Verzicht, Empört Euch!

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Zitat: “Ausgerechnet in der Corona-Krise, in der viele Menschen auf vieles verzichten müssen, philosophiert SPD-Chefin Esken über mehr Lebensqualität durch Verzicht. Und das auch noch im Superwahljahr. In der SPD rumort es nun gehörig.”

https://www.welt.de/politik/deutschland/article227091343/Vorstoss-von-Saskia-Esken-Jetzt-predigt-die-SPD-Chefin-den-Verzicht.html Stand: 26.2.2021

Das harmlose Substantiv “Verzicht” wirkt auf Konservative und Jünger der Religion des Marktes, wie Weihwasser auf den Teufel oder Knoblauch auf Vampire. Doch was bedeutet es, wenn jemand verzichtet? In der Regel gibt es etwas, was ich bekommen könnte, aber es mir aus einem Grund heraus nicht nehme. Vielleicht bin ich gesättigt, und würde mich bei noch mehr Essen übergeben. Oder ich spüre, dass ich betrunken bin und will mir nicht noch mehr Alkohol zumuten. Es läuft immer darauf hinaus, dass ich etwas tun könnte, aber es bewusst unterlasse. Als Mensch habe ich ein breites Spektrum an Handlungsoptionen. Wenn ich es darauf reduziere, würde es bedeuten, dass ich jeden Tag auf einen Suizid verzichte oder darauf jemanden ums Leben zu bringen. Verzicht wird seitens der angesprochenen Personengruppe negativ konnotiert. Es geht um Konsum, Freizeitgestaltung, Besitz, Statussymbole und einiges andere in dieser Richtung. Das war nicht immer so. Im Christentum waren wenigstens den Texten nach, Maßhalten, Zurückhaltung, Genügsamkeit, eher Tugenden, während die Völlerei, die Gier, Maßlosigkeit, Übermaß, zu den Sünden gehörten. Bei den Benediktinern/innen, Jesuiten, Franziskaner/innen und zahlreichen anderen Ordensgemeinschaften kann hierzu jeder im Bedarfsfall nachfragen. Wer nicht Fragen will, kann alternativ in der Bibel unter den Stichworten, Sintflut, Babylon oder Sodom und Gomorrha, nachlesen. Verzichten die überzeugten Christen oder sind andere Worte passender? Und wenn Christen, die meisten Konservativen rechnen sich zu ihnen, haltlos konsumieren, sind sie dann gar keine oder wenigstens Sünder? Nebenbei habe ich dies bei der Katholischen Kirche noch nie verstanden.

Bei Texten und Kritik folgt auf Verzicht in der Regel ein Hinweis auf Verbote. Die Aufforderung zum Verzicht geht bei dieser Logik immer mit einem Verbot einher, ansonsten würde niemand freiwillig von der Möglichkeit zu Handeln Abstand nehmen. Wenn ein Mensch nicht handelt, wird dies auch unterlassen genannt. Vielleicht, weil die Gefahr besteht, sich selbst oder andere zu gefährden. Oder es gibt schlicht keinerlei Motiv für eine Handlung. Warum sollte ich beispielsweise etwas kaufen, was ich überhaupt nicht benötige? Die Antwort ist bekannt. Es geht nicht um die Notwendigkeit, sondern das Bedürfnis danach. Zum überwiegenden Teil um Bedürfnisse, die in einem geschickt erzeugt werden. Jeder/jedem steht es innerhalb von gewissen Grenzen frei, die Bedürfnisse, auch wenn sie durch Manipulationen entstanden, zu befriedigen. Wie sehen diese Grenzen aus? Immer, wenn ich andere mit meiner Bedürfnisbefriedigung schädige, wird es kritisch. Es gibt Ausnahmefälle. Ich denke dabei an im Mangel vorhandenes Existenzielles, um das ich mit anderen kämpfen muss. Wenn bei drei Personen das Wasser nur für zwei zum Überleben reicht, wird es unangenehm und ethisch sehr theoretisch, während es praktisch in der Regel handfest zur Sache geht. Doch wenn man nicht gerade das Pech hat, in einem Flüchtlingscamp festzusitzen, betrifft dies die wenigsten Mitteleuropäer und nahezu niemals Konservative. Dies liegt in der Natur der Sache. Müssten sie sich solche Sorgen machen, würden sie innovativ werden und schleunigst Änderungen anstreben.

Bleibt also die unmittelbare oder mittelbare Schädigung anderer Menschen, und ich denke die Erweiterung ist zulässig, anderer Lebewesen, da das komplexe Lebenssystem der Erde von allen abhängig ist. Man kann diese Einschränkung auch als logische Bedingung für die Freiheit sehen. Alles ist erlaubt, solange ich keinen objektiv vermeidbaren Schaden anrichte, sollte ich es dennoch tun, muss ich damit leben, dass mich die Geschädigten zur Verantwortung ziehen. Demnach ist das Unterlassen einer möglichen Handlung eine an den Lebensprinzipien orientierte Unterordnung. Ich bin kein buddhistischer Mönch oder Jesuit, insofern bin ich selbst häufig genug einer, der nicht ganz ohne Schädigungen auskommt, zumal dies in meiner Umgebung irre schwer ist. Vieles ist vollkommen unnütz. Ich rauche, trinke Kaffee, für den andere ausgebeutet werden, benutze ein Smartphone, an dem viel Unmenschliches hinten dran hängt, u.s.w. Aber wenn ich darauf hingewiesen werde, zucke ich unangenehm berührt zusammen und weiß, dass ich lieber die Klappe halten sollte, statt eine Gegenrede zu führen. Oftmals bin ich für Verbote dankbar und ersehe sie als Hilfestellung. Wenn zum Beispiel von Heute auf Morgen die Herstellung und der Verkauf von Plastiktüten verboten wäre, würde ich dies begrüßen.

Bei mir kommt Verzicht gedanklich mit Übermaß bzw. Luxus, Vergnügen, daher. Ich könnte, benötige es aber nicht, also lasse ich es, zumeist mit positiven Folgen. Dazu gehören ab – und zu der Verzicht auf Zucker, Salz, Tabak, Alkohol oder auf eine Busfahrt, zugunsten eines Spaziergangs. Wenn etwas offensichtlich und ohne jede Frage schädlich für andere ist, dann kann von einem Verzicht nicht mehr die Rede sein. Dann handle ich unvernünftig, wenn ich es gedanklich ableiten kann oder unverständig, wenn ich es sogar unmittelbar sehe. Wie gesagt, ich bin keinesfalls ständig mit Sinn und Verstand unterwegs.

