Polizei – Gewerkschaften, Influencer o. Interessenvertreter?

white house Lesedauer 5 Minuten

Wieder einmal ist der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft Herr Wendt, diesmal mit einem Leitartikel in einem Gewerkschaftsblatt, in die Vorlage gegangen. Erneut geht es ihm darin um die seitens gesellschaftlicher Teilströmungen formulierten Kritik an der Institution Polizei, Aufbau und internen Strukturen. Besonders angetan hat es ihm dabei der Kriminologe, Professor, Autor und Rechtswissenschaftler Tobias Singelnstein.


Zunächst einmal gebe ich zu, die Werke des Professors nicht gelesen zu haben und auch nicht vorhabe dies zu tun. Alles, was ich von ihm kenne, stammt aus seinen Aktivitäten in den Social Media bzw. von ihm gegebenen Interviews. Er reiht sich ein in eine Gruppe von Frauen und Männern, die die “Polizei” mehr oder weniger von extern her betrachten, analysieren und ihre Schlussfolgerungen ziehen. Dies mag richtig und eventuell notwendig sein. Für mich selbst stehe ich auf dem Standpunkt, dass sie mir nach 30 Jahren internen Einblicken wenig Neues zu berichten haben. Hinzu kommt, dass ich an die Thematik anders herangehe. Was die da mit all ihren Texten und Aussagen tun, ist mir persönlich zu abstrakt und berücksichtigt mir zu wenig die mannigfaltigen psychologischen Aspekte bei sehr unterschiedlichen Fragestellungen. Immer, wenn ich in meinem BLOG zu solchen Themen schreibe, betone ich stets, dass es sehr wichtig ist, genau herauszuarbeiten, über welchen Bereich und welche speziellen Aspekte der Institution Polizei gesprochen wird. Mobbing, Hierarchie, spezielle Belastungen in einzelnen Deliktbereichen, Auswirkungen auf die Persönlichkeit, die unterschiedlichen Rollen, Vorgesetzter, Mitarbeiter, interne Aufgaben, der sogenannte Dienst auf der Straße, Dienststellen mit Spezialaufgaben, usw. Es gibt eben nicht die Polizei. Ich wandle an der Stelle ein berühmtes Zitat ab: “Wer von der Polizei spricht, will betrügen!”
Mich persönlich interessieren z.B. stets die Auswirkungen des Hierarchie-Systems, die Interaktion zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, sowie die besonderen Eigenschaften, die Vorgesetzte mitbringen sollten. Diesbezüglich nehme ich kein Blatt vor den Mund. An der Stelle liegt einiges im Argen. Jedenfalls meiner Meinung nach. Allerdings geht an mir auch nicht das gesellschaftliche Geschehen und die Auseinandersetzung mit der Polizei vorbei.

Ich tue dies mehr oder weniger privat. Die Einschränkung ergibt sich aus den hier öffentlich lesbaren Texten. In keinem Fall maße ich mir an, für “die Polizei” schreiben, sprechen oder was auch immer, zu können. Ich gebe einen Einblick in die Sichtweisen eines Ex-Kriminalkommissars aus dem Land Berlin. Jede Leserin und jeder Leser kann anhand der schlüssigen oder weniger nachvollziehbaren Logik sein eigenes Urteil bilden.

Bei Herrn Wendt sieht dies völlig anders aus. Für einen Effekt kann er nichts. Aus Unkenntnis heraus, bisweilen auch aus propagandistischen Gründen, wird er als Sprachrohr “der Polizei” bezeichnet. Allein die Existenz der größeren Gewerkschaft GdP und des Bundes für Kriminalbeamte zeigen, dass dies nicht der Fall sein kann. Ich denke, dass ich mich nicht zu weit hinauswage, wenn ich die beiden genannten als deutlich progressiver bezeichne. Hinzu kommt, dass Herr Wendt sich gern zusammen mit schillernden Persönlichkeiten präsentiert, zu denen die anderen Vereinigungen bewusst Abstand halten. Bei mir erregt die Ausrichtung des politischen Engagements Missfallen. Ich möchte dies in einem Bild verdeutlichen.

