Welt hat sich vollkommen geändert.
Nein, keine Angst, über diese Sachen habe ich nicht geschrieben. Das überlasse ich besseren Autoren, wie einem Jürgen Roth, der dazu berufen ist. Vieles ist ja auch alter kalter Kaffee. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Verhältnisse aus dem Jahr 1989, die der ehemalige Ermittler Rolf Ackermann unter dem Pseudonym Bodo Morstein in seinem Buch «Der Pate des Terrors» beschrieb, immer noch bestehen.
Mir geht es vielmehr darum, wie auf menschlicher Ebene mit Menschen umgegangen wurde, die sich genau diese Fragen stellten und versuchten Antworten zu finden, und wie es dazu kommen konnte, dass viele von ihnen kalt gestellt wurden bzw. sie aufgaben. Mal sehen, vielleicht reicht es ja noch für eine kleine Kurzgeschichte.