Wenn Konservative oder ihre Untergruppe, die Neoliberalen, zähnefletschend das Wort Verzicht benutzen, wollen sie aufwiegeln. “Da will Euch jemand etwas wegnehmen oder untersagen!” Der springende Punkt ist dabei, dass mir niemand etwas wegnehmen oder untersagen kann, was mir ohnehin nicht zusteht. Mit ungebremsten Konsum, der Beteiligung an der unverantwortlichen Zerstörung der Lebensgrundlagen, füge ich mir selbst und anderen einen objektiv sichtbaren Schaden zu. Welche Instanz sollte mir dieses zugestehen? “Es ist Dein Recht, zum eigenen Nutzen andere zu schädigen!” Hierauf könnte ich dann verzichten. Wir machen es in allen nur erdenklichen Formen, soviel steht fest. Doch ich finde, es klänge merkwürdig, wenn ein Außenminister sagte, wir könnten zwar einfach mal militärisch intervenieren, aber verzichten darauf. Was wir tun, ist das Ableiten von Rechten aus vorhergehenden Handlungen. Doch was genau hat uns die Flora und Fauna der Arktis getan? Oder all die Lebewesen in den Meeren? Was ist mit den Insulanern, bei denen demnächst Land unter ist? Fällt jemanden etwas ein? Ich bin gespannt.

Aus mir unerklärlichen Gründen heraus sind Konservative und Neoliberale von der Existenz dieser Rechte überzeugt, sonst würden sie das Unterlassen des Schädigens nicht als einen Verzicht bezeichnen können. Wie würde es klingen, wenn ich sagte: “Ich habe das Recht und die Möglichkeit, den Garten meines Nachbarn mit “”Roundup” in einen kontaminierten Buddelkasten umzuwandeln, aber weil ich ein Netter bin, verzichte ich darauf.” Nein, ich habe dies gefälligst aus mannigfaltigen Gründen zu unterlassen. Bisher bin ich noch nicht auf die Idee gekommen, mich darüber zu beschweren. Es war auch noch nicht notwendig, dass jemand sagte: “Verzichten Sie bitte darauf!”

Kollaps, Apokalypse, Untergang

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Die Erde ist ein lebender Organismus. Sie kann Zerstörung nur bis zu einer gewissen Grenze tolerieren. Dann beginnt sie, sich selbst zu reinigen. Wenn das heißt, der Mensch muss verschwinden, dann wird das passieren.

John Fire Lame Deer, Häuptling der Mnikowoju-Lakota-Indianer

Ich habe mir zum Prozess der Zerstörung des Lebenssystems des Planeten Erde jede Menge Videos angesehen, Texte, Artikel und Bücher gelesen. Neben dem Blick aus der Ferne, habe ich die Auswirkungen an verschiedenen Orten selbst gesehen. Vor ca. 10 Jahren wusste ich von all diesen Dingen, aber rückblickend stelle ich fest, dass mir weder bezüglich des IST – Zustands alles klar und noch weniger das Ausmaß der weltweiten Untätigkeit bewusst war. Doch es ist nicht allein die Untätigkeit, die mich regelmäßig zornig macht, vielmehr sind es die Dinge, welche den wenigen Aktiven entgegengesetzt werden. Dahinter stehen Interessen, Motive und vor allem ein Vorsatz.

Mich macht es fassungslos, dass die weltweit größten Ölkonzerne bereits in den Siebzigern ziemlich genau wussten, wo die Reise hingeht und sie aus rein finanziellen Motiven heraus eine genau entgegengesetzte PR Kampagne starteten. Was geht einer oder einem im Kopf vor, wenn er alles weiß, aber sich dafür Geld geben lässt, alles an die Wand zu fahren? Was mache ich daraus, wenn ich erfahre, dass im Kalten Krieg, besonders unter der Federführung von Ronald Reagan und Magaret Thatcher, alle Satelliten Auswertungen bezüglich Klima Veränderungen sabotiert wurden? War es das Wert? War die Angst vor dem bösen Russen größer, als die Zukunft der kommenden drei Generationen. Beide leben nicht mehr. Es kann ihnen egal sein, sie haben ihr Ding gemacht.

Die Apokalypse spielte in den Religionen der Menschen schon immer eine Rolle

Gut, dies ist die Vergangenheit. Was heute passiert ist nicht besser. Nahezu jeder populäre Beitrag wird mit der Formel eingeleitet: Menschen glaubten schon immer an die Apokalypse und sie ist nie eingetreten. Meistens folgt noch der Verweis auf den Maya – Kalender, den einige verwirrte Esoteriker als Anlass für die Verkündung des nahenden Weltuntergangs nahmen. Das Ziel ist eindeutig. Jeder, der auf die stattfindenden Prozesse und den sicheren, eher noch tief gestapelten Folgen hinweist, soll in eine religiöse Ecke geschoben werden. Tief gestapelt? Alles was den Naturwissenschaftlern bekannt ist, bezieht sich auf Simulationen mit den ermittelten Parametern, sich katalytisch auswirkende Faktoren, die aus Ergänzungen innerhalb der komplexen Prozesse entstehen, können schwer berücksichtigt werden. Zum Beispiel können die kompletten Auswirkungen verursacht durch das Auftauen des Permafrost und die damit verbundene Freisetzung von Klimagasen kaum eingerechnet werden. Aber eins steht fest, es wird mit absoluter Sicherheit nicht zur Verbesserung führen, sondern es ist nur fraglich, wie viel schlimmer und vor allem schneller es dadurch wird.

Nein! Es geht nicht um Glauben, Religion, Apokalypse! Weltuntergang! Früher ging es den Religionsführern darum, den Menschen die Hybris abzugewöhnen und ihnen immer wieder die Demut vor dem Höheren, welches sie vernichten oder leben lassen kann, zu vermitteln. Eben jene Demut, die der Mensch links liegen ließ und sich anderen Ideologien zuwandte, die die Hybris favorisierten. Im 21. Jahrhundert stehen wir an einem völlig anderen Punkt. In großen Teilen der Welt haben die Gesellschaften das zentralistische Weltbild aufgegeben und sich den Naturwissenschaften zugewandt. Diese Naturwissenschaften haben Dinge möglich gemacht, deren Tragweite damals nicht gesehen wurde, aber heute mit der gleichen Methodik sichtbar wird. Der erste Teil gefiel uns, der zweite bedeutet Einbußen bei dem, was wir heute ohne jegliche Kritik als Lebensqualität erachten. Wer sich für verständliche aufbereitete Daten interessiert, findet sie auf der Seite Deutsches Klimaportal. Es gibt aber auch die ganz kurze Form. Der Philosoph Precht wurde gefragt, was er einem Leugner dieses Wandels entgegnen würde. Er meinte, dass er einfach die Bilder der Enkelkinder hoch halten würde. Die passenden Diskussionsbegriffe heißen prognostizierter Kollaps oder Sturz in den Abgrund. Die Welt wird nicht untergehen. Das Leben, wie wir es kennen und mit dem heutigen Verständnis als lebenswert erachten, wird ein von uns selbst herbei geführtes Ende finden. Ich verwende den Begriff Kollaps nicht in einer unmittelbaren Anlehnung an die in Frankreich entstandene Bewegung der Collapsologie. Obwohl ich vieles, was die dort für die Zukunft sehen, selbst als mögliche Folgen sehe.

