Polizei und Links

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Nichts ist so einfach, wie es scheint

Meiner Erfahrung nach, gibt es in der Biografie eines Menschen, insofern er das Glück hat ein gewisses Alter zu erreichen, eine Sollbruchstelle. Der Mensch ist als Primat auf das Lernen über Ältere, Vorbilder, angewiesen. Doch eines Tages wird man selbst zu dem, was die Jüngeren vor Augen haben. Im schlechten Fall ist man der Säufer mit dem flachen Hintern, bei dessen Anblick der Jüngere realisiert, dass er so niemals werden will; im günstigen Fall, gibt man etwas Schlaues von sich und verdient sich Respekt. Für einen selbst besteht die Aufgabe darin, selbst zu werden und nicht mehr irgendwelchen Bildern hinterherzulaufen, die ohnehin nur sind,  was man sehen will. Die mich anschauen, sehen, ob ich es nun will oder nicht, immer auch den ehemaligen Kriminalbeamten, der ein Leben danach führt und sie haben Fragen.

Wer sich als als junge/r Deutsche/r auf den Plattformen der Social Media Plattformen bewegt, Publikationen über die Polizei liest, die Aussagen von sogenannten Experten vernimmt, Hochschuldozenten, die ehemals irgendwo selbst Polizeidienst versahen oder die Aussagen von Gewerkschaftsvertretern  in den üblichen Pressemeldungen liest, muss ein seltsames Bild bekommen. Bildern kann man nicht über den Weg trauen u. schon gar nicht, wenn man es selbst nicht gesehen hat, sondern es sich beschreiben lässt. Ich selbst lernte diese Lektion 1987 an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, Fachbereich 3. Drei Klassen Auszubildende für den Gehobenen Dienst der Berliner Polizei zusammengesetzt aus sogenannten Direkteinsteigern und Aufsteigern aus der Schutzpolizei.
Da beginnt es bereits mit den Differenzierungen. Manche der Schutzleute bekamen die Chance, innerhalb ihrer Laufbahn aufzusteigen, andere mussten die Laufbahn, nämlich zur Kriminalpolizei, wechseln. Scherzhaft nenne ich die heute noch Konvertiten. Damals war das die schlechtere Option, weil der weitere Aufstieg bei der Kriminalpolizei und um diesen, der mehr Geld bedeutete, ging es immer, langsamer verlief. Ich hatte damals einige im Jahrgang, die später Macht und Posten in der Hierarchie bekommen sollten. Egal, darum soll es erst einmal nicht gehen. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, versammelte sich da ein bunter Haufen. Intellektuelle, Bummsköppe, Familienväter, Unreife, Leute, die die Rettung aus einer falschen Entscheidung suchten, Taktiker auf dem Weg zum Jura Studium, stocksteife Beamte. Bereits damals gab es eine gewisse Distanz zwischen denen in der Polizei bereits sozialisierten Schutzleuten und den Quereinsteigern. Eine erwartbare Ausgangslage und ich denke, dem einen oder anderen Lehrkörper aus der Polizei war das unheimlich, während manch ein Externer feixte. Heute noch stellt die Polizei in den speziellen Bereichen Beamte aus den eigenen Reihen, während die Rechtsfächer von externen Dozenten,  mal mehr, mal weniger qualifiziert, unterrichtet werden. Ich erwischte eine wirklich gute Phase. Mit den beiden Verfassungsrechtlern Prof. Dr. Gerhard Zimmer und dem äußerst kritischen Dr. Eggerd Schwan (Heute weiß ich, welch Glück mir zuteilwurde, bei ihm Vorlesungen gehört zu haben. Letztes Jahr gab er mit 82 Jahren nochmals ein Buch heraus, in dem er sich intensiv mit Geheimdiensten beschäftigt  o. besser: abrechnet.) Durch sie hatten wir zwei absolute Hochkaräter vor uns zu stehen. In dieser Zeit hieß der Innensenator Kewenig. Er und Schwan lieferten sich öffentliche Dispute und es missfiel dem Innensenator sehr, dass ausgerechnet sein Widersacher junge Polizisten/innen unterrichtete. Ein Kernpunkt des Streits war die Bespitzelung der AL, TAZ, SPD Mitgliedern und einiger Künstler durch das Landesamt für Verfassungsschutz. (siehe SPIEGEL 49/88)
Vor ihnen saßen Frauen und Männer von Anfang Zwanzig bis Mitte Dreißig, bei denen wiederum die Hälfte bereits einige Jahre innerhalb der “Behörde” sozialisiert wurden und die anderen entweder unmittelbar vom Gymnasium kamen oder den Umweg über einen anderen Beruf bzw. Studium genommen hatten. Jene, welche bereits einige Zeit bei der Schutzpolizei verbracht hatten, sahen die externen Professoren kritisch. Sie erwarteten klar Vorgaben, mit denen man im Dienst arbeiten konnten, während ihnen von den Professoren eine Rechtsauffassung vorgestellt wurde, die überhaupt nicht der Behörden – Linie entsprach. “Behörde” war und ist ein Chiffre für ein hierarchisches System, welches von den Quereinsteigern erst einmal erlernt und akzeptiert werden musste. Denke ich zurück, kann ich über heutige Aussagen, in denen von Bewerbern mit von vorneherein existierender Neigung zu einem autoritären System die Rede ist, nur lächeln. Linienführungsprinzip, Führung, Vorgesetzte, Führungsstab, Weisungen, Geschäftsanweisungen, Befehle, all das muss erst einmal angenommen werden und führte immer mal wieder zu Konflikten. Prinzipiell geht es um die Übernahme einer Prämisse für das Zusammenleben der Menschen: Über eine anstehende Entscheidung kann gesprochen werden, aber am Ende muss einer/eine entscheiden und diese Position ist vorher festzulegen. Die getroffene Entscheidung hat wiederum im Einklang mit der weiter oben vorgegebenen Rahmenbedingung zu stehen. Kurz: Es kann nicht nur Häuptlinge geben, sondern die breite Masse sind Indianer, die den anderen vertrauensvoll folgen. Wer geeignet ist Häuptling zu sein, entscheiden die noch weiter oben. Und noch mal anders mit einem zu dieser Zeit populären Song von Pink Floyd formuliert: Welcome to the Machine!

Bevor ich weiter schreibe, will ich an dieser Stelle einen Marker setzen. Die ausgehenden Achtziger in West – Berlin waren politisch von konservativen Politikern geprägt, die das Landesamt für Verfassungsschutz gegen alles einsetzte, was ihnen nicht in den Kram passte. Sie produzierten dabei Berge von Akten. Das ist 40 Jahre her und dennoch im Hinblick auf aktuelle Geschehnisse um das Bundesamt für Verfassungsschutz und dem abgesetzten Leiter herum, aktueller als man mag.

Eine logische Konsequenz aus dem Linienführungsprinzip ist  ein Roter Faden, an dem sich alles entlang hangelt. Es ist nicht immer der eine, sondern es sind viele kleine Fäden. Der für Beförderungen, jener für das Führungsverhalten, da einer für die Gestaltung von Einsätzen, usw. In der Ausbildung zeigte sich schnell, dass die überwiegende Zahl derer, welche sich für die Laufbahn Kriminalpolizei entschieden, in der Schutzpolizei auf Dauer niemals überlebt hätten. Ein Dozent für Einsatzlehre brachte es damals auf den Punkt: “Meine Damen und Herren, wenn sie eine Absperrung einrichten, müssen sie dies immer mit uniformierten Einsatzkräften machen. Die stehen dort, bis sie etwas anderes anordnen. Nehmen sie Leute von der Kripo, werden die sich einen Platz im Schatten oder an der Imbissbude suchen und nach eigenem Ermessen Leute auf Zuruf anhalten bzw. durchlassen.” Außerdem entsprach es in den ausgehenden 80ern nicht dem Selbstbild eines jungen Abiturienten sich von irgendwelchen Leuten für etwas mit Steinen und “Molotow Cocktails” bewerfen zu lassen, was einem nach eigener Betrachtung im günstigen Fall vollkommen egal war und im schlechten Fall, die politischen Ziele eine gewisse Sympathie abrungen.

Ein wichtiger Punkt, den ich versuche in diesem Beitrag herauszuarbeiten. Insbesondere die Erfahrungen einer kriminalpolizeilichen Berufslaufbahn stehen mitnichten einer politischen Einstellung konträr gegenüber, die Konservatismus und die bestehende Ausgestaltung des Kapitalismus kritisch betrachtet.

Es hängt ein wenig davon ab, welche Delikte einem innerhalb der Laufbahn begegnen und welche tiefen Einblicke einem dadurch in den Innenraum der Maschinerie möglich werden. Ich gehe so weit, dass ich in keiner Weise bei einem/r erfahrenen Kriminalbeamten/in eine neoliberale Anschauung nachvollziehen kann. Das gesamte politische/wirtschaftliche Konzept klammert die Gier des Menschen und die Bereitschaft sich dafür über alles hinwegzusetzen, aus. Es liegt im Wesen von Ermittlungen, den Menschen nicht mit abstrakten Wunschvorstellungen zu betrachten, sondern ohne Bewertungskriterien wie z.B. Gut/Böse, die nackte ungeschminkte Realität des Menschen zu sehen. Des Weiteren unterstelle ich jedem/r Ermittlerin, der bei einem oder mehreren Taten, die Grenzen des mental Verkraftbaren erreichte, die spirituelle/philosophische Frage: Warum? Was treibt einen Menschen zu solch einer Tat? Ein Faktor begegnet einem immer wieder: Das Haben von mehr, als zum Leben notwendig ist, gehört zu den Grundprinzipien des Kapitalismus. Immer wird es in diesem Setting zwei Enden einer Strecke geben. An einem Ende, die mit unfassbar viel und am anderen, die nahezu nichts haben. Das reiche Ende kann nur existieren, weil alle versuchen es zu erreichen und paradoxerweise auf diese Art die Distanz zu den Reichen weiter vergrößern. Gleichsam wird alles zum Produkt, auch die Aspekte, die einen Menschen ausmachen. Wenn einige sich das Produkt, z.B. die Anerkennung, Respekt, Liebe, Identität, finaziell nicht leisten können, greifen sie auf illegale Mittel zurück. Und bei der Wahl der Mittel sind manche nicht zimperlich. Die/der Polizist/in, egal welcher Kategorie, muss sich bewusst oder unbewusst entscheiden. Gibt sie/er sich für die Bekämpfung der Auswirkungen dieses Lösungsansatzes eines Zusammenlebens her, vielleicht weil er/sei keine besseren Alternativen sieht, wählt den Weg in die Resignation oder quittiert den Dienst. Meistens läuft es auf eine Resignation hinaus.

Als ich jung war, machte ich mir solche Gedanken noch nicht. Meine Interessen gingen klar in Richtung der Bekämpfung von Kriminalität, dem Überführen von Ganoven, Aufklärung von Straftaten, eben was ein Kriminalbeamter so machen “sollte”. Ein erster Stolperstein! Denn in der Realität sieht einiges anderes aus. Aber dazu später. Für die Schutzpolizisten blieben die Optionen: Bereitschaftspolizei, Abschnitt, Zivil, Karriere im Stab oder verstecken auf Exotendienststellen. Jene Dienststellen, die etwas von Räumen haben, welche man nur über dunkle Gänge hinter Geheimtüren findet. Spezialeinsatzkommando, Mobiles Einsatzkommando, Verhandlergruppe, damals noch das Präzisionsschützenkommando, Personenschutz, aber auch die Wasserschutzpolizei, Hundeführerstaffel, Motorradstaffel.

Heute muss ich immer laut lachen, wenn mich zumeist junge Männer fragen, was sie machen müssen, wenn sie zur Polizei gehen wollen. Ich frage dann stets nach, wo sie denn da hinwollen und welche Vorstellungen sie haben. Merkwürdigerweise hat niemand Lust den Verkehr zu regeln, stundenlang Kontrollen durchzuführen, Protokolle über Unfälle, gestohlene Handtaschen und seltsame Geschichten zu führen oder bei Wind, Sonne, Regen, den Posten vor einem gefährdeten Objekt zu stellen. Eine Mischung aus Hollywood, deutschen Krimiserien, schlechter Öffentlichkeitsarbeit (vielleicht auch gute, denn bei Ehrlichkeit würde vielleicht keiner kommen), hat den Mythos erzeugt, dass man ausgebildet wird und sich dann nach Neigung auf eine Wunschdienststelle begibt. Die heißt allzu häufig: SEK. Die armen Irren können ja nichts dafür. Sie kommen aus einer Gesellschaft, in der es nicht leicht ist, eine Identität zu erlangen, die von allen Seiten akzeptiert wird. “Ich bin Polizist/in!”, lockt heute keine  Paarungsbereiten an. Da bedarf es zusätzlicher einiger körperlicher Modifikationen, ein passendes Fahrzeug und eine präsentable Wohnungseinrichtung oder eben das gehauchte: “Ich bin bei einer Spezialtruppe! Aber nicht erzählen, ich vertraue Dir.” Also, wenn schon nicht SEK, dann lieber einen Job, in dem man richtig Geld machen kann oder irgendwie anders auf den Busch hauen kann.

Diese Suche junger Leute nach Identität ist meiner Beobachtung nach in den letzten Jahrzehnten immer komplizierter geworden, da sie wie bereits angemerkt, zum Produkt auf einem Markt geworden ist, dessen Händler nicht immer die edelsten Motive hegen. Orthodoxe Religionsvertreter bieten sie als Geschenk, Radikale erzählen, was die einzig richtige ist und die Wirtschaft verkauft sie mittels Autos, Kleidung, virtuellen Welten, Technik, als Symbole. Dies alles ist mit Frustrationen, Aggressionen, Imponiergehabe, halt die Bandbreite dessen, was entsteht, wenn Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Ich kenne dies zur Genüge ebenfalls von außerhalb der Polizei. Würde sich manche Autonome ein wenig selbst reflektieren, müssten sie feststellen, dass sie in die gleiche Falle geraten sind, wie ihre Altersgenossinnen/en in Uniform. “Ich bin Autonomer! Ich kämpfe zusammen mit meinen Mitkämpfern gegen etwas!” Und komischerweise gibt es auch dort Häuptlinge, die vorgeben und Indianer, die folgen. So dürften sie es selbstverständlich niemals sagen, dies gäbe wegen politischer Unkorrektheit eine Menge Ärger, weil es nicht dem “Roten Faden” entspricht. Na? Klingelt es? Aber hier schreibt bereits der ehemalige Kriminalbeamte in mir. Ausgenommen sind die armen Gestalten, welche erst aus dem System fielen und dann auch noch aus dem eigenen Leben, weshalb sie beschlossen, es einfach nur irgendwie zu Ende zu bringen. Aber das ist keine autonome Lebensweise. Das ist eine Kapitulation, bei der es egal ist, ob man sie besoffen in einer Eckkneipe oder in einem besetzten Objekt durchzieht.

Die Königsdisziplin

Wer alles richtig machen will, muss aus der Polizei heraus in eine Position gelangen, in der über die Polizei an sich und nicht mehr alleine das Aufgabengebiet gesprochen wird. Heute ist dies einfacher, als früher. Einige nutzen die Polizei als Trampolin, studieren und werden kritische Kriminologen, andere schlagen die Karriere bei der Gewerkschaft ein oder gehen gar in die hohe Politik (Was aber meistens nur in der AfD halbwegs funktioniert, in den anderen Parteien bleiben Polizisten/innen im Regelfall in der Basis. Bei der AfD entwickelt es sich häufig auch zur Mogelpackung, weil die gescheiterten Professoren/innen u. die zweite Reihe der CDU aus den 80/90ern Aushängeschilder benötigen.) Wie der Gewerkschaftsvorsitzende der DPoLG Rainer Wendt bewiesen hat, sind die Trennlinien zwischen Gewerkschaften und Politik dünn bis hin gar nicht existent. Ein Umstand den ich negativ bewerte. Wir haben bereits genug Law & Order Kandidaten am Start, die eine maximale Sicherheit anstreben und diesem Unterfangen eine Freiheit nach der anderen opfern. Schutzpolizisten in der Politik sind der Friseur, den man danach fragt, ob ein neuer Haarschnitt notwendig ist.

Oder man sucht sich einen halbwegs erträglichen Posten innerhalb der Behördenstruktur (oft Prävention oder Beratung) und versucht sich auf den Social Media Plattformen eine Öffentlichkeit zu schaffen, die einen den Rücken frei hält, während man auf das System schimpft, welches einen das trockene Plätzchen vermacht hat. Doch die sind speziell und haben wenig mit dem zu tun, was tatsächlich innerhalb der einzelnen Segmente passiert. Segmente? Ja, denn die Polizei an sich existiert gar nicht, es bedarf immer eines Zusatzes, von welcher Unterabteilung gerade gesprochen wird. Und da sind bereits 98 % der Bevölkerung, Politiker, Kritiker, Soziologen, Wissenschaftler, heraus. Das ist zu kompliziert und zu differenziert. Das Denken ist geprägt von jahrzehntelanger Vereinfachung, Polarisierung und Einordnen in verwaltbare Kategorien, einhergehend mit der Vereinfachung der Sprache und somit Beschränkung der Denkprozesse Allerdings kann diese Verallgemeinerung auch perfekt für das Tuning der Biografie benutzt werden. Ich denke dabei z.B. an die Mitglieder der AfD, die jovial vorgeben: Ich bin einer von Euch. Ich war in der Bundeswehr oder bei der Polizei. Wo denn? Auslandseinsatz (Klingt immer gut. Die Botschaft lautet: Ich habe meinem Land gedient. Ich denke mir dabei immer, ob ich demjenigen etwas von Remarque, Böll oder Sartre zukommen lasse.)? Bei all den anderen oder in der Schreibstube? Abschnitt? Bereitschaftspolizei? Stab des Direktionsleiters? Kripo? Mehr so die Arbeit für die Versicherungen oder Milieu, OK, Sexualdelikte? Mehr mit einem Fetisch für Papier  oder eher Operativ, dafür aber schriftlich untalentiert? Nachbohren kann zu überraschenden und erhellenden Ergebnissen führen. Faustregel: Je lauter das Geklapper, desto kleiner die Schlange.

Wechselwirkungen

Vor gar nicht langer Zeit fragte mich eine meiner Töchter: Was ist passiert, dass in der Polizei so viele Rechte durch die Gegend rennen, die Chat – Gruppen können nicht geleugnet werden. Da atmet man als Vater erst einmal tief aus und setzt zu einer Antwort an, die deutlich zu lang ist und am Ende unbefriedigend ist. Spontan sagte ich:  “Es gab früher halt keine Messenger Dienste.” Auch, wenn da etwas dran ist, ist die Antwort nicht befriedigend. Immerhin erinnere mich daran zurück, wie zwei Kommilitonen aus der Schutzpolizei zu Silvester mit einer Vogelschreck – Pistole auf ein Wahlplakat schossen. Heute würde dies als “rechter” Vorfall bewertet werden. Ich kann versichern, dass beide dies nicht sind. Doch sie waren jung, der 1. Mai steckte ihnen in den Knochen und die aufgestaute Wut musste ein Ventil finden.