In besonderen Einsatzlagen wird bei der Polizei zur Bewältigung der Aufgaben i.d.R. ein Führungs- bzw. Befehlsstab gebildet, dem ein oder eine Polizeiführer/in (kurz: PF oder PfdE, Polizeiführer/in des Einsatzes) vorsteht. Dieser setzt sich aus Experten und Spezialisten der einzelnen berührten Bereiche zusammen, die dem/der PF beratend zur Seite stehen. In einer eigenen zurückliegenden Beratertätigkeit habe ich mal zu einem Politiker gesagt: “Polizei klingt ähnlich wie Politik, aber der Politiker sind Sie und deshalb haben sie die Rahmenvorgaben zu formulieren.” Auf Nachfrage hin, kann sich ein Gewerkschaftler dazu äußern, was machbar ist, welche Bestrebungen sich mit den vorhandenen Mitteln und Personal schwer bis gar nicht umzusetzen sind und welche Folgen, die Arbeitsbelastungen haben werden. Ergo für die Belange der Gewerkschaftsmitglieder in ihrer Situation als Polizisten zu vertreten, aber alles andere bezieht sich auf deren Rolle als Gesellschaftsmitglieder bzw. Staatsbürger. Konkret: Ob z.B. die Bundesregierung beschließt, Flüchtlinge ins Land zu lassen und wie dies passiert, ist nicht das Bier ein Gewerkschaft. Wenn dies wiederum mit der Forderung vermehrter Kontrollen einhergeht und dies zu nicht stemmbaren Personalanforderungen führt, ist wieder die Gewerkschaft in Zusammenarbeit mit der Behördenleitung gefragt.
Reagiert die Behördenleitung nicht, ist es an der Gewerkschaft, ihr auf die Füße zu treten. Hierbei ist auch die Volksweisheit zu berücksichtigen: “Frage nicht Deinen Friseur, ob Du einen neuen Haarschnitt benötigst.” Gleichsam ist es aus meiner Sicht auch unzulässig, wenn sich die Gewerkschaften (da sitzen alle in einem Boot) zu Legalisierungen von Drogen äußern. Dies ist ein soziologisches, ethisches und politisches Thema, zu dem sich alle äußern können, die dazu berufen sind. Hierzu gehören auch Richter, da sie Urteile zu fällen haben, aber die Polizei hat den gesellschaftlichen, politischen Willen umzusetzen. Gewerkschaftsvertreter können sich hierzu äußern, aber nicht als Stellvertreter einer Institution, die im Zweifel, mit Gewalt und Grundrechtseingriffen, den politischen Willen durchsetzt. Auf mein Beispiel mit dem Führungsstab bezogen, bedeutet dies, dass sich Berater aus der “Linie” herauszuhalten haben. Wenn die/der Polizeiführer/in sich bei einer Geiselnahme für ein Erfüllungskonzept entschieden hat, bei dem auf die Forderungen der Täter eingegangen werden soll, werde ich nicht mit ihm debattieren, dass es doch zweckmäßiger wäre, es vollkommen anders zu machen. In einer Hierarchie liegt die Verantwortung bei der obersten Stelle, also wird dort auch dieses entschieden.

Genau an dieser Stelle scheint Herr Wendt ein Problem zu haben. Er wäre gern der Polizeiführer, ist es aber nicht. Oder in der konkreten Situation: Er wäre gern der politische Entscheider, ist aber a) maximal Berater und b) auch nur auf die internen Auswirkungen bezogen. Für alles andere muss er sich mit dem Wahlrecht und einem Kreuz auf dem Wahlzettel begnügen.