Mit Panik sollen Verbote durchgesetzt werden

Wird denen, die radikale Veränderungen und besonders eine verbindliche globale Zusammenarbeit fordern, keine Pseudo – Religion unterstellt, kommt die Kritik einer vermeintlichen Panikmache. Mir hat kürzlich ein Bild gefallen, welches sich mit meiner Berufserfahrung deckt. Ein mehrstöckiges Mietshaus brennt und durch den Hausflur zieht dicker giftiger Rauch. Einer der eingesetzten Polizisten übernimmt den Job, sich von Tür zu Tür zu kämpfen, die Bewohner zu warnen und sie zum Verlassen des Hauses aufzufordern. Ist der Polizist ein Panikmacher? Oder noch ein anderes Beispiel. Es kommt immer mal wieder zu Chemieunfällen, bei denen geruchlose hochgiftige Gase austreten. In der Regel wird eine Bannmeile eingerichtet, an deren Grenzen Einsatzkräfte mit ABC Schutzanzügen und Dosimetern stehen. Panikmacher? In den Augen diverser Zeitgenossen auf jeden Fall. Es ist immer wieder erstaunlich, wie penetrant einige versuchen, die Absperrungen zu überwinden. Bei den Wohnhäusern ist es nicht anders. “Ich sehe keine Flammen, also bleibe ich!”

Ich selbst wurde schon einige Male gefragt, ob ich Angst hätte und deshalb meine Argumentation führen würde. Nein! Warum sollte ich Angst haben? Ich gehöre zu den Menschen, die sich aufgrund diverser Lebensereignisse über jeden neuen Tag als unerwarteten Zusatzbonus freuen. Bei einer realistischen Einschätzung einer möglichen Lebenserwartung, wird mich die volle Härte nicht mehr treffen und wenn doch, nur für einen überschaubaren Zeitraum. Mir geht es um Prinzipien. Erstens habe ich Kinder, für die ich mich bewusst entschlossen habe und nach meinem Lebensverständnis resultiert hieraus eine Verantwortung. Außerdem ersehe ich keinen Lebenssinn darin, mein Leben dem Schaden anderer Menschen, bekannte oder unbekannte, zu widmen. Ich halte diese Prinzipien für sehr archaisch. In meinem BLOG habe ich schon mehrfach meine Verwunderung über die Leute geäußert, welche sich als konservativ bezeichnen. Für eine wesentlich längere Zeit als das Zeitalter der Industrialisierung war es für Siedler und Nomaden selbstverständlich die Ressourcen des vorgefundenen Landes nicht überzustrapazieren. Dieses Verhalten war vermutlich u.a. der ziemlich schnell folgenden Bestrafung geschuldet. Alle Zivilisationen, die sich daran nicht hielten, gingen deshalb daran zu Grunde. Aber der Schaden blieb örtlich begrenzt und wurde uns in der Regel erst durch Archäologen bekannt.

Die alten Völker der Erde schlagen Alarm

Noch heute gibt es auf der Erde Völker, die sich als Bestandteil ihres Lebensraums verstehen. 2009, also auch schon wieder einige Jahre her, veröffentlichte die Zeitung GEO eine Reportage über die Natives der kolumbianischen Sierra Nevada. Die Mitglieder der Arhuaco, Wiwa und Kogui verstehen sich selbst als “Große Brüder” und bezeichnen alle anderen Menschen, zu denen sie normalerweise jeglichen Kontakt vermeiden als “Kleine Brüder”. Irgendwann bemerkten sie, wie sich um sie herum alles veränderte. Ihnen fiel das Schmelzen der Gletscher auf, bisher nie dagewesene Wetterereignisse und der für sie sichtbare Wandel der Vegetation. In unzähligen Zusammenkünften prüften sie ihr eigenes Verhalten. Doch sie konnten keine Fehler finden, also musste etwas anderes nicht stimmen. Dann stellten sie fest, dass es an den kleinen Brüdern liegen müsste und sie entsandten eine Delegation. Ein Ereignis! Niemals zuvor hatten sie dies getan. In der Delegation befand sich einer ihrer Weisen mit dem Namen Mamo Shipulata. Seine Botschaft an die kleinen Brüder aus der vermeintlichen Zivilisation lautete:

“Kleine Brüder, hört genau. Wir werden lernen, was Mutter Lagune ist. Für uns ist Mutter Lagune das Herz, wie auch die Gipfel das Herz sind. Sie lassen uns atmen. Sie geben uns Nahrung. Was geschieht, wenn ein Mensch kein Herz hat? Er stirbt! Heute sehe ich Dinge, die ich niemals sah. Der Schnee ist geflohen. Der Regen kommt in Farben. Ihr sprecht oft darüber, wie man die Welt ums bewahrt. (Vor der Entsendung der Delegation hatten sie eine Art Außenstation eingerichtet um die “Kleinen Brüder” zu verstehen). Aber ihr habt nichts davon verstanden. Ihr müsst lernen, was bewahren bedeutet. Ihr müsst Euer Leben ändern.”

Mamo Shipulata, Nativ aus der Sierra Nevada, Kolumbien

Eine Botschaft von einem Mann, dessen Volk nichts, aber wirklich gar nichts für die Situation kann. Welches Recht haben wir für unser Leben sein Leben zu zerstören? Ein anderer vom Nordamerikanischen Kontinent kämpft aktuell gegen die Fracking Konzerne in den USA. Der Häuptling der Dakota Chief Arvol Looking Horse (in 19. Generation Träger der Heiligen Weißen Pfeife) prägte die Worte: “Mutter Erde ist nicht die Lieferantin für Ressourcen, sondern die Quelle des Lebens!” Es handelt sich bei den Konzernen, die mal wieder Reservate zerstören wollen, um die Konzerne, welche wenn es nach dem Willen der Deutschen Konservativen geht, Deutschland die für als notwendig erachtete Energie liefern sollen.

