Mein ärgster Feind

Mein ärgster Feind ist lange tot. Doch er hat der Menschheit einen Schaden hinterlassen, der ihn in meinen Augen verabscheuungswürdig macht.
Er leitete eine so tiefgreifende Veränderung in der Geschichte ein, dass sie ganze Generationen unglücklich gemacht hat.
Sie denken vielleicht, ich würde an einen Typen wie Adolf Hitler denken oder an den Erfinder des Sprengstoffes.
Nein, ich hasse den ersten Menschen, der zum Jagen zu dämlich war. Den ersten Siedler der Menschheitsgeschichte. Er buddelte Samen in die Erde, wartete und erntete. Ich gebe zu, es könnte sich auch um eine Frau gehandelt haben. Darüber sollte ich beizeiten einmal etwas intensiver nachdenken. Ganz so unwahrscheinlich ist es nicht. Zumindest würde dann die Vertreibung aus dem Paradies als Metapher einen Sinn ergeben.
Adam lebte einfach unbekümmert vor sich hin. Eva hatte keine Lust mehr von einer Ecke in die nächste Ecke des Paradieses zu ziehen. Warum also nicht einen Baum auswählen, von dessen Früchten die beiden über mehrere Wochen an einer Stelle leben konnten? Ganz abwegig erscheint mir dies nicht.
Jedenfalls sind alle großen Kriege, Aufstieg und Niedergang großer Reiche und Kulturen, die erst durch ihre schwachsinnige Idee entstanden sind, auf diese blödsinnige Aktion zurückzuführen. Wären wir einfach Nomaden geblieben, dann wäre die Industrialisierung und die kaputte Leistungsgesellschaft niemals zu Stande gekommen.
Ich bin immer noch bei Eva. Ich glaube es war doch keine Frau. Die Bibel wurde ja bereits von den Siedlern geschrieben. Es erscheint mir doch logischer, dass es sich um einen Mann handelte.
Ich stelle mir diesen Typ in etwa so vor: Er ist gut organisiert. Kaum ist seine Jurte aufgestellt, beginnt er sie einzurichten. Alles muss seinen Platz haben. Im hinteren Teil richtet er sofort eine Nische ein, in der die Felle und Fußlappen lagern. Fein säuberlich nach Benutzer und Tierart sortiert. Die Waffen stehen in einer anderen Ecke. Die Jurte an sich hat er nach Sonnenstand und Gestirnen ausgerichtet, während die anderen sich wahllos auf der Lichtung niedergelassen haben. Vor seiner Jurte hat er grobes Fell ausgelegt, damit sich Gäste die Fußlappen abtreten können. In der Jurte hat er „Jurtenlappen“ bereit liegen.
Er zeichnet sich nicht durch besonderen Teamgeist aus. Durch seine etwas schlechteren körperlichen Fähigkeiten in der Jagd etwas behindert, zieht er es vor Beeren und Pilze zu sammeln. Hat er zu wenig Fleisch oder Fälle, versucht er sie gegen Basteleien oder gesammelte Früchte einzutauschen. Stets ersinnt er neue Möglichkeiten, sich das Leben zu vereinfachen. Die Zeit der langen Kälte, von der die Alten noch berichten, ist lange vorbei, ein Weiterziehen ist oftmals nur noch Folklore.
Die anderen Nomaden betrachten ihn als Sonderling. Sie gehen gemeinsam auf die Jagd, haben ihren Spaß miteinander und konzentrieren sich auf das Wesentliche: Jagen, Essen, Trinken, Jagdwaffen bauen, Begatten, Schlafen.
Irgendwann hat der Sonderling dann die Idee diese kleinen schwarzen Kerne von den Früchten einzubuddeln und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Nur wegen diesem einen Menschen kann nun eine eigentlich lebensunfähige Sorte Mensch auf Kosten von normal entwickelten Menschen überleben.
Stellen wir uns doch einmal den großen Zusammenbruch vor. Keine Elektrizität, keine Metallherstellung, keine Raffinerie, keine Kunststoffproduktion, einfach die Welt ohne Errungenschaften unserer Zivilisation.
Die Dinge, die erst möglich wurden, weil durch den Sonderling die Menschheit sesshaft wurde.
Was würden sie dann tun, all die Direktoren, Manager, Sekretärinnen, Rechtsanwälte, Geisteswissenschaftler, Veganer, Bürokraten, Politiker?
