Trip 2024 Zuckerfest

monks walking through the entrance of raya gopura melkote india Lesedauer 3 Minuten

Hier in Malaysia steht morgen das Zuckerfest, Raya, das Ende des Ramadan an. Ein größeres Ereignis, welches alle Familien auf Trab halten wird. Jede ist verpflichtet, ankommende Besucher zu verköstigen. Na gut … sie sehen es nicht als Pflicht, sondern angeblich tun sie es gern. Für mich wäre das nichts. Weder bin ich in Sachen Essen ein guter Gastgeber, noch mag ich zu viel und dann auch noch unangekündigten Besuch.

Meinerseits kann ich das Ende des Ramadan nur begrüßen. Endlich öffnen wieder alle Restaurants bzw. “Streetkitchen” und die “Prayer”, deren Stimmen aus den Lautsprechern der Moscheen herausschallen, beruhigen sich wieder ein wenig. Ramadan ist für mich eine schwierige Zeit. Die Dosis Religion und Irrationalität ist mir ein wenig zu hoch. Doch das ist bei mir nicht auf den Islam begrenzt, sondern gilt für alle Religionen. Erst kürzlich unterhielt ich mich mit einem Inder über die Religionsfreiheit in Deutschland. Es muss einfach Grenzen geben, spätestens, wenn sie mit den Rechten anderer kollidieren. Ansonsten könnten beispielsweise Hindus öffentliche Verbrennungen ihrer Toten fordern. Nein … das ginge zu weit. Ebenso ist das Leben schon laut genug und alles wird vom Menschen übertönt, da braucht es nicht auch noch Männer, die eine Stunde lang ihre vermeintlichen Weisheiten um 06:00 Uhr über Lautsprecher hinaus posaunen.

Aber es gibt auch immer mal wieder erfreuliche Geschichten. Vorgestern traf ich einen ca. 35-jährigen, den ich in den letzten zwei Jahren immer nur “High” erlebte. Jeden Abend stand er zugedröhnt mit Kokain, Alkohol und MDMA am Strand. Nunmehr ist er clean. Ausgerechnet die Polizei gab den Ausschlag. Er wurde zusammen mit einer Freundin aufgegriffen. Ein Officer nahm ihn mächtig ins “Gebet”. Wohl, weil er nicht ins übliche Raster passte. Tagsüber erfolgreicher IT’ler mit gutem Verdienst und dann am Strand das Wrack. Er gab ihm eine Chance, mit der klaren Ansage: Beim nächsten Mal gibt es das volle Programm. So etwas hörte ich hier noch nie. Seit dem meidet er den Strand und die wenigen hier vorhandenen Bars. Erst mal ist er jetzt mit Rückzahlungen beschäftigt, weil er ein paar Inder aus dem “Schlagenden Inkasso” loswerden musste. Doch irgendwie hab ich bei ihm ein gutes Gefühl.

Ich bemühe mich, die Weltnachrichten weitestgehend auszublenden. Bisweilen schafft es der Krieg im Nahen Osten bis zu mir. Hier heißt es bezüglich der Hamas und Hisbollah zumeist: alles westliche Propaganda. Desinformation wirkt bei allen Themen und in jeder Gesellschaft. Selbst die Kinder bleiben nicht verschont – oder gerade eben sie, die Generation von morgen, wird entsprechend präpariert. Beispielsweise ist es hier unter Kindern eine Beschimpfung, wenn Klassenkameraden, die anders aussehen, als Israeli bezeichnet. Geht es um religiösen Fanatismus, heißt es sofort: Ja, aber die anderen Religionen doch auch. Dabei glaube ich nicht einmal, dass die Mehrheit jemals etwas von der “Lord’s Resistance Army” in Uganda oder diversen, weltweit verteilten radikal, fundamentalistischen, evangelikalen Sekten hörten. Ähnliches gilt für Hindus oder Buddhisten auf Abwegen in Myanmar. Zumal hier die Rolle der restlichen ASEA Staaten ziemlich speziell ist. Wie auch immer … mit dem religiösen Fanatismus werden wir noch lange zu tun haben.

Gestern Abend meinte ein junger Deutscher, dass die Nachrichten über die Wetterentwicklung in Deutschland “besorgniserregend” wären. Ich entgegnete, dass sich “sorgen” auf potenziell eintretende Ereignisse, aber nicht zwingend statt findende bezieht. Tatsächlich befinden wir uns am Anfang eines Geschehens, welche jetzt passiert und jährlich konkretere Züge annehmen wird. Sorgen muss sich da niemand mehr machen. Abfinden, damit leben, einen Umgang finden, Überlebensstrategien entwickeln, dürfte passender sein.

Besorgniserregend finde ich das allgegenwärtige Kriegsgefasel in Europa, an dem sich auch deutsche Politiker*innen beteiligen. Wenn ich Bilder sehe, auf denen ein deutscher Verteidigungsminister “heroisch” ein “Vorkommando der neuen Panzerbrigade 45 (Litauen-Brigade)” verabschiedet – wird mir übel. Aber ich kenne das von früher. Es war immer beeindruckend, wie sich Anzugträger aufblähten, wenn sie das “Kommando” der Berliner Spezialeinheiten, weniger über die Hippies vom MEK, mehr über die “harten” Jungs vom SEK übernahmen. Frei nach Tucholsky: “Willst Du einen Menschen kennenlernen, mach ihn zum Vorgesetzten. Ich möchte ergänzen: Oder stecke ihn in eine Uniform. Willst Du ihn noch besser kennenlernen, lasse ihn einen schwarzen Strampler mit bunten Aufnähern und ein Oberschenkelholster mit Pistole umbinden.”
Macht ihr mal. Jede Mutter und jeder Vater kennt den Spruch, wenn sich Kinder gegenseitig mit Stöcken ein Gefecht liefern: “Bis einer heult!” Der spärlich behaarte Affe mit trockener Nase lernt es einfach nicht bzw. begreift nicht, dass die territorialen Kämpfe zwischen zwei Affenhorden ehemals durchaus zweckmäßig waren, weil sie sich die Ressourcen eines Gebiets sichern wollten und der Gen-Pool gesundete, aber heute was ganz anderes und vor allem zweckfrei, kontraproduktiv, sind. Wir benötigen all die “Poser” und “Kriegstreiber” nicht einmal für das Aufzeigen, wie der Homo sapiens sein kann, und dass es auch andere Vertreter der Spezies gibt … wir hatten das alles bereits. Ja, aber die Nazis und Hitler wurden auch … Korrekt! Aber dann haben sich Irre nukleare Waffen, Mittel- und Langstreckenraketen und ähnliches einfallen lassen. Absehbar ist damit jeder Diktator, Aggressor, Imperialist, unangreifbar geworden – sauber gelöst.

OK, 35 Grad, und weil die Natur einen Aufguss gemacht hat, fühlt sich die Luftfeuchtigkeit wie ein nasses Handtuch an. Zeit an den Strand zu gehen, da herrscht eine leichte Brise. Ich weiß, selbst ausgesuchtes Elend. Außerdem liebt mein Körper dieses Wetter – was mich bezüglich meines Genpools skeptisch macht. Man liest sich.


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Verfasst 9. April 2024 von Troelle in category "Gesellschaft

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