Alles halb so wild, dann erfinden wir halt etwas

Die Perversität derer, welche weiter machen wollen, wie bisher, kennt keine Grenzen. Es gibt Zeitgenossen, die die Entwicklung durchaus sehen, doch statt ihr entgegen zu wirken, setzen sie auf eine imaginäre technische Innovation, die ein Leben mit den veränderten und lebensfeindlichen Bedingungen ermöglichen. Dies kostet selbstverständlich Geld und setzt Knowhow voraus, welches in den Schwellenländern nicht vorhanden ist. Historisch sieht das für mich wie folgt aus: Mittels Kolonisation, künstlicher Grenzziehungen und massiver Eingriffe in die Gesellschaftsstrukturen , legten unsere Ahnen die Grundlagen für das Dilemma der Schwellenstaaten. Für die war das völlig in Ordnung, da sie von minderwertigen Rassen ausgingen. Eine einfache konsequente Fortsetzung der christlichen Kirche. Mit den erbeuteten Rohstoffen wurde nicht nur der Wohlstand begründet, sondern gleichzeitig der Zerstörungsprozess eingeleitet. Dagegen gedenken wir nichts zu unternehmen. Statt dessen richten wir uns auf die absehbaren Folgen ein, lassen aber die Schwellenländer außen vor. Wenn die sich das nicht gefallen lassen, machen wir die Grenzen dicht und lassen es konsequent zu einem Klimakrieg kommen, den zu führen meine Generation den Kindern überlässt. Was bin ich froh, genau in der Mitte, der goldenen Ära Europas geboren zu sein.

Ein nicht zu verachtender Umstand. Es geht vielen leicht über die Lippen, dass sie sich um ihre Kinder und deren Zukunft sorgen. Das klingt gut, selbstverständlich und stößt auf keinen Widerstand. Die Realität sieht meiner Meinung nach ein wenig aus. Diversen Eltern sind ihre Kinder vollkommen egal. Und inwiefern Frauen und Männer, die keine Kinder haben, zwingend an eine nächste Generation denken, weiß ich nicht. Ich will es niemanden absprechen, aber selbstverständlich davon auszugehen halte ich für gewagt. Zu diskutieren wäre auch, ob sich die, welche sich den Kindern verpflichtet fühlen, nur auf ihre eigenen beziehen oder ein globales Denken entwickeln. Bei den Anhängern der beschriebenen Anpassungstaktik ist es hundertprozentig nicht der Fall, denn die wollen ihre Kinder gegen die Kinder der anderen Länder in den Krieg schicken. Ich frage mich, ob sie sich der Parallelen zum Denken der alten Kolonialisten bewusst sind. Die industrialisierten Staaten mit Waffen gegen die vermeintlich “primitiven”. Ich gehöre nicht zu denen, die schnell die Rassismuskeule aus der Schatulle holen, aber an der Stelle ziehe ich sie hervor. Ein Teil des Lösungsprozesses wäre es, endlich dieses nationale Denken abzulegen und wenn überhaupt den Begriff Deutschland als die Bezeichnung für eine noch zu entwickelnde Idee zu verstehen. Ähnlich, wie die USA einst das Land der unbegrenzten Möglichkeiten war und zum kulturellen “Melting Pot” wurde. Die US Republikaner haben diese Karte verspielt und sie werden dafür teuer bezahlen. Skurril ist dabei, dass dieses in einem Land passierte, in dem die echten Amerikaner keine gesellschaftliche Rolle spielen.

Mit der richtigen Rhetorik lächelnd in den Abgrund

Klimaleugner und Skeptiker sind weltweit kein gravierendes Problem. Im Verhältnis zu denen, die verstanden haben wo wir stehen, sind sie eine Clownsarmee. Die wirkliche Gefahr geht von denen aus, die Bescheid wissen, aber nicht konsequent handeln.

Sie kämpfen mit allen Mitteln. Angeblich schützen sie die Umwelt. Also die Welt um den Menschen herum. Das suggeriert ein Wesen außerhalb des Ganzen, welches sich anmaßt, als Starker Schutz zu bieten. Schutzgelderpresser gehen in ein Lokal hinein und bieten Schutz vor sich selbst an. Zahlt das Opfer nicht, kommen sie vorbei und zerlegen alles. Umweltschutz scheint das Gleiche zu meinen. Denn vor wem wollen wir denn diese Umwelt schützen? Vor uns selbst und niemanden anders. Stellt sich nur die Frage, wie die anderen Lebewesen bezahlen sollen, damit wir aufhören alles zu zerstören. Der Ansatz ist völlig falsch. Was wir betreiben ist ein erweiterter Suizid ohne Botschaft. Denn wer sollte sie lesen? Klimaschutz! Wir, ein Teil der Menschheit, schützen das Klima. Interessant!

Laut Umweltbundesamt ist Klima der mittlere Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Gebiet über einen längeren Zeitraum. Als Zeitspanne empfiehlt die Weltorganisation für Meteorologie (WMO – World Meteorological Organization) mindestens 30 Jahre, aber auch Betrachtungen über längere Zeiträume wie Jahrhunderte und Jahrtausende sind bei der Erforschung des Klimas gebräuchlich. Das Klima wird durch statistische Eigenschaften der Atmosphäre charakterisiert, wie Mittelwerte, Häufigkeiten, Andauerverhalten und Extremwerte meteorologischer Größen.

Um diese Zeitspannen zu untersuchen schickt man Wissenschaftler ins ehemals “ewige” Eis, die mittels Kernbohrungen das Gedächtnis der Erde befragen. Siehe da, Streifen für Streifen lässt sich beweisen, was wir alles veranstaltet haben und welche Auswirkungen dies hat. Bei einem Bericht darüber dachte ich: “Du armer Irrer!”. Sie ließen einen jungen Kanadier zu Wort kommen, der die Hinterlassenschaften von Bleioxid untersuchte. Begeistert beschrieb er, wie wirkungsvoll sich das Verbot Ende der Achtziger ausgewirkt hat. Wenn dies möglich gewesen ist, bestehe doch für CO2, andere Klimagase und Giftstoffe noch Hoffnung. Ich weiß nicht, mit welchen Drogen sie auf der Station versorgten, aber sie müssen gut gewesen sein. Das Klima kann nicht beschützt werden, es kann nur vermieden werden, in die Prozesse mittels Beigabe von Stoffen, den Treibhauseffekt über das lebensnotwendige Maß in alles Lebende bedrohende hinauf zu steigern. Ein Schutz wäre die Abwehr eines Kometen oder Maßnahmen gegen Sonnenstürme.

