Trip 2024 Albern in ernsten Zeiten

silhouette photography of jump shot of two persons Lesedauer 2 Minuten

Wer in einem Guesthouse oder Hostel längere Zeit bleibt, wird wie in einer Soap immer neue Zusammenschlüsse von Leuten erleben, die ein paar Tage zusammenfinden, ein wenig von sich preisgeben und dann wieder auseinandergehen. Aktuell gastieren hier zwei junge Berlinerinnen, ein junges Paar, ebenfalls aus Berlin und eine weitere Deutsche, die ein duales Fernstudium absolviert. Gestern hatte ich das Vergnügen mit 5 jungen Frauen eine Island-Hopping-Tour zu unternehmen. Von wegen Deutsche haben immer einen Plan. Für Backpackerinnen gilt das nicht. Kaum traf der Fahrer ein rannte ein wildgewordener Hühnerhaufen in der Gegend herum. Da kamen bei mir fast romantische Erinnerungen aus der Zeit mit meinen Töchtern auf. „Ich muss nochmals zur Toilette!“; „Ich muss mich noch eincremen!“; „Hat jemand meine Flipflops gesehen?“ Um dann im Wagen festzustellen: „Wo ist mein Portemonnaie?“ Zunächst dachte ich, dass der Fahrer zu früh da war. Dann erinnerte ich mich an meine eigene Taktik. Ich sagte meinen Töchtern ebenfalls andere Uhrzeiten, damit wir pünktlich weg kamen. Und außerdem: Hier ist Malaysia. Zeiten sind Empfehlungen und keine Dogmen.

Es wurde ein lustiger Tag. Im Anschluss gab‘s Campari Orangensaft für alle. Nebenbei der Lieblingsdrink von Zack, dem Mann von Claudia und Besitzer des Guesthouses. Die Girls gaben Vollgas und Elisabeth, die aktuelle Grand Dame des Hauses, zeigte sich ob des nächtlichen Krawalls gnädig. Bis eine Gruppe aus drei marokkanischen Frauen einen Kochkurs veranstaltete und das Geschirr nicht abtrocknete. Da schritt sie dann doch ein. Am Ende des Tages ging nichts zu Bruch, es gab keine Verletzungen und niemand ist verschollen – alles Gut!

Mordor ist noch weit vom Auenland entfernt und Sauron ist für den Flecken Langkawi noch weitestgehend blind. Jedenfalls gilt dies für die Touristen. Wenn ich an die Slums auf Langkawi denke, in denen Rohyngia, Bangladeshis und Drogenabhängige ihr Dasein fristen, siehts dort schon ein wenig anders aus. Zack erklärte mir gestern, dass auf seinem Führerschein, Religion, Geschlecht und Rasse (originärer Malaie, indisch stämmig, chinesische Vorfahren) verzeichnet sind. In Deutschland undenkbar. Auch gehen an mir nicht die Nachrichten vorbei. Krieg, Säbelgerassel, humanitäre Katastrophen, die braune Soße, die sich immer weiter über Europa ergiesst, … es macht wenig Freude, die News zu lesen.

Bisweilen fühl ich mich wie in einem Gespräch mit Gandalf, der versucht mich in meiner friedlichen Hütte im Auenland davon zu überzeugen, gegen Mordor zu ziehen. Nahezu jeden Tag begegne ich diesem kaputten Malaien, der damals in Mogadischu als Sniper gegen die Rebellen kämpfte, die zwei Blackhawks vom Himmel holten. Krieg ist Dreck! Und sie fangen dennoch immer wieder damit an.

Übermorgen führt uns Peter, ein hier hängen gebliebener Deutscher mit Liebe zur Natur, durch Dschungel und Mangroven. Mit an Bord zwei Phobikerinnen, die auf Spinnen panisch reagieren. Eine davon entdeckte gestern einen Tausendfüssler, deutlich giftiger als die meisten Spinnen. Der war OK! Menschen! In dem Zusammenhang fasziniert mich auch immer wieder, welche Tiere als verzehrbar erachtet werden. Ob sich Kühe beim Anblick einer Katze bisweilen sagen: „Na toll, nur weil das blöde Vieh auf niedliche Fellfresse macht, wird es von den Affen nicht gegessen?“

Man liest sich ….


Copyright 2021. All rights reserved.

Verfasst 14. März 2024 von Troelle in category "Gesellschaft

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.