All diese Menschen, die sich jeden Tag mit virtuellen Aspekten des Lebens auseinandersetzen. Wenn sie nicht sterben wollen, müssen sie sich an diejenigen wenden, die nicht den Kontakt zum richtigen Leben verloren haben.
Es wäre die Stunde Null. Wenn die Bauern auch nur einen Funken Verstand in dieser Situation haben, werden sie sich gut überlegen, ob sie erneut die Schreiberlinge hochkommen lassen. Die Bürokraten, die sie in 100 Jahren erneut dazu zwingen würden, Massentierhaltung zu betreiben, Milch in den Abguss zu schütten oder die Ernte zu verbrennen.
Würde sich ein Bauer mit der flachen Hand vor den Kopf klatschen? „Lasst uns einfach wieder Umherziehen, Spaß haben, Jagen, Waffen basteln und Begatten.“
Selbst wenn ein im Fitnessstudio künstlich fit gehaltener Manager es vollbringen würde ein Kaninchen zur Strecke zu bringen, stände er vor schwerwiegenden Problemen.
Wie soll er das Vieh aufschneiden ohne innere Organe zu verletzen, die das Fleisch ungenießbar machen? Anderen das Fell über die Ohren zu ziehen, ist nämlich nur in seinem Bereich eine unblutige Affäre.
Es schlüge die Stunde der Naturvölker, der Jäger, der Arbeiter unter Tage. Niemand würde mehr etwas mit virtuellen Zahlen ohne Gegenwert anfangen können. Die Weisheit, das Geld an sich keinen Nährwert hat, wäre plötzlich Realität.(*FN* Ich hab mal bei einer Wette einen Geldschein mit Senf gegessen. Geld schmeckt nicht!*FN*)
Alle unsere Instinkte und körperlichen Reaktionen hätten wieder einen Sinn. Unsere Körper bekämen keine widersprüchlichen Informationen mehr.
Heute pumpt Stress, verursacht von den Nachkommen dieses Steinzeit Nerds, Adrenalin durch unsere Adern. Ein Hormon, welches zur Verteidigung des Jägers in ganz realen Situationen erfunden wurde. Für den Jäger! Der Sonderling braucht kein Adrenalin.
Wir können weder in der Fußgängerzone einen Speer werfen, noch ganz schnell vor der vollkommen zu Recht wütenden angestochenen Wildsau wegrennen.
Letzteres muss ich einschränken. Ich wohne am Berliner Stadtrand, da kann es notwendig sein, vor einer Wildsau wegzurennen.
Die Nachkommen meines Feindes zwingen uns auf dem Stuhl sitzen zu bleiben. Wir kochen vor uns hin und würden am liebsten tun, was uns das Hormon befiehlt, nämlich dem Angreifer vor uns eins auf die Fresse geben.
Das Gehirn wird immer weniger versorgt, unsere Extremitäten sind voll einsatzbereit, alles in uns ist auf Kampf eingestellt.
Aber der Abkömmling des Jurten(*FN* Beim Schreiben fällt mir auf, dass bei der Bezeichnung Jurte auch das Wort Jurist enthalten ist. Ich halte es nicht für unmöglich, dass es da eine etymologische Verbindung gibt.*FN*) Neurotikers besitzt die Macht. Die institutionelle Macht, die von Generation zu Generation an immer dieselben Charaktere weiter gereicht werden. Ein sich selbst generierender Kreis von Menschen.
Der Machtzirkel, welcher von Generation zu Generation dafür sorgt, dass der Umgang mit Geld mehr Geld erschafft und den Menschen, welche produzieren immer weniger zum Leben lässt.
Sie können mit dem erschaffenen Geld Menschen bezahlen, die viele andere Sachen deutlich besser können, als sie selbst.
Die Ohnmacht diesem zum echten Leben unfähigen Machtanbeter nicht wenigstens eine Ohrfeige geben zu können, treibt uns in die merkwürdigsten Krankheiten. Was können diese Machtanbeter und Nachfahren dieses Steinzeitmenschen denn schon?
Im Prinzip nichts, außer das sie das System verstehen, welches sie sich selbst erschaffen haben. Sie können nicht ohne die anderen, aber die anderen könnten sehr wohl ohne sie.