Sie versprechen eine Energiewende oder besser eine Decarbonisierung. Überall sollen alternative Energiegewinnungen erforscht und installiert werden. Die Sache hat mehrere Haken. Parallel entwickelt sich die Technisierung rasant weiter. Damit steigt in den Industriestaaten der tägliche Hunger nach Energie. Begeistert klatschen die Jünger der Wachstumsreligion in die Hände und freuen sich über die immer kürzer werdenden Abstände der Innovationsschübe und die schwindelerregende Geschwindigkeit mit der sich Rechenkapazitäten erhöhen. Doch wenn man schon jetzt nicht mit alternativen Energien, die teilweise den Nachteil haben, dass ihre Bestandteile zwar nicht unbedingt das Klima beeinflussen, dafür aber nachhaltig die anderen Lebensgrundlagen vergiften, den aktuellen Bedarf decken kann, wie will man dann der Innovation hinterher kommen? Eine Textaufgabe, die selbst für mich als Mathematik Vollidiot, verständlich ist. Eine Schnecke kriecht mit 0,003 km/h einem 170 km/h fahrenden ICE hinterher. Kann die Schnecke den Zug einholen, bevor er mit voller Geschwindigkeit in den Poller am Ende des 10 km entfernten Bahnhof kracht? Ich denke, auch ohne es zu berechnen: Nein! Mal ganz abgesehen davon, dass es vollkommen unerheblich ist, ob sie ihn einholt. Der entscheidende Punkt ist der Poller, der der ganzen Angelegenheit eine endliche Note gibt.

Doch meiner Beobachtung nach, denken Leute aus unseren Gefilden ohnehin völlig anders. Auf einer abgelegenen Insel in der Andamanensee traf ich an einem einsamen Strand eine deutsche Touristin mit ihrem Mann. Der Strand war nur mittels Kanu oder einem beschwerlichen Marsch durch den Dschungel zu erreichen. Er hatte vielleicht die Größe eines deutschen Vorstadt Einfamilienhausgarten. Begrenzt war er von hohen Felsen, die im hinteren Bereich eine Lücke ließen, in der der besagte Dschungelpfad mündete. Ebenfalls dort am Ende, hatte sich eine Art ca. 1,50 Meter hoher Damm aus Plastik Müll gebildet. Flaschen, Gläser, Verpackungen aller Art, Medikamentenstreifen, alte Schuhe, Tüten, eben alles womit die Meere vermüllt sind. Entstanden war der Wall durch die Flut, die dort alles ablagerte, so dass der vordere Teil nahezu sauber war. Wir kamen miteinander ins Gespräch. Sie erzählte mir, wie gern sie zu diesem Strand kommen würde. Im Gegensatz zu anderen wäre er sehr sauber, was wohl an der Abwesenheit von Einheimischen läge. Europäer achteten halt mehr auf die Umwelt. Ich will nicht behaupten, dass alle Insulaner Unschuldslämmer sind. Grundsätzlich sind sie nicht einmal die echten Einheimischen. Bis zum Ende der Achtziger waren es die Moken, welche dann vom Tourismus vertrieben wurden. Mit dem Tourismus hätte man sich Gedanken über den Müll machen müssen. Doch der Müll, welcher durch den Tourismus auf den Inseln entsteht, ist nicht der, welcher von der Flut gebracht wird. Der stammt von den Kreuzfahrtschiffen, Seglern, den zahlreichen Fähren, Ausflugsbooten und den Frachtschiffen in der Straße von Malacka. Die Aussage der Touristin, um die 50, tief gebräunt und der Ausrüstung ihres Mannes nach zu urteilen, nicht die Ärmste, verschlug mir die Sprache.

An dieser Stelle magst Du Dir die Frage stellen: Wie ist er denn da hingekommen?

Stimmt! Mit dem Flugzeug! Einem Schadstoff ausstoßenden Flugzeug. Mit einer Fluglänge, die meinen CO2 – Abdruck mit Sicherheit in die Höhe getrieben hat. Also den persönlichen, welcher noch zu dem addiert werden muss, den ich als Deutscher per Anteil an dem der Deutschen Industrie ohnehin habe. Warum? Weil ich ein Heuchler bin, der Wasser predigt und Wein trinkt? Ja, damit sind alle schnell dabei. Wäre es eine Entschuldigung, wenn ich feststelle, dass ich mit 40 das erste Mal überhaupt geflogen bin? Nun, der statt dessen zum Reisen benutzte Opel Omega Kombi oder mein Sprit schluckender T2 waren auch nicht viel besser. Wahrscheinlich rettet mich nicht einmal, dass ich bereits seit Jahren kein Auto mehr habe. Keine Ausflüchte! Ich sag, wie es ist. Ich bin es leid auf die Rolle geschoben zu werden. Was nutzt all das individuelle Verhalten eines Bürgers, wenn die Regierungen dieser Welt, zumeist Priester des Neoliberalismus und der Ideologie des Wachstums, keinerlei Einsicht zeigen. Ein nebenberuflich als Pilot arbeitender Bekannter fliegt für seine Pflichtmeilen leere Maschinen in der Gegend herum, schlicht weil die Dinger am Boden mehr Geld kosten, als in der Luft. Überall wo ich hinkomme stehen Kaffee Kapsel Maschinen. Wenn ich an der Bushaltestelle stehe, fährt ein SUV nach dem anderen an mir vorbei. Laufe ich durch die Innenstadt, ist die völlig nutzlos von tausenden Lampen erleuchtet. Die Aktionäre der deutschen Energieriesen verdienen sich an dieser scheinbaren Energiewende dumm und dusslig. Kauft sich eine oder einer ein neues Auto bekommt er vom Staat Geld hinzu, gehe ich in den nächsten Fahrradladen gibt mir niemand etwas. Leute fahren zum Skiurlaub und weil durch den Wandel kein Schnee mehr fällt werden für sie an sieben Tagen der Woche 24 Stunden lang Schneekanonen in Betrieb genommen. Ein paar Stunden von Berlin entfernt steht eine Kunstskihalle. Kleinkram! Mit Korruption, übelsten verbrecherischen Machenschaften, sorgen deutsche Ikonen des deutschen Fußballzirkus für eine Fussball – WM in einem Wüstenstaat. Wann folgt dort die erste Winterolympiade? Damit könnte ich unzählige Zeilen füllen. Ja, es gilt, dass man das eigene Unrecht nicht mit den Missetaten anderer rechtfertigen kann. Ich bin der Überzeugung, dass die paar Flüge meines Lebens etwa dem Effekt entsprechen, den ich mit dem Pinkeln in den Indischen Ozean auf der Insel Langkawi erziele. Mein mich in einer repräsentativen Demokratie vertretender Energieminister, verbraucht allein durch seine Leibesfülle bei einem Flug mindestens 1/3 CO2 mehr als ich. Da hat der noch nicht einmal den Mund aufgemacht und Wachstum gesagt.

