Trip 2024 der Slum

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Um in Malaysia mit der staatlichen Ordnungsmacht in Konflikt zu geraten genügt es, an falschen Orten zum falschen Zeitpunkt zu sein. Hier auf Langkawi sind es zwei Slums. Mangrovenüberschwemmungsgebiete, in die auf Betonpfeiler stehende einfachste Häuser gebaut wurden. Vielleicht gab es irgendwann ein System. Heute ist davon nichts mehr zu erkennen. Mittlerweile ist alles wild durcheinander gebaut und überall verteilt sich der von der Flut angespülte Müll, der eine widerliche Verbindung mit dem Schlamm und Seetang eingeht. Dazwischen fristen die Menschen ihr Leben. Sie kommen aus Indien, Myanmar, Bangladesh, einige aus Malaysia. „Abgerockte“ Drogenabhängige, zumeist geht es um Katrom, XTC, Captagon, Tramal, Valium, mischen sich mit mit ganz normalen Familien. Die Polizei hat ein leichtes Spiel. Es gibt nur drei Zufahrtsstraßen. Auf Kommando wird das Netz zugezogen und innen zappeln alle, die nicht schnell genug weg kamen. Die meisten taten nichts, außer Drogen zu konsumieren. In Malaysia führt bereits eine positive Urinprobe in den Knast. Welche der verbotenen Substanzen genommen wurde, spielt keine Rolle.

Ein Bekannter will es einfach nicht lernen. Ich erlebe nunmehr das zweite Mal, dass er sich dort herum trieb und prompt ins Netz ging. Seinen Roller ließen sie im Slum stehen und er selbst landete mal wieder im Polizeigewahrsam, von wo aus er nach einer Nacht in die Untersuchungshaft überstellt wurde. De facto hat der arme Kerl nichts getan. So weit ich weiß, gibt es auf der Insel drei größere Einheiten. Die Mitglieder der einen Truppe prügelte kürzlich einen Dealer zu Tode. Seither wurden einige von ihnen aus dem Rennen genommen. Die verbleibenden konkurrieren miteinander. Am Ende muss die Statistik stimmen. Aber diesmal schoben sie den Jungs die mitgebrachten Drogen etwas zu plump unter und die anderen rochen den Betrug, weswegen sie einige wieder ziehen ließen.

Gefängnis und Polizeigewahrsam will man hier nicht wirklich kennenlernen. Die Zellen sind überbelegt und geschlafen wird auf dem nackten Fußboden. Wasser gibt es dreimal am Tag. Zu essen gibt es trockenen Reis mit Fisch, der das Wasser schon lange nicht mehr gesehen hat. Dahinter steckt Kalkül. Die gegen den eintretenden Durchfall nötigen Medikamente können Angehörige für den 5fachen Preis kaufen. Gestern sprach ich mit einer hier arbeitenden deutschen Lehrerin. Ein US Amerikaner, der des Besitzes von kinderpornografischen Material überführt wurde, erwartet demnächst eine Strafe ca. 30 Jahren und Stockschläge. Ich denke, dass er dies, insofern die US Botschaft nicht interveniert, nicht lange überleben wird. Manch einer in Deutschland wird sagen, dass das völlig in Ordnung ist. Ich bin da anderer Meinung. Für mich gehört er in eine Therapie und menschlich untergebracht.

Allgemein ist es in den letzten Tagen ruhiger geworden. Die Partygirls sind weg. Elisabeth ist zu ihrem Sohn nach Dubai gefahren. Die Neuzugänge sind eher unauffällig. Im April steht ein Sandbahn Motocross Rennen an. Organisiert von meinem Bekannten Roy. Er bat mich darum, ihm ein T-Shirt zu entwerfen. Ich hoffe, es ist einiger Maßen gelungen. Zuvor werde ich mich nochmals selbst testen. Es gibt einen ziemlich einsamen Strand. Dort werde ich mal drei Tage lang ausprobieren, wie lange ich es ganz alleine mit mir und dem Meer aushalte. Meiner bisherigen Erfahrung nach, klappt das gut, wenn man eine bittere Phase durchlebt. Ist sie vorbei … wird es schwierig. Na mal sehen …


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Verfasst 21. März 2024 von Troelle in category "Gesellschaft

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