Über das Schreiben

Dilettanten, Dilettanten! – so werden Die, welche eine Wissenschaft, oder Kunst, aus Liebe zu ihr und Freude an ihr, per il loro diletto, treiben, mit Geringschätzung genannt von Denen, die sich des Gewinnes halber darauf gelegt haben; weil sie nur das Geld delektiert, das damit zu verdienen ist. Diese Geringschätzung, beruht auf ihrer niederträchtigen Überzeugung, dass Keiner eine Sache ernstlich angreifen werde, wenn ihn nicht Noth, Hunger, oder sonst welche Gier dazu anspornt. Das Publikum ist desselben Geistes und daher derselben Meinung: hieraus entspringt sein durchgängiger Respekt vor den „Leuten vom Fach“ und sein Misstrauen gegen Dilettanten.
In Wahrheit hingegen ist dem Dilettanten die Sache Zweck, dem Mann vom Fach als solchem, bloß Mittel …

Arthur Schopenhauer, „Über Schriftstellerei“.

Meiner Meinung nach lag das Hauptproblem immer in dem Unterschied zwischen Literatur und Leben und dass die, die Literatur schrieben, nicht das Leben beschrieben, sodass die anderen, die nur ihr Leben lebten, von der Literatur ausgeschlossen waren.

Charles Bukowski

Ein Mann sollte erst schreiben, wenn er etwas unterhalb der Gürtellinie erlebt hat.

Henry Miller

An der Stelle gebe ich mal etwas sehr Persönliches preis. Wenn mir alles zu viel wird, begebe ich mich im Geiste auf eine Reise, die mich zu einer kleinen Gartenlaube führt. Dort sitzen mit einer Flasche Whisky Bukowski und Henry Miller im Halbschatten auf einer Bank. Die beiden begrüßen mich mit einem freundlichen “Hallo!” und gießen mir ein Glas ein. Bukowski kam mit der bürgerlichen Heuchelei nicht klar. Sie war ihm zuwider. So sehr, dass er sich durch das Leben soff. Er schilderte einmal, dass er pro Nacht etwa fünf Seiten tippte und dann betrunken einschlief. Nach dem Aufwachen stellte er dann fest, dass nur eine halbwegs brauchbar war, die er dann seinem Verleger schickte. Ich denke, man darf sich bei ihm nichts vormachen. Oftmals schrieb er lediglich über das, was er auf seinen Touren erlebte. Davon war vieles banal. Aber immer mal wieder hatte er Geistesblitze.
Henry Miller schrieb ebenfalls über seine Touren, Eskapaden, Affären und schnellen sexuellen Erlebnisse. Er tat es nur ausführlicher, mit ein wenig mehr Esprit und vor allem war er schräger unterwegs. “Im Wendekreis des Krebses” las ich erstmals mit 16 Jahren. Er zeigte mir erstmals eine Welt jenseits der moralischen Grenzen, innerhalb derer ich aufwuchs.

Ich denke, der alte Schopenhauer und die beiden Kult-Autoren lagen ganz richtig. Wenn man auf Publikum, Geld, Ruhm, aus ist, sollte man sich die Sache mit dem Schreiben überlegen. Gleiches gilt, wenn man alles einem anderen vorlesen muss, um sich eine positive Rückmeldung abzuholen.

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