Polizei a.D. vs. System? Ein Widerpruch?

Lesedauer 8 MinutenVon einer wahrlich gut über meine Person informierte Frau bekam ich letztens die Worte zu hören: «Du kannst doch nicht, nach dem Du über 30 Jahre als Vertreter des Systems gearbeitet hast – dieses mit einem Mal anzweifeln.»

Diese Aussage ist meiner Auffassung nach symptomatisch in der öffentlichen Diskussion über die Polizei und ihre gesellschaftliche Rolle. Ich glaube, einige unterliegen da einem Irrglauben bzw. einem Missverständnis. Gar nicht wenige ergreifen den Beruf Polizist, weil sie eine gewisse Grundüberzeugung mit Geld verdienen kombinieren. Zumindest kenne ich sehr viele, die das Grundgesetz in seiner Ausgestaltung für eine gute, wenn nicht sogar die erstrebenswerteste Verfassung, für einen modernen Staat halten. Vieles wurde mir persönlich erst in der Ausbildung ab 1987 bewusst. Auch heute noch, stehe ich dazu, dass das was da steht, eine wirklich gute Sache ist.

Doch das Grundgesetz ist ein Rahmen. Die Gesellschaft, die Politiker, die Wirtschaft innerhalb dieses Rahmens ist eine ganz andere Nummer. Seit dem Inkrafttreten wurde an den Artikeln immer wieder herumgebastelt. Meistens war dies von erheblichen Protesten in der Bevölkerung begleitet. Gekümmert hat es am Ende niemanden und die Veränderungen standen. Meistens wurde mit der Veränderungen der Zeiten argumentiert und oftmals war es die Angst, welche benutzt wurde. Mich hat das schon immer fasziniert. Ich finde es anmaßend, Leuten die damals unter dem Eindruck des Nationalsozialismus, Krieg, Terror, etwas entwarfen, zu unterstellen, dass sie von einem Terror der heutigen Zeit nichts wissen konnten.

Ich glaube, es reicht für den Entwurf allgemein gehaltener Maxime vollkommen aus, um die Kontroll – und Überwachungssucht des Staats zu wissen. Man muss nichts über die technischen Möglichkeiten der Zukunft wissen. Die Annahme lautet: «Wenn etwas auf den Markt kommt, werden es bestimmte Persönlichkeiten auch nutzen wollen!» Ich stütze diese Behauptung unter anderen darauf, dass sich die europäischen Staaten immer mehr den Dystopien aus den Zwanziger und Dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts annähern. Diese Entwicklung hat wiederum nichts mehr mit den Ideen der Schöpfer des Grundgesetzes zu tun.

Unmittelbar regelt das Grundgesetz nicht das Wirtschaftssystem der Bundesrepublik Deutschland. Es stellt lediglich Anforderungen an ein Wirtschaftssystem. Gelenkte und geplante Wirtschaftsstrukturen schließt es genauso aus, wie die allgemein als Raubtierkapitalismus bezeichnete vollkommene unkontrollierte freie Entfaltung. Das passt einigen, insbesondere den Global – Playern nicht in den Kram, weil sie dieses als Hemmschuh für Wachstum und Konkurrenzfähigkeit des Standorts Deutschland betrachten.

Meinem Empfinden nach, bekommen die Vertreter dieser Auffassung immer mehr Oberwasser. Dies hat gesellschaftlich tiefgreifende Folgen und betrifft auch jemanden, der einer in der Verfassung implementierten Säule, nämlich der Exekutive dient.
Im Grundgesetz steht auch nichts über die gesellschaftliche Entwicklung in eine verwaltete Gesellschaft. Wenn überhaupt ließe sich ein Verbot aus dem Passus, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, ableiten. Wer Menschen ihrer Individualität beraubt, sie in politischen Reden stets in Kategorien einsortiert, unter Begriffen zusammenfasst, Gesetze und Verwaltungsvorschriften erlässt, die dies tagtäglich forcieren, entzieht Menschen die Würde.

Es ist dem «einfachen» Bürger nicht vorzuwerfen, wenn er nach ständiger verbaler Beeinflussung durch eine politische «Elite», dies in sein Verhalten übernimmt. Doch die Elite verliert die Berechtigung diese Bezeichnung in Anspruch zu nehmen. Was ein großer Teil jenseits der von Ghostwritern und Beratern vorgebenen Texte für Bundestagsreden von sich gibt, ist absolut unterirdischer Populismus. Teilweise, nämlich dann wenn für einen Deutschen nicht zu Diskutierendes mit Euphemismen verschleiert wird, geht es ganz weit über den Rand des Grundgesetzes hinaus. Umzäunte und bewachte Auffangzentren außerhalb des Staatsgebiets sind im deutschen Sprachgebrauch immer noch Lager. Wenn überhaupt, könnte man auf deutschen Gebiet von einem Durchgangslager analog zu Friedland sprechen.

Es ist erbärmlich, wie sich das Establishment, allen voran die CDU/CSU gegenüber der AfD positioniert, wenn sie von denen behauptet, dass sie Unsägliches wieder hoffähig machen wollen. Aber beispielsweise, vertreten von der Jungen Union, von “Gleichschaltung” spricht. Dobrindt spaziert ebenfalls ein wenig durch die Geschichte und fordert die “Konservative Revolution”, aus der bekanntlich ein aus Österreich zugewanderter Politiker namens Adolf Hitler die NSDAP bastelte. Auch solche Dinge stoßen einem überzeugten Kriminalbeamten auf. Ich weiß nicht, wie oft ich bei Berichten überlegte, welche Worte ich verwende, um nicht einen vollkommen falschen Eindruck zu erwecken. Ich habe mir einige Gedaanken darüber gemacht, wie das mit der Gleichschaltung der Gesellschaft, unter anderen bei der Polizei, passieren konnte. Aber Herr Seehofer kämpft ja auch bis zur letzten Patrone.