Deshalb zunächst einmal eine provokative Frage. Ist jede/r, der einen Hitlergruß zeigt, jemanden versucht mit Jude zu beleidigen, rassistische Begriffe verwendet, definitiv ein Nazi oder besser Faschist? Ich sage: Nein! Genau so kann es ein Zeichen geistiger Unreife sein und dem Verhalten eines Pubertierenden entsprechen, der Genitalien und Hakenkreuze auf den Tisch oder Toilettenwand schmiert. Wie weit es mit der Reife von Erwachsenen steht, lässt sich gut an den Wänden von Toiletten ablesen. An die Wand von ausschließlich für Berechtigte zugelassene Toiletten geschmierte Popel lassen Fragen zurück. Damit jemand, wirklich von der Weltanschauung einer faschistischen Gesellschaftsordnung überzeugt ist, muss mehr dazu kommen. Es kann sein, muss es aber nicht. An der Stelle kommt bei mir die Prägung durch, welche ich als Ermittler und später als Beobachter/Überwacher bekam. Der Mensch ist eine Sinnes – Maschine, die mit Verstand, Vernunft, Bewusstsein und einigen anderen Dingen beseelt ist, auf die ich nicht eingehen will, weil es dann in Richtung Buddhismus ginge. Politische Bezeichnungen/Kategorien sind Hülsen und ihre Symbolik Aufschriften. Wenn ich mit einer Person diskutiere, die mir erläutert, wie wichtig ein nationaler quasi kameradschaftlicher gesellschaftlicher Schulterschluss ist, es seine Richtigkeit hat, erst National und an die Mitglieder der Nation zu denken, der Mensch an sich einer Führung bedarf, und zwar von Leuten, die davon etwas verstehen, diese ganzen “Weicheier” nicht dem entsprechen, was lebenstauglich ist und deshalb zum Problem werden – dann geht es langsam in die richtige Richtung oder besser die Falsche. Ich formulierte dies hier im BLOG bereits mehrfach.

Eins möchte ich dabei  erneut deutlich herausstellen: Bei der Polizei in Deutschland ist weniger wichtig, was einzelne Beamte/innen denken oder an Vorstellungen entwickeln, entscheidend ist, wer die Polizei wozu benutzt und ob dann alle ohne Widerspruch mitmachen. Da ist mein Ansatz und was ich diesbezüglich beobachte, macht mir Angst. Dazu später mehr.

Die Wissenschaft wird es richten ...

Der neue heiße Trend lautet: Soziologische/wissenschaftliche Untersuchungen bei der Polizei. Meiner Auffassung nach ist dies auf vielerlei Ebenen absoluter Unfug. Es beginnt mit den Anforderungsprofilen der einzelnen Aufgabengebiete. Verfüge ich nicht über eine autoritäre Persönlichkeitsstruktur, die sich je nach Bedarf entweder unterordnet oder selbst in der Lage ist Machtmittel gegenüber anderen einzusetzen, werde ich bei der Bereitschaftspolizei nicht bestehen können. Schwierig wird es, wenn beides mit einer Art Lustgewinn verbunden ist. Gegen Macht ist an sich nichts einzuwenden. Ganz neutral haben andere einer/m zugestanden etwas zu unternehmen, an dem sie beteiligt werden. “Mach Du mal, wir sind dabei!” Wenn ich das für mein Ego brauche, ansonsten unzufrieden bin und bereit bin alles Erdenkliche und Förderliche zu tun, den Zustand wieder zu erreichen, wird es problematisch. Mir ist das mehrfach in meiner Eigenschaft als Berater für Mobbing – Betroffene begegnet. Oftmals wittert der Hauptakteur instinktiv die Bedrohung seiner Machtposition und versucht durch Herabsetzung/Demontage des Opfers die eigene Position zu überheben.

Im Gegenzuge wird ein Ermittler scheitern, wenn er sich nicht der eigenen Fehlbarkeit bewusst ist, zu schnellen Urteilen neigt und es mit der Empathie nicht weit her ist. Ich will gar nicht jeden Bereich auseinandernehmen, der Hinweis darauf, dass es diese unterschiedlichen Anforderungen gibt, muss reichen. Gleichsam kommt es zu Prägungen, die ebenfalls spezifisch sind. Ich habe lange genug mit Psychologen zusammengearbeitet um zu wissen, wie kompliziert diese Anforderungsprofile sein können und die Damen und Herren häufig nicht glücklich mit den tatsächlichen Besetzungen sind. Dies gilt insbesondere bei Führungskräften, da hier oftmals eher Persönlichkeitsmerkmalen der Vorzug gegeben wird, die im Leben jenseits der Hierarchie als auffällig gelten, dort aber wunderbar ins Konzept passen.

Und nun kommen die externen “Untersucher” ins Spiel. Gibt es bei der Polizei! – was ich davon halte, habe ich bereits beschrieben -, rechte Tendenzen, Rassismus, faschistoide Denkmodelle?

Nun, erst einmal gehe ich davon aus, dass alle ihre Hausaufgaben gemacht haben. Alle Bereiche, die unmittelbar oder wenigstens in Teilen ein Psycho – Drama analog zum Stanford Experiment darstellen, können schon mal abgehakt werden und sie müssen sich lediglich ansehen, ob gegen die bekannten Effekte etwas getan wird. Spoiler: Nur sehr bedingt und vereinzelt. Danach könnten sie sich Milgram zuwenden. Überspitzt ist die komplette Behörde ein gigantisches Milgram Experiment. Ergo ist die Frage zu stellen: Welche konkreten Gegenmaßnahmen haben sie ergriffen? Ich sehe dabei vor meinem geistigen Auge die ganze Riege der einschlägigen Philosophen grinsend sitzen. Hannah Arendt mit der “Banalität des Bösen”, Fromm mit seiner Analyse der deutschen autoritären Gesellschaft, Adorno, Sartre, die Reihe ist lang.

Ja, diese Untersuchung könnte spannend werden, aber keiner will die Ergebnisse hören.

Nun gut, sie hätten weitere Probleme. Rechtsgerichtetes politisches Gedankengut klingt gut, aber ist irgendwie nicht wissenschaftlich. Da bedarf es einer Definition. Aber welche nehmen von den vielen und wer bestimmt, welche die richtige ist? Frage ich einen Ziemiak, bekomme ich eine andere Antwort, als von Claudia Roth. Ich kenne dieses Spiel aus einer anderen Ecke. Gibt es Mobbing bei der Polizei? Nach längerer Suche wurde seitens hochrangiger Polizeioffiziere eine Definition gefunden, auf die nichts passte, also gab es auch kein Mobbing. Der wütenden Personalvertretung ist es zu verdanken, dass eine Einigung auf den Euphemismus “Schwerwiegender innerdienstlicher Konflikt zwischen Mitarbeitern” zustande kam. Ich habe keine Vorstellung, wie das bei “rechts” aussehen könnte. So oder so – es könnte aus verschiedenen Gründen ziemlich eng werden. Ein klassisches Merkmal der politischen Rechten ist die Annahme der Unterschiedlichkeit von Menschen und der daraus resultierenden Notwendigkeit einer Hierarchie. Führungsaufgaben können unterschiedlich interpretiert werden. Ich favorisierte stets die Einstellung, dass da nicht ein klügerer und besserer Mensch auf einem Posten sitzt, sondern im Idealfall eine oder einer mit dem Talent bzw. Persönlichkeitsvoraussetzungen, mehrere Mitarbeiter innerhalb eines Teams so zu koordinieren, dass sie ein qualitatives und quantitatives ansprechendes Ergebnis erzielen, hierbei immer auch die Belange des Ganzen, in dem das Team eingebettet ist, vor Augen hat. Doch es gibt auch die Vorstellung, dass die/der nicht umsonst auf den Posten gesetzt wurde, sich mittels Leistung (was das ist, wird von der Behörde bestimmt u. hängt somit an den Vorgaben eines anderen Vorgesetzten) durchsetzte und deshalb alle nach seiner/ihrer Pfeife tanzen lässt. Der Vorteil liegt in der Abgabe der Verantwortung durch den Mitarbeiter an den Vorgesetzten. Dies kommt den deutschen kulturellen Gegebenheiten entgegen: “Ich wusste von nichts – der Führer ist schuld!” Ich glaube aber kaum, dass die Wissenschaftler so tief in die Materie einsteigen werden. Das Ergebnis könnte lauten: Trotz der Reform der Reformen riecht es in den Behörden immer noch ein wenig nach alten Zeiten. Für mich mutet dies ein wenig an wie die alten WINDOWS Versionen von Microsoft, bei denen der alte Programmiercode rudimentär bestehen blieb, in dessen Folge selbst noch bei Windows 2000 alte Fehlermeldungen aus dem Code von Windows 3.1. auf dem Bildschirm erschienen. Keine Sorge, die meisten Auswirkungen bekommt der Bürger nicht mit und wenn meistens sekundär. Ich weise noch einige Mal darauf hin: Der interessante Part ist dabei nicht das eigene Handeln der Behördenmitglieder, sondern wer diese Strukturen für eigene Zwecke nutzen kann. Eine autoritäre offen in Erscheinung tretende politische Macht oder im Background die Strippen ziehend, findet mit deutschen Behörden eine perfekt abgestimmte Maschine vor, in dessen Innern oder Spitze lediglich die passenden Steuerelemente eingesetzt werden müssen. Nein … so etwas will niemand hören. Nicht einmal die GRÜNEN, mit einem Wählerstamm, der sich zu Teilen aus ökologisch ambitionierten Beamten zusammensetzt und auch nicht die LINKEN, die ideologisch ebenfalls auf funktionierende Hierarchien angewiesen sind.
Was bleibt sind die Klassiker. Einzelne Psychopathen, Soziopathen oder schlichte Gemüter. Auch hier gebe ich einen Erfahrungswert zum Besten. Einige gehen davon aus, dass auffällige Einsatzbeamte bevorzugt die Angehörigen von Minderheiten angehen. Es ist ein wenig anders. Die gehen auf alles, egal ob Mann, Frau, homo – oder heterosexuell, Ausländer, Deutscher, dunkle Haut oder hell, da machen die keine Unterschiede. Entscheidend ist, dass sich jemand nicht benimmt, wie sie es sich vorstellen und da man sich gegenüber steht, muss dies der Fall sein.  Einige “Honks” werden es ihnen einfach machen. Mal ernsthaft, soll ich Angst vor Intelligenzbestien haben, die sich in einem mehr oder weniger offenen Chat geistig unterbelichtetes Zeug hin – und herschicken? Da schlägt sich jeder Ermittler vor den Kopf. Also die Ermittler, die angeblich niemals etwas unternehmen und alles deckeln. Dies könnte an den Wunschvorstellungen einiger Gesellschaftsmitglieder liegen, dass Dinge strafbar sein sollten, es aber leider nicht sind oder die Beweislage extrem dünn ist.
Ein kleiner Nebenaspekt sollte ehrlicherweise nicht verschwiegen werden. Wie in vielen Plots von Cop – Filmen zu sehen ist, beginnt der Weg ins Abseits mit einem kleinen Schritt. Es gibt diese Bereiche der Kriminalität, in denen es sehr menschlich wird und einen der Gedanke durchzuckt, der hat die Abreibung verdient und die Faust findet schneller ins Ziel, als man sich das vorgestellt hat. Tja, wann sollte dies korrekt sein und wann nicht? Wer kann dies entscheiden? Niemand, genau aus diesem Grund gibt es Richter. Aber es passiert und damit kommt es zu gegenseitigen Verstrickungen. Dies wird, solange Menschen aufeinandertreffen, niemals zu verhindern sein. Wer das behauptet belügt sich aus lauter Angst vor den im Menschen schlummernden Dämonen. Von diesen Scheinheiligen habe ich innerhalb meiner Berufslaufbahn einige kennengelernt. Je weniger eine/r zu seinen Dämonen offen steht, umso mieser und hässlicher sind sie. Die katholische Kirche kann ein Lied davon singen.

Wie auch immer, wenn es überhaupt eine brauchbare Maßnahme gibt, dann ist es eine dauerhafte psychologische Supervision und wenn wir schon eine Hierarchie haben, sollte sie mit den passenden Führungskräften ausgestattet sein. Und an der Stelle betreten alle ein bis auf den letzten Zentimeter vermintes Gebiet. Vor Jahrzehnten fiel mir ein Buch in die Hände, in dem es um Persönlichkeitsstörungen geht, die einem ein vernünftiges Führen unmöglich machen. Ich konnte hinter jedem Kapitel eine Aufzählung von Namen setzen. Doch da werden diese Wissenschaftler niemals landen, denn dagegen ist die Hierarchie gewappnet und lässt sich nicht in die Suppe spucken.

Die Lust an der Hysterie

Ein Aufschrei ging durch die Social Media. Vermeintlich als rechte Gesellen identifizierte Mitglieder einer Spezialeinheit wurden in Hanau eingesetzt. Ja, und? Die rücken mit einem Auftrag aus. Da ist einer, der ballert in der Gegend herum und ermordet Menschen. Bekämpft ihn und verhindert weitere Tote. Das machen die. Da wird ein Schalter umgelegt und das Programm läuft ab. Glaubt allen Ernstes jemand daran, dass die den laufen lassen, Munition zuwerfen oder noch seinen Job zu Ende bringen lassen? Das ist absurd. Übler wäre es, wenn einer von ihnen Amok liefe. So weit hergeholt ist dies gar nicht. Mir fällt spontan ein gut ausgebildeter Polizist ein, der zum Islam konvertiert ist und sich dort radikalisiert hat.

Oder eine MEK Einheit wollte das Schießtraining mit dem Angenehmen verbinden. Erst Ballern, dann Grillen und Saufen. Vermutlich war das der Plan. Die Obrigkeit hatte etwas dagegen und trat auf die Spaßbremse. Hieraufhin waren die bockig, hielten sich nicht an den Roten Faden, packten ihre Munition ein und gingen entgegen der Weisung doch auf einem privaten Schießplatz schießen. Nicht sonderlich schlau, schon gar nicht unter Aspekten der Versicherung, aber ich erkenne da keinen rechten Hintergrund.

In einigen Fällen hilft Gelassenheit. Oftmals ist es doch ganz einfach. Nehmen wir doch einmal einen klassischen Nerd, der mit seinen zwei Freunden in einem Lokal sitzt. Plötzlich tauchen ein paar betrunkene Hools nach einem verlorenen Spiel auf. Wenn die Nerds schlau sind, zahlen sie und gehen. Andere werden vielleicht bleiben, den Kopf leicht senken und die Unruhestifter vor die Tür setzen. Für wen werde ich mich entscheiden, wenn ich ein Team aufstellen soll, welches sich mit gewalttätigen Typen herumschlagen muss?

Eine ganz andere Hausnummer sind die Exemplare mit Leichensäcken, Kalk, verbuddelten Sprengstoff und Waffen. WTF? (Was für ein Scheiß! – für die älteren Mitleser.) An wie vielen Stellen muss da grandios etwas falsch gelaufen sein? Ja, ohne Zweifel kenne ich solche Kandidaten, aber wer hat die auf der Führungsebene übersehen und machen lassen? Da gilt es dann doch auf Spurensuche zu gehen.

Es verändert sich einiges ...

In den 70/80ern der alten Republik hatte die Polizei in ihrer gesamten Breite einen gewissen Charme, der zumindest einen Gedanken wert war. Gute Einstiegsbezahlung, 13es Monatsgehalt, Beihilfe, Absicherung der Familie im schlimmsten Fall, am Ende eine Pension und man musste nicht zum Bund. Darüber hinaus hatte der Beruf einen akzeptables Image, was auch daran lag, dass die Menschen in dieser Zeit differenzierten. Spätestens um die 2000 herum musste man im Dienst blind und taub sein, um nicht die gesellschaftlichen Änderungen zu bemerken. Das wiedervereinte Deutschland, noch mit sich selbst beschäftigt, schlingerte unvorbereitet mit längst veralteten Vorstellungen in die neue Zeit. Die Bonner Provinz und die vergreiste Clique aus Wandlitz wirkt bis heute nach und es wurde versäumt eine moderne Gesellschaft zu formen, die sich emanzipiert mit den Aufgaben fortschreitende soziale Spaltung, Digitalisierung, notwendige Lebensveränderungen, ausgelöst vom Klimawandel und dem Beginn einer modernen Wanderung auf diesem Planeten, auseinandersetzt, statt in alte deutsche Verhaltensmuster zu verfallen. Parallel installierten sich in der Gesellschaft Gruppierungen, die aufgrund von Wohlstand und Sorglosigkeit den Kontakt zum fassbaren Leben verloren haben.

In meiner aktiven Zeit saß ich oft im Wagen und dachte mir: Das geht alles nicht gut! Wie ich zu dieser Auffassung kam, ist ein anderer Beitrag. Ich weiß, dass es damals vielen so ging und denen, die noch weiter den Prozess verfolgen, wird es schlimmer gehen. Es ist ein kleines Kunststück zu begreifen, dass es nicht darum geht, einem draußen stattfindenden Prozess zuzusehen, sondern man selbst auch Teil dessen ist. Für mich selbst verstand ich eines Tages, dass die meisten Teilnehmer eines Spiels geworden sind und nach einem Zufallsprinzip als Spielfiguren gegeneinander antreten.

Man kann aber auch auf die Idee kommen, dass man sich selbst, mit welchen Fähigkeiten auch immer, auf die richtige Seite gesetzt hat. Auf diese Art und Weise wird man zum selbsternannten Guten, geboren um auf der letzten Bastion gegen das Chaos oder die bösen Truppen von Mordor zu kämpfen. Auch eine dieser Verhaltensmuster, die weit verbreitet sind und auch außerhalb der Polizei vorherrschen. Hier wäre die Stelle, an der eine Führungskraft quasi pädagogisch eingreifen müsste. Allgemein wären in der Gesellschaft Philosophen gefragt, die die Gesellschaft an die Hand nehmen. Ein wir hier und die anderen da draußen ist keine gesunde Arbeitsgrundlage. Selbstverständlich gilt dies überall. Bei diversen Ermittlungsdienststellen der Kriminalpolizei ergibt sich das Nachdenken darüber ganz von alleine. Was ist gut? Was ist böse? Konnte der Täter überhaupt anders handeln? Wollen wir nicht alle irgendwie durchkommen? Wer ist die letzte verantwortliche Instanz? Der nach ein paar Statussymbolen giert, weil ihm ein Leben lang beigebracht wurde, dass dies der einzig richtige Lebensinhalt ist oder diejenigen, welche dies inszenieren, um selbst noch mehr Geld zu erlangen? Doch jedem vernünftigen Kriminalbeamten ist gegenwärtig, dass diese Überlegungen nicht Teil der Berufsbeschreibung sind.

Es bleibt die Erkenntnis, dass oftmals eine Portion Demut angezeigt ist, weil einen das Schicksal bei der Vernehmung auf die andere Seite des Tisches gesetzt hat oder erweitert: Danke Schicksal, dass ich die Chancen bekam, welche sich mir boten, es steht mir nicht zu über die zu richten, welche sie nicht bekamen.