Wie beschrieben bin ich auch wenig begeistert von Leuten wie Herrn Singelnstein. Doch das steht auf einem anderen Zettel. Mir bereiten allgemein Leute Schwierigkeiten, die aus einer akademischen Blase heraus, irgendwelche gesellschaftlichen Sachen untersuchen. Gesteigert wird dies, wenn es in den Bereich psychologischer Prozesse geht. Auch hier kann ich auf eine persönliche Erfahrung zurückgreifen. Mir saß mal ein sehr junger Psychologe gegenüber, der in jedem dritten Satz sagte, dass zum Thema in der Literatur dieses und jenes stände. Irgendwann stand ich mit den Worten auf: “Geben sie mir einfach eine Literaturliste, nachlesen kann ich alleine.” Geschenkt! Jeder fängt mal an. Praktische Polizeiarbeit und die Auswirkungen auf die Beamten in den unterschiedlichsten Bereichen ist oftmals Psychologie pur. Mit Gießkannen und allgemeinen soziologischen Betrachtungen komme ich da nicht weiter. Ich habe in diesem Beruf viele Biografien von Anfang an miterlebt und habe die Veränderungen in der Persönlichkeit beobachten können. Weder gibt es einen grundlegenden Menschenschlag, der sich für den Beruf entscheidet, noch kann bei einem/einer 19-Jährigen vorausgesagt werden, was die einzelnen Stationen und Erlebnisse aus dem Menschen machen werden. Meines Erachtens ist dies kein, wie es gern in Phrasen behauptet wird, institutionelles Problem, sondern ein psychodynamischer Prozess. Wenn es ein institutionelles und gesellschaftliches Problem damit gibt, ist es die Tatsache, dass eben jenes nicht berücksichtigt wird. Aber das ist ein weites Feld. Dazu gehört auch, dass ich für meinen Teil keinen Hehl daraus mache, für diese sich mir darbietende gesellschaftliche Entwicklung von dominierenden Gruppierungen, in keiner Form mehr zur Verfügung zu stehen oder mitmache. Nach meinem Dafürhalten haben sich die angesprochenen Teile allzu weit vom realen Leben entfernt und existieren in einem Konstrukt, welches ihnen der Wohlstand ermöglicht. Doch dies ist mein persönlicher Blues, den ich hier darstellen kann. Wäre ich offizieller Vertreter einer Institution oder gäbe mir den Anspruch, wissenschaftlich zu arbeiten, wäre dies etwas anderes.

Notizbuch Fortsetzung 2019 … 26/11

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Liebes Notizbuch, ich schrieb vor einigen Wochen, dass ich mich zurücklehnen werde und mich auf das Beobachten verlege. Was ist in den letzten Tagen passiert?

Da wäre die Geschichte des ehemaligen Dienstgruppenleiters eines Reviers in Duisburg Herr PHK a.D. Wendt. Nach den allgemein zugänglichen Informationen begann er mit einem Hauptschulabschluss im mittleren Dienst. Irgendwie bekam er es hin berufsbegleitend Abitur zu machen, wollte erst was Richtiges studieren und landete dann doch auf der Fachhochschule für Verwaltung, wo er dann den Aufstieg in den gehobenen Dienst ermöglicht bekam. Am Ende wurde er sogar Polizeihauptkommissar mit Personalführungsaufgaben Besoldungsgruppe A12. Nicht schlecht für einen ehemaligen Hauptschüler aus dem Ruhrpott. Er rühmt sich mit 25 Jahren Schichtdienst. Ganz so viele werden es nicht gewesen sein. Immerhin hatte er seinen Hauptwohnsitz bereits seit 1980 in München. Polizei ist Ländersache und der Beamte ist verpflichtet, seinen Hauptwohnsitz im ihn beschäftigenden Bundesland zu haben. Eine erste Ungereimtheit, die mit dem damit verbundenen Eintritt in die CSU nicht erklärlicher wird. Nun ja, ein waschechter Gewerkschaftskarrieretyp. Warum auch nicht? Irgendeiner muss den Job ja machen und was sollen alle, die eine Besoldung bekommen, auf der Straße? Das würde nur voll werden. Und es ist auch nicht jeder dazu geeignet, dort zu arbeiten. Manch einer ist am Schreibtisch besser aufgehoben.

Irgendwie ist in NRW alles ein wenig anderes und scheinbar erst Recht bei der DPolG. Die GdP, also die große Polizeigewerkschaft, bezahlt ihre Vorsitzenden alleine. Da fällt mir ein, der Jendro ist verdächtig ruhig. Vielleicht haben die Stillhalteabkommen. Bei Twitter habe ich nur etwas von den Unabhängigen gelesen. Die scheinen Herrn Wendt zu mögen. Seltsam!