Die Gesellschaft, die der Polizist dient, hat diese Menschen an die Spitze des Staats gesetzt! Freundlich ausgedrückt “ultrakonservative” die jeden Tag bewusst und vorsätzlich mit den niedrigen Instinkten der Masse spielen. Als ich bei der Polizei anfing, hatten sich gerade Leute wie Franz – Josef Strauss aus dem großen Geschehen verzogen. Innensenatoren, die sich nicht unter Kontrolle hatten, bekamen mächtig Gegenwind. Die Republik befand sich politisch im Aufwind und wurde langsam, trotz der Lethargie der Bonner Provinz und einem mehr als biederen Dauerkanzler, zu einem wirklich aufgeklärten modernen Staat. Die rhetorischen Propaganda – Kriege zwischen dem “Schwarzen Kanal” – Schnitzler und ZDF Magazin – Löwenthal, dienten fast nur noch der Erheiterung. Heute kommen mir die beiden vor dem Hintergrund des aktuellen Geschehen wie blutige Amateure vor.

Mir ist in Gesprächen aufgefallen, dass gerade die Generation der heute 70 – 80 jährigen Bundesbürger, also die der Anfangszeit nach dem II. Weltkrieg, dies durchaus kritisch beäugt, während die Generation der 40 – 60 jährigen, eher unbesorgt damit umgeht. Ich empfinde beim Zuhören auch oftmals eine Abgestumpftheit der Sprecher. Sie leben innerhalb des Rahmens «Grundgesetz», aber sie leben nicht aktiv die Idee.

Den “Grünen” wird neuerdings vorgeworfen, dass sie eine Verbotspartei wären. Beginnen wird doch erst einmal damit, mit welcher Impertinenz, Respektlosigkeit und Arroganz “Hierarchiespazierer” wie Spahn, Lindner, Söder, Dobrindt u.a. auf normale Menschen eindreschen, die im Gegensatz zu ihnen eine echte Lebensleistung vollbracht haben und nun vor den Trümmern ihres Lebensentwurfs stehen. Es soll noch Menschen geben, die arbeiten und nicht ihr Leben nach der Karrieregeilheit ausrichteten.

Jedes Recht und jede Freiheit muss der auf Gier und Drang nach unbegrenztem Wachstum geprägten Wirtschaft abgerungen werden. Der Kapitalismus hofiert nun einmal diese im menschlichen Verhalten implementierten Phänomene. Bisher ging alles gut, doch langsam melden sich Zeichen am Horizont, dass das ganze aus dem Ruder gerät.

Die sozialen Spannungen werden größer. Die geringer Bedachten oder Verlierer werden an die Ränder der Städte gedrängt und verkommen dort zu verwalteter biologischer Masse. Es entstehen scharf abgegrenzte Eliten. Sicherheit – und Schutzbedürfnisse werden zur Frage des gezahlten Geldes. Wer es sich leisten kann, zieht in Häuserkomplexe mit eigenen Sicherheitsdiensten. Wohlhabende Bürger bezahlen private Security – Streifen, die gekleidet in Fantasieuniformen Quartiere beschützen sollen.

Statussymbole nehmen eine immer wichtigere Rolle ein. Hingegen sinken Persönlichkeit und Lebensleistung im Ansehen bzw. verlieren ihre gesellschaftliche Rolle. Parallel wird das Bedürfnis nach diesen Symbolen seitens der Werbung (Wirtschaft) befeuert. Alles Prozesse, die auch im Ostblock nach der Öffnung in den Neunzigern zu beobachten waren und auch heute noch dort deutlich gesehen werden können.

Parallel werden in der Gesellschaft der «Habenden» dekadente Diskussionen geführt, die mit der Lebensrealität der Menschen den Hochhäusern am Stadtrand, den Zonenrandgebieten oder strategischen innerstädtischen Spekulationsgebieten, nicht im entferntesten etwas zu tun haben. Auch dieser Spalt wird immer größer. Ich unterstelle einer großen Zahl prominenter “LINKER”, dass sie sprachlich und programmatisch zur ehemals als “Arbeiterklasse” bezeichneten Schicht, jeden Kontakt verloren haben.

Ich habe das beruflich in den vergangenen dreissig Jahren alles verfolgen können. Bereits in den Neunzigern dämmerte mir bei einem Aufenthalt in der damals noch bestehenden Tschechoslowakei, während meiner Zeit in Kommissariaten welche sich auf Organisierte Kriminalität durch Bürger aus Restjugoslawien und G.U.S. spezialisiert hatten, dass ich in eine Zukunft blickte. Als ich um 2000 von einer privaten Sicherheitsfirma in der Berliner Potsdamer Straße aufgefordert wurde, mit meinem Zivilwagen wegzufahren oder in Marzahn beim Betreten eines Hauses einen uniformierten Portier passieren musste, rundete sich mein Bild langsam ab.

Die nachfolgenden operativen Einsätze in den Siedlungen von Spandau, Neukölln, Marzahn, Hellersdorf bestätigten mich in allem, was ich oben formuliert habe. Noch übler sieht es in den «ärmeren» neuen Bundesländern aus. Was wir dort als Berliner verdeckt operierende Einsatzkräfte zu sehen bekamen, hat sich mir tief eingeprägt. Zeitweilig wähnte ich mich in der Dritten Welt. Wer dort auch noch Heime für Zuflucht Suchende aufstellt handelt meiner Meinung nach mit Vorsatz und will für seine Zwecke die Eskalation der Situation. Da steckt Kalkül dahinter.

Wer von einem Konsens der Gewaltlosigkeit, einer deutschen Leitkultur spricht, redet nicht über die Siedlungen, in Rostock, Frankfurt/Oder, Cottbus, Berlin, Magdeburg und anderen Gebieten. Wir steuern, wenn wir nicht längst schon angekommen sind, auf einen Zustand zu, in dem sich die glitzernden wirtschaftlichen Erfolgsmeldungen nur auf eine sich gern präsentierende Minderheit, beziehen, die das echte Bild verschleiern. Ich wehre mich dagegen, die Menschen, die dort abgehängt von allem sich sozial selbst überlassen sind, aufgrund ihres Verhaltens zu verurteilen. Wer dort nicht heranwächst, muss erst einmal das Gegenteil beweisen.

Der natürliche Lebensraum eines Kriminalbeamten ist genau an diesen schwierigen Plätzen. Exekutive bedeutet auch, für die Entscheidungen und Bestrebungen einer gewählten Regierung einzutreten und die Folgen zu sehen. Ich bin kein Verfassungsrichter, insofern steht es mir nicht zu, das Gebaren als verfassungswidrig zu bezeichnen. Aber ich erlaube mir ein persönliches Empfinden. Und das meldet mir, dass das mit Regieren im Sinne des Wohls für die Bevölkerung und der Menschlichkeit nichts mehr zu tun hat.