Dieser Beitrag hatte einen Auslöser

Nämlich jenes Wallpaper – Bild der Polizei Sachsen, mit der sie Werbung machen will. Werbung kann man damit machen, aber nur intern für die Bewerbung beim SEK. Ich selbst blicke hierzu auf eine lange Geschichte zurück. Diese martialische Nummer war noch nie meins, ungeachtet dessen, musste ich sie bisweilen mitmachen. Beim Betrachten des Bildes kommen alte Erinnerungen hoch. Die Führung wollte, dass etwas zur Bildung einer Identifikation mit der Dienststelle passiert. Vielleicht saß der damalige Leiter am Schreibtisch und war neidisch auf andere, die alle ein Logo auf ihrer Kaffeetasse hatten. Glaubt mir Leser/innen, was mit manchen Dienststellenleitern/innen heutzutage passiert, wenn sie solche Einheiten übernehmen, raubt jedem/r Therapeuten/in den Atem. Also gab es eine Ausschreibung. Das Gewinnerlogo triefte vor Pathos. Erkenntnis, Treue, Geheimhaltung, Ehre, mit einer kompletten heraldischen Erläuterung daher kommend. Später kamen T – Shirts, Medaillen und anderer Kram hinzu. Mir fällt auch wieder eine Begebenheit mit einem ehemaligen Kommilitonen ein, der später eine große Nummer wurde. In der Grundausbildung kam der Befehl sich hinzuwerfen. Vor mir befand sich eine Pfütze und ich dachte mir, dass ich kein Abitur gemacht habe, um mich stumpf in den Dreck zu werfen, ergo, machte ich zwei Schritte beiseite. Die Folge war ein kollabierender Ausbilder. Jahre später saß ich mit diesem Kommilitonen, der auch in der Reihe stand, zusammen und sprach über diese, für mich lustige, Begebenheit. Der fand das gar nicht witzig. “Du hast nie gelernt Befehle anzunehmen, also kannst Du auch keine geben!” Wahrscheinlich hat er damit nicht unrecht. Möglicherweise habe ich nicht diese autoritäre Persönlichkeitsstruktur. Während des Schreibens fallen mir die Bundeswehr – Freaks ein, welche mir auf Twitter folgen und eventuell diese Zeilen lesen. Sorry, Jungs, nichts gegen Euch persönlich, aber ich werde es nie verstehen. Ich bin bereit jederzeit alles Notwendige zu tun, dazu gehörte es auch mein Leben zu riskieren, aber wenn es in meinen Augen vollkommen sinnfrei ist, weigere ich mich. Und Sinn ist immer personengebunden, nur ich selbst kann für mich bestimmen, ob etwas sinnvoll ist.

Ja, die Spezialeinheiten sind notwendig. Der Zustand der Welt ist nun einmal, wie er ist und in absehbarer Zeit wird sich daran nichts ändern. Aber ist dieses Foto, das Credo einer Polizei in einer modernen Gesellschaft? Es passt zur US – Nationalgarde oder zur Bundeswehr, aber zur Polizei? Wie lautet die Botschaft? Stehst Du auf so etwas? Dann komm zu uns! Ich stelle mir dazu den Betrachter (vornehmlich in diesem Fall männlich) vor. “Geiler Scheiß!” So wie manche Männer von großen Maschinen mit viel Stahl und PS fasziniert sind. Es muss später enttäuschend sein, wenn man mit einem abgewrackten Corsa vorfährt, um eine Ermittlung ohne Eilbedürftigkeit durchzuführen. (Den Begriff habe ich mir nicht ausgedacht, das ist 1a offizielles Amtsdeutsch. Mich hat mal eine Frau gefragt, ob die armen Polizisten/innen im Corsa etwas falsch gemacht haben und dies die Strafe ist.)

Nehme ich mit diesem Bild der Polizei nicht die Seriosität und degradiere sie zum Tummelplatz für hormonell gesteuerte Heranwachsende oder Männer, deren Lebensziele in teuren schnellen Fahrzeugen, freien Autobahnen und einem Hochleistungsgrill münden? Treffen dann eines Tages in Berlin – Neukölln Gleichgesinnte aufeinander, mit dem Unterschied, dass sich die einen die “geile” Karre illegal unter den Nagel gerissen haben und die anderen sie ihnen wegnehmen, weil sie selbst auch gern den Schlitten hätten, aber mit Besoldungsgruppe A10 nicht bezahlen können? Das findet ohnehin alles statt, aber muss ich es noch forcieren?

Man mag mir entgegenhalten: “Trölle, bist Du blöd? Mit Bildern von Leuten, die den Verkehr regeln oder alte Omas über die Straße bringen, kriegst Du heute kein Personal mehr.” Unter diesem Gesichtspunkt muss ich der Polizei Sachsen zustimmen. Müde erinnere ich mich daran, dass man zeitweilig die auf dem Bau entlassenen Leute mit einem sicheren Job köderte (70er). Trotzdem stößt mich dieses Bild ab.

Möglicherweise braucht es radikale Veränderungen

Riots, Straßenkämpfe, Unruhen, eskalierende Kundgebungen, sind nicht die Basics einer modernen Polizei. Es wäre vielleicht an der Zeit, darüber nachzudenken, hierfür gesonderte Institutionen zu schaffen, die unabhängig von der “normalen” Polizei existieren. Große Teile der Gesellschaft leben den Traum, in dem alles weiter geht und sich schon irgendwie einrichtet. Sie glauben ihren Wohlstand, das permanente Wachstum, weiter leben zu können. Gegen Flüchtlinge macht man halt die Grenzen dicht oder sperrt sie in weit entlegene Lager. Eine Welt, in der dieses alles nicht mehr funktioniert, sprengt ihre Vorstellungskraft. Das wird ein böses Erwachen geben. Die Ereignisse weltweit verdichten sich und dies wird Folgen haben. Der Schutzmann oder die Schutzpolizistin auf dem Abschnitt, der normale Sachbearbeiter bei der Kripo wird da bei verschiedenen Ereignissen nichts mehr ausrichten. Letztens schrieb einer bei Twitter, das ihm keine Ereignisse in der Vergangenheit einfielen, in der eine hochgerüstete Polizei erfolgreich oder notwendig gewesen sei. Mal von Terroranschlägen abgesehen, die europaweit passierten und auch Deutschland nicht verschonen werden, sind Einsätze wie der G20 in Hamburg durchaus betrachtenswert. Warum nicht von einem territorial begrenzten Bürgerkriegszustand sprechen? Genau hierfür wurden Molotow Cocktails einst erfunden bzw. von Partisanen gegen Kettenfahrzeuge eingesetzt. Und die Wirkung von Zwillengeschossen im Vergleich zu abgeschossenen Projektilen unterscheiden sich nur über die Distanz.

Ich sehe dies pragmatisch. Schon vor längerer Zeit wurde viel versäumt und die Weichen falsch gestellt. Der aktuell anbrechende Wahlkampf gibt wenig Anlass für Hoffnung. Jetzt gilt es die Suppe auszulöffeln und teilweise wird man diese Einheiten benötigen. Nicht zur Sicherung der Macht, sondern zum Schutz der Menge. Aber man braucht auch die ganz normale Schutzpolizei und Kripo, deren Antlitz und Aufgaben völlig anders aussehen. Selbst in einer halbwegs funktionierenden Anarchie wird es immer mal Leute geben, die aus der Reihe tanzen. Diese Funktion entfällt in keiner Gesellschaft. Welchen Namen man an die vergibt, welche sich darum kümmern, ist dabei egal.

Aber wie es aktuell aussieht, kann kein Dauerzustand sein. Es ist absolut kontraproduktiv, wenn mit Polizei hauptamtlich die Großereignisse gemeint sind und der Rest untergeht. Gerade den jungen Beamtinnen und Beamten gegenüber, die mit anderen Vorstellungen, durchaus gerechtfertigten, zur Schutzpolizei gehen, wird das alles nicht gerecht. Natürlich haben diejenigen recht, welche auf den alten Spruch: Augen auf bei der Berufswahl, hinweisen. Dann sollte man aber auch mit offenen Karten spielen.

Vorbild?

Ich bin eher eins dafür, wie man es nicht machen sollte. Zu viel Herzblut, Engagement, Diskussionen mit Vorgesetzten, pp. Leider stellte ich zu spät fest, dass die Sache mit der Hierarchie ganz und gar nicht mein Way of Life ist. Also doch? Dann sind diejenigen welche bleiben, erpicht darauf? Ich denke, die Mehrheit eher nicht. Aber Leben muss man sich auch leisten können.  Der Preis ist hoch, jedenfalls für Leute, die völlig abgestumpft sind. Seitens der sich laut zu Wort meldenden Polizeikritiker wird eine Menge Stuss erzählt. Ich betone: erzählt, nicht berichtet oder analytisch ausgewertet. Kritik ist gut und ist Bestandteil einer Demokratie. Aber polemisches Gekreische ist keine Kritik, eher zumeist ein Abarbeiten im Sinne einer Projektion oder um sich selbst in ein gutes Licht zu rücken.

Neben der Hierarchie war es mir irgendwann zu blöd für alles und jeden den Kopf hinzuhalten. Ich nenne hierfür mal ein prominentes Beispiel. Jeder Handwerker hat die Option zu sagen: “Meister, mehr als arbeiten geht nicht!” Nachdem Anis Amri beschloss für seine wirren Vorstellungen Menschen zu töten, hatte wenige Zeit der Berliner Innensenator nichts Besseres zu tun, als die für islamistischen Terror zuständigen Beamten mit einer Wohnungsdurchsuchung und Beschlagnahme ihrer Telefone zu beglücken. Gut, wenn dies ein Attila Hildmann machen würde, könnte ich es verstehen. Der sieht in seinem Wahn einen Deep State und vermutet hinter dem Anschlag eine weitere perfide Verschwörung. Doch der Berliner Innensenator? Wer außer ihm und seine Vorgänger hat denn zu verantworten, dass die verdächtigen Zielpersonen immer nur zeitweilig beobachtet werden konnten? Aus welchem Munde stammen die vollmundigen jedoch nicht einhaltbaren Versprechungen einer totalen Sicherheit? Und was ist mit denen aus der politischen Riege, die stetig zu viel Überwachung anprangern, aber plötzlich allen ein Versagen bei eben dieser Überwachung vorwerfen. Ich fragte mich zeitweilig, ob die GRÜNEN einen Clown gefrühstückt hatten. Was sind das für Experten, die einen Amri, der mal ein paar hundert EURO zu seiner Mutter schickte zum professionellen Dealer stilisieren? Ich hatte bis dahin immer gedacht, dass ein ordentlicher Dealer richtig Geld macht. Soll man sich ernsthaft, wenn man in einem Bereich dieser Art arbeitet, von solch Karriereristen das eigene Leben kaputt machen lassen? Oder was war das für eine Geschichte, in der irgendein Ahnungsloser behauptete, zu dieser Zeit hätte sich auf Anordnung von ganz Oben das komplette Mobile Einsatzkommando Berlin in der Rigaer herumgedrückt? Ich werde hier keine Zahlen preisgeben, aber das wäre ganz schön eng geworden. Selten so einen Humbug vernommen. Wie heißt es doch: Wenn man mal keine Ahnung hat, einfach die Klappe halten.

Dann sind da diese drei anderen Klassiker. Rigaer, Görlitzer Park und die sogenannten Clans, für die irgendwie keiner eine korrekte Bezeichnung finden will. Seit den Achtzigern hat jeder Berliner Innensenator einen Standard: die Berliner Autonomen und ihre Eskapaden. Die Bezeichnung Autonom sagt eigentlich alles. Mir wird es immer unverständlich bleiben, warum sie als links einsortiert werden. Linke stehen wie alle anderen auf Hierarchien. Autonome lehnen sie gänzlich ab, jedenfalls in der Theorie und Anarchisten können sich nicht mit festen Hierarchien anfreunden. Echte Linke, die sich schützend vor sie stellen, wird es ergehen wie antiautoritären Eltern die es übertreiben. Die Gören treten ihnen vor das Schienbein – fertig. Hinzu kommen die aus den Party Kellern der Eltern freigelassenen Hedonisten, die gern mit den Autonomen ein paar revolutionäre Partys feiern, damit sie später den Kindern was zu erzählen haben. Jeder in meiner Generation kennt die, welche sich verzückt zum Lied “Hasta Siempre Commandante” wiegen und beschönigt an die Heldentaten 1968 zurückdenken. Ich mag die 68er, doch wenn alle, die behaupten dabei gewesen zu sein, die Wahrheit sagen, müssen ca. 10 Millionen Demonstranten auf der Straße gewesen sein. Na ja, und Che hat auch so seine Schwächen.

Im Görlitzer treiben sich einige Jammergestalten herum, die die Hedonisten mit miesem Gras und polnischen Labor Ergebnissen versorgen. Die Polizei bekommt den Auftrag, die dort zu vertreiben und im besten Fall tauchen sie an einem anderen Ort, bis sie endlich landen, wo das Establishment sie hin haben will: Aus den Augen und dem Sinn in einen Randbezirk von Berlin. Bleibe noch die “Clans”, welche ich gern als die ungezogenen lauten Rabauken der Organisierten Kriminalität bezeichne. Oberflächlich will die keiner haben, aber die komplette Immobilienbranche macht mit denen gute Geschäfte. Und machen sie nicht genug Geld mit denen, steigen sie ins Flüchtlingsgeschäft ein, in dem sie den Senat mit seiner Schwerfälligkeit abzocken. Doch die Bösen stellt die Polizei, welche im Auftrag die Ärmsten in Bewegung hält. Solange sich nur die üblichen Kritiker dahingehend mokieren mag das noch angehen, aber spätestens, wenn die Vertreter des roten bürgerlichen Establishments ins gleiche Horn blasen, wird es albern.

Bis zum Tag X denkt man sich, dass man dies alles für ganz gutes Geld und die Gesellschaft macht. Doch eines Tages ist man mit denen, die das gesellschaftliche Geschehen dominieren, schlicht durch. Vor allem, wenn man den Kopf hochnimmt und mal die Meta – Ebene einnimmt. Das ist wie zum Zigaretten Automaten gehen und nicht wieder kommen. Was soll das alles? Warum halte ich hier für dieses verlogene heuchlerische Pack den Kopf hin? Unter dem Strich wollen sie es doch nicht anders.

So wie ich das sehe, werden Leute mit meiner Sozialisation bei alledem nicht mehr lange mitmachen. Diese ganzen kreativen Uniformgestaltungen mit Patches, Selfies mit fragwürdigem Hintergrund, T – Shirts mit Botschaften, ist alles Kindergarten. Aber die Altersgenossen sollen sich nicht beschweren. ACAB – Kutten, Zielscheiben mit “Schieß doch Bulle”, zeugen von nicht mehr geistiger Reife und haben mit einem Kampf gegen die wirklichen Gegner nichts zu tun. Und kleiner Tipp von mir: Wenn man sich einfach festnehmen lässt und alles Weitere mittels Anwalt klärt, hat man am nächsten Tag weniger Schmerzen. Verlierer bei der ganzen Nummer sind die ganz normalen Leute, um die herum alles immer weiter auseinander bricht. Ich bin traurig, wenn ich sehe, wie sich Alte ängstlich auf der Straße bewegen, weil ihnen Halbstarke mit “Dicken – Eier – Gang” entgegenkommen oder vor sich hin rotzend auf den Bus warten. Mir kommt die Galle hoch, wenn die einfach strukturierten Erlebnisorientierten in den Shisha Bars den schweren Jungs  die Pfeife halten. Mich macht es immer noch wütend, wenn schnöselige Makler Fabel – Mieten für Gewerbeimmobilien verlangen, die nur Ganoven bezahlen können. Können die nicht einmal an die Gemeinschaft denken und einem jungen Team mit Ideen eine Chance geben? Himmel, dann wird es halt nur eine E – Klasse und kein Cabrio. Mir platzt der Hals, wenn ich die schlauen Reden von Frauen und Männern höre, die ihr Haus irgendwo im Norden von Berlin pflegen, die Innenstadt für Investoren polieren, und den Rest als biologische Masse verwahrt in Beton betrachten.

Ich durfte noch eine Kriminalpolizei erleben, der seitens “hoher” Politiker weitere Ermittlungen untersagt wurden, weil ein falscher Eindruck vom Senat in der Bevölkerung entstehen könnte. Und einiges was ich erlebt habe und welche Schlüsse ich daraus zog, läuft mittlerweile unter absolut unkorrekte Sichtweise. In den 90ern wurde in Berlin verschärft gegen das angestammte Milieu im alten West – Berlin vorgegangen, während sich neue Größen im ehemaligen Osten der Stadt etablierten. Die Folge war ein Vakuum, welches von Kriminellen aus Ost – Europa und Vorderasien gefüllt wurde. Für dieses Vakuum hätte ein Konzept bestehen müssen, aber frei nach dem Motto “Der Markt wird es richten”, wurde es sich selbst überlassen. Das Ergebnis kann sich jeder am Stuttgarter Platz ansehen. Ich vermute, einige haben gut daran verdient. Man mag es wahrhaben oder nicht, auch Kriminelle leben ihre Kultur. Um dies zu erkennen, muss man kein Rassist sein, sondern einfach mal die Augen aufmachen. Es ist eine eigene Struktur mit Verflechtungen in andere Teile der Gesellschaft. Drogen, Prostitution und Amüsement gehen weltweit immer und das Leben im Milieu ist ziemlich handfest. Sich darin bewegen, mit den Menschen sprechen zu können und Respekt entgegengebracht zu bekommen, will auch gelernt sein und ist Teil der Kripo – Arbeit. Eine völlig andere Facette, die eher selten durch die Medien getrieben wird. Dabei wäre es gar nicht uninteressant, wie die Verflechtungen mit Waffenhändlern, Extremisten aller Couleur aussehen.

Alles was ein Mensch macht, ist per Ableitung menschlich.

Ein/e gute/r Polizistin, die/der auf der Straße arbeitet oder unmittelbar Kontakt mit seinem Aufgabengebiet hat, egal ob bei der Schutzpolizei oder der Kripo, ist immer durch und durch Mensch mit allem, was einen Menschen ausmacht. Dies gilt auch, wenn die Nerven durchgehen oder es schlicht nicht mehr weiter geht. Diese ganzen Forderungen nach dem Polizisten als quasi Übermensch sind schlicht – Sorry – Bullshit! Es gibt ein paar Dinge, die man erwarten darf. Dazu gehört beispielsweise ein Mindestmaß an Unvoreingenommenheit. Ganz besonders gilt das bei Delikten am Menschen. Auch wenn es einige nicht hören wollen: Bei Mordkommissionen kann mit zu 98 % davon ausgegangen werden. Bisweilen wird deren Arbeit durch vorangegangener unprofessioneller Vorgehensweise am Tatort erschwert, doch was herauszuholen ist, machen sie möglich. Wer bei deren Ermittlungen Kumpanei, Corps Geist oder ähnliches vermutet, ist absolut schief gewickelt. Das hat etwas mit einem tief sitzenden Ehrenkodex zu tun.
Aber auch Disziplinarermittler sind recht unerbittlich. Warum sollten sie für irgendeinen der zahlreichen Mitarbeiter der Polizei den Kopf hinhalten? Auch die wollen befördert werden und eines Tages eine Pension beziehen. Kungelei wäre da ein viel zu heißes Eisen.

Eine andere Frage ist, was bei denen auf dem Tisch landet. Delikt ist nicht Delikt. Schwarze Schafe und Leute, die die Seiten wechselten, gab es schon immer. Ich kenne keinen Fall, in dem die Beteiligten lange durchhielten. Ganz was anderes ist der alltägliche Dienst und an der Stelle muss man ehrlich einräumen, dass es hier immer wieder zu Vorfällen kommt, die einen sprachlos werden lassen. Was zum Henker ist mit denen los? Überfordert? Einige, aber nicht alle. Ich müsste aus meinem Herzen eine Mördergrube machen, wenn ich nicht zugäbe, dass ich welche kennenlernte, die in dem Job schlicht nichts zu suchen haben. Und zu meinem ganz persönlichen Leidwesen musste ich zusehen, wie ausgerechnet davon einige bis nach ganz Oben durchmarschierten. Doch bei Ermittlungen gilt immer der Grundsatz: Etwas zu wissen ist eins, es beweisen, ist eine vollkommen andere Geschichte. Daran hat sich schon so manch einer die Zähne ausgebissen. Ich habe mir diesbezüglich eine andere Frage gestellt. Was ist an dem System Behörde faul, dass das passiert?

Eins muss man dabei wissen. Eine nach Außen hin verkaufte Ruhe, Souveränität, ein geregelter reibungsloser Ablauf, gut verkaufte Misserfolge, sind das A und O in einer deutschen Behörde. Pressemeldungen, Anschläge, Untersuchungen, Whistleblower, fehlerhafte Einsätze, sind ein Gräuel und behindern den Aufstieg von irgendjemanden, an dem wiederum andere hinten dran hängen. Nicht ohne Grund forderte die Berliner Polizeiführung eine Mäßigung und intern geführte Auseinandersetzung bezüglich der Schießtrainer – Affäre. Die Lindner – Nummer: Lieber gar nichts machen, als das Risiko einen Fehler zu machen, hat der nicht erfunden, das kommt aus den Behörden, allen voran die Polizei.