Sie wissen das und sind auf der Hut. Doch dieses System ist krank und unnatürlich. Es wird sich übergeben, kübelweise wird sich das Erbrochene über den Globus ergießen. Das erste Würgen ist bereits zu spüren. Tausende Menschen machen sich auf den Weg.
Sie durchbrechen das System, klettern über Zäune, überqueren ganze Meere. Sie halten sich nicht mehr an die Spielregeln, sie wollen nicht mehr mit ihrer Existenz Menschen unterstützen, die nur dieses eine können. Dort wo sie ankommen, haben es viele noch nicht begriffen, dass sie gemeinsam in der Misere stecken.
Noch funktionieren die Abwehrmechanismen des Systems. Die Tabletten gegen die Übelkeit. Manche sind uralt. Religionen, die hierarchisch aufgebaut sind, erfunden von den ersten Siedlern. Sie erfanden die Schuld, den Sündenfall, die Moral, das Paradies und die Hölle.
Wer sich an die Regeln hält, dem winkt die Glückseligkeit in einer unsicheren fernen Zukunft. Wer die Regeln bricht, der landet in einem furchtbaren Irgendwo.
An dieser Stelle stellt sich mir die Frage aus der Werbung: „Wer hat es erfunden?“(*FN* Die Schweizer Bergvölker mögen sehr urtümlich wirken, aber da sind sie raus.*FN*)
Die Nomaden hatten einen Erklärungsbedarf für die Geschehnisse ihrer Umwelt, deshalb beteten sie Naturgeister an. Die Nachfahren des Samenzüchters erkannten das Potential der Götter für ihre Zwecke.
Eines Tages war auch das Einbringen von Samen in die Erde zu anstrengend, gefolgt von den Mühen der Ernte. Hinzu kommt noch die Gefahr einer Missernte und den unangenehmen Folgen hiervon.
Die große Stunde der Priester brach an. Sie folgten einfach dem Prinzip: Wer zu schwach ist für sich selbst zu sorgen, braucht Mittel, die geeignet sind, andere Menschen davon zu überzeugen für sich zu arbeiten.
Egal wer auch immer die Idee hatte, es war ein Geniestreich. „Es gibt Mächte über uns. Diese Mächte bestimmen über den Samen, den Regen und das Wachstum. Ich kann mit den Mächten sprechen, ihr könnt es nicht, also unterstützt mich und es wird euch gut gehen.“, sprach der Priester.
Warum auch immer die Menschen dem zustimmten, es funktionierte. Fortan gab es Menschen, die von anderen Menschen versorgt wurden, obwohl sie selbst nur heiße Luft produzierten.
Aber dieses System ließ sich noch verfeinern. Eine Gottheit ist viel effizienter als mehrere Gottheiten.
Noch besser ist es, wenn man selbst die Gottheit ist. Für einige Zeit funktionierte das ganz gut, aber ein paar Spielverderber gab es schon immer. Die erschufen sich einfach einen eigenen Gott! Sozusagen einen Mitbewerber am Markt.
Perfekt ist es immer, wenn man als Religionsstifter von den Fehlern anderer lernen kann.
Die monotheistischen Buchreligionen sind die Ideen von machtgeilen Genies. Der Geniestreich besteht in der Aufstellung der Behauptung, dass etwas existiert, von dem das Gegenteil nicht bewiesen werden kann.(*FN* An dieser Stelle der Hinweis an alle Homöopathen. Ihr habt es nicht erfunden, die Religionsstifter waren schneller als Samuel Hahnemann.*FN*) Kein Nomade wäre fähig gewesen sich dieses auszudenken.
Eine absolute Meisterleistung in der Geschichte der Gehirnverrenkungen. Nicht der einzige Streich, aber für mich der beeindruckendste. Beim Christen- und Judentum ist der Erfinder nicht unmittelbar feststellbar. Erst die Machtmenschen Mohammed und Jesus treten namentlich in Erscheinung.
Es interessiert mich schon lange nicht mehr, wie andere Menschen die Geschichte beurteilen. Soll doch jeder Blasphemie brüllen, so laut wie er will.