NRW bezahlt als Land die Gewerkschaftsbosse. Seltsam! Aber gut, Polizei ist Ländersache. Wobei Hr. Wendt Bundesvorsitzender der DPolG war … auch merkwürdig. Hr. Wendt sah diese Kritik offensichtlich ein und ließ sich mit 62 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand versetzen. Irgendetwas um die 4000 EUR im Monat ist nicht viel zum Leben. Da musste er offensichtlich etwas nachbessern. Vielleicht war es aber auch das ihn stetig antreibende Engagement für die Polizistinnen und Polizisten, welches ihn in die Kölner AXA Versicherungsgruppe trieb. Jedenfalls zahlten die 50.000 EUR im Jahr obendrauf. Ein wenig mehr als die Pension.

Da fällt mir eine Geschichte aus Berlin ein. Während der Leerzeiten im Schichtdienst bildete sich ein Polizeihauptmeister weiter. Dabei verfiel er auf eine Geschäftsidee. Die meldete er ordentlich an. Fortan verdiente er mit wenig Aufwand ziemlich viel Geld damit, in dem er Internetseiten pushte. Das stieß der Behörde eines Tages auf. Er verdiente damit nämlich mehr, als er regulär bekam. Seinerseits wies er darauf hin, dass in allen Vorschriften von der aufgewendeten Zeit die Rede ist, niemals von der Höhe des Verdienstes. Am Ende kehrte er der Polizei den Rücken zu, weil ihm die Sache zu doof wurde. Ach ja … und dann waren da noch die Kollegen vom LKA, die sich von einem Dolmetscher zur Erledigung ihrer Aufgaben zwei oder drei Rechner aufstellen ließen. Die wurden jahrelang suspendiert. Oder wie war da mit denen, die sich ein paar Plastikkugelschreiber schenken ließen? Wurden die nicht auch suspendiert? Vergessen! Egal …

Herr Wendt war jedenfalls zu beschäftigt mit diesem vielen Engagements und vergaß diese Summe, es sollen wohl insgesamt 150.000 EUR gewesen sein, seiner Behörde zu melden. Was da alles genau passierte, will er nicht sagen. Der Berliner Zeitung sagte er, dass er eine Neiddebatte vermeiden möchte. Bin ich neidisch? Nein! Ich hätte mich ja auch für die Gewerkschaft einsetzen und dort Karriere machen können. Wenn ich andere Sachen unternahm, dieses Polizeiding, ist dies mein Problem. Du weißt, ich habe mich da nicht so richtig wohlgefühlt. Er hat alles richtig gemacht. Ein paar tausend Euro mehr auf dem Konto können einem Frühpensionär helfen. Wir Polizisten oder Pensionäre sitzen doch alle in einem Boot und haben Verständnis für einander. Warum nicht die Gewerkschaft benutzen, um auch mal ein wenig besser dastehen zu können. Der Wendt hat übrigens auch ein Buch geschrieben. Aber der ist prominent und hat mehr Ahnung von der Polizei. Da kann ich nicht mithalten. Du weißt ja, die süßen Früchte kriegen immer nur die großen Tiere und weil wir beide klein sind …

Immerhin, dumm ist der Herr Wendt nicht. Wenn ihm ein Mikrofon vor die Nase gehalten wird, weiß er genau, was er dem allgemeinen Trend nach zu sagen hat. 2015 war ein Fehler, die Flüchtlinge sind mindestens Problemfälle, wenn nicht gar kriminell, es müssen neue Gesetze erlassen werden, neue Kameras und mehr Überwachung braucht das Land, die Linken sind an allem Schuld und die fiesen Terroristen werden Deutschland vom Planeten bomben. Also die Dinge, welche von einem Polizisten erwartet werden. Da freut sich jeder Journalist, dass ist verlässlich, passt immer und mündet in einer Win – Win – Situation. Herr Wendt bekommt ein wenig Geld und der Sender ein wenig Quote. Passt!

Ja, ich weiß … ich hatte Dir anvertraut, dass mich die Presse anrief und fragte, ob ich zu ein paar Sachen etwas sagen könnte. Aber das hätte doch wieder Ärger gegeben. Außerdem mag ich es nicht mich zu verkaufen … fühlt sich irgendwie doof an. Ich denke, die brauchen mehr Populisten, als Polemiker wie mich. Herr Wendt hat zwar festgestellt, dass ihn der linke Mainstream platt gemacht hat, doch das musste er sagen. Das ist nämlich wirklich Mainstream. Die Linken und die Muslime sind an allem schuld. Zieht immer! Erst in der Kaiserzeit, dann in der Weimarer Republik, später im Dritten Reich und in der Bundesrepublik bei den Friedensdemos und Anti AKW Bewegung. Nur bei der Religion gibt es ab und zu einen Wechsel.