Außerdem muss man sich Abschminken, dass es beim Hauptteil der kriminalpolizeilichen Arbeit um die Bekämpfung der Kriminalität geht. Sie wird verwaltet und kanalisiert, möglichst so, dass sich der Bürger in einer subjektiv empfundenen Sicherheit wähnt.

Die Ursachen, Wurzeln, Prozesse, die Kriminalität bedingen, können bekämpft werden, sie selbst nicht. Wenn ich im Garten Brennnesseln final beseitigen will, muss ich die Wurzel entfernen, alles andere beschert mir noch mehr Wachstum. Die radikalste Methode besteht in der Abschaffung der kriminalisierenden Gesetze. Ich denke dabei an die Legalisierung von Drogen. Die Gegner dieser Forderung weisen auf einen dadurch bedingten erhöhten Konsum hin. Klarer Fall: Alles was nicht verboten ist, wird gemacht. Damit wird die Vernunft ausgeklammert und der Mensch zu einem Wesen degradiert, welches ohne fremdbestimmte Regeln nicht existieren kann. Ich würde jetzt mal behaupten, dass der Homo sapiens etwas um die 100.000 Jahre das Gegenteil bewiesen hat. Doch möglicherweise haben Prozesse dazu geführt, dass die Vernunft, eine Fähigkeit des Großhirns, reduziert wurde? Vielleicht ist ein Lebensumfeld entstanden, in dem der Mensch die Drogen als Additiv benutzt, um bestehen zu können? Dann wäre es doch total schlau, wenn man dort ansetzt, oder?
Wenn das Fahren einer Luxuslimousine statt Anerkennung oder Neid, bei den Umstehenden verächtliches Naserümpfen erzeugte, würde kein Clan – Mitglied damit durch die Gegend fahren. Aber es ist genau anders und deshalb werden sie auch ständig geklaut oder mit Drogengeldern finanziert.

Der Görlitzer Park ist ein Stein im Schuh. Aus Sicht eines gestandenen Kriminalbeamten sind da kleine Fische unterwegs. Wenn ich richtig Kilos sicherstellen will, muss ich mich um andere kümmern. Aber die Dealer sieht jeder! Nebenbei kann ich mir nicht vorstellen, dass die nichts Besseres mit ihrem Leben anzustellen wissen. “Nö, lass mal. Dealer, war immer mein Traum. Viel an der frischen Luft, ab und zu sportliche Betätigung, viel Kontakt mit Menschen, cooler Job.” Bedeutet auch: Würde sich damit für sie richtig Geld machen lassen, ständen sie dort nicht, sondern führen mit einer Luxuslimousine durch die Gegend.

Große Ermittlungsverfahren kosten Geld, binden Personal und dauern lange. Am Ende ist es eine Pressemeldung, die eine geringe Wirkungszeit hat. Wen interessieren Hütchenspieler? Jeder, der halbwegs bei Sinnen ist, weiß, dass es Betrug ist und wer es noch nicht weiß, muss es lernen. Aber viele kontrollierte Hütchenspieler liefern Zahlen und wenn sie eine Weile weg sind, kann man das auch noch verkaufen. Es gibt diese alte Weisheit. Wer ist schlimmer? Der Stehler oder der Hehler? Wer vermietet die zahlreichen zur Geldwäsche benutzten Gewerbeimmobilien? Welche Rechtsanwälte geben sich dafür her das Transparenzgebot zu umgehen? Wer vermietet mit welchen Gesellschaften und zu welchen Preisen die Flüchtlingsunterkünfte? Und wenn es keine Container sind, stellt sich die Frage, was langfristig mit den Immobilien passiert. Wie sieht die Absatzstruktur der “Clans” aus? Wer konsumiert eigentlich das ganze Kokain?

Und nun stell Dir sich junge forsche engagierte Kriminalbeamte vor, die da herangehen wollen. Ergäbe es nicht einen gewissen Nutzen, Vorgesetzte zu installieren, die über spezielle Persönlichkeitsmerkmale verfügen und genau wissen, wie es zu laufen hat? Was unten noch ein sozial auffälliges Verhalten war, verkehrt sich weiter oben in einen Vorteil. Allerdings nicht bis in die höchsten Reihen. Irgendwann ist dann Ende und andere Vorzüge sind gefragt. Da geht es dann mehr um Netzwerke und Skills, die in jeder Führungsetage von Banken, Versicherungen oder Konzernen zu finden sind.

Unter Umständen denke ich mir dies alles aus und bin einfach ein vergrämter Narzisst, der in den Tiefen des Netz mit Gift um sich spritzt. Kann sein, so wie es auch sein kann, dass dies meine höchst subjektive Wahrnehmung war und heute alles ganz anders ist. Immerhin ist mein letzter Dienstantritt ein paar Jahre her und viele Personalien haben sich geändert. Wer weiß, möglicherweise hat der frische Wind einer neuen Präsidentin alles geändert. Ich kann es nicht beurteilen.

Was ich aber mit Sicherheit kenne, ist die Dummheit, die dahinter steckt, wenn ich alles über einen Kamm schere. Jeden aus der Schutzpolizei, Kriminalpolizei, allen Unterabteilungen, unter einen Generalverdacht stelle und mich zu Statements hinreißen lasse, in denen behauptet wird, alle hätten diesen Drang zur Macht und Hierarchie.

Ganz im Gegenteil! Ich kenne außerhalb der Polizei jede Menge angepasste Typen, die mehr das “Deutsche” leben, denn ich sie bei “Zivis” erlebt habe. Aber ja, ich bin diesbezüglich offen: Es gibt auch die andere Seite.

Der Fisch beginnt immer am Kopf zu stinken.

Mit dem, was ich nun folgen lasse, möchte ich verdeutlichen, wie ich an die Dinge herangehe, bei denen ich mir Sorgen um Demokratie und Politik mache. Und ich werde einen Teilaspekt betrachten, der ein wenig erklären könnte, warum Mitglieder von Spezialeinheiten plötzlich seltsame Dinge tun.

Viele Teile der Länderpolizeien sind Werkzeuge, die benutzt werden. Was nutzt es mir eine Zange anzustarren? Eine Betrachtung des Handwerkers ist nützlicher. Im vorliegenden Fall wären dies die Leute, welche die Macht haben, die Werkzeuge zu benutzen. Ja, das Fußvolk holt Leute von den Bäumen, Räumen Häuser oder lösen Demonstrationen auf. Aber wer gab, warum und mit wessen Beratung, den Auftrag heraus?

In jüngster Zeit ist im Zusammenhang mit einer deutschen Behörde etwas passiert, was es meiner Kenntnis nach bisher noch nicht gab. Ein ehemaliger Leiter eines Deutschen Nachrichtendienstes springt beidbeinig in die Öffentlichkeit. An sich ein ungeheuerlicher Vorgang. Traditionell halten sich diese Frauen und Männer aus Gründen heraus bedeckt. Ob Maaßen nun ein Rechter ist oder Erz – Konservativ, frustriert, oder was auch immer, interessiert mich persönlich nicht. Stutzig wurde ich an einer völlig anderen Stelle. Ich bekomme den genauen Wortlaut nicht mehr hin, aber er äußerte sich zu den Vorgängen bei der BILD, rund herum um den Chefredakteur. Hierbei mutmaßte er, dass nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei und es doch verwunderlich sei, dass alles ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt zum Tragen kommt. “Moment!”, dachte ich. Da redet nicht ein durchgeknallter Anhänger von Verschwörungsmythen, sondern ein ehemaliger Leiter des Bundesverfassungsschutzes. Woraus schließt dieser Mann eine Machbarkeit eines derartigen Szenarios? Damit hatte er meine volle Aufmerksamkeit. Er verfügt über ein klares Feindbild. Alles jenseits der Konservativen und ihren Vorstellungen ist geeignet die Ordnung der Republik zu schädigen. Die GRÜNEN, die LINKE, FFF, Klima – Aktivisten, Umwelt – Aktivisten und selbstverständlich die Flüchtlinge nebst Hilfsorganisationen. Wer Maaßen zuhört, muss auch Hans – Peter Friedrich (CSU) und den von ihm eingesetzten Chef der Bundespolizei Dieter Romann im Auge haben. Letzterer wurde nach einem etwas merkwürdigen Abgangs seines Vorgängers, nach Gutsherrenmanier von Friedrich eingesetzt, ähnlich wie er dies bereits mit dem sich interessant positionierenden Maaßen tat. Es ist auch der Friedrich, der  die LINKS Partei überwachen ließ und sie in diesem Zuge mit der NPD auf eine Stufe stellte. 

Nach der Absetzung von Maaßen scheint ein anderer Wind im Verfassungsschutz zu wehen, vermutlich sehr zum Leidwesen der vorhergehenden Seilschaft. Passend zum “Moment mal!” hat er Folgendes gesagt:

“Ich habe bereits viel an deutscher Medienmanipulation und russischer Desinformation erlebt. Dass aber Politiker und Medien “Hetzjagden” frei erfinden oder zumindest ungeprüft diese Falschinformation verbreiten, war für mich eine neue Qualität von Falschberichterstattung in Deutschland.”

Da stürzen sich aufgebrachte selbsternannte politische Wächter auf den Bodensatz der Polizeihierarchie, fordern Untersuchungen und was weiß ich noch alles, sehen in der deutschen Polizei, quer durch alle Bundesländer den Sargnagel der Demokratie und übersehen einfach mal gänzlich, dass sich Strippenzieher breit machen, die wirklich die Macht haben dem Geschehen an entscheidenden Stellen den passenden Spin zu verpassen? Dies in einer Zeit, wo wir jeden innovativ und weiter schauenden Menschen dringend benötigen.
Wie ich es bereits mehrfach sagte: Polizei – also die handelnden Teile – machen immer genau, was man ihnen sagt. Spart Euch die Untersuchungen und schaut lieber genau den politischen Seilschaften auf die Finger. Das ist deutlich effektiver.


Und was hat das alles mit dem Wallpaper zu tun? Und was ist mit den Preppern, Waffen – u. Sprengstoffsammlern?

Immer wenn die Bundeswehr, die Bundespolizei, das BKA und die Länderpolizeien etwas bestellen, sich Ausrüstung zulegen, ist dies auch ein Einblick in die Karten, worauf man sich von oben her einrichtet oder mit welchen Ereignissen man rechnet. Ich will gar nicht ausschließen, dass das durchaus richtig ist, ich neige zur Zustimmung, jedenfalls wenn es weiter geht, wie bisher. Doch ist das noch Polizei? Sollten sie dann nicht ehrlicherweise separate Einrichtungen beim Bund ansiedeln?

Nun gehe ich mal davon aus, dass ich nicht der super – intelligente Visionär oder Analytiker bin, der ganz alleine auf solche Gedanken kommt. Hege ich sie, gibt es noch mehr. Mir liegt es fern mein Land zu retten oder gar dafür nochmals eine Waffe in die Hand zu nehmen. Ich denke auch nicht an eine Notwendigkeit dessen. Doch ich kann nachvollziehen, was im Kopf von Frauen und Männern passiert, die den einen oder anderen Aspekt gedanklich auf die Spitze treiben. Alleine schon deshalb, weil man sie in Planspielen ausgebildet hat, also Strategen mögliche Szenarien durchdacht haben. Setze ich voraus, dass man sie auch noch mit Geheimverpflichtungen belegt hat, sie deshalb ausschließlich in eigenen Kreisen darüber sprechen können, befinden die sich in einer psychologisch schwierigen Situation. Dann wären die, wenn sie durchdrehen, Munition horten, Waffen beiseite schaffen und wirre Pläne schmieden, weniger rechte Gesellen, sondern eher Opfer einer ziemlich verqueren Nummer.

Ich sehe nicht die Notwendigkeit einer Grenzschließung. Selbst wenn, gehe ich persönlich von einer Situation an den Grenzen aus, die historisches Neuland sind. Nehme ich allerdings an, dass sich Seilschaften, wie die beschriebene durchsetzen, kann es dazu kommen. Dann könnte daraus ein Prozess folgen den Gauland mit den Worten beschrieb: “Es kann zu Bildern kommen, die schwer auszuhalten sind.” Es bliebe dann abzuwarten, wie Teile der Bevölkerung darauf reagieren. Unberücksichtigt sind noch die Folgen des sich immer weiter zuspitzenden Klimawandels, damit einher gehenden Fluchtbewegungen und den Bewegungen, die immer weniger Lust verspüren, dem tatenlos und brav demokratisch zuzusehen, vor allem wenn weiterhin Leute aus der CDU/CSU selbstherrlich im Hintergrund die Demokratie aushebeln und zu einer Hinterzimmerabsprache mutieren lassen. Dann könnten alle bisherigen Auseinandersetzungen von Startbahn – West, Castor, Gorleben, Heiligendamm und Hamburg wie ein Kindergeburtstag wirken, Anzufügen wäre die Signalwirkung an religiöse Fanatiker, deren Glaubensbrüder an den Grenzen sterben oder in Lagern vegetieren.

Ohne etwas darüber zu wissen, gehe ich davon aus, dass sich solche Gedanken schon andere gemacht haben und ihre Werkzeuge mit solchen Einsatzlagen konfrontiert haben. Ich habe selbst mal eine Zeitlang für Übungen Szenarien entwickelt. Erschreckend, auf was für Ideen man dabei kommt. Der Gedanke: Wenn ich darauf komme, haben andere ähnliche Ideen, ist naheliegend. Im nächsten Schritt kommt die Überlegung, ob nicht längst daran gebastelt wird. Im Unterschied zu Verschwörungsmythen beweist man sich selbst die absolut realistische Machbarkeit. Glaub mir, da passieren komische Sachen im Kopf.

Es sind Menschen, die geformt wurden und im Gegensatz zu mir, sind die davon beseelt nationale Verteidigungen, innen als auch außen zu betreiben. Standard – Floskeln, wie: UNITER – Mitglieder sind alle rechts, sind deutlich zu unscharf und treffen nicht des Pudels Kern.

Und die ganz normalen Polizisten/innen im Funkwagen, auf der Straßenkreuzung, im Vernehmungszimmer, haben mit alledem nichts zu tun. Jedenfalls noch nicht. Es wäre schön, wenn mal einige aufhören könnten, ständig auf die einzudreschen. Die sitzen nämlich mit im Boot.

Und ich? Zumindest folge ich niemanden mehr und schreibe, was ich für richtig halte.

Bis denne ...

Faschismus? – nur eine PR Methode!

Lesedauer 8 MinutenWer kennt sie nicht? Die lieben Zeitgenossen, die weder ein Nazi sind, noch jemanden etwas zu Leide tun wollen, sich die Kritik an ihrer Wortwahl verbitten und lediglich ein aufrechter Deutscher sein wollen. Meistens ist für sie längst der Zeitpunkt gekommen, mit der deutschen Vergangenheit abzuschließen. Nicht wenige dieser Leute, haben auch keinerlei Skrupel, die Verfolgungsmethoden, Propaganda der Nationalsozialisten, Pogrome und den Holocaust, mit Ihnen begegnenden Anfeindungen gleich zu setzen. Einstmals befanden sich diese Menschen irgendwo in ihren versteckten Nischen und gaben dies häufig im kleinen Kreis beim dritten und vierten Bier. Heute verfügen sie über einen Rechner und Smartphone. Ein Kommentar ist schnell getippt.

Dabei fällt keinem dieser Kommentatoren auf, wie uniformiert, gleichlautend und monoton sie sich gemeinsam äußern. Der Begriff Faschismus bzw. eine der Unterarten, der Nationalsozialismus wird inflationär benutzt, da muss man einigen zustimmen. Faschisten sind im allgemeinen Verständnis Monster und werden in Deutschland verständlicherweise sofort mit dem Holocaust verbunden. Da geht es in den Diskussionen wild durcheinander. Nationalismus, Patriotismus, werden allzugern mit dem Faschismus in einen Topf geworfen.

Nationalismus ist das Eingehen einer Verpflichtung gegenüber einer Nation. Ein gemeinsamer Nenner vieler unterschiedlicher Menschen, die sich gegenseitig nicht kennen, aber unter diesem Deckel gemeinsam agieren können. Parallel dazu haben sie unzählige zusätzlich voneinander verschiedene Verpflichtungen und Verantwortungen. Familie, Verein, dem persönlichen Way of Life, der Ethik, und was sonst noch alles denkbar ist. Faschisten ticken anders. Sie kennen ausschließlich eine Verpflichtung: Die eigene Nation! Ihrer Auffassung nach ist sie die tollste, schönste, einzigartige, allen anderen Überlegene. Halbwegs akzeptabel können allein ähnliche Nationen sein. Im Licht dieses überzogenen irrealen Bildes sonnen sie sich. Fehler, Unzulänglichkeiten, kulturelle Fehlentwicklungen, Marotten, werden gnadenlos ausgeblendet. Wen wundert es, wenn die Verblendeten allergisch auf Satire, Humor oder Querdenker reagieren?

Bei der Demonstration gegen die Kundgebung der AfD trat ein Überlebender des Holocaust ans Mikrofon und wies die Zuhörer darauf hin, dass die durch den Faschismus Verführten nichts mehr Hassen, als das Lachen über sie. Gehässiges Lachen über andere, um sie klein zu machen, beherrschen sie dagegen in Perfektion. Faschismus ist eine Verführung, die einem schmeichelt. Die Könige der Verführung und Manipulation sind die Strategen der Werbung. Angst, Hass, Eitelkeit, sind die Schalter in jedem Kopf. Es gilt sie in der richtigen Art und Weise zu drücken. Die PR Strategen haben dies immer mehr verfeinert und die Faschisten bedienen sich an ihrem Repertoire. Ich glaube sehr wenige Menschen treffen bei der Wahl eine rationale Entscheidung. Schon deshalb nicht, weil unsere Welt und die politischen Vorgänge viel zu komplex sind. Ich wähle die, welche genau dieses einräumen und mir das Vertrauen geben, dass sie keine einfachen Lösungen parat haben.

Jeder, der mir erzählt, dass die Kultur meiner Nation hochwertiger ist, wie die einer anderen Nation und ich als Deutscher eine besondere Stellung einnehme, lässt bei mir alle Alarmglocken angehen. Gleichfalls reagiere ich skeptisch, wenn mir Angst gemacht werden soll.

Die Verführer sind für mich die Faschisten. Menschen die gezielt, Angst, Hass, Eitelkeit, zur Manipulation einsetzen, damit sie eine Machtstellung bekommen. Der echte Faschist ist ein Verkäufer, sein Lohn ist die Macht. Die Kommentatoren sind dankbare Käufer und da liegt das Problem. Denn es handelt sich um einen Markt, mit mehreren Mitbewerbern. Die Währung Macht haben wir alle in der Tasche. Alle die sich daran beteiligen, arbeiten gemeinsam in eine Richtung. Ob es nun die Presse ist, die sich zum willfährigen Werkzeug machen lässt oder unter Umständen unmittelbar bezahlt wird, Politiker die in der Bevölkerung abstrakte Ängste schüren bzw. nicht beruhigend einwirken, Konzerne die mit der Angst Unsummen umsetzen, sie alle sind beteiligt.