Ich war sehr lange Kriminalbeamter. Bei der Kriminalpolizei gibt es ein paar Ermittlungsgrundsätze. Einer davon lautet: Es ist immer ratsam sich an einem sogenannten lebensnahen Sachverhalt zu orientieren. Außerdem ist bei mehreren Optionen, die der Erfahrung nach Wahrscheinlichste, Apriori zu verfolgen. Wer sich bei Ermittlungen an diese Grundsätze hält, liegt sehr häufig richtig.
Genau diese wende ich an, wenn ich über Religionen nachdenke. Da wäre zunächst das junge charismatische Sektenmitglied Jesus. Irgendwie ist es ihm gelungen sich innerhalb der Sekte zu behaupten. Ich persönlich glaube nicht, dass er selbst die Verschleierung seiner Identität, mit Hilfe der Behauptung, sein Vater wäre Gott, benötigte.
Die Geschichten über seine Mutter und seinen Vater dienten später eher anderen, vermutlich den gleichen Menschen, die ihn als hageren langhaarigen Europäer darstellten.
Ich habe einen überzeugenden Fernsehbericht gesehen. Da wurde gezeigt, wie Archäologen 2000 Jahre alte Gräber in der Nähe von Nazareth aushuben. Mittels der Genetik konnten sie sich ein Bild davon machen, wie die Leute damals dort aussahen. Ziemlich dunkle Haut, in etwa 150 cm klein, krauses schwarzes Haar, halt frühe Araber.
Jesus war, sollte er wirklich existiert haben, ein junger Mann, der nach damaligen Gepflogenheiten einige Verpflichtungen seiner Familie gegenüber hatte. Diesen kam er offensichtlich nicht nach, sondern er zog es vor sich einer Sekte anzuschließen.
Jene Sekte wird nicht viel anders gewesen sein, als Sekten, die wir heute kennen. Der gemeinsame Außenfeind schafft innere Einigkeit. Dieser Feind war nicht sonderlich schwer zu finden.
Hätte es damals einen Verfassungsschutz, eine Kriminalpolizei und ein Mobiles Einsatzkommando gegeben, wäre diese Sekte sicherlich sehr schnell in ihren Focus gelandet. Spätestens nach der Störung des Kirchenfriedens wären die Sicherheitskräfte alarmiert gewesen.
Aber Jesus von Nazareth gehörte offensichtlich nicht zu den Genies in der langen Kette von Nachfahren des ersten steinzeitlichen Nerds, sonst wäre er vermutlich nicht an einem römischen Kreuz gelandet. Seine Nachfolger waren da schon besser. Letztlich ist es eine Kriminalgeschichte. Eine Ordnungsmacht, Ermittler, Denunzianten, Verrat Verstoß gegen das Seuchengesetz, Störung der Totenruhe, alles vorhanden.
Seinen Jüngern mag man noch zugestehen, dass sie eine halbwegs brauchbare Ideologie für ihren Freiheitskampf benötigten.
Aber spätestens den nachfolgenden Kaisern und Kirchenfürsten sei dafür gratuliert, dass sie aus der Ideologie einer Freiheitsbewegung eine perfekte Strategie zur Unterdrückung erschufen, die sich weltweit über mehrere tausend Jahre bewährt hat.
Diese Ideologie musste für die wirtschaftlichen Interessen der Tempelritter herhalten, sie war das Alibi für einen Genozid an den südamerikanischen Ureinwohnern, später nochmals beim Kolonialismus und stets bei der Entsorgung unliebsamer Ehefrauen. Diese Ideologie war auch immer die beste Strategie, ganze Volksmassen zu kontrollieren. Schuld, Moral, Sühne, Absolution, sind heute noch Mittel, mit denen Menschen gesteuert werden.
Ein junger Schafhirte namens Mohammed, aus einem Nomadenstamm stammend,hat die Genialität dieser Strategie ca. 600 Jahre nach Jesus erkannt.
Ich finde es interessant, dass mit seiner Person wieder einmal ein Nomade in Erscheinung trat.
Das Leben kam ihm in jungen Jahren entgegen, in dem er das Glück hatte eine vermögende zweifache Witwe zu heiraten.
Damals huldigten die arabischen Stämme noch drei Göttinnen, die sich für Machtbestrebungen gar nicht eigneten.
Brauchten sie aber auch nicht. Es gab Nomadenstämme mit Familienoberhäuptern, die die Belange regelten. Ich gehe für mich selbst an dieser Stelle wieder auf die Suche nach dem lebensnahen Sachverhalt.