Aus der Beobachterperspektive heraus betrachtet, scheint er in den letzten Monaten zu hoch gepokert zu haben. Mit A12 wurde er pensioniert. Mit einem Aufstieg in den Höheren Dienst, den er nicht schaffte, wäre er bis A16 gekommen. Polizeidirektor Wendt, hätte er sich dann nennen dürfen. Ganz großes Kino wäre die Position eines leitenden Direktors in den unteren B – Gruppen gewesen. In Berlin laufen die knapp unter dem Status Pharao. Doch Herr Wendt wollte auf der Außenbahn, diesmal nicht über die Gewerkschaft, sondern mithilfe von Parteifreunden, an allen vorbei, in die zweistelligen B – Tarife. Autsch, dies scheint dann doch zu heftig gewesen zu sein. In Berlin hat mal ein legendärer Ermittler drei Stufen übersprungen, aber gleich alles …?

Was sagst Du? Ach, die Sache mit dem Seminartrainerposten damals? Ja, da hätte ich den 11er überspringen müssen. Andere Liga!

Na ja, ein wenig Geld dürfte hängen geblieben sein. Ich habe mal nachgeschaut. Auf Elba gibt es derzeit Grundstücke schon ab 200.000 EUR. Du weißt schon … dort wo Napoleon im Exil war. Hast Du Dir den Wendt schon einmal mit so einem dreieckigen Hut vorgestellt? Aber das Gesicht war schmaler.

Was gab es noch?

Dieter Nuhr! Ein bayrischer Journalist wählte eine etwas unglückliche Formulierung und schon regte sich die Internetgemeinde auf. Der Kabarettist und ehemalige Lehrer, soll die Klima Aktivistin Greta Thunberg in die Nähe von Hitler und Stalin gerückt haben. Hat er nicht! Aber sie haben es ihm zu getraut … Autsch! Was macht so ein Kabarettist eigentlich? Pointiert Satire, Kritik, Komik, zu Themen in der Politik und Gesellschaft formulieren. Im Regelfall von unten nach oben. Alles andere macht wenig Sinn, weil die weiter Obenstehenden ohnehin die unteren Teile auslachen. Aber Herr Nuhr ist eben auch ein wenig Lehrer. Ich hab Dir mal geschrieben, wie mich früher die Lehrer beim Trivial Pursuit Spiel amüsierten, wenn sie meinten: «Woher weißt Du denn das?» Das ist bei denen eine Berufskrankheit. Sie wissen etwas und bringen es Schülern bei. Normal!
Herr Nuhr hat eine Meinung und die sollte er als Kabarettist auch haben. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, geht es ihm darum, dass nur Forschung, für die Geld benötigt wird, welches wiederum aus Profiten stammt, Entwicklungen, die aus den Forschungen hervorgehen, dem bereits bestehenden Klimawandel Einhalt geben können. Wir brauchen demnach Schulabgänger, die zeitig Naturwissenschaften studieren und dann den Forschungsabteilungen bei RWE, SIEMENS, BASF, Monsanto, Rheinmetall, ThyssenKrupp, Krauss-Maffei, Hensoldt, Daimler Benz, VW, zur Verfügung stehen. Möglichst wenige sollten sich in die Richtung der Denkfabriken der Geisteswissenschaften bewegen, weil die eher wenig profitabel sind.
Wobei er das Wort Hysterie verwendet. Mit anderen Worten, es ist weniger schlimm und bedrohlich, als es dargestellt wird. Ja, wir haben kleinere Probleme, aber die kriegen wir hin. Klawi, mein Ex – Kollege meinte immer: «Da nehmen wir Bauschaum, dann passt alles wieder.» Dieter Nuhr hat sich also ins Lager der Leute geschlagen, welche die bestehenden Warnungen, Berichte, Ermahnungen der Naturwissenschaftler, als überzogen betrachten. Außerdem, da kommt ganz der Lehrer um die Ecke gebogen, haben die Kinder erst einmal zu Lernen, was die oder der an der Tafel zu sagen haben.