Letztens schrieb ein Twitterer in einer Diskussion, man solle doch den Deutschen vertrauen, sie hätten aus der Geschichte gelernt und die Übernahme der Republik durch Faschisten wäre unwahrscheinlich. Sie startete mit einem Tweet, in dem davon berichtet wurde, dass Schüler einen jüdischen Mitschüler an der Berliner John – F. – Kennedy Schule mobbten. Ich denke, er übersieht die Möglichkeiten der Digitalisierung. Ich teile seine Meinung, dass wir Faschisten der alten Machart nicht erleben werden. Wer in Zukunft eine ganze Nation diktatorisch führen will, braucht die Daten der Menschen. Diese befähigen ihn oder sie quasi zu einer biologischen Hackerattacke. Die Kampagnen der AfD sind erst der harmlose Anfang einer dunklen Zukunft. Mittels der gesammelten Daten lässt sich eruieren, wie die Schalter am effektivsten umgelegt werden können.

Es geht um die Macht, Menschenmassen zu manipulieren. Was sich da am Horizont abzeichnet, ist nichts Neues. Zumindest hat sich bereits Aldous Huxley darüber Gedanken gemacht. Ihm fehlte für seine Utopie «A brave new World» eine Zutat: die Digitalisierung. Bei ihm mussten Wissenschaftler die Konditionierung für die spätere Rolle im Leben, mühsam mit einfachsten Mitteln vornehmen. Heute braucht dafür keiner mehr Wissenschaftler, sondern eine PR Agentur und einige Computerspezialisten. In den letzten Tagen bemerkte ich, wie sich nach und nach die eingeblendeten Nachrichten, Werbung und die Charaktere der Kommentatoren bei Twitter und Facebook in meiner Timeline veränderten. Zu informativen Zwecken hatte ich alles rund um die AfD abonniert. Prompt bekam ich auch die passenden Meldungen und verstärkt Twitterer aus dem Umfeld der AfD eingespielt.

Ich machte die Gegenprobe. Nachdem ich alle offiziellen Accounts der AfD abgeschaltet hatte, stattdessen sie gegen die CDU eintauschte, veränderte sich das Bild. Prompt drängten sich einschlägige CDU nahe Presseveröffentlichungen in den Vordergrund.Ich erweiterte den Versuch um einige Optionen. Der Algorithmus passte sich mit einem Verzug von drei Tagen an. Mit Google erging es mir nicht viel anders. Das bedeutet: Selbst, wenn sich einer die Mühe macht, täglich Pressemeldungen, Artikel, Abhandlungen, aus den unterschiedlichsten Richtungen zu lesen, landet er nach ca. zwei Wochen auf einer vorbereiteten Bahn. Nur, wer versiert im Umgang mit den passenden Gegenmaßnahmen ist, hat eine Chance neue Anregungen für Analysen zu bekommen. Wer macht das schon und hat vor allem die Zeit dafür?

Seither prüfe ich jedes mir wichtige Suchergebnis mit der Suchmaschine Metager gegen. Ich schließe aus, dass sich diese Mühe viele Menschen machen.

Die Faschisten von Morgen sind die Schüler Edward Louis Bernays, dem Erfinder des Public Relation. Sie kombinieren seine Techniken, mit Daten sammeln und den darauf basierenden Erkenntnissen. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird Propaganda überflüssig sein, da die Leute ohnehin schon die passende Meinung implantiert bekommen haben. Meine Sorge vor der AfD habe ich längst verloren. Meiner persönlichen Prognose nach, ist es nur eine Frage der Zeit, dass kommerzielle finanziell gut ausgestattete Kräfte still und heimlich eine Gegenoffensive starten werden. Flüchtende Menschen sind bares Geld. Innereuropäische Grenzen liegen ganz und gar nicht im Interesse dieser Kräfte, wohingegen eine vorgelagerte Abwehr, durchaus ein passendes Konzept sind. Zumal sich humanitäre Katastrophen in anderen Ländern deutlich besser medial verkaufen lassen, wie wenn sie direkt vor der Haustür stattfinden. Der Export und Verkauf von Drohnen, Kameras, Grenzanlagen und Spezialfahrzeugen ist bereits im vollen Gange. Wer sich die Reportagen über die Sicherungen der uralten Handelswege auf dem afrikanischen Kontinent, die Grenzzäune und die Elendslager vor den europäischen Enklaven, ansieht, weiß dass diese vorgelagerten Sicherungen längst existieren. Im Prinzip funktioniert das alles, wie ein Ventil. Der in Europa teuer und schwer zu entsorgende Müll, die Waffen, in Europa nicht verkaufbare Essensabfälle gehen rein, Rohstoffe gehen raus und die flüchtenden Menschen werden drin behalten.

Begleitet wird das von Kampagnen, die den Europäer darüber hinwegsehen lassen sollen, bzw. diese Vorgehensweise legitimieren. Im übertragenen Sinne werden die Menschen in den Ländern der Dritten Welt die von Huxley beschriebenen Wilden.

Ähnliches wird sich im Inland abspielen. Das Arbeitsmotto lautet: Wer nichts zu verbergen hat, muss nichts befürchten. Theoretisch müsste diese Aussage für alle gelten. Dann würden wir in einer Welt leben, in der auch Konzerne, Mächtige und Reiche nichts zu verbergen hätten. Das wird nicht passieren. Kameras, Sicherungskonzepte, Manipulationen werden hauptsächlich in den sozialen Brennpunkten zum Einsatz kommen. Dies mittels Kampagnen den zukünftig Überwachten schmackhaft zu machen, läuft schon lange. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich Smart Fernseher identisch zu Computern entwickeln. Bisher wird die Werbung lediglich oben links eingeblendet. In naher Zukunft werden sich komplette Werbeblöcke nach den Fernsehgewohnheiten ausrichten. Seitens einiger PR Strategen wurden bereits Versuche unternommen, über die Ausstattung und Produktplatzierungen hinaus, Texte der Skripte zu beeinflussen.

Diktaturen durch eine klassische Regierung sind Schnee von Gestern. Regieren bedeutet nichts anderes, wie die Regulierung des öffentlichen Lebens im Innern und nach außen hin. Meiner Meinung nach, wird das Rennen derjenige machen, der die Möglichkeit besitzt die meisten Daten zu ergattern und über die Möglichkeiten verfügt, sie auszuwerten. Bislang sind alle zuvor daran gescheitert. Zu meiner Schulzeit hieß es noch, dass eine zentrale Planwirtschaft immer an der Individualität und der mangelnden Berechenbarkeit des Verbrauchers scheitern wird. Gleichermaßen verhielte es sich mit Diktaturen. Nun wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis wird die Möglichkeiten haben. Es ist ein Weg entstanden, die Individualität unter Kontrolle zu bekommen. Das Monster Faschist ist ein Dinosaurier. All die Kommentatoren, die sich alle mehr oder weniger gleich äußern, befinden sich in den Fängen von etwas Neuen, welches sich der alten Erkenntnisse bedient. Große Teile der Bevölkerung haben längst ihre Identität und Persönlichkeit verloren, sie wissen es teilweise nicht. Die «Hartzer», «bildungsfernen Schichten», «Flüchtlinge», «Migranten», alle zusammenfassenden Bezeichnungen berauben sie der Persönlichkeit, sie werden zur verfügbaren Masse.

Flüchtlinge, Islamisierung usw. sind lediglich der Beginn. Vernichtungslager wird es keine mehr geben. Der Mensch ist kommerziell viel zu wertvoll, solange er am Leben ist. Es ist nicht verwunderlich, wie ärgerlich massenhafte Fluchten sind. Immerhin gehen den Minenbesitzern, den Konzernen mit ausgelagerten Billigproduktionen und den Rüstungsschmieden Kunden bzw. Sklavenarbeiter aus. Inländisch war der nunmehr bereits zurückliegende erste Schritt die Veränderung der Sozialsysteme. Die neue unterste Schicht wird gerade noch so am Leben erhalten, damit sie nicht auf die Straße gehen. Zugleich wird sie immer mehr an die Ränder der Städte in Silos verdrängt, während sich die darüber liegende Schicht in den Innenstädten tummelt. Mittels Fernsehen, Sportveranstaltungen, Computerspielen pp. werden die in den ausgelagerten Ghettos bei Laune gehalten.
Der neueste Trend ist der Bau von Siedlungen um von Konzernen aus betriebenen Discountern, durch diese selbst. Die Verfügungsmasse wird um den Konsumtempel herum geschart. Eine logische und nachvollziehbare Entwicklung. Wer in einer Gegend mit tausenden unmittelbaren Nachbarn wohnt, in der nicht einmal mehr dieses passiert, sollte sich Gedanken machen.

Wir Deutschen, wir Mittel – Europäer, mit unseren hervorragenden einzigartigen kulturellen Leistungen, basierend auf den bemerkenswerten weltweit einzigartigen Tugenden, bestimmen darüber, wer es aus den anderen Kulturen wert ist, zu uns zu kommen. Jedoch nur, wenn sie oder er bereit ist, die eigene zu Gunsten der Siegerkultur aufzugeben. Es besteht ein Anspruch darauf, dass zu uns nur die Besten der Besten kommen, denn wir sind die Bundesliga der internationalen Gesellschaften, sonst wären die anderen nicht vor ihrer geflüchtet. Es gilt die herannahenden primitiven Horden abzuwehren. Zur Erinnerung: Wenn Nationalismus, dazu führt, dass man sich nur noch ausschließlich der eigenen Nation gegenüber verpflichtet fühlt, steht man beidbeinig im Faschismus. Selbst ethische Verpflichtungen treten dann gegenüber dem Nationalismus zurück. Unter dieser Maßgabe, kann man zur Rettung der Nation schon mal ein paar Tausend absaufen lassen, die gleiche Anzahl und mehr in Lagern zusammensperren und den Rest vom Schützenfest in der Sahara verhungern lassen.

Selbstredend haben diverse Ankömmlinge keinerlei Kultur mehr. Mit Verlaub: Wenn ich mich durch eine Wüste gekämpft hätte, einige hundert hart zusammengekratzte Dollar an übelriechende Unsympathen gegeben habe, danach ein halbes Jahr in einem wilden Lager lebte, mich dann in ein Schlauchboot setzte … wären Kultur und Ethik auch nicht mehr meine vorrangigen Lebensprobleme.

Gestern Abend war ich beinahe ein wenig um Edmund Stoiber besorgt. Er saß in einer Talkshow und stand vor kurz vor einer Herzattacke, als der CSU Rechtspopulismus vorgeworfen wurde. Dabei ist es nicht der Fall, dass Rechtspopulismus in der Republik etwas Unerwartetes ist. Nach 1945 musste die Nachfolgeneration bis zum Mauerfall intensiv gegen die Reste des Nationalsozialismus und den Auswirkungen in den Köpfen der Deutschen kämpfen. Dieser Kampf wurde je durch die Wende unterbrochen. Ich kenne viele, die ein grosses Deutschland kritisch betrachteten.

Mich wundert es überhaupt nicht, dass ausgerechnet Vertreter aus dem provinziell geprägten Bürgertum, wie es ein Söder, Seehofer, Dobrindt, eine Bär oder ähnliche Kandidaten repräsentieren, sich der Sprachmuster einer AfD anpassen. Stoiber verwies in seiner Gegenrede, auf die vielen engagierten Bürgermeister. Er übersieht dabei, dass es zwischen den konservativen Strömungen und den Faschisten schon immer einen breiten Grauszonenbereich gab. Was aktuell passiert, ist die organisierte Verteidigung einer gut aufgestellten Schicht, gegen alles darunter. Ein Verteidigungsmittel war schon immer der nackte Fingerzeig auf einen Buhmann, das Bedienen von Eitelkeiten, das Schüren von Hass und die Angstmacherei. Nichts anderes macht die CSU. Wie sie das nennen, ist ihnen selbst überlassen. Bezeichnungen sind Schall und Rauch, die Handlungen, Strategien und die verfolgten Ziele zählen.

Rhetorisch gibt es einen klassischen Unterschied zwischen der Überredungs- und der Überzeugungskunst. Einen mündigen Bürger muss ich mittels Argumente überzeugen, einen sich devot unterordnenden Bürger, ergreife ich bei seinen niederen Instinkten. Spätestens mit seinem Euphemismus Asyltourismus, wenn nicht schon bei der Flüchtlingsindustrie, hat Söder die Karten auf den Tisch gepackt. Von einem mündigen Bürger gehen die alle nicht aus. Würde ich selbst vermutlich auch nicht tun. Bleibt die Frage offen, wo sie die Bürger hinführen wollen. Verführen oder in eine ethisch vertretbare Richtung lenken?

Ich kann zwischen den Aufsichtsräten und der Regierung keinen Unterschied mehr erkennen, spätestens dann nicht, wenn sie nach ihrer politischen Karriere bei den Konzernen in Lohn und Brot stehen. Damit haben die Konzerne längst übernommen und eine kaschierte Diktatur installiert, die der unteren Ebene eine pseudo – Demokratie auf der regionalen Ebene zugesteht. Faschismus, Nationalsozialismus sind meines Erachtens nicht mehr das Thema. Dies sind nur noch Bezeichnungen dafür, wie sie es machen – aber vielleicht war das nie anders? Immerhin wurde Hitler auch von der Hochfinanz unterstützt. In der alten Zeit gab es Sklavenhandel und Kolonialismus. Beides haben wir der “politischen” Führung untersagt. In die entstehende Lücke sind die “kommerziellen” Regierungen gegrätscht.

Und was mache ich dagegen? Dusseliges Zeug schreiben und beobachten. Hat sich nichts geändert, nur durfte ich früher am Ende den Täter festnehmen. Das hat sich erledigt. Na mal schauen. Es gibt da draußen richtig viele junge schlaue Köpfe, vielleicht lassen sich nicht alle kaufen. Die Trottel aus dem “linksextremistischen” Lager werden es nicht ändern. Die befinden sich in einer vorübergehenden Lebensphase, einer Art verlängerter Pubertät, bis sie sich vom Kommerz einkaufen lassen. Auf den kleinbürgerlichen Trümmerhaufen, der die Mehrheit der Wählerstimmen erhielt und vermutlich auch wieder bekommen wird, setze ich jedenfalls nicht mehr.

Die “Neue Rechte Bewegung” u. die Konservative Revolution

Lesedauer 11 Minuten

Viele, ich eingeschlossen, wettern über die aufkommenden «Neuen Rechten» und die von ihnen geforderte «Rechtskonservative Revolution». Bei der Kritik, dem Gegenhalten und allem was dazu gehört, geht meiner Meinung nach einiges Durcheinander und führte durch die Unschärfe ins Leere.

Mir stellt sich zunächst die Frage: Wo wollen die eigentlich hin? Welches große Muster steckt dahinter?

Bei dieser Frage stellte ich fest, dass das gar nicht so einfach zu ermitteln ist, da vieles zwischen den Zeilen steht bzw. in letzter Konsequenz nicht gesagt wird. Zum Beispiel wird eine Grenze gefordert, aber es wird offengelassen, wie diese Aussehen soll oder wie diese verteidigt wird. Es wird von Massenabschiebungen geredet, doch keiner sagt konkret, wie die Durchführung vonstattengehen soll. Nehme ich alle Aussagen zusammen, läuft alles auf eine Republik hinaus. Republik bedeutet zunächst einmal nur, dass es keinen Monarchen an der Spitze gibt. Dieser wird ersetzt durch eine, oder mehrere Personen, eine Clique oder andere denkbare Konstrukte, die sich dem Volk gegenüber verpflichtet fühlt oder fühlen. (Die AfD legt auf den Passus “dem Volk verpflichtet” verdächtig viel Wert.)
Von Demokratie ist dabei noch nicht die Rede. Das föderalistische System scheint ihnen ebenfalls ein Dorn im Auge zu sein. Diverse Vertreter haben sich dazu auch schon geäußert. Vertreter bedeutet nicht, dass sie Mitglieder der AfD sind. Die AfD ist für mich nur ein Teil einer größeren Bewegung.

Sie verfolgen die Idee, dass sich in dieser Republik Deutschland kleinere Einheiten befinden, in denen die zugehörigen Bürger einen Vertreter auf Zeit wählen. Dieser ist dann wiederum wahlberechtigt für eine Regierung. Das Volk ist also nicht mehr unmittelbar an der Wahl der Regierung beteiligt. In diesen kleinen Einheiten bestehen gewisse Rechte für die Strukturierung und Lösung lokaler Probleme, die wesentlichen Teile werden aber von der Regierung bestimmt. Die Regierung kann aber plebiszitäre Elemente einfügen, bei denen das Volk in seiner Gesamtheit abstimmt. Fraglich ist, wie weit diese Fragestellungen gehen und wer sie formuliert.

Dabei fällt mir spontan der Kommunikationsgrundsatz aus der Führungslehre: Wer fragt, der führt!, ein. Geschickt formulierte Fragen, können ein mächtiges Steuerungselement sein.

Fakt ist dabei, dieses System ist vom Grundgesetz her nicht vorgesehen. Wie wollen diese «Neuen Rechten» dieses umsetzen? Ohne Gewalt kann das nicht funktionieren, da das Grundgesetz diverse Abwehrmechanismen besitzt. Die AfD besteht darauf, dass sie lediglich die Forderungen des Grundgesetzes umsetzen wollen. Trotzdem werden auf Veranstaltungen immer wieder Leute eingeladen, die aus anderen Bereichen der Bewegung stammen und genau das Beschriebene einfordern. Da passt etwas nicht zusammen.

Herr Dr. Gauland bezieht sich auf eine alte Rhetorik.

Regeln müssen für alle gelten. Lasse ich eine Ausnahme zu, fangen andere an, diese Ausnahme für sich ebenfalls zu beanspruchen. Basierend auf diesem Satz, mit dem er sich meiner Meinung nach als Prinzipienreiter outet, fordert er die Ausweisung aller Personen, selbst wenn diese sich integriert haben, aber ihre ursprünglichen Voraussetzungen für einen Aufenthalt nicht korrekt waren. Ich will dieses hier nicht kommentieren, sondern zunächst nur festhalten.
Jeder weiteren Frage bezüglich des Prozedere weicht er aus und verweist darauf, dass dieses nicht sein Problem bzw. Aufgabenstellung wäre, dafür ist die Exekutive zuständig. Gleichermaßen betrachtet er das Grenzthema. Die Grenze hat gefälligst geschlossen und sicher zu sein, die Umsetzung dieser Forderung verweist er an die Bundespolizei. Ob dieses das nun mit Zäunen, Mauern, Schusswaffengebrauch, Streifen oder sonst irgendwie umsetzt, entzieht sich seiner Auffassung (Konservativ) seinem Aufgabenbereich. Er sieht sich dabei offensichtlich als eine Art General, der anordnet, dass eine Stellung zu halten ist, wie die nachgeordneten Streitkräfte dieses ermöglichen, ist ihm egal.

Das ist nicht nur konservativ, sondern auch militärstrategisches Denken. Ich habe einen Feind (der illegale Einreisende oder bereits eingereiste Ausländer), ich habe eine Streitmacht (die Bundespolizei, Polizei, Bundeswehr) und ein Etappenziel (Abwehr, Ausweisung), welches mich meinem Ziel «Sieg» (von ungewollten Ausländern freies Deutschland) näher bringt. Ein General darf nicht ethisch/moralisch denken oder sich dem unmittelbaren Elend aussetzen, da er sonst nicht mehr dazu in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen. Wenn zum Beispiel ein taktischer Hügel einzunehmen ist, wird eine Analyse der zu erwartenden Verluste unter den Soldaten einkalkuliert, bis zu einer gewissen Quote gilt die Operation als durchführbar und kann auch als Sieg betrachtet werden. Es erscheint mir nicht verwunderlich, dass sich einige Militärs der AfD zugeneigt fühlen. Anzumerken ist dabei, dass Herr Dr. Gauland noch nie in seinem Leben der potenziellen Verlustquote angehörte.