Frage: Ich bin jung und habe eine Witwe geheiratet, die Handel betreibt. An den Familienoberhäuptern werde ich nicht vorbeikommen. Guter Rat ist teuer.
Da höre ich von diesen beiden anderen Religionen. Christentum und Judentum. Beide Religionen sind nahezu perfekt dazu geeignet, eine Machtstruktur aufzubauen. Was kann ich tun?
Antwort: Ich beschäftige mich eingehend mit diesen und behaupte schlicht: „Ich bin ein neuer Prophet dieser Religionen und drücke ihnen als Prophet meinen Stempel auf.“
Dies stellt einen nahezu einmaligen Schachzug in der Menschheitsgeschichte dar. Da wundert es mich nicht, dass Mohammed auch als äußerst geschickter militärischer Stratege bekannt wurde.
Alle anderen Anführer von Nomaden und Jägern vor ihm scheiterten schlicht an der Tatsache, dass sie sich weiterhin wie Nomaden und Jäger benahmen.
Ob es nun die Hunnen oder die Tataren waren, sie mussten an den Nachkommen meines Erzfeindes scheitern.
Sie folgten einem charismatischen Anführer, der sich auch nicht zu schade war, selbst in die Schlacht zu ziehen.
Ihr Konzept: „Kämpfen um so viel Gewinn wie möglich mitzunehmen, dies aber ohne Plan für danach zu haben.“
Ich weiß dies klingt ein wenig nach der Vorgehensweise eines W. Georghe Bush im Golfkrieg und in Afghanistan, aber in der heutigen Zeit werden Kriege mehr zur Ablenkung von den Zielen geführt. Die unmittelbare Gewinnmaximierung durch Plündern steht nicht mehr im Vordergrund. Der Gewinn gelangt durch die Besetzung in die Kasse, – sorry, UNO Mandat.
Und wenn schon ein Gewinn zu erwarten ist, also nicht für die Volkswirtschaft, sondern für die multinationalen Konzerne, handelt es sich um Rohstoffe und Wasser. Meiner Auffassung nach ist der Rest nur Propaganda und Ruhigstellung des Volkes. Mohammeds Plan hatte letztlich nur einen Schönheitsfehler. Er betrieb keine Nachsorge über seinen Tod hinaus. Möglicherweise war es ihm auch egal oder er vertraute auf die Eigendynamik seiner erschaffenen Religion. Genug Beispiele hatte er bei den anderen Religionen. Befragen können wir ihn dazu nicht mehr.
Nahezu jeder Verteidiger des Konzepts „Siedler“,inclusive ihrer mächtigen Führungsclique, kommt irgendwann auf die Religion zurück. Selbst Hitler benutzte sie. Es gibt einige Sätze, die ich mir aus „Mein Kampf“ von Adolf Hitler gemerkt habe. Den folgenden habe ich mir eingeprägt, weil er so treffend einen Teil der Verlogenheit des Nationalsozialismus beweist.
Er schrieb: „So glaube ich heute, im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn.”
Aber die Religionen sind ja auch nur eine Tablette gegen die Übelkeit der Systemopfer.
Propaganda, Desinformation, soziale Zuwendungen und der Anstrich als humanitäres System, sind ebenso sehr wirksame Medikamente. Keine vernünftige Regierung führt einen Krieg, den sie auch als solches benennt.
Offiziell werden Kriege euphemistisch als Konflikte mit internationaler Beteiligung definiert.
Gemeint ist damit: Die haben etwas, was wir brauchen. Öl, Buntmetalle, geostrategische Voraussetzungen oder Wasser.
Gesagt wird: „Wir wollen den Menschen dort humanitär helfen.“ Als Nebeneffekt können wir auch noch ein paar Waffen verkaufen oder die Herstellung neuer Waffen rechtfertigen.
Das ganze Waffengeschäft würde ja am Ende gar keinen Sinn ergeben, wenn nicht auch ein Verbrauch stattfinden würde. Raketen müssen halt auch mal abgeschossen werden, da sie sonst ewig herum liegen.
Wer reibt sich die Hände? Richtig! Die Nachfahren meines Erzfeindes. Die wenigen verbliebenen umherziehenden Nomadenvölker haben nichts davon. Im Gegenteil, sie befinden sich auf der absoluten Verliererseite.