In den Achtzigern gab es diesen Spontispruch: «Wie soll ich lernen, was Sie wissen, ohne zu werden wie Sie?»

Aber gut … Beobachten! Da steht er nun. Weiß ich Bescheid. Wer steht da noch? Christian Lindner! FDP! Ich hab es nachgelesen. Der Nuhr war damals Gründungsmitglied der GRÜNEN, ist aber wieder ausgetreten. Na ja … FDP und GRÜN sind sich bekanntermaßen nicht grün miteinander. Kleiner Scherz!

Klima! Umwelt!

Du weißt, ich mag diese Euphemismen nicht. Die Rede ist von Luftverpestung, Zerstörung der Lebensgrundlagen für Lebewesen, Vermüllung und Verdreckung der Umgebung, Zerstörung von Boden, Misshandlung anderer Lebewesen, jenseits der Spezies Mensch, Steigerung der klimarelevanten Faktoren, und Ausrottung von im Weg stehenden Lebewesen.

Der Highlander: «Es kann nur einen geben – den Menschen.» Dafür setzen sich heute die Naturburschen und Frauen ein. Tausende Bäuerinnen und Bauern rücken mit ihren Traktoren an. Dafür oder dagegen? Ich habe den Überblick verloren. Jedenfalls kommen sie mit mehreren tausend Traktoren. Eine echte Leistung, hunderte Kilometer mit dem auf 50 km/h begrenzten Traktor zu fahren, kann nicht jeder. Da können sich die «Fußdemonstranten» eine Scheibe abschneiden. So ein Traktor verbraucht um die 5 L/h. Ich rechne lieber nicht weiter. Da hätte ich in der Schule besser aufpassen müssen. Aber mir scheint, dass die eine Menge Sprit verbraucht haben. Hut ab!

Ich habe mich beim Anblick der Traktoren gefragt, ob auch die aus Rumänien gekommen sind, wo deutsche Bauern, also Agrar – Industrielle große Flächen bestellen, nach Berlin gekommen sind. Aber das war den bestimmt zu weit. How ever, wir wollen alle leben und diejenigen, welche brav in Deutschland ihr Ding machen, haben es scheinbar nicht einfach. Irgendwie ist die Sache vertrackt. Seltsamerweise erzählen die andere Sachen wie die Politiker. Da blickt kaum einer durch.

Angeblich wird der Boden mit Gülle verseucht. Die Bodenverdichtung wirkt sich negativ aus. Die Sache mit der Holzwirtschaft wird auch nicht einfacher, wenn es immer brennt, stürmt, und die Monokulturen drauf gehen. Die Antibiotika Resistenten Keime sind ebenfalls lästig und mit der EU klappt es auch nicht so richtig. Kurz vor Weihnachten sind auch diese Bilder von PETA extrem belastend. Denkt doch mal an die Kinder! Die werden doch ständig traumatisiert. Jetzt haben wir denen jahrelang beigebracht, dass es ein DÖNER Tier gibt und dann so etwas. Egal … sie sind jetzt da und demonstrieren … also die Trecker Fahrer. Sie wollen den Stadtmenschen mal so richtig zeigen, wo der Hammer hängt. Das passt zu Herrn Nuhr. Der hat nämlich festgestellt, dass es mit der Ernährung auf diesem Planeten schwierig wird, wenn wir keinen Wachstum und Profite haben.

Mich würde interessieren, was die US Bauern dazu sagen, die gerade mit diesen gegen die Produkte von MONSANTO resistenten Unkräuter kämpfen. Oder die Asiaten, welche sich mit dem Palmöl, den Kautschuk Plantagen und ihrem Reis nach Beratung der Agrarindustrie ein wenig verkalkuliert haben. Schauen wir mal … vielleicht demonstrieren die auch noch. Es bleibt spannend. Die Bürger von Pompej lassen sich nicht von ein paar Rauchwolken aus dem Vesuv in Hysterie versetzen und bestellen noch eine Amphore Wein. Das ist menschlich und nachvollziehbar. Aber ein wenig merkwürdig finde ich das Verhalten schon.

Bis demnächst …