Die «Neuen Rechten» betrachten die Welt nicht als einen Lebensraum für Menschen an sich, sondern ihrer Auffassung nach ist sie in Territorien unterteilt, in denen sich gleichgesinnte, ähnlicher genetischer Herkunft und gemeinsamer Kultur ansammeln.

Ihrer Auffassung nach, ist es nicht möglich, aus einem Nigerianer mittels Sozialisation einen Menschen zu machen, der die «Deutsche Kultur» annimmt und im Gegenzuge ist es einem Deutschen nicht gegeben, sich der Kultur eines Nigerianers anzupassen. Mit anderen Worten sie akzeptieren nicht den Begriff «Mensch», sondern nehmen unterhalb noch eine (Ein)Teilung vor. Das Eine (der Mensch) wird geteilt und kategorisiert. Eine dieser Kategorien heißt – das deutsche Volk. Der Philosoph Nietzsche kam seinerzeit schon zur Auffassung, dass dieses ein uraltes Problem der «Deutschen» ist, dass sie gar nicht wissen und es auch niemals herausfinden werden, was denn eigentlich dieses «Deutsch» sein soll.

Hier ist die AfD wieder im Boot und einige gemäßigte Konservative, die nicht zu den «Neuen Rechten» gehören oder zumindest nicht wollen, sprechen ebenfalls vom «Deutschen Volk» und versuchen eine (Leit)Kultur auszumachen, die von diesem Volk ausgeht. Es kann also mehrere Kulturen unterhalb dieser einen geben, aber sie müssen sich im Wesen nach der Leitlinie orientieren. «Neue Rechte» und Konservative definieren sich über die (Rück)Besinnung und die Orientierung an alt hergebrachten Werten. Leider bleiben die meisten eine Auskunft schuldig, wie weit ihre Rückbesinnung geht. Sollen es die christlichen Werte sein? Das Christentum kennt nur Religionsgrenzen, jedoch keine nationalen Grenzen. Die deutschen Philosophen streiten bzw. kritisieren sich in unterschiedlichster Form über die Werte, das Wesen des Menschen und die Umsetzbarkeit. Nicht einmal der «Kategorische Imperativ» von Kant bleibt davon verschont. Bei meinen bevorzugten Philosophen Nietzsche und Schopenhauer würde zum Beispiel die CDU mit dem «Christlich» im Parteinamen auf Granit beißen.

Konsequenterweise kann es also nur darauf hinaus laufen, dass seitens einer übergeordneten Institution jenseits der Philosophie, christlicher Religion eine leitende Kulturvorgabe aufgestellt wird, eine Art (Rahmen) Vereinbarung innerhalb derer sich alle zu bewegen haben. Wie genau dieser begrenzende Rahmen auszusehen hat, kann wieder einmal nur zwischen den Zeilen ermittelt werden.
Die AfD hat etwas gegen Alleinerziehende, also einem Lebensmodell, welches sich innerhalb der modernen Zeit entwickelt hat. Bei genauerer Betrachtung steckt da mehr dahinter. Die Familie/Sippe als die berühmte Kernzelle der Gesellschaft. Ein altes Modell für die Altersversorgung, Weitergabe von Sach- und Finanzwerten und traditionalisierter Verhaltensweisen und Anschauungen. Im Arbeitermilieu ist einiges dabei obsolet. Oftmals fällt die Weitergabe von Sachwerten weg, die innerfamiliären Traditionen sind nicht selten eher zweifelhaft und sich als Arbeiter darauf zu verlassen von seinen Nachkommen versorgt zu werden ist auch ein hohes Risiko. Die Familie ist also eher ein für das Bürgertum vorteilhafter Umstand.

Wen wundert es dabei, wenn viele aus der AfD genau dort herkommen? Doch was haben sie mit den anderen vor? Wo bleibt das Proletariat?

Im Nationalsozialismus war das Proletariat die zu lenkende Masse, eine Masse die mit dem politischen Geschehen, wenig zu tun hatte. Hier schließt sich für mich der Kreis zur Republik. Wie forme und lenke ich eine Masse? Ich gebe ihr eine gemeinsame Kultur und forme sie zu einem homogenen Volk, mit einem gemeinsamen Ziel. Habe ich das erreicht, kann ich dieser Masse auch beruhigt Fragen stellen.

Goebbels hat das in seiner Sportpalastrede eindrucksvoll vor gemacht. «Wollt ihr den totalen Krieg?» «Ja!».

Jede Einheit bei der Polizei und der Bundeswehr, insbesondere Spezialeinheiten, funktionieren so. Den Mitgliedern wird ein gemeinsames Motto eingepeitscht, an dem sie sich trotz ihrer charakterlichen Unterschiede orientieren können. Ich kenne eine Einheit, die sich zum Beispiel das Motto: Lieber stehend sterben, als knieend Leben!, gegeben haben.
Nebenbei einer dieser Treppenwitze der Geschichte. Das Motto stammt aus dem Spanischen Bürgerkrieg und wird der Partisanin Dolores Ibárruri zugeschrieben, die den anrückenden Faschisten entgegenrief: «Die kommen nicht durch!» Der jüngeren Generation wurde dieses Motto aber eher durch die ehemals (man muss auch einen Wandel respektieren) rechtsgerichtete Rockband Böhse Onkelz bekannt.

Ich schlussfolgere also, dass sich eine Gruppe zu einer regierenden Schicht in einer Republik aufschwingen will, die sie mit einer vorgegebenen Kultur und Philosophie prägen will. Teil dieser Kultur ist die Feststellung, dass die Menschheit eine Unterteilung benötigt und diese von der Natur auch vorgegeben ist.
Um ihren Siegeszug anzutreten, benötigt diese Elite ein Instrumentarium diese Ziele umzusetzen. Eines dieser Mittel ist die Sprache und die Verbreitung dieser Sprache über die digitalen Netzwerke. Menschen können nur mittels der Begriffe denken, die sie zur Verfügung haben. Vor allem muss ich von diesem lästigen «Menschen» weg, der individuelle Rechte hat und muss allgemeine Begriffe finden. Jeder Bauer mit Vieh weiß, dass es eine extrem blöde Idee ist, einem Schlachtvieh einen Namen zu geben. Die Kuh «Katja» wird gegen den zornigen Widerstand der Kinder niemals geschlachtet werden, sondern vor Altersschwäche umfallen.

Mit diesen Kriterien im Kopf schaue ich mir die «Neue Rechte», die Konservativen und die AfD an. Der junge Abdallah, welcher tränenreich von seiner Familie im Ergebnis einer furchtbaren Entscheidung aus einem Kriegsgebiet auf die Reise geschickt wurde, um für die Familie den maximalen Erfolg herauszuholen (eigentlich eine sehr konservative Einstellung) ist da eher hinderlich. Der zwanzigjährige Marokkaner, welcher via Internet und Touristen festgestellt hat, dass die Welt auch anders aussehen kann und wenn er eine Chance haben will, er sein Land verlassen muss, passt dabei auch nicht ins Bild. Solche Geschichten überlässt man lieber Hollywood (Der Pate, Gangs of New York, Scarface pp.) oder der europäischen Geschichte, als z.B. die Deutschen im Rahmen einer aufkommenden Hungerskatastrophe vermehrt in die USA auswanderten. (Welche sich nach Aussagen von Zeitzeugen als nahezu integrationsunfähig erwiesen) Solche Sachen sind nicht zielführend.

Strategisch sinnvoll sind Begriffe wie «Flüchtlinge», «Wirtschaftsflüchtlinge» oder Ableitungen aus der Biologie, wie Herr Höcke sie benutzt. Er befindet sich dabei in der Tradition der NPD, die immer das «Argument» einbringt, dass bei der Paarung eines Esels mit einem Pferd ein unfruchtbarer Muli herauskommt. Doch warum das Rad neu erfinden, wenn es für diese Rhetorik bereits geniale Vordenker gegeben hat? Bei allen Ressentiments war Dr. Joseph Goebbels auf seinem Gebiet brillant. Er war, wie viele in der AfD auch, ein mittelmäßiger Akademiker, der sich unverstanden und unterbewertet fühlte. Erst der Nationalsozialismus verschaffte ihm den Durchbruch zusammen mit Gleichgesinnten. Er erkannte, was man mit Sprache alles machen kann, wenn es um das Lenken von Massen geht. Ich denke, er wäre vor Begeisterung im Dreieck gesprungen, wenn man ihm Möglichkeiten wie Youtube, Facebook und Twitter gegeben hätte.

Der Zeitpunkt lässt sich nicht bestimmen, aber zu irgendeiner Zeit haben die «Neuen Rechten» mehrere Dinge erkannt. Zu allererst erkannten sie die Wirkung von Musik. Dies war die Geburtsstunde des Rechtsrock. Anfangs versuchte der Verfassungsschutz noch, diese Bewegung einzudämmen. Die Unternehmungen waren aufgrund der explosionsartigen Verbreitung nicht erfolgreich. Die Band «Landser» schwärmt wahrscheinlich von den alten Zeiten, als sie sich mit der Polizei noch ein Katz und Maus Spiel lieferte.
Es folgte die Übernahme der «linken» Kampfstrukturen, und die Geburt der Nationalen Front, als Gegenveranstaltung zum «Schwarzen Block». Hieraus entwickelten sich die dezentralisierten klandestinen Strukturen, die dem Verfassungsschutz immer noch Schwierigkeiten bereiten. Ein Ausfluss davon ist die NSU. Doch die «Neuen Rechten» lernten noch mehr von der anderen Seite: Den politischen Aktivismus. Das Anbringen von Bannern, die Stürmung von Veranstaltungen, gezielte öffentlich wirksame Aktionen waren zuvor Greenpeace, den GRÜNEN und linken Gruppierungen vorbehalten.
Nach und nach entwickelte sich aus den einzelnen versprengten Gruppen eine Bewegung, deren Potenzial von vielen erkannt wurde, die sich vorher noch abgeschreckt gefühlt hatten. Wer will sich einen Höcke bei der Wehrsportgruppe Hoffmann beim Kriechen durch den Wald vorstellen? Die Rechten bestanden aus lauter Einzelgruppen, die nicht miteinander konnten. Wehrsportgruppen, die Wiking – Jugend, die Rechtsrocker, schlagende Burschenschaften, rechtsgerichtete Unternehmer, frustrierte Juristen, mittelmäßige Akademiker … es fehlte am gemeinsamen Nenner.

Doch ich komme nochmals auf den theoretischen Überbau und das Ziel zurück.

Die Masse wird allgemein als nicht sonderlich intelligent betrachtet. Da machen alle Theoretiker, ob sie nun von links oder rechts kommen, keinen Unterschied. In nahezu allen großen Theorien wird die Gefahr gesehen, dass sich die Masse Führer sucht. Das weiß auch ein Herr Dr. Gauland. Und wenn er Volksabstimmungen fordert, geht er davon aus, dass die Masse vorher mittels Propaganda in die, seiner Auffassung nach, richtige Richtung, gelenkt wurde. Alles andere kann er jemanden erzählen, der sich die Hose mit der Kneifzange zu macht.
Es ist die zentrale Diskussion, ob eine Demokratie überhaupt auf Massen anwendbar ist. Die «Neuen Rechten» formulieren ein klares «Nein!» Demokratie kann nur in kleinen Gruppen funktionieren, die über Dinge abstimmen, die sie unmittelbar betreffen, darüber muss eine Funktion bestehen, die sich dem Wohl des gesamten Volkes verpflichtet fühlt und Entscheidungen für dieses Volk trifft. Leuten die in einer Behörde arbeiten, wird das sehr bekannt vorkommen.

Es ergibt sich aber ein Problem! Ich muss verhindern, dass diese leitende Funktion von Leuten eingenommen wird, die unter Umständen kompetenter und intelligenter sind, als ich. Intelligenz muss eingedämmt werden, denn eine Vergeistigung führt zu Schwäche. Intellektuelles linkes Denken schwächt das Volk in seiner Widerstandskraft gegen andere Völker. So jedenfalls der Tenor der “Neuen Rechten”.

Mal etwas weiter hergeholt, kostete dies Sokrates das Leben. Einer seiner Schüler verlor beim ständigen Hinterfragen der Dinge den Verstand und begann zu trinken. Dummerweise handelte es sich um den Sohn einer höher gestellten Persönlichkeit, woraufhin es zum bekannten Prozess kam. In Preußen wurde dies erkannt, in der Kaiserzeit wurde die Intelligenz massiv bekämpft, es kam zu einer kurzen legendären Epoche Zwanzigerjahre und der Rest ist bekannt.

Ich formuliere mal meine Auffassung ebenfalls militärisch. Diese neue rechte Bewegung besteht aus unterschiedlichen Armeen, die sich vorübergehend zu einer Allianz zusammengeschlossen haben, um einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen. Ich formulierte es letztens schon einmal. Die Begriffe links und rechts stammen aus der Zeit bevor Napoleon aus dem Exil wieder kam. Links saßen diejenigen, welche eine Innovation forderten und rechts die Vertreter, die alles beibehalten wollten.
Die Antworten nach 1945, erst recht die der aktuellen Zeit, auf die globalen Entwicklungen, passen nicht ins Weltbild und zur Auffassung über das menschliche Wesen, dieser Leute.
Mit der «Rettung des Abendlandes» haben sie es eigentlich ganz gut getroffen. Machen wir uns nichts vor, eine der am längsten existierenden Machtstrukturen ist immer noch die Katholische Kirche. Unterhalb von Gott kommen die von Menschen gemachten Machtstrukturen und auf der untersten Ebene befanden sich früher die Bauern, heute sind es die Lohnabhängigen, welche als Spielmasse fungierten. Geeint wurden sie mittels des gemeinsamen Glauben. Der Glaube hat in vielen Bereichen seine Bedeutung verloren, da bedarf es eines Ersatzes: Nationalismus, Patriotismus, und ein homogenen «Deutschen Volks», welches über eine überlegene und erfolgreiche Kultur verfügt. (Der Herrenmensch bzw. Herrenrasse ist auch aus der Mode gekommen – überlegene Kultur klingt viel schöner!»)

Was wird passieren, wenn die unterschiedlichen Armeen ihren gottlosen «Feind» niedergerungen haben? Das ist die große Frage, die sich die Strategen vom rechten Flügel der CSU/CDU entweder noch nicht gestellt oder siegesgewiss beantwortet haben. Mich persönlich beunruhigt dabei die historische Parallele in der Weimarer Republik. Die Zentrumspartei hatte ein ähnliches Kalkül und scheiterte am Ende. Lieber Herr Dobrindt, ihre Idee der «Konservativen Revolution» kann böse ins Auge gehen.
Seitens der Allianz wird die Bewegung der 68 ziger, als Geburtsstunde der feindlichen Armee ausgemacht. Da lohnt sich eine kurze Betrachtung. In Deutschland waren an den Universitäten unzählige Professoren aus dem Dritten Reich anwesend. Die anderen waren geflohen und hatten wenig Sinn dafür wieder zurückzukommen, bzw. waren ihre Lehrstühle von ehemaligen Nazis besetzt worden. Sie engagierten sich zum Leidwesen der US amerikanischen Konservativen lieber in den USA.
Aus dieser Bewegung gingen sehr unterschiedliche Personen und Ansichten hervor. Im gewissen Sinne hätte eine Galionsfigur, wie Rudi Dutschke bei modernen Konservativen (wenn es denn so etwas gibt) einige Sympathien erzeugen müssen. Immerhin stand er ausdrücklich zum christlichen Glauben und entwickelte auch einen Nationalismus.

Doch um solche Dinge geht es den «Neuen Rechten» meiner Meinung gar nicht. Ihnen ist das alles schlicht und ergreifend alles zu kompliziert. Man kann nicht über alles diskutieren, irgendwann muss auch mal einer sagen, wo es lang geht – ergo Sie!

Ich hatte mal einen Klassenlehrer, der uns über das nächste Ausflugsziel am Wandertag diskutieren ließ. Nach 10 Minuten unterbrach er die Diskussion mit den Worten: «Ich sehe, sie werden sich nicht einig, ich habe da mal etwas vorbereitet!»

Meiner Prognose nach, werden sie auf längere Zeit die Schlacht gewinnen, aber es wird ein Pyrrhussieg werden. Doch da sind wir noch nicht. Noch haben sie nur formuliert die divergente Gesellschaft in ein homogenes «Deutsches Volk» mit einer «Leitkultur» «Gleichzuschalten». Bisher verfolgen sie nur Bestrebungen eine Republik jenseits der repräsentativen Demokratie einzusetzen, die von einer elitären Machtclique gesteuert wird. Zur Zeit erleben wir nur Angriffstaktiken: Sprache, gemeinsames Motto, Außenfeind erzeugt innere Einigkeit, Panikmache, Erzeugen von Stereotypen und Ausbau der Opferrolle.
Ich stimme Sahra Wagenknecht zu, wenn sie als taktische Antwort eine geeinigte Gegenbewegung auf der linken Seite fordert. Wieder eine Parallele zu Weimar. Genau das forderte damals die KPD von der SPD. Die einzige strategisch und taktisch gut aufgestellte Truppe auf der linken Seite sind die Kommunisten. Doch jeder Demokrat weiß, dass er damit vom Regen in die Traufe kommt. Alle anderen auf der linken Seite haben ein sich zwingend ergebendes Problem. Während die Konservativen und Rechten auf scheinbar alt Bewährtes zurückgreifen, dem sie die angeblich die Spitzen geschnitten haben, haben die offenen Linken sehr unterschiedliche Ideen.

Einen Kandidaten habe ich bisher nicht berücksichtigt. In das Getümmel wird irgendwann die Wirtschaft eingreifen. Die Seite, welche von ihr den Zuschlag erhält, wird gewinnen. Für mich ist sie der Hoffnungsträger. Was soll die Wirtschaft mit geschlossenen Grenzen anfangen? Sie verdient an jeder Krise, an jedem Krieg und an jedem Arbeiter, völlig egal, wo der geboren wurde, oder welcher Religion er zugehörig ist. Schlimm wird es, wenn sie den Plan aufmachen, dass ausgelagerte Sklaven effektiver sind. Anders formuliert, es zu einem neuen Kolonialismus kommt. Der griechische Wirtschaftswissenschaftler Yanis Varoufakis nennt dies «Schulden – Kolonialismus», vermutlich hat er sich deshalb auch mit Oskar Lafontaine und Wagenknecht zusammengeschlossen. Wie beschrieben, ich persönlich glaube, dass in diesem Fall die «Neuen Rechten» eine echte Chance bekommen.

Bis dahin kann man aber noch wenig kämpfen und die Stirn bieten. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Konservativ von damals ist heute linksversifft …

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Letztens erinnerte ich mich an eine Bemerkung, die mir vor Jahren an den Kopf geknallt wurde. «Du bist so konservativ geworden!». Ich entgegnete, dass ich dieses für einen normalen Entwicklungsprozess bei einem Polizisten halte. Den Begriff «konservativ» oder gar «rechts- bzw. Wertekonservativ» nehmen nunmehr andere für sich in Anspruch. Diese Menschen vertreten aber Auffassungen und stellen Forderungen, die mit meinem Denken überhaupt nichts zu tun haben. Die ersten Kandidaten dieser Truppen nannten mich zwischenzeitlich «Linker Blockwart» u. «linksversifft», die Gutmenschenphase habe ich erfolgreich übersprungen.

Hieraus ergeben sich die Möglichkeiten: Entweder habe ich mich verändert, der Begriff «Konservativ» wird unterschiedlich interpretiert oder die anderen haben ein ganz neues Programm eröffnet.