Die Nachkommen meines Feindes hat es geschafft, seine Nachteile in der Sippe zu seinem Vorteil zu machen. Als Jäger wurde er noch nach seiner Beute beurteilt. Nur die Jagdgemeinschaft konnte von Erfolg gekrönt sein.
Jedoch war er nun als Siedler, schon nach dem ersten Ernteüberschuss siegreich. Kurze Zeit später konnte er auch andere überzeugen, das ewige Umherziehen aufzugeben. Von der ersten Ansiedlung bis zur modernen Gesellschaft ist es auf die gesamte Menschheitsgeschichte gerechnet nur ein Katzensprung.
Aber was für ein Sprung! Er erschuf vollkommen neue Kriterien für das Auf – und Absteigen in einer Hierarchie.
Er ist dafür verantwortlich, dass wir heute nicht mehr danach fragen, was der einzelne Mensch leisten kann. Der Mensch ist aufgegangen in einer Maschinerie, zu einem Zahnrad degradiert worden, welches bei Abnutzungserscheinungen, durch ein Ersatzteil ausgetauscht werden kann.
Die fehlende eigene Bestätigung wird durch eine Unterhaltungsindustrie ersetzt. Brot und Spiele für das Volk. Jede einfache Mutter hat hundertmal als Zahnrad mehr geleistet als irgendeine Popsängerin. Moderne Gladiatoren rennen in Fußballstadien einem Ball hinterher. Alles für die Ablenkung vom eigenen Elend der Selbsterkenntnis: Ich bin nur ein Zahnrad.
Doch die Popsängerin scheffelt das Geld, und die Mutter muss bis zu ihrem Ende um ihre Existenz kämpfen. Der Bergarbeiter schuftet sich den Körper rund, während ein Politiker nach kurzer Zeit hohe Geldbeträge für seinen Rücktritt kassiert, damit er nicht weiteren Schaden anrichtet.
All diese Dinge passieren dem Nomaden und Jäger nicht. Er muss jeden in seiner Sippe schätzen und muss jeden Tag seine Rolle behaupten. Die anderen Jäger wissen, was sie an ihm haben.
Ich denke, viele von uns sind heute noch in ihrer Seele Jäger und Nomaden. Sie konzentrieren sich auf das unmittelbar Wichtige.
Im entscheidenden Augenblick müssen sie eine Entscheidung treffen, die die ganze Sippe betrifft. Sie können nicht mal eben kurz davor jemanden anrufen, der ihnen die Entscheidung abnimmt. „Hallo hier ist Urgha, ich sehe jetzt den Hirsch. Soll ich jetzt schießen oder nicht?“ „Urgha, bitte warten Sie! Wir holen eine Entscheidung in der Zentrale ein.“ Eine Stunde später: „Urgha? Die Zentrale hat den Schuss bewilligt!“ Es ist klar, wie diese Jagd endet.
Sie werden danach bewertet, was sie wirklich für das unmittelbare Leben leisten können. Vom Entwurf eines Formulars oder dem richtigen Ausfüllen eines Antrags wird die Sippe nicht satt.
Wissen und Weisheit kann dem Überleben indirekt dienen.
Doch das Konzept des Sammlers ist heute absolut perfektioniert. Viele Führungskräfte werden deshalb befördert, weil sie schlicht die Fähigkeit haben, eine Sprosse nach der anderen zu erklimmen. Setze ich das um auf einen Jäger, wird daraus: Ich schicke einen Mann aus meiner Jagdgemeinschaft auf einen Baum, weil er ein guter Kletterer ist und ich davon ausgehe, dass von dort oben das Wild gut erlegt werden kann.
Leider habe ich mich für den zukünftigen Siedler entschieden, der absolut keinen blassen Schimmer davon hat, wie er von dort oben mit Pfeil und Bogen einen Hirsch erlegen kann. Aber immerhin kann er von dort aus bequem die anderen Jäger dirigieren.
Beim nächsten Mal muss er nicht einmal mehr auf den Baum Klettern. Er bezahlt einen anderen Kletterer.
Ich selbst habe mir die Angewohnheit zugelegt, reiche Sammler immer zu fragen, ob sie noch etwas anderes können, als Geld zu verdienen, also aus meiner Perspektive einen Baum zu erklimmen. Meistens kommt da nicht viel zur Antwort.