Alles ist darauf ausgerichtet: «Geht es der Wirtschaft gut, geht es auch dem Volk gut!» Ich mach mal eine andere Rechnung auf. Der Wirtschaft im Falle eines Konzerns oder Global – Players, um bei diesem namen – und gesichtslosen Begriff zu bleiben, geht es am besten, wenn wenig Gehälter gezahlt werden müssen, die Sozialabgaben gering sind, die Rente klein ist und maximale Gewinne erzeugt werden können. Der Wirtschaft, bezogen auf den inneren Markt und Wohlstand des Bürgers, geht es gut, wenn die Kaufkraft des Inländers hoch ist. Portugal hat das gerade erfolgreich vorgemacht. Wie es anders aussieht habe ich in der Mongolei gesehen. Schaut man sich die Innenstadt von Ulanbataar an, wähnt man sich in einen aufstrebenden Staat. Jeder Meter, der einem aus der Innenstadt entfernt, zeigt einem den Irrtum auf. Doch soweit muss man gar nicht reisen, wenn man in Berlin wohnt. Da gibt es diesen Effekt auch. Passend hierzu gehorcht die Berliner Polizeiführung den Vorgaben der «Habenden». Den neuen Konzepten nach, wird die Polizeipräsenz in der Innenstadt erhöht und damit am Rande ausgedünnt.

Die aktuelle Situation Hartz IV ist für mich ein Beruhigungsmittel. Die Leute bekommen genau die Zuwendungen, die sie halbwegs überleben lasssen und sie mit dem Druck versehen, bei Zuwiderhandlungen das auch zu verlieren. Anderenfalls bestände das Risiko, dass sie zur Revolte übergehen. Wie das ausgeht und aussieht erleben wir gerade in Frankreich. Die sind Deutschland nämlich auf dem Land, in den Banlieue und den Randgebieten um wenige Jahre voraus. Amüsanterweise (Zynismusmodus!) schreibt die Zentrale für politische Bildung dazu:

Seit drei Jahrzehnten stellen die benachteiligten Randgebiete der französischen Großstädte eine zentrale Herausforderung der französischen Innenpolitik dar. In den Banlieues prägen Arbeitslosigkeit, städtische Verwahrlosung und Gewalt den Alltag. Urbane Ausschreitungen erreichten 2005 ein erschreckendes Ausmaß. Experten warnen vor einer starken sozialen Segregation, wie sie in vielen US-Städten zu finden ist.

Ich habe mir das mal vor einigen Jahren in Paris angesehen. Als jemand, der in einer Berliner Hochhaussiedlung aufwuchs und dort ab und zu zum Zwecke der eigenen Erdung mal vorbei schaut, kam mir vieles merkwürdig bekannt vor. Im Gegenzuge bestätigte mir ein Sozialarbeiter aus Paris, der sich mal Berlin mit seinen Augen ansah, mein Gefühl. Aus Gesprächen mit Lokalpolitikern weiß ich auch, dass die das durchaus genauso sehen wie ich.

Gleiches spielt sich bei der Bekämpfung der Drogenszene ab. Man stelle sich vor, der «Görlitzer Park», wäre irgendwo am Rande von Marzahn oder Heerstraße – Nord. Kein Mensch würde sich dafür interessieren. In Berlin spielt sich immer das gleiche Spiel ab. Quartiere werden herunter gewirtschaftet. Dann kommen sie Studenten und Künstler auf der Suche nach günstigen Wohnraum. Die Gegend wird «hipp» und attraktiv für «Habende» mit alternativen aufgeklärten Lebensverständnis. Bevorzugt ziehen dann Anhänger der «Grünen», Kreative, Designer und Architekten in die Häuser. Die Mieten steigen und das Niveau hebt sich. Übrig bleiben die Fragmente vor der Tür. Obdachlose, Abhängige, das örtliche Trinkermilieu und Prostitution.
Dafür gibt es dann die Polizei, die jene Szene gefälligst woanders hin verdrängen soll. Meistens ins nächste Gebiet welches heruntergebracht werden soll.

Hierzu ein kleiner Exkurs in die Berliner Geschichte. Der Berliner Humboldthain wurde einst als eine Art Botanischer – und Zoologischer Garten für das Bürgertum errichtet. In direkter Nachbarschaft zum sogenannten Roten Wedding. Einem der Ausgangspunkte der Novemberrevolution 1918. Damals schon missfielen den Bürgern von Berlin die zahlreichen herumlungernden Obdachlosen und Schlafburschen. Deshalb forderten sie von der Polizei die Verdrängung. Irgendwie hat sich wenig geändert. Doch eins: Die kannten das Beruhigungsmittel Hartz IV noch nicht.

Das geschieht so lange, bis die Berliner Illusion in der Mitte frei von Störenfriede ist. Am Ende des Prozesses bleiben nur noch die Stadtränder. Hallo Paris, Hallo London, wir wären dann auch soweit.

Nein, ich habe immer versucht, für eine Gesellschaft einzutreten, die zum Rahmen Grundgesetz passt. Was jetzt passiert, hat damit nichts mehr zu tun. Entstanden ist ein System, welches nicht zum Rahmen passt. Und dagegen kann ich ohne jegliche Skrupel antreten – eben gerade, weil ich eine ganze Menge gesehen habe. Die Geschehnisse und das Gesehene im Polizeidienst treiben einen häufig vor sich her. Es ist absolut menschlich, dass man bei gleicher Informationslage zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt. Meins ist, dass Menschen nicht als das geboren werden, was sie irgendwann sind.

Viele Faktoren wirken auf die Persönlichkeit ein. Nach meiner Logik ist die Anzahl kranker, gewaltätiger, brutaler, egoistischer, asozialer Menschen eine Kennzahl für den Zustand der Gesellschaft. Dabei geht es weniger um Fallzahlen in Kriminalstatistiken, sondern wie man die Täter oder Einsatzsituationen persönlich erlebt. Eine Gesellschaft produziert ihre Problemfälle immer alleine. Der bürgerliche ausgestreckte Zeigefinger, bedeutet immer, drei Finger zeigen auf das Bürgertum und einer, der Daumen, auf die Machthaber, die sie gewählt haben. Immer nur auf den Täter zu schauen, sich auf Stereotype zu fixieren ist nachvollziehbar, ist meiner Meinung nach einen Schritt zu kurz gedacht.