Die Dienstbereiche, in denen ich mich bewegte, wurden in den zurückliegenden Jahrzehnten von den Radikalen «gehasst» und dieser Hass, war stets eine Motivation. Wenn die uns nicht leiden können, machen wir alles richtig. Letztlich sahen wir uns immer als eine Bastion der Aufrichtigkeit. Den meisten meiner Wegbegleiter war institutionelle Autorität egal, wichtiger war die menschliche und das Vermögen sich in einem Team einzufinden. Da ich zumeist in sogenannten Gefahrengemeinschaften arbeitete, wurde viel auf Werte geachtet. Aufrichtigkeit, Kameradschaft, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Mut, Gelassenheit, Selbstkontrolle, Gespür für Gerechtigkeit und Fairness, waren stetige Wegbegleiter. Hinterhältigkeit, Übermaß, Egoismus, Lügen (dazu gehören auch sog. Halbwahrheiten, die sich aus dem Weglassen wichtiger Informationen ergeben), Unbeherrschtheit pp. wurden geächtet, da sie im Zweifel den Einsatzerfolg, das Team oder gar das Leben gefährdeten.

Privat legte ich stets Wert darauf, bestimmte sprachliche Entgleisungen zu unterlassen. Selbstverständlich bleiben bei diesem Lebensweg auch mal gute Umgangsformen auf der Strecke. Fäkalsprache, sexuelle Anspielungen und wohlmeinende Beleidigungen waren im Dienst mit Sicherheit an der Tagesordnung bzw. gelangten auch schon mal ins Privatleben. Zumeist wurde dieses im Umfeld nicht gern gehört, dafür ist das freundschaftliche und familiäre Regulativ notwendig. Doch bei allem «Gehenlassen» gab es gerade im politischen Bereich Grenzen. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, einen Kollegen als «linksversifft» zu bezeichnen. Selbst die Bezeichnung «Zecke» wurde bisweilen schon mit einem gewissen Respekt benutzt, so wie uns die andere Seite als «Bullen» bezeichnete. «Bullenschweine» war dann eine andere Qualität, aber die Sache mit dem Hass erwähnte ich bereits.

Meine Schulausbildung und gesellschaftliche Formung im Mittelstand der alten Bundesrepublik Deutschland verbot mir die bewusste Benutzung der vom Nationalsozialismus geprägten Sprache. Die Problematik, einer politisierten Sprache, war uns als West – Berliner, die im Kalten Krieg heranwuchsen stets bewusst. Wenn sich Franz – Joseph Strauß und Herbert Wehner ihre verbalen Schlagabtausche lieferten, wurde dies häufig mit einem «Ui, Ui, Ui …»,kommentiert.

Wobei ich zu Strauß heute noch ein zwiespältiges Verhältnis habe, der Mann war deutlich zu weit nach rechts gedriftet, während Wehner wenigstens zu seiner kommunistischen Vergangenheit stand. Aber niemand wären Worte wie «Lügenpresse», «Staatsfunk», «Volksverräter», «Blockwart», «Völkisch», «Barbarische Männerhorden», «versifft», «Politisches Kartell (Neue Schöpfung, aber in der Richtung eindeutig, klingt nicht viel anders, wenn Hitler und Goebbels gegen die bestehende Regierung wetterten. Oftmals ist es weniger die konkrete Begriffswahl, sondern die Taktik, die die beiden anwandten.)

Den Wunsch, die Abkehr von dieser Sprache beizubehalten, betrachte ich als einen konservativen Anspruch.

Wir haben in Deutschland vielfältige Erfahrungen damit, wenn von Propagandisten Religionen oder Fremde in eine Buhmann – Rolle gedrängt werden, und damit versuchen eigene Macht zu begründen. Dies ist nun wahrlich eine der banalsten Maßnahmen aus dem 1 x1 der Propaganda. Mal waren es die Juden, die Engländer und Franzosen, der Panslawismus, der Bolschewismus, die Gastarbeiter, wie beschrieben: Wir haben einiges erlebt. Jeder Deutsche, der halbwegs bei Verstand ist, sollte hellhörig werden, wenn dies passiert.

Sich dieser Propaganda entgegenzustellen, betrachte ich als eine Pflicht für jeden Deutschen und ersehe ich als konservativen Wert, der spätestens nach 1945 in den Wertekanon dieses Landes gehört.

Schon auf dem Schulhof war es üblich, bei entsprechender Eignung, schwächere Mitschüler gegen fehlgeleiteten Schläger zu verteidigen, und da wurde es auch mal ruppig. Später galt diese Regel auch auf der Straße. «Wenn Du Dich mit jemanden anlegen willst, dann mach es auf Augenhöhe mein Freund! Hier stehe ich und warte!» Dies ist die Ehre der wirklich starken Charaktere, sich an einem Schwächeren vergreifen kann jeder, ein fairer olympischer Kampf sieht anders aus. Es mag sein, dass viele von uns einen Western zu viel gesehen haben, aber es hat funktioniert – auch dies nenne ich konservativ.

Es gibt diesbezüglich nicht nur das vom Bürgertum in Anspruch genommene Konservativ, sondern auch die althergebrachten Regeln des Milieus. Ich weiß, dass es diese kaum noch gibt, doch diese verlorenen Werte zu respektieren, betrachte ich als konservativ. «Wenn die Bullen vor Dir stehen, ist vorbei!», im Gegenzuge respektiere ich dann auch die Aufgabe und mache keine unnötigen Faxen. Milieu unterschied sich auch einst von den «gewöhnlichen» Gewaltverbrechern, doch auch dieses ist hinfällig. Fahndungsaufrufe u. persönliches Angehen von Ermittlern war bis auf in wenigen Ausnahmefällen ein Regelverstoß.

Heute werden bereits Menschen, die nicht einmal repressiv agieren können, sondern lediglich ihre Meinung sagen, beidseitig von links und rechts verbal bedroht. Mir persönlich ist es egal, ich kann damit umgehen. Wer diese Drohungen ausspricht, ist in die Vorlage gegangen und muss sich nicht wundern, wenn er im unmittelbaren Kontakt die sekundäre Reaktion spontan bekommt – gelernt ist gelernt. Eine sehr konservative milieubedingte Verhaltensweise.

Ich sprach die Rolle der Schwächeren an. Es gab mal eine Zeit, da wurden Menschen in ziemlich schwierigen Verhältnissen in den sogenannten Notaufnahmelagern untergebracht. Geraten Menschen in solche Situationen, kommt es zu Spannungen, Übergriffen und Straftaten. Damals waren wir bereit, die dort passierenden Geschehnisse zu akzeptieren, denn es handelte sich ja um unsere Brüder und Schwestern aus der DDR. Ich musste herzhaft Lachen, als einer dieser selbst ernannten Fotojournalisten ein Bild ins Internet setzte, auf dem ein vollkommen vermüllter Platz zu sehen war. Der rechtschaffene Bürger, wollte mit dem Bild auf die «schrecklichen» Flüchtlinge hinweisen. Leider hatte er ein Foto des Lagers der DDR – Flüchtlinge in Ungarn erwischt. Klarer Fall von ganz dumm gelaufen.

Ich kann auch noch beitragen, dass die deutschen Zuhälter ziemlich blöd aus der Wäsche guckten, als die freigekauften DDR -Bürger das Rotlicht Milieu übernahmen. Sie sahen sich einer bisher nicht gewohnten Brutalität gegenüber. Jene setzte sich dann im Bereich der Hooligans fort, und bis heute sind die auch noch stolz darauf. Ebenso führten sich die Chapter der 1 % Rocker in den neuen Bundesländern auf. Aber solche Dinge geraten gern in Vergessenheit.

Den Menschen als Mensch zu begreifen und zu akzeptieren, betrachte ich als eine konservative Haltung. Der ideale Mensch ist nicht existent – daran scheiterte schon Kant. Aus diesem Grunde verstand ich mich immer als Polizist und nicht als Richter. Wenn es allzu menschlich wird, gilt es einzuschreiten und wieder geordnete Verhältnisse herzustellen. Warum und wieso es dazu gekommen ist, interessiert mich erst in der zweiten Reaktion – aber privat interessiert sie mich. Doch ich werde es tunlichst unterlassen, das Richtschwert kreisen zu lassen. Ich muss mir als gelernter «Westler» immer sagen lassen: «Du hast keine Ahnung, was aus Dir in der DDR geworden wäre.»
Dem stimme ich zu. Wer weiß, wie mein Werdegang in diesem System gewesen wäre. Doch dann verstehe ich eines nicht: Wie können dann alle wissen, wie sie sich verhalten würden, wenn sie aus einem Kriegsgebiet oder einem Schwellen- bzw. Dritte Welt Land kommen würden? Wie gesagt: Einschreiten! Aber nicht richten! Im Zuge dessen verstehe ich einen weiteren Punkt nicht. Mir wird immer berichtet, dass in der DDR vieles gar nicht schlecht war, sondern im Falle eines vorhandenen Anpassungsvermögen, sich sogar angenehm anfühlte. Letztlich musste niemand flüchten und sich erschießen lassen. Trotzdem machten sich viele auf den Weg und brachten damit ihre Kinder in Gefahr.

Wie kann ich dann kein Verständnis für Menschen aufbringen, die sich aus den Flüchtlingsländern auf den Weg in eine ungewisse Zukunft machen und darüber hinaus, auf diese Einprügeln?

Einige der Krakeeler kommen aus Familien, die sich damals dem Flüchtlingstross aus Ostpreußen und anderen bedrohten Gebieten anschlossen. Wie können die Nachkommen dieser Familie fordern, dass die Flüchtlinge gefälligst im eigenen Land die Waffe in die Hand nehmen sollen? Sind das die Nachkommen derer, die 1914 Weihnachten wieder zu Hause sein wollten? Oder dachten, die Russen werden sich nicht wehren können? Erinnern die sich noch an das Flüchtlingsschiff mit jüdischen Familien an Bord, die in Europa von einem Hafen zum nächsten geschickt wurden?

Alle reden neuerdings von einer Deutschen Leitkultur. Wenn ich schon diesen seltsamen Begriff bejahen würde, hätte ich da einige Ideen, was dazu gehören sollte:

  • • Als Deutscher bei Gräueltaten die Klappe aufzureißen, ist immer ein sehr schwieriges Unterfangen. Kein anderes Volk hat sich damit so hervorgetan, wie wir. Selbst der IS könnte von den Nazis noch einiges lernen. Die Konsequenz daraus kann nur sein, als Volk darüber zu sinnieren, wie kann es zu solchen Verhaltensweisen kommen? Doch über andere zu richten, ist uns für Generationen verwehrt. Erst, wenn wir das letzte Sprachungetüm ausgemerzt haben, welches die Entmenschlichung eines Individuums ermöglicht, alle Organisationsstrukturen beseitigt haben, die eine Wiederholung unmöglich machen, können wir anderen Ratschläge erteilen, wie sie es verhindern könnten, und wenn wir unseren Kindern etwas auf den Weg geben können, dann ist es die Weisheit, dass das Erheben über einen anderen und ihn zu richten – eine der schlechten Ideen ist. Dieses könnte Teil unserer Kultur werden.
  • Der Gedanke, dass es eine einheitliche Kultur gibt, und alles abweichende «entartet» ist, war ein Baustein der Deutschen Katastrophe. Im gleichen Atemzuge gab es in Deutschland schon in der Kaiserzeit ein Ressentiment gegen Intellektuelle, die sich mit der menschlichen Natur auseinandersetzten. Konsequent wurde über hunderte Jahre das «Denken» in Deutschland unterdrückt. Kant wurde zensiert, Heine starb im Exil, die komplette Deutsche Intelligenz verabschiedete sich im Dritten Reich oder wurde ins Lager gesteckt, was noch übrig blieb, suchte nach 1945 im Ausland nach einem neuen Leben. Die Geisteswissenschaften wurden ausgedünnt bzw. mit alten der Entnazifizierung gerade noch so von der Klinge gesprungenen Professoren repariert. Es gibt nicht die 68er Generation als ein Ganzes. Sie waren nur ein Teil der Studentenschaft, ebenso gab es genug Anhänger der anderen Richtung. Es könnte Teil dieser Deutschen Leitkultur sein, endlich mit dieser Tradition der Intelligenzunterdrückung zu brechen. Jedoch sehe ich in einem Land, welches immer noch in Schubladen des 19. Jahrhunderts denkt und Schubladen mit der Bezeichnung Links – und Rechts öffnet, diesbezüglich schwarz. Zumal humanistische Ideen und Wertvorstellungen neuerdings als «Gutmensch» diffamiert werden. Diese organisierte Verteidigung der pragmatisch orientierten Machtmenschen ist für mich keine Kultur, sondern eine zerstörende politische Tradition.
  • Teil einer Deutschen Leitkultur könnte auch die Umsetzung historischer Erfahrungen sein. Immerhin haben wir das Dritte Reich als historisch einmaliges Ereignis hinter uns. Später erlebten wir eine Teilung, zwei sich voneinander wegentwickelnde deutsche Gesellschaften und eine darauf folgende Kollision. Meiner Auffassung nach versuchte die alte bundesrepublikanische Gesellschaft anfangs die DDR – Gesellschaft zu dominieren, um dann im Verlauf der Jahre im Inneren grandios zu scheitern. Wirtschaftlich haben wir den Kapitalismus und gesellschaftlich sind wir in der DDR gelandet. Wobei die kapitalistischen Strategen schnell die Vorteile des über Propaganda und Werbung manövrierbaren DDR – Bürgers erkannte. Wer sich die «Neue Rechte» aufmerksam anschaut, wird schnell erkennen, wie viel Kapital sich dort versammelt. Ein historischer Schelm, wer dabei zurückdenkt und auf die «Weisen von Zion» stößt. Kein geringerer als der amerikanische Großindustrielle FORD finanzierte die Verbreitung des gefälschten Pamphlets und bedachte Adolf Hitler reichlich mit Geld. Die deutsche Industrie zog bekanntermaßen (also für die mit dem «alten konservativen Geschichtsunterricht» bedachten) nach. Dieses zu wissen und dagegen zu sein, könnte einer konservativen deutschen Leitkultur entsprechen.
  • In Deutschland konnten schon mehrfach «begrenzt befähigte» Personen in die Schaltzentralen der Macht vorstoßen. Dieses zu verhindern, könnte eine kulturelle Aufgabe sein. Stattdessen fördert das Bildungssystem, bis hinein in die Universitäten, anpassungsfähige Persönlichkeiten, die mittels Nachplappern und Obrigkeitskonformität Abschlüsse erhalten, mit denen sie dann durch die Instanzen wandern. Die zurückliegenden Plagiatsskandale wurden persönlich abgehandelt, kaum jemand fragte danach, welche Systematik dem zugrunde liegt. In Teilen arbeitet die AfD mit dem System erfolgreich. Mittelmäßige Wissenschaftler schließen sich zusammen und eröffnen Stiftungen bzw. Zusammenschlüsse, die dann dem Pöbel als wissenschaftlich seriöse Instanzen verkauft werden. Wie gut, dass die Strecke bis Harvard, Berkeley oder Yale so weit ist, da kann man wenigstens das Gelächter nicht hören. In letzter Zeit fangen sie auch noch an, uns in unserer Top – Domäne der Ingenieurskunst zu schlagen. Als Beispiel sei da nur das gescheiterte Bahn – Projekt in China genannt. Ein Deutschland, welches sich von Statussymbolen und Titeln abwendet und dafür die echte Lebensleistung favorisiert, hätte eine echte kulturelle Leistung vollbracht.
  • Die Bundesrepublik hatte gesellschaftlich und politisch 1945 ihre Anlaufschwierigkeiten, von der DDR mal ganz abgesehen. Nationalsozialisten tummelten sich in allen Bereichen. Ab den sechziger Jahren gab es eine echte Chance, die vertan wurde, spätestens 1989 kam es zum kompletten Versagen. Kurzfristig flammten innovative Wertediskussionen und Veränderungen auf. Selbst im Öffentlichen Dienst kam es zu kleineren richtungsweisenden Reformen, die «Gutsherrenmentalität» und das «Ober- schlägt Unter» Prinzip durchbrechen sollten. Mittlerweile geht es wieder in die andere Richtung, die Leute konnten damit einfach nicht umgehen, es fehlte der kulturelle Unterbau.
    Es ist grotesk, wie Bürger auf der Straße «Wir sind das Volk» skandieren und dabei wie eine blökende Schafherde an den Lippen eines Führers hängen. Sie fühlen sich als eine Bewegung, die das «Oben» kritisieren, und installieren doch nur eine Truppe, die ihnen das Übermorgen verbieten wollen. Spätestens, wenn ein Typ mit einer Mikrofaserjacke neben mir steht, der einen Galgen mit einem symbolisch erhängten Politiker trägt, habe ich verstanden, in wessen Begleitung ich mich befinde. Und als den alten Werten der Republik verpflichteter Konservativer erahne ich, wo ich gelandet bin, wenn höhst richterlich, nicht eingeschritten wird.
  • Es waren die Konservativen der alten SPD, CDU und FDP, welche sich immer um eine staatsmännische Regulierung des Volkszornes bemühten. In Kenntnis der Deutschen Geschichte durfte alles geschehen, nur nicht das Volk aufstacheln. Parteimitglieder, die damit nicht konform gingen, wurden nach hinten durchgereicht. Bis zu dem Tage, als sie einfach eine neue Partei gründeten. Jetzt haben wir den Salat!

Es gäbe noch einiges mehr anzuführen, aber dies würde einen BLOG Beitrag sprengen. Im Ergebnis stelle ich für mich persönlich fest, dass alte «Wertekonservative» der Bundesrepublik Deutschland in ein altes deutsches Dilemma geraten.

Auch die SPD sträubte sich am Vorabend des Dritten Reiches gegen eine Zusammenarbeit mit den Kommunisten, da sie befürchtete vom Regen in die Traufe zu kommen. Heute wissen wir, schlimmer hätte es nicht kommen können. Das Zentrum vertraute damals, wie heute die CDU, auf ihre Fähigkeiten die Horden wieder einzufangen, auch diese Taktik scheiterte. Immer mal wieder lese ich Artikel von Soziologen und Politikwissenschaftlern, die die Prozesse herunterspielen. Sie weisen darauf hin, dass die wenigsten Prognosen, vor allem die negativen Untergangsszenarien nicht eingetroffen sind. Noch zwei Gedanken dazu! Welchen Zeitraum legen sie an? Einjährige oder wegen meiner vierjährige Prognosen, mögen zweifelhaft erscheinen, dies sehe ich ein. Doch wenn ich eine Billardkugel ohne Effet anstoße, kann ich dann nicht vorhersagen welche Wirkung zunächst eintreten wird? Stets wird auf die Unvorhersehbarkeiten hingewiesen. Selbstverständlich kann in der Eiffel ein Vulkan ausbrechen, und alles nimmt einen anderen Verlauf. Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit? Ist es dann nicht ratsam auf Erfahrungswerte mit dem Deutschen Volk zurückzugreifen, vor allem dann, wenn es sich auf eine seltsame Leitkultur beruft? Und was hätten diese weisen Männer einem Rathenau geraten? Oder was hätten sie den vielen späteren Opfern gesagt? Sorry … da war dann wohl doch eine Prognose richtig? Mich macht auch immer nervös, dass es sich dabei um Akademiker handelt, deren Lebenserfahrung sich auf den Campus und ihr Einfamilienhaus beschränkt. Der Michel spielt aber auf der Straße. Ich habe in all den Jahren eine Menge Stereotype kennengelernt und man mag mich für arrogant und bescheuert halten, in der Führungsriege der AfD habe ich noch niemanden entdeckt, dem ich auf Basis dieser zugegebener Maßen nicht sicheren Methode, über den Weg getraut hätte. Der alten Riege, Genscher, Müntefering, Brandt, Schmidt, Wehner, Lafontaine und sogar einem Kohl habe ich über große Strecken vertraut oder wenigstens Respekt gezollt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Mimimi … Heult doch!

Lesedauer 10 Minuten

Es gehört zu meinem persönlichen Masochismus, dass ich mich nahezu jedem Gespräch oder Meinung stelle. Aus diesem Grunde verfolge ich breit gefächert die Social Media Dienste, Publikationsplattformen der linken Szene, Accounts der AfD, und auch einige Publikationen von Menschen, die weit entfernt von meiner Meinung stehen. Gleichermaßen unterhalte ich mich auch in der realen Welt, mit Menschen aller Couleur und besitze wenige Berührungsängste. Wir müssen miteinander sprechen, egal auf welcher Seite wir stehen. Vor vielen Jahren sagte mal ein alter Kommissar zu mir: «Der Tresen ist heiliger Boden! Verlassen wir das Lokal, sind wir alle wieder natürliche Feinde!»

mensch bleiben

Ich habe diesen Rat immer befolgt. So kam ich mit Zuhältern, Hooligans, Rockern, Rechten, Linken, Autonomen, Flüchtlingen, Prostituierten, Räubern, Mitgliedern von Osteuropäischen Banden und wen man sonst noch alles treffen kann, ins Gespräch. Häufig stellte ich fest, dass die Menschen seltsame Vorstellungen von der Polizei und Polizisten haben. Menschlich nachvollziehbar betrachten sich die Menschen immer nur selbst und ihre eigenen Erfahrungen mit der Polizei. Wobei ich sagen muss, dass meiner Erfahrung nach, die sogenannten «Schweren Jungs», der alten Schule, die fairste Betrachtung der «Bullerei» entwickeln. Ihnen leuchtet es ein, dass die «Bullen» bei verbotenen Treiben etwas unternehmen und unter Umständen auch nicht zimperlich sind.

“OK! Das System wehrt sich verständlicherweise und schickt die Polizei. Wird der Polizei ein Bürgerkrieg geliefert, reagiert sie auch entsprechend. Eigentlich ganz einfach …”

strasse

Bei den politischen Radikalen und Extremisten ärgert mich immer die Unfähigkeit über die eigene Person, hinweg zu blicken. In den zurückliegenden Tagen haben die Rechtspopulisten und die Mitglieder der sogenannten linksextremistischen Szene, einschließlich ihrer jeweiligen Sympathisanten wieder prägnante Beispiele abgegeben. In Hamburg fanden Krawalle statt. Ein großer Teil der Protestler, waren entweder friedlich oder leisteten einen harmlosen zivilen Widerstand. Einige beließen es nicht dabei und randalierten, plünderten und lieferten sich eine Schlacht mit der Polizei. Linksautonome vertreten nun einmal die Auffassung, dass das «Schweinesystem» auch mit Gewalt bekämpft werden muss und friedliche Blockaden nichts bringen. OK! Das System wehrt sich verständlicherweise und schickt die Polizei. Wird der Polizei ein Bürgerkrieg geliefert, reagiert sie auch entsprechend. Eigentlich ganz einfach …

Gleichermaßen kann ich als Teilnehmer des Protestes davon ausgehen, dass die «Bullen» an vielen Stellen bis auf das Blut gereizt wurden oder gar Verluste durch Verletzungen hinnehmen mussten. Selbstverständlich kommt es dann auch zu Ungerechtigkeiten oder unzulässigen Übergriffen. Das Spiel ist bei nahezu jedem Demo – Teilnehmer bekannt. Das soll nicht passieren, aber wer nicht gerade an Einhörner glaubt und die Erde für eine flache Scheibe hält, ist sich dieser Umstände bewusst. Fast jeder weiß auch, dass die gewaltbereiten Teilnehmer die Friedlichen benutzen, dies gehört zum Einmaleins des Straßenkampfes. Eigentlich könnte man das sportlich nehmen und es wegstecken, statt sich weinerlich und hysterisch zu gebaren. Und spätestens wenn am Horizont die «weißen Murmeln» zu tanzen anfangen, ist jedem klar, jetzt geht es rund. Dann kann ich nach Hause gehen oder bleiben. Entscheide ich mich für das Letztere, kann es auch zu einem blauen Auge kommen.

Wer dies nicht kapiert, sollte weiter PC Ballerspiele bemühen, da wehrt sich der Gegner nur virtuell und es kann weitergemacht werden. Die Straße ist das reale Leben. – Mami, Mami, der andere hat sich gewehrt, ist albern.

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Ebenso darf ich mich nicht über eine Fahndung wundern, wenn ich eine Straftat begangen habe. So läuft es nun einmal in einem Staat. Sich dann hinzustellen und plärrend nach rechts zu zeigen: «Nach denen wird aber nicht öffentlich gefahndet!», entspricht dem Verhalten von kleinen Kindern im Buddelkasten: «Der hat aber auch gehauen!» Keine Sorge! Nach und nach bekommt jeder seine Strafe. Ihr habt den Kampf aufgenommen, dann dürft ihr Euch nicht wundern, dass der andere sich wehrt. Wer dies nicht kapiert, sollte weiter PC Ballerspiele bemühen, da wehrt sich der Gegner nur virtuell und es kann weitergemacht werden. Die Straße ist das reale Leben.- Mami, Mami, der andere hat sich gewehrt, ist albern.

rechte

Auf der rechten Seite ein ähnliches Bild. Da werden die Truppen aufgehetzt, was das Zeug hält. Zweifelhafte Gestalten werden als Ordner eingesetzt oder zu Veranstaltungen eingeladen. Wer sich gerade nicht beobachtet fühlt, «klatscht» mal eben einen Andersdenkenden oder Aussehenden um. Wer auf diese Art durch das Leben läuft, darf sich ebenfalls nicht wundern, wenn es einem mit gleicher Münze heimgezahlt wird. Vorsätzlich und mit taktischen Kalkül wird die Bevölkerung aufgestachelt und gegeneinander ausgespielt, das kann auch ins eigene Auge gehen. Auch hier könnte ein gewisser Sportsgeist entwickelt werden, anstatt sich als weinerlicher Verein von Opferlämmern auszugeben. Ohnehin zieht dieser gegenseitig vorgenommene Vergleich links – u. rechts nicht. Linksextreme beschränken sich bei Gewalt gegen Personen im Regelfall auf ausgesuchte Personen und die Polizei. Bei Angriffen auf Sachen oder Gebäude bekennen sie sich in der Regel – was ja einen Sinn ergibt. Damit sind die Taten aber auch einfach zu klassifizieren. Bei den rechten Truppen reichen vier betrunkene Schläger, die einen Ausländer, Homosexuellen oder ein anderes Opfer irgendwo antreffen. Für die Ermittlungen ist es aber deutlich schwerer einen rechten Zusammenhang herzustellen. Genauso gut können es ein paar Vollidioten mit einem homophoben Problem oder einfach nur brutale Prolls gewesen sein.

jusos

Und alle Beteiligten könnten einsehen, dass es da eine dritte Position gibt, die darauf gar keinen Bock hat: Die Polizei! Zumal sie unter unfairen Voraussetzungen an der Nummer beteiligt wird. Es ist halt nicht das klassische «Mexican standoff». Es entspricht mehr der «Zwei Glorreiche Halunken» Konstellation. Zwei haben geladene Revolver und einer nicht, er weiß es nur nicht.

Die Polizei ist sich dessen bewusst, sie ist eingegrenzt durch Recht und Gesetz, und darf nicht ernst machen, während die anderen Parteien der Auffassung sind, dass sie in den Free – Fight übergehen können.

Dann ist allen auch noch gemeinsam, dass sie stets alles nur auf sich beziehen. Es mag nicht in die Köpfe hineingehen, aber die Polizei hat deutlich mehr Aufgaben, als sich um politische Extremisten zu kümmern. In diesem Zusammenhang regt mich diese schon jahrelang aufs Tablett gebrachte Kennzeichnungsdebatte auf. Die Kennzeichnung kommt doch ohnehin fast nur bei gewalttätigen Demonstrationen von links und rechts zum Tragen. Im Alltagsgeschäft ist das kein Thema. Wenn der Bürger eine Dienstnummer haben will, bekommt er sie, fertig. Es gibt aber nicht nur Demonstranten, die ein Interesse an den Personalien eines Polizisten haben. Die Vertreter der Organisierten Kriminalität, vorn weg die Rocker und Clans haben ebenfalls ein starkes Interesse daran, Polizisten auszuspähen und zu bedrohen. Daran könnten lautstark auftretende Politiker auch mal denken, wenn sie Forderungen aufstellen. Es ist schon anstrengend genug, sich mit Rechtsanwälten herumzuschlagen, die nichts anderes im Sinn haben, als Polizisten zu diskreditieren.

Diese Wirrköpfe aus der Rigaer, ich will sie nicht als links bezeichnen, denn dies wäre zuviel der Ehre, sind simplen Gemüts. Sie denken sich: «Wenn die «Bullen» nach uns fahnden, dann dürfen wir das auch.» Seit den Achtzigern habt ihr nicht verstanden, dass die Polizei für deutlich mehr da ist, als sich mit Euch die Zeit zu vertreiben.

Über diese Tatsache hinaus, ist Euer Verhalten schlicht ärgerlich, lästig und extrem kontraproduktiv. Was wollt ihr denn? Gegen die «Faschos» antreten und das System ändern? Kleiner Tipp: Das wird nur mit der Unterstützung der Bevölkerung funktionieren. Ich gebe Euch ein praktisches Beispiel dafür. Ihr hättet im Sommer, als die Rechten zum ehemaligen Hess – Gefängnis marschieren wollten, ohne die breite Masse der Spandauer gar nichts ausgerichtet. Weil aber alles friedlich blieb und keiner die Braunen auf der Straße sehen wollte, war die Unterstützung da. Denkt mal nach, vielleicht ist es sinnvoll, sich die Sympathien der restlichen Bürger zu erarbeiten. Ich habe volles Verständnis dafür, wenn man sich als junger Mensch darüber erregt, wenn ein Energiekonzern sinnlos ein Stück Wald kaputtmachen will. Deshalb wurde die Szene dort auch von den Anwohnern unterstützt. Mit Sicherheit wird es auch dort beidseitige Übergriffe gegeben haben. Und? Das man bei der Aktion ein paar Beulen kassiert ist vorher klar und gehört dazu. Im Zweifelsfall läuft es auf eine Gerichtsverhandlung hinaus, bei der man klar Stellung beziehen kann. «Euer Ehren, ich habe da auf dem Baum gesessen, weil ich das Vorgehen der Landesregierung eine Sauerei finde. Wenn Sie mich dafür verurteilen wollen – Bitte, sehr! Ich habe mich dagegen gestellt.» Das gilt auch für jeden Steinwurf. Da besteht für mich der Unterschied zwischen einfach nur kaputt machen wollen und einen geilen Randale – Abend zu haben, und einer echten politischen Haltung. «Ja! Hier stehe ich. Ich habe die Steine geworfen, weil ich gegen das System kämpfen will.» Wenn man sich dafür entscheidet, muss man auch dazu stehen.

Ich kann dieses: «Die Polizei trägt hierbei eine Mitschuld!», nicht mehr lesen oder hören. Schuld ist entweder moralisch oder gesetzlich begründet. Gesetzlich besteht sie dann, wenn ein Täter bei klaren Verstand und vorsätzlich gehandelt hat. Die Polizei hat aber weder den Vorsatz, dass eine Demonstration eskaliert, ein Terroranschlag passiert oder eine Straftat geschieht. Die Polizei mag Fehler begehen, falsche Entscheidungen treffen oder Lagen falsch einschätzen, doch sie ist nicht am Geschehen bzw. an der Straftat schuld. Die hat der Täter begangen und einzig seine Schuldfrage ist vor Gericht zu klären. Es ist zur Unsitte in unserer Gesellschaft geworden, die Verantwortung für etwas, anderen in die Schuhe zu schieben. Der Terrorist vom Breitscheidplatz heißt immer noch AMRI und nicht die Sicherheitsbehörden. Wer die aktuellen Kommentare liest, muss den Eindruck gewinnen, dass die Behörden den Anschlag initiiert haben. Genauso sieht es beim G20 – Gipfel aus. Die Bundesregierung und der Hamburger Senat haben mit Sicherheit die Demonstrationen und die Sitzblockaden provoziert. Aber wer einen Stein oder Molotow – Cocktails auf Menschen wirft, sich dabei nicht einmal sicher sein kann, wen er trifft, handelt auf eigene Rechnung. Sonst könnte jeder Totschläger behaupten: «Herr Richter, ich wurde provoziert, also ist der Tote selbst schuld.» Vor Gericht heißt das: «Der Beschuldigte zeigte keinerlei Einsicht!»

Jenseits der Elfenbeintürme hat die Polizei es immer mehr mit rücksichtslos agierenden kampfsporterfahrenen Tätern zu tun, die den lieben langen Tag nichts anderes tun, als zu trainieren.

In diese Überlegung passt auch die Diskussion um den Taser – Einsatz. Da ist einer, der setzt eine Ursache. Egal aus welchen Beweggründen, stellt er eine Gefahr dar. Wenn sich der Polizist ihm nähert, muss er sich auf eine körperliche Auseinandersetzung mit ungewissen Ausgang einlassen. Warum sollte er das tun? Der Täter hat gefälligst sein Handeln einzustellen, so einfach ist das. Gern wird von den Gegnern immer mit der potenziellen Herzkrankheit argumentiert. Die ist beim Nahkampf mit einem Polizisten ebenfalls gefährlich. Jenseits der Elfenbeintürme hat die Polizei es immer mehr mit rücksichtslos agierenden kampfsporterfahrenen Tätern zu tun, die den lieben langen Tag nichts anderes tun, als zu trainieren. Einige üben sogar Techniken, mit denen sie die Schutzkleidung der eingesetzten Beamten umgehen. Nochmals die Frage: Warum soll sich ein deutscher Polizist mit diesen Tätern herumschlagen?

festnahme

Praxisbezogen ist es ohnehin sinnvoller, mit dem Täter nicht in Kontakt zu kommen. Beidseitig ist das Verletzungsrisiko deutlich geringer, wenn der festnehmende Beamte den Betroffenen mittels Befehlen aus einem Fahrzeug heraus dirigiert, als wenn er an ihm physiotherapeutische Übungen vollzieht. Kommt dieser den Anweisungen nicht nach, muss etwas passieren. In anderen Ländern kommt es dann nicht selten zum Schusswaffengebrauch, dann doch wohl lieber der Taser.

Aber in einer Gesellschaft, die anteilig im Schlaraffenland mit Feen spielt, wird selbstverständlich erst einmal der schießwütige, chronisch schlecht gelaunte und gewalttätige Polizist vermutet. Diesen Menschen wünsche ich mir im Stillen eine Kneipenschlägerei oder die Festnahme eines Clanmitglieds im Kiez. Spätestens wenn die Menge der «Befreier» auf 10 Personen angewachsen ist, schreien sie nach Verteidigungsmitteln. Meiner Auffassung nach, sollten alle Entscheidungsträger, von Politik bis Justiz ein Jahr lang auf einem Schwerpunktabschnitt mitfahren. Ich glaube, einige würden danach anders argumentieren. In erster Linie ist nicht die Polizei brutaler geworden, sondern die

Vorgesetzter

Leute sind aggressiver. Manche sind nicht nur aggressiv, sondern sie leben nach dem Motto: «Schauen wir doch mal, wie weit ich gehen kann und wenn mich keiner bremst, mach ich halt weiter.» Wer sich damit nicht auskennt, muss sich nur einmal ein paar Videos einiger Möchtegern – Rapper anhören, oder sich eine Folge von 4 – Blocks ansehen. Das Landesbeamtengesetz verbietet mir leider, öffentlich die passenden Worte dafür zu finden.

In den Achtzigern, war die Sicherstellung einer Waffe ein herausragendes Ereignis und wurde seitens der Gerichte mit einem Jahr Strafe bedacht. Heute gehört das Mitführen einer Kanone zum guten Ton. Die Anzahl der Messerangriffe war überschaubar, mittlerweile greifen schon Jugendliche zum Messer. Das ist die Realität! Es ist auch Realität, das Ermittler und Ordnungsämter zwischen den Zeilen klar und deutlich von kriminellen Gruppierungen bedroht werden.

Keiner will sich mit Kriminellen, die sich soweit aus dem Fenster lehnen in den Cli

mafiosi

nch begeben. Ich erinnere an die Funkstreife, die in Berlin von Arabern angegriffen wurde, weil sie nach deren Auffassung zu langsam gefahren sind. Ein Taser wäre da hilfreich gewesen. Wenn der Angreifer in diesem Falle herzkrank ist, dann ist das, persönliches Pech. Für die Politik ein kleiner Hinweis: In Berlin müssen Polizisten bei der Überbringung einer Todesnachricht, weil sich die Sprösslinge mit einem gestohlenen Auto um einen Baum gewickelt haben, von einem Spezialeinsatzkommando begleitet werden! Und auch wenn es schon ein paar Tage her ist. Ein Mahmoud El – Zein, der vor laufenden Kameras die Berliner Polizei als “Kinder” bezeichnete, ist kein Einzelfall. Unvergessen ist auch die Ansage einiger Clan – Mitglieder beim Trauermarsch für einen erschossenen Polizisten: “Ihr seid die nächsten!” Das sind Typen, die beim Erkennen einer Chance, ohne große Vorwarnung auf Polizisten los gehen. Da kann ein Taser als Mittel zur Selbstverteidigung durchaus gute Dienste leisten.
Doch es sind nicht nur die, welche sich immer mehr hervortun. Im nachfolgenden Video kann man ein schönes Beispiel dafür sehen, wer sich sonst noch ins Spiel bringt:

Mir muss mal jemand erläutern, warum sich die Polizisten mit diesen Honks prügeln sollen und sich damit erheblichen Gefahren aussetzen. Immerhin haben sie schon die Waffen zur Hand. Mit einem Taser wäre die Lage sehr schnell entschärft gewesen. Im Gegenzuge möchte ich nicht wissen, was bei einer Schußabgabe passiert wäre.

Fazit:

Die «normalen» Bürger, inklusive der politisch Radikalen und Extremisten, sollten sich mal wieder mit dem Wort Verantwortung auseinandersetzen. In Berlin sagt man dazu: «Man kann eine ganze Menge Scheiße bauen, aber irgendwann muss man dafür auch mal gerade stehen.» Die Schwerkriminellen müssen in Deutschland wieder beigebracht bekommen, dass die deutsche Polizei keine «Kindergartentruppe» ist. Bei solchen Typen funktioniert keine

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Prävention, sondern nur Abschreckung.

Auf dem Berliner Wedding und in Neukölln haben die Kriminellen einen höllischen Respekt vor den Spezialeinheiten, weil sie ganz genau wissen, dass es dann für sie eng wird. Den gleichen Respekt müssen sie wieder allen eingesetzten Polizisten wieder aufbringen.

Ein alternder Zuhälter beklagte sich bei mir am Tresen: “Mensch, was sollen wir denn gegen diese neuen Typen machen. Die haben keine Skrupel, sind bis an die Zähne bewaffnet und brutal wie Sau. Da kannst Du nur noch mit der Knarre in der Hand antworten!” Er erkannte das schon vor knappen zwanzig Jahren, ich bin mal gespannt, wann diese Erkenntnis auch in der Politik ankommt.

Und bevor sich wieder irgendein Hansel aus dem AfD – Lager angesprochen fühlt: Mit Flüchtlingen und Islam hat dies überhaupt nichts zu tun. International sitzen bei den Banden die Fäuste, Knarren und Messer lockerer. Je größer Städte werden, die Globalisierung voran schreitet, desto heftiger wird das Problem. Und Merkel ist auch nicht schuld, ihr Pappnasen!